Der Bomberonkel

Dass mit den angeblichen Bombern von  Boston  irgendetwas nicht stimmt, hatten wir am 19. April anhand der Fotos von privaten Paramilitärs beim Marathon hier schon gemutmaßt. Jetzt hat der Freund und Kollege Daniel Hopsicker ausgegraben, dass der Onkel der beiden Bomber, Ruslan Tsarni, aufs Dickste mit den Geheimdiensten verbunden ist: verheiratet mit der Tochter eines hohen CIA-Offiziellen,  Vertragspartner von Dick Cheneys ehemaliger Firma Halliburton in Tschetschenien und Sponsor –  unter  der Adresse seines CIA-Schwiegervaters –  der dortigen islamistischen Terroristen. Unterdessen wird in den USA laut Mainstreammedien  “fieberhaft” gefahndet, wer die beiden Bomber zu ihrer wahnsinnigen Tat rekrutiert hat. Der Onkel hat damit aber garantiert nichts zu tun… bitte weitergehen, nur Gerüchte, reiner Zufall: Verschwörungstheorie !!!

Update: Nicht aktuell zum Boston-Attentat, aber zum grundsätzlichen Hintergrund der “Strategie der Spannung” hier noch der Hinweis auf zwei ebenso ausführliche wie empfehlenswerte Essays:

Peter Dale Scott: 9/11, the JFK Assassination, and the Oklahoma City Bombing as a Strategy of Tension

Lance deHaven-Smith:  Beyond Conspiracy Theory: Patterns of High Crime in American Government (PDF)

Bayernschlau

Muß der Steuerbetrüger Uli Hoeneß, gegen 5 Mio. Kaution derzeit auf freiem Fuß, ins Gefängnis ? Ich tippe mal : “Nein”. Denn der Wurst-Uli ist nicht nur finanziell, sondern auch politisch bestens aufgestellt und das wird ihn – wie bei Oligarchen rund um die Welt nun mal üblich – irgendwie davonkommen lassen. Mit “blauem Auge”, als “reuiger Sünder” usw. usf. Dass ein anderer erfolgreicher Sportmanager (Peter Graf) für ein vergleichbares Delikt in den Knast wanderte, dass andere regionale Wohltäter und Gutmenschen, die immer ein offenenes Ohr für Witwen und  Waisen hatten und großzügig spendeten – wie Al Capone in Chicago oder Pepe Pablo Escobar in Medellin – für ihre Sünden mit dem Leben bezahlten, dass er sich das Geld zum Zocken vom Adidas-Chef gepumpt hat, der kurz darauf mit 10% beim FC Bayern einsteigen kann (obwohl die Konkurrrenz mehr geboten haben soll) – all das wird den “Vater Theresa vom Tegernsee” (K.H.Rumenigge) wohl nicht anfechten. Denn er und seine Amigos sind bayerschlau und werden ein Schlupfloch finden, die Bajuwaren lieben einfach ihre  Doppelmoral-Apostel und würde der Lügenbaron Guttenberg morgen zurückkehren und kandidieren, er käme locker über 50% der Stimmen. “Mia san mia” über alles! Und hat der FCB nicht gerade Barcelona grandios an die Wand gespielt und die Champions League schon quasi im Sack ? Und haben sie nicht der Konkurrenz gerade mal wieder den besten Mann weggekauft und dominieren mit ihrem Festgeldkonto die Bundesliga ? Na also – und wem verdanken sie das wenn nicht dem Herrn Hoeneß ? So einen sperrt man nicht ein. Insofern werden wir den Wurst-Uli demnächst in ein paar Talkshows, “Bild”- und “Focus”Interviews abhängen sehn … und dann gehts weiter. Mia san mia…

Mut, zu denken

Unter dem Titel “Mut, zu denken – Christian Semlers große Texte” ist heute in der Süddeutschen Zeitung eine Rezension des Buchs “Kein Kommunismus ist auch keine Lösung” erschienen, mit den Texten und Essays des im Februar verstorbenen Kollegen Christian Semler, das ich mit Stefan Reinecke herausgegeben habe. Ein Buch, so Rainer Stephan in der SZ, “das Christian Semler nicht nur als hervorragenden Journalisten zeigt, sondern als einen so leidenschaftrlich wie präzise argumentierenden Denker, von dem weiß Gott nicht nur eingeschworene Linke eine Menge lernen können.(…) Man kann seine Haltung verändern, aber man kann sie nicht einfach aufgeben, schrieb Semler immer wieder. Und: man hat die Pflicht, sich und anderen Rechenschaft für seine Haltung abzulegen. Genau das hat er in seinen politischen Analysen, in biografischen Notizen und nebenbei in brillanten philosophisch-ästhetischen Exkursen konsequent getan.”

