Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 8

Angesichts des geopolitischen game changers, der die Vereinigten Staaten  abhält, das zu tun, was sie  in normalerweise tun würden  – nämlich das Land in Schutt und Asche bombardieren – sturheil weiter zu fordern, einem ukrainischen Volkssturm Waffen zu liefern und gegen die haushoch überlegene russische Armee kämpfen zu lassen, ist skrupellos. Das ehemalige Nachrichtenmagazin “Spiegel” indessen hat das volle Rollback zum “Stürmer” vollzogen und läßt seine Kommentoren nicht nur behaupten “die Kapitulationsaufforderung ist absurd”, sondern dazu den Vergleich heranziehen, dass die Russen beim Einmarsch von Hitlers Armee 1941 ja schließlich auch nicht gleich aufgegeben hätten.  Ja klar – und einige Russen haben auch durchgehalten, als die Wehrmacht 1941-43 Leningrad belagerte und sind nicht gleich verhungert (warten aber noch immer auf eine Entschädigung Deutschlands)  – aber diesen Vergleich heben wir uns auf, bis Öl, Gas und Weizen knapp werden und  Durchhalteparolen für die Heimatfront gefragt sind. Bis dahin aktivieren wir “Warfluencer”, die mit Gräuel-Clips und Ruinen-Pornos in den social media auch die Tik-Tok-Kids richtig kriegsgeil und wie Kiews Botschafter in Berlin  zu Fans der Neonazi-Brigaden machen,  schließlich kämpfen sie wie damals auf der richtigen Seite: gegen “slawischen Untermenschen”. Am Ende braucht es nur eine kleine Differenzierung im Sprachgebrauch – wenn die  Al Qaida Kopf-Ab-Islamisten, die für NATOstan in Bosnien, Libyen, Syrien kämpften  als “moderate Terroristen” durchgingen, wird sich für die rassistischen Asov-Bataillone, die gern mal zum Mord an russischen Babys aufrufen, sicher auch noch ein aktzeptabler Claim finden lassen. Und bis dahin behaupten wir einfach, dass sie gar nicht so schlimm und eigentlich gar nicht da sind, sondern ein Fake von Putin.
Wahrscheinlich wird so ein neues Branding aber nicht mehr gebraucht, weil die russischen Armee den Kern dieser Truppe  in der Ostukraine schon von der Versorgung abgeschnitten hat und  eine ihrer Hochburgen, das große Stahlwerk in Mariupol, von den gefürchteten Spezialisten im Häuser,-und Straßenkampf, tschtschenischen “Spetsnaz”, umstellt ist. Während für reguläre Mitglieder der ukrainischen Armee das Angebot gilt “Wer die Waffen niederlegt, kann nach Hause gehen”, wird kein Neonazi dort lebend raus kommen. Dass das nicht schade ist, sondern höchste Zeit, macht Pepe Escobars kurzer Rückblick auf diese Bande klar ( “Make Nazism Great Again”)  :

“Inzwischen wissen nur noch die Hirntoten in NATOstan – und davon gibt es Horden – nichts vom Maidan im Jahr 2014. Doch nur wenige wissen, dass es der damalige ukrainische Innenminister Arsen Awakow war, ein ehemaliger Gouverneur von Charkow, der grünes Licht dafür gab, dass eine 12.000 Mann starke paramilitärische Truppe aus Sektenmitgliedern und Fußballhooligans, die Dynamo Kiew unterstützten, gebildet werden konnte. Das war die Geburtsstunde des Asow-Bataillons im Mai 2014, angeführt von Andriy Biletsky, auch bekannt als “Weißer Führer” und ehemaliger Anführer der Neonazi-Bande “Patrioten der Ukraine”. Zusammen mit dem NATO-Agenten Dmitro Jarosch gründete Biletsky die Organisation “Pravy Sektor” (Rechter Sektor), die vom ukrainischen Mafia-Paten und jüdischen Milliardär Ihor Kolomoysky finanziert wurde (der später die Metawandlung von Zelensky vom mittelmäßigen Komiker zum mittelmäßigen Präsidenten finanzierte).
Pravy Sektor war ein fanatischer EU-Gegner – erzählen Sie das mal Ursula von der Leyen – und politisch davon besessen, Mitteleuropa und die baltischen Staaten in einem neuen, geschmacklosen Intermarium zu vereinen. Entscheidend ist, dass der Pravy Sektor und andere Nazibanden von NATO-Ausbildern entsprechend geschult wurden.
Biletsky und Yarosh sind natürlich Jünger des berüchtigten Nazi-Kollaborateurs Stepan Bandera aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, für den reine Ukrainer proto-germanisch oder skandinavisch und Slawen Untermenschen sind. Asow absorbierte schließlich fast alle Neonazi-Gruppen in der Ukraine und wurde in den Kampf gegen den Donbass entsandt – wobei ihre Gefolgsleute mehr Geld verdienten als reguläre Soldaten. Biletsky und ein weiterer Neonazi-Führer, Oleh Petrenko, wurden in die Rada gewählt. Der Weiße Führer stand allein da. Petrenko beschloss, den damaligen Präsidenten Poroschenko zu unterstützen. Bald wurde das Asow-Bataillon als Asow-Regiment in die ukrainische Nationalgarde eingegliedert. Sie begaben sich auf eine Rekrutierungskampagne für ausländische Söldner – mit Leuten aus Westeuropa, Skandinavien und sogar Südamerika. Dies war durch die von Frankreich und Deutschland garantierten (und inzwischen de facto außer Kraft gesetzten) Minsker Vereinbarungen streng verboten. Azov richtete Ausbildungslager für Jugendliche ein und erreichte bald 10.000 Mitglieder. Erik “Blackwater” Prince schloss 2020 einen Deal mit dem ukrainischen Militär ab, der es seiner umbenannten Organisation Academi ermöglichte, Asow zu beaufsichtigen.(…)
Als Putin einen “Haufen Neonazis” anprangerte, die in Kiew an der Macht seien, antwortete der Comedian, das sei unmöglich, weil er Jude sei. Das ist Unsinn. Zelensky und sein Gönner Kolomoysky sind praktisch gesehen Zio-Nazis. Selbst als Zweige der US-Regierung zugaben, dass sich Neonazis im Kiewer Apparat verschanzt hatten, ließ der exzeptionalistische Apparat  den täglichen Beschuss des Donbass über acht Jahre hinweg einfach verschwinden. Diese Tausende von zivilen Opfern haben nie existiert.”

Wie ja auch heute, wir schreiben den 24.März, sämtliche Erinnerungen gelöscht sind, dass vor 23 Jahren das NATO-Bombardement Jugoslawiens begann, das 78 Tage andauerte, die Infrastruktur landesweit zerstörte und Tausende zivile Opfer forderte. Dies war der erste Angriffskrieg in Europa und NATOstans Sündenfall. Solange diese Kriegsverbrechen  und die Straffreiheit der Verantwortlichen (Clinton, Blair, Schröder, Fischer) im Westen akzeptiert wird, bleiben Forderungen, Russlands Kriegsverbrechen in der Ukraine anzuklagen, nur hohle Doppelmoral. Doch die Zeiten des  “quod licet iovi…” sind vorbei und sie werden nicht zurück kommen. 
Und während die Schreibtischtäter vom Stürmer-Spiegel noch dabei sind, mit Durchhalte-Propaganda mehr Kanonenfutter zu generieren und die Mainstream-Medien insgesamt (wie bei Corona) eine hysterische Horrorshow abziehen, in der die Rolle des”Killervirus”  quasi nahtlos von “Killerrussen” übernommen wurde, sind sie jetzt vom Pentagon  höchstselbst zurückgepfiffen worden – mit dem Hinweis, das von einem “Angriffskrieg” Russlands keine Rede sein kann: “Wenn wir uns nur selbst davon überzeugen, dass Russland wahllos bombardiert oder nur deshalb nicht mehr Schaden anrichtet, weil seine Soldaten der Aufgabe nicht gewachsen sind, oder weil Russland technisch nicht dazu in der Lage ist, verkennen wir den wahren Konflikt.” Die USA, so setzte der Pentagon-Analyst hinzu, hätten am ersten Tag der Irak-Invasion 2003 mehr Zerstörung angerichtet als Russland in 24 Tagen: „Ich weiß, es ist schwer zu schlucken, dass das Blutbad und die Zerstörung weit schlimmer sein könnten, als es der Fall ist. Aber genau das zeigen die die Fakten. Für mich sieht es danach aus, dass Putin nicht absichtlich Zivilisten angreift….”.

Während die Propaganda-Maschine, die sich mit  “Vernichtungskrieg” und anderen Horrorvokabeln überschlägt, weiter grobe Desinformation betreibt,  bestätigt das Pentagon damit, was Russland von Beginn an gesagt hat: dass es keinen Angriff auf Land und Leute durchführt und  auch keine Invasion oder Eroberung,  sondern eine “militärische Operation” um die Angriffe auf die Donbass-Region zu stoppen. Angriffe, die von der Regierung in Kiew und ihrem korrupten Präsidentendarsteller befohlen und ausgeführt werden, und die die Russen jetzt beenden – methodisch und konsequent. Wie dieses Vorgehen aus militärischer Sicht zu beurteilen ist, hat Scott Ritter (Ex-US-Marine und UN-Waffeninspekteur) in einem ausführlichen Gespräch mit Max Blumenthal und Aaron Maté erörtert. Sich diesen Lagebrericht eines echten Fachmanns anzuhören, der sowohl die USA wie auch Russland kennt und weiß, wie Kriege geführt werden, kann ich allen empfehlen, die ein realistisches Bild des Konflikts gewinnen wollen. Anstatt sich sich die nächste Oscar-Verleihung zu geben,  mit dem Hauptdarsteller des  Comedian persönlich, während seine  Regisseure – die Produzenten der Blockbuster “Irak”, “Afghanistan” und “Syrien” – wahrscheinlich nicht auftreten werden. Die sind mit der Verängerung des Kriegs und dem geplanten follow up “Regime Change Moskau” zu  sehr beschäftigt. Und schon gar nicht wird der bekannteste Intellektuelle des Landes,  Noam Chomsky, um seine Meinung gebeten:

“Ein NATO-Beitritt der Ukraine wäre wie jeder weiß nichts anderes, als würde Mexiko einem von China geführten Militärbündnis beitreten, gemeinsame Manöver mit der chinesischen Armee veranstalten und Waffen auf Washington bereithalten. Auf dem souveränen Recht Mexikos zu beharren, dies zu tun, würde an Idiotie grenzen (und glücklicherweise wird dies von niemandem angesprochen). Washingtons Beharren auf dem souveränen Recht der Ukraine, der NATO beizutreten, ist sogar noch schlimmer, da es ein unüberwindbares Hindernis für eine friedliche Lösung einer Krise aufbaut, die bereits ein schockierendes Verbrechen ist und bald noch viel schlimmer werden wird, wenn sie nicht gelöst wird – durch die Verhandlungen, denen sich Washington verweigert.”

