“Die Eichmann-Zeit ist ein für alle Mal vorbei, nur aus dem Anfang, vorne aus dem Ei, kriechen süße barocke Engele, jede Mengele.” Dieser Kalauer von Wolfgang Neuss fiel mir wieder ein, als ich den erschreckenden Report über die “medizinische” Zwangsbehandlung mit Drogen las, mit denen das US-Verteidigungsminsterium Gefangene in Guantanamo und anderen Militärgefängnissen überzieht. Dabei wurden unter anderem starke bewußtseinsverändernde Mittel wie “Haldol” oder das synthetische Opiat “Demerol” eingesetzt, um “unkooperative” Gefangene zu Aussagen zu bewegen. Nach dem sexuellen Mißbrauchs im Gefängnis Abu Graihb und den schon bekannt gewordenen Methoden des “Waterboarding” ist diese Art von medikamentöser Folter ein weiteres Indiz für die Perversion, die der sogenannte “War On Terror” mit sich gebracht hat – und die von den grausamen Experimenten eines Dr.Mengele tatsächlich nicht mehr weit entfernt ist. Dass die Aussagen von Gefangenen, die während der Verhöre durch Neuroleptika benebelt sind, kaum zuverlässig und für weitere Ermittlungen wenig dienlich sind – dieses Argument liessen die US-Offiziellen schon bei der Kritik am “Waterboarding” nicht gelten. Schließlich hat der “Mastermind” der 9/11-Anschläge Khalid Scheich Mohammed nach 182 dieser Torturen doch alles (und noch viel mehr) gestanden. Da kann man doch nicht meckern. Ethik und Menschrechte sind eben nur was für Weicheier, würden Rumsfeld, Cheney, Bush, Hitlary Clinton und Obama sagen. Während die beiden Letzgenannten mittlerweile weniger Gefangene machen und “Verdächtige” per Fernsteueung mit Drohnen gleich vor Ort eliminieren, haben die beiden Erstgenannten eine lange Tradition im Vertuschen perverser medizinischer Menschenversuche, namentlich der CIA-Operation MK ULTRA und des mysteriösen Tods des CIA-Chemikers Frank Olson, der die geheimen Massentests mit LSD kritisiert hatte. Dass MK ULTRA 2.0 weiter lebt ist insofern keine Überraschung…
The Missing Secrets Of Nikola Tesla
In den letzten Jahren seines Lebens wohnte er verarmt im billigen Dachzimmer eines Hotels in New York und wenn er noch mit jemandem sprach, dann mit den Tauben auf seinem Fensterbrett.: Nikola Tesla (1856-1943), einer der größten Genies und Erfinder des 20. Jahrhunderts. Heute im Sonntagskino: Lost Lightning: The Missing Secrets of Nikola Tesla
Gangster, Bankster, Libor-Mafia
Libor ( “London Interbank Offered Rate”) wird der Zinssatz genannt, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen. Er wird unter den 16 größten Banken jeden Morgen ermittelt: sie teilen dem britischen Bankenverband BBA die Zinssätze mit, zu denen sie sich Darlehen geben würden, die vier höchsten und die vier niedrigsten Gebote werden gestrichen und aus dem Durchschnitt der restlichen Gebote der Tageskurs ermittelt. Auf dem Libor basieren weltweit Finanzprodukte und Transaktionen mit einem Volumen von mehr 360 Billionen Dollar. Laut einer in New York eingreichten Klage kleinerer Banken und Investoren haben die 16 Großbanken – darunter die üblichen “To Big To Fail”-Verdächtigen einschließlich Deutscher Bank und West LB – zwischen 2005 und 2011 den Libor durch falsche Mitteilungen an den Bankverband manipuliert. Ein niedriger Libor signalisiert, dass sich