Rethink 9/11 !

Als ich heute vor 12 Jahren einen kleinen Artikel über den Anschlag auf World Trade Center und Pentagon schrieb, hatte ich keinen Schimmer, dass daraus in den nächsten Wochen und Monaten eine 58-teilige Serie werden sollte, und im nächsten Frühjahr ein erstes Buch, dem 2003 und 2011 zwei weitere folgen würden. Vielmehr ging ich davon aus, dass die schon in den ersten Tagen offensichtlichen Ungereimtheiteiten – von dem fehlenden Wrack vor dem Pentagon, über die merkwürdigen Fundstücke in Attas Koffer, bis zu den gefälschten Identitäten der angeblichen Hijacker, von denen sich einige lebend gemeldet hatten – schnell aufgeklärt würden. Zumal außer dem FBI mit der größten Ermittlung aller Zeiten ja auch die Medien mit geballtem Investigativeinsatz an der Aufklärung dieses Massenmords und der Dingfestmachung der Täter und Hintermänner arbeiten würden. Schwerer Irrtum. Stattdessen etablierten Behörden und Medien das Märchen von Osama und den 19 Teppichmessern, denen es ohne fremde Hilfe aus einer afghanischen Höhle heraus gelang, die US-Luftwaffe stundenlang am Boden zu halten und mit zwei Flugzeugen drei Wolkenkratzer zu pulverisieren. Und die Untersuchungskommission zur Klärung der Ereignisse legte einen Abschlussbericht vor, der in keinem Punkt einer staatsanwaltlichen Prüfung standhält und von dem sich selbst die Kommissionsmitglieder distanzieren. Und so steht die “Terrorlüge”, die Ken Jebsen zum 10. Geburtstag so treffend würdigte, auch am 12. Jahrestag noch als Wahrheit im Lexikon und in den Zeitungen. Und das nicht, weil seitdem neue, harte Beweise für die Täterschaft Bin Ladens hinzugekommen wären, im Gegenteil, nicht nur die Stürmung der Terrorzentrale  im Mai 2011 und die Entsorgung des angeblichen Haupttäters im Seemansgrab, haben weitere Zweifel an der offiziellen Legende gesät, auch einige neuere Indizien – Paul Schreyer hat sie in einem zweiteiligen Artikel aktuell zusammengestellt – sprechen deutlich dafür, dass für die Ereignisse des 11.9.2001  nicht 19 “Hijacker” mit Teppichmessern  verantwortlich sein können. Wer war es dann ? Nur eine neue Untersuchung kann das klären. Auch wenn ich mir keine Illusionen mache, ein solche noch zu erleben – sie wieder und wieder zu fordern ist und bleibt erste Bürgerpflicht. Denn es geht dabei nicht nur um das, was an diesem Tag vor zwölf Jahren geschah, sondern auch darum, was seitdem mit dem Zauberwort “9/11” angerichtet wurde und wird – ein unter der Flagge eines permanenten “Krieg gegen den Terror” geführter Krieg gegen die Freiheit und die Demokratie.

19 andere Verdächtige – Abby Martin interviewt Kevin Ryan über sein neues, sehr lesenswertes Buch: “Another Nineteen – Investiagting Legitimate 9/11 Suspects”:

 

 

Viele neue Aspekte des Kennedy-Mordes – sehr lesenswert!

 

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Am morgigen Dienstag stelle ich das Buch im taz-Cafe vor.  In der Schweizer Zeitschrift “Zeitpunkt” hat es der Herausgeber Christoph Pfluger ausführlich besprochen, hier ein Auszug daraus, und eine weitere “Fünf Sterne” – Rezension von S. Reifschneider ist heute bei Amazon erschienen, unter dem Titel “Viele neue Aspekte des Kennedy-Mordes – sehr lesenswert!”:

