Return of the Kremlmonster: Kuba-Krise reloaded

Erinnern Sie sich noch an “Russiagate” ? Die von allen westlichen Großmedien verbreitete Verschwörungstheorie, dass Donald Trump mit Hilfe des Kremls ins Weisse Haus gekommen ist und von Wladimir Putin mit anzüglichen Pippi-Videos erpresst wird. Und dass Hillary Clinton die Wahl nur verloren hat, weil “russische Hacker” ihre emails und Dokumente der Partei gestohlen und an die Öffentlichkeit brachten, wie sie den aussichtsreichen Bernie Sanders um die Kandidatur betrogen hatte. Und dass diese unsichtbaren “russischen Hacker” über Twitter und Facebook die Wahlen manipulieren und dabei sind, die Demokratie zu unterwandern ? Erinnern Sie sich noch an die großen Enthüllungen des offiziellen “Mueller Reports” über die “russische Einmischung”, die Tag für Tag in den Nachrichten angekündigt wurden ? Falls Sie das vergessen haben, ist es völlig in Ordnung, denn sie kamen nie,  da es sich bei diesem ganzen “Russiagate”-Komplex mit unsichtbaren Hackern und dem Gottseibeiuns Putin um hochgradiges Geschwurbel handelte.

Nicht vergessen sollten Sie allerdings, dass uns diese Legenden, Mythen und Verschwörungserzählungen seit Sommer 2016 als Fakten und reale Nachrichten aufgetischt wurden. Jetzt aber wandelt sich das Narrativ, wie das Cover des Economist vom 8.Januar 2022 sehr schön zeigt, erschienen vor dem “Nicht-Dialog-Dialog” zwischen USA und Russland in Genf und Brüssel vergangene Woche. Nicht mehr subtil, von unsichtbaren Hackern und Facebookern wird die Demokratie unterwandert, sondern direkt und vom Ultrabösen persönlich mit Knarre bedroht, der es sich tatsächlich herausnimmt, die Truppen in seinem Land aufzustellen wo er will – zum Beispiel an die Grenze zur Ukraine, an der auch das US-Imperium und die Nato gerne ihre Raketen aufstellen würden. Wogegen die Russen Sicherheitsbedenken vorbringen –  verständlicherweise, denn wenn sie im Gegenzug ein paar Hyperschall-Raketen auf Kuba stationieren und Atom-U-Boote in den “freien Meeren” des Golf von Mexico cruisen lassen, wäre das ein direkter Flashback zurück in “Kuba-Krise”….

100 Jahre JFK (6): Wie ein geheimer “Back Channel” mit Russland den Atomkrieg verhinderte

“Diese Blechköpfe haben einen großen Vorteil. Wenn wir auf sie hören und tun, was sie wollen, ist hinterher niemand von uns mehr am Leben, um ihnen zu sagen, dass sie falsch lagen”, sagte John F. Kennedy zu seinem Berater O’Donell, als sie im Oktober 1962 eine Sitzung mit dem Generalstab verliessen, in der sich die Militärs und fast alle seiner Kabinettsmitglieder außer John McNamara und Robert Kennedy für einen sofortigen Angriff auf Kuba ausgesprochen hatten. Um einen Krieg zu verhindern, sah JFK nur noch die Möglichkeit, eine letzte Option zu nutzen, von denen weder die Militärs noch die Geheimdienste und sein Kabinett zu dieser Zeit wussten: seinen geheimen »Back Channel« mit dem Partei- und Regierungschef auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs, den Kontakt mit Nikita Chruschtschow…

Dass es einen solchen Kanal heute noch gibt und sich die säbelraselnden “Blechköpfe” nicht durchsetzen, kann man nur hoffen. Von US-Seite wird derzeit aber eher weiter an der Eskalationsschraube gedreht. Dort werden private ukrainische Truppen trainiert – um jene Milizen zu verstärken, die bevorzugt mit SS-Runen antreten um die abtrünnigen Republiken “heim ins Reich” zu holen –   und im US-Senat werden Sanktionen gegen den russichen Präsident und leitende Minister gefordert, falls Russland eine Invasion der Ukraine durchführt. Eine solche war und ist von Russland nie geplant, wird aber von westlicher Seite seit Wochen geradezu herbeigeschrieben – mittlerweile schon mit der tollen Legende, dass Russland eine False Flag Operation der Ukraine zuschieben und als Anlass für einen Einmarsch nehmen könnte.

