Battle of Brexit

Queen Brexit

Dass man den Briten nicht nachweinen muss, wenn sie die EU verlassen, weil sie mit ihren ewigen Extrawürsten eh nur genervt haben, hatten wir vor einiger Zeit schon angemerkt ( hier und hier ). Europa kommt künftig auch ohne die verregnete Insel klar, die sich in Vergangenheit eher als Hemmschuh, denn als Förderer europäischer Kooperation erwiesen hat und dem Kontinent wirtschaftlich außer dubiosen “Finanzprodukten” nicht viel zu bieten hat. Außenpolitisch agiert England  ohnehin zuerst als Pudel bzw. Pittbull des großen Cousins in Washington und weniger im Interesse der europäischen Nachbarn und ist auch auf diesem Feld verzichtbar.

Als Markt für europäische Exporteure bliebe die Insel indessen auch weiterhin erhalten, denn außer bei Schafwolle und Landminen reicht die Eigenversorgung kaum aus, um den heimischen Bedarf zu decken. Das könnte dann freilich erheblich teurer werden, da dass Pfund bei einem “Brexit” am 23. Juni voraussichtlich erst mal in den Keller rauscht. Und bis neue Handelsverträge mit der EU ausgehandelt sind, wird es nicht nur dauern, die Briten sitzen bei den Verhandlungen auch nicht am längeren Hebel und werden Kröten über Kröten schlucken müssen, wenn sie mit dem Kontient im Geschäft bleiben wollen. Deshalb würde ich auf einen Austritt keine Wette abschliessen – selbst wenn die Murdoch-Medien und die Queen dafür trommeln

Für die EU und das Projekt Europa wäre ein Brexit zwar leichter zu verkraften als für England, aber ohne Frage ein herber Rückschlag –  wenn auch einer mit Ansage. Schon die Art und Weise, wie der “Grexit” abgewendet wurde  hat deutlich gemacht, dass es mit einer echten “Union”, einem vereinigten und föderativen Staatenbund noch nicht weit her ist. Dieser kann und wird  nur mit einem Länderfinanzausgleich funktionieren, der bei mittlerweile 28 Mitgliedsstaaten mit aktuell stark differierender Wirtschaftskraft  freilich  illusorisch scheint. Schon die Bayern, Jahrzehnte lang von den anderen Bundesländern hochgepäppelt, klagen ja mittlerweile regelmäßig, dass sie jetzt schon  mehr einbezahlt, als erhalten haben und wollen ihren Beitrag kürzen. Wie das Heulen und Klagen der reichen EU-Länder aussehen würden, wenn sie die Armenhäuser im Süden und Osten stärker unterstützen müssten, kann man sich leicht ausmalen.

Allerdings haben die Wähler*innen auf der Insel auch durchaus nachvollziehbare Gründe für einen Austritt:  die Lobbyisten-Bürokratur aus Brüssel abzuschütteln brennt in allen EU-Ländern vielen auf der Seele. Dass ein “Brexit” einen Domino-Effekt haben könnte ist deshalb eine naheliegende Befürchtung. Aber vielleicht muß es dazu kommen und die von oben – qua Euro oktroierte –  “Gemeinschaft” noch einmal zerbrechen, bevor die einzelnen Mitglieder sich zusammenraufen und realisieren, dass ein Rückfall in den Nationalismus keine Lösung ist.

Dass er vielmehr zum ernsten Problem werden kann, macht der Mord an der Labour-Abgeordneten Jo Cox deutlich,  die sich sehr für Migranten einsetzte: ihr Mörder ist ein langjähriger Neo-Nazi.  Weil er ein Weißer ist, und “Britain First!” brüllte, wird der Mord freilich eher als Tat eines geistig Verwirrten dargestellt. Hätte er “Allah akbar” gerufen und wäre Moslem, gälte er mit Sicherheit als  “Terrorist”.

