Neues aus der Mottenkiste der Durchhalteparolen: DOMINO

2023 war ziemlich aufregend und 2024 verspricht keine De-Eskalation, auch wenn der Krieg in der Ukraine vermutlich zu Ende gehen wird. Dass jeder Tag, den er dauert, nicht Russland schwächt, sondern die Verhandlungsposition der Ukraine und des Westens, hatte ich in den Notizen hier vom ersten Tag an festgehalten und schon im Mai 2022 überlegt, wie  die Perle des Schwarzen Meers – Odessa – retten und der Rumpf-Ukraine einen Meerzugang erhalten könnte:

“Dass das Verteidigungsministerium in dieser Woche eine große Multimedia-Dokumentation zur historischen  “Schlacht um den Dnjepr” online gestellt hat,  könnte Zufall sein, aber auch die nächsten Schritte der “Operation Z” anzeigen – und das Ziel, die merhheitlich russischsprachigen Regionen der Ukraine zu einer Föderation von Volksrepubliken zu vereinen. Dass die Falle, die das US-Imperium Russland mit dem Ukraine-Konflikt stellen will – die Verwicklung in einen endlosen, zähen Guerillakrieg a la Afghanistan – in diesen russland-freundlichen Gebieten nicht wirklich funktionieren wird, ist anzunehmen. Dass es zuvor aber um die wunderbare Stadt Odessa zu einem langen, zerstörerischen Kampf wie in Mariupol kommen wird, das kann und will ich mir nicht vorstellen und nur hoffen, dass es schon vorher zu Friedensverhandlungen kommt. Vielleicht, fiel mir heute Nacht ein, wäre es eine Lösung, dass diese Perle am Schwarzen Meer zu einer (zoll-)freien Enklave und Hafenstadt wird, zu der auch die künftige Rumpf-Ukraine Zugang erhält. Ich weiß nicht, ob solch ein Status, etwa wie früher Hongkong, verhandelbar ist, doch um Odessa vor der Belagerung und Raketen zu retten, sollte für Ukrainer und Russen kein Kompromiss zu schlecht sein….”

Dass Russland auf die Regionen Odessa und Charkow nicht verzichten wird, sieht auch Ex-General Harald Kujat – hier ein lesenswertes aktuelles  Interview mit dem einst höchsten NATO-Militär und Generalinspekteur der Bundeswehr, der schon lange für Verhandlungen plädiert, weil militärisch gegen die Russen nicht zu gewinnen ist  (und der deshalb in den Mainstream-Medien gecancelt wurde). Die Vision für Odessa schien vor 1,5 Jahren, als die westlichen “Experten” von Gegenoffensiven und Leopard-Attacken schwärmten, weit her geholt aber richtig, weil mir die “Zukunftskarte der Ukraine” eines russischen Bloggers weitaus realistischer schien als der westliche Siegesrausch:
“In diese Richtung wird es laufen, auch wenn “uns” im Westen das nicht gefällt”, schrieb ich damals dazu. Mittlerweile ist es an der Zeit, sich mit Landkarten und Verhandlungen in dieser Richtung anzufreunden – bevor Zelensky mit dem Volkssturm aus 16 und 60-jährigen, den er jetzt einberufen will, weitere  sinnlose Menschenopfer auf dem Altar des Imperiums darbringt.
Washington und London haben den Komiker in diesen aussichtslosen Krieg getrieben und von dort muss die Blutmühle, der schon Hunderttausende zum Opfer gefallen sind, gestoppt werden. Jetzt, und nicht erst in drei, fünf, acht Monaten wenn weitere Zigtausende ihr Leben gelassen haben. “
“Die Ukraine braucht nicht ihr gesamtes Territorium, um Putin zu besiegen” wird in der “New York Times” unterdessen an einem neuen Narrativ gebastelt, das freilich von  der Realität genauso wenig gedeckt ist, wie die Erzählungen, mit denen das westliche Publikum seit zwei Jahren eingeseift wird.  Und weiter auf dem Kurs gehalten, dass es nur noch ein paar hundert Milliarden für neue Wunderwaffen braucht, um “Putin zu besiegen”, wenn man ein paar territoriale Zugeständnisse macht. Wir wissen nicht, was diese Spin-Doktoren geraucht haben,  sicher ist nur, dass sie völlig ahnungslos zu sein scheinen und  die militärische und ökonomische Wirklichkeit völlig ausblenden. Denn in der sitzt “Putin” fester im Sattel denn je, brummt die russische Wirtschaft mit über 5% Plus und  fährt das Team NATOstan  auf dem Schlachtfeld eine demütigende militärische Niederlage ein. Die auch mit dem neuesten Clou der inkompetenten Chefstrategen , “Hold and Build” (Rückzug und Nachrüstung”), nicht abzuwenden ist. Schurnalisten und Pre$$titutes, die das barbarische Massaker im Auftrag ihrer Geldgeber und ohne jede Recherche herbeigeredet und angefeuert haben und es noch immer schönfärben, dürfen eigentlich nicht mit einem Achselzucken (“Russland wurde eben unterschätzt”)  davonkommen, für die von der Leyens, Baerbocks und Strack-Zimmermänner gilt das nämliche; Schreib,-Sende,-Politikverbot für diese verantwortungslosen Gestalten sind das Mindeste. Okay…dazu wird es nicht kommen, aber auch nach Weihachten darf man sich ja noch was wünschen…
Aus der Mottenkiste der Durchhalteparolen hat Joe Biden mittlerweile die “Domino”-Theorie wiederbelebt, mit der ich seit frühester Jugend vertraut bin: wenn wir die Reisbauern in Vietnam nicht bombardieren, ist “unsere Freiheit” im Westen bedroht, denn wenn dort die “Kommunisten” siegen, wird ein Land nach dem anderen fallen. Jetzt heißt es, dass “Putin”, wenn er nicht besiegt wird, an den ukrainischen Grenzen natürlich nicht halt machen wird, er hat sogar schon die Windmühlen und Holzschuhe Hollands  im Fadenkreuz, weshalb der niederländische Armeechef dazu aufruft, sich für den Krieg gegen Russland vorzubereiten. Ins selbe Horn (“Mehr Geld!”) bläst auch Boris Pistorius, der die Bundeswehr “kriegstüchtig” machen und die Wehrpflicht wieder einführen will.
Nach den USA ist Deutschland schon jetzt der größte Sponsor des verlorenen Ukrainekriegs, aber wo jetzt “Domino” droht, ist das natürlich nicht genug. Dass in der Wirklichkeit Russland keinerlei territoriale Interessen in der Ukraine hatte, dass ein großer Krieg noch im April 2022 absolut vermeidbar war weil sich Kiew und Moskau in Istanbul weitestgehend über einen Kompromiss geeinigt hatten und es die USA und Großbritannien waren, die die Ukrainer in diesen aussichtslosen Krieg getrieben haben…derlei reale Fakten  müssen für das “Domino”-Narrativ ausgeblendet werden. Ebenso wie die Tatsache, dass NATOstan mit der größten Proxy-Armee aller Zeiten eine fürchterliche militärische Abreibung erleidet – einen Friedhof nicht nur von hunderttausenden Leichen, sondern auch von milliardenteuren Leoparden, HIMARS, IRIS, PATRIOT und anderen Waffen.
Nachdem am vergangenen Freitag mehr als 100 russische Raketen und Drohnen in der gesamten Ukraine eingeschlagen sind – nicht in Hospitälern und Kindergärten, wie Kiew behauptet ,sondern gezielt in Waffen,-und Munitionsfabriken –  will der Ex-Chef der Münchner Unsicherheitskonferenz Ischinger jetzt TAURUS-Raketen an Kiew zu liefern, und der ehemalige Botschafter von Fritsch  “warnt eindringlich vor den Folgen, falls Russland den Krieg gewinnen sollte. »Es würde den Weg ebnen zu einer Fortsetzung der neoimperialistischen Gewaltpolitik Wladimir Putins«, sagte Fritsch der »Augsburger Allgemeinen«. Ein russischer Sieg wäre »nicht allein das Ende einer freien, unabhängigen Ukraine«, sondern Putin ziele insgesamt auf Selbstbestimmung und Freiheit des Westens.” Bingo! bzw. Domino!
Keine Kapitulation, weiter kämpfen (lassen), bis zum allerletzen Ukrainer. Auf dass man in der Kirche der Angst den Eltern weiter Schrecken einjagen kann, dass demnächst ihre Söhne und Töchter dran sind, wenn die Putins  “Gewaltpolitik” bis zum Rhein vorstößt. Etwas anderes als  “Die Russen kommen!” hat der Westen nicht mehr zu bieten, es ist der letzte Strohhalm, um an der gescheiterten Kriegspolitik gegenüber Russland weiter festzuhalten.

Zum Abschluss hier noch zwei Videos, von Max Blumenthal über den aktuellen Völkermord in Gaza: “What is Wrong With Israel?”(nur für starke Nerven), und der Ausblick  auf die Zukunft einer derart “regelbasierten” internationalen Ordnung von vier geschätzten Kollegen (Dirk Pohlmann, Milosz Matuschek, Ulrich Mies und Walter van Rossum): Die Sintflut-Surfer

Ich danke für die Aufmerksamkeit in diesem Jahr und wünsche einen guten Rutsch ins Neue. Nicht vergessen:  Auch wenn die Lage oft hoffnungslos scheint, ist sie nie ernst.