Dass Russland keinerlei Interesse an einer Einverleibung der Ukraine oder auch nur der zwei abtrünnigen Republiken hat und seit Jahren ohne Unterlass auf die Minsker Verhandlungen  zwischen Kiew und der autonomen Regierung pocht, um das interne ukrainische Problem zu lösen – all das hält die hiesigen Großmedien nicht ab, die Invasionsgelüste Putins zu beschwören. Allen voran Nato-Clown Stoltenberg, dem es nach den großen Erfolgen seiner Truppe in Libyen, Syrien und Afghanistan nach neuen Budgets und Expansion gelüstet, die ohne einen fiesen Aggressor, den man “in die Schranken weisen muss”, nun mal nicht zu haben sind. Schon warnt die FAZ: “Nach der Ukraine ist Europa dran”, klar: mit weniger als der  Weltmacht ist das Kremlmonster nicht zufrieden.

Das weiß natürlich auch die vom Trampolin ins Außenministerium gehupfte Völkerballexpertin Annalena Baerbock, die bei ihrem Antrittsbesuch in Moskau den transatlantischen “Nicht-Dialog-Dialog” wohl fortsetzen wird: „Wir sind entschlossen, zu reagieren, wenn Russland stattdessen den Weg der Eskalation geht.“ Nun hat sich schon ihr olivgrüner Kollege Habeck im Wahlkampf mit Stahlhelm an der ukrainischen Ostfront fotografieren lassen und scheint gegen das Schlachtfeld, zu dem Europa und Deutschland in einem militärischen Konflikt mit Russland werden, nichts weiter einzuwenden haben.  Da kann nur hoffen, dass mit der Entschlossenheit “zu reagieren” nicht die Bundeswehr gemeint ist , die mit US-und Nato-Truppen gerade von der Barfussarmee der Taliban verjagt wurde – und dass auch Kanzler Scholz einen diskreten Back Channel nach Moskau hat und den Ball flach halten kann.

Ganz im Sinne von großen Vorgängern wie Willy Brandt und Egon Bahr, die nach dem Mauerbau auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs für eine Pipeline nach West-Berlin sorgten, von der die Inselstadt mit Benzin und Öl beliefert wurde – über die DDR-Raffinerie in Schwedt  direkt aus der Sowjetunion. “Die Amis haben damals getobt, aber wir haben es durchgesetzt, es ging ja nicht anders”, sagte Egon Bahr dazu, als wir einige Monate vor seinem Tod 2015  über “Nordstream 2” sprachen. Es geht auch heute nicht anders, der Industriestaat Deutschland und Westeuropa sind in Sachen Energie eine Insel wie damals die Mauerstadt – und Flüssiggastanker aus USA derselbe Schwachsinn wie seinerzeit Benzinlaster von  Helmstedt nach Berlin. Schwachsinnig wie im Übrigen auch die gesamte  “Kauft nicht beim Russen!”-Haltung, die den Rohstoff-Riesen dieses Planeten mit Sanktionen  in die Knie zwingen will:  China und ganz Asien werden jeden Kubikmeter russisches Erdgas und Öl auf Jahrzehnte dankbar abnehmen während der Westen in die leere Nordstream-Röhre guckt.

Bei der Frage, warum  von  deutscher und europäischer Seite so wenig vernünftige Realpolitik betrieben und statt auf Handel und Wandel auf Konfrontation gesetzt wird, stößt man unweigerlich darauf, dass sich das anglo-amerikanischen Imperium in seinem Great Game nach wie vor im  “Kampf um die Weltinsel” befindet. Und seine Raketen – wie weiland die Kanonenboote im Opiumkrieg mit China – vor der Haustür eines jeden aufstellen will, der sich nicht freiwillig unterwirft. Russland hat den “Partnern” nun im Dezember seine Sicherheitsbedenken schriftlich dargelegt und klar gemacht, dass es mit dieser Kanonenbootpolitik vorbei ist und Nato-Raketen in der Ukraine und Georgien inakzeptabel sind. Was ist an der Forderung nach militärischer Neutralität dieser beiden Ex-Sowjetstaaten und dem versprochenen  Ende der Nato-Expansion so “aggressiv”, dass man darüber nicht einmal reden will ? Wenn mir das jemand erklären kann bitte ich auch um eine Erklärung, was an der Nicht-Nato-Mitgliedschaft Östereichs und der Schweiz so gefährlich ist. Schon in unserem Buch “Wir sind die Guten” (2015/2019) ist dargelegt, warum eine blockfreie Neutralität als Hub zwischen Russland und der EU für die Ukraine eine weitaus bessere Lösung darstellt als der anti-russische Frontstaat, den der Westen jetzt daraus gemacht hat. Ein “failed state” in jeder Hinsicht…

