Vorsicht! Verschwörungstheoretiker sind kriminell und antisozial

Als ich im Sommer 2001  an einem Buch arbeitete, das eine Art Meta-Theorie von Verschwörungstheorien werden sollte – und eine Ergänzung von Robert Anton Wilsons “Lexikon der Verschwörungstheorien”, das ich zwei Jahre zuvor herausgegeben hatte –  stellte ich am Ende des ersten Teils einige allgemeine Thesen über deren Struktur und Funktion auf. Diese sollten dann weiter ausgeführt und belegt werden, wozu es aber nicht kam, weil die 9/11-Anschläge stattfanden und in der Folge das, was ich strukturell und historisch untersuchen wollte, live und sozusagen auf freier Wildbahn zu beobachten war. Und das in derart monströsem, welterschütternden Ausmaß, dass ich mir vorkam wie ein Saurier-Forscher, der in einen realen “Jurasic Park” versetzt wird. Denn spätestens als nach zwei Tagen bekannt wurde, dass in dem einzigen bei den Flügen hängen gebliebenen Koffer sämtliche Beweise für die Motive der Täter, inkl. Koran und Testament von Mohamed Atta gefunden wurden und in ihrem Mietauto ein Zettel mit der Telefonnummer von…..Tusch!…Osama Bin Laden,  war ziemlich klar, dass es sich hier nicht um eine Verschwörung authentischer Terroristen, sondern um einen Staatsaktion handeln muss. Derartige Dinosaurier-Spuren mussten natürlich weiter beobachtet werden, was ich dann in den folgenden Monaten auch tat und im Sommer 2002 das Buch dann unter dem erweiterten Titel  “Verschwörungen, Verschwörungstheorien und die Geheimnisse des 11.9.” veröffentlichte. Da der Fall weiter unaufgeklärt blieb folgten 2003 und 2011 zwei weitere Bücher – und in keinem wurde irgendeine Theorie über die Täter aufgestellt, sondern stattdessen aufgezeigt und belegt, dass es sich bei der offziellen Story von Osama und den 19 Teppichmessern als Alleintätern um eine lupenreine unbewiesene Verschwörungstheorie handelt. In allen drei Büchern wurde dann eine grundlegende Neu-Ermittlung der Anschläge gefordert, sowie eine Revision des forschenden, akademischen Umgangs mit dem Thema Verschwörungen, hin zu einer rationalen wissenschaftlichen “Konspirologie”.

Von Letzterem sind wir nach wie vor genauso weit entfernt wie von einer neuen 9/11-Ermittlung, wobei hier aber mittlerweile immerhin ein Antrag bei einem New Yorker Gericht vorliegt. Die Konspirologie indessen, die akademische Befasssung mit dem Thema Verschwörungen, hat bis dato in der Regel nur Studien hervorgebracht, die – gäbe es ein Wissenschafts-Gericht – als “Bullshit-Sciene” umgehend verurteilt und bestraft werden müssten. Stattdessen aber werden sie, wie das Forschungsnetzwerk  “Comparative Analysis of Conspiracy Theories (COMPACT)” , von der EU gefördert, dessen Vizechef, ein Amerikanistik-Professor Michael Butter der Uni Tübingen,  im vorigen Jahr ein pseudo-wissenschaftliches Buch im ehemals ehrenwerten Suhrkamp-Verlag vorlegte. Jetzt ist diesem Netzwerk eine “Studie” entschlüpft, die einen Zusammenhang von “Glaube an Verschwörungstheorien und Bereitschaft zur Alltagskriminalität” ermittelt haben will: Verschwörungstheoretiker fahren bei Rot über die Ampel. Da die auf 250 Online-Interviews beruhende “Studie” nicht im “Postillon” erschien, sondern im renommierten “British Journal of Social Psychology”, ist sie offiziell zitierfähig und macht denn auch in großen Medien fröhlich die Runde. Dass es sich um Bullshit-Science handelt schadet dabei nicht – wenn die Story paßt sind die Fakten für die Relotius-Medien bekanntlich zweitranging, zumal wenn sie mit der Autorität von Forschungsinstituten und Professoren daher kommt. “Verschwörungstheorien könnten Menschen dazu bringen, sich aktiv antisozial zu verhalten”, lautet in diesem Fall ihr Fazit. “Am Ende”, so Kollege Paul Schreyer in seinem Artikel über diesen neuerlichen Tiefpunkt der Verschwörungswissenschaft, geht es einmal mehr um die Deutungshoheit: “Kriminell sind nicht etwa etablierte Kreise an der Spitze der Gesellschaft, sondern vor allem diejenigen Zweifler, die den Etablierten Böses zutrauen.”

3 Comments

  1. Wenn sich diese Pappnasen wenigstens mal die Mühe machen würden, einen Blick in das von Ihnen Herr Bröckers vom 13.9.2001 -31.12.2002 geführte “konspirologische” Tagebuch mit dem Namen “The WTC Conspiracy” zu werfen, dann sollte doch einigen von diesen Verschwörungskritikern klar werden, dass sie auf dem Holzweg sind. Allein bei dem was sie unmittelbar nach den Anschlägen an Daten gesammelt und veröffentlicht haben, hätten doch, selbst bei größtem Wohlwollen für die “Offizielle” Darstellung, Zweifel bei so manchem aufkommen müssen. Aber wie heisst es so schön, Was nicht sein kann, dass nicht sein darf! Augen zu und durch!

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