Wir hatten in unserer Chronik der Thronkämpfe und Kriege ja schon auf die Entwurfsskizze verwiesen, die aus den Ateliers der Maler an Donalds Hof durchgesickert war und als Vorlage für das Prachtgemälde “Jalta 2025” dienen soll, dass der König angeblich schon in Auftrag gegeben hat. Achtzig Jahre zuvor, im Februar 1945, hatten sich bekanntlich die Könige Russlands, Amerikas und Englands, die die Armeen des deutschen Nazi-Königs Adolf besiegt hatten, in dem prächtigen Badeort Jalta auf der Halbinsel Krim getroffen, um die künftige Friedensordnung zu vereinbaren. Auch wenn die letzten Getreuen Adolfs auf Befehl ihres “Führers” weiter Widerstand leisteten und es noch einige Wochen dauern sollte, bis die russische Armee auch die Hauptstadt Berlin erobert hatte, stand die Niederlage fest und die Siegermächte berieten, wie sie die Beute untereinander aufteilen. Auch wenn die Verhandlungen damals nicht von ehrlicher, fairer Freundschaft und Wille zur Kooperation getragen waren und sich bekanntlich ein Jahrzehnte währender sogenannter “Kalter Krieg” anschloss, bescherte diese Konferenz den europäischen Ländern eine Phase der Waffenruhe und des Friedens, wie sie auf dem Kontinent schon lange nicht mehr vorgekommen war.
Erst 1999 fielen wieder Bomben und Raketen auf Europa, als man im exzeptionalistischen Königreich beschloss, Serbien zu bombardieren, um dort den größten auswärtigen Militärstützpunkt, “Bond Steel” genannt, zu errichten. Als ein General später gefragt wurde, warum man ein friedliches, weitgehend unbewaffnetes Land bombardiert, meinte er, man hätte damals in Jalta “vergessen”, dass man dort einen Stützpunkt braucht, um in Osteuropa militärisch aktiv und sich gegen Russland “verteidigen” zu können.
Das Ergebnis dieser “Verteidigung” war dann weiteres Vorrücken von NATOstan Richtung Osten und in der Folge ein gewaltsamer Putsch in der Ukraine mit anschließendem Bürgerkrieg, dem Russland mit seiner “Militäroperation” genannten Invasion ein Ende setzen wollte. Das wäre bekanntlich schon nach wenigen Wochen möglich gewesen, als man sich in Istanbul auf einen Friedensschluss schon fast geeinigt hatte, doch das anglo-amerikanische Imperium in Gestalt des ungekämmten Ex-Premiers Boris aus London versprach dem “Grünen T-Shirt” in Kyyyw Berge von Waffen und Geld und überredete ihn zum Kampf bis zum letzten Ukrainer. Dass sich der politisch unerfahrene Ex-Komiker, angetrieben von den Anhängern des Nazihelden Bandera in seinem Regime, auf diesen Deal mit dem Imperium eingelassen hat, wird in den ukrainischen Annalen somit als die selbstverschuldete Großkatastrophe eingehen, die das Land zerrissen und mindestens eine Million Ukrainer das Leben gekostet hat.
Dass König Donald dem Krieg nun endlich ein Ende setzen und mit dem Kollegen Wladimir direkt über einen Frieden verhandeln will, ist überall auf der Welt mit einem gewissen Aufatmen zur Kenntnis genommen worden. Außer bei den europäischen Vasallen, die noch immer nicht registriert haben, dass auf der transatlantischen Brücke der Wind gedreht und der Imperator in Sachen Krieg den Kurs gewechselt hat – sowie bei dem vom Volksschauspieler (“Diener des Volkes”) zum Präsidenten und Diktator mutierten Regimechef in Kyyyw, der sich fürs Fernsehen gerade nochmal kräftig aufgepulvert hat und verkündete, dass er sich von Donald und Wladimir “nichts diktieren” lässt. Was zeigt, dass der Ex-Komiker mittlerweile einem schweren Caesarenwahn anheim gefallen ist, worauf König Donald ihn denn auch mit deutlichen Worten umgehend abservierte und dem “ungewählten Diktator” empfahl besser schnell zu verschwinden. Falls ihn seine Banderisten nicht vorher noch aufknüpfen scheint auch diese Tragödie – wie so oft in der Geschichte der Tragödien – nicht mit einem tragischen Helden zu enden, sondern mit einem “Grünen T-Shirt” als größenwahnsinnigen Irren: als Farce.