Die akute Atomkriegsgefahr wurde vor 60 Jahren beendet, weil Kennendy die russischen Sicherheitsbedenken ernst nahm: die in der Türkei stationierten US-Raketen wurden ebenso zurückgezogen wie die sowjetischen auf Kuba. Wenn der mit quasi taoistischem Geduldsfaden ausgestattete russische Außenminister Lawrov jetzt sagt, dass seine Geduld am Ende ist, sind das keine leeren Worte. Schon im Syrienkrieg hatten die Russen dem Empire of Chaos bei seiner Expansion die Rote Linie gezogen, indem sie mit ihrem überlegenen S-400-Abwehrsystem die Luftraumkontrolle übernahmen; in Kasachtan haben sie gerade mit der CSTO  den Versuch eines Putschs im Huckepack von lokalen Protesten im Ansatz erstickt und mit der Inbetriebnahme der neuen Hyperschall-Raketen, die nicht abgefangen werden (und nuklear bestückt sein)  können, ist ein wahrer “Game Changer” am Start. Es braucht jetzt nicht einmal mehr einen Stützpunkt in der Karibik für eine global  äußerst brenzlige Situation wie in der Kubakrise: sie können jeden Punkt in den USA jederzeit erreichen. Und auch mit dem Stolz der US-Navy, den milliardenschweren Flugzeugträgern, mit denen man vorfahren und wehrlose Länder in Schutt und Asche legen konnte, ist es vorbei – angesichts der Mach 10 schnellen Rakete Kinzhal sind sie als lame ducks künftig nur noch für historische Flottenparaden tauglich. Russland verlangt Verhandlungen über die Nato-Expansion also nicht aus einer Position der Schwäche. Dass die “Blechköpfe” im Pentagon das wissen und entsprechend verhandeln, kann die Einwohnerschaft Mitteleuropas nur wünschen und sollte alles dafür tun, nicht zum Schlachtfeld zu werden und  Europa aus dem Schlepptau des sturheil unipolaren US-Imperiums zu lösen. Der planetare Rohstoffriese Russland ist keine “Regionalmacht mit Tankstelle” (wie noch Obama spottete), sondern ein militärischer Hyper-Schall-Bär, der mit der Werkbank der Welt China jetzt auch noch einen ökonomischen Drachen im Rücken hat – und in diesem Verbund den gesamten eurasischen Wirtschaftsraum erschließen wird. Wenn Europa von diesen Märkten des 21.Jahrhunderts nicht abgehängt werden will, ist ein Abrüstungs,- Beistands,- und Handelsvertrag von Lissabon bis Wladiwostok überfällig. Das “Kremlmonster” Putin hat das übrigens schon 2007 vorgeschlagen. Höchste Zeit, dass sich die Muppet-Figuren in Berlin und Brüssel daran erinnern…

Auch erschienen auf krass&konkret und auf Rubikon

23 Comments

  1. Die Ukraine könnte auch ohne formelle NATO-Mitgliedschaft militärisch im westlichen Lager mitspielen. Schweden z.B. ist auch nicht in der NATO, aber dessen Militär tanzt eifrig nach US-Vorgaben (wenn es sein muss, sogar hinter dem Rücken der eigenen Regierung, wie bspw. die U-Boot-Affäre der 80er (O. Palme) gezeigt hatte).

    W. Ischinger, Chef der Münchner Siko, hat schon vor Jahren festgestellt: „Die Frage einer Nato-Mitgliedschaft der Ukraine ist im Bündnis de facto längst negativ entschieden worden.”

    http://www.abendblatt.de/kultur-live/article234310063/klaus-von-dohnanyi-buch-nationale-interessen-streitschrift-aussenpolitik.html

    Bei den Info- und Psycho-Kriegen, die derzeit durch Politik und mediale “Bewusstseinsindustrie” mit oftmals brachialer Unlogik ausgefochten werden – nach Innen gegen aufmüpfige Schäfchen auf Straßen und in Web-Foren, nach außen gegen konkurrierende bzw. nicht unterworfene Staaten – geht es um Machtproben und Symbolik: Das westliche Imperium muss aller Welt zeigen, dass es noch Chef im Ring ist, dass der Kaiser nicht nackt ist.

