Ray McGovern hat gerade eine passende Abkürzung geprägt, die den guten alten “Military Industrial Complex” (MIC), vor dessen schleichender Machtübernahme Präsident Eisenhower in seiner Abschiedsrede einst gewarnt hatte, zeitgemäß auf den Punkt bringt. Denn mittlerweile hat sich MIC zu einem monströsen “Military-Industrial-Congressional-Intelligence-Media-Academia-Think-Tank” ausgewachsen: welcome to MICIMATT. Klingt bisschen wie MickyMaus ist aber nichts für Kinder, sondern eher der Versuch, die diskreten politischen Strukturen zu beschreiben, die auch “deep state” genannt werden. Da kennt sich Ray McGovern, mit 27 CIA-Jahren auf dem Buckel und als Vorstand der “Veteran Intelligence Professionals for Sanity (VIPS)”, ohne Frage gut aus und gibt einen Ausblick auf das nach dem “Russiagate”-Flop nunmehr anstehende “Deep-State-gate” . Die dunkle Allianz aus Politik, Geheimdiensten, Polizei und Medien, die schon im Wahlkampf 2016 begann mit illegalen Methoden gegen den Horrorkandidaten Trump vorzugehen und diesen Feldzug nach der Wahl mit dem “Russiagate”-Zirkus fortsetzte, wird nunmehr zumindest ein wenig ans Licht gezerrt werden. Schon hat der Geheimdienstauschuss des Kongresses in sieben Schriftsätzen an das Justizministerium Aufklärung über das Zustandekommen der Lauschangriffe auf Trump und sein Team und angefordert. Einen Beweis für “collusion”, “conspiracy” und “treason”, den die Mueller-Untersuchung in Bezug Trump und Russland zwei Jahre lang nicht finden konnte, solche belastbaren Belege für Absprachen und Verrat liegen in Sachen Deep-State-gate schon jetzt reichlich vor. Amtierendes und ehemaliges CIA/NSA/FBI-Führungspersonal ebenso wie der demokratischen Partei werden jetzt in den Fokus von Ermittlungen und offiziellen Befragungen rücken. Nur die Großmedien sind sich nach wie nur keiner Schuld bewusst, wie Ray McGovern schreibt:
Readers of The Washington Post on Monday were treated to more of the same from editorial page chief Fred Hiatt. Hiatt, who won his spurs by promoting misleading “intelligence” about weapons of mass destruction in Iraq and suffered no consequences, is at it again.(…)
In his Monday column Hiatt warned: “Trump was elected with the assistance of Russian spies and trolls, which he openly sought and celebrated. But he did not (or so we are told) secretly conspire with them.” In effect, Hiatt is saying, soto voce: “Fie on former (now-de-canonized) Saint Robert of Mueller; we at the Post and our colleagues at The New York Times, CNN et al. know better, just because we’ve been saying so for more than two years.”
Times executive editor Dean Baquet said, about the backlash to the Times‘ “collusion” coverage: “I have no regrets. It’s not our job to determine whether or not there was illegality.” CNN President Jeff Zucker said: “We are not investigators. We are journalists.”
Genau das, nämlich Journalisten, sind diese Herren natürlich nicht, und ihre Organe keine journalistischen Institutionen mehr sondern News-Outlets des MICIMATT. Weshalb sie als Journalisten-Darsteller auch nichts dafür zu befürchten haben, zwei Jahre Fake-News als Nachrichten verkauft zu haben, schließlich haben 90% aller Medien dabei mitgemacht. Und wenn es alle machen kann es so falsch ja nicht sein. Zumal man mit Trump-Bashing und Russen-Paranoia die Klickzahlen und Quoten wunderbar steigern konnte und die künftigen Gehaltsschecks gesichert sind. Das Geschäftsmodell stimmt also, und so kann der MICIMATT-Komplex für seine eingebettete Darsteller und eine Journalismus-Simulation sorgen, in der Fake-News nicht mehr als Sünde, sondern als Tugend gelten.
Dass der milliardenschwere Präsidentschaftswahl genannte Schönheitswettbewerb im us-amerikanischen “Einparteisystem mit zwei rechten Flügeln” (Gore Vidal) mit echter Demokratie und Volkssouveränität nicht mehr viel zu tun hat, ist keine besonders neue Erkenntnis. Das Vorgehen gegen Trump mit “Russiagate” zeigt aber eine weitere Stufe des Verfalls. Noch Richard Nixon verwahrte sich entschieden dagegen, die ihm zugetragenen und bezeugten Bettgeschichten seines Konkurrenten John F.Kennedy auf irgendeine Weise im Wahlkampf einzusetzen – heute hingegen werden große Summen aufgewendet, um solche Geschichten und Zeugen zu erfinden und via CIA, FBI und Medien verbreiten zu lassen. Nixon lies noch ein paar Handlanger ins gegenerische Parteibüro einbrechen, um Strategien und Taktiken auszuspähen – und wurde von der Polizei erwischt. Das Clinton-Team behauptete, russische Hacker hätten auf ihrem Server eingebrochen, lies den Einbruch aber nicht von der Polizei untersuchen, die dann auch nichts unter,- sondern die Behauptung einfach über-nahm. Sie spielte mit, genauso wie die Geheimdienste und die Medien. Nixon musste damals wegen der im Watergate-Gebäude erwischten Einbrecher gehen, das Auffliegen der konzertierten Russiagate-Aktion – ein konspirativer MICIMATT-Coup zur Beseitigung eines gewählten Präsidenten – hat bisher aber hat bisher noch keinen politischen Kopf gekostet. Ginge es den Medien um Demokratie und Rechtsstaatlichkeit müssten sie genau dafür sorgen – so unsympathisch und unerträglich dieser gewählte Präsident sein mag.
