Die geheimen JFK-Akten (10): Der “Geist” hinter Oswald – James Jesus Angleton

Am vergangenen Freitag ist ein weiterer Schwung der JFK-Files freigegeben worden. Auch wenn mit  über 30.000 Seiten noch immer der allergrößte Teil unter Verschluß ist, wird es langsam interessant. So sprang Jefferson Morley in einem schon lange veröffentlichten Kabel des CIA-Büros in Mexico an die Zentrale in Langley, das im Oktober 1963 vom Besuch eines Amerikaners namens Lee Oswald in der sowjetischen Botschaft berichtet, eine bisher geschwärzte Betreffzeile auf: “LCIMPROVE” – der Code für die CIA-Abteilung “Gegenspionage sowjetischer Geheimdienste weltweit”. Ihr Chef war James Jesus Angleton, über den Jeff Morley gerade eine Biographie (“The Ghost”) veröffentlicht hat (ich bin erst zur Hälfte durch, kann sie aber schon empfehlen) – und dies ist deshalb interessant, weil Angleton und die CIA  jahrzehntelang abgestritten haben, irgendein Interesse an Oswald gehegt oder Akten über ihn geführt zu haben.
Dieser Hinweis auf ein Gespräch Oswalds mit einem sowjetischen Konsularbeamten namens Kostikov, der dem Ermordungskommando des KGB zugeordnet wird, landet also auf dem Tisch des obersten Kommunistenjägers der CIA – und der unternimmt: nichts. Oder doch? Nur einen Tag nachdem das Kabel eingetroffen ist, geschieht etwas sehr Merkwürdiges:  Lee Harvey Oswald, der wegen seiner “Pro Kuba”-Aktivitäten unter besonderer Beobachtung des FBI steht, wird von der Liste der “persons of interest” gestrichen. Zwei Tage später kann er ohne Probleme  wieder nach Dallas zurückreisen, sechs Wochen später feuert er die magische Kugel auf JFK und wird zum Sündenbock.
Wer genau Oswald gedeckt hat und dafür sorgte, dass er nach diesen höchst verdächtigen Kontakten nicht einmal verhört wurde, das müssen jetzt die noch zurückgehaltenen Akten des FBI über die Streichung Oswalds von der Beobachtungsliste zeigen. Diese liegen bisher nur in stark redigierter Form vor und auch hier können für den Laien völlig unbedeutende merkwürdige Codes beweisen, wer wann etwas wusste und anordnete.
Dass James Jesus Angleton dabei definitiv die Finger im Spiel hatte, dafür habe ich in meinem Buch schon sehr viele Verdachtsmomente  aufgeführt, die mit einem solchen Aktenbeweis weiter bestätigt würden. Das Geständnis, das  er kurz vor seinem Tod 1985 dem Autor Jospeh Trento machte, spricht ebenfalls nicht dagegen:

“Grundsätzlich waren die Gründerväter des U.S.-Geheimdiensts Lügner. Je besser du lügen und betrügen konntest desto eher wurdest du befördert. Diese Leute zogen sich gegenseitig an und beförderten sich gegenseitig. Neben ihrer Doppelzüngigkeit war das einzige was sie gemeinsam hatten das Streben nach absoluter Macht. Wenn ich auf mein Leben zurückschaue habe ich Dinge getan, die ich bedauere. Aber ich war ein Teil des Ganzen und liebte es dazu zu gehören… Allen Dulles, Richard Helms, Carmel Offie und Frank Wisner waren die Großmeister. Wenn du mit ihnen in einem Zimmer warst, warst du in einem Raum mit Leuten von denen du glauben mußtetst, dass sie verdientermaßen in der Hölle enden. Ich denke ich werde sie da bald treffen. .. Die CIA hat zehntausende braver Menschen getötet…wir spielten mit Menschenleben als ob sie uns gehören würden.” ( Joseph Trento: The Secret History of the CIA, Roseville 2001, S. 478 f.)

Mehr zum Thema in der aktualisierten Neuauflage von “JFK – Staatsstreich in Amerika”

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