JFK-Märchenstunde in der “Welt”

Broeckers_JFK_web-1Da man als Knecht der Springer(-stiefel)-Presse laut Arbeitsvertrag der Politik der NATO verpflichtet ist, kann aus diesem Hause auch in Sachen Kennedy keine kritische Auseinandersetzung mit der Doktrin des Einzeltäters Lee Harvey Oswald erwartet werden.  Insofern ist die Behauptung des “Welt”-Redakteurs Alan Posener, dass diese Doktrin ausschließlich auf Tatsachen beruht, während alle Andersdenkenden –  und das ist die weit überwiegende Mehrhheit der Bevölkerung, in den USA und im Rest der Welt – nur Mythen aufgesessen sind und “Pseudo-Wahrheiten kolportieren”, zwar erwartbar, strotzt aber ihrerseits vor Pseudo-Wahrheiten en gros.

So zählt Posener zu den “erdrückenden Beweisen” für die Täterschaft Oswald unter anderem das von ihm im Versandhaus für 19,95 $ (inkl. Zielfernrohr) bestellte Gewehr. In den Protokollen der Dallas-Police taucht dieses aber  anfangs gar nicht auf. Die vier Polizisten, die nach der Tat ein Gewehr im 6. Stock das Schulbuchlagers sicherstellen, identifizieren dieses als Mauser. Erst zwei Tage später verwandelt sich das deutsche Präzisonsgewehr in den italienischen Schießprügel “Mannlicher-Carcano” ( den der heimtückische Präsidentenmörder wohl per Versand bestellte, um eine Elefantenspur zu hinterlassen). Einen “Cottontest”, ob aus dieser Waffe kürzlich geschossen wurde, nahm die Polizei nicht vor, sehr wohl aber testete sie Oswalds Wangen auf Schwefelspuren, wie sie beim Feuern eines Gewehrs unvermeidlich sind – das Ergebnis war negativ. An seinen Händen befanden sich Spuren, die auf den Kontakt mit  Büchern und Kartons zurückgeführt werden konnten – gewaschen hatte er sich also nicht. Ein Anwalt wurde ihm während der insgesamt 7-stündigen Verhöre verweigert, Protokolle seiner Aussagen existieren nicht, weil angeblich in Dallas kein Tonbandgerät zur Hand war, auch Stenographen hatte man gerade keine da (!!??). Als er zu einer Pressekonferenz geführt wird, streitet er ab, auf irgendwen geschossen zu haben (“Ich bin der Sündenbock hier”) – Posener indessen behauptet, Oswalds Motiv sei gewesen “durch eine historische Tat Unsterblichkeit zu erlangen”.

Die nächste vollmundige Pseudo-Wahrheit folgt: “Die Verletzungen am Schädel sind unvereinbar mit einem Schuss von vorn. Kurzum: Es gab nur einen Schützen. Er feuerte drei Schüsse von hinten und oben. Einer war tödlich.” Nur wer die letzte offizielle Untersuchung des JFK-Mordes durch das “Assassination Records Review Board”, die  u.a.  zweifelsfrei belegt, dass die Autopsiefotos von Kennedys Schädel manipuliert wurden, einfach ignoriert, kann solche Pseudo-Wahrheiten noch in die Zeitung schreiben. Ebenso wie die Warren-Kommission nur zu ihrem Ergebnis kommen konnte, weil sie die Aussagen der hinter der Limousine fahrenden Motoradpolizisten ignoriert, die aussagten, sie seien von Blut und Gehirnteilen des Präsidenten getroffen worden – und das ist physikalisch unvereinbar mit einem Schuss “von hinten und oben”. Das macht aber nichts, wenn man wie Posener ein Anhänger der Glaubensgemeinschaft der magischen Kugel ist, die ja gar nicht magisch war, weil Conally ein bißchen anders gesessen hat. Klar – so  wie die Jungfrau Maria eben ein bißchen anders lag, als sie vom Heiligen Geist geschwängert wurde…

Jack Rubinstein (alias Ruby), der Oswald im Polizeirevier von Dallas erschoss, tat dies nicht um Oswald zum Schweigen zu bringen –  “Ruby war auch nicht, wie kolportiert wird, Mitglied oder Handlanger der Mafia”-  sondern weil er als “paranoid-psychotischer” Jude glaubte, “der Kennedy-Mord würde das Fanal zu einem Pogrom gegen die Juden sein, den nur er durch die Tötung des Mörders abwenden könne.” Schon wieder eine Pseudo-Wahrheit über einen Täter, der historische Untserblichkeit erlangen will. Tatsächlich sind die Mafia-Kontakte Rubys seit seiner Jugend in Chicago dutzendfach belegt, an den zwei Tagen nach Oswalds Festnahme telefonierte er mit mehreren einschlägig bekannten Mobstern – und seine damalige Geliebte, die Jeff Morley 2013 ausfindig machte sagte aus, dass Ruby “keine Wahl” hatte, denn “seine Bosse” hätten ihm die Tat befohlen.

