2023 war ziemlich aufregend und 2024 verspricht keine De-Eskalation, auch wenn der Krieg in der Ukraine vermutlich zu Ende gehen wird. Dass jeder Tag, den er dauert, nicht Russland schwächt, sondern die Verhandlungsposition der Ukraine und des Westens, hatte ich in den Notizen hier vom ersten Tag an festgehalten und schon im Mai 2022 überlegt, wie die Perle des Schwarzen Meers – Odessa – retten und der Rumpf-Ukraine einen Meerzugang erhalten könnte:
“Dass das Verteidigungsministerium in dieser Woche eine große Multimedia-Dokumentation zur historischen “Schlacht um den Dnjepr” online gestellt hat, könnte Zufall sein, aber auch die nächsten Schritte der “Operation Z” anzeigen – und das Ziel, die merhheitlich russischsprachigen Regionen der Ukraine zu einer Föderation von Volksrepubliken zu vereinen. Dass die Falle, die das US-Imperium Russland mit dem Ukraine-Konflikt stellen will – die Verwicklung in einen endlosen, zähen Guerillakrieg a la Afghanistan – in diesen russland-freundlichen Gebieten nicht wirklich funktionieren wird, ist anzunehmen. Dass es zuvor aber um die wunderbare Stadt Odessa zu einem langen, zerstörerischen Kampf wie in Mariupol kommen wird, das kann und will ich mir nicht vorstellen und nur hoffen, dass es schon vorher zu Friedensverhandlungen kommt. Vielleicht, fiel mir heute Nacht ein, wäre es eine Lösung, dass diese Perle am Schwarzen Meer zu einer (zoll-)freien Enklave und Hafenstadt wird, zu der auch die künftige Rumpf-Ukraine Zugang erhält. Ich weiß nicht, ob solch ein Status, etwa wie früher Hongkong, verhandelbar ist, doch um Odessa vor der Belagerung und Raketen zu retten, sollte für Ukrainer und Russen kein Kompromiss zu schlecht sein….”
Dass Russland auf die Regionen Odessa und Charkow nicht verzichten wird, sieht auch Ex-General Harald Kujat – hier ein lesenswertes aktuelles Interview mit dem einst höchsten NATO-Militär und Generalinspekteur der Bundeswehr, der schon lange für Verhandlungen plädiert, weil militärisch gegen die Russen nicht zu gewinnen ist (und der deshalb in den Mainstream-Medien gecancelt wurde). Die Vision für Odessa schien vor 1,5 Jahren, als die westlichen “Experten” von Gegenoffensiven und Leopard-Attacken schwärmten, weit her geholt aber richtig, weil mir die “Zukunftskarte der Ukraine” eines russischen Bloggers weitaus realistischer schien als der westliche Siegesrausch:
“In diese Richtung wird es laufen, auch wenn “uns” im Westen das nicht gefällt”, schrieb ich damals dazu. Mittlerweile ist es an der Zeit, sich mit Landkarten und Verhandlungen in dieser Richtung anzufreunden – bevor Zelensky mit dem Volkssturm aus 16 und 60-jährigen, den er jetzt einberufen will, weitere sinnlose Menschenopfer auf dem Altar des Imperiums darbringt.
Washington und London haben den Komiker in diesen aussichtslosen Krieg getrieben und von dort muss die Blutmühle, der schon Hunderttausende zum Opfer gefallen sind, gestoppt werden. Jetzt, und nicht erst in drei, fünf, acht Monaten wenn weitere Zigtausende ihr Leben gelassen haben. “
“Die Ukraine braucht nicht ihr gesamtes Territorium, um Putin zu besiegen” wird in der “New York Times” unterdessen an einem neuen Narrativ gebastelt, das freilich von der Realität genauso wenig gedeckt ist, wie die Erzählungen, mit denen das westliche Publikum seit zwei Jahren eingeseift wird. Und weiter auf dem Kurs gehalten, dass es nur noch ein paar hundert Milliarden für neue Wunderwaffen braucht, um “Putin zu besiegen”, wenn man ein paar territoriale Zugeständnisse macht. Wir wissen nicht, was diese Spin-Doktoren geraucht haben, sicher ist nur, dass sie völlig ahnungslos zu sein scheinen und die militärische und ökonomische Wirklichkeit völlig ausblenden. Denn in der sitzt “Putin” fester im Sattel denn je, brummt die russische Wirtschaft mit über 5% Plus und fährt das Team NATOstan auf dem Schlachtfeld eine demütigende militärische Niederlage ein. Die auch mit dem neuesten Clou der inkompetenten Chefstrategen , “Hold and Build” (Rückzug und Nachrüstung”), nicht abzuwenden ist. Schurnalisten und Pre$$titutes, die das barbarische Massaker im Auftrag ihrer Geldgeber und ohne jede Recherche herbeigeredet und angefeuert haben und es noch immer schönfärben, dürfen eigentlich nicht mit einem Achselzucken (“Russland wurde eben unterschätzt”) davonkommen, für die von der Leyens, Baerbocks und Strack-Zimmermänner gilt das nämliche; Schreib,-Sende,-Politikverbot für diese verantwortungslosen Gestalten sind das Mindeste. Okay…dazu wird es nicht kommen, aber auch nach Weihachten darf man sich ja noch was wünschen…
