JFK, CIA und der Krieg in Permanenz

“JFK – Staatstreich in Amerika” – mein Buch über den Mord an John F. Kennedy am 22.November 1963 – ist in dieser Woche in einer aktualisierten Taschenbuchausgabe erschienen.

Nach Obama und Trump hat sich jetzt auch Joe Biden geweigert, dem “JFK-Records-Act” Folge zu leisten, und bis 2017 sämtliche Behördenakten zu JFK freizugeben. Mehr als 4.600 Dokumente bleiben weiter unter Verschluss. Mit einem Erlass hat Biden weitere Veröffentlichungen unter einen “Transparenzplan” gestellt, der  unter Aufsicht der…Trommelwirbel…Fanfare…der “Central Intelligence Agency” aka CIA steht. Mehr dazu im Buch und in den vielen Beiträgen hier auf dem Blog.

Mit Milena Preradovic habe ich im Schnelldurchgang über die lange Linie des deep state und des permanenten Kriegs vom Kennedymord bis heute gesprochen.

Mathias Bröckers, “JFK – Staatsstreich in Amerika”, WestendVerlag, Oktober 2023, 304 Seiten, 14 Euro

 

Die Rückkehr nach Eleusis

Beim Pax Terra Music-Festival habe ich im August einen kleinen Vortrag gehalten. Weil wir mit den Kollegen vom 3. Jahrtausend dort auch noch eine Live-Sendung machten, wollte ich nicht noch einmal über die aktuelle Lage am Ende der unipolaren Welt reden, wie es angekündigt war, sondern entschied mich kurzfristig to “something completly different”. Was aber zu Frieden, Erde und Musik sehr gut zu passen schien – ein Bogen über 2500 Jahre: vom Mysterium von Eleusis über Albert Hofmanns Entdeckung des LSD 1943 -vor 80 Jahren – bis in unsere Tage. Und über die wichtige Botschaft, die Eleusis hinterlassen hat – “Wenn du stirbst bevor du stirbst, wirst du nicht sterben wenn du stirbst” – an die sich unsere Gesellschaften domestizierter Primaten dringend erinnern müssen, bevor sie den Planeten vollständig in Schutt und Asche gelegt haben. Ausführlicheres zum Thema ist in meinem Essay “Die Rückkehr nach Eleusis” nachzulesen, sowie in dem Buch, das ich 2006 mit Albert Hofmann zu seinem 100. Geburtstag gemacht habe.
Das größte Geburtstagsgeschenk für ihn war damals nicht der Internationale Kongress zu seinen Ehren mit 2000 Besuchern in Basel, sondern die Zulassung der medizinischen Anwendung von LSD durch die Schweizer Gesundheitsbehörden. Sterben bevor man stirbt ist seitdem wieder legal, wenn auch nicht für alle, sondern nur für Schwerkranke; auch in den USA und in vielen anderen Ländern ist die psychedelische Medizin mittlerweile zurück gekehrt. Die Forschungen und Erkenntnisse, die Professor Timothy Leary einst zum “Staatsfeind Nr.1” gemacht hatten sind mittlerweile Standardprozedur in Kliniken und Arztpraxen.

