Yankee and Cowboy War 2.0 (9)

Wenige Tage vor den großen Krönungsfeierlichkeit hat sich das Real Game of Thrones im exzeptionalistischen Königreich noch einmal zugespitzt. Ein führendes Mitglied des Senats sagte, König Donald sei “wirklich dumm” wenn er sich mit den Meistern der Intelligence anlegt, denn die hätten “den Sonntag und sechs Tage” es ihm heim zu zahlen. Wie das geschehen könnte, lies der Senator offen. Der abgesetzte Intelligence-Großmeister Brennan warnte den neuen König ganz offen “seinen Mund zu hüten” – eine Frechheit, die sich die stets diskreten Meister eigentlich nie herausnehmen. Angesichts solcher Drohungen  steigen die Befürchtungen im Lande, dass es dem neuen Herrscher genauso gehen könnte wie dem letzten König der es gewagt hatte, sich mit den unsichtbaren Meistern der Intelligence anzulegen.

König Jack, den alle nur JFK nannten, wollte damals den Konflikt mit dem Reich des Ultrabösen nicht mit immer mehr Waffen, sondern durch Gespräche und Abrüstung beenden und war damit nicht nur den Meistern, sondern auch der mächtigen Gilde der Waffenschmiede in die Quere gekommen. Jener Gruppe, die  Jacks Vorgänger, der alte General Ike, der die Armeen im letzten Weltenkrieg zum Sieg geführt hatte, bei seinem Abschied  “den militärisch-industriellen Komplex” genannt und vor ihrem gefährlichen Einfluß gewarnt hatte. Nachdem König Jack dann durch gedungene Heckenschützen ermordet worden war hatten sich alle seine Nachfolger an die unausgesprochene Warnung gehalten, den Waffenschmieden und den Meistern der Intelligence nicht ungefällig zu sein. So waren die Rüstungskammern des exzeptionalistischen Köngreichs in immer exzeptionalistischere Dimensionen gewachsen, ebenso wie die Büros und Budgets der Meister der Intelligence.

Aus den Tiefen des Staats hielten die Meister  diese Maschine am Laufen, indem sie ständig neue  “Feinde” ausmachten. Oder, wenn  keine in Sicht waren,  etwas nachhalfen um die Bedrohung sichtbar zu machen. Das fiel ihnen leicht, denn ihm Rahmen der Operation Mockingbird hatten sie in der Gilde der Herolde und Einflüsterer  an den wichtigsten Stellen eigene Leute platziert, die die Fake News der Meister über drohende Gefahren jederzeit unter das Volk brachten.

Bei der letzten Wahlschlacht aber hatte diese Methode versagt, obwohl die von einem König Donald  ausgehenden  Gefahren in den schrillsten Farben ausgemalt worden waren. Auf allen Plätzen und Straßen erschallten die Botschaften über den  Lügner und Betrüger, den unberechenbaren Irren und schamlosen Frauenfeind, den imkompetenten Pleitier und notorischen Maulhelden, man verspottete ihn als Pavian mit Samenstau und wegen seiner Eichörnchenfrisur . Und weil er  so gerne twitterte rief man hinter seinem Rücken gar schon “Heil Twittler” . Noch nie war ein Herausforder auf den Thron von den Herolden und Einpeitschern so bösartig  heruntergeputzt worden wie Donald. Selbst der völlig unterbelichtete König George, den alle nur “W.” nannten und der ohne Teleprompter keine drei Sätze geradeaus sprechen konnte, war nicht derart angegangen worden, als er  einst König Clinton, genannt “Free Willy” Bill –  im Amt ablöste.