Aus der Mottenkiste der Durchhalteparolen hat Joe Biden mittlerweile die “Domino”-Theorie wiederbelebt, mit der ich seit frühester Jugend vertraut bin: wenn wir die Reisbauern in Vietnam nicht bombardieren, ist “unsere Freiheit” im Westen bedroht, denn wenn dort die “Kommunisten” siegen, wird ein Land nach dem anderen fallen. Jetzt heißt es, dass “Putin”, wenn er nicht besiegt wird, an den ukrainischen Grenzen natürlich nicht halt machen wird, er hat sogar schon die Windmühlen und Holzschuhe Hollands im Fadenkreuz, weshalb der niederländische Armeechef dazu aufruft, sich für den Krieg gegen Russland vorzubereiten. Ins selbe Horn (“Mehr Geld!”) bläst auch Boris Pistorius, der die Bundeswehr “kriegstüchtig” machen und die Wehrpflicht wieder einführen will.
Nach den USA ist Deutschland schon jetzt der größte Sponsor des verlorenen Ukrainekriegs, aber wo jetzt “Domino” droht, ist das natürlich nicht genug. Dass in der Wirklichkeit Russland keinerlei territoriale Interessen in der Ukraine hatte, dass ein großer Krieg noch im April 2022 absolut vermeidbar war weil sich Kiew und Moskau in Istanbul weitestgehend über einen Kompromiss geeinigt hatten und es die USA und Großbritannien waren, die die Ukrainer in diesen aussichtslosen Krieg getrieben haben…derlei reale Fakten müssen für das “Domino”-Narrativ ausgeblendet werden. Ebenso wie die Tatsache, dass NATOstan mit der größten Proxy-Armee aller Zeiten eine fürchterliche militärische Abreibung erleidet – einen Friedhof nicht nur von hunderttausenden Leichen, sondern auch von milliardenteuren Leoparden, HIMARS, IRIS, PATRIOT und anderen Waffen.
Nachdem am vergangenen Freitag mehr als 100 russische Raketen und Drohnen in der gesamten Ukraine eingeschlagen sind – nicht in Hospitälern und Kindergärten, wie Kiew behauptet ,sondern gezielt in Waffen,-und Munitionsfabriken – will der Ex-Chef der Münchner Unsicherheitskonferenz Ischinger jetzt TAURUS-Raketen an Kiew zu liefern, und der ehemalige Botschafter von Fritsch “warnt eindringlich vor den Folgen, falls Russland den Krieg gewinnen sollte. »Es würde den Weg ebnen zu einer Fortsetzung der neoimperialistischen Gewaltpolitik Wladimir Putins«, sagte Fritsch der »Augsburger Allgemeinen«. Ein russischer Sieg wäre »nicht allein das Ende einer freien, unabhängigen Ukraine«, sondern Putin ziele insgesamt auf Selbstbestimmung und Freiheit des Westens.” Bingo! bzw. Domino!
Keine Kapitulation, weiter kämpfen (lassen), bis zum allerletzen Ukrainer. Auf dass man in der Kirche der Angst den Eltern weiter Schrecken einjagen kann, dass demnächst ihre Söhne und Töchter dran sind, wenn die Putins “Gewaltpolitik” bis zum Rhein vorstößt. Etwas anderes als “Die Russen kommen!” hat der Westen nicht mehr zu bieten, es ist der letzte Strohhalm, um an der gescheiterten Kriegspolitik gegenüber Russland weiter festzuhalten.
Zum Abschluss hier noch zwei Videos, von Max Blumenthal über den aktuellen Völkermord in Gaza: “What is Wrong With Israel?”(nur für starke Nerven), und der Ausblick auf die Zukunft einer derart “regelbasierten” internationalen Ordnung von vier geschätzten Kollegen (Dirk Pohlmann, Milosz Matuschek, Ulrich Mies und Walter van Rossum): Die Sintflut-Surfer
Ich danke für die Aufmerksamkeit in diesem Jahr und wünsche einen guten Rutsch ins Neue. Nicht vergessen: Auch wenn die Lage oft hoffnungslos scheint, ist sie nie ernst.
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Mathias Bröckers: JFK -Staatsstreich in Amerika, Westend (Oktober 2023), 304 Seiten, 14 Euro