Am kommenden Donnerstag, den 25.4. 2013 stellen wir das Buch im taz-Café vor. (Rudi-Dutschkestr.23, 19 Uhr, Eintritt frei)  Im Anschluß wird der Film “Die Schlacht am Tegeler Weg” (44 Minuten) zu sehen sein, 1988 gedreht von Barbara Kasper und Lothar Schuster, ein präziser, sachlicher Rückblick auf die gewalttätigste Auseinandersetzung zwischen Demonstranten und Polizei in Berlin 1968.
Ein Gespräch über das Buch mit Stefan Reinecke führte Marion Brasch heute  auf Radio Eins. Das Buch (194 Seiten, 12 EURO) kann im taz-Shop bestellt werden und ist  unter der  ISBN 978-3-937683-43-0 auch über den  Buchhandel erhältlich.

Boston, Bomben, Basecaps

“Amerika sucht zwei Mützenträger” schreibt SpOn über die “heiße Spur” des Bombenanschlags in Boston und die vom FBI veröffentlichten Fotos  zweier Verdächtiger, von denen einer eine weiße und der andere eine schwarze Basecap trägt. Gestern und vorgestern waren in verschiedenen Blogs  – hier, hier und hier – unterdessen schon zwei andere verdächtige Mützenträger aufgetaucht, die sich ebenfalls im Zielbereich des Rennens aufhielten – sie trugen zwei schwarze Rucksäcke und auf einer der Basecaps war ein Logo zu erkennen – von “Craft International”, einem Ableger der privaten Söldnerfirma “Blackwater”. Die Anwesenheit dieser Agenten – und die vom FBI bisher nicht bestätigte aber von Zeugen belegte Tatsache, dass einen “Boston Bomb Squad” an diesem Morgen eine Simulation eines Bombenanschlags trainierte – hat den Verdacht aufkommen lassen, dass es sich bei diesem Anschlag um eine “False Flag”-Operation handeln könnte. Weitere Belege außer den oben verlinkten Bildern und den Zeugen für die Explosions-“Übung” – einen Marathontrainer – gibt es dafür bisher nicht. Das FBI hat allerdings auch nichts benannt, was für den Verdacht der nun offiziell gesuchten Mützenträger sprechen soll – außer dass sie Rucksäcke trugen und sich wie viele andere Menschen auch im Zielbereich aufhielten. Unter welchen der Basecaps sich möglicherweise die Bomber verbergen ist also  offen, bis sich einer von ihnen meldet oder identifiziert wird. Unabhängig davon harrt allerdings  auch die Frage der Beantwortung, was private Paramilitärs bei einem Marathonlauf eigentlich zu suchen haben…

Das Auto, das vom Acker wächst

SpOn hat heute eine Geschichte über “das Auto das vom Acker wächst” – Henry Fords Prototyp eines Hanfautos aus den 1930er Jahren, dem in unserem vor 20 Jahren erschienen Hanfbuch schon ein ganzes Kapitel gewidmet ist. Die Karosserie des Wagens war aus Hanfasern hergestellt, es fuhr mit Hanöl und Ford experimentierte auf seiner Versuchsfarm in Michigan mit dem Universalrohstoff Hanf auch noch weiter, als mit dem “Marijuana Tax Act” 1937 die Hanf-Prohibtion eingesetzt hatte und der Anbau dadurch zum erliegen kam. Hauptsponsor des Hanfverbots war seinerzeit der Chemiekonzern Dupont, der einerseits gerade neue Additive für Benzin hergestellt hatte (und kein Interesse an mit Pflanzenöl betriebenen Dieselmotoren hatte) und andererseits gerade die  aus Rohöl hergestellte Kunstfaser “Nylon” patentiert hatte, der die Naturfasern aus Hanf und Flachs im Wege standen. So wurde mit der Propaganda vom “Mörderkraut” Hanf die grüne Konkurrenz vom Acker beseitigt und der Nimbus des gefährlichen Rauschgifts, der der Cannabis-Pflanze damals angehängt wurde, wirkt bis heute.

Als das Buch 1993 erschienen war – die ersten Ausgaben war auf Hanfpapier gedruckt – bekam ich einen Anruf von der “Daimler Benz” – Entwicklungsabteilung in Suttgart, die nach Hanffasern zum Testen fragte. Damals führten wir mit einer Agrargenossenschaft aus Brandenburg gerade einen Prozess gegen die Bundesrepublik Deutschland, um den Anbau von Hanf wieder durchzusetzen, es gab noch keine Fasern aus heimischem Anbau, doch aus Ungarn hatten wir Rohfasern besorgt, die ich den Mercedes-Leuten schickte. Gratis – und mit der Bitte, uns im Gegenzug die Testergebnisse über Haltbarkeit, Zugfestigkeit usw. zukommen zu lassen. Weil das Buch sehr viel Aufsehen erregte und ich viele Interviews dazu gab, berichtete ich den Journalisten auch von diesen Tests bei Mercedes – und bekam dann die Rückmeldung, dass man das ihnen aus Stuttgart nicht bestätigt hätte. Als ich daraufhin bei Daimler nachfragte sagte man mir, dass ich doch bitte keine Journalisten mehr informieren sollte – Hanf sei ja eine illegale Droge und das wäre schlecht für’s  Image. Die Rufmord-Kampagne aus den 1930er Jahren sorgte also nicht nur dafür, dass Fords Hanfauto über einige Prototypen nicht hinauskam, sie verhinderte auch, dass 1993/94 mit  Forschung und Entwicklung in Sachen Hanf ernsthaft begonnen wurde. Und wahrscheinlich wird es noch weitere Jahrzehnte dauern, bis dieser demagogische Unsinn aus der Welt geschafft ist und der Anbau des nützlichsten Rohstoffs der Welt endlich wieder massenhaft und ohne Hemmnisse durch die Prohibition stattfinden kann. Es gibt viel zu tun, pflanzen wir’s an!

Strategie der Spannung

UPDATE: Gestern ging beim Boston-Marathon wieder einmal eine perverse Bombe hoch. Am selben Tag an dem – festhalten ! – die “Boston Bomb Squad” eine Übung zur “controlled explosion” durchführt. Ist wahrscheinlich ein Zufall – wie bei 9/11 zufällig die Entführung von Zivilmaschinen simuliert wurde und am 7.7. 2005 in London ein Bombenanschlag in der U-Bahn – und irgendeine terroristische Wickelmütze wird sich bald finden. Mehr hier.

Nach dem desaströsen Bombenanschlag in Madrid 2004 , der zuerst kurz der baskischen ETA und dann dauerhaft “Al-Qaida” zugeschrieben wurde, hatte ich aufgrund der “Handschrift” vermutet, dass dies eine Operation von “Gladio” – der geheimen “stay behind”-Armee der NATO – gewesen sein könnte. Der Grund für diesen Verdacht lag in den Paralellen zu der Serie von Anschlägen im Italien der 70er Jahre, die  anarchistischen Linken in die Schuhe geschoben wurden, aber von rechtsradikalen Gladio-Agenten ausgeführt worden waren – als Operationen im Rahmen der “Strategie der Spannung”, mit der im Kalten Krieg gegen linke Bewegungen und für die Errichtung  eines autoritären Sicherheitsstaat gekämpft wurde. Dass diese Strategie  nach 1989 und dem Niedergang des alten Erzfeinds “Kommunismus” auch noch bei den Anschlägen von 9/11 sowie in Madrid 2004 und in London 2005 gegen einen nunmehr neu konstruierten Erzfeind, den Islamismus, zum Tragen kamen – dieser Verdacht galt und gilt nach wie vor als “Verschwörungstheorie”, die man weder denken noch gar öffentlich äußern sollte, um nicht als hoffnungslos Verrückter und übler Demagoge abgestempelt zu werden. Denn massenmörderischer Terror wird doch niemals im Namen des Staats, sondern immer von radikalen Extremisten im Namen wahnsinniger Ideologien ausgeübt. Und wenn wie in Italien dann Jahrzehnte später unzweifelhaft bewiesen wird, dass es doch anders war, dass nicht die vermeintlich “Bösen”, sondern die “Guten” hinter diesen Anschlägen steckten, dann ist genug Gras über die Sache gewachsen um mit Achselzucken über die Sache hinwegzugehen. So wird es wohl auch den neuen Enthüllungen über das Oktoberfestattentat in München 1980 ergehen, von dem jetzt unzweifelhaft festzustehen scheint, dass auch hier kein verrückter Einzeltäter, sondern “Gladio” verantwortlich war. Andreas Kramer, dessen Vater als Gladio-Agent damals für den Bombenbau zuständig war, hat dazu jetzt vor einem Gericht in Luxemburg ausgesagt – mehr dazu in einem am Wochenende erschienen Interview mit der Jungen Welt.

UPDATE 2: Markus Kompa hat Daniele Ganser, den ausgewiesen Experten in Sachen “Gladio”, dazu interviewt

70 Jahre LSD

Eigentlich war  Dr. Albert Hofmann (1906-2008) , der Leiter des Naturstofflabors der Sandoz AG in Basel, auf der Suche nach einem Kreislaufmittel, als er  am 16. April 1943 mit halb-synthetischen Abkömmlingen des Mutterkorn-Pilzes experimentierte. Doch mit dem Lysergsäure-Diäthylamid entdeckte er dabei zufällig die stärkste bewusstseinsverändernde Substanz überhaupt: LSD. Drei Tage später geriet er bei einem Selbstversuch mit einer vielfachen Überdosis auf den ersten „Horrortrip“ der Geschichte. Doch richtig dosiert und in geeigneter Umgebung hat LSD seitdem oft zum Gegenteil von Angst und  Verwirrung geführt,  zu Inspiration und Innovation. Im Folgenden zehn bedeutende Entwicklungen, die wir Albert Hofmanns Wunderdroge, die zugleich sein „Sorgenkind“ wurde, verdanken.

1. Delysid®: Bis zu seiner Illegalisierung 1966 war LSD unter dem Markennamen “Delysid” als Medikament im Handel. Psychiater und Psychotherapeuten lobten es als einzigartiges “Teleskop in den Weltraum der Seele”. Einer der Pioniere, der Arzt Oscar Janiger, behandelte zwischen 1954 und 1966 fast 1.000 seiner Patienten damit, darunter viele Künstler und Kreative. Einer seiner berühmtesten Klienten, der Schauspieler Carry Grant, sagte nach knapp 100 Sitzungen: “Ich mag eigentlich keine Drogen, aber LSD hat mir sehr gut getan. Ich finde, alle Politiker sollten LSD nehmen.”

2. DNA: Wie die Desoxyribonukleinsäure, die die Erbinformation aller Lebewesen tragende DNA, aufgebaut ist, war lange ein Rätsel – bis David Watson und Francis Crick 1953 ihre Struktur in Form einer Doppelhelix entdeckten. In einem Interview, das erst nach seinem Tod 2004 veröffentlicht wurde, bekundete Francis Crick, dass ihm die Idee einer doppelten Spirale unter dem Einfluss von LSD gekommen sei. In niedriger Dosierung hatte er es oft für seine Arbeit benutzt.

3. PCR: Auch die Polymerase-Kettenreaktion, die grundlegende Methode, die DNA zu vervielfältigen und das wichtigste Werkzeug der modernen Genetik, wurde unter dem Einfluss von LSD entdeckt. Kary Mullis, der dafür 1993 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, schrieb 1998 in seiner Autobiografie “Dancing Naked In The Mindfield”, dass ihm die Eingebung für das Verfahren auf einem LSD-Trip in seinem Ferienhaus in Kalifornien zuflog.