10 Comments

  1. “Let the Brirs fuck up”…außer ” Beatles” kam doch eh nie was Vernünfitiges von den Insel-Affen 🙂

  2. Battle of Brexit – treffender Titel.
    Hoffentlich kommt eine Mehrheit für den Brexit zustande – nicht, weil ich die Briten draussen sehen will, sondern weil es ein lustiges Spektakel würde zu beobachten, wie diese Entscheidung ganz im europäischen Demokratieverständnis übergangen werden würde.
    Die Griechen durften ja auch abstimmen, gehört wurden sie nicht.
    Wer weis, vielleicht würde Europa sogar aus dem Koma erwachen.

  3. der Mord an Cox könnte wahlentscheidend sein.
    Gegen den Brexit da jetzt wohl mehr Briten mit den Brexit-Gegnern sympatisieren.

    Der Brexit könnte bekanntermaßen eine sehr weitreichende Entscheidung für die Brits und für Europa sein. Falls der Brexit kommt, könnten sich andere EU-staaten animiert fühlen ebenfalls einen Exit anzustreben. Das wiederum könnte das EU-Projekt gefährden. D.h. dieses Referendum ist sehr wichtig, nicht nur für England sondern auch für Europa.

    Vermutlich ist es sehr weit hergeholt mal zu Fragen ob dies ein Plot der Brexit-Gegner sein könnte um die Anti-EU Stimmung mehr Pro-EU werden zu lassen, oder?
    Kein Geheimdienst würde so ein “Bauernopfer” für eine “größere Sache” in Kauf nehmen, richtig?

    Es gibt ja keine Beweise für so eine Theorie und deshalb darf nicht spekuliert werden. Vielleicht kommt nach dem Brexit was hoch, wie so oft, aber dann ist ja alles schon gelaufen. Der Einzeltäter verurteilt usw. usw.

  4. @M.M.
    ..stimmt schon, die Sache riecht.

    Ob die Insel den Club verlässt oder nicht, ist sowieso nur für “Investoren” und deren Dienstbotenschaft eine relevante Nachricht.

    Für Girokonto-Otto-Normal-Depp wäre es klüger sich derlei Interessen nicht zu eigen zu machen, und stattdessen die Abrißbirne für den Club in Stellung zu bringen.

  5. das ist doch genauso wie mit Grexit. Wie sicher war man sich, daß Griechenland raus muß aus der EU? Und wie ist es gekommen? Hat sich was geändert? Genauso wird es auch mit Brexit enden. Nichts wird passieren. Das ist doch nur Werbung in eigener Sache, so zu sagen. Man tut als ob die Mitglieder eine Wahl hätten. Sie wissen schon.

  6. @ Stefan Griechenland hat aber nicht über den Grexit abgestimmt und die Regierung ist ja dem Volk in den Rücken gefallen. Deswegen ist nichts passiert.

    Werbung in eigener Sache? Das glaube ich kaum. Cameron war sich ganz sicher das der Brexit kein Thema wird. Er hat sich geirrt und nun wird Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt um das Desaster (für sich und die Rest-Elite) zu verhindern.

  7. wetten, daß am Ende doch die “Mehrheit” der Britten gegen Brexit stimmen wird? Knapp aber trotzdem. So läuft das nämlich immer. Auch wenn die “Wähler” in Wirklichkeit ganz anders abstimmen. Einführungszeichen beabsichtigt. Nun ja, bald wissen wir’s genau. Und ich prophezeihe ebenfalls, daß Hillary demnächst Angela als stärkste Frau der Welt ablösen wird. Beide gehören in ein Zelt. Was für ein Zirkus!

  8. @M.M.: Wäre wirklich ein guter Beitrag zur Klärung des Falles, wenn jemand die neuesten Gerüchte bestätigen oder verwerfen könnte, Bernard Kenny, von dem berichtet wird, er sei der angegriffenen Politikerin zu Hilfe geeilt und dabei auch selbst von dem Messerstecher verletzt worden, dass also dieser Bernard Kenny schon seit drei Jahren tot sei. Zur Verleihung einer Ehrenauszeichnung (seiner zweiten, nachdem er vor einigen Jahren bei einem Grubenunglück Grosses geleistet haben muss) wurde er bereits ausgerufen. Und aus dem Krankenhaus entlassen sei er auch.

