Ein Comeback, eine wunderbare Wiederkehr, ja eine Wiedergeburt ist anzuzeigen: Zwille ist wieder da. Er spielt die Hauptrolle in Gerhard Seyfrieds gleichnamigen Comicalbum, dem ersten seit 20 Jahren, und ist wie auch sein Kumpel McÖko in dieser Zeit gar nicht gealtert. Und das ist das Problem, denn das Sozialamt hat die Stütze für Comicfiguren ersatzlos gestrichen, weil diese nicht altern. Und als ihre Bude im letzten besetzten Haus Kreuzbergs geräumt wird sitzen sie mal wieder auf der Straße. Sie kommen dann erstmal bei ihrem Hanf-Freund Herby Hempel unter…. so geht die Geschichte los, die ich aber hier nicht weiter erzählen und verraten will. Auch den Künstler, der uns auf seinen feinen Strich und Witz so lange hat warten lassen, muss ich hier nicht weiter loben, denn das habe ich im Nachwort zu diesem Buch getan. Dort werden neben dem Komplott der GNA (“Graphic Novel Authority”) gegen “Fumetti Seyfretti” auch noch einige weitere Geheimnisse aus dem schwarzen Imperium enthüllt, die nur von hartnäckigen Verschwörungstheoretikern für abgedrehte Fake News gehalten werden können. Denn Seyfried ist bei aller Komik vor allem ein hervorragender Dokumentarist: “Wenn Archäologen der Zukunft einst nach Spuren der APO-Zeit fahnden, wird Seyfrieds Werk den Spiegel der Typen, Tussis und Parolen liefern”, schrieb die taz 1998 zu seinem letzten Comic.
Einen Beweis für diese realistische, dokumentaristische Qualität entdeckte ich erst jetzt, beim Blättern des ersten druckfrischen “Zwille”-Exemplars: den Musterkoffer! Den gab’s nämlich wirklich. Ein Freund hatte Seyfried und mich zum Kaffee eingeladen, weil einer seiner Bekannten und Fan von Comics und Hanfbüchern uns unbedingt kennenlernen wollte. Das Vergnügen war dann gegenseitig, denn als er seinen unverdächtigen Koffer öffnete, befanden sich darin nicht nur ein Dutzend feinster Haschischsorten aus aller Herren Länder, sondern nach Umklappen des Mittelteils noch einmal dasselbe in Marihuana. Und als der freundliche Mensch dann sagte, dass wir uns gern und reichlich bedienen könnten, als Dank für die witzigen Comics und die schlauen Bücher – da müssen wir ziemlich genau so geguckt haben wie die beiden Figuren jetzt im Comic. Und auch der Rest des Abends verlief glaube ich ziemlich so wie abgebildet….
Gerhard Seyfried: Zwille, Fifty-Fifty/Westend-Verlag, 64 Seiten, 16 Euro
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