Die Rückkehr nach Eleusis

Gestern habe ich das Manuskript eines kleinen Buchs abgeschlossen und  an die Freunde vom  Nachtschatten-Verlag geschickt, wo es im kommenden Frühjahr erscheinen wird. Der Ursprung dieses Essays in Form eines Vortrags  hatte mir  einst die Freundschaft Albert Hofmanns eingebracht. Ich hatte ihm mit der Post eine Kopie des Vortragstextes geschickt und war hocherfreut, wenig später eine Antwort von ihm zu erhalten, der einer seiner Vorträge beigefügt war, den er kurz zuvor gehalten hatte. Als ich ihn dann mit seinem Verleger Roger Liggenstorfer auf der Rittimatte besuchte, sprachen wir auch über Eleusis und meinen kleinen Vortrag und am Ende fiel ich fast vom Sessel, als Albert sagte: „Also, das ist das Beste, was ich seit langer Zeit zu Eleusis gelesen habe, mach da auf jeden Fall weiter.“ Das nahm ich mir natürlich zu Herzen und recherchierte weiter zu diesem wichtigsten Heiligtum und größten Mysterium der abendländischen Antike und seinem psychedelischen Treibstoff. In erweiterter Fassung erschien er als Kapitel  meines Buch „Das sogenannte Übernatürliche – Aufbruch zu einem neuen Naturverständnis“ (1998). Und da in diesem Jahr die kleine Stadt bei Athen, die den bedeutendsten Tempel und das größte Mysterium der abendländischen Welt beherbergte, zum Weltkulturerbe und zur europäischen Kulturhaupstadt ernannt wurde, ist es höchste Zeit für eine “Rückkehr” nach Eleusis. Die Mysterien, die dort fast 2000 Jahre lang gefeiert wurden,  sind die Wiege der abendländischen Kultur, Religion und Philosophie und als geistiger Geburtshelfer fung(h)ierte der Pilz, dessen Wirkstoff Albert Hofmann 1943 entdeckt hat: das Mutterkorn.
Die von Albert Hofmann, Gordon Wasson und Carl Ruck Ende der 1970er Jahre geleistete Aufdeckung des psychedelischen Geheimnisses der Mysterien schlug damals damals nicht – wie es sich eigentlich gehört  hätte – in der Wissenschaft der Religionen, Psychologie und Anthropologie wie eine Bombe ein. Doch jetzt ist sie wieder zum Thema geworden ist. In Form des im Herbst 2020 erschienen New York Times-Bestsellers von Brian Muraresku  („The Immortality Key: The Secret History of the Religion with No Name“ ), der sich darüber wunderte, dass diese bedeutende Entdeckung wissenschaftlich weitgehend ignoriert wurde. Bei seinen Recherchen stieß er dann unter anderem darauf, dass sich der psychedelische Trank von Eleusis in Form des besonderen, von Frauen zubereiteten dionysischen Weins im gesamten griechischen Großreich verbreitet hat. Auch in die Weinregion von Galilea, wo später der Wanderprediger Jesus mit seinem ersten Wunder die „trockene“ Hochzeit von Kanaan in ein weinseliges Fest verwandelte – ganz in der Tradition der alten Religion, den Demeter und Dionysos geweihten Ritualen in Eleusis. Bis ins 4. Jahrhundert setzte die im römischen Reich verfolgte Sekte der Christen solche Rituale in Katakomben und Privathaushalten fort. Als Kaiser Konstatin das Christentum dann zur Staatsreligion machte, verschwanden die Priesterinnen aus dem Ritus, das psychoaktive Sakrament wurde zum Placebo und der Tempel in Eleusis zerstört.

2 Comments

  1. Als Kaiser Konstatin das Christentum dann zur Staatsreligion machte, verschwanden die Priesterinnen aus dem Ritus, das psychoaktive Sakrament wurde zum Placebo und der Tempel in Eleusis zerstört.
    Das Christentum wurde zur Staatsreligion und damit hatte sich das mit den Mitteln, die das Bewusstsein erweitern, und Tempeln, in denen Rituale getätigt wurden, welche nicht von oben abgesegnet waren, erledigt. Eine als Befreiung vom “Römischen Joch” gedachte Bewegung mit Namen Christentum wurde zur Geißel der Menschheit, in welcher jedwede Bewusstseinserweiterung nicht erwünscht war. Könnte diese dazu führen, dass unbequeme Fragen zum Alleinstellungsmerkmal des Christentums gestellt werden. Vor allem traf es damals noch en masse lebende Völker, welche dem heidnischen Götterkult zugetan waren. Diese mussten – meist gegen ihren Willen – vom einzig wahren Glauben überzeugt werden. Waren sie nicht willig, so mussten sie selber dran glauben! So ging die Menschheit sehenden Auges in ihre finsterste Glaubenphase, welche bekannt als Mittelalter, ein Rückschritt für Jahrhunderte des Fortschritts bedeutete.
    Aufgrund von parallelen zur aktuellen Indoktrination von Glaubensfragen, sollten wir darauf achten, dass all die momentan getätigten Einschränkungen des Meinungskorridors (Bis hin zu Verboten!) nicht wieder in diese Finsternis zurückführen.

  2. Cooles Thema. Freu mich drauf! Auch die in Delphi den Priesterinnen aus Erdspalten entgegensteigenden Dämpfe wären mal genauer zu untersuchen.. 🙂

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