“Ein höchst aufschlussreiches Buch zur jüngeren Geschichte – die möglicherweise ganz anders verlaufen wäre, wenn, ja, wenn John und auch Robert Kennedy (und Martin Luther King, dem darin ebenfalls ein längerer Abschnitt gewidmet ist) lange genug gelebt hätten, um ihre Visionen einer gerechteren Welt umsetzen zu können. Es ist spannender geschrieben als die allermeisten Kriminalromane, die ich kenne – jedenfalls konnte ich es nicht weglegen, bis ich es durchgelesen hatte. Obwohl mich dieses Thema schon lange interessiert und ich auch etliche der im Literaturverzeichnis angeführten Bücher kenne, habe ich doch noch eine Menge hinzugelernt, wovon ich bislang keine Ahnung gehabt hatte.
Und wenn das auch, wohlgemerkt, in diesem Buch gar nicht zur Sprache kommt, frage ich mich nun unwillkürlich, ob die so auffallend zahlreichen weiteren Unfälle innerhalb der Kennedyfamilie (prominentes Beispiel: der Flugzeugabsturz des Kennedy-Sohns John F. jr. im Jahre 1999) überhaupt welche sind…
Gerade weil der Verfasser sich davor hütet, Theorien zu entwickeln (und gegebenenfalls plausible, aber unbewiesene Ansichten anderer Autoren ausdrücklich als solche kennzeichnet), reicht das, was übrig bleibt, durchaus noch, um einen das Gruseln zu lehren.
Ungemein interessant fand ich in diesem Zusammenhang übrigens auch den Exkurs zum Thema „Verschwörungstheorien“, mit dem getreu der CIA-„Operation Mockingbird“ seit 1967 die kritische Berichterstattung mutiger Journalisten von den Mainstream-Medien gezielt desavouiert und lächerlich gemacht wird, so, als gäbe es Verschwörungen und/oder verdeckte Operationen diverser Geheimdienste nur in ihrer krankhaften Phantasie, aber nie in der Realität. Das erklärt so manches, was den gutgläubigen Zeitungsleser verblüfft und irritiert.
Was mich als Perfektionistin an diesem Buch allerdings ein klitzekleines bisschen stört, sind gelegentliche Druck- bzw. Grammatikfehler, wie sie halt vorkommen, wenn die letzte Überarbeitung überstürzt fertig werden muss. Sie behindern jedoch den Lesefluss wirklich nur ganz geringfügig.
Und… ja, wenn ich einen Wunsch äußern dürfte: Mit ein paar Fotos wäre das Ganze noch erheblich anschaulicher geworden. Gern gesehen hätte ich beispielsweise eines von Mary Pinchot Meyer (ich habe inzwischen Fotografien von ihr bei den Google-Bildern gefunden), aber auch welche von den diversen Politikern, Wirtschaftsführern, CIA-Größen und Mafia-Bossen, die in dem Buch ausführlich erwähnt werden, und natürlich von Lee und Marina Oswald und Jack Ruby (jaja, ich weiß, man kann auch deren Bilder googlen… habe ich schließlich auch getan).
Vielleicht kann man das bei der nächsten Auflage ergänzen? Die kommt bestimmt, da bin ich ganz sicher. Denn wenn letzthin ein Buch verdient hat, zum Bestseller zu werden, dann dieses!”

Bernd Ulrich – ein Sesselpupser im Gasgewitter

Zu den übelsten Zeitgenossen der schreibenden und sendenden Zunft zählen für mich jene Sessel-Strategen und Laptop-Bomber, die aus der sicheren Deckung ihres Schreibtischs zum Krieg hetzen. Im Dritten Reich wurden diese Typen, die  kein Gewehr halten oder Granaten werfen konnten, aber wenigstens per Stift Gift verspritzen konnten, den Propaganda-Kompanien zugeteilt. Den “PK”-gestellten Schreiberlingen oblag  es dann, den “Feind” als Untermenschen zu dämoniseren, die Soldaten zu motivieren, sich an der Front gefälligst den Arsch aufzureissen,  sowie das Volk an der “Heimatfront” mit Jubelarien bzw. Durchhalteparolen bei der Fahne zu halten. Dies alles – aus der wohltemperierten Schreibstube heraus – “ohne Rücksicht auf Verluste”. Ein solcher  PK-Offizier alter Schule – Bernd Ulrich –  steht bei der  “Zeit” seit längerem im Sold und bläst, wenn immer über einen  Kriegseinssatz diskutiert wird, zum Durchmarsch an die Front. Dass es heuer nicht mehr um “Volk ohne Raum”, sondern um “Menschrechte”, nicht mehr um Faschismus sondern um “Freiheit” geht macht bei Schreibtischtätern dieses Kalibers keinen Unterschied – damals wie heute ist der bellizistische Tunnelblick sturheil auf eines gerichtet : Krieg! Zivile Konfliktlösungen, Völkerrecht, Legitimität, Ethik ? Derlei  Papperlapp erfüllt für die Laptop-Bomber  den  Tatbestand der Wehrkraftzersetzung: “Bei uns”- klagt  Ulrich in der “Zeit” – “gibt es überhaupt keinen relevanten Widerspruch mehr. Alle Parteien übertreffen einander beim Argumentieren gegen ein militärisches Engagement.” Klar, dass man da als  Leitartikler dringend zu den Waffen rufen muß – denn: ” Ein Militäreinsatz nützt den Menschen in Syrien mehr als keiner”. Dass die “Menschen in Syrien” da durchaus geteilter Meinung sind und der Rest der Welt, einschließlich der USA, über Nutzen und Ausgang eines solchen Kriegs größte Zweifel hegen – geschenkt, Hauptsache PK-Leutnant Ulrich weiss Bescheid,  das muß reichen. Schließlich müssen Menschenrechts-Bellizisten nur einmal “Menschenrechte” rufen und schon sind staatliche Souveränität und sämtliche anderen Rechte global außer Kraft gesetzt.

