The Criminal Has Left The The Palace

“The Criminal Has Left The The Palace” twitterte einer der ägyptischen Aktivisten zum Abflug von Mubarak in seine Residenz am Roten Meer – und seit vor einer Stunde sein Rücktritt verkündet wurde ist in Kairo und dem Rest des Landes Partytime. Das Volk hat seinen Willen durchgesetzt. Achtzehn Tage Demonstrationen, Aktivismus, Streiks haben eine mehr als 30-jährige Pharaonenherrschaft zu ihrem Ende gebracht. Ganz unabhängig davon was jetzt folgt, ist allein dies ein wunderbarer Erfolg, ein von unten, von den Menschen errungener Sieg und ein Zeichen für die ganze Welt, dass selbst bleierne, scheinbar unabänderliche Verhältnisse verändert werden können – mit einem Flügelschlag der Vielen, durch Selbstorganisation der Massen, durch die Macht der Menschen. Der Beginn  einer demokratischen Revolution in Ägypten, die mit dem Sturz von Mubarak beginnt, ist ein deutliches Signal, nicht nur für die Despotenregime im Nahen Osten. Auch die zu  neo-feudalen Regimen unter Herrschaft der Hochfinanz verkommenen ehemaligen Demokratien im Westen sollten es vernehmen. Sie sind vielleicht (noch) nicht so arm wie der durchschnittliche Ägypter, doch sie sind einer brutalen Finanzdespotie unterworfen, in der die gewählten “Volksvertreter”  nur noch als Marionetten  agieren und einem “Bail Out” genannten gigangtischen Bankraub durch die Bankster selbst  nur hilflos zusehen können. Es wird also höchste Zeit von den Ägyptern zu lernen: in New York, London, Paris und Berlin – und so lange zu demonstrieren, bis die Kriminellen von Goldman, Sachs & Co.  ihre Paläste verlassen haben, bis sämtliche  “Off-Shore”- Raubritterburgen geschlossen sind, bis eine Geldreform dem  Währungs- und Finanzcasino defintiv einen Riegel vorschiebt. Achtzehn Tage und jeweils 1-2 Millionen in den genannten Städten sollten reichen – nach dem 11.Februar 2011 in Kairo scheint das mehr als nur eine romantische Utopie…

Ceterum Censeo: Zur Inaugurationsfeier des demokratischen Ägypten sollte sich Deutschland mit der Rückgabe der Nofrete bedanken.

Volksempfänger reloaded

Er ist wieder da, der Volksempfänger, nicht als Bakalit-Kistchen aus dem das Volk His Fuehrers Voice empfängt, sondern über Kabel, Satellit, TV und Handy. Diese Woche beschloß die Federal  Communications Commission (FCC), die Rundfunkbehörde der USA, ein erstes Testprogramm mit einem “Presidential Alert” zu starten, der im Falle von Katastrophen natürlicher oder terroristischer Art auf allen Kanälen eingeblendet werden soll. Wenn  demnächst also mal wieder ein islamistischer Unterhosenbomber aufkreuzt, kann Obama per “Emergency Alert System” (EAS) sämtliche Netze hijacken und den Volksgenossen rechtzeitig eine Warnung zukommen lassen. In Verbindung mit dem vom Heimatschutz-Ministerium in Kooperation mit der Supermarktkette Wal-Mart aufgelegten Programm  “If You See Something, Say Something” sollte es künftig auch an Volksmeldern nicht fehlen. Wann die EAS-App kommt, steht noch nicht fest – lange dauern kann es nicht mehr…

Hofmanns Reisen.

Wer nicht lesen will, kann hören – im neuen Hanfjournal ist eine Besprechung des Hörbuchs erschienen, das Audioflow aus unserem Buch ” Der Weg nach Eleusis -Albert Hofmann und die Entdeckung des LSD” produziert hat: Hofmanns Reisen:
“Mit „Hofmanns Reisen – Innere und äußere Reisen des LSD- Entdeckers Albert Hofmann“ ist es Audioflow in einer Kooperation mit dem Nachtschatten-Verlag erneut gelungen, spannende Unterhaltung mit wissenschaftlichem Anspruch zu verbinden. Continue reading →