die Banken untereinander vertrauen und gesund sind – was im Zuge der Finanzkrise eine publikumswirksame Lüge darstellte; ein höher als der wahre Interbank-Zinsatz ausgewiesener Libor bedeutet, dass die Bank an sämtlichen auf dem Libor fußenden Produkten im Wert von 360 Billionen Dollar zusätzlich verdient. Dass es hier nicht um Peanuts geht – oder wenn dann um Peanuts in riesigen Mengen, da alle Geschädigten jeweils nur um kleine Summen betrogen wurden – zeigt die Geldbuße von 450 Millionen Dollar, die die britische Barclays-Bank Ende Juni zahlen mußte, nachdem sie als erstes Institut des Betrugskartells überführt worden war und die Manipulationen zugegeben hatte. Trotz der gigantischen Geldbuße regte sich niemand wirklich auf, und in Deutschland war in einigen Kommentaren zu lesen, dass ja eigentlich auch gar kein bezifferbarer Schaden entstanden sei. Das sehen Großinvestoren und Hedgefonds, die zu den Betrognenen gehören, naturgemäß anders – und nachdem der US-Generralstaatsanwalt auf den Wagen aufgesprungen ist, sehen die Experten von Zerohedge eine Flut von Klagen auf die Banken zukommen:
“The resulting lawsuits, most of which in class action format, will be of gargantuan proportions, simply to encourage settlement, as ongoing litigation will easily destroy the financial system. The litigation reserves at the TBTF banks will explode and will cause years of EPS writedowns. But at least they will be one-time charges, so the stocks don’t get crushed too much. That said, forget any growth out of the banking sector, and certainly the 16 BBA member banks, all of whom are about to be sued to smithereens in civil suits as more and more banks step up and settle to avoid criminal prosecution.”
Bob Diamond, der Barclays Chef ist mit einem goldenen Handschlag von 2 Mio. zurückgetreten, statt hinter Gitter zu gehen – und seine Kollegen werden es im nachtun, d.h. gigantische Geldbußen zahlen um dem Knast zu entgehen. So wird zumindest ein Teil des Geldes, dass die Bankster von den SteuerzahlerInnen ergaunert haben an die Allgemeinheit zurückgeführt. Nicht nur in England und Amerika, denn auch der europäische Referenzzins Euribor wurde jahrelang manipuliert. Er wird von den 43 größten Banken festeglegt, darunter aus Deutschland die Deutsche Bank, Commerzbank, DZ Bank, LBBW, BayernLB, Helaba, NordLB und Landesbank Berlin. Gegen die beiden erstgenannten wird von der Finanzaufsicht Bafin bereits ermittelt. Nach einer aktuellen Umfrage hält derzeit jeder vierte Deutsche (24,4 %) Banker für äußerst kriminell. Auf einer Skala von 10 (unschuldig) bis 0 (äußerst kriminell) kamen die Banker auf 3,3 – und das ist mit Sicherheit kein falsches Bild. Eine Umfrage unter 500 Bankmanagern in Wallstreet und London ergab nämlich gleichzeitg, dass ein knappes Viertel von ihnen unethische oder illegale Praktiken für notwendig hält, um zum Erfolg zu kommen. Wer bei dieser Kriminellenquote noch weiter davon redet, dass wir nur alles den “Märkten” überlassen müßte um Wohlstand und Freiheit zu erreichen, kann, leistet Beihilfe zum Betrug…
P.S.: Und wenn dann der Libor,- und Euribor-Betrug aufgeklärt und abgeurteilt ist kommt es noch dicker, denn, so der “Telegraph”, auch der Goldpreis wurde manipuliert.
Die Kartographie krimineller Realpolitik
Am 17. Oktober 2001 erhielt das „Whitney Museum of American Art“ in New York den Anruf einer Agentin des FBI. Sie fragte nach einer Reproduktion der großformatigen Zeichnung des Künstlers Mark Lombardi mit dem Titel „BCCI, ICIC & FAB 1972-1991“ . Das Bild war Bestandteil der laufenden Ausstellung „From Polock to Today“ und da eine Kopie des Werks nicht vorhanden war, empfahl die Angestellte des Museums der Polizistin, es doch einfach während der normalen Öffnungszeiten zu besichtigen. Wenig später erreichte die Galerie Lombardis, Pierogi in New York, eine gleichlautende Anfrage, wobei sich der Anrufer des FBI als einer der Ermittler der Terroranschläge des 11.Septembers vorstellte. Man untersuche in diesem Zusammenhang die Finanznetzwerke Osama Bin Ladens und des eines saudischen Großbankers und ehemaligen Direktors der BCCI-Bank Khalid Bin Mahfouz. Da auch die Galerie über keine Kopie des Werks verfügte blieb den Fahndern nichts anderes als ein Museumsbesuch. Dass die Kripo in Museen ermittelt mag nichts Außergewöhnliches sein, zumal wenn Kunstwerke gestohlen oder gefälscht werden, dass aber die Polizei bei ihren Ermittlungen Kunstwerke zu Rate ziehen – dieser Fahndungsmethode gebührt durchaus der Rang einer Innovation. Doch nicht nur kriminaltechnisch, auch kunsthistorisch markiert die FBI-Agentin, die akribisch ein Werk der zeitgenössischen Kunst studiert um den Hintermännern von Terroristen auf die Spur zu kommen, eine Neuerung. Freilich eine, die uns nicht allzu vorteilhaft anmutet – oder ist es in unserem vemeintlichen Informations- und Medien- Zeitalter tatsächlich schon wieder soweit, dass wie im Mittelalter selbstverständliche Wahrheiten nicht mehr offiziell, sondern nur noch codiert, verklausliert, in Form von „Kunst“ erörtert werden können ?
Es scheint so zu sein, denn was das FBI bei der Fahndung nach den Hintermännern und Finanziers des 11.9. auf der 1999 entstandenen Zeichnung Lombardis suchte, war kein ästhetischer Genuß, sondern etwas sehr Konkretes: Namen, Daten, Verbindungen und Zusammenhänge – und nichts anderes liefern die von 1994 bis zum Tod Lombardis im Jahr 2000 entstandenen Werke. Es sind Diagramme, Fließbilder, Netzwerke, Rhizome, Charts – Zeichnungen, die auf den ersten Blick einen Eintrag in das Buch „Die wirrsten Grafiken der Welt“ zu verdienen scheinen. Bei näherem Hinsehen jedoch beginnen sie ihre Geschichte zu erzählen: von Personen, Firmen, Beteiligungen, Verbindungen, Geldflüssen. Kreise, die den Namen einer Person oder Firma umrunden, und sechs verschiedene Arten von Linien, die die Art der Beziehung zwischen den einzelnen Punkten des Netzwerks kennzeichnen, sind die einzigen Stilmittel in Lombardis Diagrammen. Schwarz/Weiß mit gelegentlichen Eintragungen in Rot halten sie sich auch in der Farbgebung an diesen formalen Minimalismus und strahlen so beides aus: verwirrende, komplexe Vielfalt und nüchterne, kühle Eleganz. “It doesn’t exactly roll off the tongue, but in the tradition of the painter’s painter, Mark Lombardi is an investigative reporter’s Conceptual artist. His subject is conspiracy and scandal, his method is to “follow the money.” His pursuit results in big airy line drawings that exemplify Conceptual art’s propensity for diagrams, masses of information and showing how the world works.” schrieb die New York Times im Dezember 1998 zur ersten Soloausstellung des Künstlers, der in seinem Werk investigativen Journalismus und Konzeptkunst vereint.