„Glückselig ist der von den Menschen auf Erden, der das geschaut hat: Wer nicht in die heiligen Mysterien eingeweiht wurde, wer keinen Teil daran gehabt hat, bleibt ein Toter in dumpfer Finsternis.“ heißt es schon in den Hymnen Homers und später bei dem Tragödienautor Sophokles »Dreifach glücklich sind jene unter den Sterblichen, die, nachdem sie diese Riten gesehen, zum Hades schreiten; ihnen allein ist dort wahres Leben vergönnt.« Auch bei seinen philosophischen Zeitgenossen Platon, Sokrates und anderen findet sich nicht mehr als solche raunenden Andeutungen – es war bei strengen Strafen verboten, über die Erfahrung in Eleusis zu schreiben oder zu sprechen. Ehrfurchtgebietende, dunkle Äußerungen wie diese liegen in großer Zahl vor, doch was sie rechtfertigte, welche Offenbarung die Teilnehmer derart überwältigte, dass sie selbst den Tod für überwunden glaubten – dieses Geheimnis blieb auch nach dem endgültigen Niedergang der athenischen Kultur verborgen. Selbst römische Kaiser wie Marc Aurel und Hadrian, die zu den Eingeweihten zählten, hielten sich an das Schweigegebot, und von Cicero, der nach Eleusis gepilgert war, ist gleichfalls nur ein raunendes Zeugnis überliefert: “Nicht nur haben wir dort den Grund erhalten, dass wir in Freude leben, sondern auch dazu, dass wir mit besserer Hoffnung sterben.”
Weder mit einer rituellen Theateraufführung – die Einweihung fand in einer stockdunklen Halle statt – noch mit einem Becherchen Wein – wie es den Initianten beim Eintritt in das “Telestrion” gereicht wurde, – hätte das Mysterium von Eleusis fast 1500 Jahr lang Menschen derart beeindrucken können – es war das psychedelische Gebräu der Demeter, das aus Mutterkorn zubereitet war. Demselben Pilz, in dessen Alkaloiden Albert Hofmann 1943 das LSD entdeckte und diese Spur 1978 mit Gordon Wasson und Carl Ruck nach Eleusis zurückverfolgte. Ihr Buch dazu -” Der Weg nach Eleusis – Das Geheimnis der Mysterien”- ist gerade wieder neu erschienen.

Kein Kontext – nur Krokodile

“Ich habe etwas Merkwürdiges festgestellt: Sobald man anfängt, den komplexen Hintergrund der Situation zu analysieren, wird man verdächtigt, den Terrorismus der Hamas zu unterstützen oder zu rechtfertigen. Ist uns klar, wie merkwürdig dieses Analyseverbot ist? In welche Gesellschaft gehört ein solches Verbot?” 

Mit diesem Hinweis löste   Slavoj Zizek mit seiner Rede bei der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse Tumulte im Publikum  aus. Nun redet der Philosoph und Psychoanalytiker oft und viel und gern auch mal ziemlichen Unsinn – wie zur Ukraine oder in Sachen “Pandemie”, als auch Jürgen Habermas und andere prominente Intellektuelle sich als analytische Versager entpuppten und dem “Stockholmsyndrom” zum Opfer gefallen waren. Dass aber jetzt schon der banale Hinweis auf “audiatur et altera pars”, auf den fundamentalen Grundsatz, dass jede angemessene Beurteilung immer beide Seiten berücksichtigen muss – wenn schon solche Selbstverständlichkeiten öffentlich nicht mehr geäußert werden können ohne beim hochmögenden Hochkulturpublikum zum Skandal zu werden, dann sieht es wahrlich finster aus im freien Werte(hof)-Westen. Will sagen: beim Recycling klassischer Werte und Werkzeuge der Wahrheitsfindung, den Methoden aufgeklärter, praktischer Vernunft muss einiges sehr schief gelaufen sein, wenn ein anerkannter Kopf wie Zizek mit ein paar Selbstverständlichkeiten das Buchmessenpublikum erschrecken kann, wie Oskar aus der Mülltonne die Kinder in der Sesamstraße.Und der Direktor der Show die lieben Kleinen zum Abschluss noch mal erinnern muss, dass es einmal so etwas wie die “Freiheit des Worts” gab. Aber damit rasch ins Bett oder vor die Glotze und weiter träumen, von bösen, animalischen Palästinenser:Xinnen und guten, menschlichen Israeli:Xinnen. Und dass unser großer Onkel Sam schon alles richtig macht wenn er jetzt Flugzeugträger an die Küste verlegt…

Dass ausgerechnet auf einer Buchmesse der Hinweis auf die unverzichtbare Notwendigkeit von Kontext und Hintergrund skandalisiert und ausgebuht wird, hat mehr als nur ein “Geschmäckle”, es indiziert  die mittlerweile vollkommene Infantilisierung des öffentlichen Diskurses. Die schon im Zuge der Pandemie und des Kriegs in der Ukraine perfektionierte Desinfektion des Meinungskorridors erreicht damit fraglos einen weiteren Hygiene-Höhepunkt: nicht nur “Querdenken” – einst gesuchte Kompetenz in allen Unternehmen – wird diskriminiert, jede Art von Analyse wird verboten.