    Und weil der Westen in den letzten Jahren immer schwächer sowie unglaubwürdiger wurde und von einer Krise, von einer Niederlage in die nächste stolpert, müssen symbolische Siege her. Man demonstriert Härte, Überlegenheit, Dominanz und Einigkeit wo man tatsächlich geschwächt, ratlos, besiegt und zerstritten ist.

    Sun Tzu sagt: “Krieg ist ein moralischer Wettstreit, der in Tempeln gewonnen wird bevor der Kampf begonnen hat.”

  2. Von meiner bescheidenen Seite 11 von 10 Punkten für diese geopolitische Ausnahme- Weitwinkelaufnahme.
    May the power be with us.
    -p

  3. Sehr gute Analyse zu einer gefährlichen gegenwärtigen Situation.

    Man baut gerade auch das Narrativ auf, dass Russland eine “Fals Flag” Operation vorbereite um die “Invasion in die Ukraine” zu legitimieren:

    “US claims Russia planning ‘false-flag’ operation to justify Ukraine invasion”
    https://www.theguardian.com/world/2022/jan/14/us-russia-false-flag-ukraine-attack-claim

    “The US has alleged Russia has already positioned saboteurs in Ukraine to carry out a “false flag” operation to use as a pretext for a Russian attack, which Washington says could begin in the coming month.”

    Derweil arbeiten aber wohl die USA et al. an genau so einer “False Flag” Operation, um die ganze Sache eskalieren zu lassen. Man kennt das Spiel ja von der Farbenrevolution in der Ukraine 2013/14 mit darauf folgendem Krieg in der Ostukraine.

    Hoffen wir, dass die Falken (und alle Deppen die da mitmachen) mit dieser 2022-Ukraine-Russlan-Konflikt Operation nicht erfolgreich sein werden. Ansonsten gute Nacht. Dann ist die Coronakrise ein Scheissdreck dagegen.

    Schlimm ist ja auch nicht nur, dass diese primitive Anti-Russland-Kriegstreiberpropaganda auch 2022 wieder aus dem Hut gezaubert wird, sondern vor allem, dass die Leute da auch wieder mitmachen! Man glaubt den Medien und stimmt in die Hetzte ein. Und wehe man kritisiert diese brandgefährlichen Kriegsvorbereitungen, dann ist man unten durch – vor allem bei den linken “Intellektuellen” und Meinungsmachern. Unfassbar und skurril.

  4. das sollte doch nur eine Ablenkung sein, um den Carina (ich will ja kein Staatsfeind sein) Projekt weiter machen zu können. Zuerst hat man es in Kasachstan versucht, hat nicht geklappt, jetzt hat man wieder die gute alte Ukraine hinzugezogen, klappt aber auch nicht. Das Problem der “Allierten” ist, das jetzt überall “Kinder” an der Macht sind, die keine Ahnung haben und auch kein Geld mehr und sie wollen einen Krieg gegen Russland, was in kurzer Zeit ein paar Millionen Soldaten mobilisieren kann. Und Putin ist beliebt in Russland. Da sollte sich niemand Illusionen machen. Im Westen gibt es gegenwärtig KEINEN Staatsführer, der nicht von einem Großteil seiner Leute nicht gehasst worden wäre. In Deutschland haben wir im Moment nur Gauner und Idioten an der Macht, die alle auf Koffern sitzen und nur noch selber etwas Geld aus Corinna rausholen wollen, bevor es vorbei ist, koste es für das Volk, was es wolle.
    https://youtu.be/wNdhVAvWbPI

  5. Danke zunächst für den klasse Artikel!

    Der mörderische militärische Angriff Kiews auf die Bevölkerung der Ostukraine muß man durchaus als (wie Putin unlängst) “Völkermord” bezeichnen.
    Denn die Lage war und ist durchaus nicht so, wie etwa in Äthiopien, wo die Tigris-Armee aus der Provinz Tigris die Hauptstadt und die Regierung angreift, und die Regierung sich nun verteidigen muß. Vielmehr gab es bis zur Regierung von Präsident Janukowitsch keine Probleme. Und nach dem “Maidan”-Putsch gab es zwar Demos in der Ostukraine aber keine militärischen Aktionen. Dann aber strich die Putsch-Regierung in Kiew den Ostukrainern die Renten, Pensionen, Sozialhilfe und sonstige Zahlungen. die dortigen Bürger wurden nicht mehr als Bürger des Landes anerkannt. Auch deren Muttersprache Russisch wurde jetzt praktisch von Kiew verboten.
    Aber während Kiew die “Bürger” in der Ostukraine nicht haben will, will es das LAND dort auf jedenfalls ergreifen. Das aber geht nur indem man die Ostukraine “ethnisch säubert”.