Vor einigen Wochen ist ein Dokumentarfilm über Mark Lombardi, der sich laut offizieller Darstellung im März 2000 das Leben nahm, in deutschen Kinos angelaufen, Telepolis stellt den Künstler und den Film heute in einem Beitrag vor: Ästhetik der Konspiration
Operation Reißwolf
(Mit Updates) Dass der Verfassungsschutz abgeschafft werden sollte, haben wir hier zuletzt im Januar gefordert – und dass jetzt der amtierende Chef Heinz Fromm schon mal den Anfang macht, ist fraglos ein begrüßenswerter Schritt. Sie wird ihm seine Aussage vor dem parlamentarischen Untersuchungsauschuß etwas erleichtern, der die Frage klären will, warum in Fromms Amt Akten über den “Thüringer Heimatschutz” ausgerechnet in dem Moment geschreddert wurden, als die Bundesanwaltschaft Ermittlungen über den rechtsradikalen Verein und die Terrorzelle “Nationalsozialistischer Untergrund” (NSU) aufnahm. “Solche Vorkommnisse machen es schwierig, Verschwörungstheorien überzeugend entgegenzutreten”, hatte der Auschußvorsitzende bekundet, als die Aktenvernichtung letzte Woche bekannt wurde. Und in der Tat hieße des die Unschuldsvermutung extrem zu überdehnen, wenn man hier noch Schlamperei, Zufall oder Murphys Gesetz gelten lassen wollte. Denn die Operation Reißwolf ist nur das i-Tüpfelchen in einer Kette des Versagens der Sicherheitsdienste, durch die die terroristische Mordserie überhaupt erst ermöglicht wurde – und das wäre noch die freundlichste Interpretation der Geschichte. Denn über das “Versagen” des Verfassungsschutzes hinaus steht eine weitaus schlimmere Frage drohend im Raum, nämlich die einer möglichen Mitwisserschaft und Beihilfe. Mittlerweile ist bekannt, dass bei mindestens einem der Morde auch ein VS-Agent anwesend war – und die Art und Weise, in der die Aufklärung dieses Vorfalls vertuscht wird, erinnert doch stark an die schützende Hand über den 9/11-Terroristen, die Ermittlungen im Vorfeld der Tat ebenso unmöglich machte wie eine Aufklärung danach. Insofern wird die “lückenlose Aufklärung”, die Innenminster Friedrich fordert, auch in Sachen NSU wohl nicht stattfinden – sie würde zu tief auf jene dunkle Seite der Geheimdienstarbeit führen, die schon das Verbot der NPD unmöglich machte. Dass nicht nur die rechte Partei, sondern auch der rechte Terror aus “Sicherheitsgründen” von Agenten des Staats gesteuert wird ist der Öffentlichkeit nicht zumutbar. Insofern läßt sich als Ergebnis der heute beginnenden offiziellen Untersuchung schon prognostizieren: es wird einen “Pleiten,Pechen & Pannen”- Abschlußbericht geben, die Anmahnung von “Strukturreformen”, mit der die Arbeit des VS “verbessert” werden soll, dazu das schon vollzogene Bauernopfer durch Rücktritt des Chfes – und that’s it.
Update: Die Auschußmitglieder durften mal kurz in die rekonstruierten geschredderten Akten schauen, und haben keine Hinweise darauf gefunden, dass die NSU-Terroristen V-Männer waren. Also: alles ok beim Verfassungschutz, bitte weitergehen, hier ist nichts zu sehen….
Update 10.7. : Die Prognose “es wird einen “Pleiten,Pechen & Pannen”- Abschlußbericht geben, die Anmahnung von “Strukturreformen”, mit der die Arbeit des VS “verbessert” werden soll, dazu das schon vollzogene Bauernopfer durch Rücktritt des Chfes – und that’s it.” Das war ein bisschen optimistisch, denn auch mit “Strukturreformen” wird beim besten Willen nichts zu machen sein. Wer das Protokoll der zirkusreifen Vorstellung liest , die die Verantwortlichen für den Verfassungschutz Thüringen vor dem Auschuß hinlegten und sich an Hand der Highlights ihrer Aussagen eine Vorstellung davon macht, wie es in dieserm Laden zuging, kann nur zu einem Schluß kommen: dicht machen – und zwar subito!
Leistungsschutzgeld
Kaum macht die gute Nachricht die Runde, dass die in undurchsichtigen Hinterstübchen ausbaldowerte Urheber-und Patentvereinbarung ACTA im EU-Parlament scheitern wird, beklagt die Autorin Melanie Amann im Wirtschaftsteil der FAZ die drohende “Governance by Shitstorm” : dass Politiker sich von einer “anonymen Masse” beeinflussen lassen, hätte “nichts mit Demokratie” zu tun, sondern allein mit “Furcht vor dem Shitstorm” von Bloggern und TwitterInnen : “Ein Protestzug zerstreut sich schnell wieder. Ein vernichtender Blog-Eintrag bleibt für die Ewigkeit. Es steht zu befürchten, dass sich die Politik in dem wichtigsten Zukunftsthema unserer Zeit, dem Internet, dauerhaft von einer dröhnenden, anonymen Masse treiben lässt.”