Die Kamikaze-Piloten des FBI

Zwei interessante Neuigkeiten zu 9/11 kamen Anfang der Woche ans Licht. Zum einen ein vom “Telegraph” veröffentlichtes Wikileaks-Dokument, nach dem  das FBI vier Arabern auf der Spur war, die drei Wochen vor 9/11 in die USA eingereist waren,  in Kontakt mit den späteren “Hijackern” standen und am 10.9. via London zurück nach Katar flogen. Zuvor hatten sie die Ziele der Anschläge in NY und Washington inspiziert und waren dann nach Los Angeles gereist. Dort fiel dem Hotelpersonal auf, dass sie Pilotenuniformen dabei hatten, Ausdrucke mit Pilotennamen, Flugnummern usw. , sowie Pakete die nach Syrien, Jerusalem, Afghanistan und Jordanien adressiert waren. Das Kabel der Botschaft von Doha/Katar, das am 2.Februar 2010 gesendet wurde, fordert Washington auf, die vier namentlich genannten Männer auf die Watchlist zu setzen. Ein Grund, warum dieser Hinweis mehr als neun Jahre zu spät erfolgt und was dazu geführt hat, dass die Existenz dieser “Zelle” erst jetzt ans Licht kommt, geht aus dem Kabel nicht hervor – der Grund, warum sie im Abschlußbericht der  9/11-Kommission keinerlei Erwähnung findet, scheint indessen offensichtlich.  Continue reading →

Walk Like An Egyptian

So etwas hat auch ein alter Reporterlöwe und Korrespondent meines Vertrauens aus dem Nahen Osten wie Robert Fisk noch nicht erlebt: auf einem graffitiverzierten Panzer eines Diktators auf einer Demo gegen diesen Diktator mitzufahren.  Aber derzeit scheint in Ägypten alles möglich.  Taz-Korrespondent Karim El-Gawhari, der zur Zeit wegen der Internetsperren nicht bloggen kann, schreibt aus Kairo von einem permanenten Volksfest. Und dass derzeit dort alles derart schnell geht, dass selbst erfahrene Journalisten nicht mehr durchblicken – und keine Ahnung haben wie es weiter geht. Hierzulande indessen stößt die Nachricht, dass sich ein Volk von einem Polizei,- und Folterstaat befreit, auf eher verhaltene Freude. Würde das  aufständische “Volksfest” im Iran stattfinden könnte man sich vor dem Hype in den Medien vermutlich kaum retten. Aber Ägypten ist von allen Entwicklungsländern der größte Kunde für deutsche Waffen und auch die Milliarden aus den USA, die Herrn Mubarak jährlich rübergeschoben werden, landen in den Kassen der Rüstungsindustrie. Da scheint es verständlich, dass Obama und Hillary Clinton sich vornehm zurückhalten und sich rechts von ihnen schon ein Hosni-Mubarak-Fanclub zusammengetan hat, für den natürlich auch Israel trommelt – und laut Al Jazeera dem netten Despoten von nebenan notfalls Exil gewähren will. Dem Volk wird alles recht sein, Hauptsache er geht…

Update: Präsident Obamas Sondergesandter Frank G. Wisner, der hinter den Kulissen die Strippen ziehen soll, ist ein alter Haudegen der US-Elite, Ex-Botschafter in Kairo,  Ex-Enron, Ex-AIG-Boardmember und Mubarak-Vertrauter.  Sein Vater Frank Wisner war Direktor of Special Plans der CIA und 1945 der Liaisonoffizier der  Organsiation Gehlen – der Transfer von nützlichen Hurensöhnen bleibt also gewissermaßen in der Famile…

Buchvorstellung “Die Drogenlüge”

Worum es in meinem jüngsten Buch “Die Drogenlüge” im Allgemeinen  geht erschließt sich mit einem vergrößernden Klick auf die untenstehende wunderbare Grafik von David McCandless – im Besonderen geht es darum, dass in dieser großen, weiten Welt der Drogen einige Substanzen als illegal eingestuft sind und weltweit strafrechtlich verfolgt werden. Vor ziemlich genau 100 Jahren, im Jahr 1909,  brachte eine internationale Opiumkommission das erste Globalisierungsgesetz auf den Weg, das Verbot von Drogen. Ein Jahrhundert später ist dieses Verbot nicht nur sozial- und gesundheitspolitisch gescheitert, sondern unterminiert durch seine Nebenwirkungen die Rechtsordnung und Gesellschaft in vielen Regionen der Welt: Drogengeld ist die Hauptfinanzquelle des internationalen Terrorismus und der organisierten Kriminalität. Die Kosten des Verbots übertreffen bei weitem die gesellschaftlichen Schäden des Drogenkonsums. Nur ein Ende der Prohibition und die konsequente Legalisierung aller Drogen kann diese Spirale von Schwarzgeld, Gewalt und Terror stoppen.

Am kommenden Mittwoch, 2. Februar 2011, stelle ich das Buch im taz-Café vor. Beginn ist um 19 Uhr, der Eintritt ist frei.