“Tut der Westen nichts, muss Assad das als Einladung verstehen, weiter Giftgas einzusetzen.”  Zwar ist im Westen wie im Osten nach wie vor völlig unklar, wer in Syrien Giftgas eingesetzt hat, selbst die Geheimdienste der Briten, die als Pudel dem imperialen Pittbull USA sonst jederzeit beispringen, hegen größte Skespsis, ebenso wie das US-Militär, und erfahrene US-Geheimdienstler halten die bisher vorliegenden “Beweise” für die Verantwortlichkeit Assads für eine Finte. Doch unser geo-strategischer Durchblicker weiß nicht nur das besser, sondern als Super-Clausewitz natürlich auch, wie Assad sich verhalten wird. “Wenn er bleibt, regiert die Hisbollah mit – und der Iran.” Dann schon lieber der Al Nusra,- und Al Qaida-Front mit der Luftwaffe beispringen und so einem Islamisten-Regime auf die Sprünge helfen ? Die Frage stellt  Ulrich selbstverständlich nicht, er weiß ja schon, dass nur Bomben “den Menschen in Syrien” nützen – und die soll es endlich regnen. Dass sie schon in Afghanistan, Irak und Libyen nur insofern nützten als Millionen Leichen produziert wurden und dort auch nicht in Ansätzen irgendetwas von “Demokratie”, “Freiheit” und “Menschenrechten” hinterlassen haben, ist für die Kriegstreiberei unter der Flagge der der Humanität irrelevant. Wen interessieren die falschen Massenvernichtungswaffen von gestern wenn heute schon wieder welche zur Beseitigung anstehen ? Die heroischen Kriegsapologeten von einst, die wie Ernst Jünger die “Stahlgewitter” besangen, in denen sie selbst gestanden hatten, wirken im post-heroischen Zeitalter des Drohnen,-und Bombenkriegs wie Relikte einer längst vergangenen Ära. Doch verglichen mit Sesselpupsern wie Bernd Ulrich wünscht man sich erstere fast schon zurück, während letzterer im Gewitter seines eigenen Abgases doch lieber erstinken möge, anstatt Umwelt und Leser weiter damit zu kontaminieren…