Solange diese Verweigerung anhält – Frieden ist “uncomfortable” – wird der Krieg weitergehen und je länger die Medien den ukrainischen “Volkssturm” im Stürmer-Stil ins Verderben treiben, desto mehr Opfer wird er fordern. Die russischen Streitkräfte werden sich von  mit MPs und Panzerfäusten bewaffneten Truppen – und viel mehr haben die ukrainischen Kämpfer  nicht mehr zu bieten, Großwaffen kommen kein mehr rein, weil sie zerstört werden – nicht von einem Rückzug überzeugen lassen. Und allein mit Fake News und Propaganda gewinnt man keinen Krieg am Boden. Wer Frieden will muss verhandeln. Und wer in den Krieg zieht, muss sich fragen, wofür – sollte aber im Zuge der verordneten Ukrainophilie nicht ganz vergessen, was vor der “Pandemie der Killerrussen” noch in der Zeitung stand:

 

(wird fortgesetzt)
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Mathias Bröckers/Paul Schreyer: Wir sind IMMER die Guten – Ansichten eines Putinverstehers oder wie der kalte Krieg neu entfacht wird, Westend Verlag (2019)

Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 7

Vor ein paar Tagen fragte ein Bekannter, der meine Notizen gesehen hatte, warum ich mir so sicher bin, dass der Krieg für die Ukraine verloren ist. Wenn die NATO wirklich eingreift, meinte er, hat Russland “gegen das 10-fache an Manpower und Waffen” doch keine Chance. Er hatte meine Hinweise und Links auf die technische Überlegenheit der russischen Streitkräfte sowohl in der Luftverteidigung als auch bei den Offensivwaffen übersehen. Eben die ist aber der Grund, warum NATOstan nicht eingreifen wird. Es ist zwar materiell massiv überlegen, aber ebenso massiv und empfindlich verwundbar. Weshalb jetzt die Ukrainer in eine aussichtslose Schlacht gehetzt werden müssen, gegen eine russische Armee die ihnen 10-fach überlegen ist. Ein zynischer, mörderischer Wahnsinn, doch das ficht das Imperium nicht an, es entspricht der Tradition, mit der es seine Kriege führen lässt, von Vasallen und fern der Heimat. Aber diese Zeiten sind vorbei, zumindest was das “Fern der Heimat” betrifft. Am Wochenende haben die russischen Streikräfte zwei große Miltärdepots im Süden und Westen der Ukraine zerstört und dazu zum ersten Mal in der “Operation Z” die hyperschnelle “Kinzhal”-Rakete eingesetzt. Diese ist Lesern dieses Blogs schon seit 2018 bekannt (Dont mess around with Ivan!), als wir sie als game changer im geopolitischen Schach und der globalen militärischen Balance beschrieben haben, mit einem Zitat von Andrei Martyanov, dem Autor von “The (Real) Revolution in Military Affairs”:

“Dies ist geopolitisch, strategisch, operativ, taktisch und psychologisch ein game changer. Es war bereits seit einiger Zeit bekannt, dass die russische Marine eine revolutionäre M=8-fähige 3M22 Zircon-Schiffsabwehrrakete einsetzt. So beeindruckend und praktisch von keiner Luftabwehr angreifbar die Zircon auch ist, die Kinzhal ist einfach schockierend in ihren Fähigkeiten. (..)Kein Luftverteidigungs- oder Raketenabwehrsystem der Welt ist heute in der Lage, irgendetwas dagegen zu unternehmen, und es wird wahrscheinlich Jahrzehnte dauern, ein Gegenmittel zu finden. Genauer gesagt kann kein modernes oder perspektivisches Luftverteidigungssystem, das heute von einer NATO-Flotte eingesetzt wird, auch nur eine einzige Rakete mit solchen Eigenschaften abfangen. Eine Salve von 5-6 solcher Raketen garantiert die Zerstörung eines Flugzeugträger-Kampfverbands oder eines anderen Verbands – und das alles ohne Einsatz von Nuklearmunition.”

Als Wladimir Putin in seiner Rede zum Beginn des Einmarschs sagte, dass jeder, der Russland bei dieser “Operation” behindert mit Reaktionen rechnen muss “wie er sie noch nie erlebt hat”, war nicht die Drohung mit einem Nuklearkrieg gemeint, sondern mit einem konventionellen Einschlag von “Kinzhal”. Dem “Dolch”, der nicht abgefangen werden kann und aus 2000 Kilometern Entfernung auf den Meter genau nicht nur Flugzeugträger treffen und zerstören kann, sondern bei Bedarf auch das Pentagon, Downing Street 10 oder das Kanzleramt. Was sogleich die Frage aufwirft, wofür wir eigentlich weiter Schutzgeld an die NATO und die US-Truppen in Deutschland zahlen, wenn sie nicht einmal den Sitz der Bundesregierung verteidigen können und alles andere genauso wenig.
Hallo Olaf, bitte mal herhören: was nützt eigentlich ein “Verteidigungsbündnis”, das weder Dich noch mich noch das ganze Land verteidigen kann ? Sollte man sich da – aus Sicherheitsgründen – nicht besser mit jemanden zusammentun, der in der Lage ist, uns wirklich zu schützen ? Oder anders herum: wenn ein starker Beschützer nicht zur Hand ist, lege ich mich dann als “Kriegskanzler” mit jemandem an, der mich mit einem einfachen Knopfdruck ins Jenseits befördern kann ?
Doch eher nicht, aber solche Fragen scheint sich in der Bundesregierung niemand zu stellen, weshalb man im Rahmen der “wertebasierten Außenpolitik” jetzt lieber 100 Milliarden Euro in Aufrüstung und Waffen investiert. Die gegen Kinzhal, Zircon & Co   rein gar nichts ausrichten können. Auch nicht das ultrateure Prachtstück von Lockheed-Martin, der Kampfjet F-35, von dem man jetzt drei Dutzend zum Stückpreis von 8o Millionen Dollar kaufen will, weil er laut Angaben des Herstellers über Tarneigenschaften verfügt, die ihn für die gegnerische Luftabwehr unsichtbar machen. Freilich nur, wenn der Gegner nicht über ein IADS (Integrated Air Defense System) wie das russische S400 /S500 verfügt, die den anfliegenden “Tarnkappenbomber” schon aus 200 km Entfernung sichten und abschiessen kann. Um nur eine einzige S-400 Batterie auszuschalten bräuchte es nach Schätzungen den Angriff von mindestens einem Dutzend F-35, von denen dann 10 oder 11 nicht mehr nach Hause kommen. Kriegskanzler Scholz hat also die Chance, seine chice F-35-Flotte locker an einem Tag zu verschrotten, was wiederum die Frage aufwirft, warum eine Regierung für derart potentiellen Schrott überhaupt Geld ausgibt ?
Das fragt aber niemand, weil die westliche Debatte derzeit ausschließlich moralisch und emotional geführt wird und und die militärischen und technischen Gegegebenheiten “on the ground” einfach ausblendet. Was in der Folge, wenn die Ukie-Armee mal einen russischen Panzer getroffen hat, sofort zu haltlosen Jubelartikeln über “Russlands Scheitern” oder “Putins Untergang” führt. Wozu die ernüchternde Statistik, die das Russische Verteidgungsministerium täglich aktualisiert, dem westlichen Publikum freilich vorenthalten werden muss: “Insgesamt wurden bei der Operation 230 unbemannte Luftfahrzeuge, 181 Flugabwehrraketensysteme, 1.528 Panzer und andere gepanzerte Kampffahrzeuge, 154 Mehrfachraketenabschussanlagen, 602 Feldartillerie- und Mörseranlagen sowie 1.312 Einheiten von militärischen Spezialfahrzeugen der ukrainischen Streitkräfte zerstört.”
Willkommen auf den Schrottplätzen der ukrainischen Armee, deren Ausmaß wir aber nicht schildern oder zeigen, weil dies den Kampfgeist der Ukrainer schwächen würde, die schließlich bis zum letzten Mann und zur letzten Patrone kämpfen sollen. Da lassen wie lieber Zelensky im US-Kongreß mal eine kämpferische Rede halten, der Mann ist schließlich Schauspieler:

“Zelenskys Worte und sein Video hatten in den westlichen Hauptstädten eine starke emotionale Wirkung, die eindeutig darauf abzielte, eine aufgeheizte Atmosphäre der Emotionen zu schüren, die fast zum Erliegen gekommen war. Diese emotionale Aufladung verstärkt die Angst vor dem Niedergang Amerikas und die Anzeichen dafür, dass sich immer weniger Länder instinktiv den USA beugen, so wie sie es in der Vergangenheit getan haben. Das ist beunruhigend. Es kann aggressive Gefühle auslösen, die darauf abzielen, es demjenigen heimzuzahlen, der die Vorstellung von einer Nation mit einem einzigartigen Schicksal herabwürdigt. Dieser emotionale Inhalt macht westliche Kommentatoren bereits blind für die militärischen Realitäten vor Ort, die von den täglichen Berichten über herzzerreißende Gräueltaten ignoriert und verdrängt werden. Im heutigen Westen ist die Analyse zu einem bloßen Ausdruck der korrekten Kultur geworden, und jede Erwähnung der Realitäten vor Ort ist fast ein Verbrechen. Dies ist der perfekte Rahmen, um Fehler zu begehen.” (Alastair Crooke: The Potential Catastrophe of Misperceiving ‘Total War’ as Tactical War)

Das ist der Punkt: die hysterische Emotionalisierung des Konflikts, das Ausblenden der Realität vor Ort und ihre Reduktion auf herzreißende Gräueltaten, böse Russen und teuflischen Putin erstickt jede rationale Analyse im Keim. Eine solche ist aber Voraussetzung für das Finden rationaler Lösungen. Wer Leid reduzieren und den Krieg beenden will, darf sich nicht von Emotionen leiten lassen, sondern muss die Lage erkennen und Auswege suchen. Das US-Imperium hat daran kein Interesse, denn für sein Kriegsziel – Regime Change in Moskau – ist ein möglichst langer, Russland schwächender Guerillakrieg in der Ukraine das Mittel der Wahl. Doch dieser Kontext ist wie jeder Hintergrund und Zusammenhang dieses Kriegs unter einem in dieser Form nie dagewesenen anti-russischen Propaganda-Tsunami nahezu verschwunden. Die westlichen Medien senden nur noch in manichäischem Schwarz/Weiß – wir sind die Guten, Russland ultraböse – und da die “Feindsender” abgeschaltet und zensiert werden, ist das Publikum zwecks Meinungsbildung allein auf den “Volksempfänger” angewiesen. Weil er dem nicht traute, hatte mein Großvater  im 2. Weltkrieg auf dem Speicher ein Radio versteckt, über das er BBC und andere “Feindsender” hörte, um sich – audiatur et altera pars – im Propaganda-Nebel des Kriegs selbst ein Bild über die Lage “on the ground” zu machen.

