Angesichts des geopolitischen game changers, der die Vereinigten Staaten abhält, das zu tun, was sie in normalerweise tun würden – nämlich das Land in Schutt und Asche bombardieren – sturheil weiter zu fordern, einem ukrainischen Volkssturm Waffen zu liefern und gegen die haushoch überlegene russische Armee kämpfen zu lassen, ist skrupellos. Das ehemalige Nachrichtenmagazin “Spiegel” indessen hat das volle Rollback zum “Stürmer” vollzogen und läßt seine Kommentoren nicht nur behaupten “die Kapitulationsaufforderung ist absurd”, sondern dazu den Vergleich heranziehen, dass die Russen beim Einmarsch von Hitlers Armee 1941 ja schließlich auch nicht gleich aufgegeben hätten. Ja klar – und einige Russen haben auch durchgehalten, als die Wehrmacht 1941-43 Leningrad belagerte und sind nicht gleich verhungert (warten aber noch immer auf eine Entschädigung Deutschlands) – aber diesen Vergleich heben wir uns auf, bis Öl, Gas und Weizen knapp werden und Durchhalteparolen für die Heimatfront gefragt sind. Bis dahin aktivieren wir “Warfluencer”, die mit Gräuel-Clips und Ruinen-Pornos in den social media auch die Tik-Tok-Kids richtig kriegsgeil und wie Kiews Botschafter in Berlin zu Fans der Neonazi-Brigaden machen, schließlich kämpfen sie wie damals auf der richtigen Seite: gegen “slawischen Untermenschen”. Am Ende braucht es nur eine kleine Differenzierung im Sprachgebrauch – wenn die Al Qaida Kopf-Ab-Islamisten, die für NATOstan in Bosnien, Libyen, Syrien kämpften als “moderate Terroristen” durchgingen, wird sich für die rassistischen Asov-Bataillone, die gern mal zum Mord an russischen Babys aufrufen, sicher auch noch ein aktzeptabler Claim finden lassen. Und bis dahin behaupten wir einfach, dass sie gar nicht so schlimm und eigentlich gar nicht da sind, sondern ein Fake von Putin.
Wahrscheinlich wird so ein neues Branding aber nicht mehr gebraucht, weil die russischen Armee den Kern dieser Truppe in der Ostukraine schon von der Versorgung abgeschnitten hat und eine ihrer Hochburgen, das große Stahlwerk in Mariupol, von den gefürchteten Spezialisten im Häuser,-und Straßenkampf, tschtschenischen “Spetsnaz”, umstellt ist. Während für reguläre Mitglieder der ukrainischen Armee das Angebot gilt “Wer die Waffen niederlegt, kann nach Hause gehen”, wird kein Neonazi dort lebend raus kommen. Dass das nicht schade ist, sondern höchste Zeit, macht Pepe Escobars kurzer Rückblick auf diese Bande klar ( “Make Nazism Great Again”) :
“Inzwischen wissen nur noch die Hirntoten in NATOstan – und davon gibt es Horden – nichts vom Maidan im Jahr 2014. Doch nur wenige wissen, dass es der damalige ukrainische Innenminister Arsen Awakow war, ein ehemaliger Gouverneur von Charkow, der grünes Licht dafür gab, dass eine 12.000 Mann starke paramilitärische Truppe aus Sektenmitgliedern und Fußballhooligans, die Dynamo Kiew unterstützten, gebildet werden konnte. Das war die Geburtsstunde des Asow-Bataillons im Mai 2014, angeführt von Andriy Biletsky, auch bekannt als “Weißer Führer” und ehemaliger Anführer der Neonazi-Bande “Patrioten der Ukraine”. Zusammen mit dem NATO-Agenten Dmitro Jarosch gründete Biletsky die Organisation “Pravy Sektor” (Rechter Sektor), die vom ukrainischen Mafia-Paten und jüdischen Milliardär Ihor Kolomoysky finanziert wurde (der später die Metawandlung von Zelensky vom mittelmäßigen Komiker zum mittelmäßigen Präsidenten finanzierte).