Was ich bemerkenswert finde, ist die grassierende Autopoietisierung des Diskurses – und des Betriebes. Wenigstens zwischen den Zeilen auch ganz offen dem Rezipienten kommuniziert. Das ist der neue Deal: Jeder ist Konsument und Rezensent, jeder Shareholder und Mittäter. Was für eine Geschichte, staunt das Feuilleton am Wochenende über den Wochenzirkus – was für eine Gaudi aber auch. Wäre doch der Bundesminister beinahe über die Kampagne unserer Kollegen gestolpert, hat das DAX-notierte Unternehmen die Medienempörung unterschätzt und muss nun Konkurs anmelden. Erschreckend, nicht? Soziologen sprechen bereits von, Medientheoretiker schlagen Alarm, der DJV überlegt. Klicken Sie hier für mehr.
Als Watergate platzte, war man über die Art und Weise Nixon’s noch schockiert. Heute ist die Moral soweit unten, dass für das fingierte Russiagate kaum noch ein Ansatz von Aufschrei durch die Medien geht, geschweige denn diseses große Teile der Bevölkerung tangiert. Es ist schon fast unheimlich, wenn man beobachtet, mit welch stoisch resignativen Gleichmut die Bürger dieses Schmierentheater über sich ergehen lassen. Sei es nun Russiagate in den USA , die lückenhafte Berichterstattung über Venezuela, die einseitig Negative über Russland, die skandalös Verlogene über die von den USA und der NATO geführten Kriege gegen Jugoslawien, Irak, Afghanistan, Algerien und Syrien. Ausser in den alternativen Medien findet in unseren Leitmedien kaum mehr eine Gegenreaktion statt! Selbst ein Klaus Kleber kann es sich erlauben, seine Zuschauer mit einer makaberen Kriegsankündigung zu begrüßen! Wo sind da die Aufschreie der Journalisten unserer “unabhängigen” Medien? Irgend etwas zu Guantanmo in letzter Zeit gehört oder aktuell zu Julian Assange?? Wie soll man diese Szenario von nun bezeichnen? Als gelungene Gleichschaltung der Medien und damit faktisch Abschaffung der Demokratie? Ist das jetzt der Übergang in den Neofeudalismus oder leben wir schon unbewusst in ihm?
Das ist nur die Fortschreibung der Individualisierung und Atomisierung der Gesellschaft. Digitales Biedermeier quasi. Jeder hat das “wu wei” des Kapitalismus gelernt, spätestens in der Schule: Schwimme wie ein Fisch, buckle wie eine Ameise. Hipper Zynismus gegenüber “denen da oben” befreit nicht nur von der Verantwortung in der repräsentativen Demokratie, sondern auch von der mutwillig provozierten kognitiven Dissonanz angesichts der Missstände. Dass die Denkpanzer und Grundschullehramt-MdBs einen derweil auf dem Aktienmarkt verschachern, geht da schnell verloren, bei so einer Zielbindung im Hamsterrad.
Dass die Journalisten das fröhlich befeuern, hat weniger mit Anweisungen aus dem CFR zu tun, sondern mit subtilen Veränderungen im Medien-Telos: Währung und Ziel im Strom der Informationen ist nicht mehr Wahrheit, sondern allerhöchstens Wahrheit als Funktion des Entertainments, neben Katharsis und anderen alten Bekannten. Besorgnis auf der Ebene der Selbstreferenzialität und die prompte Meta-Analyse dieser, mit Bezug zu vermeintlich relevanten gesellschaftlichen Themen, ist kein Zeichen dafür, dass der Medienbetrieb aufwacht, sondern hektische Spielfreude angesichts der IVW-Gletscherschmelze. Deswegen ist es auch so witzlos, den Journalisten ins Gewissen reden zu wollen: Man wendet sich nicht mehr an Hartwig, den grummligen Lokaljournalisten, der vom Geschäftsführer gezwungen wird, die Autohaus-Premiere zu machen – sondern eher an das hier: https://www.youtube.com/watch?v=rprqVXsJ8is&
Aktiver Liebesentzug durch Auflagenschwund ist die einzige Waffe.