Quintessenzen

04.09.13 20:53-BildschirmkopieMein Freund, Kollege und Ko-Autor Sven Böttcher hat ein wunderbares Buch geschrieben – “Quintessenzen – Überlebenskunst für Anfänger”  in dem er seinen drei Töchtern, für alle Fälle, alles Wesentliche über das Leben mitteilen wollte. (Hier kann man per Sternschnuppe schon mal reinschnuppern) Den Grund für diesen Mitteilungsdrang wünscht man keinem, aber Sven wurde davon erwischt:  eine schwere Krankheit (MS), die ihn schon fast an den Rand des Todes brachte. Dass und wie er sich davon auf fast mirakulöse Weise derart erholte, dass wir zusammen zwei Romane schrieben,  er weiterhin noch  Drehbücher produziert und jetzt dieses Buch, ist eine Geschichte für sich – denn eigentlich müßte er, wenn nicht von Freund Hein in die Grube, dann zumindest von Frau oder Freunden im Rollstuhl durchs Leben geschoben werden. Doch stattdessen machte er im Sommer einen Kurs im Windsurfen und war als wir uns unlängst in Berlin trafen munter und gut gelaunt wie immer. Nur ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich noch immer nicht dazu gekommen war etwas  über die “Quintessenzen” zu schreiben, obwohl es eigentlich dringend erforderlich war. Nicht weil ich mich zu einem Freundschaftsdienst verpflichtet fühlte, sondern weil es selten so kluge, witzige und wichtige Bücher gibt, auf die man alle Freunde, Bekannten und Blog-LeserInnen dringend hinweisen muß. Und das nicht nur, wenn diese selbst Nachwuchs im jugendlichen Alter haben, dem sie das Leben, das Universum und den ganzen Rest erklären wollen – denn dazu ist Sven als  kongenialer Douglas Adams-Übersetzer ohnehin prädestiniert. Und auch nicht nur, wenn sie selbst oder ihr Umfeld von der Heimtücke der Multiplen Sklerose betroffen sind – und aus dieser Selbstheilung durch Selbsterkenntnis (und Verabschiedung von der Schulmedizin) Hoffnung schöpfen können. Sondern weil jeder aus diesen 150 Seiten etwas von dem schöpfen kann, was so kostbar und rar ist, das man es kaum noch findet: Weisheit und Witz. Weil Sven mit seinen kaum 50 Jahren aber weder ein betagter Alt-Weiser, noch ein erleuchteter Jung-Buddhist ist, sondern im Grunde seines Herzens Künstler und Komiker, könnte man die Kunstform dieses Buchs als eine Art Buddhadaismus bezeichnen. Vielleicht muß man dem Sensenmann schon einmal von der Schippe gesprungen sein, um eine solche Mischung aus Leichtigkeit und Tiefsinn, Philosophie und Pointe, Todesmut und Lebenslust zu schaffen – und sie so locker-flockig zu erzählen, dass sie einer 14-jährigen ebenso wie einem 84-jährigen zu Herzen gehen. Sven Böttcher hat das mit diesem Buch geschafft – und dass der nächste Schub dieser Scheißkrankheit noch lange lange auf sich warten läßt hofft außer seiner Familie vielleicht niemand so wie ich. Denn wir haben noch einige schöne gemeinsame Projekte auf der Pfannne – und ohne einen ebenso  todesmutigen wie lebenslustigen Ko-Piloten wie Sven sind die einfach nicht zu schaffen…

JFK – Erste Resonanzen

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Die ersten Resonanzen auf das neue Buch sind gut – vor allem die Rezensenten bei Amazon sind durch die Bank des Lobes voll. Die Besprechungen habe ich  hier gesammelt.

Die erste öffentliche Präsentation wird kommende Woche  in Berlin stattfinden – am 10.September 201319.00 Uhr,  im taz-Café in der Rudi Dutschke Str. 23.

Eine weitere Vorstellung und Diskussion wird es am 23. September, 19.30 Uhr in der Bayerischen Amerika Akademie in München geben. Dort werde ich die Thesen des Buchs mit Dr. Andreas Etges von der Universität München diskutieren. Der Eintritt zu beiden Veranstaltungen ist frei und alle Interessierte sind hiermit herzlich dazu eingeladen.

03.09.13 16:29-Bildschirmkopie

 

 

JFK international

41a4zGHKsEL._Das Interview über  das neue JFK-Buch, das Lars Schall unlängst mit mir auf englisch führte, ist mittlerweile auf vielen Webseiten in den USA, Kanada und England publiziert worden.  Jetzt sind jetzt auch noch weitere Übersetzungen – ins Italienische, Portugiesische und Tschechische – erschienen, was zeigt, dass der ungeklärte Mord an John F.Kennedy auch nach 50 Jahren noch ein wichtiges, weltbewegendes Thema ist. Und in der Tat:  “Wer sich an die Geschichte nicht erinnert ist gezwungen, sie zu wiederholen”. Deshalb ist es imho absolut notwendig,  an die verdeckte Operation zur Ermordung Kennedys zu erinnern, sie aufzuklären und die Täter namhaft zu machen. Denn solange das nicht geschieht werden sie weiter ihr Unwesen treiben – in Amerika und in der ganzen Welt.