Solche Recherchen scheinen auch heute wieder sehr nötig, um sich übergrundlegende Daten und Fakten zu informieren. Dazu gehören bei einer militärischen Auseinandersetzung zuallerst die Informationen über die Stärke, die manpower und firepower, des Gegners:”Kenne deinen Feind!” – wozu im aktuellen Fall die Kenntnis des einschneidenden, historischen Paradigmenwechsels der Militärtechnik gehört, der die Geopolitik des 21. Jahrhunderts prägen wird: das Erscheinen von “Kinzhal” und weiterer hypersonischer Waffen markiert das Ende der “einzigen Weltmacht” USA und seiner Vision globaler “Full Spectrum Dominance”. Ihr unipolares Zeitalter “billiger Kriege”, die weit weg und risikofrei geführt werden, ist vorüber. Jeder US-Krieg kann ab sofort direkte Konsequenzen in der Heimat haben
Was bedeutet: Wäre Wladimir Putin tatsächlich der ultraböse Wahnsinnige, als der er derzeit in unseren “Qualitätsmedien” erscheint, könnte er morgen – stinkwütend über die neuesten Beleidigungen – mal kurz die Büros von Biden oder Johnson oder der BBC und New York Times ins Kinzhal-Visier nehmen lassen und Rummms! wär da einiges kaputt – ganz konventionell, ohne Nuklearkatastrophe und Kollateralschäden. Und vor allem: ohne dass es irgendeine Verteidigung dagegen gibt, dass es morgen wieder passiert. Lassen Sie diesen geopolitisch revolutionären Paradigmenwechsel mal sacken und denken Sie darüber nach.
Dem exzeptionalistischen Imperium und seinen eingebildeten Think-Tankern fällt das schwer, sie glauben in ihrer Hybris immer noch, mit NATOstan über die größte und beste und unschlagbarste Armee aller Zeiten zu verfügen und mit der Verbreitung von “Freiheit”, “Demokratie” und “Menschenrechten” (wie zuletzt in Afghanistan, Irak, Libyen und Syrien) dem Rest der Welt ihren Willen aufzwingen zu können. Aber diese Zeiten sind definitiv vorbei. Wie die Hiroshima-Bombe einst ein neues “Gleichgewicht des Schreckens” zwischen den Weltmächten diktierte, wird das Bedrohungsszenario der hyperschnellen Raketen neue militärische Balancen definieren, in der kommenden multipolaren Welt.
(wird fortgesetzt)

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Mathias Bröckers/Paul Schreyer: Wir sind IMMER die Guten – Ansichten eines Putinverstehers oder wie der kalte Krieg neu entfacht wird, Westend Verlag (2019)

Notizen vom Ende der unipolaren Welt (6)

Sie ist nicht alles…und schon gar nicht die Welt, diese “internationale Gemeinschaft”, in deren Namen die Zurückweisung und Verurteilung Russlands jetzt in jeder zweiten Rede beschworen wird. Genau genommen umfasst sie nur etwa ein Viertel der Menschheitsfamilie und ist auch als NATOstan bekannt. Weil es sich den anderen drei Vierteln gegenüber in den letzten Jahrzehnten meist sehr unfreundlich verhalten und wehrlose Länder angegriffen hat, ist es dort nicht sonderlich beliebt. Die Behauptung ein “Verteidigungsbündnis” zu sein nimmt ihm kaum noch jemand und viele sehen darin nichts anderes als die Schlägertruppe und Schutzgeldeintreiber des US-Imperiums. Die eiserne Faust, die auf dem regelbasierten “freien Markt” die Regeln bestimmt und durchsetzt, der Pitbull, der jeden fertig macht, der an die Fleischtröge will, den hochgerüsteten Goliath der “Full Spectrum Dominance” auf dem ganzen Planeten anstrebt.  Und der sich deshalb gern “internationale Gemeinschaft”  nennt, obwohl er eigentlich  nur aus  Vasallen und Söldnern des Imperiums besteht. Auf dieses Mißverhältnis sollte offenbar auch die obenstehende Karte mit Kommentar hinweisen, die Zhao Lijian, der stellvertretende Sprecher des chinesischen Außenministeriums, getwittert hat. Nachdem das Gipfelgespräch China-USA das erwartbare Ergebnis gebracht hatte und sich China selbstverständlich  nicht an der Boykott-Orgie gegen Russland beteiligen wird. Bezeichnend und klar auch die chinesische Antwort auf eine Frage in der Pressekonferenz

Frage: “NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte, dass jede Unterstützung Russlands, sei es militärisch oder in anderer Form, Russland dabei helfen würde, einen brutalen Krieg gegen eine unabhängige, souveräne Nation, die Ukraine, zu führen und den Krieg fortzusetzen, der Tod, Leid und ein enormes Maß an Zerstörung verursacht.”

Zhao Lijian:  “Das chinesische Volk kann den Schmerz und das Leid anderer Länder voll und ganz nachempfinden, denn wir werden nie vergessen, wer unsere Botschaft in der Bundesrepublik Jugoslawien bombardiert hat. China braucht keine Belehrung über Gerechtigkeit von dem, der das Völkerrecht missbraucht. Als Überbleibsel des Kalten Krieges und größtes Militärbündnis der Welt weitet die NATO ihre geografische Reichweite und ihr Einsatzspektrum immer weiter aus. Welche Rolle hat sie für den Weltfrieden und die Stabilität gespielt? Die NATO muss darüber nachdenken.”

Auch der Kommentar der Radio-Journalistin Liu Xin  zur Abfuhr Joe Bidens war deutlich – und zeigt einmal mehr, das man selbst von Sun Tzus erster, uralter Regel der Kriegsführung – Kenne deinen Feind! – in den USA  absolut nichts verstanden hat.


Statt den US-Forderungen nachzukommen,  sind die Chinesen jetzt zusammen mit den Russen und weiteren asiatischen Ländern dabei, eine rohstoff-und goldgedeckte globale Alternativwährung auf die Beine zu stellen (siehe “Notizen- 3”) und das Monopol des US-Dollars als globale Leitwährung zu brechen. Selbst in der alten Heimat des “Petro-Dollar”-Kartells, in Saudi-Arabien, hat man scheinbar die Zeichen der neuen Zeit erkannt: Prinz Mohamed Bin Salman – der “Knochensäger” – will einen Ölvertrag mit China zur Bezahlung in Landeswährung abschliessen. Um das Ende des Petrodollars noch zu verhindern, so ein Kommentator, “müsste Joe Biden jetzt eigentlich in Saudi-Arabien einmarschieren”… und dann auch noch in Indien, denn das hat gerade einen Deal von  russischem Öl gegen Rupien abgeschlossen. Willkommen im Wirtschaftskrieg  der neuen multipolaren Welt, in der dem Hegemon die Felle davonschwimmen, weil seine Think-Tank-Bullshiter ihr NATOstan noch immer mit der  ganzen Welt verwechseln und die Phantastillarden ihrer Rüstungsbudgets mit Unbesiegbarkeit.

Dass sich zum Beispiel der Politologe Francis Fukuyama jetzt sicher ist, dass Russland diesen Krieg verliert, ist ein typischer Fall dieser ignoranten Ahnungslosigkeit, die von der Hyperschall-Revolution im Militärbereich noch nie gehört hat –  weil sie nicht in den Waffenschmieden von NATOstan stattfand – und noch gar nichts davon weiß, dass die alten Zeiten von MAD – “Mutually Assured Destruction” – vorbei sind. Was nichts anderes bedeutet, als dass Russland und China im Falle eines ultimativen nuklearen Schlagabtauschs die weitaus besseren Chancen haben, weil sie sowohl über die bessere Luftverteidigung als auch über Angriffsraketen verfügen, die mit ihrer 10-Mach Geschwindigkeit nicht abgefangen werden können.
Von gefährlicher Kenntnislosigkeit zeugt auch Fukuyamas Idee,  den Krieg mit NATO-Bodentruppen zu gewinnen, denn er weiß offensichtlich nicht, gegen wen er die Boys&Girls, die gerade von einer Barfußarmee mit alten Kalaschnikows aus Afghanistan verjagt wurden, da in den Krieg schickt. Für Russland geht es bei der Militäroperation in der Ukraine um seine Existenz – und anders als die Söldner und Stellvertreter, die das Imperium für seine Geschäftsinteressen kämpfen läßt,  hat Russland wirklich etwas zu verlieren. Und außer überlegenen Waffen mit Sicherheit auch einen überlegenen Kampfgeist und Teamspirit, sowie nicht zuletzt historische Erfahrung mit existenzbedrohenden Kriegen gegen (scheinbar) überlegene Mächte. Die Armeen Napoelons, der dem Zaren den Export seines wichtigsten Rohstoffs (Hanf!) an die britische Navy verbieten wollte, wurden ebenso verjagt wie Hitlers Nazi-Wehrmacht, deren geistigen Erben man sich jetzt in Form der Asov-Brigaden gegenüber sieht, die von NATOstan unterstützt werden. Und das nicht erst seit vorgestern oder seit 2014. Wie wir in “Wir sind die immer  Guten” aufgezeigt haben, arbeitete die CIA in der Ukraine seit Jahrzehnten am Aufbau anti-russischer Gruppen. Es ist deshalb keineswegs Paranoia, wenn sich Moskau durch das Vorrücken der NATO und Angriffswaffen in den Händen offen faschistischer Milizen bedroht sieht.

Das erklärte Ziel der “Operation Z” – eine de-militarisierte neutrale Ukraine, die die Ost-Provinzen als autonome Republiken und den Krim-Beitritt zu Russland akzeptiert – ist aus dieser Perspektive ebenso nachvollziehbar, wie von Seiten des Imperiums nach wie vor  unverhandelbar. Es will diesen Krieg, und sein Ziel ist nicht die Rettung der “Demokratie” – die es in der korrupten Oligarchen-Republik Ukraine ohnehin nie wirklich gab –  sondern die Unterwerfung Moskaus und die Kontrolle der größten Rohstoffreserven des Planeten.

Allein darum geht es, und nicht um einen –  mittlerweile als Kriegsheld und Rockstar gefeierten –  korrupten Präsidentendarsteller und seine pseudo-demokratische Regierung, die gerade alle Oppositionsparteien und Medien verboten hat, es geht nicht um das “Selbstbestimmungsrecht” der Ukraine, die seit acht Jahren von Washington gesteuert und zum ärmsten Land Europas heruntergewirtschaftet wurde, und schon gar nicht um die Menschen, die dort leben und in einem Bürgerkrieg verheizt werden, um ihr Land zum Aufmarschgebiet zu machen. Für die Schlacht mit dem Endgegner, der mit “Sanktionen aus der Hölle” und einem Guerillakrieg so lange geschwächt werden soll, bis seine Regierung unter Ressourcenmangel und Protesten zusammenbricht.
Der CIA-Lautsprecher der Washington Post – David Ignatius – verkündete im Dezember 2021:

“Das grundlegende Ziel der Regierung ist es, (den Russen) schwerwiegenden Schaden zuzufügen, falls Putin in die Ukraine einmarschiert, aber ohne direkte Beteiligung amerikanischer Truppen. Diesen Schritt hat Präsident Biden ausgeschlossen. Beamte des Weißen Hauses glauben, dass es ein Fehler wäre, (den Russen) mit einer direkten militärische Intervention zu drohen, weil Biden nicht bereit ist, einen umfassenden Krieg um die Ukraine zu riskieren. Grauzonen-Taktiken sind besser.”