“Ist uns klar, wie merkwürdig dieses Analyseverbot ist? In welche Gesellschaft gehört ein solches Verbot?”  hat Zizek gefragt, aber seinem infantilisierten Publikum ist das ganz offensichtlich nicht klar – es wähnt sich stets und eindeutig bei den Guten. Das “Wer nicht fragt bleibt dumm” aus der Sesamstraße haben sie in der “Mehrkomponentenwertstofftonne” entsorgt. Wenn auf der Bühne des medialen Kaspertheaters das Krokodil auftaucht, muss man ja auch wirklich keine Frage stellen, egal ob es Al Quaida, Covid, Putin oder Hamas heißt, Krokodil ist schließlich Krokodil und immer gefährlich und böse. Aber zum Glück wissen die amtierenden Kasper immer was zu tun ist um das Publikum von dem Bösen zu erlösen…bis es dann  “See you later alligator” klingt und das nächste Krokodil durchs mediale Dorf getrieben wird. “Krieg in Permanenz” heißt der profitable Zirkus und funktioniert nur, wenn schreckliche Krokodile Schrecken verbreiten und niemand sie mit “Wieso? Weshalb? Warum?” in Frage stellt. Sie müssen aus heiterem Himmel auftauchen, ohne Ursache, Motiv, Hintergrund…ohne Kontext. Nur aus allen Zusammenhängen, jeder Komplexität, jeder Geschichte gerissen zeigen sie Wirkung. Und wehe jemand wagt, wie Slavoj Zizek eine harmlose Frage zu stellen, da saust ihm wie vom Kasper mit “Ho Ho Ho” die Klatsche die Holocaust-Keule ins Genick: als Hamas-Verharmloser, Judenfeind und Antisemit.

Um das strikte, kontextfreie Schwarz-Weiß-Narrativ nicht zu gefährden wurden in der Schweiz jetzt vorsorglich pauschale Demonstrationsverbote erlassen. Dass vom Publikum zwei Krokodile gefordert werden, kann nur zu Verwirrung führen,  mehr als ein akut gefährliches Monster auf der Bühne wäre eine Überforderung. Kriegsverbrechen auf beiden Seiten anzuprangern geht gar nicht, oder nur dort, wo man mit der grauenhaften Realität konfrontiert ist – in Israel. – und nicht mit Kaspertheater. An Berliner Schulen wird unterdessen das Tragen des Palästinenserschals verboten:

“Am 13. Oktober erhielten alle Berliner Schulleitungen, Schulämter und Schulaufsichtsbehörden ein Schreiben der Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) mit dem Titel: “Umgang mit Störungen des Schulfriedens im Kontext des Terroranschlages in Israel”.Schulleitungen und Lehrkräfte sind nun aufgefordert, alle “Symbole, Gesten und Meinungsäußerungen” zu verbieten, die “noch nicht die Grenze zur Strafbarkeit erreicht haben”. Darunter fallen unter anderem das “sichtbare Tragen einschlägiger Kleidungsstücke” wie der Kufiya, der traditionellen arabischen Kopfbedeckung, oder auch Aufkleber mit der Aufschrift “Free Palestine”. Lehrer werden zudem aufgefordert, “im Verdachtsfall” ihre Schüler “unverzüglich” bei der Polizei anzuzeigen.”