4. Die Computer-Maus: Myron Stolaroff richtete 1961 in Stanford das International Institute for Advanced Studies ein, das sich der Erforschung von LSD und seinem Einfluss auf kreative Problemlösungen widmete. Unter seinen Probanden waren auch Mathematiker und Computerwissenschaftler des “Augmentation Research Center” der dortigen Uni. Dessen Leiter Doug Engelbart erfand bei seinem ersten LSD-Versuch einen Ball, der sich bewegt, wenn er von einem Wasserstrahl getroffen wird. Dann kamen aus seinem Institut viele Innovationen, darunter die Computer-Maus.

5. Apple: Der Erfolg von Apple ist ohne Steve Jobs nicht denkbar – und Jobs nach seiner eigenen Aussage nicht ohne LSD: “LSD war eine profunde Erfahrung, eines der wichtigsten Dinge in meinem Leben. LSD zeigt dir die andere Seite der Medaille – wenn es nachlässt, kannst du dich nicht daran erinnern, aber du weißt es. Es verstärkte mein Gefühl für das, was wichtig ist – große Dinge zu schaffen, anstatt Geld zu machen und die Dinge, so gut ich konnte, zurück in den Strom der Geschichte und des menschlichen Bewusstseins zu bringen.”

6. Router-Software: Nachdem der persönliche Computer dank Steve Jobs und Bill Gates – auch er hatte LSD probiert, allerdings, laut Jobs, “zu wenig” – Realität geworden war, stand bald auf jedem Schreibtisch ein Mac oder PC. Allerdings isoliert – bis Kevin Herbert, einer der frühen Programmierer der Firma “Cisco Systems”, die Software schrieb, die heute auf Millionen von Routern läuft und die Computer verbindet. Wenn er dabei vor hartnäckigen Problemen stand, nahm er LSD und trommelte zur Musik von Grateful Dead: “Es ändert irgendetwas in der internen Kommunikation meines Gehirns. Welcher innere Prozess auch immer mich die Probleme lösen lässt, er arbeitet anders oder benutzt vielleicht andere Teile meines Gehirns.”

7. Lucy in the Sky with Diamonds: Es ist ein Mythos, dass der Titel des berühmten Beatles-Songs auf die Abkürzung LSD anspielt. Tatsächlich hatte John Lennons Sohn Julian in der Schule seine Klassenkameradin Lucy gemalt und seinem Vater das Bild als “Lucy in the Sky with Diamonds” erklärt. Fakt aber ist, dass die bis dahin nur Alkohol und Speed konsumierenden Beatles 1964 von Bob Dylan mit Marihuana und LSD bekannt gemacht wurden – und 1967 eine signierte Platte ihres LSD-inspirierten “Sgt. Pepper”-Albums an Albert Hofmann schickten. (Foto: Christian Rätsch)

8. Einer flog über das Kuckucksnest: Als Student jobbte Ken Kesey im psychiatrischen Krankenhaus in Menlo, Kalifornien, und nahm dort als Freiwilliger an LSD-Versuchen der CIA teil. Seine Erfahrungen verarbeitete er zu dem Roman “Einer flog über das Kuckucksnest”, nach dessen Erfolg er 1962 die Kommune “Merry Pranksters” gründete. Diese tourte in den folgenden Jahren mit einem alten Schulbus durch die USA und veranstaltete “Acid Test” genannte Happenings, bei denen zur Musik ihrer Hausband, den späteren Grateful Dead, sämtliche Zuschauer LSD nahmen.

9. Love & Peace: Nicht nur mit Freiwilligen führte die CIA auf der Suche nach einer “Wahrheitsdroge”, einem Mittel zur Gehirnwäsche und zur chemischen Kriegsführung in den 50er Jahren höchst fragwürdige LSD-Experimente durch. Wegen seiner Unkalkulierbarkeit stellte sich der Stoff für militärische Zwecke allerdings als ungeeignet heraus. Wie in einem Lehrfilm des britischen Militärs zu sehen, löst LSD bei Soldaten statt Kampfeswut eher Lachkrämpfe aus (http://url9.de/ACO). Statt einer neuen Waffe bescherte LSD als Treibstoff der Welt eine Generation von Love, Peace und Kriegsdienstverweigerung.

