Peter Gente R.I.P.

10.02.14 21:32-BildschirmkopiePeter Gente, Mitgründer von “Merve”, ist 77-jährig in Thailand gestorben. Nicht nur als Macher des vielleicht wichtigsten Theorie-Verlags,  auch als höchst sympathischer Kopf und Vermittler wilden Denkens war Peter ein wichtiger Mensch in meinem Leben – und für meine Arbeit im Feuilleton der neu gegründeten taz. Auf den Merve-Parties in der Schöneberger Fabriketage traf man Geister und Künstler, die wir dann auch gerne “für lau” in der kleinen “tageszeitung” publizierten – bevor sie später weltberühmt wurden. Ruhm und Geld interessierten ihn (und seine Gefährtin Heidi Paris) wenig, ökonomisch war Merve immert prekär – und realisierte dennoch und ohne Rücksicht auf Verluste aufwändige Übersetzungen und Publikationen. Wie etwa 1992 “Tausend Plateaus” von Deleuze/Guattari, mit dessen begeisterter Rezension für Deutschlandfunk und Zeitung ich Peter etwas zurückgeben konnte – für die Sachen von Foucault, Baudrillard Virilio et. al., die er immer wieder rübergeschoben hatte. Dass er diesen Text als den besten bezeichnete, der über dieses Buch geschrieben wurde, empfand ich als Lob von allerhöchster Stelle. Bevor Peter 2007 den Verlag in jüngere Hände übergab und seinen Alterswohnsitz nach Thailand verlegte – wo er in Frieden ruhen möge – führten  wir unser letztes Gespräch:

taz: Das erste Buch von Peter Gente, das mir als Student 1973/74 in die Hände fiel, war eine Anthologie, vom Fischer-Verlag und nicht von Merve verlegt.

Peter Gente: Ja, das war “Marxismus, Psychoanalyse, Sexpol”, 1970 erschienen. Der erste Band hatte vor allem die Sachen von Wilhelm Reich, und der zweite versammelte dann die neueren Texten von Peter Brückner oder Herbert Marcuse.

In dieser Zeit habt ihr auch das Verlagskollektiv gegründet und die Erweiterung des klassischen Marxismus gewissermaßen zum Programm gemacht.

Wir waren eine Berliner Wohngemeinschaft und politisch eher am Pariser Mai 68 und an der Bewegung in Frankreich insgesamt orientiert, die ja etwas anders verlief als hier. Nämlich weniger dogmatisch und weniger auf Studenten fixiert. In Frankreich und vor allem auch in Italien waren die Arbeiter viel stärker integriert. Und da guckten wir hin, denn uns ging es immer um neue Lebens- und Verkehrsformen. Deshalb haben wir dann auch im Verlag die Trennung von Hand- und Kopfarbeit aufgehoben. Jeder musste drucken lernen. Auch meine Partnerin Heidi Paris musste, nachdem wir uns 1975 kennengelernt hatten, noch drucken lernen.

Mit dem Bruch, den der deutsche Herbst 1977 darstellte, änderte sich dann auch der Verlagsname in “Merve”; mit “Internationale Marxistische Diskussion” war es vorbei.

Ja, die war gegessen. Wir hatten es ja nicht so mit den Terroristen. Spontis und Leute wie Fritz Teufel waren uns näher als Typen wie Horst Mahler.

In dieser Zeit habt ihr Theoretiker entdeckt, die in Deutschland noch niemand kannte – Foucault, Baudrillard, Deleuze, Guattari – und die mit Begriffen und einer Sprache operierten, bei denen die Leser erst mal nicht durchblickten. Mir ging es jedenfalls so.

Wir blickten auch nicht durch. Wir hatten ja etwas ganz anderes gelernt – Marxismus, kritische Theorie -, und diese Autoren setzten das zwar irgendwie fort, doch sie lösten sich auch davon und setzten andere Bezugsrahmen. Marx und Freud oder die Familie ließen sie, wie Deleuze/Guattaris im “Anti-Ödipus”, hinter sich, und das interessierte uns.

Es wurden ganz neue Begrifflichkeiten entwickelt. “Rhizom”, “Wunschmaschine” …

… und das Monster “Deterritorialisierung”.

Oh ja. Ich erinnere mich noch an die bösen Kommentare der Redaktionskollegen, wenn ich Anfang der 80er-Jahre auf der Kulturseite der taz mal wieder einen Vorabdruck von euch gebracht hatte.