In welche Gesellschaft gehören solche Verbote ? Wäre ich noch ein leicht renitenter Oberschüler wie vor der Reifeprüfung, hätte ich mir so ein inkriminiertes T-Shirt besorgt und  es mit dickem Filzstift durchge-ixt und vielleicht noch BEFEHL IST BEFEHL! darunter geschrieben…

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Zuletzt erschienen:
Mathias Bröckers : Vom Ende der unipolaren Welt, ‎ Fifty-Fifty (Oktober 2022),  288 Seiten, 20 Euro

 

 

 

 

 

 

Die Reifeprüfung

Dass mein Gymnasium, die Tilemannschule Limburg, die schriftlichen Abiturarbeiten ein halbes Jahrhundert lang archiviert, hätte ich nicht gedacht, doch am vergangenen Wochenende bekam ich sie mit weiteren Veteranen ausgehändigt. Samt der Beurteilungen der zuständigen Lehrer und was der arme Herr Schilling mir hier bescheinigt, kann ich nur unterschreiben. Ich hatte ihn schon in den letzten beiden Schuljahren frustriert, weil ich Griechisch-Übersetzungen verweigerte, bei Klassenarbeiten leere Blättrer abgab, und ins Café entschwand. Eine Eins in Deutsch war mir sicher, damit konnte ich die Sechs im Hauptfach Griechisch ausgleichen, bei den letzten beiden Versetzungen und auch im Abitur, in den anderen  beiden Hauptfächern Latein und Mathe war ich mindestens ausreichend, es konnte also bei den Prüfungen eigentlich nichts anbrennen. Aber ein leeres Blatt abzugeben, davon war mir wg. Verweigerungshaltung abgeraten worden, also entwarf ich ein Phantasiegemälde, nachdem ich mir anhand von ein paar geläufigen  Vokabeln eine rote Linie zusammengereimt hatte. Und schrieb munter über Staatskunst und Gerechtigkeit drauf los. Weil die Übersetzung auch noch kommentiert werden musste, folgten nochmals 1,5 Seiten, auf denen ich meinen erfundenen Quatsch interpretierte. “Hat nichts mit dem Original zu tun !” stellte Zweitgutachterin Frau Dr. Schwind dazu sehr richtig fest. Leider war das Original nicht dabei, aber ich werde die Stelle ausfindig machen um Fakten und Fiktion zu vergleichen.

Die Sechs in Griechisch ging auf jeden Fall in Ordnung und weil ich alle mündlichen Prüfungen zwecks Verbesserung der Noten ablehnte, hatte ich ab  Mitte April schulfrei und stieg gleich bei der Deutschen Bundespost ein, Paketpost am Bahnhof, wo ich mit der Elektrokarre die Postsäcke aus den Zügen holte während die Kollegen noch zwei Monate lang mit Schultasche den Gymnasiumsberg hoch trotten mussten. Die feierliche Überreichung der Zeugnisse mit Orchester, Tralala und Reden war ein, zwei Jahre zuvor abgeschafft worden, weil es irgendwelche Randale gegeben hatte. So fand sie dann ganz unzeremoniell durch den Klassenlehrer statt und ich konnte das Papier in der Pause schnell abholen, in meiner Arbeitsjacke mit Posthorn. Trotz ungenügendem Griechisch war ich schnell zum Briefzusteller aufgestiegen und bekam zu dem ohnehin sehr guten Lohn noch Zuschläge und Trinkgelder!  Letztere vor allem, weil Lottogewinne noch bar vom Briefträger ins Haus gebracht wurden. Meinen Gewinn, das Zeugnis der Reife, habe ich dann ein einziges Mal im Leben,  bei der Immatrikulation an der Universität, vorzeigen müssen. Es schlummert seit 50 Jahren irgendwo in einem Schrank. Non vitae sed scholae discimus!

 

Palästina schlägt zurück

Ich bin gerade auf verschiedenen Baustellen sehr beschäftigt und kann weder den Nachrichten  aus  der Ukraine noch denen über den seit Samstag tobenden Krieg in Palästina wirklich folgen. Hier deshalb nur ein paar Anmerkungen und Links zu interessanten Artikeln:

  • merkwürdigerweise wurde die  direkte Vorgeschichte der palästinensischen Angriffe auf Israel am 7. Oktober in den westlichen Medien gar nicht gemeldet: Am 5. Oktober hatten 800 israelische Siedler und Extremisten unter Schutz der israelischen Armee die Al-Aqsa-Mosche auf dem Tempelberg in Jerusalem gestürmt, die heiligste Stätte des Islams in Palästina, die eigentlich nur muslimischen Pilgern zugänglich ist.
  • auch die lange Vorgeschichte des aktuellen Kriegs mit Zehntausenden Toten und Millionen Vertriebenen wird in den westlichen Narrativen über den “unprovozierten Angriff” unterschlagen, hier ein kurzer Überblick. 
  •  warum sich die militante,  fundamental-religiöse “Hamas”  im Gaza-Streifen, dem größten Freiluft-Gefängnis der Welt, überhaupt etablieren konnte, machte der israelische Geheimdienstchef 2007 deutlich – wie aus einer von Wikileaks publizierten Depesche hervorgeht: “Israel would be happy if Hamas took over Gaza because IDF could then deal with Gaza as a hostile state”.    
  • Ich schrieb 2012  hier auf meinem Blog dazu: “Wenn ein Palästinenser-Führer einen permanenten Waffenstillstand mit Israel vorbereitet – wie der militärische Chef der Hamas-Regierung in Gaza, Ahmed Jabari, in der vergangenen Woche – und dann durch einen israelischen Bombenanschlag ermordet wird, lässt das eigentlich nur einen Schluss zu: an Frieden besteht auf Seiten Israels  kein Interesse.”  
  • dass Hamas von den israelischen Geheimdiensten Mossad und Shin Beth komplett unterwandert sein könnte und es sich bei den Attacken um eine Flase Flag Operation handeln könnte, wird derzeit spekuliert,  unter anderem von Paul Craig Roberts.   Dass seitens der USA Ablenkung vom verlorenen Ukraine-Krieg, seitens Israel Netanjahus anstehende Wiederwahl und  ignorierte Vorwarnungen durch Ägypten dafür sprechen könnten, wie auch die angebliche “Überraschung” durch Massen von  Waffen in einem völlig ummauerten und total überwachten Gebiet – diese Informationen reichen nicht aus, um  False Flag- Theorie valide zu begründen.
  •  Moshe Zuckerman schreibt über das “Debakel mit Folgen”:
    “Bei allem Pathos und Entsetzen angesichts des Eingetretenen muss man den Vergleich mit Jom Kippur ablehnen. Denn 1973 war Israel in seiner Existenz bedroht. Man bedenke, dass selbst Mosche Dajan am zweiten Tag nach Kriegsausbruch vom »Untergang des Dritten Tempels« sprach (nach dem Untergang der beiden ersten Tempel in der Antike galt die Errichtung des Staates Israel als der Dritte Tempel). Die USA richteten eine Luftbrücke mit massiven Waffenlieferungen nach Israel ein. Und es heißt, selbst ihre (nuklear bewaffnete) sechste Flotte im Mittelmeer sei in Bereitschaft versetzt worden. Davon kann diesmal nicht die Rede sein. Israel ist durch den Angriff der Hamas nicht in seiner Existenz bedroht, obgleich es einen empfindlichen Schlag erlitten hat und die Schockwirkung noch anhält und vermutlich noch lange fortdauern wird.Eine unmittelbare Auswirkung ist gleichwohl zu verzeichnen. Die Protestbewegung (Bild oben vom 30.9.2023), die Israels gesellschaftliche Opposition zur Regierungspolitik in den vergangenen neun Monaten so eindrucksvoll geprägt hat, ist momentan paralysiert. “

 

3JT #96: Ein Jahr Nordstream

Der Anschlag auf die Nordstream Pipelines: Ein Jahr nach der Sprengung stellt sich die Frage: Waren deutsche Stellen darin verwickelt? Unser Kollege Dirk Pohlmann hat seine neuesten Recherchen vor dem UN-Sicherheitsrat vorgestellt. Außerdem: Hochrangige frühere Regierungsbeamte aus Deutschland haben einen Plan für Frieden in der Ukraine vorgelegt. Gleichzeit findet in Bergkarabach eine neue Flüchtlingstragödie statt. Und der Nobelpreis für Medizin geht dieses Jahr an die Erfinder der mRNA-Technik. All das und noch viel mehr besprechen Robert Fleischer, Dirk Pohlmann und Mathias Bröckers im 3. Jahrtausend #96.

Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 99

Vor einigen Wochen, ich weiß nicht mehr bei welcher Folge der “Notizen” es war, kam mir der Gedanke: bei 100 ist Schluss.  Auch wenn der Krieg und das Verenden der unipolaren Welt, des feuchten amerikanischen Traums globaler “Full Spectrum Dominance”, sich noch lange hinzieht, auch wenn noch unklar ist, wie die künftige “multipolare” Welt aussehen wird – irgendwann muss ich es mal gut sein lassen. Weil ich bei dem russischen Einmarsch ziemlich blöd davon ausgegangen war, dass die Sache in ein, zwei Monaten erledigt sein wird, weil die Russen im american style mit ihrer militärischen Übermacht einfach ein paar Städte bombardieren und plattmachen, um dann “mission accomplished” zu erklären, gab es nie den Plan einer derart lange Artikelserie. Derart monothematisch zu forschen, zu lesen, zu lernen und zu schreiben war eigentlich noch nie mein Ding. Im Jahr 2001, nach 9/11, hatte es mich hingerissen, über Jahre kaum anderes zu tun, als das Märchen von Osama und den 19 Teppichmessern zu dekonstruieren, das der Weltgemeinschaft als Realität aufgetischt wurde.  Dass mir bis heute Dankesbekundungen von Menschen zukommen, weil ihnen von diesen Artikeln (und den folgenden Büchern) “die Augen geöffnet wurden”, zeigt zwar, dass die Arbeit wichtig und der Mühe wert war – aber drei Bücher mit  1200 Seiten müssen es als “Augenöffner” eigentlich nicht mehr sein. 100 Folgen “Notizen” (und ein kleines Buch) sollten reichen, um deutlich zu machen, dass es sich bei den Erzählungen der Medien einmal mehr um Märchen handelt, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun  haben.
Dass meine Artikel meist näher an der Realität waren als die der ehemaligen “Qualitätsmedien” lag nicht an einer hellseherischen Gabe oder einer Quelle für geheime Informationen, sondern schlicht daran, dass ich mir beide Seiten in diesem Konflikt angeschaut und versucht habe, nach bestem Wissen und Gewissen  aus diesen Beobachtungen logische Schlüsse zu ziehen.  Wie den, dass gegen einen 10-fach überlegenen Gegner kein Krieg zu gewinnen ist, oder dass Sanktionen gegen das rohstoffreichste Land der Erde nur nach hinten losgehen gehen können und das Geschäftsmodell Deutschlands, mit billiger Energie aus dem Osten hochwertige Produkte (Autos, Maschinen, Chemie) für den Weltmarkt zu liefern, am Ende ist. Am 18.Januar 2022,  einen Monat vor dem russischen Einmarsch war das im Prinzip schon alles hier zu lesen:

Russland verlangt Verhandlungen über die Nato-Expansion also nicht aus einer Position der Schwäche. Dass die “Blechköpfe” im Pentagon das wissen und entsprechend verhandeln, kann die Einwohnerschaft Mitteleuropas nur wünschen und sollte alles dafür tun, nicht zum Schlachtfeld zu werden und  Europa aus dem Schlepptau des sturheil unipolaren US-Imperiums zu lösen. Der planetare Rohstoffriese Russland ist keine “Regionalmacht mit Tankstelle” (wie noch Obama spottete), sondern ein militärischer Hyper-Schall-Bär, der mit der Werkbank der Welt China jetzt auch noch einen ökonomischen Drachen im Rücken hat – und in diesem Verbund den gesamten eurasischen Wirtschaftsraum erschließen wird. Wenn Europa von diesen Märkten des 21.Jahrhunderts nicht abgehängt werden will, ist ein Abrüstungs,- Beistands,- und Handelsvertrag von Lissabon bis Wladiwostok überfällig. Das “Kremlmonster” Putin hat das übrigens schon 2007 vorgeschlagen. Höchste Zeit, dass sich die Muppet-Figuren in Berlin und Brüssel daran erinnern…