Nachdem wir “Netzpolitik” die Kommentierung dieses Unfugs überlassen sei in diesem Blogeintrag “für die Ewigkeit” nur noch festgehalten, dass Melanie Amann schwer einen an der Waffel hat – und hinzugefügt, dass nach ACTA gleich auch das von deutschen Verlegern und Verwertern auf den Weg gebrachte Gesetz zum “Leistungsschutzrecht” scheitern muß. Denn sonst könnte der FAZ-Verlag künftig Geld von mir verlangen, weil ich den Satz oben zitiert und ein Link gelegt habe. Denn er ist schließlich nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern auf dem der Autorin, die ihn zwecks Verwertung dem Verlag überlassen hat. Hier aber wird er in einem Blogeintrag verwendet, was nach dem neuen Gesetz illegale wäre und abgemahnt werden kann. Zwar werden die Propagandisten dieses Leistungsschutzgelds nicht müde zu beschwichtigen, dass “harmlose Blogger” von ihrer neuen Geldeintreibungsmaschine nichts zu befürchten hätten, doch diesen Entwarnungen ist nur etwa so weit zu trauen wie man seine Waschmaschine werfen kann. Und das Hauptargument der Schutzgeldeintreiber – dass sie doch nur Konzerne wie Google zur Kasse bitten wollen, weil diese sich mit Textschnippseln und Links an ihrem geistigen Eigentum bereichern – hat zwar mit der Datenkrake Google einen geeigneten Buhmann, ist aber im Kern einigermaßen absurd. Es entspricht in der analogen Welt der Forderung an einen Stadtplanhersteller, für die Eintragung einer Immobilie zu bezahlen, weil er von der Leistung des Hausbaus ja profitiert, ohne die er gar keinen Stadtplan herstellen und Werbeflächen darauf verkaufen könnte. Auch die Gemeinde könnte für die Eintragung ihrer Straßen Geld verlangen ebenso wie der Bund für das Einzeichnen der Autobahnen. Und jedes Straßenschild, jeder Wegweiser, müßte Abmahnungen befürchten, denn ihre Aufsteller benutzen fremdes geistiges Eigentum und profitieren von den Leistungen der Urheber von Städten, Dörfern, Straßen und ihren Namen. Wie aber soll man “Unterkleckersbach” oder “Großkotzenstädt” jemals finden, wenn sie auf keiner Karte verzeichnet sind ? Genau, man findet sie gar nicht mehr, weshalb die jeweiligen Gemeinde,- bzw. Stadträte natürlich darauf bestehen, weiter auf den Landkarten verzeichnet zu bleiben, weil sonst ja kein Tourist mehr bei ihnen vorbeischaut. Aber zusätzlich wollen sie Geld von den Kartenherstellern für ihre “Leistung” als Unterkleckersbach oder Großkotzenstädt ja schließlich Content für die Karte zu liefern.