Das war eben viele Jahre bevor die großen Verlage und das Feuilleton das alles entdeckten. Als ein alter Freund von uns, Dietrich Kuhlbrodt aus Hamburg, einmal dem Kulturchef der Frankfurter Rundschau, Wolfram Schütte, mit dem Baudrillard-Band “Kool Killer” unterm Arm begegnete, wurde der ganz blass und sauer: “So was liest du?” Fünf Jahre später war die Rundschau dann ganz stolz, wenn sie einen Baudrillard oder Virilio drucken konnte. Aber anfangs galt das für die klassischen Linken als “neuer Irrationalismus”, und Kritiker wie Lothar Baier oder Manfred Frank warfen uns vor, dass wir Begriffe wie Diskurs benutzen. Heute sind die völlig selbstverständlich – bis hin zur CDU und Merkel. Schön fand ich, dass Dietmar Dath in seinem Nachruf auf Heidi Paris in der FAZ schrieb, dass Merve dieses Wort eingeführt hätte und uns eigentlich das Copyright für Diskurs gebührte.

Als aus der “Internationalen Marxistischen Diskussion” der “Internationale Merve Diskurs” wurde – seid ihr da mit diesem neuen Denken einfach ins kalte Wasser gesprungen ?

Was man nicht verstand, hat uns erst mal fasziniert – und der Wahnsinn, den Foucault und Deleuze/Guattari beschrieben, der lag in der Luft, die Wirklichkeit war ja auch nicht mehr so ganz klar. Deshalb konnten wir mit diesen Theorien auch arbeiten, als das Kollektiv langsam den Bach runterging und man selber am Durchdrehen war. Foucault und Deleuze waren da einfach nahe liegend und haben uns auf Trab gebracht, auch weil sie immer irgendwo handlungsorientiert waren. “Du musst theoretisch nicht zu Adam und Eva zurück, fang an, geh mitten rein, und je mehr du dich damit beschäftigst, desto besser findest du dich zurecht”, sagte Deleuze immer. Das haben wir versucht.

Mit viel Erfolg, wenn man auf die fast dreihundert Merve-Bände schaut – und doch habt ihr euch auch immer an eine andere Deleuze-Parole gehalten: an das Minoritärwerden, an ein Schreiben, das wie eine Maus sein Loch buddelt. Die intellektuelle Kapazität, die bei Merve versammelt ist, überragt fast jeden Großverlag – aber ihr seid seit 30 Jahren auf derselben Fabriketage geblieben und habt einfach weiter eure kleinen Bücher gemacht.

Wir konnten das alles nur machen, weil wir arm waren. So hochkarätige Figuren haben als Autoren nur zwei Möglichkeiten: Entweder verkaufen sie sich ganz teuer – oder sie verschenken ihre Texte. Wir haben sie umsonst gekriegt, zumindest am Anfang – und auch noch, als alle hinter Foucault her waren und er von seiner dreibändigen Geschichte über “Sexualität und Wahnsinn” in den USA 200.000 Stück verkauft hat.

Neben solchen theoretischen Texten habt ihr viele Bücher zu Kunst und Musik gemacht, von den “Genialen Dilletanten” über “Tödliche Doris” bis hin zu Martin Kippenberger und Thomas Kapielski. Wie kam es zu dieser Mischung?

Als Heidi und ich uns kennenlernten, gingen wir fast jeden Abend in den “Dschungel” oder ins “Risiko” – wir kannten diese Leute aus der Musikszene, bevor die richtig Musik machten. Erst zehn Jahre später machten wir zum Beispiel mit Blixa Bargeld und den Einstürzenden Neubauten ein Buch. Als wir den Kippenberger machten, kannte den noch kein Mensch. Die Bücher entstanden also aus unserem Umfeld. Wir arbeiteten den ganzen Tag an diesen anstrengenden Theoriebüchern, und wenn wir dann abends um elf Uhr unter der Decke hingen und unser Verständnishorizont endgültig überschritten war, gingen wir in den “Dschungel”, um wieder runterzukommen. Wir hatten aber keine Berater, die uns dringend irgendwelche Titel empfahlen, die sind immer auf unserem eigenen Mist gewachsen. Wir haben gesammelt, Interviews, Zeitungsausschnitte, einfach Material, und irgendwann ist dann daraus ein Buch entstanden.

Die meisten Merve-Bücher werden heute in Museumsshops und Kunstbuchhandlungen verkauft. Was war in den bisher 37 Jahren der Verlagsgeschichte der am meisten verkaufte Band?

Der Renner ist nach wie vor “Rhizom” von Deleuze/Guattari. Vor zwei Jahren war er noch unserer meistverkauftes Buch überhaupt, obwohl schon vor 25 Jahren erschienen. Und auf Platz zwei sind ihre “Tausend Plateau”.