Pravy Sektor war ein fanatischer EU-Gegner – erzählen Sie das mal Ursula von der Leyen – und politisch davon besessen, Mitteleuropa und die baltischen Staaten in einem neuen, geschmacklosen Intermarium zu vereinen. Entscheidend ist, dass der Pravy Sektor und andere Nazibanden von NATO-Ausbildern entsprechend geschult wurden.
Biletsky und Yarosh sind natürlich Jünger des berüchtigten Nazi-Kollaborateurs Stepan Bandera aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, für den reine Ukrainer proto-germanisch oder skandinavisch und Slawen Untermenschen sind. Asow absorbierte schließlich fast alle Neonazi-Gruppen in der Ukraine und wurde in den Kampf gegen den Donbass entsandt – wobei ihre Gefolgsleute mehr Geld verdienten als reguläre Soldaten. Biletsky und ein weiterer Neonazi-Führer, Oleh Petrenko, wurden in die Rada gewählt. Der Weiße Führer stand allein da. Petrenko beschloss, den damaligen Präsidenten Poroschenko zu unterstützen. Bald wurde das Asow-Bataillon als Asow-Regiment in die ukrainische Nationalgarde eingegliedert. Sie begaben sich auf eine Rekrutierungskampagne für ausländische Söldner – mit Leuten aus Westeuropa, Skandinavien und sogar Südamerika. Dies war durch die von Frankreich und Deutschland garantierten (und inzwischen de facto außer Kraft gesetzten) Minsker Vereinbarungen streng verboten. Azov richtete Ausbildungslager für Jugendliche ein und erreichte bald 10.000 Mitglieder. Erik “Blackwater” Prince schloss 2020 einen Deal mit dem ukrainischen Militär ab, der es seiner umbenannten Organisation Academi ermöglichte, Asow zu beaufsichtigen.(…)
Als Putin einen “Haufen Neonazis” anprangerte, die in Kiew an der Macht seien, antwortete der Comedian, das sei unmöglich, weil er Jude sei. Das ist Unsinn. Zelensky und sein Gönner Kolomoysky sind praktisch gesehen Zio-Nazis. Selbst als Zweige der US-Regierung zugaben, dass sich Neonazis im Kiewer Apparat verschanzt hatten, ließ der exzeptionalistische Apparat den täglichen Beschuss des Donbass über acht Jahre hinweg einfach verschwinden. Diese Tausende von zivilen Opfern haben nie existiert.”
Wie ja auch heute, wir schreiben den 24.März, sämtliche Erinnerungen gelöscht sind, dass vor 23 Jahren das NATO-Bombardement Jugoslawiens begann, das 78 Tage andauerte, die Infrastruktur landesweit zerstörte und Tausende zivile Opfer forderte. Dies war der erste Angriffskrieg in Europa und NATOstans Sündenfall. Solange diese Kriegsverbrechen und die Straffreiheit der Verantwortlichen (Clinton, Blair, Schröder, Fischer) im Westen akzeptiert wird, bleiben Forderungen, Russlands Kriegsverbrechen in der Ukraine anzuklagen, nur hohle Doppelmoral. Doch die Zeiten des “quod licet iovi…” sind vorbei und sie werden nicht zurück kommen.
Und während die Schreibtischtäter vom Stürmer-Spiegel noch dabei sind, mit Durchhalte-Propaganda mehr Kanonenfutter zu generieren und die Mainstream-Medien insgesamt (wie bei Corona) eine hysterische Horrorshow abziehen, in der die Rolle des”Killervirus” quasi nahtlos von “Killerrussen” übernommen wurde, sind sie jetzt vom Pentagon höchstselbst zurückgepfiffen worden – mit dem Hinweis, das von einem “Angriffskrieg” Russlands keine Rede sein kann: “Wenn wir uns nur selbst davon überzeugen, dass Russland wahllos bombardiert oder nur deshalb nicht mehr Schaden anrichtet, weil seine Soldaten der Aufgabe nicht gewachsen sind, oder weil Russland technisch nicht dazu in der Lage ist, verkennen wir den wahren Konflikt.” Die USA, so setzte der Pentagon-Analyst hinzu, hätten am ersten Tag der Irak-Invasion 2003 mehr Zerstörung angerichtet als Russland in 24 Tagen: „Ich weiß, es ist schwer zu schlucken, dass das Blutbad und die Zerstörung weit schlimmer sein könnten, als es der Fall ist. Aber genau das zeigen die die Fakten. Für mich sieht es danach aus, dass Putin nicht absichtlich Zivilisten angreift….”.
