In eigener Sache und in Sachen natürlicher Weltverbesserung ist anzuzeigen: die 42. Auflage des Buchs Jack Herer und Mathias Broeckers, das seit dem ersten Erscheinen 1993 gehalten hat was sein Titel verspricht: “Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf.” Ich nehme ja gerne der Mund voll, aber in diesem Fall ist es wirklich mal angebracht: ohne dieses Buch wäre der nicht als Nutz,- sondern nur als “Schadpflanze” geltende Hanf immer noch diskriminiert und in jeder Hinsicht illegal. So aber ist zumindest seit 1996 seine Nutzung als Rohstoff für Textilien und als Lebensmittel wieder möglich, und 1998 ist der “Medizinalhanf” auch wieder in die Apotheken zurück gekehrt – wenn auch nicht als ebenso einfaches wie wirkungsvolles Kraut, sondern nur als teure pharmazeutische Zubereitung (Dronabinol) – aber immerhin. Als das Buch neu erschienen war bekam ich einige Anrufe von Ärzten und Pharmazeuten, die sich über die medizinischen Kapitel des Buchs wunderten: sie hatten während ihres Studiums kein einziges Wort über eine der ältesten Heilpflanzen der Menschheit gehört. Das hat sich geändert. Nach Jahrzehnten der Verbannung sind die Hanfwirkstoffe wie THC und weitere Cannabinole mittlerweile eine der heißesten Topics der aktuellen Pharmaforschung. Dass der Nutzen und die (relative) Ungefährlichkeit des Hanfs als Genußmittel immer noch nicht anerkannt und weiterhin mit den Mitteln des Strafrechts verfolgt wird ist eine Schande, aber auch hier ist, zumindest in den USA, langsam Land in Sicht. Im Vorwort der Neuausgabe habe ich dazu gesachrieben:
“Dass die Wahlen in den USA im November 2012 dem amtierenden Präsidenten Barack Obama eine zweite Amtszeit bescherten, war keine große Überraschung, für die Sensation des Wahltags sorgten vielmehr die Wählerinnen und Wähler in Colorado und Washington: sie stimmten als erste Staaten der Welt für ein Ende der Hanf-Prohibition und eine grundsätzliche Legalisierung der Hanfpflanze als Rohstoff, Medizin und Genussmittel. Selbst in den Niederlanden, wo der Verkauf in Coffeshops seit Jahrzehnten geduldet wird ist Cannabis de jure nach wie vor verboten und insofern markiert dieses Wahlergebnis vom 7. November 2012 ein historisches Datum. Genau 75 Jahre nach dem mit dem “Marijuana Tax Act” 1937 das Verbot der Hanfpflanze in den USA begonnen hatte und vom ersten US-“Drogenzar” Harry Anslinger nach dem 2. Weltkrieg in die UN-Gesetze gehievt wurde, ist im Mutterland der Hanf-Verfolgung das Ende der Prohibition eingeläutet. Und damit der Beginn einer rationalen, schadensmindernden Drogenpolitik, die mit der Besteuerung und kontrollierten Abgabe von Cannabis einen Meilenstein für die USA und den Rest der Welt setzen wird. (…)
Als ich am Morgen nach der Wahl von diesem historischen Ereignis erfuhr musste ich zuerst an meinen Freund und Ko-Autor dieses Buchs Jack Herer denken, der 2010 gestorben ist und ohne dessen unermüdliches Engagement dieses Wahlergebnis nicht denkbar gewesen wäre. Anfang der 1980er Jahre hatte er begonnen, die damals nahezu unbekannten und unglaublichen Informationen über Hanf zusammenzutragen, zuerst auf einem Flugblatt, dann in einer Broschüre und 1985 in einem schmalen, selbstverlegten Buch – „The Emperor Wears No Clothes“ – das dann in den USA drei erweiterte Auflagen erlebte und 1993 die Basis für diese nochmals stark erweiterte deutsche Ausgabe bildete. So traurig es ist, dass Jack Herer, der „Hempster of The Century“, den politischen Durchbruch seiner Ideen nicht mehr persönlich erleben konnte, gilt es angesichts des Mehrheitsvotums in zwei US-Staaten umso mehr, sein Lebenswerk hoch leben zu lassen und zu feiern. ”
Die Neuausgabe wird am 16. und 17. 3. auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt (am Stand der taz und des Nachtschattenverlags).