Das war 1992 das erste Hardcover der Merve-Bibliothek und ein großes Risiko.

Ja, aber es ist gut gelaufen, und es läuft auch immer noch gut. Durch Negri/Hardts “Empire” gab es noch mal einen Nachklapp. “Empire” wurde zwar rauf- und runtergelobt, aber es steht leider gar nichts drin. Leider, weil wir vor über 30 Jahren die Ersten waren, die Negri außerhalb Italiens publiziert haben. Später landete er dann bei Thomas Schmid von Wagenbach.

Der gerade als Chefredakteur bei Springers Welt gelandet ist.

Ja, das ist toll. Ende der 70er war er noch schwer linksdogmatisch und warf Merve vor, dass wir immer heiße Kartoffeln aus dem Feuer holen und Moden kreieren und uns dann nicht mehr damit beschäftigen würden.

Man sieht, wo das endet. Hier stehen die Umzugskisten gepackt. Dein Archiv wurde vom Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe aufgekauft und sichert zumindest eine Rente.

Die allerdings in Deutschland nicht reichen würde. Deshalb ziehe ich Mitte Februar nach Thailand. Nach 50 Jahren Berlin und 37 Jahren Verlag habe ich alles, was hier lief, in vollen Zügen genossen – Kunst, Kultur, Musik, die ganze Szene. Was zurzeit läuft, ödet mich ein bisschen an. Ich bin sehr verwöhnt, vor allem durch die einmalig schöne Zeit mit Heidi, die anstrengend und schwierig war, aber die zu etwas führte, den Büchern, die unser Leben waren. Als Heidi mit ihrer Schizophrenie nicht mehr klarkam und sich das Leben genommen hat, konnte ich keinen Neuanfang mehr machen. Ich musste eine Nachfolge organisieren. Wenn es den Verlag weiter geben sollte, musste ich raus, den Absprung finden. Das ist gelungen und ich bin, wenn ich die dreihundert Bücher hier sehe, zufrieden. Ich glaube, ich hab’ mein Ding gemacht.

Blend-a-med + Al-Qaida = Zahnpastaterror

terror_zahnpastaDass der “War On Terror”, ebenso wie der “War On Drugs”,  primär dem Geschäft ihrer Veranstalter dient und nicht dem Schutz der Bevölkerung vor Terroristen oder gefährlichen Drogen, diese Erkenntnis ist nichts wirklich Neues für halbwegs ausgeschlafene Zeitgenossen. Dass Medienleute und Politiker entweder nicht zu dieser Gruppe zählen, oder eben dafür bezahlt werden, ohne jede Hemmung die Propaganda dieser absurden Kriege zu verbreiten, ist ebenfalls keine Neuigkeit.  Gestern morgen aber prustete ich fast die köstliche Mischung aus Brötchten, Butter, Bio-Ei und Kaffee wieder auf den Frühstückstisch, als im Radio eine Warnung vor Zahnpasta-Terroristen durchgegeben wurde. Nicht in einer Satire,-oder Unterhaltungssendung, sondern in den Hauptnachrichten. Auf Flügen zur Olympiade nach Russland könnten, laut einer Warnung des US-Heimatschutzministeriums, Terroristen Sprengstoffe in Zahnpastatuben schmuggeln, betroffen seien “vermutlich” nur Direktflüge aus Europa – so lautete in etwa die Meldung, der dann der Nachsatz folgte: “Konkrete Hinweise” auf derartige Anschläge gäbe es nicht.

Da fragt man sich, welche voll verschlafenenen Redakteure bzw. gut bezahlten Propagandaoffiziere derart idiotische Meldungen in die Wiederholungsschleifen der ARD-Nachrichten und des gesamten Medienzirkus bringen können, ohne dass irgendwer nachfragt, ob die Redaktionen eigentlich noch alle Zahnbürsten im Schrank haben. Und was sie sich dabei denken, Millionen von Zuhörern und Leserinnen mit Meldungen zu bombardieren, bei denen das “vermutlich” und “keine konkreten Hinweise”  garantiert überhört werden ,”Zahnpasta” und “Terrorgefahr” aber garantiert hängenbleiben.  Um  nichts anderes als um diese Botschaft gehts.