Haben sie natürlich nicht. Und “Muppet-Figuren” ist noch viel zu freundlich für diese Marionetten und Sprechpuppen mit ihren Textbausteinen aus Brainwashington, die  gnadenlos Hunderttausende der Schlachtbank zuführen… bis zum  letzten Ukrainer. Und Kollege Putin wird sich als sympathisches Krümelmonster jetzt nicht mehr mit ein paar Keksen zufrieden geben, der Zug ist abgefahren. Vielmehr wird alles verschrottet, was NATOstan an die Front karrt. Und wenn es außer Panzern und Raketen dann auch ein paar Bataillone sind, wird es diesen nicht anders ergehen. Warum ? Dieser Krieg ist für Russland ein “Heimspiel” und auf ihrem Platz sind die Russen unschlagbar. Das “Team Napoleon” und das “Team Hitler” wollten das nicht glauben, beide traten mit der vermeintlich stärksten Truppe der Welt an. Die Ergebnisse sind bekannt. Und nur von den Nebelmaschinen des Kriegs völlig durchgeföhnte Gehirne können ernsthaft glauben, dass das “Team Biden” es besser machen kann. Weil es mit Regenbogenfähnchen und Stöckelschuhen angreift? Weil Sleepy Joe, der kaum drei Sätze geradeaus stammeln kann, der bessere Coach ist? Weil die NATOstan-Mannschaft in den letzten Matches (Irak, Libyen, Afghanistan) ihre Topform bewiesen hat? Oder weil die  Ökonomie Russlands wegen der Sanktionen völlig ruiniert ist und ihr die Munition, die Raketen, die Panzer und die Soldaten ausgehen?
Wenn Sie eine dieser Fragen mit Ja beantworten, empfehle ich dringend, es dem  (von Robert Crumb gezeichneten) Herrn nachzutun…

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Mathias Bröckers : Vom Ende der unipolaren Welt, ‎ Fifty-Fifty (Oktober 2022),  288 Seiten, 20 Euro

 

 

 

 

 

Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 98

(Update 26.9. unten) Breaking News (aber nicht in Deutschland): Nicht nur Leopard-Panzer, sondern auch Soldaten der Bundeswehr sind jetzt in der Ukraine aktiv und werden als Kanonenfutter eingesetzt:

„Als wir ihren Angriff stoppten gingen wir auf die verbrannte Ausrüstung zu, in der Hoffnung, den „Tanker“ zu erbeuten. Wir stellten fest, dass der Panzerfahrer schwer verwundet war und der Rest starb. Als der Fahrer aufwachte und uns sah, fing er an, „nicht schiessen“ zu rufen“, sagte der Kommandant. Der Fahrer des beschädigten Panzers sagte mehrfach, er sei kein Söldner, sondern ein Bundeswehrsoldat und die gesamte Besatzung aus einer Bundeswehr-Kompanie.”

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Seymour Hersh wollte eigentlich über den anstehenden Jahrestag der Nordstream-Sprengung schreiben, aber was ihm einer seiner Informanten aus der CIA steckte, war zu wichtig um zu warten:

“Der amerikanische Geheimdienstmitarbeiter, mit dem ich gesprochen habe und der in den ersten Jahren seiner Karriere gegen die sowjetische Aggression und Spionage gearbeitet hat, hat Respekt vor Putins Intellekt, aber Verachtung für seine Entscheidung, gegen die Ukraine in den Krieg zu ziehen und den Tod und die Zerstörung zu verursachen, die ein Krieg mit sich bringt. Aber, wie er mir sagte, “Der Krieg ist vorbei. Russland hat gewonnen. Es gibt keine ukrainische Offensive mehr, aber das Weiße Haus und die amerikanischen Medien müssen die Lüge aufrechterhalten.
“Die Wahrheit ist, dass die ukrainische Armee meutern würde, wenn man ihr befehlen würde, die Offensive fortzusetzen. Die Soldaten sind nicht mehr bereit, zu sterben, aber das passt nicht zu dem Blödsinn, den das Weiße Haus unter Biden verfasst.”