Soviel zum  “grundlegenden Ziel” des Imperiums und seiner “Grauzonen-Taktik”, rassistische Braunhemden für sich kämpfen zu lassen,  um den Russen schwerwiegenden Schaden zuzufügen ohne dabei irgendetwas zu riskieren. Aber der Plan wird nicht aufgehen, auch wenn die Propagandaschleudern im Turbomodus operieren und  jetzt nach drei Wochen behaupten lassen,  dass “Putin die Kugeln ausgehen”, die “Armee steckenbleibt” , “Russlands Offensive scheitert” und die “Niederlage Putins” absehbar ist  – von denselben Experten, die 20 Jahre Afghanistan- und 8-Jahre Irak-Invasion”begleitet” haben. Dass Russland anders vorgeht als NATOstan bei seinen Überfällen, dass es nicht Land und Leute angreift, sondern gezielt Militäreinrichtungen zerstört, dass es dabei nicht viel redet und keine PR-Shows (“Mission acclompished!”) abzieht, sondern handelt,  langsam, aber sicher – dieser modus operandi stößt bei Desktop-Strategen zwar auf Unverständnis, ist aber ziemlich effektiv. Auch wenn sich diese Aufstellung der Verluste der ukrainischen Armee nicht überprüfen läßt, scheint sie mir doch näher an der Realität als die Berichte über alsbald besiegte Russen, die in drei Wochen außer dem Luftraum und der gesamten Schwarzmeerküste 40 % des Landes – eine Fläche in der Größe Englands – unter ihre Kontrolle gebracht haben. Laut UN Menschenrechtskommission sind durch den Militäreinsatz in den ersten drei Wochen 861 Zivilpersonen ums Leben gekommen – ein vergleichsweise geringer Kollateralschaden, vor dem ausgewiesene Militärfachleute wie Scott Ritter (Ex-US-Marine, Ex-UN-Waffeninspekteur) den Hut ziehen:

So wird es kommen. Russland wird die geplante De-Militarisierungskampagne durchführen und sich dabei von niemandem abhalten lassen. Hinter diese Ansage wurden am Wochenende zwei Ausrufezeichen gesetzt und  nach Angaben des Verteidigungsministeriums mit  hyperschnellen Kinzhal-Raketen (5-fache Sprengkraft und  13-fache Geschwindigkeit einer US-Tomahawk) zwei große Depots der ukrainischen Armee zerstört. Strategisch wäre der Einsatz der “unbesiegbaren” Wunderwaffe unnötig gewesen –  da die Ukraine über keine intakte Luftabwehr mehr verfügt hätten auch handelsübliche “cruise missiles”  gereicht – als praktische Demonstration, was NATOstan blüht, wenn es die “Operation  Z” ernsthaft verhindern will, ist die Botschaft bei den kommandierenden Militärs aber mit Sicherheit angekommen. Sie wissen, dass sie die systematische De-Militarisierung nicht aufhalten können.
Das Zelensky-Regime allerdings hat  jederzeit die Möglichkeit, die Operation zu stoppen, wenn es in Verhandlungen eintritt, was seine Dienstherren derzeit allerdings nicht erlauben und ihn noch weitere chancenlose Ukrainer in eine aussichtslose Schlacht treiben lassen. Spätestens aber wenn die nächste Stufe der “Flüchtlingsrakete” zündet und noch ein paar Millionen Ukrainer:innen das zunehmende Kriegschaos nutzen, um in die EU zu flüchten, wird man sich auch in Europa fragen, was eigentlich  – verdammt noch mal – gegen eine militärisch neutrale Ukraine spricht?  Außer einem semi-debilen Imperator in Washington,  der seine Kolonien im alten Europa zwingt, sämtliche Lasten für seinen ausichtslosen Krieg gegen Russland zu tragen….
(wird fortgesetzt)

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Notizen vom Ende der unipolaren Welt (5)

Dass eine Delegation der Ministerpräsidenten  Polens, Tschechiens und der Sloweniens ostentativ mit dem Zug nach Kiew reist, um Solidarität mit dem vom Krieg bedrohten Land und seiner Regierung zu  zeigen – als tapferes Symbol, Russland mutig die Stirn zu bieten, zum Rückzug aufzufordern und sich dazu persönlich an  die belagerte Hauptstadt-Front zu begeben, ging diese Meldung am 15. März durch die transatlantischen Weltnachrichten. “Hier, im kriegszerstörten Kiew, wird Geschichte geschrieben”, verkündete der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki. “Hier kämpft die Freiheit gegen die Welt der Tyrannei. Hier hängt die Zukunft von uns allen am seidenen Faden”.

Was bei mir allerdings die Frage hinterlies,  wie denn solch ein Sonderzug ins “kriegszerstörte”  Kiew mit drei europäischen Staatsoberhäuptern mitten im  “Angriffskrieg” Russlands  gemütlich durch die Lande zuckeln kann, wo doch die Russen den gesamten Luftraum kontrollieren und ihn einfach abschießen könnten ? Hat Jarolsaw Kacinski – Polens antirussischer Giftzwerg schlechthin und angeblicher Initiator des Treffens – etwa beim Gottseibeiuns Putin persönlich um sicheres Geleit für eine “Friedensfahrt” nachgesucht ? Wenn dem so wäre, könnte das als gute Nachricht gelten: zum einen, weil es mit dem Krieg und dem “seidenen Faden” offenbar sooo schlimm nicht ist, und zum anderen, dass man es jetzt auf höchster Ebene wieder mit Diplomatie versucht, anstatt mit weiteren Waffenlieferungen und Eskalationen. Doch leider ist dem nicht so. Denn es gab diesen Sonderzug durch die Ukraine nicht, mit dem die drei Ministerpräsidenten “die uneingeschränkte Unterstützung der Europäischen Union” überbrachten. Es gab auch kein Mini-Gipfeltreffen mit Präsident Zelensky in dessen Kiewer Hauptquartier. Tatsächlich stand der Zug, wie  John Helmer und Stanislas Balcerac herausgefunden haben, für eine Photo-OP auf dem Bahnhof von Przymysl (Polen), das gesamte Event war vom polnischen Geheimdienst inszeniert:


“Die aus Warschauer Quellen und aus der Analyse der über das Treffen veröffentlichten Videos und Fotos gewonnenen Erkenntnisse belegen, dass es keine “lange Reise” gab, kein Treffen in Kiew oder in Lemberg (Lviv), der Hauptstadt der Region Galizien, dem operativen Sitz der ukrainischen Regierung. Aus den von den Polen und auch von Zelenskys PR-Mitarbeitern vorgelegten Beweisen geht hervor, dass nur noch ein kleiner Teil der Westukraine in ukrainischer Hand ist. Zelensky selbst befindet sich jetzt in polnischer Hand.
Warschauer Quellen zufolge wurde die Idee für das Gipfeltreffen vom stellvertretenden polnischen Ministerpräsidenten Jaroslaw Kaczynski initiiert. Seit dem Tod seines Zwillingsbruders bei einem Flugzeugabsturz im russischen Smolensk im Jahr 2010 ist Kaczynski einer der einflussreichsten Politiker Polens; er ist für die Ministerien für Verteidigung, Sicherheit, Inneres und Justiz zuständig. Er ist ein entschiedener Antirusse.

Warum denken sich Kaczynski und seine CIA-Berater so einen PR-Stunt aus ? Soll damit gezeigt werden, dass die  haltlosen Propagandaberichte über die Kriegserfolge der Ukrainer  und die anstehende Niederlage der Russen der Wahrheit entsprechen und die Regierung Zelensky noch so perfekte Kontrolle über Land und Hauptstadt hat, dass sogar Staatsbesuche möglich sind ? Steht NATOstan mit dem Rücken schon derart zur Wand, dass man solche Fakes braucht, um einen verlorenen Krieg noch voran und einen “Volkssturm” tausender junger Männer in den sicheren Tod zu treiben? Und wie viele Kriminelle arbeiten eigentlich bei Nachrichtenagenturen wie AP, die der Weltöffentlichkeit diesen Fake per Fotostrecke ins Wohnzimmer bringen ?
Und wo  sind  die “Faktenchecker” wenn man sie mal braucht – ok, die haben gerade zu tun, denn Putin ist eigentlich ein deep fake und bringt gefälschte Videos in Umlauf, in denen Zelensky zur Kapitulation aufruft…
Es ist schon interessant: kaum werden geheime US-Biolabore in der Ukraine aufgedeckt und bestätigt, wirft man Russland geplante Biowaffenangriffe vor. Und kaum wird ein “Gipfeltreffen” Zelenskys mit europäischen Kollegen in Kiew als Geheimdienstfake enttarnt, sind es wieder die Russen, die perfide Fakes einsetzen. Willkommen im WarOnFakes.

Kein Fake ist allerdings die Forderung von 36 EU-Politikern, Wolodymyr Zelinsky für den Friedensnobelpreis zu nominieren, wo er ja in der Tat in die Fußstapfen seines großen Vorgängers Barack Obomba als Friedhofsnobelpreisträger treten … und nach dem ruhmreichen Sieg über die Russkis zur Preisverleihung mit seiner Leibgarde im Wolfsangel-Kostüm antreten könnte. Der Mann ist schließlich im Hauptberuf Komiker. Und könnte auch noch seinen Meister und Mäzen mitbringen, den sympathischen Oligarchen Ihor Kolomoysky, der schon beim Maidan-Putsch ein Kopfgeld auf Russenfreunde ausgesetzt hat.

Während im Informationskrieg die Wellen hochschlagen und einen aussichtslosen Krieg in die Länge und die Zahl sinnloser Opfer in die Höhe treiben, geht die russische Operation am Boden langsam aber sicher weiter:  der größte Teil der ukrainischen Armee an der Donbass-Front im Osten ist nicht nur vom Nachschub abgeschnitten, sondern kann ohne Luftunterstützung auch keinen geordenten Rückzug riskieren. Die will NATOstan aber nicht bieten, denn dazu müsste zuerst die Kontrolle über den ukrainischen Luftraum errungen und die formidable russische Luftabwehr beseitigt werden.  Dass man einen solchen Angriff nicht riskiert, hat nicht nur mit dem Respekt vor einer nuklearen Antwort zu tun, sondern damit, dass das kleine Russland auch konventionell dem Militärgiganten USA und seinen Vasallen überlegen ist: Kinzhal, Zirkon & Co. können mit Hyperschall überall auf der Welt zuschlagen, Verteidigung zwecklos. Würden verantwortliche Medien und “Faktenchecker” solche simplen Tatsachen ihrem Publikum näher bringen, statt Sesselfurzer und Laptopbomber von “No Fly Zonen” faseln zu lassen, käme es garantiert nicht dazu, dass laut “Newsweek” in den USA mittlerweile ein Drittel der Bevölkerung bereit ist, für die Ukraine einen Nuklearkrieg zu riskieren.  Wenn der weitgehend faktenfreie anti-russische Propaganda-Tsunami weiter rollt, wird derart nichtsahnende Selbstmordbereitschaft sicher noch steigen.

Ohne solche derzeit unschlagbaren Waffen hätte Russland niemals gewagt, eine so großflächige Invasion zu starten; und auch nicht ohne die Rückendeckung von China, das mittlerweile ebenfalls über Hyperschall-Raketen verfügt und vor  dem hochgerüsteten NATOstan-Riesen keine wirkliche Angst mehr haben muss. Das Monster ist trotz der Phantastilliarden seiner Rüstungsbudgets jederzeit tödlich verwundbar, ein Papiertiger, der nur um den Preis seiner eigenen Vernichtung wirklichen Schaden anrichten kann. Und deshalb für sein großes Regimechange-Ziel – zuerst Moskau, dann Peking – jetzt eben Ukrainer und Nazis  kämpfen lassen muß. Und Deutschland – vor 80 Jahren vor Ort führend beim Massenmord an Russen  – ist in “dienender Führungsrolle” (R.Habeck) erneut mit dabei, Russland zu “ruinieren” (A.Baerbock) – und niemand scheint sich auch nur einen Moment zu schämen. Auf diese geschichtsvergessene Schamlosigkeit hat auch der russsiche Außenminister Lawrow hingewiesen, als er sich vor zwei Tagen zum Verhältnis zu Deutschland äußerte. Weil selbst der wichtigste Sprecher der Gegenseite in der gleichgeschalteten  Kampfpresse kaum mehr zu Wort kommt, hier sein Statement (übersetzt mit DeepL.com) von der  Pressekonferenz am 16. März  :

 

Frage: Ist Deutschland unter der neuen Kanzlerin ein weniger unabhängiger Staat geworden? Hätte es unter Angela Merkel genauso gehandelt?