Zwei Veranstaltungen

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Mittlerweile müßten alle Vorbesteller das neue Buch im Buchladen oder über den Versand erhalten haben – und da das e-Book schon seit ca. 14 Tagen zu lesen ist sind bei Amazon auch schon die ersten Leser-Rezensionen erschienen. Ich habe auf dem Blog eine Seite eingerichtet, auf der die Rezensionen und Pressestimmen gesammelt werden.
Am Dienstag, 10.9. 2013, 19 .00 Uhr,  werde ich das Buch im taz-Café vorstellen – alle Interessierten sind herzlich eingeladen, der Eintritt ist frei.

 

taz.de_piratenvs.spione

Ebenfalls im taz-Café – und schon am kommenden Dienstag, 3.9.2013, 19.00 Uhr – freue ich mich auf eine aktuelle Veranstaltung, die auf den ersten Blick rein gar nichts mit JFK zu tun hat – doch wäre Kennedy im November 1963 nicht ermordet worden, wäre die amerikanische Politik und damit die Weltgeschichte mit Sicherheit anders verlaufen – und wir müßten heute vermutlich nicht über die unfassbaren Bespitzelungs,-und Überwachungsprogramme diskutieren, die die USA weltweit durchziehen.  So aber werden am Dienstag drei kompetente Gesprächspartner aus dem Umfeld der Piraten referieren – und uns ein wenig Aufklärung darüber verschaffen, wie wir mit den allenthalben lauernden Spionen am Besten umgehen.

Wie und warum spähen BND, NSA und GCHQ die Bevölkerung aus? Was dürfen Geheimdienste eigentlich? Haben Geheimdienste im Jahr 2013 noch eine Existenzberechtigung? Was könnte ein Untersuchungsausschuss zu Prism, XKeyscore usw. leisten? Zu diesen Themen referieren und diskutieren die Piraten

– Udo Vetter, Strafverteidiger und Experte für Internetrecht (Lawblog)

– Markus Kompa, Rechtsanwalt für Medienrecht und Geheimdienstpublizist

– Daniel Domscheit-Berg, IT-Sicherheitsexperte und Internetaktivist

Moderation: Mathias Bröckers

Das Klagen der Steinmetzinnung nach der Erfindung des Papiers

Für Telepolis habe ich heute einen Kommentar zur Zeitungskrise geschrieben:

Wenn Whistleblower die Rolle des Journalismus einnehmen und dafür verfolgt und eingesperrt werden, kann man das “Zeitungssterben” nur begrüßen

Der “Spiegel” hat unlängst eine Debatte über die Zukunft der Tageszeitungen angestoßen. Auslöser dafür war der unlängst bekannt gewordene Verkauf eines Pakets von Zeitungs- und Zeitschriften-Titeln der Axel Springer AG an die Funke (vormals: WAZ)-Gruppe, der allgemein als eine weitere Totenglocke der grassierenden Seuche des “Zeitungssterbens” interpretiert wurde. Und mehr noch: Dass der größte deutsche Zeitungskonzern keine Renditeerwartungen für seine Kernprodukte mehr hat, könnte auch als Symptom für eine noch tiefer gehende Krise gesehen werden, die nicht nur die gedruckte Zeitung, sondern den Journalismus insgesamt betrifft. Gilt es doch als ausgemacht, dass Springer die durch den Ausverkauf hereinkommenden 900 Millionen Euro nicht in journalistische Produkte investieren wird – das einstige Medienunternehmen also den Weg zu einem Gemischtwarenkonzern geht, der sich neben dem zwar sinkenden, aber noch profitablen Unterhaltungsdampfer “Bild” nur noch die seit jeher defizitäre “Welt” als Propaganda-Organ leistet. Mit echtem Journalismus hat das aber ebenso wenig zu tun wie das Gerede des Vorstandschefs Döpfner, dass Springer nahezu die Hälfte seiner Umsätze im digitalen Bereich erzielt, es sei denn man nennt auch Jobbörsen “Journalismus” – oder Webseiten mit Immobilienangeboten, Preisvergleichen und Werbeprospekten.

