Martin Luther King und der Staatsstreich in Amerika

Vor 50 Jahren, am 4. April 1968, wurde Martin Luther King ermordet, der angebliche Einzeltäter, James Earl Ray, wurde zwei Monate später gefasst und bekannte sich  auf Anraten seines Pflichtverteidigers schuldig, um die Todesstrafe zu vermeiden. Schon wenige Tage später widerrief er das Geständnis und versuchte bis zu seinem Tod im Gefängnis 1998 vergeblich, ein Wiederaufnahmeverfahren zu erreichen. Das gelang aber 1999 der Familie Kings mit einer symbolischen Entschädigungsklage vor einem Zivilgericht, in dem 70 Zeugen unter Eid aussagten und 4000 Seiten Transkripte eingebracht wurden. In “JFK- Staatsstreich in Amerika” habe ich außer der Ermordung John. F.Kennedys auch die von Martin Luther King und Robert Kennedys im Juni 1968 untersucht, denn nach der Tötung des Reformers JFK war der “Staatsstreich” erst komplett, nachdem auch sein Bruder und sicherer Nachfolger RFK und der charismatische Bürgerrechtler MLK erledigt waren. Hier ein Auszug:

“Nach nur 59 Minuten kam die Jury in dem Zivilverfahren zu ihrem Urteil: Sie sprach der Familie King  die verlangten 100 Dollar Entschädigung zu und stellte fest, dass Martin Luther King einer »Verschwörung unter Beteiligung von Regierungsbehörden« zum Opfer gefallen ist.

Die Dokumente und beeideten Aussagen dieses Verfahrens liegen vor und lassen keine Zweifel mehr zu, dass der eindeutige Spruch dieser Jury gerechtfertigt und auch der Mord an Martin Luther King eine Staatsaktion war. Nicht erst seit dem von ihm 1963 organisierten Marsch auf Washington, bei dem er vor Hundertausenden Menschen seine berühmte »I have a dream«-Rede hielt, war der Pastor und Bürgerrechtsadvokat zu einer Obsession des Establishments in Washington und namentlich des FBI-Direktors Hoover geworden – zum Staatsfeind Nr. 1. Seit 1961 hatte das FBI King auf Schritt und Tritt beschattet, seine Telefone abgehört, die Post und seine Kontakte überwacht und ihn – Hoovers Spezialität – bei außerehelichen Intimitäten abgehört. Robert Kennedy als Justizminister hatte diese Überwachung anfangs abgesegnet, weil in Kings Stab einige Mitglieder der kommunistischen Partei arbeiteten. Paralysiert vom Mord an seinem Bruder kümmerte er sich danach aber nicht mehr um die FBI-Wanzen und hätte sicher nicht akzeptiert, dass Hoover King weiterhin rund um die Uhr abhörte – und schon gar nicht, was er mit den Aufzeichnungen anstellte. Einen Monat vor der Verleihung des Friedensnobelpreises an King im Dezember 1964 ließ der FBI-Direktor eines dieser Tonbänder an Kings Büro schicken, mit einer Empfehlung, Selbstmord zu begehen: »Es gibt nur einen Ausweg für dich. Du hast noch 34 Tage Zeit. Du wählst ihn besser, bevor dein schmutziges, abnormales, betrügerisches Selbst vor der Nation ausgebreitet wird.«

Auch wenn MLKs außereheliche Eskapaden ebenso bekannt waren wie die JFKs, scheint auf der Hand zu liegen, dass der verkappte Homosexuelle Hoover in diesem Erpresserbrief sein »schmutziges, abnormales, betrügerisches« Eigenleben beschreibt. Der Mafiaboss Meyer Lansky und der CIA-Gegenspionagechef James Angleton hatten mit diskriminierenden Fotos von Hoover den FBI-Chef bis zu seinem Tod in der Hand.

Im Rahmen des Unterwanderungs- und Zermürbungsprogramms COINTELPRO ließ Hoover diffamierendes Material über King nicht nur in Washington und unter befreundeten Journalisten kursieren, sondern sorgte auch dafür, dass die von King unter dem Motto der Gewaltlosigkeit angeführten Demonstrationen mit Agents provocateurs bestückt wurden, die Gewalt anzettelten und Polizei und Militär Gründe lieferten, ihrerseits gewalttätig zurückzuschlagen. Diese Strategie der Eskalation führte 1966 zur Gründung von radikaleren Gruppen wie Black Power oder der Black Panthers, die Kings Pazifismus kritisierten und zur gewaltsamen Gegenwehr aufriefen, was Hoover wiederum Argumente lieferte, die gesamte Bürgerrechtsbewegung als gewalttätige kommunistische Unterwanderung zu diffamieren.

Am Tag vor seiner Ermordung war King nach Memphis gereist, um auf dem Poor Peoples March zu sprechen, einer Massendemonstration für ökonomische Gleichberechtigung, die seine Organisation Southern Christian Leadership Conference (SCLC) initiiert hatte. Nachdem das FBI die ursprünglich reservierte Übernachtung im Holiday Inn an Journalisten ausgeplaudert hatte, damit die sich darüber entrüsten sollten, dass der schwarze Führer der Armen in einem weiß geführten besseren Hotel nächtigte, wurde ein Zimmer in dem im Schwarzenviertel liegenden Lorraine Motel für King gebucht – im Erdgeschoss, zur Straße hin. Am Nachmittag tauchten zwei vermeintliche Mitarbeiter mit falschen SCLC-Ausweisen auf und buchten auf ein nach hinten herausgehendes Zimmer im zweiten Stock mit Balkon um, weil King angeblich auf den (leerstehenden) Swimmingpool schauen wollte. Als er dann um 18 Uhr mit seinen Kollegen Andrew Young und Jesse Jackson auf diesen Balkon heraustrat, fiel der tödliche Schuss. Als erster »Polizist« am Tatort war der erwähnte Marrell McCollough, Offizier der Military Intelligence und ab 1974 der CIA, den Loyd Jowers als Mitverschwörer benannt und den Andrew Young, der spätere UN-Botschafter, auf einem Foto identifiziert hatte, auf dem er sich über den tödlich verwundeten King beugt.

Auch bei diesem Staatsakt zur Ermordung eines politischen Reformers sind also alle mit im Boot: Geheimdienst, Militär, FBI, ein ebenso passender wie unwissender Sündenbock und eine nicht wirklich ermittelnde lokale Polizei. Sowie, wenn man den glaubhaften Aussagen des ehemaligen FBI-Mannes Donald Wilson über die Papiere aus dem Wagen des angeblichen Täters folgt, ein Hinweis auf den Finanzier der Operation, den ultrarechten Ölmilliardär H.L. Hunt.

Wer die tödlichen Schüsse in Dallas, in Memphis und in Los Angeles tatsächlich abgegeben hat, ist bis heute ungeklärt. Klar ist nur: Lee Harvey Oswald, Sirhan Sirhan und James Earl Ray haben diese Operationen weder alleine geplant noch alleine durchgeführt. Und es ist weder ein Zufall, dass im Hintergrund dieser vorgeschobenen Sündenböcke stets die gleichen Institutionen und Figuren auftauchen, noch eine unseriöse »Verschwörungstheorie«.

“JFK – Staatsstreich in Amerika” ist 2017 in einer aktualisierten Neuauflage im Westend Verlag erschienen.

Leave a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *