Beware of Brainwashington!

Broeckers_JFK_web-1In den Massen von Infontainement-Müll, Pseudo-Dokumentationen und Un-Journalismus kommen zum 50. Jahrestag der JFK-Ermordung hier und da auch Dinge zum Vorschein, die man noch nicht gehört hat. Wie die Aussage eines der Notfallärzte im Parkland-Hospital in Dallas, Dr. Don Curtis, die in der texanischen Zeitung “Canyon News” zitiert wird – über den Zustand von Kennedys Schädel bei seiner Einlieferung ins Krankenhaus: “The posterior part of his head was blown out”.  Dass viele andere Zeugen des medizinischen Personal in Dallas dassselbe gesehen haben und die Kommission des ARRB in den 90er Jahren zweifelsfrei beweisen konnte, dass die im Nationalarchiv lagernden Autopsie,-und Röntgenaufnahmen JFKs manipuliert wurden und keinen Schädel zeigen, dessen hinterer Teil nicht herausgesprengt sondern nahezu komplett ist – diese Fakten allein reichen aus, um die aktuelle JFK-Berichterstattung als Schlammflut der Desinformation zu diskreditieren. Ebenso wie das haltlose Geschwätz darüber, dass wegen der vielen “Verschwörungstheorien” die Wahrheit wohl nie ans Licht kommen wird. Denn nicht diese Theorien verhindern das, sondern die Ignoranz, das bewußte Ausblenden, die gezielte Unterschlagung von Tatsachen. Wie eben solcher medizinischer Fakten, die einen Schuß von hinten, eine Eintrittswunde am Hinterkopf – und damit Oswald als Todesschützen – defintiv auschliessen. Damit wissen wir noch nicht, wer es war, aber wir wissen, wer es nicht war – und so hätte jede seriöse kriminalistische Suche nach dem Täter zu beginnen. Selbst wenn die  mangels faktischer Beweise überbordende Psychologisierung der gestörten Persönlichkeit und der Motive Oswalds, die schon der Warren Report und nach ihm ein Wust von Literatur ad infinitum auswalzt – selbst wenn das alles zuträfe: die Fakten schliessen aus, dass er der Mörder Kennedys war! Allein der oben zitierte medizinische Befund, zu dem noch ein Dutzend weitere Beweise kommen (fehlende Schmauchspuren an seinen Wangen, Zeugen, die ihn vor und nach den Schüssen  im Pausenraum sahen, die falsch identifizierte Tatwaffe usw. usf. ) hätten jeden Wald-und-Wiesen-Strafverteidiger in die Lage versetzt, vor Gericht einen Freispruch für den Angeklagten Lee Harvey Oswald zu erreichen. Dass noch 50 Jahre später kaum ein Schurnalist die Eier in der Hose hat, zumindest das klar und deutlich zu benennen – ohne sich deshalb  in Spekulationen oder Hypothesen zu ergehen – wirft ein bezeichnendes Licht auf die gesamte Medienbranche, deren Vertreter deshalb mit Fug und Recht mehreitlich asls Pre$$titutes bezeichnet werden müssen. Sie lügen für Geld und vermüllen die Gehirne ihres Publikums – und morgen gibt es die volle Dröhung, weshalb die Parole nur lauten kann: Beware of Brainwashington!

JFK Termine

Broeckers_JFK_web-1Gestern abend war ich in Salzburg Gast bei einem JFK-Talk von Servus TV.  Zugeschaltet war u.a. der Sohn von Sergej  Chruschtschow, der Sohn von Nikita. Die Sendung wird am Donnerstag um 22.15 ausgestrahlt (in Deutschland über DVB-T empfangbar).
Überall im TV empfangbar ist Wissensmagazin  “Lexi TV” vom MDR, dem ich für die Sendung “Kennedy – Tod eines Hoffnungsträgers” ausführlich Rede und Antwort gestanden habe. Die Sendung läuft am Freitag, 22.11.,  um 15.00.

Ebenfalls am Freitag bin ich Gast bei “Leute” vom Südwestfunk in Stuttgart. Das Gespräch läuft morgens von 10.00 – 12.00 im Radio SWR1, und in der Nacht auf Leute Night im Fernsehen (SWR3).
Schon vor einigen Tagen hat der Deutschlandfunk das JFK-Buch rezensiert (MP3 hier), in einem längeren Kennedy-Feature auf WDR 5 am Freitag (20.05) wird es ebenfalls Erwähnung finden.

JFK-Märchenstunde in der “Welt”

Broeckers_JFK_web-1Da man als Knecht der Springer(-stiefel)-Presse laut Arbeitsvertrag der Politik der NATO verpflichtet ist, kann aus diesem Hause auch in Sachen Kennedy keine kritische Auseinandersetzung mit der Doktrin des Einzeltäters Lee Harvey Oswald erwartet werden.  Insofern ist die Behauptung des “Welt”-Redakteurs Alan Posener, dass diese Doktrin ausschließlich auf Tatsachen beruht, während alle Andersdenkenden –  und das ist die weit überwiegende Mehrhheit der Bevölkerung, in den USA und im Rest der Welt – nur Mythen aufgesessen sind und “Pseudo-Wahrheiten kolportieren”, zwar erwartbar, strotzt aber ihrerseits vor Pseudo-Wahrheiten en gros.

So zählt Posener zu den “erdrückenden Beweisen” für die Täterschaft Oswald unter anderem das von ihm im Versandhaus für 19,95 $ (inkl. Zielfernrohr) bestellte Gewehr. In den Protokollen der Dallas-Police taucht dieses aber  anfangs gar nicht auf. Die vier Polizisten, die nach der Tat ein Gewehr im 6. Stock das Schulbuchlagers sicherstellen, identifizieren dieses als Mauser. Erst zwei Tage später verwandelt sich das deutsche Präzisonsgewehr in den italienischen Schießprügel “Mannlicher-Carcano” ( den der heimtückische Präsidentenmörder wohl per Versand bestellte, um eine Elefantenspur zu hinterlassen). Einen “Cottontest”, ob aus dieser Waffe kürzlich geschossen wurde, nahm die Polizei nicht vor, sehr wohl aber testete sie Oswalds Wangen auf Schwefelspuren, wie sie beim Feuern eines Gewehrs unvermeidlich sind – das Ergebnis war negativ. An seinen Händen befanden sich Spuren, die auf den Kontakt mit  Büchern und Kartons zurückgeführt werden konnten – gewaschen hatte er sich also nicht. Ein Anwalt wurde ihm während der insgesamt 7-stündigen Verhöre verweigert, Protokolle seiner Aussagen existieren nicht, weil angeblich in Dallas kein Tonbandgerät zur Hand war, auch Stenographen hatte man gerade keine da (!!??). Als er zu einer Pressekonferenz geführt wird, streitet er ab, auf irgendwen geschossen zu haben (“Ich bin der Sündenbock hier”) – Posener indessen behauptet, Oswalds Motiv sei gewesen “durch eine historische Tat Unsterblichkeit zu erlangen”.

Die nächste vollmundige Pseudo-Wahrheit folgt: “Die Verletzungen am Schädel sind unvereinbar mit einem Schuss von vorn. Kurzum: Es gab nur einen Schützen. Er feuerte drei Schüsse von hinten und oben. Einer war tödlich.” Nur wer die letzte offizielle Untersuchung des JFK-Mordes durch das “Assassination Records Review Board”, die  u.a.  zweifelsfrei belegt, dass die Autopsiefotos von Kennedys Schädel manipuliert wurden, einfach ignoriert, kann solche Pseudo-Wahrheiten noch in die Zeitung schreiben. Ebenso wie die Warren-Kommission nur zu ihrem Ergebnis kommen konnte, weil sie die Aussagen der hinter der Limousine fahrenden Motoradpolizisten ignoriert, die aussagten, sie seien von Blut und Gehirnteilen des Präsidenten getroffen worden – und das ist physikalisch unvereinbar mit einem Schuss “von hinten und oben”. Das macht aber nichts, wenn man wie Posener ein Anhänger der Glaubensgemeinschaft der magischen Kugel ist, die ja gar nicht magisch war, weil Conally ein bißchen anders gesessen hat. Klar – so  wie die Jungfrau Maria eben ein bißchen anders lag, als sie vom Heiligen Geist geschwängert wurde…

Jack Rubinstein (alias Ruby), der Oswald im Polizeirevier von Dallas erschoss, tat dies nicht um Oswald zum Schweigen zu bringen –  “Ruby war auch nicht, wie kolportiert wird, Mitglied oder Handlanger der Mafia”-  sondern weil er als “paranoid-psychotischer” Jude glaubte, “der Kennedy-Mord würde das Fanal zu einem Pogrom gegen die Juden sein, den nur er durch die Tötung des Mörders abwenden könne.” Schon wieder eine Pseudo-Wahrheit über einen Täter, der historische Untserblichkeit erlangen will. Tatsächlich sind die Mafia-Kontakte Rubys seit seiner Jugend in Chicago dutzendfach belegt, an den zwei Tagen nach Oswalds Festnahme telefonierte er mit mehreren einschlägig bekannten Mobstern – und seine damalige Geliebte, die Jeff Morley 2013 ausfindig machte sagte aus, dass Ruby “keine Wahl” hatte, denn “seine Bosse” hätten ihm die Tat befohlen.