Gegen einen Tölpel wie W. auf dem Thron hatten die unsichtbaren Meister der Intelligence  nichts einzuwenden, denn er stand unter der Kontrolle seines Vizekönigs  Dick “Darth Vader” Cheney, der auftragsgemäß auch sofort begann, sich ihre  Liste der sieben Länder vorzunehmen, die als Nächstes zerstört und tributpflichtig gemacht werden sollten. W.’s Nachfolger Obama hatte mit Bills Ehefrau Hillary als Vizekönigin die Liste brav weiter abgearbeitet und ein mal mehr freuten sich die Meister der Intelligence, wie geschmiert das Einparteiensytem mit zwei rechten Flügeln im Königreich lief. Den tumben W. verachteten die meisten, dem netten Obama vermachte man sogar den Friedensnobelpreis, doch egal wer oben auf dem Thron saß, die Fäden der Macht, die Entscheidungen über Krieg und Frieden, wurden aus den unsichtbaren Tiefen gezogen.  Weil  der neue König sich nun anschickte,  dieses seit Jahrzehnten eingespielte System zu durchkreuzen, hatten die Meister der Intelligence zuletzt ihre mächtige Wurlitzer angeworfen und aller Welt enthüllt, dass der ultraböse Putin  die Wahl von Hillary gestohlen und seinem heimlichen Vasallen Donald zugeschustert hätte.

Weil sie aber als Beweis für diese Geschichte nur ein lachhaftes Dossier vorlegten, das gar nichts bewies, begannen selbst die Herolde, die sonst jede Story der Meister bereitwillig herausposaunten,  langsam zu zweifeln. Sogar der Watergate-Held Bob Woodward, der einst den raffinierten König “Tricky Dick” Nixon zu Fall gebracht hatte – die Meister der Intelligence wollte ihn damals loswerden und liesen dem jungen Investigativ-Herold Woodward ein paar Insiderinfos zukommen- selbst dieser Liebling der Meister, der sich zuletzt als Hofschreiber von George W. verdingt hatte,  bezeichnete das Anti-Donald-Dossier als Müll – wofür dieser gleich artigen Dank zurückzwitscherte.

Dass es nun ganz danach aussieht, dass die Meister der Intelligence auch mit dieser letzten Rufmordkampagne scheitern ist aber nicht unbedingt ein gutes Zeichen. Neben der Vorsicht, die der gefeuerte Großmeister Brennan angeraten hat, raunte er auch schon vor “schlimmen Herausforderungen”, mit denen König Donald sehr bald konfrontiert werden könnte. Wer die traditionelle Mittel der Meister kennt, Regenten mit ein bißchen Terror – gern auch unter falscher Flagge –  beizubiegen und gefügig zu machen, kann sich da so einiges vorstellen. Im Lande draußen wunderten sich die Leute unterdessen über die merkwürdigen neuen Koalitionen, die gegen Donald zustande gekommen waren: die liberalen Kritiker der unsichtbaren Meister und ihrer Überwachungs,- und Polizeistaatsmethoden saßen jetzt mit ihnen in einem Boot und liesen sich willig den Bären von der Wahlmanipulation des Ultrabösen aufbinden.

Unterdessen reiste ein bekannter Herold aus dem Merkelland der Königin Angela, den man wegen seiner Vorliebe für Blut,-und Sperma-Geschichten den “Sudel-Kai” nannte, über den großen Teich in das exzeptionalistische Königreich, um mit dem neuen Imperator zu sprechen – und bekundete: “Dies war  ungewöhnlichste Interview, das ich je geführt habe. Denn die Aussagen kommen nicht feingeschliffen aus der Waschmaschine, nachdem sich noch etliche Kommunikationsberater über sie gebeugt haben…. keine Formelsprache wie sonst oft üblich…völlig anders als die Politiker-Gespräche, die wir sonst gewohnt sind.” Und deshalb mit klaren Aussagen: das nach dem letzten Weltenkrieg geschlossene Militärbündnis NATO hält er zum Beispiel für “obsolet”, was Angela und ihrer Kriegsministerin Ursula, die über eine gestählte Dauerwelle verfügte und  “Panzer-Uschi” genannt wurde, überhaupt nicht gefiel. Sie wollten gern mit der NATO weiter international herumballern, was die Gesetze ihres Landes eigentlich strengstens verbieten.