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„Es war ein sehr ernüchternder Beginn des G7-Treffens, und ich werde ihn nicht vergessen – vor allem in Zeiten, in denen Russland mit dem erneuten Einsatz von Atomwaffen droht. Das ist abscheulich und gefährlich – und im Schatten von Hiroshima ist es unverzeihlich. Niemand ist besser geeignet als Japan, um uns vor der enormen Gefahr durch ein derartiges Spiel mit dem Feuer zu warnen.“

Dass es sich bei Madame von der Leyen und eine zutiefst verlogene, kriminell korrupte und gefährlich inkompetente Person handelt, ist keine große Neuigkeit. Um als Marionette des “Atlantic Council” Spitzenpositionen einzunehmen sind derlei Eigenschaften quasi unverzichtbar und sie pflasterten denn auch ihren Weg aus einer  schrecklich netten Familie  über die “Panzer-Uschi” zur EU-Kommissarin. Dass sie jetzt versucht, Russland die Atombombe auf Hiroshima zuzuschieben passt ins Bild, ebenso wie ihr Schulterzucken zur Sprengung von Nordstream.  Terroranschläge gegen das eigene Land  hatte schließlich schon ihr Herr Papa organisiert. Warum also notorischer Kriegshetze und Anti-Diplomatie nicht auch noch eine Prise unverschämter Geschichtsfälschung untermischen ? 
Und davon ablenken, dass außer den USA  kein Land der Welt jemals Atombomben eingesetzt hat – und sich offenbar wieder darauf vorbereitet. In Los Alamos, der Produktionsstätte der Hiroshima-Bombe, wurden gerade 3.300 neue Leute eingestellt.

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Als der kleine Kokskönig aus Kiew unlängst in New York anrückte, wurde zu seinen Ehren in Manhattan großzügig plakatiert. Jetzt ermittelt die Botschaft, ob es sich bei dem Schriftzug um “Ruhm der Ukraine!” (Parole der Bandera-Faschisten) oder um Majestätsbeleidigung (Aufruf zur Urinprobe) handelt.

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UPDATE 26.9.: Seymour Hersh hat zum Jahrestag der Nordstream-Sprengung nochmal nachgelegt,  A YEAR OF LYING ABOUT NORD STREAM hier ein kurzer Auszug:

At the time, the challenge to the intelligence community was to come up with a plan that would be forceful enough to deter Putin from the attack on Ukraine. The official told me: “We did it. We found an extraordinary deterrent because of its economic impact on Russia. And Putin did it despite the threat.” It took months of research and practice in the churning waters of the Baltic Sea by the two expert US Navy deep sea divers recruited for the mission before it was deemed a go. Norway’s superb seamen found the right spot for planting the bombs that would blow up the pipelines. Senior officials in Sweden and Denmark, who still insist they had no idea what was going on in their shared territorial waters, turned a blind eye to the activities of the American and Norwegian operatives. The American team of divers and support staff on the mission’s mother ship—a Norwegian minesweeper—would be hard to hide while the divers were doing their work. The team would not learn until after the bombing that Nord Stream 2 had been shut down with 750 miles of natural gas in it.

What I did not know then, but was told recently, was that after Biden’s extraordinary public threat to blow up Nord Stream 2, with Scholz standing next to him, the CIA planning group was told by the White House that there would be no immediate attack on the two pipelines, but the group should arrange to plant the necessary bombs and be ready to trigger them “on demand”—after the war began. “It was then that we”—the small planning group that was working in Oslo with the Royal Norwegian Navy and special services on the project—“understood that the attack on the pipelines was not a deterrent because as the war went on we never got the command.”

 

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