Von dem Mumpitz, den  Posener in seiner “Faktencheck” genannten Märchenstunde dann über die Verwicklungen von CIA und Mafia in die Welt posaunt, könnte man jeden zweiten Satz zerpflücken. Doch die Mühe lohnt nicht, denn: “Da bewiesen ist, dass Oswald die Tat verübte, sind alle Verschwörungstheorien ohnehin bodenlos.”  Bodenlos ist indessen nur die Ignoranz, mit der hier haltlose Beweise als historische Wahrheit ausgegeben und dokumentierte Fakten, die nicht in dieses Konzept passen,  als “Theorie” oder “Mythen” hingestellt werden:  “Kennedy wollte die US-Streitkräfte aus Vietnam abziehen (…) Dies ist die Theorie, die der mysteriöse Herr X in Oliver Stones Märchenfilm “JFK” vertritt.” Dass Oliver Stones Spielfilm der Realität sehr viel näher kommt als der drittklassige Märchenonkel Posener lassen wir mal dahingestellt, JFKs Anweisung des Abzugs aus Vietnam aber ist keine “Theorie” sondern ein Dokument, namentlich das “National Security Action Memorandum” Nr. 263, das sein Generalstabschef Maxwell Taylor am 4. Oktober 1963 an die Joint Chiefs of Staff wie folgt weiter gab: “All planning will be directed towards preparing RVN forces (die vietnamische Armee) for the withdrawal of all U.S. special assistance units and personnel by the end of calendar year 1965.”  Etwa zur selben Zeit hatte JFK seinen engsten Vertrauten angekündigt, nach seiner Wiederwahl nach Moskau zu reisen um einen Friedensvertrag mit Chruschtschow anzugehen. Dass der Vietnamkrieg mit Milllionen Toten und vieles mehr  der Welt erspart geblieben wären, hätte Kennedy weiter gelebt,  ist keine “Theorie”, sondern sehr wahrscheinlich. Johnson hingegen soll,  während JFKs Sarg in Washinton noch aufgebahrt war, bei seinem ersten Treffen mit den kriegslüsternen Top-Militärs gesagt haben: Seht zu, dass ich nächstes Jahr gewählt werde, und ihr bekommt euren Krieg… und so kam es dann auch.

Das dümmste und das klügste JFK-Buch

Broeckers_JFK_web-1Das dümmste und das klügste Buch zum 50. Jahrestag der Ermordung John F. Kennedys wird heute in einer ausführlichen Rezension  in “Neues Deutschland” gekürt. Über letzteres schweige ich mich aus verständlichen Gründen hier aus, ersteres ist zu Recht Bill O’Reillys “Killing Kennedy. Das Ende des amerikanischen Traums”. Der rechts-extreme Moderator O’Reilly, der von seinem Werk in den USA schon über 1 Million Exemplare losschlug, ist ein klassischer Vertreter der Verschwörungsdementierungs-Industrie, die nach fünf Jahrzehnten noch immer das Märchen des Einzelschützen Lee Harvey Oswald verkauft – und die in den nächstenTagen auf Hochtouren läuft. CBS zum Beispiel entblödet sich nicht, die Wiederauffrischung der  Legende von der magischen Kugel, die JFK und Gouverneur Conally insgesamt sieben Wunden beibgebracht haben soll, als “Wissenschaft” anzupreisen. Die These vom Einzelschützen Oswald basiert auf dem Glauben an das physikalische Wunder dieser Zauberkugel und ist insofern zutiefst irrational, was die Vertreter dieses Glaubens dazu zwingt, sich selbst als höchst vernünftig, aufgeklärt und wissenschaftskonform zu gerieren – und ihre Kritiker lautstark und mit Schaum vor dem Mund als verrückte, paranoide Verschwörungsspinner abzukanzeln. In dem Buch von O’Reilly ist dieser Mechanismus ebenso gut zu beobachten wie in dem 1.600-Seiten Buch des renommierten Juristen Vicent Bugliosi (“Reclaiming History”), das von der Glaubensgemeinschaft der magischen Kugel als Standardwerk gepriesen wird. Mit einer offenen Diskussion über die Ungereimtheiten und offenen Fragen rund um diesen Mord hat das nichts zu tun – doch diese Bücher werden verfilmt und ihre irre Botschaft massenweise unter das Volk gebracht. Auch 50 Jahre nach dem Tod von JFK läuft  “Brainwashington” auf allen Kanälen…

