So etwas hat auch ein alter Reporterlöwe und Korrespondent meines Vertrauens aus dem Nahen Osten wie Robert Fisk noch nicht erlebt: auf einem graffitiverzierten Panzer eines Diktators auf einer Demo gegen diesen Diktator mitzufahren. Aber derzeit scheint in Ägypten alles möglich. Taz-Korrespondent Karim El-Gawhari, der zur Zeit wegen der Internetsperren nicht bloggen kann, schreibt aus Kairo von einem permanenten Volksfest. Und dass derzeit dort alles derart schnell geht, dass selbst erfahrene Journalisten nicht mehr durchblicken – und keine Ahnung haben wie es weiter geht. Hierzulande indessen stößt die Nachricht, dass sich ein Volk von einem Polizei,- und Folterstaat befreit, auf eher verhaltene Freude. Würde das aufständische “Volksfest” im Iran stattfinden könnte man sich vor dem Hype in den Medien vermutlich kaum retten. Aber Ägypten ist von allen Entwicklungsländern der größte Kunde für deutsche Waffen und auch die Milliarden aus den USA, die Herrn Mubarak jährlich rübergeschoben werden, landen in den Kassen der Rüstungsindustrie. Da scheint es verständlich, dass Obama und Hillary Clinton sich vornehm zurückhalten und sich rechts von ihnen schon ein Hosni-Mubarak-Fanclub zusammengetan hat, für den natürlich auch Israel trommelt – und laut Al Jazeera dem netten Despoten von nebenan notfalls Exil gewähren will. Dem Volk wird alles recht sein, Hauptsache er geht…
Update: Präsident Obamas Sondergesandter Frank G. Wisner, der hinter den Kulissen die Strippen ziehen soll, ist ein alter Haudegen der US-Elite, Ex-Botschafter in Kairo, Ex-Enron, Ex-AIG-Boardmember und Mubarak-Vertrauter. Sein Vater Frank Wisner war Direktor of Special Plans der CIA und 1945 der Liaisonoffizier der Organsiation Gehlen – der Transfer von nützlichen Hurensöhnen bleibt also gewissermaßen in der Famile…