Lasset uns also beten:
NSA unser, die du bist im Himmel mit deinen Drohnen.
Geheiligt werde deine Überwachung aller Leitungen und Funkwellen.
Dein Polizeistaat komme, wie im Himmel so auf Erden.
Unsere tägliche Terrorwarnung gib uns heute, und vergib uns unsere Arglosigkeit,
wie auch wir vergeben, dass die Kirche der Angst mit derartigem Schwachsinn unsere Hirne kontaminiert.
Und suche uns nicht in der Unterführung, sondern an den Sicherheitskontrollen der Flughäfen,
wo wir schon den dressierten Affen machen und Shampoo und Trinkwasser abgeben – und bald auch die Zahnpasta.
Und führe uns nicht in die Blend-a-med-lose Karies, sondern erlöse uns von den Al-Qaida-Wickelmützen.
Denn dein ist das Reich und die Macht und der Krieg gegen den Terror in Ewigkeit.

 

P.S.: Die “verrückte Dora”, die abgebildete Nuklear-Zahncreme “Doramad”  war von 1940-45 tatsächlich auf dem Markt.

Profiteure der Prohibition

Die FAZ berichtete am Montag  ebenso sachlich wie ausführlich aus dem “Land des Lächelns”, dem US-Budensstaat Colorade einen Monat nach der Legalisierung von Cannabis, in der Schweiz läßt die “Eidgenössische Kommission für Drogenfragen” (EKDF) ein neues Regulierungskonzept ausarbeiten, ein solches Uruguay hat als erster Nationalstaat der Welt bereits schon beschlossen, der Deutsche Hanfverband gewinnt bei einem Mainstream-TV-Sender  eine Castingshow und eine Million Euro für den Kampf gegen die Hanf-Prohibition…. nach Jahrzehnten der Tabuisierung scheint der Bann, mit dem der böse Zauberer Harry Anslinger  die Hanfpflanze vor mehr als  70 Jahren belegte, langsam aber sicher zu brechen.

Anslinger war natürlich kein Zauberer, sondern nur ein tüchtiger Bürokrat und der erste “Drogenzar” der USA,  doch die Anti-Hanf-Kampagne, die er mit Hilfe des Pressemagnaten Hearst und Geld des Chemiekonzerns Dupont entfachte, hatte ohne Frage magische Qualität und muß zu den erfolgreichsten Desinformations,- und Propaganda-Operationen aller Zeiten gezählt werden.  Sie spukt bis heute in vielen Köpfen herum – und wie zu Anlingers Zeiten finden die Behörden noch immer willige Experten und Gutachter, die ihnen die Richtigkeit der Prohibtion “wissenschaftlich” bestätigen.  Und der große Fleischtopf des einst von  Harry Anslinger auf den Weg gebrachte  International Narcotics Controllboard (INCB) bei den “Vereinten Nationen”,  an dem sich heute Bürokraten aus aller Welt laben, sorgt dafür, dass Offizielle in jedem Land der Welt den Anfang vom Ende der Hanfverbote “mit großer Sorge” o.ä.  kommentieren und kritisieren. Die Drogenverfolgung ist ihr Business und Hanf, solange er auf dem Index steht und die meist konsumierte illegale Substanz weltweit ist, eine Säule ihres Geschäfts. Und so will das INCB ganz im Geiste seines manischen Gründervaters Anslinger die Hanf-Prohibtion nicht einmal für medizinische Zwecke aufgehoben wissen.

Auch wenn die Herren der INCB-Zentrale in Wien also wohl die letzten sein werden, die die weiße Fahne für ein Ende des Drogenkriegs hissen – umhin kommen werden sie über kurz oder lang nicht. Selbiges gilt auch für die hiesigen Politiker und Bürokraten, die zwar noch einige Jahre mit gezogener Hanfbremse weiter fahren und die Prohibition als “alternativlos” erklären können, doch die schon erwiesenen und künftig noch deutlicher absehbaren Erfolge von Entkriminalisierung und Regulierung des Markts machen die Alternativen zunehmend unübersehbar und unleugbar. Die wissenschaftlichen Experten für Recht und Ordnung in Deutschland – die Strafrechtsprofosseren – haben das schon erkannt und einen dringenden Appell an die Bundesregierung verfasst, das geltende Betäubungsmittelgesetz zu reformieren. Die GroKo aus CDU, CSU und SPD hat indessen keinerlei Reformpläne in ihren Koalitionsvereinbarungen und so steht zu erwarten, dass für die gescheiterte Drogenpolitik nur ein dumpfes “Weiter so!” und keinerlei Besserung in Sicht ist.