Während die Propaganda-Maschine, die sich mit “Vernichtungskrieg” und anderen Horrorvokabeln überschlägt, weiter grobe Desinformation betreibt, bestätigt das Pentagon damit, was Russland von Beginn an gesagt hat: dass es keinen Angriff auf Land und Leute durchführt und auch keine Invasion oder Eroberung, sondern eine “militärische Operation” um die Angriffe auf die Donbass-Region zu stoppen. Angriffe, die von der Regierung in Kiew und ihrem korrupten Präsidentendarsteller befohlen und ausgeführt werden, und die die Russen jetzt beenden – methodisch und konsequent. Wie dieses Vorgehen aus militärischer Sicht zu beurteilen ist, hat Scott Ritter (Ex-US-Marine und UN-Waffeninspekteur) in einem ausführlichen Gespräch mit Max Blumenthal und Aaron Maté erörtert. Sich diesen Lagebrericht eines echten Fachmanns anzuhören, der sowohl die USA wie auch Russland kennt und weiß, wie Kriege geführt werden, kann ich allen empfehlen, die ein realistisches Bild des Konflikts gewinnen wollen. Anstatt sich sich die nächste Oscar-Verleihung zu geben, mit dem Hauptdarsteller des Comedian persönlich, während seine Regisseure – die Produzenten der Blockbuster “Irak”, “Afghanistan” und “Syrien” – wahrscheinlich nicht auftreten werden. Die sind mit der Verängerung des Kriegs und dem geplanten follow up “Regime Change Moskau” zu sehr beschäftigt. Und schon gar nicht wird der bekannteste Intellektuelle des Landes, Noam Chomsky, um seine Meinung gebeten:
“Ein NATO-Beitritt der Ukraine wäre wie jeder weiß nichts anderes, als würde Mexiko einem von China geführten Militärbündnis beitreten, gemeinsame Manöver mit der chinesischen Armee veranstalten und Waffen auf Washington bereithalten. Auf dem souveränen Recht Mexikos zu beharren, dies zu tun, würde an Idiotie grenzen (und glücklicherweise wird dies von niemandem angesprochen). Washingtons Beharren auf dem souveränen Recht der Ukraine, der NATO beizutreten, ist sogar noch schlimmer, da es ein unüberwindbares Hindernis für eine friedliche Lösung einer Krise aufbaut, die bereits ein schockierendes Verbrechen ist und bald noch viel schlimmer werden wird, wenn sie nicht gelöst wird – durch die Verhandlungen, denen sich Washington verweigert.”
Solange diese Verweigerung anhält – Frieden ist “uncomfortable” – wird der Krieg weitergehen und je länger die Medien den ukrainischen “Volkssturm” im Stürmer-Stil ins Verderben treiben, desto mehr Opfer wird er fordern. Die russischen Streitkräfte werden sich von mit MPs und Panzerfäusten bewaffneten Truppen – und viel mehr haben die ukrainischen Kämpfer nicht mehr zu bieten, Großwaffen kommen kein mehr rein, weil sie zerstört werden – nicht von einem Rückzug überzeugen lassen. Und allein mit Fake News und Propaganda gewinnt man keinen Krieg am Boden. Wer Frieden will muss verhandeln. Und wer in den Krieg zieht, muss sich fragen, wofür – sollte aber im Zuge der verordneten Ukrainophilie nicht ganz vergessen, was vor der “Pandemie der Killerrussen” noch in der Zeitung stand:
(wird fortgesetzt)
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Die westlichen Medien senden nur noch in manichäischem Schwarz/Weiß – wir sind die Guten, Russland ultraböse – und da die 