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Mathias Bröckers: JFK -Staatsstreich in Amerika, Westend  (Oktober 2023), 304 Seiten, 14 Euro

 

 

 

 

 

 

 

Herodes reloaded

Es fällt schwer weiter hinzusehen, auf den Massenmord an Frauen und Kindern in Gaza. Es fällt noch schwerer weiter zuzuhören, wenn aus allen Kanälen tönt, dass das grausame Schlachten notwendig sei, um “Hamas zu vernichten”. Und dass es in Deutschland “Staatsräson” wäre, Israel und seine rechtsextreme Regierung bei diesen barbarischen Massakern uneingeschränkt zu unterstützen.  Wo Herodes Netanjahu mit  der Ration von 136 getöteten Kindern pro Tag seinen biblischen Vorgänger als Statthalter des Imperiums in Palästina  in den Schatten stellt,  fällt es auch schwer, die Floskel vom “Existenzrecht” Israels ernst zu nehmen, bei der nie dazu gesagt wenn, wo denn die Grenzen dieser Existenz liegen.

In zwei Monaten Angriffskrieg auf Gaza haben die israelischen Invasoren jetzt schon mehr Zivilisten getötet als nach knapp zwei Jahren durch den russischen Einmarsch in der Ukraine ums Leben gekommen sind – was nach der geltenden Doktrin des Netanjahu-Regimes auch gerechtfertigt ist, denn sämtliche Einwohner sind “Hamas”: entweder Terroristen, oder Sympathisanten, oder “menschliche Schutzschilde”.
Nicht nur der Wertewesten und seine angeblich “regelbasierte” internationale Ordnung verlieren mit der Akzeptanz dieses Massenmords ihre letzten Hauch moralischer Autorität, auch Israel schießt sich mit Vertreibung und Vernichtung der Bevölkerung aus Gaza und der Westbank selbst in den Fuß.

Dass Netanjahu bei der UN schon Landkarten vorzeigt, auf denen Palästina gar nicht mehr existiert, ist gelinde gesagt voreilig, denn Millionen Menschen zu töten oder zu vertreiben kann und wird die Weltgemeinschaft nicht zulassen. Noch liefert das Imperium in Washington massenweise Waffen und der doppelzüngige “Sultan of Swing” Erdogan den Sprit (40% des israelischen Öls kommen via Türkei), ohne den die Bombardements auf seine Muslimbrüder in Palästina nicht laufen könnten; noch sind keine massiven Sanktionen gegen Israel in Sicht und die Neocons im Pentagon träumen vom Krieg gegen Iran, den man mit jüdischen Fanatikern als Proxy jetzt wunderbar anzetteln könnte… aber das wird schiefgehen – wie alles, was das US-Imperium mit seinen NATO-Vasallen in diesem Jahrhundert militärisch angerichtet hat. Schamlose Propaganda und notorisches  Lügen wird nicht helfen. Wenn in Gaza und Westbank Millionen ermordet und vertrieben werden, kann das Land niemals in Frieden leben – an der “Shalom Aleikum”-Ein-Staaten-Lösung,   führt letztlich kein Weg vorbei

 

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Dass der 2014 angezettelte Proxy-Krieg in der Ukraine nur schiefgehen konnte, weil gegen eine 10-fach überlegene Armee militärisch nicht zu gewinnen ist, habe ich hier auf dem Blog und in einem Buch seit zwei Jahren ad nauseam beschrieben und begründet. Und für sofortige Verhandlungen plädiert. Man musste kein Hellseher sein, um zu dieser Einsicht zu kommen, sondern nur das erste Gebot jeder Kriegführung beachten: “Kenne deinen Gegner!” Doch wie schon ihre Vorgänger hier im Bild haben auch die heutigen Imperatoren diese goldene Regel einfach ignoriert und ein halbe Million Ukrainer in der Blutmühle Donbas verrecken lassen. Weil sie damit “Russland schwächen” wollten. Um zwei Jahre und Berge von Leichen und Milliarden Dollar später erstaunt festzustellen, dass sie ihre eigenen Länder ruinieren und in die Rezession treiben. Allen voran die Deutschen als Mustervasallen, die wie Olaf der Dumme sogar noch dazu grinsen, wenn der Imperator ihnen die Energieversorgung abklemmt und sie zur Deindustrialisierung verdonnert. Der hier seit 2 Jahren angemahnte Morgenthau-Habeck-Plan, Deutschland in ein Agrarland zu verwandeln, liegt indessen noch immer nicht vor, aber die Ampelregierung hat weiter grün und fährt das Land an die Wand.
Und was sagt der CDU-Ostlandritter Kiesewetter ? “Wenn Europa die Energiewende vollziehen will, braucht es eigene Lithium-Vorkommen. Die größten Lithium-Vorkommen in Europa liegen im Donezk-Lugansk-Gebiet. (…) Also wir haben hier auch ganz andere Ziele noch im Hintergrund.” Wir erinnern uns: Ein Bundespräsident musste 2010 schon mal zurücktreten, als er den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr nicht mit “Anti-Terror”-Geschwurbel, sondern mit dem Klartext begründete, man müsse eben die “Handelswege” sichern. Nach der “Zeitenwende” (Scholz) müssen jetzt Grundgesetz und Verfassung freilich zurückstehen, wenn Wirtschaftskriege angesagt sind, die gute alte Kanonenbootpolitik gehört schließlich seit je zur anglo-amerikanischen “regelbasierten internationalen Ordnung.”
Insofern ist damit zu rechnen, dass sich die Dummdeutschen jetzt auch der Koalition der Willigen anschließen, um  im Roten Meer mit einem Flotteneinsatz die Blockade israelischer Öllieferungen durch die jemenitischen Houthi  aufzuheben – unter dem Titel “Operation Prosperity Guardian” ,womit die “Genocid Prosperity”, wie Pepe Escobar es nennt , sichergestellt werden soll. Allen voran mit dem US-Flugzeugträger “Eisenhower”, von dem man glaubt, dass sich Feinde davon erschrecken lassen. Wobei es den Chefplanern solcher  Einsätze offenbar entgangen zu sein scheint, dass der Gegner über Schwärme preiswerter  Drohnen  verfügt und den milliardenschweren Elefanten einfach versenken kann.  Wundern wir uns also nicht, wenn möglicherweise bald ein 9/11 auf See stattfindet.
Bevor das Imperium und seine NATOstan-Helfer von der Barfußtruppe der Taliban aus Afghanistan verjagt wurden, hatte man im Pentagon erkannt, dass es wenig Sinn macht “mit 2-Millionen-Dollar Raketen auf 2-Dollar-Zelte” zu feuern. Diese Erkenntnis hat aber nicht davon abgehalten, in der Ukraine dann mit diesen teuren “Wunderwaffen” auf die Russen loszugehen, als ob die wie die Taliban nur mit rostigen Kalaschnikows ausgestattet wären. Das schreckliche Desaster dieser Ignoranz und Arroganz lässt sich mittlerweile auch mit Propagandalügen nicht mehr vertuschen – wer seinen Gegner nicht kennt wird jeden Krieg verlieren.


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In der letzten 3.JT-Sendung hatten wir uns zum Jahresausklang  nur gute Nachrichten vorgenommen, was angesichts dieser sinnlosen Kriege schwer gefallen ist. So wie es weiterhin schwerfällt, diesen Schrecken anzusehen, wahrzunehmen, festzuhalten, statt einfach wegzuschauen und abzuschalten. Zumal an Weihnachtstagen, vor denen terroristische Zionisten damit drohen, am besten die Geburtskirche in Betlehem in die Luft zu jagen und die Alqsa-Moschee auf dem Tempelberg gleich noch dazu. Hört der Wahnsinn denn nie auf ?

Wolfgang Neuss, dessen 100. wir gerade in Berlin gefeiert haben, hattte die These, dass der Wahnsinn nie aufhört, weil die Seelen, die dafür verantwortlich sind, sich ja wieder inkarnieren, um es in anderer Gestalt besser zu machen: “Wir müssen Hitler solange wiederholen bis er ein Hit ist!” Wie die alten Nazi-Seelen gerade wieder wüten in  Gaza und in Kursk scheint es noch in weiter Weg in die Hitparade des Humanen,  und zum Bestehen der seelischen Reifeprüfung, aber nicht vergessen:

Die Erde läuft gut

 

Die Erde,
wie sie da ist,
wo wir draufsitzen,
die Erde,
— die Erde sagt:
“HÖR MAL ZU”,
sagt die Erde,
“DIE WELT LÄUFT IMMER GUT WIE SIE LÄUFT”.
– Was denn,
auch mit den Tausend Toten auf den Zebrastreifen,
durch Autos? –
Die Welt läuft immer gut,
wie sie läuft,
die Erde läuft immer gut wie sie läuft,
— Was denn,
auch mit den Morden, Frau Bachmeister,
die da erschoß, wasdenn
— der Libanon, haste das Massaker??! –
Die Erde läuft immer gut,
wie sie läuft, sagt die Welt.

