Gestern erreichten mich drei Fragen zu Wikileaks, die ich mir nach kursorischer Lektüre der neuesten Irak-Enthüllungen und der “Wiederauerstehung” des Julian Assange so ähnlich auch stellte:
1. Welche organisierte Machtstruktur hat die Möglichkeit, vertrauliche Geheimdokumente wiederholt als Terabyte-Konvolut heranzuschaffen, um das “demokratische Frontend” der politischen Struktur bezogen auf seine Außenwirkung hin zu diskreditieren und zu destabilisieren?
2. Kann es sein, dass der Aufbau von “Credibility”, der künstliche Aufbau also von nachhaltig erscheinender Glaubwürdigkeit seitens WikiLeaks als eine Art zusammengebastelte “bürgerschaftliche Whistleblower-Site” einem späteren Zweck dienen soll, etwa und zum Beispiel das 9/11-Truth-Movement kognitiv zu infiltrieren, gerade im Hinblick auf den 2011 bevorstehenden 10. Jahrestag?
3. Könnte es sein, dass dies mit der derzeit öffentlich propagierten Hochrüstung der Golfregion und des Nahen Ostens, mit dem absehbaren Ende der Obama-Ära und Planungen zu einem neuen Masterplan für “The next 9/11” zusammenhängen könnte?
Sicher scheint jedenfalls, dass sowohl die veröffentlichten “Warlogs” aus Afghanistan wie auch die jetzt präsentierten Irak-Dokumente nichts enthalten, was nicht sowieso schon jeder wußte, im Großen und Ganzen. Anhand tausender Protokolle und Dokumente nun auch noch erfahren, wie die Bestialität und Grausamkeit dieser Kriege im Detail abläuft, mit wieviel Chaos und Terror sie diese Regionen überziehen, wieviel Tod und Leid sie der Zivilbevölkerung bescheren – geschenkt, so lange sich an der Strategie im “Great Game” nichts ändert. Und die zielt unverändert auf “Endsieg” im Irak, in Afghanistan und die Kontrolle des Öls im kaspischen Becken. Da mag das Pentagon angesichts der Wikileaks-Publikation noch so zetern und “Verrat!” kreischen – gefährdet sind die großen Ziele noch lange nicht, das Rüstungsbudget wird weiter wachsen.
Der Verdacht, dass eine ursprünglich offen und kooperativ konzipierte Whistleblower-Plattform infiltriert wird, indem man einer Person Tonnen von Geheimmaterial zuspielt, ihr damit innerhalb der Organisation eine Übermacht verschafft und so ein schwer kontrollierbares Netzwerk zentralisiert und steuerbar macht, kann einen angesichts des Personenkults um Assange schon überkommen. Dass auch Großmedien wie NYT und “Spiegel” ins Boot geholt werden um sich auf dem Wikileak-Trittbrett als “investigativ” und “kritisch” zu inszenieren und sich mit einem “limited hangout” – dem Zugeben von ein paar Kriegsgrausamkeiten, die ohnehin jeder ahnte – ein bißchen Credibility zu verschaffen, scheint ins Bild zu passen. Das heißt nun nicht – Verschwörungstheoretiker, obacht! – Wikileaks gleich und in Bausch und Bogen als verlängerten Arm von CIA und Big Oil zu verdammen, aber cum grano salis sollte man die süßen Lecks aus diesem Kanal künftig schon genießen. 9/11 ist und bleibt der Prüfstein.
Update: Eben entdeckte ich via Fefe noch dieses zu den obigen Vermutungen passende Interview mit einem ausgeschiedenen Wikileak-Aktivisten.