    Und die BRD nimmt an diesem Verbrechen teil – nicht nur die Regierung, sondern gerade auch ‘unsere’ Medien!
    Während man Milovan Milosevic verlogen unterstellte, er wolle sein Land von den Albanern “säubern” – um dann mit der Nato alles niederzubomben (und ethnische Serben aus dem Kosovo “hinauszusäubern”), verschweigt man den echten Völkermord in der Ukraine und unterstützt diesen mit Waffen und Propaganda.

  6. die haben Angst vor dem Herzland. Wenn sich die P(abst)russen mit den anderen Russen wieder verbinden, schliessen sich andere an und dann ist es aus mit dem Vatikan. Die Kriege gibt es übrigens nur auf Video. Es wird nicht mehr in echt geschossen.

  7. Meine Prognose (2 Szenarien):

    Szenario 1: USA und Russland kommen überein. Nach außen muss es so aussehen, also hätten die USA sich durchgesetzt, aber insgeheim wird man den Russen Zugeständnisse machen (z.B. die Vertagung ukrainischer NATO-Mitgliedschaft auf den St. Nimmerleinstag oder keine Stationierung bestimmter Waffensysteme). Die USA werden durch den scheinbaren diplomatischen Sieg einen Prestigegewinn (und Russland – im medialen Narrativ – eine Niederlage) verbuchen, die Europäer versinken in weiterer Bedeutungslosigkeit.

    Szenario 2: USA und Russland kommen nicht überein, regional spitzt sich die Lage weiter zu. Daraufhin wird der Westen Sanktionen aussprechen, russische Finanz- und Handelsströme kappen und Nord Stream 2 schließen. Die Amis können dann ihr teures Fracking-Gas verkaufen und in Europa energiepolitisch und militärstrategisch unentbehrlich bleiben. Den ökonomischen Schaden wird neben Russland vor allem Deutschland tragen; der Schwelbrand an der europäischen Ostflanke dauert an.

    Fazit: In beiden Szenarien werden die USA einen Gewinn erhalten, Russland könnte etwas gewinnen oder verlieren, Europa kann nur verlieren.

    Begründung: Die USA führen den Konflikt nicht nur gegen den geostrategischen Rivalen Russland, sondern auch gegen den ökonomischen Konkurrenten Europa (was unsere MSM meist beschweigen). Europa zahlt, weil es kein eigenständiger Verhandlungspartner ist und seine Mainstreampolitiker US-hörig, naiv und feige sind.

    PS: Einen Großkrieg wird es nicht geben, die NATO droht Russland bewusst “nur” mit wirtschaftlich-politischen, nicht mit militärischen Konsequenzen. Eine militärische Eskalation, die im thermonuklearen Weltkrieg endet, würde nur Verlierer kennen.

    Im Nuklearzeitalter ist Krieg nicht mehr die Fortsetzung der Politik, um dem Gegner den eigenen Willen aufzuzwingen (Clausewitz), sondern der Krieg selbst ist zum Gegner geworden. Beide Seiten agieren hier rational genug, um das zu verstehen. Das ganze Atomzeugs (ob Hyperschall oder nicht) hätte in dem Moment versagt, in dem es eingesetzt würde (wer zuerst schießt, stirbt als zweiter); es hat den bloßen Zweck glaubwürdiger Drohung, um niemals eingesetzt werden zu müssen.

    Aber Fehler, dumme Zufälle und lausiges Personal in Spitzenämtern kommen heute vielleicht öfter vor als 1962 (da kann man nur froh sein, dass das bockige Bärchen nur deutsche Ministerin ist und nicht wirklich etwas zu sagen hat.)