Es sei denn, ein mutiger Jurist vom Schlage eines Wolfgang Nescovic, der sich als Berufungsrichter des Lübecker Landgerichts Anfang der 90er Jahre weigerte, weiter nach den wissenschaftlich widerlegten Grundlagen des Betäubungsmittelgesetzes Urteile zu fällen und das BtmG auf den Prüfstand des Bundesverfassungsgerichts brachte, bringt 20 Jahre nach diesem “Haschisch-Urteil” die höchsten Richter erneut dazu, die Angemessenheit strafrechtlicher Bestimmungen in Sachen Cannabis erneut zu überprüfen. Anders als mit einem energischen Wink aus Karlsruhe wird das Zentralkommitee der GroKo-Einheitspartei nur schwer zu bewegen sein, von der gescheiterten Politik des Verbietens, Verfolgens und Verhaftens Abstand zu nehmen.

“Sicherlich ist Marihuana eher harmlos. Aber die Sache war ein Beispiel dafür, dass ein Verbot die Autorität des Staates stärkt”, bekundete Harry Anslinger am Ende seiner Karriere, nachdem schon aktenkundig geworden war, dass 95 % der “zweifelsfreien Quellen”, die er für die nationale und internationale Durchsetzung der Hanf-Prohibition angeführt hatte,  aus Boulevardzeitungen stammte. Auf einem Niveau, von dem sich die Verbotspolitik bis heute kaum entfernt hat, was recht einfach erkennen ist, wenn man etwa die (voodoo-)wissenschaflichen Weisheiten des Prof. Dr. Rainer Thomasius, einem als “Experten” immer wieder gehörten Prohibitionisten, überprüft: “Die Einstiegsdrogentheorie ist zwar nicht belegt. Aber widerlegt ist sie auch nicht.” Was für die Jungfrauengeburt natürlich ebenso gilt wie für kleine grüne Männchen vom Mars…

Die eigentlichen Profiteure des “war on drugs” sind freilich nicht solche stets vorhandenen professoralen Mietmäuler, sondern eher die auf untenstehendem Cartoon abgebildeten Herrschaften. Sowie eher kleine Fische wie der Discounter Lidl, der dieser Tage die Fachbücher für den Indoor-Anbau aus seinem Online-Shop zurückzog, als das Angebot ruchbar wurde. Ebenso erschrocken reagierte der Elektrokonzern Philips, nachdem ihm ein TV-Bericht vorgworfen hatte, mit seinem “Greenpower”-LED-Lampen illegale Cannabiszüchter zu beliefern  – worauf das Unternehmen bekundete, dass man Endkunden in der Cannabiszucht nicht beliefere,  und die „Greenpower“-Lampen im Philips-Prospekt zum „City Farming“ ausschließlich zur wachstumsfördenden „Tageslichtverlängerung“ bei der Erdbeer-, Gurken- und Tomatenzucht beworben werden.

Nun kann ein Lampenhersteller genausowenig kontrollieren, ob unter seinen Lampen Gurken oder Marihuana wachsen, wie ein Messerproduzent, ob sein Produkt zum Mittagessen oder zum Mord verwendet wird. Warum also ein solcher gigotter und schreckhafter Alarm um Lampen, unter denen auch Gurken wachsen, oder um Bücher, die in jedem Buchladen erhältlich sind ?  Es scheinen dies noch immer Nachwirkungen Anslinger-Ära zu sein – und es wird Zeit, diesen Bann endlich zu brechen. Und den großen und kleinen Profteuren der Prohibition das Handwerk zu legen. Denn wenn der Anbau zum Eigenbedarf legal wird, braucht es weder spezielle Bücher noch besondere Lampen: Sonne, Erde, Wasser und ein Hanfkorn im Blumenkasten reichen dann völlig aus.

 

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Drogenkrieg im Straßenverkehr

02.02.14 11:19-Bildschirmkopie

 

Im Nachtschatten-Verlag ist jetzt das Buch “Cannabis und Füherschein” von Theo Pütz erschienen, das sich mit der herrschenden (Un-)Rechtspraxis in Deutschland auseinandersetzt, das nach der strafrechtlichen Liberalisierung in Sachen Cannabis nun den “Krieg gegen Drogen” mit verwaltungsrechtlichen Maßnahmen weiter führt. Unter anderem mit einem Grenzwert zur Fahruntauglichkeit, der in keiner Weise wahrnehmbar ist und ein 10-faches unter dem liegt, der in den USA – dem Mutterland der Cannabis-Prohibiton – als verkehrsgefährdend gilt. Ich habe zu diesem Buch einem Vorwort beigesteuert:

“Stellen Sie sich vor, Sie werden in Ihrem Auto durch die Polizei angehalten, die gerade eine Routinekontrolle der Verkehrssicherheit von Kraftfahrzeugen durchführt: Ihre Papiere sind in Ordnung, auch an Ihrem Wagen gibt es keinerlei Mängel, doch als sie überprüfen, ob ein Warndreieck vorhanden ist, sehen die Beamten im Kofferraum den Kasten Bier, den Sie gerade im Getränkemarkt geholt haben. Und einige Wochen später erhalten Sie ein Einschreiben von der Führerscheinstelle, in dem Ihnen mitgeteilt wird, dass wegen Verdachts auf Alkoholkonsum Zweifel an Ihrer Fahreignung bestehen; Sie werden aufgefordert, innerhalb einer gesetzten Frist mit einem Gutachten nachzuweisen, dass Sie auch weiterhin zum Führen von Kraftfahrzeugen geeignet sind – ansonsten müsse Ihnen der Führerschein entzogen werden. Wegen eines Kastens Bier im Kofferraum? Absurd! Doch genau so wird in Deutschland tagtäglich dutzendfach verfahren, wenn es sich statt der Bierkiste um ein Tütchen mit Cannabis handelt.
Dass Sie bei der Routinekontrolle der Polizei unauffällig und nüchtern waren, dass sich Auto und Papiere in ordnungsgemäßem Zustand befanden und kein Verkehrsverstoß vorlag, hilft Ihnen genausowenig wie die Tatsache, dass der Besitz einer geringen Menge Cannabis kein Strafverfahren nach sich zieht. Denn nach einem solchen Fund werden Sie in der Regel aufgefordert, sich einem Drogentest zu unterziehen, und dann hilft Ihnen auch nicht mehr, dass Ihr letzter Cannabiskonsum schon einige Tage oder Wochen zurückliegt, denn die Abbaustoffe des Cannabis-Wirkstoffs THC sind mehrere Wochen nachweisbar. Mit einem solchen Nachweis gelten Sie als gelegentlicher Cannabiskonsument und begründen damit Zweifel an Ihrer Fahreignung; fand der letzte Cannabiskonsum am Vorabend der Kontrolle statt, kann es noch ärger kommen, denn es besteht die Möglichkeit, dass der aktive THC-Gehalt im Blutserum noch mehr als ein Nanogramm pro Milliliter (1 ng /ml) beträgt. Auch wenn dieser Wert weit unter einer spürbaren Wirkung liegt, gilt Ihre Fahrt mit dem Auto damit als «Drogenfahrt» und zieht ein Bußgeld und ein Fahrverbot nach sich – sowie die Auflage eines medizinischen Gutachtens, das Sie nur nach einem längeren Abstinenznachweis erfolgreich absolvieren können.
Seit Mitte der Neunzigerjahre der Besitz kleiner Mengen Cannabis durch das «Haschisch-Urteil» des Bundesverfassungsgerichts entkriminalisiert wurde, ist diese schwer nachvollziehbare Rechtspraxis in Deutschland gang und gäbe – und mit juristischen Mitteln kaum anfechtbar. Denn anders als im Strafrecht  ist im Verwaltungsrecht, welches die Erteilung der Fahrerlaubnis regelt, die Beweislast umgekehrt: Nicht das Gericht muss Ihre Schuld nachweisen, sondern Sie sind verpflichtet, der Behörde Ihre Unschuld zu beweisen. Gibt der bereits beschriebene nüchterne und verkehrsgerechte Transport eines Kastens Bier in Ihrem Auto Anlass, den Fahrer als potenziellen Alkoholiker und Gefahr für die Verkehrssicherheit einzustufen? Selbstverständlich nicht – doch wenn es sich um ein Gramm Cannabis handelt, ist das der Fall. Diese Ungleichbehandlung und das daraus entstehende Unrecht ist der Grund für dieses Buch.
Der Autor Theo Pütz berät seit vielen Jahren nicht nur Betroffene, die in die Mühlen der Behörden geraten sind, er gilt auch als der Experte zum Thema Drogen und Führerschein. Sein Buch ist deshalb nicht nur ein unverzichtbarer Ratgeber für diejenigen, denen aufgrund eines Cannabisfunds oder -nachweises der Entzug des Führerscheins droht, sondern es liefert mit seiner Analyse der rechtlichen und toxikologischen Zusammenhänge erstmals auch einen fundierten Überblick zur herrschenden (Un-)Rechtspraxis in Sachen Cannabis und Führerschein. Deshalb ist dieses Buch nicht nur für Juristen, Behörden und Fachkräfte im Drogen- und Suchtbereich, sondern vor allem auch für politische Entscheidungsträger von höchster Relevanz. Denn nur die Politik kann für die dringend notwendigen Änderungen sorgen, die hier geboten sind: die Schaffung eines realistischen Gefahrengrenzwerts für die Verkehrsteilnahme und eine bundesweit einheitliche Auslegung der gesetzlichen Vorschriften zur Fahreignung analog zum Alkohol.
In der Schweiz geht man davon aus, dass selbst Fahrer von Bussen und Bahnen mit bis zu 3 ng /ml THC im Blutserum ihrer Arbeit verantwortungsvoll nachgehen können; in den USA, dem Mutterland der Cannabis-Prohibition und des irrsinnigen «War On Drugs», gilt selbst ein Grenzwert (10 ng /ml), der zehn Mal höher liegt als in Deutschland (1ng/ml), nicht als Gefahr für die Verkehrssicherheit. Die (Un-)Rechtspraxis in Deutschland, mit Hilfe des Fahrerlaubnis- und Verwaltungsrechts den «Krieg gegen Drogen» zu führen, muss beendet werden. Die Politik und die Rechtssprechung sind gefordert. Wer die Informationen in diesem Buch zur Kenntnis genommen hat, wird nicht mehr umhin können, diese Forderung zu unterstützen.”