Dass es sich bei dem von Zeitungs,-und Verlagskonzernen betriebenen Leistungsschutzrecht, das demnächst in Deutschland Gesetz werden soll, um einen echten Schildbürgerstreich handelt, hat mittlerweile sogar Industrieverband BDI erkannt und die Regierung aufgefordert, das Gesetz zu stoppen. Lassen sich jetzt etwa auch schon die Wirtschaftsmagnaten von den Shitstürmen der Netzgemeinde treiben ? Wohl eher nicht – nur scheinen sie spät aber immerhin erkannt zu haben wie das Internet funktioniert: freiwillig. Niemand wird gezwungen hier präsent zu sein, niemand erpresst, seine Inhalte zu publizieren. Jeder kann sein “geistiges Eigentum” für sich behalten, oder es verschlüsseln und nur ausgewähltem Publikum zugänglich machen, niemand wird gezwungen, von Suchmaschinen gefunden und verlinkt zu werden – und jeder hat schon jetzt rechtlichen Möglichkeiten, gegen “Raubkopien” vorzugehen. Denn auch wenn das immer wieder behauptet wird: das Internet war und ist kein “rechtsfreier Raum” und eben dehalb kann eine Legalisierung von Schutzgelderpressung dort auch nicht geduldet werden. Sie ist weder juristisch haltbar noch ökonomisch sinnvoll. Aus meiner Zeit als Taxifahrer kenne ich den alten Brauch besserer Bordelle, dem Kutscher eine Prämie zu zahlen wenn er Gäste ins Haus bringt. Werden diese nach gusto befriedigt ist eine Win-Win-Win-Situation hergestellt weshalb es sich hier vermutlich um die älteste Bonuszahlung der Welt handelt. Dass die Betreiber der hiesigen Medienbordelle jetzt den Spieß umdrehen und an den Einnahmen der Taxifahrer beteiligt werden wollen entbehrt hingegen jeder Wirtschaftslogik. Wenn sich aber die Regierung vom Dröhnen der Verlagskonzerne weiter zu diesem unsinnigen Gesetz treiben läßt, wird ein kleiner Sturm nicht mehr helfen. Da braucht’s dann schon einen Shit-Tornado…
Inside 9/11
Paul Schreyer hat eine neue Webseite aufgelegt, 9/11-Fakten – Information statt Spekulation : “Abseits von Theorien jeder Art gibt es eine Reihe erwiesener Fakten. Sieben davon sollen hier vorgestellt werden, zusammen mit ihren jeweiligen Quellen, nachprüfbar für jedermann. Viele Details sind neu. Die meisten der hier zitierten Quellen wurden 2011 oder 2012 veröffentlicht. Ziel ist die Beförderung einer offenen und sachlichen Diskussion dieser Fakten.” Hier das sehenswerte Video zur Einführung:
Narco Polo
In seinem Blog unter dem schönen Namen “Narco Polo” unternimmt der Autor und Comiczeichner Robert R. Arthur eine Reise durch die bizarre Welt des “war on drugs” und die im Rahmen der Propaganda für diesen Krieg produzierten Lügen und Mythen. Zu diesen gehört seit je der Mythos des heimtückischen Dealers, der seine Opfer umgarnt, ködert und zu abhängigen Sklaven macht. Erstmals etabliert wird dieser moderne Mythos schon Ende des 20. Jahrhunderts, als in den USA den eingewanderten Chinesen der traditionelle Opiumgenuß verboten wurde – und der lasterhafte “Chinamann”, der weiße Jugendliche in seine “düsteren, schmuddeligen Höhlen” lockt, zu einem Inbegriff des Bösen.
“Die ab Mitte des 19. Jahrhunderts in die USA massenhaft eingewanderten Chinesen, die als “Kulis” beim Bau der transkontinentalen Eisenbahnen unverzichtbar waren, begannen nach Fertigstellung der Strecken zu einem “Problem” für den Arbeitsmarkt zu werden – als sehr leistungswillige und gesetzestreue Arbeitskräfte wurden sie zu einer unliebsamen Konkurrenz für die weißen amerikanischen Arbeiter. Dass viele Chinesen nach Feierabend eine Opiumpfeife rauchten, hatte jahrzehntelang kein Problem dargestellt, doch nun wurde es als Mittel ihrer Stigmatisierung eingesetzt. 