Sergej Lawrow: Das Projekt Nord Stream 2 wurde unter dem neuen Bundeskanzler in Auftrag gegeben, wenn auch vorübergehend ausgesetzt. Ich hoffe, dass die Erfahrung ein Verständnis für die Notwendigkeit mit sich bringt, nationale Interessen zu wahren und sich nicht voll und ganz auf den Partner im Ausland zu verlassen, der alle Entscheidungen für einen trifft und dann auch alles für einen tut. Natürlich ist auch die enorme Zahl der US-Truppen auf deutschem Boden ein Faktor, der eine unabhängige Entscheidungsfindung behindert.

Es werden Artikel veröffentlicht, die besagen, dass die “Erinnerungspolitik” im Verschwinden begriffen ist. Sie galt in Deutschland immer als etwas Heiliges und bedeutete, dass das deutsche Volk das Leid, das es im Zweiten Weltkrieg vor allem den Völkern der Sowjetunion zugefügt hat, niemals vergessen würde. Nachdem ich dies gelesen hatte, wurde mir klar, dass sich viele Menschen dessen bewusst sind. Es handelt sich um offene Publikationen. Deutsche Politikwissenschaftler sprechen darüber, und unsere tun es natürlich auch. Vor einigen Jahren entdeckte ich etwas, das wahrscheinlich die Anfangsphase dieses neuen Trends war. Wir hielten mit den deutschen Ministern und anderen Konsultationen (ich spreche von außenpolitischen Gesprächen) auf der Ebene von Abteilungsleitern und stellvertretenden Ministern ab. Ich habe das nie auf Ministerebene gesehen. Der Gedanke, der uns bei den Gesprächen vermittelt wurde, war: “Wir, die Deutschen, haben unsere Schulden bei allen bezahlt und schulden niemandem mehr etwas, also hört auf, dieses Thema anzusprechen.

Apropos Deutsche: Es gibt eine Sache, die erwähnenswert ist. Wir sprechen jetzt viel über Merkmale des Völkermords oder der Rassendiskriminierung. Nehmen wir zum Beispiel die Belagerung von Leningrad. Seit vielen Jahren habe ich mit allen meinen Kollegen, angefangen bei Frank-Walter Steinmeier, Guido Westerwelle, Heiko Maas und zuletzt Annalena Baerbock, sehr beharrlich das Thema der Entschädigungszahlungen an die Überlebenden der Leningrader Belagerung angesprochen. Die deutsche Regierung hat zwei einmalige Zahlungen geleistet, aber nur an jüdische Überlebende. Wir fragten, warum nur Juden, denn in Leningrad lebten und leben noch viele andere Volksgruppen, darunter Russen und Tataren. Viele von ihnen sind noch am Leben. Wie sollen sie die Tatsache verstehen, dass nur die Juden eine Art von Hilfe von der deutschen Regierung erhalten haben, wenn sie damals gemeinsam Schuhe kochten, Kinder begruben und Leichen auf Schlitten transportierten? Die fraglichen Zahlungen sind nicht groß. Aber erstens sind sie für viele von ihnen wichtig, und zweitens dienen sie als Anerkennung der Tatsache, dass alle von der Belagerung betroffen waren. Ihre Antwort war interessant. Die Juden, sagten sie, sind Opfer des Holocaust. Diese Zahlungen können nicht an andere Überlebende geleistet werden, weil sie keine Holocaust-Opfer sind. Unsere Versuche, den deutschen Gesetzgebern und Politikern mitzuteilen, dass die Belagerung Leningrads ein beispielloses Ereignis in der Geschichte des Zweiten Weltkriegs war, bei dem es keinen Unterschied zwischen Juden, Russen oder anderen ethnischen Gruppen gab, schlugen fehl. Wir haben uns an die jüdischen Organisationen gewandt. Auch für sie ist es eine Frage der Ehre. Wir werden diese Arbeit auch in Zukunft fortsetzen. Im Januar jährte sich die Aufhebung der Belagerung von Leningrad ein weiteres Mal. Der russische Präsident unterzeichnete einen Erlass über Einmalzahlungen an alle Überlebenden der Belagerung, auch an die Juden. In Deutschland haben wir bisher keine Anzeichen für ein Erwachen des Gewissens feststellen können.

Wer sich fragt, warum Deutschland 2022 hundert Milliarden Euro für die Aufrüstung gegen Russland bereitstellen will,  aber für die wenigen Überlebenden des  grausamsten  und opferreichsten Kriegsverbrechens im 20. Jahrhundert- die Blockade Leningrads 1941-1943 durch die deutsche Wehrmacht mit über einer Million Opfern –  keinen müden Cent übrig hat: das Ganze nennt sich “wertebasierte Außenpolitik”.

(wird fortgesetzt)

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Notizen vom Ende der unipolaren Welt (4)

Seit die Russen bei ihrem Vormarsch geheime Biolabore entdeckt haben, die  im Auftrag des Pentagon arbeiteten  – und deren gegen die Biowaffen-Konvention verstossende Existenz die USA jahrelang abgestritten hatten – sind jetzt vielfach Warnungen vor einem russischen Chemiewaffenangriff  laut geworden. Wozu eine Armee, die nach zwei Wochen schon das halbe Land und den gesamten Luftraum unter Kontrolle hat eine derartige Attacke durchführen soll, wird dann aber nicht weiter erklärt – dem Ultrabösen ist eben einfach alles zuzutrauen. Falls so etwas jetzt passiert können sie getrost ihr letztes Hemd darauf wetten, dass es sich um eine False Flag handelt –  als letzten Versuch mit einer verdeckten Operation Pentagon und NATO-Generäle doch noch dazu zu bringen, aktiv in der Ukraine einzugreifen. Doch diese wissen spätestens seit dem vergangenen Wochenende, dass Russland nicht blufft: am Freitag hatte ein Sprecher des Verteidigungsminsteriums angekündigt, dass Russland den Transport von Waffen und von Söldnern in die Ukraine unterbinden wird, am Sonntag früh wurde ein Trainingscamp in Yavoriv nahe der polnischen  Grenze, in dem die NATO Truppen ausbildete,  von 30 Cruise Missiles zerstört. In dem Camp mit dem schönen Namen “Peacekeeping und Security Center” wurden Legionäre und Freiwillige geschult, um dann im Osten gegen die Donbass-Republiken eingesetzt zu werden, was sich für  etwa 200 ihnen jetzt erledigt hat, denn sie wurden ohne Vorwarnung im Schlaf erwischt – und die Überlebenden schauen jetzt, dass sie schleunigst wieder nach Hause kommen. Dass kein Alarm ausgelöst wurde, weil die niedrig und langsam fliegenden Lenk-Raketen offenbar weder vom Radar noch von der ukrainischen Luftabwehr erfasst wurden, dürfte eine ziemliche Schockwirkung im NATO-Kommando ausgelöst und klar gemacht haben: Russland meint es ernst mit der “De-Militarisierung” und wir können es von diesem Ziel nicht abbringen.

Ein Chefberater der Zelenski-Regierung, Oleksiy Arestovyc, hat in einem unterdessen aufgetauchten Video-Interview schon 2019 klar gemacht, dass Kiew es auf eine solche Intervention anlegt  hat – und sie “für 2020-22” vorausgesagt: “Unser Preis für den NATO-Beitritt ist ein großer Krieg mit Russland.”

Noch haben sie einen wirklich “großen” Krieg mit Russland nicht angezettelt, weil die russischen Truppen nach wie vor ihrem Operationsziel “De-Militarisierung” folgen, nur Militäreinrichtungen zerstören und weder – a la “Operation Desert Storm” – Wasserwerke, Stromversorgung und zivile Infrastruktur angreifen, noch die Zivilbevölkerung bombardieren. Aber deutlicher als Herr Arestovych kann man nicht ausdrücken, dass das Regime in Kiew diesen Einmarsch provozieren und erzwingen wollte, was spätestens die von den Russen erbeuteten Einsatzpläne der ukrainischen Armee für einen Großangriff auf die Donbass-Region bestätigt haben, der für Mitte März  in Vorbereitung war.

Dass die Land und Leute schonende russische Kriegsführung  zeitaufwendiger ist als die US-üblichen zerstörerischen Bombardements als Overtüre einer Invasion, hat schon zu schwachsinnigen Artikeln über das Versagen und Scheitern der russischen Operation  geführt, doch “on the ground” kann davon keine Rede sein. Schon vor vier Tagen forderte der Kommandeur des Asov-Regiments in Mariupol per Selfie Nachschub und Munition an, die aber genauso wenig kommen können wie für die  im Osten nahezu eingeschlossenen Offensivtruppen der ukrainischen Armee (etwa 70.000 Mann), denen angeblich sogar schon das Benzin ausgegangen sein soll. Wer da noch vom sicheren Schreibtisch aus irgendeinen “heldenhaften” ukrainischen Widerstand anfeuert, tut nichts anderes als betrogene Vasallen zur Schlachtbank zu treiben. Die Russen haben sowohl die ukrainische Luftwaffe wie auch die Seestreitkräfte nahezu komplett ausgeschaltet und schon über 3.000 Militäreinrichtungen zerstört. Und sie werden mit dieser systematischen De-Militarisierung erst aufhören, wenn dem traurigen Komiker Zelensky von seinen CIA-MI6-Regisseuren erlaubt wird, mit der weißen Fahne die Niederlegung der Waffen zu verkünden.

Da Russland weiß, dass ein zermürbender Krieg samt Häuserkampf und Zerstörung der Städte die Falle ist, in die es gezogen werden sollen, muß es einen Plan haben,  ihr zu entgehen. Darüber kann man im Moment nur spekulieren, klar scheint nur zu sein, dass sich die Truppen erst wieder zurückziehen, wenn die “Entrussifizierungs”-Kräfte im Osten ausgeschaltet und mit dem “De-Militarisierungs”-Programm auch alle Einrichtungen, Waffendepots und Gerätschaften in der West-Ukraine funktionsuntüchtig gemacht worden sind. Daran wird NATOstan nichts ändern, denn die “No Fly Zone”, deren Einrichtung neokonservative Kriegstreiber in den USA noch immer fordern, existiert ja längst, weil Russland sie eingrichtet hat und mit  S-500-Argusaugen  bewacht – weshalb die Idee im Pentagon auf eisernes Kopfschütteln stößt: “Luftunterstützung für die Proxies und “moderate” Terroristen leider nicht machbar….Waffen und Munitionslieferung dauerhaft garantiert, aber nur bis Grenze… Eingreifen am Boden unmöglich, sonst Krieg mit Russland, zu dem wir nicht bereit sind. Ende der Durchsage.” So ähnlich dürften die knappen Kommentare aus dem Generalstab lauten… während die Chefin der Demokraten, Nancy Pelosi, den Präsidentendarsteller Zelenski im US-Kongreß mit dem Schlachtruf des Nazi-Kollaborateurs Stefan Bandera begrüßt: “Ruhm der Ukraine!” – und  wie einst  von Breszinksi fanatische Islamisten gegen “gottlose Russen”  jetzt rassistische Hakenkreuz-Fanatiker gegen “russische Untermenschen” hetzt.