Die Welt sagt:
“Die Erde läuft gut,
wie sie läuft,
die läuft gut wie sie läuft.
Seit Milliarden Jahren”,
sagt die Erde,
“die Welt läuft gut,
wie sie läuft!”
– Ja, aber, haste denn nicht Auschwitz gesehn –
“Die Erde läuft gut,
wie sie läuft,
die Welt läuft gut,
wie sie läuft”
— und jetzt kommen wir,
wir alle,
wir jungen,
und wir alten,
und wir alle,
wir Menschen,
und sagen:
“Aber FORTSCHRITT muß doch sein!” –
Da sagt die Erde:
“Die Erde läuft gut wie sie läuft,
die läuft GUT wie sie läuft!”
– Dat ist der Fortschritt;
wir wolln trotzdem den Fortschritt!
Wir wolln ändern, immer,
und die Erde sagt da ununterbrochen,
das ist die Tatsache:
– ein Gesetz:
“Die Erde läuft gut wie sie läuft”,
das ist der URGEIST!!
Der sagt das.
Und da ist auch NICHTS dran zu rütteln

“Die Erde läuft gut wie sie läuft.”

Und da kommen WIR an und icke besonders,
Neussi, und sage:
“Aber die Welt muß doch TOTAL GEÄNDERT werden,
und -Strauß, na aber, und Willy Brandt”
– ja und der Fortschritt?! –
ist dünn.
Warum denn ist er dünn?
Nicht weil das boshaft ist,
nicht weil jemand nicht will,
nicht weil jemand besonders will —
sondern weil die Erde gut läuft wie sie läuft.

DARUM ist der Fortschritt immer so dünn.
Wir Menschen erreichen halt doch etwas.
Aber dünn. Dünn.”

(Wolfgang Neuss: Der gesunde Menschenverstand ist reines Gift”, 1985)

In diesem Sinne, mit einem Lichtstrahl Hoffnung: schöne Feiertage und einen guten Rutsch  ins Neue Jahr!

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3. JT #98: Shalom Aleikum

Schlechte Nachrichten gibt es derzeit überall, aber kann es im dritten Jahrtausend so weitergehen?Am Ende des Jahres wollen wir versuchen Perspektiven zu entwickeln: Nicht nur für Palästina und Israel. Sondern wir schauen in dieser Sendung auch ins Jenseits und in die geheimen UFO-Bergungsprogramme der USA. Außerdem gibt es Einiges zu gewinnen – und was gibt’s Neues von Julian Assange? All das und noch viel mehr besprechen Robert Fleischer, Dirk Pohlmann und Mathias Bröckers im 3. Jahrtausend #98.

Shalom Aleikum!

Neueste Sprachregelungen im Wertewesten:  Massenmord an Kindern heißt jetzt “Hamas”, Vernichtung der Zivilbevölkerung nennt sich “Krieg gegen Terror” und Kritik an diesen Vorgängen und ihren Umbenennungen ist “Antisemitismus”. Man kommt kaum noch hinterher, sich risikofrei politisch korrekt auszudrücken ohne dem Minenfeld der Cancelkultur zum Opfer zu fallen. Sicher aber ist, wie oben im Bild dargestellt, dass ohne das Feuer von Miss Liberty Israels Massaker  in Gaza unmöglich wären. Willkommen in der “regelbasierten internationalen Ordnung”,  in der  jetzt auch barbarische Schlachtfeste inkludiert sind.
Als ich neulich nachts in meinem Bett so auf und ab ging, im Kopf mit diesen schrecklichen Bildern und Fragen, wie dieser Horror beendet werden kann, dämmerte mir plötzlich die Lösung. Mit den USA und Israel, bzw. ihren amtierenden Regierungen, die das Schlachtfest fortsetzen möchten und bei der UN Veto gegen Waffenstillstand eingelegt haben, wird sie nicht zu erreichen sein, aber der Rest der Welt könnte es. Wenn die von Netanjahu & Co. seit Jahrzehnten sabotierte  “Zwei-Staaten-Lösung”  seit dem 7. Oktober definitiv passé ist und ein ethnisch gesäubertes “Groß-Israel” nach der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte unmöglich, kann es in Zukunft nur einen Staat auf dem Gebiet der ehemaligen britischen Kolonie “Palästina” geben. Eine Freundin, mit der ich diese Lösung besprach, schlug als Arbeitstitel für den Staatsnamen “Shalom-Aleikum” vor, was wir hier erst mal festhalten bevor wir zu der Liste von “Ja,aber..,” kommen. Es geht um die Schweiz des Nahen Ostens, eine föderale Genossenschaft von jüdischen, muslimischen, christlichen und säkularen Kantonen mit einem gemeinsamen Parlament und Bundesrat in Jerusalem.
Warum soll im 21. Jahrhundert nicht möglich sein, was in den Reformationskriegen des 16. Jahrhunderts schon machbar war ? Was hindert vernunftbegabte Einwohner Palästinas (Karte von 1948) eine solche Lösung anzustreben, als Kompromiss und Win-Win für alle ? Fiktive Texte aus dem Alten Testament, die als Katasterdokumente und Grundbucheintrag verstanden werden, können es nicht sein, genauso wenig wie irgendwelche andere “heilige” Schriften. Weil im künftigen “Shalom-Aleikum”-Land selbstverständlich Religionsfreiheit herrscht, darf natürlich jeder glauben was er will, als Gesetz aber gilt die gemeinsame, rechtsstaatliche Verfassung, der das Treiben in jüdisch-orthodox geprägten Kantonen ebenso untergeordnet ist wie in den muslimischen. Gebetet und gepredigt werden darf jeweils nach Gusto, Straßenverkehrsordnung, Steuerpflichten und andere Gesetze gelten für alle. Warum ist das nicht machbar, Herr Nachbar? Wäre eine solche Schweiz des Orients nicht überaus wünschenswert?

Damit wären wir bei der Liste von “Ja…aber”, die ich bei einer kleinen Umfrage im privaten Umfeld zusammenstellte.
1: “Die Juden wollen das nicht”. Das mag sein, die Buren wollten die Unterdrückung der Schwarzen auch nicht aufgeben und warfen Mandela Jahrzehnte ins Gefängnis. Internationaler Druck hat die Apartheid in Südafrika zu Fall gebracht. Das würde in Palästina ebenso gehen.
2: “Das US-Imperium braucht permanenten Krieg und hat kein Interesse an friedlichen Lösungen” Das stimmt zwar, nationalistische Fanatiker aufzurüsten und Proxy-Kriege führen zu lassen, war und ist das Mittel der Wahl im anglo-amerikanischen Empire. Doch es ist zuletzt mit ISIS in Irak und Syrien gescheitert, geht mit den Asov-Nazis in der Ukraine gerade auf riesigen Leichenbergen zu Ende und ist auch in Palästina aussichtslos: “Israel is loosing this war”,  so zwei Kenner der Region,  Tony Karon und Daniel Levi, in “The Nation”.
3: “Nach 75 Jahren Vertreibung und Ermordung können sich die Palästinenser niemals mit Israel versöhnen.” Für eine radikale muslimische Minderheit trifft das sicher zu, ebenso wie auf der anderen Seite auf die radikalen jüdischen Siedler. Realpolitik lässt sich mit solchen Extremisten nicht machen, mit der großen Mehrheit der Menschen aber schon. Für religiöse Fundamentalisten und Fanatiker können in den jeweiligen Kantonen dann Reservate eingerichtet werden, wo sie – in Rahmen der freiheitlich, demokratischen Grundordnung – autonom unter sich bleiben können.
4: “Mit der demographischen Welle bei einer Rückkehr der Vertriebenen wären die Juden schnell in der Minderheit.” Das ist in der Shalom-Aleikhum-Föderation kein Problem, weil auch kleinere Kantone dieselbe Stimme haben wie die größeren.
5:”Ich hab lange aufgehört, mir darüber den Kopf zu zerbrechen, diese levantinischen Wüstenvölker,  die Semiten – Juden, Moslems und alle anderen, kennen seit tausenden Jahren doch nichts anderes, als sich gegenseitig  an die Gurgel zu gehen.” Okay, wenn, mit Karl May, gilt “Der Türke an sich ist bieder und ehrlich” (was angesichts des doppelzüngigen Sultans Erdogan aktuell  freilich zweifelhaft scheint), dann könnte man den “Araber an sich” als schnell beleidigt und aufbrausend bezeichnen und den Juden als dauerbetroffenes Opfer mit Täterfreibrief. Anderswo auf der Welt leben sie allerdings auch völlig entspannt zusammen. Dass irgendwelche geophysikalischen Schwingungen für besonders aggressive Vibes in diesem “(Un-)Heiligen Land” sorgen, ist nicht bekannt.

Soviel zu den “Ja, aber…” Einwänden in dieser keinesfalls repräsentativen Umfrage. Ich finde, an einem wiedervereinigten Palästina führt kein Weg vorbei. Zwei Staaten sind nichts anderes als die alte imperiale “Teile &Herrsche”-Strategie und die  Alternativen – judenfreie Theokratie “Palästina” oder rassereine Theokratie “Israel” – sind keine. Anders als eine föderale Shalom-Aleikum Republik, die als friedlicher, neutraler Knotenpunkt und Hub für Handel und Wandel zwischen Asien und Europa prosperiert, die Erdgasfelder an der Küste von Gaza nutzt, sie mit dem Roten Meer vebindet (Stichwort: Ben-Gurion Kanal)und die Negev-Wüste wieder begrünt. Wie zu Zeiten von Kain und Abel.
Das könnte so laufen im neuen Palästisrael, aber nur wenn sich die beiden vertragen. Ansonsten wird auf Jahrzehnte Krieg und Terror herrschen, egal wer “gewinnt”.