1875 erließ die Stadt San Francisco das erste Drogenverbot der westlichen Welt, dass sich aber auschließlich gegen das Rauchopium der Chinesen richtete, 1887 verabschiedete der Kongreß ein Gesetz, das nur noch Amerikanern den Import von Opium gestattete. In den Medien war nun regelmaßig von der “gelben Gefahr” die Rede, die nicht nur den Arbeitsmarkt, sondern durch das “lasterhafte” Opium auch den sittlichen Bestand der gesamten Nation bedrohe.Der rechte Flügel der Gewerkschaften machte mit rassistischer Polemik gegen “minderwertige Asiaten” mobil: “Die gelbe Rasse neigt von Natur aus zu Lüge, Betrug und Mord, und 99 von 100 Chinesen sind Glücksspieler”, tönte 1902 ein Pamphlet des anti-sozialistischen Gewerkschaftsführers Samuel Gompers. Ganz im Stile totalitärer Propaganda zeichnet er ein schreckenererregendes Bild des Chinesen, der weiße Jungen und Mädchen zum Opium und zu Schlimmerem verführt: “Welche anderen Verbrechen in diesen düsteren, schmuddeligen Höhlen verübt wurden, wenn die kleinen unschuldigen Opfer chinesischer Lasterhaftigkeit unter dem Einfluß des Rauschgifts standen, ist fast zu schrecklich, um es sich vorzustellen…” (Auszug aus: “Die Drogenlüge – Warum Drogenverbote den Terrorismus fördern und Ihrer Gesundheit schaden”, Frankfurt 2010 )
Schrecklich ist auch die Vorstellung, dass sich dieser Horrormythos dank zeitgemäßer Adaptionen und Anpassungen bis heute hält, auch wenn die Realität völlig anders aussieht. Dass Timothy Leary 1967 den “guten Dealer” als Robin Hood des neuen Zeitalter visionierte – ‘The dope dealer is selling you the celestial dream. He is very different from any other merchant because the commodity he is peddling is freedom and joy. In the years to come the television dramas and movies will make a big thing of the dope dealer of the sixties. He is going to be the Robin Hood, spiritual guerrilla, mysterious agent – who will take the place of the cowboy hero or the cops and robbers hero.’ (Timothy Leary, ‘Dope Dealers – New Robin Hood’, 1967) – hat sich als zu optimistisch erwiesen, denn tatsächlich wurde der Drogenhändler in TV und Kino eher zu einem der Top “bad boys.” Und auch die genaue Unterscheidung zwischen dem “Pusher” , der gefährlichen, verschnittenen Dreck verkauft, und dem Dealer “with the love grass in his hand”, die Steppenwolf in ihrem Klassiker “The Pusher” trafen wurde schnell verwischt, zu Ungunsten des robin-hood-artigen Dienstleisters für glückliche Kunden machte allein der “Pusher” Karriere. Als Teufel, der unsere Kinder vor dem Schulhof zum Rauschgift verführt, als gewissenloser Parasit, der sich an der Sucht und Not seiner Klienten mästet, als modernes Monster. Dass solche Gestalten in der Realität kaum eine Rolle spielen und sie mit dem “Suchtproblem” nur so viel zu tun haben wie der Wirt mit dem Durst seiner Kunden – all das tat der monströsen Karriere des finsteren Drogenhändlers keinen Abbruch. Und weil er als Horrorgestalt gebraucht wird – um von den eigentlichen Profiteuren des Drogenkriegs abzulenken, die Schlips, Kragen und Uniform tragen – muß er als Mythos immer weiter leben…
“Das fünfte Flugzeug” wieder on air
Dass der Roman “Das fünfte Flugzeug” von Sven Boettcher und mir unter dem Pseudonym John S. Cooper veröffentlicht wurde, war weniger einem Versteckspiel oder einer Marketingidee geschuldet, als unserem Plan, dass 9/11 ein amerikanisches Thema ist und der defintive Thriller dazu logischerweise in den USA und aus der Feder eines amerikanischen Autors erscheinen muß. Sowie, weil es sich bei “The Fifth Plane” zweifellos um den spannendsten und besten Roman zum Thema handelt, natürlich in Hollywood verfilmt werden. Aber weder fanden unsere Agenten einen amerikanischen Buchverlag, noch meldete sich irgendein Filmproduzent und meine mails an Woody Harrelson, den einzigen Hollywood-Star, den ich persönlich kenne und dem die Hauptrolle auf den Leib geschrieben war, landeten wohl im Nirwana. Jedenfalls realisierten sich unsere hochfliegenden “Flugzeug”-Pläne nicht und es wurde “nur” ein kleiner Bestseller in Deutschland daraus. Sowie ein ganz großartiges Hörspiel, das Andreas von Westphalen im vergangenen Jahr für den WDR produzierte. Für alle, die die 2-teilige Sendung verpaßt haben – oder sie sich, weil sie wirklich hörenswert ist, ein zweites Mal anhören möchten – kam heute eine gute Nachricht: im NDR geht am 4. und 8. August 2012 das Flugzeug wieder on air.