Dass es sich bei diesen Kombattanten nicht um eine unbedeutende radikale Minderheit handelt, sondern um den harten Kern der Zelenski-Regierung und ihrer Medien wurde gerade auf dem News-Kanal “Ukraine 24” wieder deutlich, wo ein Moderator im Namen von Adolf Eichmann zum Mord an russischen Kindern aufrief. Willkommen im Freiheitskampf der demokratischen Ukraine, deren Endsieg wir mit allen Mitteln unterstützen müssen…

Ja aber Zelenski ist doch jüdischer Abstammung, der kann doch nicht mit solchen Hardcore-Rassisten zusammenarbeiten …das mit den “Nazis” ist doch nur ein Vorwand Putins, die Ukraine zu erobern. So habe ich es jetzt schon oft gehört, aber es ist leider falsch. Auch der Mäzen und “Erfinder” von Zelenski, der Oligarch, Ex-Gouverneur und Medienmagnat Ihor Kolomoisky, ist Jude… und schon  seit 2014 einer der Finanziers der Nazi-Milizen – sowie der Partei “Diener des Volkes”, die er nach dem auf seinen Kanälen gepushten Erfolg der gleichnamigen TV-Serie startete, den beliebten Hauptdarsteller Zelenski als Präsidentschaftskandidaten engagierte, den Wahlkampf finanzierte und seinen “Diener” an die Regierung brachte – wo man ihm seitdem, wenig überraschend, kompetente Kameraden des Rechten Sektors an entscheidender Stelle zur Seite stellte. Schließlich ist der gute Wolodomir ja nur Schauspieler. (Macht aber nix, schließlich war der mit 50.000 im Monat honorierte Aufsichtsrat in Kolomoiskys Gaskonzern “Burisma” ja auch nur ein Crack-Junkie, aber er war eben auch Hunter Biden und es hat sich gerechnet – sein Papa hat dem Laden den Korruptions-Staatsanwalt vom Hals gehalten…)

Während sich nach Karl Marx` berühmten Diktum die Tragödien der Geschichte als Farce wiederholen, haben wir es hier offenbar mit einem Dreiteiler zu: die Tragödie einer fremdgesteuerten Oligarchenrepublik, in der ein Putsch und ein blutiger Bürgerkrieg in der Farce münden,  dass eine Komiker zum Chef einer Marionettenregierung aufgebaut wird, der diese lokale Farce wiederum zu einer noch größeren Tragödie bis an die Schwelle eines atomaren Weltkriegs anheizt. Sein Skript sieht offenbar weiterhin vor, hamlet-artig aus dem Füherbunker mehr Waffen zu fordern, die NATOstan auch verspricht und liefert. Auf die Zusage, “Freiheit und Werte” des Westens bis zum letzten Ukrainer zu verteidigen, will man in Washington, London und Berlin nichts kommen lassen…
(wird fortgesetzt)

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Notizen vom Ende der unipolaren Welt (3)


Dass Russlands Präsident Wladimir Putin seine Staatsgäste, Bundeskanzler Olaf Scholz und Präsident Emmanuel Macron, im Februar an einem endlos langen Tisch empfing, war als Symbol nur oberflächlich der Pandemie und der Verweigerung russischer Tests geschuldet – es war das Symbol für ein Abschiedsgespräch, eine Kündigung. Jemanden, dem man noch zuhören, wirklich etwas sagen und  mit Aussicht auf einen Kompromiss verhandeln kann, empfängt man nicht so. Diese Hoffnung hatte Putin ganz offensichtlich aufgegeben. Russland wendet sich vom Westen ab, wohl wissend, dass die Boykott-Orgie schmerzen wird, aber ebenso sicher, dass es sie überstehen wird – mit China, Indien und dem gesamten globalen Süden an seiner Seite. Die unipolare Welt, die von militärischer “Full Spectrum Dominance” des US- Imperiums  diktierte “regelbasierte” internationale Ordnung, ist mit dem  24.2.2022 zu Ende gegangen.

Als sich im ersten Krimkrieg Mitte des 19. Jahrhunderts England, Russland und Frankreich auf dem Gebiet der heutigen Ukraine Schlachten lieferten, bedienten die kämpfenden Parteien – wie unter “zivilisierten Nationen” üblich – weiter ihre gegenseitigen Schulden und hielten Kreditverträge ein. Derlei zivilisatorischen Anstand hat das US-Imperium nun aber  (und nicht zum ersten Mal)  beiseite gelegt und die russischen Dollar-Reserven  (630 Mrd. $ ) in den USA “eingefroren”, wie man in finanziellen Mafiakreisen solchen Diebstahl nennt, um so dafür zu sorgen, dass die Russen die Abwertung des Rubels an den internationalen Märkten nicht mit Ankäufen kontern konnten. Kein schöner Zug, aber wie schon der Rauswurf der größten russischen Banken aus dem SWIFT-System  droht auch diese Waffe als Boomerang zurück zu kommen – in Form der De-Dollarisierung der Finanzwelt. Welches Land wird seine nationalen Reserven künftig noch einem “Partner” anvertrauen, der sie jederzeit konfiszieren/einfrieren/stehlen kann?

Schon rechnen China und Russland ihre gigantischen Energiegeschäfte nicht mehr in Dollar ab, Indien, die Türkei, der gesamte “globale Süden”, können russisches Öl, Gas, Diamanten, Mineralien, Weizen etc.pp. in Rubel,  Rupien, Lira oder Pesos bezahlen… jede Währung ist im Handel auf der neuen Seidenstraße willkommen. Während die USA jetzt mit erpresserischem Druck auf diese Länder das Unterlaufen der Russland-Sanktionen verhindern wollen, und damit scheitern werden. Die Letzten, die versucht hatten, ihr Öl  gegen Landeswährungen  zu  verkaufen – Iraks Sadam Hussein und Libyens Gaddafi  – konnten noch gnadenlos weggebombt werden. Aber das ist jetzt vorbei, weil zwei Weltmächte gegen diesen Wirtschaftserror aufstehen. Wenn aber der “Petrodollar” – der globale Zwang, Öl in US-Währung zu bezahlen – verfällt, wird die Rolle  des Dollars als weltweite Reservewährung und das Finanzmonopol des Imperiums verschwinden. Willkommen in der neuen multipolaren Welt und dem Ende einer globalen Ökonomie wie wir sie kannten. Und in einer neuen globalen Geldordnung, in der –  nach “Bretton Woods” III – das westliche FIAT-Money, der aus Luft geschaffene Euro/Dollar, einem rohstoff,- und goldgedeckten Rubel/Remnibi gegenüberstehen wird. Weil “Feindsender” wie Sputnik in unserer sog. freiheitlichen Demokratie mittlerweile blockiert werden, hier im Wortlaut die  Meldung, dass diese neue internationale Währung schon in Arbeit ist:

JEREWAN, 14. März – Sputnik. Die Mitgliedsstaaten der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAEU) und China werden ein Projekt für ein unabhängiges internationales Währungs- und Finanzsystem entwickeln. Darauf einigten sich die Teilnehmer des Wirtschaftsdialogs “Eine neue Stufe der währungs-, finanz- und wirtschaftspolitischen Zusammenarbeit zwischen der EAEU und der VR China”. Globale Transformationen: Challenges and Solutions”, der am 11. März per Videokonferenz stattfand. Das System soll auf einer neuen internationalen Währung basieren, die als Index der nationalen Währungen der beteiligten Länder und der Rohstoffpreise berechnet wird. Der erste Entwurf soll bis Ende März zur Diskussion gestellt werden.

Das ist kein Scherz von Radio Eriwan,  sondern das Ende  des unipolaren Geldsystems, das von der Wall-Street und der City of London kontrolliert  wird. China, Russland und Eurasien machen ihren eigenen Finanzladen auf und da mit der Volksbank Chinas (PBoC) auch der größte Gläubiger der USA dort  an Bord ist, kann das überschuldete Imperium nichts dagegen tun. Dass der neue  Eiserne Vorhang, der mit dem Ukraine-Krieg errichtet wird, Geburtshilfe einer alternativen globalen Leitwährung leistet, die für die riesigen Märkte jenseits von NATOstan höchst attraktiv ist, hatte man bei den Boykott-Planungen wohl nicht auf dem Zettel.
Ganz oben auf diesem Zettel sollte aber gewesen sein, dass es in Europa kalt und dunkel wird, wenn Russland wirklich ernst macht und den Gashahn zudreht, denn  50 % des Bedarfs sind kurz- und mittelfristig nicht zu ersetzen. Auch nicht für die USA, wo Joe Biden im vor Kurzem noch erfolglos beputschten und sanktionierten Venezuela um Öl betteln muss, weil er seinen zweitgrößten Importeur Russland boykottieren will. Er wird nicht der einzige bleiben, dem der hysterische Sanktions-Aktionismus auf die Füsse fällt – weshalb aus Frankreich schon gemeldet wird, dass “Renault” und seine Lieferanten in Russland weiter produzieren. Und  es den “normalen” Russen – wie der putin-kritische Filmemacher Andrei Nekrasow in diesem lesenswerten  Gespräch erzählt – eher freut als juckt, wenn BMW und Porsche sich zurückziehen und die Bonzen dort nicht mehr direkt einkaufen können. Insofern sollte auch wenig Zweifel daran bestehen, dass  Russland den Rückzug von McDonalds, Starbucks, Ikea et.al. genauso verkraftet wie die lachhafte Verbannung von “Russisch Brot” bei Lidl & Co. In Deutschland aber wird bald die Hölle los sein, wenn die Strom,- Heiz,- und Benzinkosten weiter im Tempo der letzten Wochen steigen, wenn die Lebensmittelpreise mangels russischem Dünger und Weizen weltweit zulegen und die Inflation vom Trab in den scharfen Galopp übergeht – “The Return Of The Yellow Vests” wird für die europäischen Regierenden dann ein echter Horrorfilm.  Anders als die Prognosen von einem nordkorea-artig abgeschotteten und verarmten Russland, das sich von den Sanktionen aus der Hölle niemals erholen wird und am Ende in Washington händeringend um einen Regime Change und die Wiederkehr von Disney Channel und YouPorn bitten muss. Dazu wird es nicht kommen, denn Russland ist nicht isoliert von der Welt, sondern nur von NATOstan und mit über 3/4 der Menschheitsfamilie nach wie vor verbunden und im Geschäft.

Das russisch-chinesische  Joint Statement, das die Präsidenten Putin und Xi am 4. Februar 2022 unterzeichneten, hat nicht nur die militärische Allianz zweier Atommächte geschmiedet, sondern auch eine nie dagewesene Kooperation zwischen dem rohstoffreichsten und dem bevölkerungsreichsten Land der Erde. Dass dieser weltpolitisch höchst relevante Pakt den westlichen Medien kaum mehr als eine Kurzmeldung wert war, kann einmal mehr als Beispiel für exzeptionalistische Ignoranz und Arroganz des Imperiums gelten. Sollte China morgen in den Wirtschaftskrieg einsteigen und Sanktionen gegen die USA beschliessen, können Apple &Co. nichts mehr liefern, im Walmart bleiben 80% der Regale leer und  im Silicon Valley gehen die Computerchips aus, weil es für das Palladium und Neongas zur Herstellung von Halbleitern, Lasern etc.pp. aus  Russland keinen Ersatz gibt. So wie in Europa keinen schnellen Ersatz für russischen Stahl und unverzichtbare Mineralien, was die Produktion von Autos extrem verteuert, die sich aber wegen astronomischer Spritkosten mangels russischem Öl und Gas ohnehin kaum noch jemand leisten will. Willkommen im NATOstan-Krieg gegen  den Rohstoffriesen und den Produktionsriesen des Planeten – und bei der unschönen Aussicht, dass nordkoreanische Verhältnisse eher den abgehängten europäischen Kolonien des Imperiums blühen als den Russen und Chinesen.  Und dass der totale Wirtschaftskrieg, den NATOstan ausgerufen hat, genauso wenig zu gewinnen ist, wie der militärische Krieg in der Ukraine.