Auch die anderen kleinen NATO-Staaten, in denen sich die Militärs gern wichtig taten, reagierten entsetzt. Was tun, wenn dieser Donald dem ultrabösen Putin ein paar nette Zwitschernachrichten schickt und sie einen Friedensvertrag schließen ? Wer wird noch in die Rüstungsbudgets investieren, wenn dieser “aggressive Feind” verloren geht ? Und was,  wenn die beiden dann noch dem “Kalifat” der wahabitisch-salafistischen Wickelmützen den Garaus machen, das Obamas Minister John “Skull&Bones” Kerry mit aufgebaut hatte …was wird dann aus dem “Krieg gegen den Terror”   – diesem wunderbaren Perpetuum Mobile  aus der Werkstatt der Meister – und den Investitionen in mehr “Sicherheit” ? Nicht nur die exzeptionalistischen Meister der Intelligence auch ihre Kollegen in den Vasallenstaaten sahen ihre Felle wegschwimmen, falls König Donald ernst machen sollte mit seinen Ansagen. Und auch viele im Lande, die sich eigentlich für zivile Umgangsformen und Liberalität aussprachen, wünschten sich plötzlich, dass es auf keinen Fall Frieden geben dürfte…

UPDATE: Zum Abschied hat König Obama den Pfeifenbläser Chelsea Manning begnadigt, der eigentlich noch fast 30 Jahre im Kerker hätte bleiben müssen, weil er Kriegsverbrechen aufgedeckt hat. So war der Friedensnobelpreisträger, der letztes Jahr 26.712 Bomben abwerfen lies, am Ende doch noch für etwas gut. Die Haftbefehle für den Piraten Julian Assange und für Edward Snowden, der aller Welt die illegalen Methoden der Meister der Intelligence offenbarte, muß König Donald jetzt aufheben….

Der Beitrag erschien auch auf Telepolis, die bisherigen Folgen unserer kleinen Serie hier

5 Comments

  1. Ich bin immer noch unschlüssig, ob Trump wirklich der authentische Provokateur ist oder aber der Versuch der schwerreichen Elite, ihr bisheriges System zu retten.

    Jedenfalls übernimmt er die Rolle des obersten Wutbürgers und spricht in seiner schnoddrigen, distanzlosen Art so ziemlich alles aus, was vielen Empörten durch den Kopf geht. Er beschimpft die Mainstreammedien, legt sich mit der politischen Klasse an und sagt, dass die Migrationsströme ursächlich mit dem Irak-Krieg ausgelöst wurden, den er “die schlechteste Entscheidung” nennt. In Deutschland kommen solche klaren Einsichten höchstens von Sahra Wagenknecht, aber nicht aus Regierungskreisen.

    Trump nimmt Kritikern der bestehenden demokratischen Grundordnung den Wind aus den Segeln und vermittelt ihnen den Eindruck: Wenn das System dem Wähler gestattet, so krasse Kursänderungen herbeizuführen – was die Schnappatmung des Establishments gerade wunderbar bestätigt – dann ist es doch nicht nur eine Farce zur Ruhigstellung der Bürger, sondern reales Angebot zur Teilhabe an der Macht.

    Ein Weiter-So auf bisherigem Kurs würde den Graben zwischen den Menschen an der Basis (einem großen Teil jedenfalls) und der Elite nur vertiefen und schließlich noch größere Enttäuschung und verbittertes Misstrauen auslösen. Dies könnte irgendwann zu einem Bruch führen, der das liberalkapitalistisch-pseudodemokratische System in seinem Bestand bedroht. In Europa sind wir in einigen Ländern nicht mehr sehr weit weg davon.

    Daher sollten die Eliten eigentlich – insoweit es mehr als bloß eine abgekartete Realityshow ist – weniger auf Trump eindreschen (und ihm auch keine “unsichtbaren Meister” auf den Hals hetzen) sondern ihm dankbar sein, weil er ihnen (samt ihrem Reichtum) mittelfristig gerade den Arsch rettet.

  2. @Stefan

    der Liberalkapitalistisch-Pseudo Mrs. Trump wird alles schon richten.