Die Weihnachtsfeiern in Bethlehem fallen unterdessen dieses Jahr aus: Jesus burried under rubble in Bethlehem. Die Rolle des “König” Herodes, der als Statthalter des römischen Imperiums Kinder ermorden liess, um seine Macht zu sichern,  hat heuer “König” Bibi übernommen, der als Statthalter des debilen Kaisers Joe Biden schon 8.600 Kinder beseitigt hat, um sich im Amt zu halten. Wieviele es bis zum Fest noch werden sollen, ist unklar. Sicher aber scheint schon jetzt, dass es  kein gutes Ende mit ihm nehmen kann, wie mit Herodes, der nicht als guter “König der Juden” sondern als paranoider, bösartiger Geisterkranker in die Geschichte eingegangen ist….

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100 Jahre Wolfgang Neuss

Wie auf dem Foto von Anita Rehm sah es aus bei dem wachsten und witzigsten Menschen, den ich je kennenlernte und in den letzten 8 Jahren seines Lebens mindestens einmal pro Woche besucht habe.
Am 3. Dezember wäre Wolfgang Neuss (1923-1989) 100 Jahre alt geworden und wird in der UFA-Fabrik Berlin in einer großen Hommage gefeiert.  Am Sonntag und am Dienstag bin ich dabei.

Untenstehend meine Würdigung der gesammelten Werke “Der totale Neuss”, die Volker Kühn – “Ich kenne niemanden, der mehr mit dem Bauch gedacht und mit dem Kopf gefühlt hat als Wolfgang” – 1997 herausgegeben hat.

“An jenem Tag im Frühjahr 1943, als Professor Albert Hofmann in Basel das LSD entdeckte, schoß ich mir bei dem weißrussischen Ort Rshew in meine linke Hand,” antwortete Neuss Mitte der 80er Jahre auf die Journalistenfrage nach dem wichtigsten Ereignis in seinem Leben – und streckte dem Kollegen die zeigefingerlose linke Hand entgegen: “Symbol für Kunst statt Krieg. Selbstverstümmelung war und ist eine gute Friedensbewegung !”.

Zuvor hatte man den Schlachtergesellen und MG-Schützen Hans Otto Wolfgang Neuss nach einer Verwundung mit dem EK 1 ausgezeichnet. Doch er wollte zurück ins Lazarett, Verwundeten Witze erzählen. “Die Feigheit brachte mich zum Fortschritt.” Mit 14 war er aus Breslau nach Berlin abgerückt, um Clown zu werden, der Ausflug endete auf der Wache am Bahnhof Zoo. Jetzt, im Lazarett und später im Internierungslager, versuchte er sich als als Truppenbetreuer bei bunten Abenden: “Ich merkte, daß ich Witze besser erzählen konnte als die, von denen ich sie hatte.” Nach der Entlassung tingelt er als “Hansi Neuss” (der “Wolfgang” kam erst ab 1950) mit einem Leiterwagen und einem Geiger durch norddeutsche Gasthöfe, das “Reichs Kabarett der Komiker (ReKaDeKo)” gibt das Programm “Lachkalorien” – Gagenminimum: ein Abendessen. Neuss conferiert, spielt Sketche, reißt Witze, ein US-Kontrolloffizier drückt ihm Tucholsky in die Hand – und legt mit dieser reeducation den Grundstein zu einer beispielhaften deutschen Karriere.

“Wolfgang Neuss ist tot, reden wir über die Weltliteratur”

“Wolfgang Neuss ist tot, reden wir über die Weltliteratur” schrieb Matthias Beltz 1989 in seinem Nachruf auf den Kabarett- Meister. Das war schon damals kein Witz, beziehungsweise einer, der es in sich hatte – jetzt, wo seine Gesammelten Werke erschienen sind, lässt sich das auch für Außenstehende ermessen. Der kleine Mann aus Breslau, der in den 50ern zu d e r Berliner Großschnauze wurde, der vom Filmstar und Playboy zur Instanz des politischen Kabaretts mutierte, vom trällernden Räuber aus dem “Wirtshaus im Spessart” zum Schrecken Adenauerscher Rundfunkräte, vom komischen Knallchargen zum Lautsprecher der APO, und dann, vom Anmacher und Unruhestifter zum Aussteiger, Haschisch-Orakel und Meditationsmeister – dieser “Zwerg Mundwerk”, wie ihn die FAZ einst titulierte, war nicht nur ein Hanf Dampf in allen Gassen.

Wolfgang Neuss hat auch ein Werk hinterlassen, das große Kunst genannt werden muß, auch wenn man hierzulande dafür nur den deutschen Kleinkunstpreis (5000 Mark, 1983) übrig hatte. Viele seiner Schüler und Adepten, allen voran der hochdekorierte Wolf Biermann, dem Neuss einst die erste West-Tournee ermöglichte, wurden vom Kulturbetrieb da ganz anders bedacht. Wenn jemand wirklich gute Witze macht, sitzt eben immer noch halb Deutschland auf dem Sofa und nimmt übel – Neuss war zu roh, zu radikal, zu rebellisch, um als saturierter Literat zu enden. Und zu konsequent, um nach seinem Rückzug von der Bühne Mitte der 70er als angepasster Alter Ruhe zu geben. Da ging er lieber zum Sozialamt, schnorrte Kollegen und Freunde an und grüßte – zahnlos, aber bissig – als “Drogenwrack aus Charlottenburg”. Und wenn man ihn fragte, woran er gerade arbeite, antwortete er: “An mir.”

“Ich rauche den Strick an dem ich hängen würde”

Was der Neuss denn so mache, wo er denn stecke, das war, so die “Zeit” 1974, “jahrelang die nationale Frage”. Für Medienskandale sorgte während dieser Zeit allenfalls sein Aussehen, dass die Journaille unter “Zahnloses altes Weib” oder “Indiandersquaw” und zur Moritat ‘Vom Superstar zum Kellerkind` auschlachtete. Daß dieser frischfrechfröhliche Mann mit der Pauke und Tausendsassa der Medien, die Schandschnauze der Nation sich so einfach zurückzog und schwieg, wollte niemand so recht verstehen. Dabei tat er nichts anderes, als den Protest zu leben, den er zuvor hinausgeschrieen hatte: der schnieke Playboy und “Jaguar E” – Fahrer übte Konsumverzicht, verschenkte seine Habe und ließ sich statt im Luxus-Penthouse auf dem Meditationskissen einer leeren Zweizimmerwohnung nieder. Und er kurierte seine 20-jährigen Tabletten-und Alkohol-Orgien mit Cannabis: “Ich rauche den Strick an dem ich hängen würde”, verkündete er und wurde nicht müde, den Hanf als Medizin für Körper und Geist zu preisen.

Ich habe nie recherchiert, ob die tapfere “Friedensbewegung” des Humorsoldaten Neuss tatsächlich am selben Tag stattfand wie Albert Hofmanns Zufallsentdeckung des stärksten bekannten Psychedelikums – doch auch wenn das Datum nicht stimmt, bringt es die zwei einschneidenden Ereignisse seines Leben auf den Punkt. Den Schuß in’ s eigene Fleisch, um die Haut zu retten und als Witzbold zu überleben – und die spirituelle Erleuchtung, die ihm Anfang der 70er Jahre durch LSD zuteil wurde. Und die selbst dem Großmaul und Lautsprecher erstmal die Sprache verschlug: “Stell Dir vor, ganz Frankfurt entdeckt, dass der Mensch ein geistiges Wesen ist und überlebt. Die Leute bringen sich um vor Glück.(…) Nicht ungefährlich, denn Du kannst Dir vorstellen, was passiert, wenn Frau Müller aus Neukölln plötzlich entdeckt, dass sie mit zum Göttlichen gehört. Die springt vor Glück fünf Meter in die Luft, und es gilt darauf zu achten, dass sie weich landet. Darauf hat Dr. Hofmann immer wieder hingewiesen: Was auch passiert, Du bleibst sitzen. (…) Und wenn Du sitzenbleibst kriegst Du mit, wie die wirkliche Kommunikation funktioniert: schweigend.”

Diese geistige Aufrüstung war das, was Neuss der martialischen Aufrüstung der 68er Kulturrevolution zur RAF entgegensetzte – das Morden und Brandschatzen hatte er hinter sich. “Das letzte Mal war´n die späteren RAF-Leute bei mir nach der Baader-Befreiung und sagten: ‘Wolfgang, du musst uns helfen, wir brauchen dein Auto.’ Ich hab gebrüllt: ‘ Seid ihr wahnsinnig’ und nicht mitgemacht – leider, wie man heute sagen muß. Denn wäre ich Wahnsinniger damals eingestiegen, hätte das ganze Abenteuer keine drei Tage gedauert.” Ein Foto von Ulrike Meinhof und ihren Zwillingen hing dennoch bis zum Schluss in seinem zu einer einzigen Pinwand ausgewachsenen Zimmer. Für Neuss kam als Konsequenz aus der Radikalität der 60er Jahre kam nur das Abenteuer der Selbstfindung in Frage. Und als er wieder auftauchte, aus der inneren Versenkung, bricht er sein Schweigen mit Worten, die den alten Freunden irre und bizarr vorkommen. “Rauch nicht so viel von dem Zeug” mahnte Uwe Johnson, bevor er sich langsam tot soff. Daß kein Biermann oder Enzensberger, kein Hildebrandt, Hüsch oder ein anderer Kabarett-Kollege es ihm nach tat und asketisch auf der Meditationsmatte Platz nahm, um Einblicke ins Rad der ewigen Wiederkehr zu erhaschen, dass ihm kein Wolfgang Müller (sein Kabarett – Partner in den “goldenen” 50ern, der mit dem Flugzeug abstürzte) nachwuchs, nahm er keifend und zeternd übel.