Deshalb glaube ich, dass  wir gerade das Ende der unipolaren Welt erleben, den Anfang vom Ende des “amerikanischen Jahrhunderts” und eines Reiches, das wie alle Imperien der Vergangenheit an  Größenwahn und Überdehnung zu Grunde geht. Und das mit dem über viele Jahre provozierten Konflikt mit Russland jetzt seine Vasallen in einen fernen Krieg schicken muss, um seine kranke Vision der “Full Spectrum Dominance” der gesamten Erde durchzusetzen, wozu die Kontrolle über die größten Rohstoffreserven des Planeten ebenso gehört wie die über die größten Produktionsstätten, also über Russland und China. Das russische Eingreifen in der Ukraine, für das sich Putin die Rückendeckung Xis geholt hatte, hat nun aber definitiv klar gemacht, das sich diese Länder der Hegemonie des Imperiums nicht länger unterwerfen werden. Dass die NATO kein “Verteidigungsbündnis” ist, wie der Westen gern behauptet, sondern eine ruchlose Mordmaschine haben die Angriffskriege der letzten Jahrzehnte mehr als einmal bewiesen; dass sie nicht “Freiheit” und “Demokratie”, sondern Tod und Zerstörung verbreitet, davon legen Millionen Leichen in Afghanistan, Irak, Libyen und zuletzt Syrien tragisches Zeugnis ab.

Sind Sicherheitsbedenken berechtigt, wenn sich ein schwer bewaffnetes Monster, dessen Meister im Pentagon seit 1945 mindestens  20 Millionen Menschenleben auf dem Gewissen haben, direkt vor meiner Haustür niederlassen will ?
Sind mit dieser Bilanz und einer riesigen Armee im Rücken Zweifel an seiner Zusicherung angebracht, mit dieser Niederlassung keinerlei böse Absichten zu hegen ?

Wenn Sie wie jeder mit gesundem Verstand gesegnete Mensch zwei Mal mit “Ja” antworten, ist Vorsicht geboten, denn damit sind Sie schon mehr als zur Hälfte “Putinversteher” oder “Russlandfreundin” und lassen es an Empörung über den Krieg und an Empathie mit den geschundenen Yemeni:tinnen Ukrainer:innen wirklich fehlen. Aber dafür haben sie schon etwas über das Motiv, die Begründung für die russische Intervention und die Art und Weise ihrer Durchführung erfahren.   Auch wenn man im “Nebel des Kriegs”die aktuelle Situation nie genau erkennen  kann –  wir können sie, so Clausewitz,  nur “fühlen” – und sich dem dröhnnden Propagandafeuer  außer infantilem  “Putin ultraböse – wir sind die Guten” kaum Informationen entnehmen lassen, gibt es militärische Fachleute und Kenner des Kriegshandwerks, die sich um eine sachliche  Einschätzung der Lage bemühen. – und sich einig sind, dass diese Schlacht für die Ukraine verloren ist. Wie etwa Andrej Martyanov, der die russsische Intervention als “kombinierte Militär,-  und Polizeioperation” beschreibt, oder der Ex-US-Marine und UN-Waffeninspekteur Scott Ritter, der staunt, wie effizient sie mit vergleichsweise wenig Truppen und geringer Zahl an zivilen Opfern und Zerstörungen durchgeführt wird. Darauf weist auch  Jacques Baud hin, der in ähnlicher Funktion wie Scott Ritter als Oberst der Schweizer Armee für die UN in der Ukraine und Russland gearbeitet hat. Das ausführliche Gespräch mit ihm ist wegen seiner Hintergrundinformationen vor allem für jene heilsam, die nach der Coronaphobie – und dem Neuen Journalismus auf dem Bild oben  – jetzt nahtlos von Russophobie infiziert worden sind.
(wird fortgesetzt)
Erschienen auch auf Rubikon

Mehr zum Thema:
Notizen vom Ende der unipolaren Welt –  2 (14.03.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 1 (13.03.22) 
Das Kriegsmotiv (08.03.22)
Was spricht eigentlich gegen eine militärisch neutrale Ukraine? (6.3.22)
Warum ich noch immer Putinversteher bin (25.02.22)
Das Jugoslawien Russlands in der Ukraine – und NATOstan muss wütend zuschauen (24.02.22)
Die Geduld des Bären ist zu Ende(23.02.22)
Wir sind schon wieder die Guten (17.02.22)
Drei Riesen und die “neue Ära der Multipolarität” (12.02.22)
Frisch aus dem Archiv: Ansichten eines Putinverstehers (18.02.22)
Return of the Kremlmonster: Kuba-Krise reloaded (18.01.22)

Mathias Bröckers/Paul Schreyer: Wir sind IMMER die Guten – Ansichten eines Putinverstehers oder wie der kalte Krieg neu entfacht wird, Westend Verlag (2019)

 

 

Notizen vom Ende der unipolaren Welt (2)

Wie  Elon Musk empfiehlt, für das laufende Ding immer ein passendes Fähnchen parat zu haben, hat auch ein Schlachtfeld Europa für das Imperium einen Mehrfachnutzen: zum einen kann ein langer, blutiger  Krieg in der russischen Nachbarschaft dem Planziel “Regimechange Moskau” äußerst dienlich sein; und zum anderen zieht er einen neuen Eisernen Vorhang zu, schneidet die europäischen Kolonien von Handel und Wandel mit Russland und China ab und zwingt sie zu neuen Tributen. In Form von Rüstungsabgaben – 100 Milliarden musste Kriegskanzler Olaf aus der Hüfte schon locker machen – oder dem ökonomischen und ökologischen Irrsinn von Frackinggas, das der olivgrüne Wirtschaftsminister Habeck jetzt importieren muss, um der westlichen “Werte” willen. Die fordern mittlerweile schon an jeder Tankstelle große Opfer, obwohl Russland sein mächtigstes As – die Engeriewaffe – noch nicht einmal gezückt hat und “Nordstream 1” zur Zeit mehr Gas liefert als vor Kriegsbeginn. Das Gesetz, das den Rohstoffexport an “feindliche Staaten” verbietet, hat Putin der Schreckliche  allerdings Anfang letzter Woche  unterzeichnet, die Ausführungsbestimmungen sind noch nicht bekannt. Wenn Europa keine neutrale Ukraine akzeptiert und weiter Krieg führt, muss es fortan täglich gewahr sein, dass ihm über Nacht 50% seiner Energie fehlen. Und weder Heizung runterdrehen noch solidarisch kaltduschen wird an der resultierenden Katastrophe etwas ändern, auf die Sanktions-Hysteriker und Embargo-Fetischisten des Westens hemmungslos zusteuern. Wer aber in den Krieg zieht, sollte wissen, wie er wieder rauskommt, was auch für Wirtschaftskriege gilt. “Wer glaubt, dass man Sanktionen erlassen kann, die Russland maximalen Schmerz bereiten und gleichzeitig die Risiken finanzieller Stabilität im Westen minimieren, glaubt auch an das Einhorn” –  so Zoltan Poszar, einer der renommierten  Finanzmarktanalysten der  Credit Suisse.

Zwar  verlangt die deutsche Regierung mittlerweile händeringend, Öl,-und Gasgeschäfte von den Sanktionen auszunehmen, weil sonst Werksschließungen, Konkurswellen und Aufstände zu befürchten sind. Doch ganz vorne mit dabei sein, Russland zu “ruinieren” (A.Baerbock), gleichzeitig aber dort weiter billig  einkaufen, wird nicht funktionieren. Genausowenig wie “gegen den Krieg” demonstrieren und weiter Waffen zu liefern. Es entspricht der gleichen zynischen Doppelmoral, mit der sich die Kriegsverbrecher von gestern über die von heute mokieren, in einem Überbietungswettwerb des Abscheus vor dem neuen Superhitler Putin, gegen den man dann aber (wg. “Aussicht auf Schaden”) nicht selbst antreten,  sondern nur ukrainische Vasallen und Terror-Söldner verheizen will.

Dass Europa Russland braucht, wenn seine Industriestaaten überleben wollen, Russland aber nicht Europa, weil es genügend Rohstoffe hat, um sanktionsfest und autark zu werden, hatten wir hier schon mehrfach aufgezeigt, ebenso wie die auf Mackinder und Brezsinski basierende Doktrin der anglo-amerikanischen Geostrategie, friedlichen Handel und Wandel auf der eurasischen “Weltinsel”, und besonders zwischen Russland und Deutschland,  um jeden Preis zu verhindern. Der Zweck der NATO –  nach den Worten ihres ersten Generalsekretärs Lord Ismay “die Russen draussen, die USA drin und die Deutschen unten” zu halten – entsprach dieser Zielsetzung und wie an dem aktuellen Krieg zu sehen, entspricht er ihr noch immer. Er macht ein Zusammenwachsen Europas und Asiens mit dem Angelpunkt Russland/Ukraine in der Mitte auf absehbare Zeit unmöglich.

Es erstaunt, dass in der Ukraine und in  Europa offenbar wenige diesen Kontext begriffen haben und bereit sind zu sehen, welche Rolle ihnen als Figuren im geopolitischen Schach des Imperiums da aufgewzungen wird – aber es erstaunt auch nicht, da Medien und Intelligentsia einem derart idiotischen Anti-Russismus verfallen sind, dass dort jede nur halbwegs rationale Analyse ausgeschlossen ist. Und das nicht erst seit dem russischen Einmarsch. Schon seit 2016 wird dem westlichen Medienpublikum das haltlose Verschwörungsmärchen “Russiagate” ernsthaft als Realität präsentiert, in der Putin die Wahlen manipuliert und Trump ins Weisse Haus gebracht hat – und jetzt eben auch die Ukraine mit einem “Angriffskrieg” überzieht, weil er die Ukrainer und ihre Freiheit hasst und seinem “Reich des Bösen” einverleiben will. Doch so wenig der Trump-Sieg mit Russland zu tun hatte, so wenig hat Russlands Militäroperation in der Ukraine mit der Realität eines “Angriffskriegs” zu tun. Der wäre nach zwei Wochen schon beendet, mit Hundertausenden Toten und einem Dutzend zerstörter Städte – und “Mission Accomplished”-Foto des siegreichen George W. Putin.

Aber Russland führt keinen Shock&Awe-Krieg mit Bombenhagel wie das Imperium, es kämpft nicht im “Collateral Murder”-Stil gegen Land und Leute, sondern folgt, jedenfalls bisher, exakt dem angekündigten Ziel der Operation: “De-Militarisierung” und “De-Nazifizierung”. Ersteres war mit der Vernichtung der wichtigsten militärischen Einrichtungen durch Raketen schon nach wenigen Tagen weitgehend  erreicht, sodass die Ukraine seitdem nicht mehr über einsatzfähige Luft, -und Seestreitkräfte verfügt;  was die  “De-Nazifizierung” betrifft, ist der Kern der Hakenkreuz-Bataillone im Osten mittlerweile von russischen Kräften nahezu umstellt und von der Versorgung abgeschnitten. Wenn der Kessel in einigen Tagen geschlossen ist, werden normale Mitglieder der ukrainischen Armee ihn mit erhobenen Händen verlassen können, die Asov-Brigadisten, wenn sie sich in Städten verschanzen, aber wohl nur im Leichensack. Für diese schmutzige Arbeit sollen mittlerweile legendäre Spezialkräfte,  5000 tschetschenische “Spetsnatz”,  an der Front eingetroffen sein und die NATO  wird die Asov-Nazis, die sie in (gestern von Cruisse Missiles zerstörten) Trainingszentren im Westen der Ukraine ausgebildet hat, vor ihnen nicht retten. Mit Kampfflugzeugen eine “No Fly”-Zone über der Ukraine durchzusetzen, wie es anhnungslose Laptop-Bomber und Desktop-Strategen in Washington fordern, wird für das “Höllensystem” (n-tv) der russischen S-400/500-Luftabwehr ein triumphales Tontauben-Schießen. Kein Kommandeur wird seine teuren Vögel für eine solche Kamikaze-Operation opfern – zumal wenn seinem europäischen Hauptquartier danach ein sehr unfreundlicher Besuch von Kinzhal droht.