  3. Sehr lesenswert: “WHERE IS THE LEFT-WING WHEN A COUNTRY NEEDS ONE?” – http://www.paulcraigroberts.org/2017/01/19/left-wing-country-needs-one/
    Dort auch der Verweis auf die Karte der von Trump gewonnen “counties”: http://brilliantmaps.com/2016-county-election-map/ . Rot sind alle Distrikte in denen der gekrönte Cowboy Trump seinen Wallach vor dem ‘Saloon’ anbinden kann, ohne erst “nach einem Parkplatz suchen” zu müssen.

    Interessant auch dieser Hinweis mit Bezug auf Jack Kennedy:
    As Robert F. Kennedy reveals in his memoir of the Cuban Missile Crisis, a lesser president than John F. Kennedy would have been shoved by the military/security complex into war with the Soviet Union. Would the world still exist if Bill Clinton, George W. Bush, or Obama had been in JFK’s place?”

    Und zentral natürlich die Frage: “Wo ist der Linke Flügel, wenn das Land ihn braucht?”
    Verkürzt auf die Frage: “Wo ist der Linke Flügel?” – gilt das auch für die BRD. Denn intakt geblieben ist nur der rechte Flügel (z. B. alles CDU-nahe). Hinzugekommen sind auf der rechten Seite auch noch die ‘umgeschwenkte’ SPD und die ‘neuen Rechten’: Die GRÜNEN. Und natürlich die AfD – als Neuaufguß der FDP.

    Aber “links”? Ich bin nun gar nicht links: Ich bin Merkantilist (so wie Skandinavien von 1950 bis ca. 1980; oder wie die “Wirtschaftswunder”-BRD der 50er und 60er Jahre), Anti-Materialist (die Welt ist “szenisch” – nicht dinglich! Es gibt keine Materie!) und denke aufklärerisch-fritzisch-preußisch.
    Aber aus Gleichgewichtsgründen fehlen die “Linken” irgendwie. Aber das ursprüngliche Reservoir, die klassischen “Malocher” oder die “Arbeitermassen” gibt es doch kaum noch. Was übrig geblieben ist, sind eigentlich nur die ältlichen “Linken” aus der ehemaligen Studentenbewegung der 1960er Jahre. Und sie verbalisieren sich auch noch genau so wie damals, als Studenten. Damals waren sie unglücklich, daß die “Malocher” oder “Arbeitermassen” nichts von ihnen wissen wollten. Als Ansprechpartner haben sie eigentlich nur sich selbst. Und wenn sie sich treffen, dann ist es wie bei einem Treffen der “Alten Herren” einer schlagenden Verbindung: Man freut sich, weil man dieselben assoziativen Stichworte hat, dasselbe Vokabular, und, ja, sogar dieselbe Auslegung desselben (was durchaus nicht selbstverständlich ist).
    Wenn man als Außenstehender an die Texte Marx’ herangeht, werden sie richtig böse! Wie kann ein Nicht-Sozialist das überhaupt wagen!

    Das erinnert mich immer wieder an Buddha und die Brahmanen: Wenn Buddha sich aus seiner vielstündigen Nachmittagsvertiefung erhob, liebte er es, anderen Schulen einen Besuch abzustatten und mit ihnen ein Diskussion anzufangen. Wenn er dann z. B. eine brahmanische Mönchsgemeinde aufsuchte, ging er ganz ähnlich vor, wie Sokrates mit seiner “Mäeutik”: Er widersprach den Brahmanen bei der Diskussion also nicht direkt, sondern führte diese auf die inneren Widersprüche in ihren eigenen Texten oder auf den Widerspruch des Lebenswandels der Brahman im Vergleich zu deren textlichen Vorschriften zu.
    Buddha wurde daraufhin als “Schnüffler” beschimpft. “Schnüffler”, weil Buddha es doch tatsächlich gewagt hatte, seien Nase in IHRE Texte zu stecken! Und dabei war er doch gar kein Brahmane!

    Nein es gibt keine “Linke” mehr. Nur alte Rechte, ‘geschwenkte’ Rechte (SPD) und neue Rechte (AfD). Und ja: Die ‘Hashtag’-Rechten (die GRÜNEN, die Neo-Feministen, die Genderisten usw.).

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