Nichts anderes als eine groteske Farce war es auch, als der Leiter der Münchner (Un-)sicherheitskonferenz zum Abschluss in Tränen ausbrach – nicht wegen der Leichenberge in der Ukraine oder dem völkermörderischen Schlachten in Gaza, nicht wegen dieser barbarischen Kriege, sondern weil Frieden ausbrechen könnte, trauerte er. So wie die EU-Pudel und Chihuahuas, die gern weiter mit den großen Hunden pissen wollen und jetzt merken, dass sie allein kein Bein hochkriegen. Bei ihren Beratungen in Paris kam denn auch nichts heraus, außer dem König von Klein-Britannien, der militärisch kaum etwas zu bieten hat, ist niemand bereit, eigene Krieger in die Blutmühle Ukraine zu schicken. Zumindest ein wenig Verstand scheint insofern bei den EU- und NATOstan-Oberen eingekehrt, zusammen mit der wachsenden Einsicht, dass es nicht mehr um das Erreichen eines Siegs, sondern um die Verwaltung einer Niederlage geht.
Auch wenn in Deutschland tollwütige Zwergpinscher – wie ein “Kriegsgewitter” genannter CDU-Kracher und das DummDumm-Geschoß von der FDP – sich mit ihrem Gekläffe noch eine Weile lächerlich machen, auch wenn sämtliche Herolde und Lautsprecher, die drei Jahre für Krieg und Waffen getrommelt und ihr Publikum mit Propaganda gefüttert haben, auch wenn diese Mitschuldigen an dem ganzen Kriegsdesaster noch keine brauchbaren Textbausteine für die Wende in ihrem Kommentariat parat haben – der Ball der Bellizisten ist zu Ende. Und das – so ergab eine intuitive Blitzumfrage – finden die allermeisten Leute in sämtlichen Königreichen “gut” oder “sehr gut”.
Das Telefonat von Donald und Wladimir vor einigen Tagen war das erste Gespräch “unter Erwachsenen”, das die beiden Großmächte seit drei Jahren miteinander geführt haben; das folgende Treffen ihrer hochkarätigen Delegationen in Ryad die erste “vertrauensbildene Maßnahme”, auf diesem Weg weiter zu gehen, die stark geschrumpften Botschaften in den jeweiligen Hauptstädten wieder für echte Diplomatie zu aktivieren und die Gespräche zügig fortzusetzen. Auch wenn dies nur ein allererster Schritt war und es noch viel Geduld braucht, weil tiefsitzendes Misstrauen, ein langjähriger Krieg und kommunikative Eiszeit sich nicht über Nacht in Wohlgefallen auflösen – für die Völker der Welt ist es eine wunderbare Nachricht, dass die beiden größten Kriegsmächte der Erde an einem Tisch sitzen und über Frieden verhandeln. Und dass es dabei nicht nur um einen kurzen Waffenstillstand in der Ukraine geht, sondern um nachhaltige Lösungen, einen dauerhaften Interessenausgleich und die “Win-Win”-Möglichkeiten künftiger Zusammenarbeit.
Zu “ihrer Überraschung” hatte die Delegation Donalds in Ryad zum Beispiel vernommen, dass ihrem exzeptionalistischen Königreich durch die Sanktionen auf dem russischen Markt bereits sagenhafte 300 Milliarden Dollar entgangen sind, was den “Dealmaker” und Geschäftsmann Donald mit Sicherheit hellhörig macht. Auch was seine Pläne für den friedlichen Ankauf Grönlands und die Erschließung der arktischen Bodenschätze betrifft, kann er diese zusammen mit Wladimir – und dessen ultrastarken Eisbrechern – viel leichter umsetzen als gegen ihn. Und so weiter – es gibt genügend gemeinsame Interessen, die in den nächsten Tagen und Wochen auf den Tisch kommen werden, und bei einem Erfolg der Verhandlungen – Inshallah! So Gott will!- zu einer neuen Weltordnung führen könnten, dem Beginn einer neuen multipolaren Welt.
Nachdem König Xi aus dem Reich der Mitte die Einladung Wladimirs schon angenommen hat, den 80. Jahrestag des Sieges über Adolfs Nazi-Armeen am 9.Mai in Moskau zu feiern, könnte es – so zumindest die Sweet Dreams der eurhythmischen Ultra-Optimisten in vielen Ländern – dazu kommen, dass auch König Donald noch dazustößt. Und als Bombastus Maximus – wie der Prahlhans in der berühmten Fabel von Aesop – tatsächlich einlöst, was von ihm gefordert ist, um das ikonische Prachtgemälde “Jalta 2025” Wirklichkeit werden zu lassen: Hic Jalta, hic salta!
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Erschienen am 10. Juni 2024
Mathias Bröckers: Inspiration – Konspiration – Evolution. Gesammelte Berichte aus dem Überall, Fifty-Fifty (Juni 2024), 464 Seiten, 30 Euro















Auch Donalds Behauptung, dass die russische Ökonomie am Ende sei und er ihr mit Zöllen und Sanktionen die Luft abdrehen kann, basiert auf falschen Zahlen und grandioser Selbstüberschätzung. Mit einem solchen sowohl historisch wie militärisch und wirtschaftlich in Phantasialand irrlichternden Imperator, kann es natürlich zu einem schnellen Ende des