    Und dann ist da noch das uralte US-Projekt MKULTRA. Da es geheim ist, weiss Wikipedia im wesentlichen nur, dass es, soweit aufgedeckt, skandalös war und von A-Z auf widerrechtlichem Handeln basierte, aber nichts ist bekannt über den tatsächlichen Erfolg der dort erforschten Methoden, Menschen per Folter, Hypnose und bewschwörenden Mantras und Assoziationen eben tatsächlich zu dem zu machen, was wir jederzeit, falls es sich um Muslime handeln würde, als “Schläfer” zu bezeichnen gelernt haben. Die seien besonders gefährlich, weil lange Zeit unauffällig – und dann wie aus dem nichts…Bei dem für den Mord an Robert Kennedy verurteilten Mann halte ich es für möglich, dass er, Sirhan Sirhan, in Wahrheit ein Abgerichteter war und deshalb auch völlig getreu, beständig und wahrheitsgemäss regelmäsig zu Protokoll gibt, er habe an “die Tat” keine Erinnerung, es fühle sich an, als müsse er in Trance gewesen sein.

    Und wo würde man Kandidaten für eine kompatible Schläferexistenz gezielt rekrutieren, wenn man die freie Wahl hätte? Doch unter denen, die gedanklich schon in der gewünschten Richtung vorgeprägt sind und idealerweise mit dem Gesetz auf die eine oder andere Weise im Konflikt stehen. So einem kann der Staatsapparat zu verstehen geben: Untezieh dich unseren Programmen oder du wanderst direkt in den Knast!

    Thomas Mair wäre also nicht nur ein billiger Nationalist mit Nazi-Anwandlungen und Übung im Waffengebrauch, er wäre tatsächlich ein per Auslösereiz abrufbarer ausrastender Täter, der für den rechten Moment aufgespart wurde.

    Und warum Jo Cox? Eventuell waren es zwei Fliegen mit einer Klappe. Denn nicht nur kämpfte sie für BREMAIN, dem der Mord an ihr jetzt Vorschub zu leisten scheint, sondern sie war auch eine prominente Verfechterin des Rechtes der Palästinenser auf Erlösung von ihrer Dauerbesatzung und -vertreibung. Und das, ich meine die Beseitigung von politischen Akteuren, die, wenn sie an Einfluss hinzugewännen, die Verhältnisse im Nahen Osten tatsächlich neu deklinieren könnten, diese gezielte Beseitigung gab es schon – mehrfach sogar. Graf Folkke Bernadotte ist wahrscheinlich noch nicht einmal der erste in der Reihe. Aber bei Breiviks Attentat waren es über 70 junge Sympathisanten der “Gegenseite”. War Breivik auf Abruf? Wer weiss.

  9. @ Stefan, tja – es läuft nicht immer so wie es die Elite sich wünscht und plant.

  10. nun ja, ändern wird sich erstmal gar nichts. Es wird Jahre dauern bis alles abgewickelt ist, heißt es jetzt. Irgendwann werden wir dann eine knappe Nachricht bekommen in etwa: “mit dem heutigen Tage wurden die Britte EU unabhängig”, aber auch danach wird sich nichts ändern. Jetzt schon werden Forderungen laut, die Britten sollten weiterhin zollfrei aus der EU importieren dürfen. Also so ein Brexit könnte man sich auch schenken. Knapp war es trotzdem. Aber das ist egal, denn Wahlen, wie wir alle wissen, ändern sowieso nichts. Ob jetzt Trump der Präsident wird und nicht Hillary? Hmmm… Glaube ich immer noch nicht. Alleine wegen der Schlagzeile: Angela gratuliert Hillary zum Wahlsieg. Köstlich.

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