Von dem Mumpitz, den  Posener in seiner “Faktencheck” genannten Märchenstunde dann über die Verwicklungen von CIA und Mafia in die Welt posaunt, könnte man jeden zweiten Satz zerpflücken. Doch die Mühe lohnt nicht, denn: “Da bewiesen ist, dass Oswald die Tat verübte, sind alle Verschwörungstheorien ohnehin bodenlos.”  Bodenlos ist indessen nur die Ignoranz, mit der hier haltlose Beweise als historische Wahrheit ausgegeben und dokumentierte Fakten, die nicht in dieses Konzept passen,  als “Theorie” oder “Mythen” hingestellt werden:  “Kennedy wollte die US-Streitkräfte aus Vietnam abziehen (…) Dies ist die Theorie, die der mysteriöse Herr X in Oliver Stones Märchenfilm “JFK” vertritt.” Dass Oliver Stones Spielfilm der Realität sehr viel näher kommt als der drittklassige Märchenonkel Posener lassen wir mal dahingestellt, JFKs Anweisung des Abzugs aus Vietnam aber ist keine “Theorie” sondern ein Dokument, namentlich das “National Security Action Memorandum” Nr. 263, das sein Generalstabschef Maxwell Taylor am 4. Oktober 1963 an die Joint Chiefs of Staff wie folgt weiter gab: “All planning will be directed towards preparing RVN forces (die vietnamische Armee) for the withdrawal of all U.S. special assistance units and personnel by the end of calendar year 1965.”  Etwa zur selben Zeit hatte JFK seinen engsten Vertrauten angekündigt, nach seiner Wiederwahl nach Moskau zu reisen um einen Friedensvertrag mit Chruschtschow anzugehen. Dass der Vietnamkrieg mit Milllionen Toten und vieles mehr  der Welt erspart geblieben wären, hätte Kennedy weiter gelebt,  ist keine “Theorie”, sondern sehr wahrscheinlich. Johnson hingegen soll,  während JFKs Sarg in Washinton noch aufgebahrt war, bei seinem ersten Treffen mit den kriegslüsternen Top-Militärs gesagt haben: Seht zu, dass ich nächstes Jahr gewählt werde, und ihr bekommt euren Krieg… und so kam es dann auch.

11 Comments

  1. Posener hat seine alte und öde Kennedy-Biographie neu auflegen lassen und muss logischerweise alles wegbeissen, was seinem staatstragenden Propagandageschwalle im Weg steht – so auch sämtliche Argumente, die gegen den Einzeltäter Oswald sprechen. Das geht halt nur mit Ignoranz, Verdrehen von Fakten und Diffamierung von “Verschwörungstheorien”… Mainstreambusiness as usual.
    “Springer(-stiefel)-Presse” trifft es ziemlich gut – die Knechte dort werden gut bezahlt, um jeden Krieg der USA – ob vergangene oder zukünftige – gnadenlos hochzujubeln. Mit Journalismus hat das nichts zu tun…

  2. Poseners Alan ist einer, der sogar für die, in deren mutmasslichem Sinn und Geiste er eigentlich schreibt, zu dick aufträgt oder sonstwas Grundlegendes falsch macht. Wenn ein Henryk M. Broder (wo man beim M nicht genau weiss, ob es für “Marcin”, “Modest” oder “Mutti” steht) dafür sorgt, dass er nicht mehr für “die Achse des Guten” schreiben darf, dann sagt das doch eigentlich alles aus. Na ja, vielleicht mit der Einschränkung, dass HMB seine bisweilen gelungenen und geistreichen Artikel auffällig oft in der “Welt” platziert. Da könnte man schon ins Grübeln kommen.

