Wenn dank Trumps “großartigen” Bombardements iranischer Nukleareinrichtungen diese jetzt “vollständig zerstört” sind, sollte es eigentlich keinen Anlass mehr geben, das Land weiter mit Krieg und Sanktionen zu überziehen. Zumal das “Ja, aber..”, dass der Iran als “Sponsor des internationalen Terrorismus”eine Bedrohung darstellt, von den Statistiken des US-Statedepartmernts selbst widerlegt wird: “Thirteen of the 14 Muslim Groups identified by the U.S. intelligence community as actively hostile to the US are Sunni, not Shia, and are not supported by Iran.”
Wenn es also keine Nuklearwaffen und keine internationale Terrorismusbedrohung durch den Iran gibt, um was geht es dann ? Es geht um BRICS, es geht um Handel und Wandel auf dem Nord-Süd-Korridor von Petersburg nach Mumbai und auf der Ost-West-Achse von China nach Teheran, wo bezeichnenderweise am 12. Juni – ein Tag vor Israels Angriff – der erste Güterzug auf dieser neuen Bahnstrecke eintraf,: es geht um die Kontrolle des Irans als Rohstoff,-und Finanzzentrum des Mittleren Ostens und BRICS-Knotenpunkt – und um die Verhinderung des Ausbruchs aus der Dollar-Hegemonie.
Es geht dem US-Imperium natürlich auch nicht um “Demokratie” im Iran, die es mit der Beseitigung des demokratisch gewählten Präsidenten Mossadegh 1952 selbst abgeschafft hat – weil dieser die Ölreserven dem Land übereignen wollte, statt sie Konzernen wie BP zu überlassen – und mit Reza Pahlevi einen Marionetten-Diktator installierte, der jede Opposition brutal unterdrückte. Bis am Ende nur die Religionspartei der Mullahs übrig blieb, ihn mit der islamischen Revolution 1979 zu verjagen, worauf man den Irak mobilisierte, bewaffnete, und einen 8-jährigen Krieg führen lies, den der Iran unter großen Verlusten am Ende gewann. Seitdem wird das Land sanktioniert und die politische und militärische Führung steht auf der Abschlussliste von CIA, MI-6 und Mossad – nicht wegen seines theokratischen Regimes, sondern wegen seines Rohstoffreichtums.
Im April hatte man Reza Pahlevi, den gleichnamigen Sohn des Ex-Diktators symbolisch nach Israel eingeflogen, um ihn auf eine Rolle als Marionetten-Monarch bei der Operation”Rising Lion” vorzubereiten. Mit verdeckten Agenten und Sabotage-Drohnen im Land, mit Mordaktionen gegen führende Militärs und einem überraschenden Bombenkrieg sollte die Bevölkerung zum Aufstand gegen die Regierung gebracht und dann nach dem Muster “Farbenrevolution” ein regime change” inszeniert werden, mit einem neuen “Schah” Reza an der Spitze.
Wer immer aus den oben genannten Diensten diesen Löwen-Zirkus – benannt nach der Flagge des Vaters (rechts) – mit einem Diktatorensohn als Fake-Monarchen geplant und ausgeführt hat, kann die sicher schon vorproduzierten Fähnchen wieder einpacken. Der unprovozierte Angriff Israels hat das iranische Volk mehr denn je hinter der Fahne der Islamischen Republik (links) versammelt und die Gegenschläge des Irans, über die in westlichen Medien nicht berichtet wird – wir dürfen nur Einschläge an Zivilhäusern zeigen, nicht die an strategischen Punkten, so eine ARD-Reporterin – haben in Israel heftige Schäden angerichtet. Die hochgepriesene “Iron Dome” genannte Luftverteidigung hat sich als eisernes Sieb herausgestellt, das laut “Wall Street Journal” pro Tag 285 Millionen Dollar Kosten für Abwehrraketen verschlingt, deren Vorrat auf maximal 12 Tage geschätzt wurden, wenn die iranischen Attacken so weiter gegangen wären.