Ist es nun ein schlechtes Zeichen, wenn dem Marktführer der Zeitungsbranche die publizistischen Visionen ausgehen? Oder wenn, wie gerade geschehen, ein Versandhändler wie Amazon die defizitäre “Washington Post” aufkauft? Nicht unbedingt, denn es zeigt nur, dass das klassische Geschäftsmodell von Zeitungen, den Raum zwischen den Anzeigen mit Nachrichten zu füllen, ausgedient hat. Der Versuch, dieses Geschäftsmodell 1 zu 1 ins Internet zu übertragen, ist ebenfalls gescheitert, und es ist äußerst fraglich, ob die von vielen Verlegern geforderten und teilweise schon etablierten “Bezahlschranken” es retten können.

Die “New York Times”, deren “Metered Paywall” die Nutzer eine begrenzte Anzahl Artikel lesen lässt und erst dann zur Kasse bittet, was allenthalben als Vorbild gilt, hat 40 Millionen Dollar in die Programmierung und Erstellung dieser Paywall gesteckt. Doch ob und wann die je wieder reinkommen, steht in den Sternen. Wenn nun aber selbst eine global aufgestellte Tageszeitung wie die NYT sich nicht mehr finanzieren kann, weil die Erlöse durch Werbung sich in den Weiten des World Wide Web verteilen statt bei den Verlegern der großen Zeitungen zu landen, wenn auch das Paywall-Modell nicht wirklich funktioniert, und wenn gleichzeitig klar ist, dass Journalismus Geld kostet und guter, unabhängiger, investigativer Journalismus mehr Geld – ist das nicht das Ende, der Tod der freien Presse, den Einsturz der “vierten Säule” der Demokratie ?

Nein. Denn Tageszeitungen werden auch in Zukunft gebraucht, auch wenn sie nicht mehr auf Papier gedruckt werden. Ebenso und dringender denn je gebraucht wird eine tatsächlich unabhängige Presse, die nicht mehr – wie in dem alten Geschäftsmodell – von Anzeigenkunden abhängig ist und Shareholder-Value für Medienkonzerne generieren muss. Gebraucht wird eine Pressefreiheit, die nicht mehr der entspricht, die der FAZ-Mitgründer Paul Sethe schon 1965 kritisierte: “Pressefreiheit ist die Freiheit von 200 reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten.” Es wird vielmehr gebraucht, was ein Journalist namens Karl Marx schon 100 Jahre zuvor feststellte: “Die erste Freiheit der Presse ist es, kein Gewerbe zu sein.”

Hier liegt der Hase im Pfeffer – und hier zeigt sich, warum die große Katastrophe der “Zeitungskrise” durchaus eine Chance darstellt. Denn nicht das Zeitalter digitaler Kopier- und Reproduzierbarkeit, nicht der Wechsel des Anzeigemediums von Holz auf Silikon, von Papier auf LED, sind für die Krise verantwortlich, sondern vielmehr der Niedergang des echten Journalismus, die zunehmend kommerzielle, gewerbliche, gleichtönende Verbreitung derselben Nachrichten auf allen Kanälen, die Tatsache, dass Journalisten nicht mehr aufklärende, suchende Agenten der Wahrheit und Klarheit , sondern zunehmend zu Lautsprechern und Stenographen der Mächtigen und Reichen verkommen sind. Für diese Art von Un-Journalismus sind immer weniger Menschen bereit zu bezahlen, weder auf Papier noch im Netz – und das ist gut so!

Wirklicher Journalismus findet nur noch in Ausnahmefällen statt

Denn wie kommt es, dass in einem angeblichen “heißen” Wahlkampfsommer keine wirklichen Alternativen sichtbar werden und in dieser bleiernen Dumpfheit die Nichtwähler fast zur größten Partei werden? Warum können nach den gigantischen Finanzskandalen in den letzten Jahren Schattenbanken, Steueroasen und Hedgefonds fröhlich und ungehindert weiter zocken? Warum musste erst ein Julian Assange kommen, bis mit “Collateral Damage” Kriegsverbrechen im Irak zum Thema wurden? Warum musste ein Edward Snowden dafür sorgen, dass die flächendeckende Ausspähung durch Geheimdienste in den Zeitungen vorkommt?