    1. Es ist alles möglich … Aber …
      Nach dem für russische Diplomatie-Gepflogenheiten äußerst robusten und offensiven Auftreten sowohl von Putin als auch Lawrow im Vorfeld der Verhandlungen mit den USA kann ich mir schwer vorstellen, dass Russland die USA als Sieger dastehen lassen will und wird, wie in Szenario 1 angedeutet.
      Auch Szenario 2 scheint mir nicht schlüssig. Wenn es in Europa und ganz besonders in D kalt werden sollte durch fehlendes Gas und / oder Blackout, wird ein Lernprozess einsetzen. Nicht zwingend beim derzeitigen politischen Personal; das halte ich abgrundtief US-hörig und vor allem so ungebildet und geradezu dumm, dass es nicht in der Lage ist, realistische Einschätzungen vorzunehmen.
      Wer dann umdenken wird? Nun, die notleidende Bevölkerung. Veränderungen kommen vor allem dann zustande, wenn die persönliche Lebenssituation einer kritischen Masse unmittelbar zum Handeln zwingt.

      1. Gut, natürlich kann ich irren, möchte aber meine Thesen nochmal begründen:

        Die USA wollen globale Führerschaft, dafür sind sie zwingend auf Prestige und Respekt (oder Furcht) aller anderen angewiesen. Russland braucht das für sich selber nicht so sehr, harte Fakten (Waffen, Truppen, Reichweiten, Verträge und tausende andere Details) sind ihm für die eigene Sicherheit viel wichtiger. Wie damals in der Kubakrise, als die UdSSR sowohl den Abzug der US-Raketen in der Türkei als auch einen Invasionsverzicht der USA gewann, aber dieser Deal keinesfalls bekannt werden durfte.

        In Szenario 2 würde es nicht kalt in Europa, weil die USA (beliebig teuer) lieferten. Vielleicht – besonderes nett – würden die transatlantischen Freunde sogar Brennstoffe, die sie selbst (trotz aller Sanktionsdrohungen) immer mehr aus Russland beziehen, gönnerhaft, zum x-fachen Preis versteht sich, an ihre fröstelnden europäischen “Verbündeten” weiterverkaufen.

        https://snanews.de/20220118/aerger-bei-nord-stream-2-russland-oel-exporteur-5047999.html

        https://www.tagesspiegel.de/politik/ukraine-konflikt-mit-russland-usa-erwaegen-offenbar-notfall-gaslieferungen-nach-europa/27978300.html

        Ihr letzter Punkt: Ich bin davon überzeugt, dass Umstürze heute nur noch von oben oder von außen orchestriert werden könnten, insbesondere hierzulande. Denn die Mehrheit der Schäfchen glaubt das, was Bewusstseinsindustrie und Wahrnehmungsmanagement ihr verkaufen (wie absurd und wahrheitswidrig es auch sei), sie erkennt Wesen, Struktur und Ziele des Herrschaftsapparates nicht, will nicht einsehen müssen, permanent betrogen worden zu sein oder hat im (seltenen) Falle der Erkenntnis dann Angst vor den Konsequenzen eigenen Handelns. Man fügt sich lieber ins Schicksal – wir sind gerade Zeitzeugen…

  8. Sehenswert:
    “STEIMLES AKTUELLE KAMERA / AUSGABE 51 / DURCHSTARTEN 2022”
    Zum Thema hier erst ganz am Ende, ab 22:10. Aber auch das davor ist sehenswert!