“Der Türke an sich ist bieder und ehrlich”

Dass Türken-Thilo Sarrazin für den Stoff seines Bestsellers nicht so richtig recherchiert hat – oder nur so gut wie er englisch spricht – ist mittlerweile ebenso bekannt wie es dem Verkauf des Werks und der Lufthohheit über den Stammtischen keinen Abbruch getan hat.  Treue Teutonen und arbeitssame Arier, die von  parasitären Orientalen und heimtückischen Levantinern ausgelutscht werden – diese Story zieht immer.  So dachte ich mir auch vor über 30 Jahren, als gerade eine neues Magazin gegründet worden war, von Leuten wie Gernhardt, Bernstein, F.K.Wächter, die mich schon in der “Pardon” als Schüler begeistert hatten. Und jetzt legten die Macher von “Welt im Spiegel” (“Pro Bono – Contra Malum!”) noch eins drauf und mit “Titanic” jeden Monat ein ganzes Heft vor – da wollte ich gern dabei sein. Aber wie ? In der ersten Ausgabe war eine Serie “Unsere europäischen Nachbarn” gestartet, in der holländische, französische, englische Sitten und Gebräuche unter die Lupe genommen wurden –  meine direkten Nachbarn in Berlin SO 36 aber, die Türken,  kamen noch nicht vor. Dabei boten Gemüsehändler, Kopftücher und Mullahs doch auch schon 1979/80 genügend Stoff um auf die Abschaffung Deutschlands hinzuweisen.Continue reading →

Peter Paul Zahl R.I.P.

Gestern morgen ist der Schriftsteller Peter Paul Zahl im Krankenhaus von Port Antonio (Jamaica) gestorben. Im letzten Jahr hatte er sich wegen eines Krebsleidens noch in Deutschland behandeln lassen und kehrte dann in sein Haus in Longbay zurück, wo er seit Mitte der 80er Jahre lebte. PPZ, wie er genannt wurde, hatte eine Druckerlehre absolviert und war 1964 nach Berlin gekommen. Er gründete einen Kleinverlag mit Druckerei , wo unter anderem die  Anarchozeitung “883” gedruckt wurde und beteiligte sich an der klandestinen Kleingruppe “Up against the wall, Motherfuckers”, die schwarzen  GIs zur Flucht nach Schweden verhalf. 1970 erschien sein erster Roman (“Von einem der auszog um Geld zu verdienen”), im selben Jahr wurde er wegen eine Plakats zur Befreiung politischer Gefangener zu einem halben Jahr auf Bewährung verurteilt. Bei einer Polizeikontrolle 1972 wurde er nach einem Schußwechsel verhaftet und wegen Mordversuchs zu 15 Jahren Haft verurteilt. Bis 1980 saß er in Einzelhaft und  schrieb dort den Roman “Die Glücklichen”, der 1979 bei Rotbuch erschien und ein Bestseller wurde.  1982 wurde er vorzeitig aus der Haft entlassen und konnte sich von dem Honorar ein Häuschen in Longbay, an der Ostküste Jamaicas, kaufen, wo er seit 1985 lebte und schrieb. Continue reading →

Holy Shit

Auf das neue Buch der Reporterlegende Seymour Hersh  darf man gespannt sein. In einer  zornigen Rede, die er letzte Woche in Qatar hielt, erklärte er, dass hochrangige US-Militärs mit einer Kreuzzugsmentalität die Außenpolitik gekapert hätten. Über die Haltung dieser Kreuzritter gegen den Islam sagte Hersh:

“We’re going to change mosques into cathedrals. And when we get hold of all the oil, nobody’ s going to give a damn.” That’s the attitude: “We’re going to change mosques into cathedrals. That’s an attitude that pervades, I’m here to say, a large percentage of the Special Operations Command, the Joint Special Operations Command and Stanley McChrystal, the one who got in trouble because of the article in Rolling Stone, and his follow-on, a Navy admiral named McRaven, Bill McRaven — all are members or at least supporters of Knights of Malta. McRaven attended, so I understand, the recent annual convention of the Knights of Malta they had in Cyprus a few months back in November. They’re all believers — many of them are members of Opus Dei. They do see what they are doing — and this is not an atypical attitude among some military — it’s a crusade, literally. They see themselves as the protectors of the Christians. They’re protecting them from the Muslims in the 13th century. And this is their function. They have little insignias, they have coins they pass among each other, which are crusader coins, and they have insignia that reflect that, the whole notion that this is a war, it’s culture war.”

Das lesenswerte Transkript der Rede  hier