Mit der absehbaren Niederlage der “Entrussifizierungs”-Truppen im ukrainischen Osten  wäre der wichtigste  Teil der russischen Kriegsoperation  – ein Stopp der Angriffe auf die Donbass-Region – erreicht. Und spätestens dann auch der nächste und wohl letzte Zeitpunkt für die Regierung in Kiew gekommen,  im Amt zu bleiben, zu kapitulieren und ernsthafte Zusagen über die  militärische Neutralität der Ukraine zu machen. Ansonsten hat das Land wohl keine besseren Ausssichten als wie einst Jugoslawien in einem langen Krieg zerstört und in drei oder mehr Einzelteile zerlegt zu enden. Noch wäre möglich das zu verhindern, noch wäre eine blockfreie Föderation Ukraine mit autonomen Kantonen machbar, denn Russland will weder Land gewinnen, noch Rohstoffe ausbeuten, noch eine Fortsetzung des Kriegs. Und die europäischen Staaten sollten das im ur-eigenen Interesse auch nicht wollen – nicht nur um des Friedens willen, sondern ihrer Zukunft im 21. Jahrhundert. Wenn sie vom Rohstoffriesen Russland und dem Wirtschaftsriesen China abgeschnitten werden und bleiben, blüht ihnen statt einer prosperierenden Zukunft nur die Aussicht verarmter Kolonien am Rande eines untergehenden Imperiums. Immerhin: halbwegs klimaneutral weil de-industrialisiert und dank Windrädern und Flüssiggas ab 2032 (?!)  völlig unabhängig von Russland, mit unverzichtbarem Hydrocarbon nur noch aus den transatlantisch korrekten Kopf-Ab-Monrachien Arabiens…
(wird fortgesetzt)

Mehr zum Thema:

Return of the Kremlmonster: Kuba-Krise reloaded (18.01.22)
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Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 1(13.03.22)

Mathias Bröckers/Paul Schreyer: Wir sind IMMER die Guten – Ansichten eines Putinverstehers oder wie der kalte Krieg neu entfacht wird, Westend Verlag (2019)

Notizen vom Ende der unipolaren Welt (1)

Es ist Krieg in Europa. Seit acht Jahren, weil die Bewohner der  Krim und der Ostukraine die mit dem “Maidan”-Putsch installierte Regierung in Kiew nicht anerkennen wollten und seitdem von der ukrainischen Armee und faschistischen Milizen  beschossen werden – und seit zwei Wochen, als Russland mit einer “militärischen Operation” in diesen Bürgerkrieg eingriff, um eine “De-Militarisierung” und “De-Nazifierung” der Ukraine gewaltsam durchzusetzen. Da der achtjährige blutige Bürgerkrieg in der Ostukraine mit 13.000 Toten und 3 Millionen Flüchtlingen in den westlichen Nachrichten aber nie Thema war, glauben jetzt viele, erst mit dem russischen Einmarsch  habe der Krieg begonnen und allein Russland sei der “Aggressor”. Und man kann es den armen Medien-Konsument:innen nicht mal verübeln, denn dem anti-russischen Propaganda-Tsunami, mit dem die Intervention aus jedem Kontext gerissen und der Zoom einzig auf “böse Russen” und ihren wahnsinningen “Diktator” gerichtet wird, ist schwer zu widerstehen.
Den Informationskrieg hat der Westen auf ganzer Linie gewonnen, was aber den realen Kampf “on the ground” und den Wirtschaftskrieg betrifft, sieht die Lage anders aus. Und das nicht nur, weil USA und Russland über 90% aller Nuklearwaffen verfügen; auch was konventionelle Luftabwehr und überschallschnelle Rakten betrifft, kann Russland sich gegen die materialmäßig 10-fache Überlegenheit von NATOstan erfolgreich wehren. Das deshalb in der Ukraine zur Zurückhaltung gezwungen ist. Die Zeiten, in denen die Flugzeugträger der US-Navy irgendwo vorfahren und ein wehrloses Land in Schutt und Asche legen konnten, sind vorbei,  gegen Kinzhal & seine Freunde können sich die milliardenschweren Dickschiffe genausowenig verteidigen wie jedes andere Ziel. Und mit einem Gegner, der einem per Knopfdruck solche Prachtstücke versenken oder das Weisse Haus einfach kaputtmachen kann, legt man sich besser nur soweit an, dass es dazu nicht kommt. Diese erzwungene Zurückhaltung sorgt für das aktuelle Paradox von schäumendem  Fake-Furor im Informationskrieg ( ACHTUNG: die “Brutkastenlüge” heißt jetzt “Geburtstklinik” _ UPDATE: oder noch nicht?) und Samthandschuhen in der Realität: etwas anderes als einen der beliebten Proxie- oder Stellvertreterkriege, in dem Vasallen, -und Söldnertruppen verheizt werden, kann sich das Imperium nämlich nicht erlauben. Aus diesem Grund können “Freiheit” / “Demokratie” /”Werte”  des Westens jetzt nur bis zum letzten Ukrainer (und notfalls bis zum letzten Europäer) verteidigt werden, aber keinesfalls durch die exzeptionalistischen Vereinigten Staaten selbst.  “Was den Gegner vom Kommen abhält”, wußte schon SunTzu, “ist die Aussicht auf Schaden.”

Und so darf der traurige Komiker Zelensky auch nicht die Weiße Fahne schwenken und den Forderungen der überlegenen russischen Streitmacht nachgeben – was einer schändlichen Niederlage des Imperiums gleichkäme – sondern muss zum Widerstand aufrufen und einen “Volkssturm” bewaffnen. Nicht um den Krieg zu beenden, sondern um ihn in die Länge zu ziehen und Russland in einen zermürbenden Guerillakrieg, “Afghanistan 2.0” , zu verwickeln. Dieses mal nicht mit fanatischen Islamisten vom Kaliber Mujaheddin/Al Qaida, sondern mit einer Untergrundarmee waschechter Nazis, wobei einige unserer bewährten “moderaten” Al Nusra-Terroristen aus Syrien ebenfalls schon eingeflogen wurden. Der Plan ist nicht neu – wie beim Maidan-Putsch spielten die vom Westen aufgerüsteten Nazi-Milizen bei den Angriffen auf die Donbass-Republiken eine entscheidende Rolle. Sie wurden mittlerweile in die reguläre Armee integriert, ihre Führer von Präsident Zelensky zu Chefberatern ernannt und als “Helden der Ukraine” dekoriert, während ihre Truppen an der “Ent-Russifizierung” arbeiteten und auf Donezk und Luhansk feuerten. Deren im Januar anstehende Anerkennung als unabhängige (und schutzbedürftige) Staaten durch das russische Parlament hatte Russland im Dezember wohl auch den USA mitgeteilt, als es seinen Vertragsvorschlag für eine militärisch neutrale Ukraine, ein atomwaffenfreies Osteureopa und einem Stopp der Attacken auf die Ostukraine schriftlich einreichte. Nachdem man in Washington darauf zuerst gar nicht und dann nur auf Nebensächlichkeiten reagierte, bekam Russland dann im Januar die eigentliche Antwort: US-Waffenlieferungen im Wert von 200 Millionen Dollar trafen in der Ukraine ein. Gleichzeitig prahlte Zelensky auf der Münchner (Un-)Sicherheitskonferenz  damit, dass er sich notfalls Atomwaffen beschaffen würde (was wegen noch vorhandener Sowjet-Technologie für die Ukraine machbar wäre), und bekam von NATOstan standing ovations. Zur selben Zeit wurde der Beschuss der Donbass-Republiken massiv verstärkt. Und so bekam das Imperium die gewünschte russische Intervention.

Dass ein NATO-Beitritt der Ukraine eine Rote Linie darstellt und in dem gespaltenen Land zu  einem Bürgerkrieg führen würde, der Russland zum Eingreifen zwingt, wussten die USA – wie aus einer von Wikileaks 2008 publizierten diplomatischen Depesche hervorgeht, schon lange  sehr genau. Dass der 2014 inszenierte Putsch nicht ganz plangemäß lief und sich mit den industriellen Ostgebieten auch die militärisch relevante Krim abpsaltete, führte dann zu diesem Bürgerkrieg. In den Russland allerdings aktiv nicht eingriff und  mit der Nicht-Anerkennung der Ostrepubliken acht Jahre lang versuchte, die Minsk-Verhandlungen für eine friedliche Wiedervereinigung zum Erfolg zu führen. Was freilich nicht im Interesse des Imperiums lag,  das seine Unterlinge in Kiew denn auch anwies, Verhandlungsbereitschaft nur pro forma durchblicken zu lassen, ansonsten aber weiter an einer militärischen Lösung zu arbeiten. Auch den NATO-Vasallen Deutschland und Frankreich,  die “Minsk” in Gang gebracht hatten, wurde signalisiert, dass erfolgreiche Verhandlungen unerwünscht sind und die Ukraine nicht weiter zu einer friedlichen Lösung gedrängt werden soll, was Herr Steinmeier und seine Kollegen auch brav befolgten. So kam es dann zum Einmarsch der Russen, der leicht hätte vermieden werden können – in einer militärisch neutralen, föderalen Ukraine, die ihren Regionen Autonomierechte zuspricht und sowohl mit der EU wie auch mit Russland Handel und Wandel betreibt. Doch leider dient eine derart befriedete Ukraine nicht dem Planziel von Uncle Sam – die Halliburton und Exxon-Fahnen über Russlands Rohstoffquellen wehen zu lassen und einen Jelzin II. als Präsidentendarsteller  im Kreml zu platzieren – weshalb der arme Zelenski, obwohl die Russen  bereits über 40% des Territoriums und den gesamten Luftraum der Ukraine kontrollieren, jetzt keine Friedensverhandlungen führen kann. Nicht nur weil es die Herren in Washington verbieten, sondern auch weil seine eigenen Hakenkreuz-Brigaden schon gedroht haben,  ihn dann wegen “Verrat” aufzuhängen. Es ist also zu befürchtern, dass NATOstan diese Brigaden weiter vorantreiben und die Ukraine zum Schlachtfeld eines anhaltenden Kriegs machen wird.
(Wird fortgesetzt)


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Was spricht eigentlich gegen eine militärisch neutrale Ukraine? (6.3.22)
Das Kriegsmotiv (08.03.22)

Mathias Bröckers/Paul Schreyer: Wir sind IMMER die Guten – Ansichten eines Putinverstehers oder wie der kalte Krieg neu entfacht wird, Westend Verlag (2019)

3. JT #75: Fog Of War

Was erlauben Putin?! Jetzt ist er doch in der Ukraine einmarschiert. Was ist da passiert? Und was kann man im Nebel des Krieges überhaupt erkennen? Wir versuchen uns dem Propaganda-Tsunami entgegenzustellen: Was hat es mit den amerikanischen Biowaffenlaboren und den Nuklearwaffen in der Ukraine auf sich? Was bedeuten die Sanktionen wirklich für uns? Was rollt da auf uns zu? Über all das und mehr berichten Robert Fleischer, Dirk Pohlmann und Mathias Bröckers in Ausgabe #75 des 3. Jahrtausends.