    Wenn man das Aufdecken von Staatsverbrechen einmal mit einem Ego-Shooter-Spiel vergleichen wollte, dann, Herr Bröckers, kommen Sie demnächst ins letzte Level: Showdown mit dem Obermotz und seiner Hilfshexe. So langsam wird’s und gilt’s ernst: Man wird die Rollenteilung aus klassisch rechtsgerichteten US-Schurken-Zirkeln und den ursprünglich solid linken Zionisten in ihrer Rolle als geistige Medienglucke aufdröseln und zu artgerechten Schlägen gegen beide ausholen müssen. Die Theorie vom “Einzeltäter” im Sinne der Dominanz einer Entität über alle anderen, die letztlich nur im Gefolge der ersteren handeln, ist gewagt. Und doch muss man sich, wenn man nicht von zwei Seiten gleichzeitig angeschossen werden will, für ein erstes Hauptziel entscheiden, dieses in Schach halten und hernach aus Gründen der Gerechtigkeit und Gründlichkeit die verbleibenden der Reihe nach vornehmen.
    Wenn Sie also die CIA als jenen Brennpunkt im Auge des Ermittlers haben, in dem alle Fäden aus Motiv, Möglichkeit und Macht zur Veranlassung zusammenlaufen, müssen Sie den direkt bekämpfen und ganz cool die Schwätzerpresse Schwätzerpresse sein lassen – oder die Taktik umkehren: Erst mit dem Besen der Bürgeraufklärung und -meinung den Augiasstall unserer Pressehäuser ausmisten und in dieser medialen Stimmung auf Freigabe und öffentliche Akzeptanz jener Dokumente zählen, mit denen die Urschuld bei autochthonen amerikanischen Einheiten platziert werden kann. Dass jemand wie Sie sich in einen Zwei-Fronten-Konflikt stürzt und darin aufgerieben wird, ist genau das, was Ihre Gegener wollen.

  3. … wieso geht hier keiner auf die
    FED-Spur ein ? D.h., dass Kennedy die Herrschaft über das Geld wieder dem US-Staat übertragen und nicht den FED-Gangstern überlassen wollte.

  4. @waterboardet: Die FED-Spur ist meines Wissens eine Spur, die zu den Rothschilds und damit nach Europa und dort in die Bücher- und Bankenstadt Frankfurt führt. Da weiss man oft gar nicht, wo man anfangen und aufhören soll. Es ist ein so gefährliches Pflaster, dass es kaum direkte Begegnungen mit denen hinter den Masken, Fassaden und Kulissen geben kann. Dafür sorgen die geschickt – oft so, dass wir’s gar nicht merken. Klären Sie doch einfach mal ab, ob wir alle nicht vielleicht mit unseren Ersparnissen oder Renten schon gedungen sind. Trotzdem, da gebe ich Ihnen recht, sagen müsste man es dürfen.

  5. Das die FED möglicherweise ein Motiv hatte, wegen JFKs Silberdollar Ideen, macht sie noch nicht zu einem Täter. Auch Dutzend andere hatten ein Motiv – doch sie standen nicht auf dem grassy Knoll, auch keine Bankster wurden dort gesichtet. Motive allein reichen nicht um eine wahrscheinliche Täterschaft festzumachen – da landet man schnell in idiotischen, kontraproduktiven Verschwörungssuempfen…..

  6. Das Kennedy-Attentat scheint mir eine mehr oder weniger öffentliche Hinrichtung zu sein, nur scheinbar kaschiert, eine Art Machtdemonstration der “deep politics”. Kaum jemand wird ernsthaft an Oswalds Alleintäterschaft glauben, diese Behauptung ist bloss eine Art Höflichkeitsfloskel gegenüber dem westlichen Wertesystem. Und der Geheimdienstapparat hätte diskretere Wege, jemanden zu beseitigen, als ihn auf einer öffentlichen Veranstaltung zu erschiessen. Die eigentliche Botschaft (an alle Politiker, Beamte, Chefredaktoren usw. der Welt) ist: Seht her, wie es einem gehen kann, der unseren Kurs nicht einhält. Und seht, wie wir dabei die öffentliche Wahrnehmung im Griff haben.
    Diese Botschaft hat jeder verstanden, an den sie adressiert war.

  7. Eben über den Internetäther gegangen ist der zweite Teil eines aufschlussreichen Interviews mit Saint John Hunt:

    http://truthjihadradio.blogspot.com/2013/11/saint-john-hunt-reflections-on-dads.html

    “Seltsamerweise” ist die angegebene Archivseite wohl momentan gehackt, aber dort sollte es in Bälde nachzuhören sein.

    (Saint John Hunt has more first-hand information about who really killed JFK than just about anyone else alive, because his father, E. Howard Hunt, opened up to him during the last years of his life – and provided an insider’s view of the assassination. Hunt named LBJ and CIA propaganda chief Cord Meyer as key orchestrators, CIA officer Bill Harvey as a ringleader, and CIA gunmen Frank Sturgis and David Morales as “involved.”)

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