Die Fragen ließen sich fortsetzen und laufen alle auf dieselbe Antwort heraus: weil wirklicher Journalismus nicht mehr oder nur noch in Ausnahmefällen stattfindet. Weil eine Handvoll Medienkonzerne und Nachrichtenagenturen die Agenda und die Schlagzeilen sämtlicher Zeitungen vorgeben und noch das kleinste Regionalblatt sich nur durch ein bisschen Lokalkolorit von allen anderen Blättern und den Newsseiten im Netz unterscheidet. Das – und nicht der Wechsel vom Druck auf Papier zur Darstellung auf dem iPad-Schirm – ist der eigentliche Kern der “Zeitungskrise” und die Ursache dafür, dass Bezahlschranken nicht oder nur da funktionieren, wo dem Leser jenseits dieses medialen Einheitsbreis noch Journalismus geboten wird.

Das ist zum Beispiel auch der Grund, warum eine Tageszeitung wie die “taz” in Zeiten des grassierenden Zeitungssterbens eine Auflagensteigerung melden kann, warum die dort vor zwei Jahren gestartete Kampagne zum freiwilligen Bezahlen von taz.de das Onlineangebot zwar nicht finanzieren kann, aber zu einer festen Säule der Erlöse geworden ist und warum die taz-Genossenschaft als Besitzerin der Zeitung zunehmend neue Mitbesitzer und Genossenschaftskapital anzieht. Nicht Shareholder-Value, möglichst zweistellige Renditen und finanzieller Gewinn sind der Grund für diesen Trend, sondern der unabhängige Journalismus, den die taz in bescheidenem Rahmen zu pflegen und zu erhalten versucht. Dafür sind Leser auch in Zukunft bereit zu bezahlen – und dies auch nicht nur auf Papier, sondern auch für digitale Produkte. Fast ein Viertel der gedruckten taz-Auflage von 50.000 erreicht die Leser mittlerweile als e-Paper in digitaler Form – deutlich mehr als bei anderen Tageszeitungen Auch dieser Trend zeigt, dass Zeitungen durchaus eine Perspektive haben und dies nicht nur gedruckt, sondern auch digital – sofern sie sich daran erinnern, zu was sie eigentlich da sind…

Eine solche Rückbesinnung scheint überfällig. Das allfällige Gejammer über das “Zeitungssterben” ist kaum mehr als die Klagen der Steinmetzinnung nach der Erfindung des Papiers. Womit wir es zu tun haben, ist eine Krise des Journalismus. Nach einer Erhebung von Transparency International halten mittlerweile 54 % der Deutschen die Medien für “korrupt oder sehr korrupt”, in den USA ermittelte das Project for Excellence in Journalism (PEJ), dass 75% der Amerikaner meinen, Journalisten seien “nicht in der Lage, faktentreu zu berichten”.

Angesichts dieses Tiefststandes der Glaubwürdigkeit wundert es dann nicht, dass zum einen immer weniger Leser bereit sind, für derart korrupten und faktenfreien Pseudo-Journalismus zu bezahlen – und dass zum anderen führende Vertreter der Zunft Whistleblower wie Edward Snowden als “Verräter” bezeichnen, oder, wie der “Zeit”-Herausgeber Josef Joffe, die “Collateral Damage”-Enthüllungen von WikiLeaks als “Hochverrat” denunzieren. Dies zeigt, wie wenig von dem realen Glaubwürdigkeitsverlust ihrer Branche im Selbstverständnis von Journalisten angerkommen ist – und zu welchen Verdrängungsleistungen die kognitive Dissonanz führt, dass nicht die Journalisten, die eigentlich dafür bezahlt werden, glaubwürdige und relevante Informationen und Aufklärung liefern, sondern Leute wie Julian Assange, Edward Snowden und Bradley Manning, die dafür denunziert, verfolgt und eingesperrt werden. Und das nicht, weil ihre Informationen irrelevant und unglaubwürdig wären, sondern im Gegenteil, weil sie zu wichtig und zu aufklärend sind und den in belanglose PR und gesteuerte Propaganda eingebetteten Un-Journalismus entlarven und untergraben. In einer derart verkehrten Medienwelt kann man das Zeitungssterben nur begrüßen – und hoffen, dass aus seiner Asche wieder etwas wächst, das den Namen Journalismus verdient….