  9. Danke für die treffenden Zeilen, Blogchef!
    Das Problem unserer Zeit und auch davor, (Da noch nicht so radikal ausgeprägt!) ist die mediale Berichterstattung und damit die Schere im Kopf vieler Zeitgenossen. Ob es sich um die inszenierten Konflikte im Gefolge des „Krieg gegen den Terror“ handelt, um die Zuspitzung der Situation in Kasachstan, der Ukraine oder das seit 2 Jahren inszenierte Corona-Syndrom. Der Zweck ist immer der Gleiche. Halte die Masse mit gefakten News in Angst und Panik, so lässt diese sich am besten lenken. Denn ein Mensch, welcher ständig unter Druck steht, ist zu rationalem Denken und Entscheidungen kaum noch fähig.
    Das erkannte auch ein gewisser Bill Gates, welcher in weiser Voraussicht bereits vor Corona die Millionen in div. Pressehäuser brachte. (Man hatte aus der Pleite von Vogel- und Schweinegrippe gelernt!) Natürlich nur zu dem Zweck: Unabhängigen Journalismus zu fördern! Wie dieser dann aussieht, erleben wir in seiner radikalsten Form, seit nun gut 2 Jahren.
    Ein Deja-vu für jeden in der DDR Aufgewachsenen! Allerdings muss man der zugutehalten, dass sie damit keine Aggressivität gegen andere Staaten forcierte. Da man den Westen mit seiner Propaganda direkt vor der Haustür hatte, ging es darum das erwünschte Narrativ unter die eigene Bevölkerung zu bringen und damit für Ruhe im Land zu sorgen. Die Konsequenz! Die Widersprüche zwischen realer und von der Politik erschaffener medialer Welt wurden immer größer und die Bevölkerung beendete das Experiment.
    Aktuell gibt es dieses mediale Gegensteuern in Form des damaligen „Westfernsehens“ nicht. Das gesamte offizielle Spektrum von Print- und TV- und Radiomedien hat sich geschlossen hinter die Linie der Regierenden gestellt und ist zu Hofberichterstattern geworden. Es wird also (Anders als 89′!) nicht zu einer Revolution kommen, welche durch die kritische Berichterstattung mit ausgelöst und getragen wurde. Die Mächtigen sind sich der Tragweite und Macht der Medien bewusst, daher auch die Blankoschecks von Gates’, mit der unterschwelligen Aufforderung entsprechend zu berichten.
    Was bleibt, ist das Netz! Allerdings mit nicht so großer Breitenwirkung. Aber selbst die macht den Regierenden genug Angst. Einst gepriesen für schnell verfügbare Daten und Informationen und dazu gedacht, die Massen mit ständiger Berieselung durch Banalitäten von wichtigen Themen fernzuhalten, wird es jetzt von den Mächtigen verteufelt, seine liberale Verfügbarkeit beschnitten und eingeschränkt. Es hat sich zur Büchse der Pandora entwickelt, welche man versucht, unter Kontrolle zu bringen. Die Kontrolle, welche sie über die Medien bereits haben und welche durch die Politik erst ermöglicht wurde, indem man zuschaute und aktiv daran mitarbeitete, dass sich immer größere Medienverlage bilden konnten. Aus der Vielfalt wurde eine Einfalt! Man schrieb voneinander ab und die Verlagsbosse sind mit der Politik auf Du und Du.
    Es ist immer noch erschreckend, wie sich innerhalb eines kurzen Zeitraums die Medienlandschaft so radikal wandeln konnte. Im voraus eilenden Gehorsam übertrifft sie teilweise die der DDR. (Der Blogchef wird mir da zustimmen können, weil er mit ansehen musste, was aus der einstigen TAZ geworden ist. Eine Wandlung von Linksliberalen zum NATO-Blatt per exzellente.) Diese Macht der Medienkonzerne gilt es zu durchbrechen und für immer abzuschaffen. Ohne ihre (willige?, gekaufte?) Berichterstattung, wäre so eine widersprüchliche und chaotische Politik niemals möglich, geschweige denn über diesen langen Zeitraum zu erhalten gewesen.
    Kämpfen wir also für eine Medienlandschaft welche den Namen verdient, keinen Keil in die Gesellschaft treibt, sondern den Zusammenhalt dieser (Trotz Diversität der Meinungen!) fördert und das macht wozu sie da ist: Unabhängig, unvoreingenommen, pluralistisch, faktenorientiert über internationale und nationale Geschehen zu berichten.
    In diesem Sinne.

  10. “während der Westen in die leere Nordstream-Röhre guckt.”
    Das werden wir über kurz oder lang aber sowieso. Letztes Jahr sagte ein russischer Minister sinngemäß, dass Russland nur noch schwere (schwer zu erschließende) Quellen von Erdgas bzw. Öl habe; Das Wanken des Permafrostes und der schwer zu bändigende, enorme Eigenbedarf¹ machen es nicht gerade leichter.
    Die Aggression gegen Russland kann ich mir nicht ohne den anschwellenden Energiehunger des Westens bei schwindenden Eigen-Reserven erklären: Historisch gesehen waren die Übergänge vom Kaufmann zum Piraten oft fließend…

    ¹Auch für die Förderung an sich, Stichwort sinkender EnergyReturnOnInvestment, z.B. im Sommer Kühlung (in Sibirien!) des Erdbodens unter einer Pipeline, damit diese nicht im Sumpf versinkt

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