Theo Pütz: Cannabis und Führerschein
176 Seiten, Format A5, Broschur
ISBN: 978-3-03788-279-5
CHF 29.80, EUR 23.00

Weltsheriff Gauck

Dass es sich bei dem unsäglichen Zonenpfaffen um eine opportunistische Knallcharge handelt, gegen die selbst ein Christian “Koof mich” Wulff mit seinem Charisma einer nassen Nudel geradezu aufrecht und ehrenwert wirkte, hatten wir anläßlich der Wahl des über Nacht zum Super-Bürgerrechtler mutierten  “IM Larve” hier schon mal kurz angemerkt.  Ganz dieser Charakterlosigkeit entsprechend hat sich Joachim Gauck als Präsidentendarsteller bisher auch verhalten und ist als Groß-Salbaderer und Schön-Redner den Mächtigen und ihrer neoliberalen Ideologie stes tief in den Auspuff gekrochen. Hatte ein Roman Herzog als Landesvater noch einen “Ruck” gefordert, um bleierne Verhältnisse aufzusprengen, hatte ein Horst Köhler wenigstens noch Klartext geredet, und die Auslandseinsätze der Bundeswehr  mit Rohstoff,- und Wirtschaftsinteressen begründet, so ist von Gauck außer einer großen Schleimspur bis dato kein einziger genuiner Gedanke überliefert. Ein aktuelles Beispiel liefert seine Rede vor der Münchner Sicherheitskonferenz, in der er  in “Verantwortungs”-Gesülze und “Menschrechts”-Aspik verpackt dazu aufruft, Deutschland und die Bundeswehr “zu einem Garanten internationaler Sicherheit und Ordnung” zu machen. Vulgo: als Hilfsheriff dem Weltsheriff USA jederzeit beizuspringen. Weil alles andere “Weltabgewandtheit oder Bequemlichkeit” wäre. Sagt einer, der es sich noch in jedem System  bequem gemacht hat, indem er weltzugewandt der Macht nach dem Maul redete. Sollte uns solche Rede zu denken geben – ich denke nein.

American Anthrax

Eine Woche nach den Anschlägen des 11. September 2001 tauchten in den USA Briefe mit dem tödlichen Anthrax-Erreger auf, bei  Journalisten, dem Oppositionsführer im Abgeordnetenhaus und weiteren Politikern. Bush-Regierung und  Medien deklarierten dies als “zweite Wellte des Terrorismus” und machten Sadam Hussein und/oder Al Qaida dafür verantwortlich. Tatsächlich kam das tödliche Gift ,wie später zweifelsfrei nachgewiesen wurde, nicht von islamistischen Terroristen, sondern aus Labors des US-Militärs – es war eine “zweite Welle” des Terrors unter falscher Flagge, mit der die Kirche der Angst den bis dahin auf New York und Washington lokalisierten Schrecken im ganzen Land verbreitete. Um so das Ermächtigunggesetz “Patriot Act”  und die Nicht-Untersuchung der Attacken auf die Twin Towers durchzudrücken. “Media Roots” hat jetzt eine Dokumentation über die große Anthrax-Lüge erstellt:

Die diskriminierte “Wunderpflanze”