Mit dem von den USA verhandelten Waffenstillstandsabkommen hat Trump zumindest kurzfristig dem Regime Netanjahus den Arsch gerettet, – und auch den eigenen, unter dem seine Großspender, die Israel-Lobby, und die “Bomb, bomb,bomb Iran!”-Neocons kräftig Feuer gemacht hatten. Letzteren hat Trump trickreich den Wind aus den Segeln genommen: mit dem “großartigen” Einsatz von Bunker-Bustern und der “vollständigen Vernichtung” der iranischen Nukleareinrichtungen – über die der Iran vorher informiert wurde und das angereicherte Material wegschaffen konnte, siehe die Lastwagenkolonne auf dem Foto oben – und mit der anschließenden Gestattung eines iranischen Raketenschlags auf den US-Stützpunkt in Katar, der ebenfalls mit ausreichender Vorwarnung und ohne Tote oder Verletzte erfolgte. Willkommen im Kabuki-Theater des US-Imperiums, wo symbolische Attacken mit echten Explosionen inszeniert werden, die man hinter den Kulissen vorher abgesprochen hat. Um sofort nach dem Feuerwerk “Waffenstillstand” und “Frieden” zu verkünden, dem der Iran zustimmt, weil er keinen Krieg mit Amerika will – und Israel zustimmen muss, weil ihm die Abwehrraketen und das Geld ausgehen. Unbestätigten Berichten zufolge soll der Iran dem Waffenstillstand nur unter der Bedingung zugestimmt haben, dass Sanktionen gelockert würden und der Genozid in Gaza beendet wird. Gestern hat Trump zumindest verkündet, Irans Ölhandel mit China von den Sanktionslisten zu streichen. Von seinem Projekt einer palästinenserfreien “Riviera am Mittelmeer” ist er aber nicht abgerückt.
Wie lange der Blitzfrieden nach dem Blitzkrieg halten wird ist äußerst unklar, wie in der Ukraine nutzt das Imperium Waffenstillstandsphasen gerne zur Aufrüstung seiner Vasallen und niemand weiß, wie dieser Fake-Frieden jetzt erneut genutzt wird, um den Krieg weiter zu führen. Das Zwischenergebnis lässt sich unterdessen auf den Straßen in Teheran und anderen Städten Irans ablesen, wo Massen ihr Land und die Regierung feiern, während sie in Tel Aviv zum wieder geöffneten Flughafen strömen, um schleunigst auszureisen.
Der “Rising Lion” hat kaum die Pfote gehoben und wurde mit blutiger Schnauze in seinen Käfig zurück gejagt, wo er sich weiter an wehrlosen Frauen und Kindern in Gaza gütlich tun muss. Netanjahu muss weiter Krieg führen, um sein Amt zu retten und entsprechend wird in Israel über die Fortsetzung schon nachgedacht. Und der Iran wird dabei nicht untätig zuschauen und wohl nicht so naiv sein, sich auf irgendwelche Verträge mit “Partnern” wie US-Israel zu verlassen, die internationales Recht und UN-Charta nach Gusto ignorieren; oder seine Nutzung des angereicherten Urans wieder der korrumpierten Kontrollbehörde IAEA zu unterwerfen. Im Gegenteil: wenn es für Iran bisher keinen Grund gab, die von Ayatholla Khameini aus ethischen Gründen untersagten Nuklearwaffen herzustellen, dann haben Israel und USA ihn mit ihren Angriffen jetzt geliefert. Der Krieg auf dem Highway To Hell ist nicht zu Ende…
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Erschienen am 10. Juni 2024
Mathias Bröckers: Inspiration – Konspiration – Evolution. Gesammelte Berichte aus dem Überall, Fifty-Fifty (Juni 2024), 464 Seiten, 30 Euro