“Wir müssen Hitler so lange wiederholen, bis er ein Hit ist ….ab 5 Uhr 45 wird zurückgelächelt.”

Ganz anders aber die Texte, die Neuss fortan produziert: immer noch der blitzschnelle Assoziations-Artist und Kalauer-König (“Die Nordsee ist umgekippt – hat mal jemand nen Lappen?”), aber er schöpft nicht mehr aus dem “Anti”, der Negation, dem permanenten Protest. Statt wie einst den Gegner mit verbalem Schnellfeuerbeschuß niederzumähen, übt sich der späte Neuss in der Zen – Politik der Umarmung, im “an die Wand lieben”: “Wir müssen Hitler so lange wiederholen, bis er ein Hit ist ….ab 5 Uhr 45 wird zurückgelächelt.”

Als ich die ersten Texte des “neuen” Neuss – “Freiwillige Selbstkontrolle”und “Happy End Auschwitz” – zu lesen bekam, richteten wir ihm 1982  im “taz”-Feuilleton sofort eine Kolumne ein. Und er sprach mir wöchentlich seinen aberwitzigen, buddhadaistischen Monolog auf Band, in dem Lokalklatsch und Globalstrategie, Privatclinch und Weltkrieg, Kleinkunst und Großkultur, Tagesaktualität und Ewigkeit auf holographische Art kollidierten. Spritztig, witzig und weise. Klaus Theweleit, Chef-Analytiker deutscher Männerphantasien, hat Neuss’ “genialen Zeilen” zum Faschismus später zitiert – neben Benn, Jünger, Pound, Hamsun, Elvis, im “Buch der Könige”. Da gehört er hin, der Neuss, als Schlachtergeselle zu den Dichterkönigen, als deutscher Trommler neben den Rock`n Roll King. Paradebeispiel für einen, der nicht Faschist geworden ist (oder, wie Elvis, als Drogenwrack zu den Narcs überlief).

“Auf deutschem Boden darf nie wieder ein Joint ausgehen”

“Auf deutschem Boden darf nie wieder ein Joint ausgehen” entbot er Richard von Weizsäcker bei seinem legendären Talkshow – Auftritt 1983 zum Gruße – der Spruch war ihm am Nachmittag auf einer Glückwunschkarte zum 60. Geburtstag zugeflogen, von einem Fan aus dem Knast. Ihn gleich am Abend vor einem Millionen-Publikum als Appell an “Häuptling Silberlocke” zu bringen, war nicht nur typisch für die Neussche Methode, es brachte auch das Phänotypische dieser deutschen Biographie auf den Punkt. Nicht den typischen Oberleutnant, mit Oberwasser unter aller Regimen, sondern einen deutschen Schweijk und Torpedokäfer: “Ich hab nie aufgehört von unten anzufangen.”

Die gesammelten Werke des Wolfgang Neuss präsentieren nicht nur die Geschichte eines einzigartigen Künstlers, sondern auch eine einzigartige Geschichte dieser Republik, gesehen von einem ihrer wachesten Zeitgenossen. Sie tauchen wieder auf, die militärischen Vierziger (“Herr Oberst, habe zehn Gefangene gemacht – Na bringen Sie sie her! – Geht nicht, sie halten mich fest”) , die Fünfziger des Wirtschaftswunders und der Wiederbewaffnung, der Adenauers und Erhardts, die Pinscher und Piefkes (“Die von der CDU werden noch so lange machen, bis der liebe Gott aus der Kirche austritt” ) und die Protest- und Aufbruchsära der Sechziger, die Neuss mit seinen über Jahre ausverkauften Solo-Programmen – “Das jüngste Gerücht”, “Neuss Testament” und “Asyl im Domizil” – entscheidend anblies (“Wir können hier richtig deutsch diskutieren, wir haben Verbandszeug im Hause“). Volker Kühn hat die wichtigsten Texte aus vier Jahrzehnten, darunter auch die Drehbücher zu den Filmen “Wir Kellerkinder” und “Genosse Münchhausen” zusammengestellt und um zahlreiche Lebenszeugnisse, Interviews und Bilder ergänzt. Ein wunderbares Buch, daß freilich nicht den “totalen Neuss” enthält, denn der war kein Schreiber, sondern ein Artist des gesprochen Worts, weshalb vieles in diesem Buch aufgezeichnet und abgehört wurde. Insofern bietet der Band, trotz seiner Fülle, nur Momentaufnahmen einer Persönlichkeit, die es in der allmählichen Verfertigung von Pointen beim Sprechen zu unerreichter Meisterschaft brachte. So wie einst Tucholsky den braunen Humorsoldaten Neuss zum kritischen Volksaufklärer transformierte, könnte auch dieses Buch eines Bildungslücke schließen. Im Zeitalter der trostlosen Commedy-Inflation sollte für die Akteure mehr denn je die Maxime des großen Vorsitzenden gelten: “Heut mach’ ich mir kein Abendbrot, heut mach ich mir Gedanken.”

Auf youtube finden sich vielen seiner Filme und Live-Programme

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Mathias Bröckers: JFK -Staatsstreich in Amerika (Oktober 2023), 304 Seiten, 14 Euro

 

 

 

 

 

 

 

Warum Querdenken richtig war und bleibt

“Michael Ballweg, IT-Unternehmer und Gründer der Querdenken-Bewegung, wurde im Juni 2022 verhaftet und in Untersuchungshaft genommen. Vorgeworfen wurde ihm Betrug und Geldwäsche: er hätte Spenden, die ihm für Querdenken zugeflossen waren, privat vereinnahmt. Der Nachweis, dass er für die Organisation der Querdenken-Demonstrationen mehr ausgegeben als über Spenden eingenommen hat, half ihm genauso wenig wie die Tatsache, dass keiner der über 9000 Spender sich geschädigt gefühlt und ihn angezeigt hat. Wegen „untauglichem versuchten Betrug“ war er neun Monate in der JVA Stuttgart-Stammheim in Untersuchungshaft und wurde Anfang April 2023 entlassen. Kurz zuvor hatte die Staatsanwaltschaft beim Landgericht Stuttgart Klage eingereicht, die aber am 6.Oktober 2023 abgewiesen wurde.   Die 10. Große Wirtschaftskammer des LG Stuttgart konnte in diesem Fall weder Betrogene noch einen Betrüger erkennen und will kein Strafverfahren eröffnen. Die Staatsanwaltschaft hat gegen die Nichteröffnung beim Oberlandesgericht Beschwerde eingelegt.

Da hat einer die größten Demonstrationen einer außerparlamentarischen Opposition seit Bestehen der Bundesrepublik auf die Beine gebracht, die nicht mehr forderten als ihre von fragwürdigen Corona-Verordnungen außer Kraft gesetzten Grundrechte der Versammlungs- und Meinungsfreiheit  – und wandert dafür ins Gefängnis? Dass kann eigentlich nicht sein, weshalb offensichtlich mit anderen Mitteln versucht wurde, ihn aus dem Verkehr zu ziehen: mit einer Anklage wegen Betrugs, die auf „versuchten Betrug“ und dann auf „untauglichen versuchten Betrug“ umgetextet wurde, weil es weder Betrogene noch einen Betrüger gibt. Absurd, aber als staatsanwaltliche Anklage weiterhin valide: Ballweg hat zwar niemanden betrogen, aber – so der Vorwurf – er wollte es eigentlich und war nur nicht fähig (zu blöd?) dazu, weshalb es sich um einen „untauglichen“ Betrugsversuch handelt. Also ein Gedankenverbrechen. Aber ausreichend für 9 Monate U-Haft und die Beschlagnahmung seines gesamten privaten Vermögens, das er in mehr als 20 Jahren als selbstständiger Software-Entwickler geschaffen hat.

Anfang September 2023 war ich mit Michael Ballweg und seinen Rechtsanwalt Ralf Ludwig eine Woche in Klausur und habe mir diese unglaubliche Geschichte angehört. Es ist die Geschichte eines »Unpolitischen«, der nie auf einer Demonstration war, bis er die erste seines Lebens selbst anmeldete; der von großen Konzernen als »Querdenker« engagiert und sehr gut bezahlt wurde, weil er über den Tellerrand ihrer Organisation und Systeme hinausschauen konnte; der sein eigenes Geld in die Hand nahm und die »Querdenken«-Bewegung initiierte, die Millionen inspiriert hat, ihre demokratischen Grundrechte einzufordern, die willkürlichen Notstandsmaßnahmen – Rodelverbot für Kinder! – zum Opfer gefallen waren; der die von Zensur und »Cancel-Kultur« verrammelten Debattenräume wieder öffnen und gewaltfreien Widerstand gegen eine zunehmend totalitäre Desinfektion des Meinungskorridors leisten wollte.”

Soweit ein Auszug  aus dem Vorwort zu unserem Gespräch, das in der kommenden Woche in den Buchhandel kommt. Ich kann nicht nur ein unverzichtbares Dokument für die Aufarbeitung der staatlichen Übergriffe in Sachen Corona versprechen, sondern auch  ein authentisches Porträt des “gefährlichsten Anführers” (Die Zeit, August 2023) der Querdenker. Mit jedem Tag, an dem das offizielle Narrativ der Phantom-Pandemie weiter zerbröckelt, zeigt sich, wie richtig “Querdenken” war und wie wichtig Michael Ballweg. In diesem Buch erzählt er seine Geschichte.

