Die Ministerin unseres Äußersten, Annalena Baerbock, will nicht “dümmste Außenministerin der Welt” genannt werden und hat gegen einen Twitter-X-Nutzer, der sie so bezeichnet hat, Strafanzeige gestellt.
Selbst wenn man der gelernten Trampolin-Springerin auf der nach oben offenen Inkompetenz-Skala diesen Spitzenplatz nicht zusprechen will, ist das mit der Strafanzeige eine große Dummheit. Nun prüfen die Gerichte ja nicht den IQ und das außenminsterielle Wissen und Können, sondern müssen nur abwägen, ob es sich bei der Klassifizierung als “dümmste” um eine strafwürdige Beleidigung handelt, oder ob sie für eine Person des öffentlichen Lebens als zumut,- und hinnehmbar zu gelten hat. Ich nehme an, die Berliner Richter werden sich dabei eher an die Regel des alten Fritz halten (“Wer öffentlich kegelt muss auch nachzählen lassen, wie viel er getroffen hat”) als an neuartige Woke-Sensibilitäten, aber warten wir es mal ab. Man könnte auch zu dem Schluß kommen, dass Frau Baerbock als hohe Repräsentantin der Bundesrepublik zu Unrecht so herabgewürdigt wurde und der Würde des Amts allenfalls “zweitdümmste” zumutbar wäre – weil das Land schließlich schon mit einem Bundespräsidenten Heinrich “Gleich geht`s los” Lübke gesegnet war, der die englische Queen mit “equal goes it loose” begrüßte. So dumm, gegen die damalige “Pardon”-.Schallplatte zu klagen, die seine Ausfälle und Aussetzer dokumentierte, war Lübke freilich nicht. Die heutigen Ober-Grünen – Habeck und Baerbock – sind sich indes auch nicht mehr zu blöd, die majetätsbeleidigte Mimosen zu geben und gegen satirische Wahlplakate zu klagen.
Während man solche Selbstenlarvungen noch als peinlich und dumm abbuchen kann, kommt beim Stichwortgeber der oliv-grünen Mimosen – dem US-Außenminister und Anti-Diplomaten Anthony Blinken – zu Peinlichkeit und Dummheit noch abgrundtiefer Zynismus hinzu. Während an der Front im Donbass derzeit jeden Tag zwischen 1000 und 1500 ukrainische Soldaten getötet und verwundet werden und die Russen auf ganzer Front vorrücken, verspricht der lügende Blinken in Kiew nicht nur neue “game changer” Waffen – die wie die vorherigen nicht kommen und nicht helfen werden – sondern schleimt sich dann auch noch als Gitarrist in einer Karaoke-Bar an und spielt “Keep on rockin in the free world”. Ein Anti-Kriegs und Anti-Austeritäts-Song, den Neil Young 1989 gegen die erste Bush-Regierung herausschrie. Der Text ist noch aktueller als damals – allein in San Francisco schlafen mittlerweile 50.000 Obdachlose “in their shoes” – aber den kennt Blinken vermutlich nicht einmal. Genauso wenig wie Trump, der den Song bei seinen Wahlkampfshows spielen lies, bis Neil Young das stoppte.
Derweil sich das westliche Führungspersonal derart in Dummheit und Taktlosigkeit (und “keep on killing” in Gaza und Ukraine) überbietet, zeigen ihre östlichen Kollegen, wie Klugheit und Harmonie funktionieren. Als Scholz unlängst in China ankam, wurde er von einem Landrat und Bürgermeister begrüßt, die transatlantische EU-Lobbyistin von der Leyen wurde durch Zoll und Passkontrolle geschickt und Blinken, der kürzlich auch in Peking war, allein zurück zum Flughafen abserviert. Jetzt zeigen die Chinesen bei der Ankunft des russischen Präsidenten, wie Staatsbesuch geht, mit allem Tschingderassa-Bumm. Aber es ist nicht nur das Zeremoniell, sondern vor allem ein umfangreiches Dokument (8.000 Worte), mit dem Xi und Putin eine weitere Vertiefung der strategischen und ökonomischen Partnerschaft beschließen. Sowie die gemeinsame Förderung einer multipolaren Welt auf Basis der UN-Charta und des Völkerrechts statt auf einer betrügerischen “regel-basierten internationalen Ordnung”.
Näher waren sich das bevölkerungsreichste und das flächenmäßig größte Land der Erde, die Werkbank und der Rohstoffriese der Welt, der Drache und der Bär, noch nie. Insofern markiert dieses Treffen einen Meilenstein für eine neue Ära der Weltordnung und eine weitere Marke für den Niedergang der anglo-amerikanischen Hegemonie und der Doktrin globaler “Full Spectrum Dominance”. Xi und Putin machen Geschichte, der Eurasien-Express beschleunigt High-Speed in die Zukunft, nimmt den gesamten “globalen Süden” mit – und Europa mit seiner ehemaligen Wirtschaftslokomotive Deutschland ? Guckt mit der Clownshow seines politischen Personals in die (leere Nord-Stream-)Röhre, lässt sich dazu verdonnern, den ungewinnbaren Krieg in der Ukraine weiter zu führen und merkt nicht einmal, wie es dabei über den Tisch gezogen wird. Sie sollen jetzt ran, um “Russland zu schwächen”, damit sich die USA unbehelligt den Endgegner China vornehmen können. Ein bisschen “Weltkrieg” auf europäischem Boden, bei dem zu Hause keine Fensterscheibe kaputt geht, hat sich im vorigen Jahrhundert als Geschäftsmodell ja durchaus bewährt. Nur völlig von der Neocon-Bubble gehirngewachene Phantasten und Lobbyisten des permanenten Kriegs können an diesem Konzept noch weiter festhalten, während die alten Groß-Strategen des Imperiums – Zbig Brzezinski und Henry Kissinger – im Grab rotieren, weil mit der ökonomischen und militärischen Allianz Moskau/Peking der absolute worst case für die imperialen US-Interessen eingetreten ist.
Auf dem geopolitischen Schachbrett hat Joe Biden der Vorhersage seines Vorgängers Barack Obama – niemals Joes Fähigkeit zu unterschätzen “to fuck things up” – somit schon voll Genüge getan. Und macht mit der Eskalation eines aussichtslosen Wirtschaftskriegs gegen China – 100% Strafzoll auf Importe von Elektroautos, 50% auf Solarpaneels – aber nicht nur unbeirrt weiter, sondern fordert auch Europa auf, bei diesen Sanktionen mitzuziehen. So dumm können aber selbst die dümmsten Außen/Wirtschafts/Handels-Ministerien eigentlich nicht sein. Es sei denn, die fatale amerikanische Hegemonitis hat bei ihnen auch schon den letzten Rest an Verstand und Wahrnehmungsfähigkeit mit der Illusion infiziert, dass ein Krieg gegen Russland und China erfolgreich sein könnte. Woher die Dummbeutel in Europa und die Pfleger der Wandermumie in Washington diese Hybris beziehen bleibt rätselhaft und ist wohl nur mit einem viralen Infekt zu erklären, der dazu führt, dass die Opfer die Lügen ihrer eigenen Propaganda für die Wirklichkeit halten. Aber: auch chronische Hegemonitis ist therapierbar- Respekt, Diplomatie, Kompromisse. Friedensverhandlungen sind bewährte Heilmethoden. Und die einzigen. Ansonsten hilft nur ein Weltkrieg.
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Mathias Bröckers : Vom Ende der unipolaren Welt, Fifty-Fifty (Oktober 2022), 288 Seiten, 20 Euro