10. Sterbehilfe: Als größtes Geschenk zu seinem 100. Geburtstag 2006 betrachtete Albert Hofmann die Wiederzulassung von LSD für die medizinische Forschung. In der Schweiz und in den USA wird es seitdem wieder wissenschaftlich erforscht. Vor allem bei terminalen Krebspatienten und anderen tödlich Erkrankten konnte die Bewusstseinserweiterung durch LSD  (und seinen ebenfalls von Dr. Hofamnn entdeckten Verwandten, Psylocibin, den Wirkstoff der “heiligen Pilze”) eine wunderbare Wirkung entfalten: Sie haben weniger Angst vor dem Sterben und können die letzte Zeit ihres Lebens besser genießen.

Der Beitrag ist in der heutigen Ausgabe der taz  erschienen – mehr zum Thema in dem Buch “Albert Hofmann und die Entdeckung des LSD”, das ich mit Roger Liggenstorfer zum 100. Geburtstag Albert Hofmanns 2006 herausgegeben habe.

 

Texte und Essays von Christian Semler

“Immer schon hat mich die Schatzbildnermentalität angeödet, dieses Glitzern in den Augen, wenn’s um Zahlen und Prozente geht. Und immer hat mir die Haltung des Barons von Wolzogen gefallen: Mit seinem letzten Geld mietete er ein Luftschiff und warf aus großer Höhe Handzettel ab. Auf ihnen stand zu lesen: „Ich grüße Berlin.“

Christian Semler (geb. 1938) – Jurist, Historiker, führender Kopf der 68er, Maoist, Solidarnosc-Unterstützer, Generalist und langjähriger Autor und Redakteur der taz – starb im Februar 2013. Kommende Woche erscheint das Buch “Kein Kommunismus ist auch keine Lösung” mit Texten und Essays von Christian Semler.

Der von Stefan Reinecke und Mathias Bröckers herausgegebene Band versammelt eine Auswahl seiner Texte über Politik, linke Geschichte, deutsche Szenen, Ostmitteleuropa, Stalin und Shakespeare. Mehr dazu hier

Raubritterburgen der Neuzeit

Anläßlich der Offshore-Leaks, die derzeit von verschiedenen internationalen Medien veröffentlicht werden, hier noch einmal ein Re-Post eines Beitrags aus dem November letzten Jahres einschließlich einer Buchempfehlung, das nunmehr aktueller denn je scheint – unter besonderer Berücksichtigung der am Ende des Texts verlinkten größten und kriminellsten Raubritterburg, die ja nicht in der Karibik oder der Südsee, sondern mitten in der britischen Hauptstadt liegt:

“Medienteam deckt Offshore-Geheimnisse auf”  lautet heute die Überschrift eines Telepolis-Artikels, der über eine Recherche des Guardians und der BBC auf den British Virgin Islands berichtet. Um Geheimnisse handelt es dabei aber nur insofern, als der Medienmainstream über dieses Steueroasen so gut wie nie berichtet und die Politik ganz offenbar unfähig ist, diesem Zweig der organisierten Kriminalität einen Riegel vorzuschieben.  In einem hervorragenden Buch hat Nicholas Shaxson 2011 diese Raubritterburgen der Neuzeit recherchiert: “Treasure Islands – Tax Havens and The Men Who Stole The World” , eine deutsche Ausgabe ist unter dem Titel “Schatzinseln: Wie Steueroasen die Demokratie untergraben” mittlerweile ebenfalls erhältlich. Wobei “Steueroasen” eigentlich ein viel zu lieblicher Titel für diese uneinnhembaren Festungen von Schwerkriminellen ist, deren größte und kriminellste übrigens nicht irgendwo in der Karibik liegt, sondern mitten in Europa, im Herzen der britischen Hauptstadt, es ist die City of London. Alles Gerede und alle Maßnahmen in Sachen “Finanzkrise” müssen definitv erfolglos bleiben und  sind nachgerade lächerlich, solange diese Raubritterburgen nicht gestürmt und ein für alle Mal geschlossen werden.”