Wer schon jetzt ( vor dem offiziellen Erscheinen am 4.12.) bei den Buchkomplizen vorbestellt, bekommt das Buch für 20 (statt später 24 ) Euro.

 

 

„Es geht bei dieser Blockade um einen Staatsstreich“

„Nur der deep state, wie er heute genannt wird, ein Netzwerk von Leuten aus Geheimdiensten, Militärs, staatlichen Behörden und Medien konnten eine solche Inszenierung durchführen“ – das sagt Bestseller-Autor Mathias Bröckers im Interview mit den NachDenkSeiten zur Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy. In seinem Buch „JFK – Staatsstreich in Amerika“ hat der Journalist den Fall genau unter die Lupe genommen. Warum Akten im Fall Kennedy noch immer nicht einfach der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, aber auch über die Hintergründe des Falls, spricht Bröckers im Interview mit Marcus Klöckner.

Herr Bröckers, in Deutschland heißt es immer mal wieder, wenn Akten unter Verschluss kommen, dass das „Wohl des Bundes oder eines deutschen Landes“ bei Veröffentlichung gefährdet sein könnte. In den USA ist im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von brisanten Akten von einer „Gefahr für die nationale Sicherheit“ die Rede. Sie haben gerade Ihr Buch „JFK – Staatsstreich in Amerika“ mit einem aktualisierten Vorwort veröffentlicht. Was Kennedy angeht, sind noch immer Akten unter Verschluss. Immerhin sind 60 Jahre vergangen. Was steckt hinter der Blockadehaltung?

Gute Frage, denn Personenschutz kann es nicht mehr sein. Beamte, Militärs, Agenten, Staatsbedienstete, die im Vorfeld, im Umfeld und der Nachbereitung des Mords irgendwie aktiv waren und deren Identität es möglicherweise zu „schützen“ gilt, leben nicht mehr. Es geht bei dieser Blockade um Höheres als um das Vertuschen persönlicher Fehltritte oder Gesetzeswidrigkeiten, es geht um einen Staatsstreich, um einen „regime change“ , die gewaltsame Beseitigung eines demokratisch gewählten Präsidenten – nicht irgendwo in Amerika, sondern im eigenen Land, den Vereinigten Staaten. Die Tatsache, dass Präsident Kennedy nicht von einem wirren, „kommunistischen“ Einzeltäter ermordet wurde, sondern in einer konzertierten Aktion von CIA, Militärs und angeheuerten Scharfschützen, ist unzumutbar für den Mythos USA als „exzeptionalistisches“ Vorbild von Demokratie und Freiheit. Deshalb haben sowohl Barack Obama, als auch Donald Trump und jetzt Joe Biden den 1992 erlassenen „JFK Records Act“ ignoriert, nach dem bis zum Oktober 2017 sämtliche Behördendokumente im Zusammenhang mit dem Kennedy-Mord veröffentlicht werden müssen. Trotz anderslautender Ankündigungen aller drei Präsidenten gibt es offensichtlich höhere Mächte, die eine Offenlegung nach wie vor verhindern. Mit einem Erlass hat Biden jetzt weitere Veröffentlichungen der über 4.600 geheimgehaltenen Dokumente unter einen „Transparenzplan“ gestellt, der unter Aufsicht der … Trommelwirbel … CIA steht. Mit dieser eleganten Promotion des Bocks zum Gärtner ist das Gesetz außer Kraft gesetzt und die Blockade für die nächsten Jahrzehnte gesichert.

Was erhofft sich die Kennedy-Forschung denn noch von den geheimgehaltenen Dokumenten?

Sicher nicht die Smoking gun. Ein Telegramm „Morgen Kennedy ermorden!, gez.: XYZ“ wird sich nicht darunter finden, aber weitere Puzzlesteine, die ein schon zu weiten Teilen sehr deutliches Bild komplettieren. Wie zum Beispiel die Steuerunterlagen von Lee Harvey Oswald, auf denen man sehen könnte, von wo er Gehalt bezogen hat. Wären es nur die Fabriken und Firmen, wo er gearbeitet hat, würden wir seine Einkommensquellen schon längst kennen, wenn er aber ein inoffizieller Mitarbeiter des FBI war, müssen seine Verdienste aus den Jahren 60/61 top secret bleiben. Auch die Reiseunterlagen und Abrechnungen der Agenten William Harvey, der für Special Operations zuständig war und Kontakte zu Killerkommandos unterhielt, bleiben Staatsgeheimnis, ebenso wie die Akten des CIA-Mannes Joannides, der für die verdeckten Propagandaoperationen aus dem CIA-Büro Miami zuständig war und die Studentenzeitung finanzierte, die als erste das Narrativ von Oswald als pro-kubanischem Kommunisten lancierte, das einen Tag später von der New York Times und allen anderen Medien aufgegriffen wurde. Das sind nur einige Beispiele von vielen weiteren, für die es keinen nachvollziehbaren Grund zur Geheimhaltung gibt, außer dem einen, dass sie nämlich die tiefe Verstrickung staatlicher Stellen in diesen Mord belegen. Bei der Planung, der Ausführung und der Nachbereitung.

Haben Sie eine Vermutung, wie das genau abgelaufen ist? Wer hat JFK ermordet?

Auf die Frage, wer die Schützen konkret waren, habe ich mich im Buch weniger konzentriert als darauf, dass es Lee Harvey Oswald nicht gewesen sein kann, von hinten aus dem 5. Stock des Schulbuchlagers mit einem Versandhaus-Schießprügel für 19 Dollar. Der berühmte Film des Textilunternehmers Abraham Zapruder, der die Vorbeifahrt des Präsidenten gefilmt hatte, zeigt deutlich, dass Kennedys Kopf von vorne rechts getroffen wird und Blut und Gehirnmasse nach hinten herausspritzen. Deshalb wurde der Warren-Kommission, die den Fall untersuchen sollte, statt des Originals des Films nur eine geschnittene Schwarz-Weiß-Kopie gezeigt. Dafür hatte Allen Dulles gesorgt, der die Kommission leitete und sicherstellte, dass bei dieser „Untersuchung“ das gewünschte Ergebnis – der verwirrte Einzeltäter Oswald – herauskam. Auch Dulles war ein zum Gärtner promovierter Bock, denn Kennedy hatte ihn ein Jahr zuvor als Chef der CIA gefeuert, wegen der von ihm eingefädelten und gescheiterten Schweinebucht-Invasion auf Kuba. Weil er Angriffe der US-Luftwaffe für diesen „regime change“ abgelehnt hatte, war der frisch ins Amt gekommene Kennedy von Anfang an ein rotes Tuch für CIA und Militärs.

Was den Ablauf der Ermordung betrifft: In Chicago, Tampa und Dallas, den Stationen der Wahlkampftour Kennedys im November 1963, wurden Attentate geplant, mit Hilfe von „privaten“ Mafia-Schützen, mit von der CIA vorbereiteten Sündenböcken und mit falschen Spuren, die eine „glaubhafte Abstreitbarkeit“ sicherstellen. Die ersten beiden Anschlagsversuche scheitern, der in Dallas ist am 22. November dann erfolgreich. Und wird, angefangen mit manipulierten Obduktionsfotos und -berichten, über das sofort lancierte Narrativ vom verwirrten Einzeltäter, der passenderweise nach zwei Tagen von einem anderen verwirrten Einzeltäter, dem Clubbesitzer Jack Ruby, erschossen wird, ins Geschichtslexikon transportiert.

Was sind für Sie die stärksten Hinweise darauf, die Ihre These untermauern?

Keine fremde Macht, weder die Sowjetunion, noch Kuba, noch Israel, noch das organisierte Verbrechen, die in diversen Publikationen als Hintermänner verdächtigt werden, hätte das Attentat so durchführen und nachbereiten können – einen Einzeltäter als Sündenbock sofort verhaften, ihm mit einer sofortigen (Nicht-)Ermittlung alle Schuld in die Schuhe schieben und diese Legende über Jahrzehnte aufrecht und vor Forschern und Historikern Dokumente bis heute geheim halten…. Nur der deep state, wie er heute genannt wird, ein Netzwerk von Leuten aus Geheimdiensten, Militärs, staatlichen Behörden und Medien konnte eine solche Inszenierung durchführen.

Was würde passieren, wenn anhand von Dokumenten bekannt würde, dass der eigene Staat hinter der Ermordung des Präsidenten steckt? Was würde das bedeuten?