Weil nicht nur synthetisches THC, sondern auch natürliche Hanfblüten (Marihuana)  eine hervorragende Medizin  für zahlreiche Beschwerden sind – die ARD berichtete unlängst zB über den Einsatz in israelischen Altersheimen , hier eine Übersicht über die erstaunlichen kilnischen Studien der letzten Jahre (PDF) –  wurden sie in vielen Ländern der Welt mittlerweile wieder in die offiziellen Arzneibücher aufgenommen und können verordnet und angewendet werden. Bei vielen Patienten wirkt die Kombination der Pflanzenwirkstoffe besser als der isolierte Hauptwirkstoff THC, der zudem sehr teuer ist. In Deutschland ist die legale Verwendung von natürlichem Hanf als Medizin nur mit einer Ausnahmegenehmigung der “Bundesopiumstelle” möglich, wobei die Behörde diese Genehmigung gerne auch verweigert oder hinauszögert. Dass kranke Menschen Gerichte bemühen müssen, um an die Medizin ihrer Wahl zu kommen, wäre nur dann kein Skandal, wenn es sich bei Cannabis um einen Stoff handeln würde, mit dem ein Patient sich selbst oder andere schwer schädigen könnte und der deshalb unter scharfer Kontrolle stehen sollte. Doch die gesamte Medizingeschichte kennt keinen einzigen Cannabistoten,  jedes Küchenkraut aus dem Gewürzschrank ist überdosiert gefährlicher für Leib und  Leben als Hanf, von frei verkäuflichen Medikamenten wie Aspirin oder Paracetamol ganz zu schweigen. Dass deren Mißbrauch jährlich Dutzende von Todesopfern fordert erfährt man zwar kaum in der “Apothekenrundschau” oder anderswo in den Medien, ist aber ebenso eine Tatsache wie die toxikologische Unbedenklichkeit von Cannabis. Dass auch Cannabis mißbraucht werden, kann steht dabei außer Frage – und eine rationale Gesundheitspolitik hätte dafür zu sorgen, dass dieser Mißbrauch eingedämmt und die dadurch entstehenden Schäden so gering wie möglich gehalten wird. Dass die Prohibtion, der War On Drugs, dazu ungeeignet ist, weil er mehr Schaden verursacht als verhindert, ist mittlerweile zwar vielfältig und wissenschaftlich solide nachgewiesen, in der Politik aber noch nicht angekommen. Und so kommt es, dass dieser irrationale Drogenkrieg auch noch auf dem Rücken von Menschen mit schwerwiegenden Erkrankungen ausgetragen wird, denen man den Zugang zu einem uralten und ungiftigen Heilkraut verweigert.

Darum geht es auch in den letzten ca. 20 Minuten des ausführlichen Gesprächs über “Hanf – die diskriminierte Wunderpflanze” , das Michael Vogt 2011 in der Schweiz mit mir anläßlich der 41. Auflage des Hanfbuchs führte – zuvor erörtern wir die anderen nützlichen und wahrhaft universellen Eigenschaften der Pflanze und die Hintergründe, die in den 1930er Jahren zur Dämonisierung und dem Verbot des Hanfs führte.

Eine Million für Hanf!

georg wurth_million_1_klWow! Georg Wurth, Chef des Deutschen Hanfverbands  (DHV) hat in einer Show von “Pro 7” soeben die “erste demokratische Millionärswahl” gewonnen !!!   Ich kenne Georg und bin mir sicher, dass er und der DHV die Million sinnvoll einsetzen, um das Ende der Hanf-Prohibition in Deutschland endlich einzuläuten. Zu aller erst und dringend für Patienten, denen  der Zugang zu  ihrer natürliche Medizin nicht länger mit dem Verweis auf synthetische Hanfwirkstoffe verweigert oder mit bürokratischen Hemmschwellen erschwert werden darf – und sodann für jeden Erwachsenen, der Cannabis einfach nur zur Entspannung verwenden will. Dass eine Million Euro bei weitem nicht ausreichen, sollte dennoch klar sein. Das Budget der Gegner – der Profiteure von Prohibition, Repression und Verfolgung –  ist nach wie vor deutlich höher (der “War On Drugs” verschlingt global bekanntlich jährlich  Milliarden) – doch die Entkriminalisierung von Hanf ist der erste wichtige Schritt, den irrsinnigen “Krieg gegen Drogen” insgesamt zu beenden. Diese Million für den Hanfverband wird Wellen schlagen und hat schon jetzt mit einem weit verbreiteten Vorurteil aufgeräumt: dass Kiffer den Arsch nicht hochkriegen. Wobei: zum SMSen und Anrufen braucht man das ja auch nicht 😉 .  Wie auch immer: Glückwunsch an Georg und den DHV –  und die Parole, mit der unser Hanfbuch 1993 schloß: Es gibt viel zu tun, pflanzen wir’s an!