Es würde einen großen Prozess historischer Aufarbeitung und demokratischer Selbstläuterung bedeuten, bei dem die „Leuchtende Stadt auf dem Hügel“ sich den dunklen Seiten ihrer mörderischen Politik seit Kennedy stellen müsste. Das wird natürlich nicht geschehen. JFK wollte die US-Truppen aus Vietnam abziehen, er wollte das atomare Wettrüsten beenden, einen Friedensvertrag mit der Sowjetunion schließen und er wollte die CIA „in tausend Stücke schlagen“ und ein Ende ihrer verdeckten para-militärischen Operationen überall auf der Welt. Als klassischer Kalter Krieger ins Amt gekommen, hatte er sich zu einem „Peacenik“ gewandelt, der mit einer zweiten Amtszeit, die er mit einem Erdrutschsieg gewonnen hätte, zu einer echten Gefahr für den „militärisch-industriellen Komplex“ geworden wäre. Vor dessen zunehmender Einflussnahme auf die Politik hatte Kennedys Vorgänger Eisenhower in seiner Abschiedsrede ausdrücklich gewarnt. Und würde der Kennedy-Mord öffentlich aufgearbeitet, könnte man die Entwicklung vom MIK zum MICIMAT („Military-Industrial-Congressional-Intelligence-Media-Academia-Think-Tank“)-Komplex, wie ihn der CIA-Veteran Ray McGovern nennt, sehr gut aufzeichnen – und auf die Idee kommen, seinen Einfluss einzudämmen. Deshalb wird eine solche Aufarbeitung nicht stattfinden.

Vor kurzem erschien ein Artikel im Spiegel mit der Überschrift: Ex-Leibwächter zweifelt an der »magischen Kugel«. Was sind Ihre Gedanken dazu?

Jeder Mensch mit einem IQ über Zimmertemperatur musste die Behauptung einer einzigen Gewehrkugel, die zuerst Kennedy tötet und dann dem vor ihm sitzenden Gouverneur Conally fünf weitere Verletzungen beibringt, als Märchen abtun. Dass noch heute Geschichten darüber in einem ehemaligen Nachrichtenmagazin erscheinen, zeigt, welche Macht Fake News wie die magische Kugel haben. Wenn sie nur penetrant und dauerhaft aus allen MICIMAT-Kanonen gefeuert werden, landen sie im Geschichtsbuch. Willkommen in Brainwashington DC. Nachdem das bei Kennedy so gut funktionierte, konnte man nach der magischen Kugel bei 9/11 dann auch problemlos die Legende von Osama und den 19 Teppichmessern auftischen, die mit zwei Flugzeugen drei Wolkenkratzer pulverisiert haben sollen.

Die Annahme, dass Kennedy Opfer einer Staatsverschwörung wurde, haben große Medien in schöner Regelmäßigkeit als unsinnige Verschwörungstheorie abgetan. Dreht sich der Wind?

Das glaube ich nicht. Der neutrale Begriff „Verschwörungstheorie“ – A und B verabreden sich hinter dem Rücken von C, um sich einen Vorteil zu verschaffen – wird mit dem Kennedymord zu einem Kampfbegriff im Informationskrieg. Die Ungereimtheiten der Einzeltäter-Hypothese und Fragwürdigkeiten der Warren-Ermittlung waren einigen Journalisten und Autoren aufgefallen, die Artikel und Bücher dazu publizierten. Dazu erging im April 1964 dann ein Memo der CIA an alle ihre Stationen, dass es sich bei dieser Kritik um „Verschwörungstheorien“ handelt, die allein aus kommerziellen Gründen oder vom kommunistischen Ausland gesteuert veröffentlicht würden. Den CIA-Büros wurden Anleitungen gegeben, wie diese „Verschwörungstheoretiker“ diskreditiert werden und welche Argumente sie den lokalen Kontakten und „Eliten“ dazu liefern sollten. Mit dieser PR-Aktion wird der neutrale Begriff zur Diffamierungsvokabel, zu einer Diskurskeule, mit der jede Kritik an offiziellen Narrativen abgewürgt werden kann.

Mit dem Kennedy-Mord und seiner medialen Nachbereitung wird das erstmals erfolgreich durchexerziert und ist seitdem eine bewährte Strategie des Wahrnehmungsmanagements, was man in voller Blüte dann auch nach 9/11 und in der Covid-„Pandemie“ erleben konnte. Und das so inflationär, dass „Verschwörungs-Theorie“ allein schon nicht mehr ausreicht und um -Legenden, -Mythen, -Ideologien erweitert werden musste. Deshalb glaube ich auch nicht, dass sich in Sachen JFK der Wind dreht. Es sei denn, sein Neffe RFK jr., der als unabhängiger Kandidat bei der nächsten US-Wahl antritt, würde ins Weiße Haus einziehen. Aber das ist äußerst unwahrscheinlich – im US-amerikanischen „Einparteiensystem mit zwei rechten Flügeln“ (Gore Vidal) ist kein Platz für unabhängige Kandidaten. Die imperiale Kriegsmaschine muss sich weiterdrehen, wer sich dagegenstellt, kann vor aller Augen öffentlich hingerichtet werden und die mächtige Medienmaschine sorgt dann dafür, dass niemand etwas gesehen hat. Für jeden von Kennedys Nachfolgern hat der 22. November 1963 ein unübersehbares Fanal gesetzt.

 

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Zuletzt erschienen:

Mathias Bröckers: JFK -Staatsstreich in Amerika (Oktober 2023), 304 Seiten, 14 Euro

 

 

 

 

 

 

Zum Abschuss freigegeben

Heute vor genau 60 Jahren – um 12:30 Uhr Ortszeit Dallas/Texas – wurde auf den 35. Präsidenten der USA geschossen. Gegen 13 Uhr wurde John Fitzgerald Kennedy für tot erklärt. Warum musste er sterben? – auf Overton ist dazu heute ein Auszug aus meinem Buch erschienen

Folgend ein Auszug aus  »JFK – Staatsstreich in Amerika«. Passend hierzu verweisen wir nochmals auf das Interview mit Mathias Bröckers.

Im Frühjahr 1963 hatte John F. Kennedy in den Augen seiner zunehmend erbitterten Gegner in der CIA, im Pentagon und in der exilkubanischen Gemeinde ein beeindruckendes Sündenregister angesammelt. Er hatte zugelassen, dass die Schweinebucht-Invasion im Debakel endete. Er hatte die Kubakrise hinter dem Rücken seiner Militärs und Nachrichtendienste durch einen geheimen Notenwechsel mit Chruschtschow gelöst. Er hatte ähnlich diskret begonnen, mit Fidel Castro, dem revolutionären Feind vor der eigenen Küste, zu einer Verständigung zu kommen, und so die Rückeroberungspläne der militanten Kommunistenjäger und der rechtsgerichteten Exilkubaner in seinem Land endgültig sabotiert.

Er hatte einige der säbelrasselnden Vertreter im Generalstab durch moderatere Generäle ersetzt, die Hauptverantwortlichen für das Schweinebucht-Abenteuer – Allen Dulles und Richard Bisell – entlassen, die Durchführung verdeckter Operationen unter stärkere Kontrollen gestellt, eine Kürzung des CIA-Budgets verfügt und den Top-Agenten William Harvey abberufen, der auch nach dem Stopp der Operation Mongoose unbeirrt weiter militante Aktionen gegen Kuba durchführen ließ. Er hatte zudem die rassistischen Weißen in den Südstaaten gegen sich aufgebracht, als er mit Hilfe der Nationalgarde die Einschreibung von James Meredith, des ersten schwarzen Studenten, an der Universität Mississippi durchsetzte und den rechtsradikalen General Edwin Walker, der die Proteste dagegen anführte, in Haft nehmen ließ.

Abzug aus Vietnam

Das Buch zum Attentat auf JFK. Hier erhältlich!Und auch in einer ganz anderen Weltgegend, in Südostasien, hatte sich Kennedy für seine Gegner als Schwächling und Kommunistenfreund erwiesen. Er hatte mit Chruschtschow eine Vereinbarung über die Neutralität von Laos getroffen sowie den ständigen Forderungen der CIA und der Militärs widerstanden, Kampftruppen nach Vietnam zu schicken. Stattdessen hatte er die dortigen amerikanischen Aktivitäten auf die Anwesenheit von Militärberatern beschränkt und seinen Generälen – zu deren Entsetzen – aufgetragen, einen langfristigen Plan für den kompletten Rückzug aus Vietnam vorzulegen. Als Verteidigungsminister McNamara dies Paul Harkins, dem kommandierenden General des Militärberatungskommandos, bei einem Treffen in Saigon im Mai 1962 mitteilte, fiel dem – so beschreibt McNamaras Berater George Allen die Szene – »das Kinn fast auf die Tischplatte«.

Kennedys Entscheidung zum Abzug aus Vietnam ist später von zahlreichen Historikern ignoriert oder sogar in Frage gestellt worden, die die Eskalation des Kriegs durch seinen Nachfolger Lyndon B. Johnson als konsequente Fortsetzung der von JFK begonnen Politik beschrieben haben. Erst seit Mitte der 90er Jahre, durch die vom ARRB publizierten Dokumente und die Veröffentlichung der Kennedy-Tapes, wurde Klarheit darüber geschaffen, dass Kennedys Abzugspläne eindeutig und definitiv waren.

Das in etwa war die Situation, in der sich John F. Kennedy befand, als er am 10. Juni 1963 vor der American University in Washington seine aufsehenerregendste und neben der zwei Wochen später gehaltenen »Ich bin ein Berliner«-Ansprache vor dem Schöneberger Rathaus bekannteste Rede hielt. Wir wollen daraus im Folgenden ausführlich zitieren, weil hier der Wandel des Präsidenten vom realpolitischen Rhetoriker der Konfrontationslogik zum Visionär der Menschlichkeit und des globalen Friedens überaus deutlich wird. Was Kennedy unter dem strahlend blauen Himmel dieses Tags verkündete und forderte, war nichts anderes als eine völlige Transformation zur Zivilisierung, ein Ende des Kalten Krieges:

»Ich habe diesen Zeitpunkt und diesen Ort gewählt, um ein Thema zu erörtern, über das zu oft Unwissenheit herrscht und bei dem die Wahrheit zu selten gesehen wird – und doch ist es eines der wichtigsten Themen auf Erden: der Weltfrieden.

Welche Art von Frieden meine ich? Nach welcher Art von Frieden streben wir? Nicht nach einer Pax Americana, die der Welt durch amerikanische Kriegswaffen aufgezwungen wird. Nicht nach dem Frieden des Grabes oder der Sicherheit des Sklaven. Ich spreche hier von dem echten Frieden – jenem Frieden, der das Leben auf Erden lebenswert macht, jenem Frieden, der Menschen und Nationen befähigt, zu wachsen und zu hoffen und ein besseres Leben für ihre Kinder aufzubauen, nicht nur ein Friede für Amerikaner, sondern ein Friede für alle Menschen. Nicht nur Frieden in unserer Generation, sondern Frieden für alle Zeiten.«

Er sprach vom Frieden

Schon in seinen einleitenden Worten machte Kennedy klar, dass es ihm hier um etwas anderes ging als um die üblichen Friedensbekundungen, die Politiker permanent von sich geben, um nicht als Unmenschen dazustehen. Es ging ihm um etwas Großes, Globales, Ganzes – um einen Frieden nicht nur vor der eigenen Haustür, sondern für die gesamte Welt.

»Ich spreche vom Frieden, weil der Krieg ein neues Gesicht bekommen hat. Ein totaler Krieg ist sinnlos in einem Zeitalter, in dem Großmächte umfassende und verhältnismäßig unverwundbare Atomstreitkräfte unterhalten können und sich weigern zu kapitulieren, ohne vorher auf diese Streitkräfte zurückgegriffen zu haben. Er ist sinnlos in einem Zeitalter, in dem eine einzige Atomwaffe fast das Zehnfache an Sprengkraft aller Bomben aufweist, die von den gesamten alliierten Luftstreitkräften während des Zweiten Weltkrieges abgeworfen wurden. Und er ist sinnlos in einem Zeitalter, in dem die bei einem Atomkrieg freigesetzten tödlichen Giftstoffe von Wind und Wasser, Boden und Saaten bis in die entferntesten Winkel des Erdballs getragen und sich selbst auf die noch ungeborenen Generationen auswirken würden.«

Damit brachte er auf den Punkt, was sich nach der Atomeuphorie der 50er Jahre, als für den Notfall eines Nuklearangriffs die Aktentasche über dem Kopf und das Ducken unter den Schreibtisch empfohlen wurde (»duck and cover«), so langsam herumsprach: die nicht nur kurzfristige, sondern langfristige und großflächige Zerstörung organischen Lebens, die Atomwaffen mit sich bringen, und die Notwendigkeit, eine solche lebensfeindliche Katastrophe zu verhindern.

»Es ist heute, wenn der Friede gewahrt werden soll, unerlässlich, jedes Jahr Milliarden von Dollar für Waffen auszuwerfen, die lediglich zu dem Zweck geschaffen werden, sicherzustellen, dass wir sie niemals einzusetzen brauchen. Aber zweifellos ist die Anlage solcher unnützer Arsenale, die nur der Vernichtung und niemals dem Aufbau dienen können, nicht der einzige, geschweige denn der wirksamste Weg zur Gewährleistung des Friedens.«

Absage an das Wettrüsten

Eine deutliche Absage an die Haltung, dass das Wettrüsten alternativlos ist und ein Gleichgewicht des Schreckens und der Aggression der einzig mögliche Weg, den Frieden zu bewahren. Der einstige kalte Krieger John F. Kennedy, der in seiner politischen Karriere durchaus und nicht selten für eine Aufrüstung des Waffenarsenals plädiert hat, machte klar, dass er sich von dieser Haltung verabschiedet hatte.

»Ich spreche daher vom Frieden als dem zwangsläufig vernünftigen Ziel vernünftiger Menschen. Ich bin mir bewusst, dass das Streben nach Frieden nicht so dramatisch ist wie das Streben nach Krieg – und oft treffen die Worte desjenigen, der nach Frieden strebt, auf taube Ohren. Und doch gibt es keine dringlichere Aufgabe für uns. Manche sagen, es sei zwecklos, von Weltfrieden, internationalem Recht oder internationaler Abrüstung zu sprechen – und alles sei nutzlos, solange die Führer der Sowjetunion keine aufgeschlossenere Haltung einnehmen. Ich hoffe, sie werden dies tun. Ich glaube, wir können ihnen dabei helfen. Aber ich glaube auch, dass wir unsere eigene Haltung überprüfen müssen – als Einzelperson und als Nation –, denn unsere Einstellung ist genauso wichtig wie die ihre.«

Der Historiker Arthur Schlesinger beschrieb diese letzte Bemerkung später als einen »geeigneten Satz, die gesamte amerikanischen Sicht des Kalten Kriegs zu revolutionieren«. In der Tat wurde hier kein dumpfes Feindbild mehr propagiert, sondern der Projektionscharakter solchen Schwarz-Weiß-Denkens deutlich gemacht, das nur überwunden werden kann durch den Blick auf die eigene Haltung, durch kollektive und individuelle Selbsterkenntnis.

[…]

Es ist dies, da sind sich nahezu alle Historiker einig, eine der radikalsten Reden, die ein amerikanischer Präsident jemals gehalten hat. In fast schon poetischem Ton markiert sie Kennedys radikale Abkehr von der bestehenden Politik der Konfrontation und des Krieges und die Hinwendung zu einem neuen Zeitalter der Kooperation und des Friedens. Sie lässt die Stigmatisierung und Dämonisierung des »Bösen« und damit die typische Rhetorik des Kalten Kriegs weit hinter sich und schwingt sich zu einer empathischen Humanisierung des vermeintlichen Feindes, des russischen Volkes auf. Sie beschwört das Gemeinsame und Versöhnende, statt mit der Betonung von Angst und Schrecken die Spaltung voranzutreiben, und sie appelliert in psychologischer Tiefe an beide Seiten, ihre innere Haltung und Eigenwahrnehmung einem Prozess der Selbsterforschung zu unterziehen.

Ihm war es ernst

Animiert zu dieser radikalen und bahnbrechenden Rede wurde Kennedy von dem bekannten amerikanischen Journalisten und Friedensaktivisten Norman Cousins, der zwei Monate zuvor von einer Reise aus Rom und Moskau zurückgekehrt war, wo er mit Papst Johannes XXIII. und mit Chruschtschow Gespräche geführt hatte. Von Kennedy überbrachte er dem Sowjetführer dabei die Botschaft, »dass kein Mann in der amerikanischen Politik dringender an einer Beseitigung der Feindschaften des Kalten Kriegs interessiert sei als er« – und vom Papst eine Vorabkopie seiner Enzyklika Pacem in terris, in der das Oberhaupt der Katholiken für einen globalen Frieden warb, der »nicht auf einem Gleichgewicht der Waffen, sondern auf gegenseitigem Vertrauen beruht«. Von beiden durch den inoffiziellen Botschafter Cousins überbrachten Botschaften zeigte sich Chruschtschow sehr beeindruckt. Schon im Jahr zuvor, als der Papst während der Raketenkrise auf Kuba an beide Seiten appelliert hatte, zu einem friedlichen Kompromiss zu kommen, hatte er dafür gesorgt, dass dieser päpstliche Kommentar in der Prawda abgedruckt worden war.

Und dasselbe geschah nun mit der Rede Kennedys: Sie wurde in voller Länge in der sowjetischen Parteizeitung abgedruckt. Chruschtschow bezeichnete die Rede »als die großartigste eines amerikanischen Präsidenten seit Roosevelt«, und die Regierung ermöglichte dem ansonsten durch Störsender unterdrückten Radiosender Voice of America, sie in russischer Sprache ungekürzt in der gesamten Sowjetunion auszustrahlen. In einem Glückwunschtelegramm an Kennedy zum Unabhängigkeitstag am 4. Juli betonten Chruschtschow und sein Stellvertreter Leonid Breschnew ihre Überzeugung, dass die Regierungen der beiden Länder ihre Spannungen beseitigen und im gegenseitigen Austausch »zu einem allgemeinen Frieden« kommen könnten.

[…]

Sehr ernst genommen wurde Kennedys Rede freilich da, wo man sich von dem Vorhaben einer »allgemeinen vollständigen Abrüstung« seiner Geschäftsgrundlage beraubt sah und von der Forderung einer Aussöhnung und friedlichen Koexistenz mit der Sowjetunion ins Mark getroffen fühlte: im militärisch-industriellen Komplex, bei der CIA und ihren exilkubanischen Para­militärs. Wenn den Generälen und CIA-Oberen schon bei der Ankündigung des Verteidigungsministers McNamara, statt Kampftruppen nach Vietnam zu entsenden dort sogar die »Militärberater« abzuziehen, »die Kinnlade bis auf den Tisch gefallen war«, dann muss sie ihnen während Kennedys visionärem Ausblick auf eine entmilitarisierte Welt noch viel tiefer gefallen sein. Denn ihnen war klar, dass es sich hier nicht um die beliebige Schönwetterrede eines hergelaufenen Politikers handelte.

Dem Mann war es ernst. Der wollte die Welt verändern. Das war zu viel. Das konnten sie nicht zulassen. Und so war der 35. Präsident der USA zum Abschuss freigegeben.

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