 

Why JFK’s Death Still Matters

Lars Schall arrangierte gestern via Skype ein Gespräch, das ich mit Professor Peter Dale Scott führen konnte, dem “Dean” der JFK-Forschung und einem der Autoren, dem ich für meine Arbeit sehr viel verdanke – nicht nur im Zusammenhang mit dem Mord an John F.Kennedy, sondern auch für meine Bücher über den “War on Drugs” und über 9/11. Peter prägte mit dem Begriff und der Analyse von “deep politics”  – “All those political practices and arrangements, deliberate or not, that are usually repressed in public discourse rather than acknowleged.“ – ein wichtiges Werkzeug, um die Hintergründe und Tiefen des politischen Geschehens zu verstehen: die Aktivitäten jener verborgenen Kräfte, die mit verdeckten Operationen und illegalen Kriegen die Weltpolitik entscheidend beeinflussen, P.D. Scotts Bücher kann ich allesamt eindringlich empfehlen, vor allem  Cocaine Politics: Drugs, Armies, and the CIA in Central America (in collaboration, 1991, 1998)Deep Politics and the Death of JFK (1993, 1996), Deep Politics Two: Essays on Oswald, Mexico, and Cuba (1995, 2007), Drugs, Oil and War (2003), The Road to 9/11: Wealth, Empire and the Future of America (September 2007), American War Machine: Deep Politics, the CIA Global Drug Connection, and the Road to Afghanistan (2010). Auch wenn wir beim Anhören eben wegen meines unflüssigen broken english die Resthaare zu Berge standen, hier mit Dank an Lars Schall und Peter Dale Scott die Aufzeichnung unseres Gesprächs:

Dem Staatsstreich auf der Spur

Broeckers_JFK_web-1Paul Schreyer hat das Kennedy-Buch für den “Ossietzky” rezensiert. Hier ein Auszug :

“Bücher zum Kennedy-Mord gibt es Dutzende, doch eine zusammenfassende Betrachtung zum 50. Jahrestag ist sinnvoll, da entscheidende Informationen erst in jüngster Zeit öffentlich wurden. Wirklich erstaunlich ist deren Menge. Vieles davon basiert auf der Arbeit des »Assassination Records Review Board«, eines vom US-Kongreß eingesetzten Ausschusses, der von 1994 bis 1998 mehrere Millionen Seiten freigegebener Dokumente unter die Lupe nahm und zahlreiche Zeugen vernahm. Die Einrichtung dieses Ausschusses folgte übrigens dem öffentlichen Druck, den Oliver Stones Spielfilm »JFK« (1991) ausgelöst hatte – ein seltenes Beispiel für aufklärerischen politischen Einfluß Hollywoods.

Bröckers‘ Verdienst ist nun nicht nur die Sichtung all der neuen Dokumente und Bücher (die Bibliographie im Anhang listet 120 Titel auf), sondern vor allem auch die Kürze und Strukturiertheit seiner Darstellung. So beginnt das Buch mit mehreren kompakten Einleitungsabschnitten, betitelt »Eine kurze Geschichte der CIA«, »Eine kurze Geschichte der Mafia« sowie »Eine kurze Geschichte der kubanischen Revolution«, die zusammengenommen ein Schnellseminar in Geschichte bieten – sachlich und unpolemisch. Schnell wird klar: Der Autor will hier keine Theorie verkaufen, sondern den Dingen einfach auf den Grund gehen.

Bröckers schildert Kennedys Wandlung vom überzeugten Kalten Krieger zum auf Ausgleich und Verhandlungen mit der Sowjetunion bedachten Staatsmann, der versuchte, sich den Einflüsterungen der Hardliner in Militär und Geheimdiensten immer mehr zu entziehen. Wie so oft im Leben, spielte wohl auch bei dieser Wandlung eine Frau eine wichtige Rolle – Kennedys wenig bekannte Vertraute und Geliebte Mary Pinchot Meyer.

Ebenso wie Kennedy dem Ostküsten-Establishment entstammend, und – anders als viele seiner zahlreichen Gespielinnen – ihm auch intellektuell gewachsen, hatte Meyer den späteren Präsidenten schon 1935 auf einem College-Ball kennengelernt. Anfang der 60er Jahre, als sie zu Kennedys Vertrauter in mehrfacher Hinsicht wurde, hatte sie bereits eine Ehe mit dem CIA-Spitzenmann Cord Meyer hinter sich. Vor diesem Hintergrund wußte die gebildete und attraktive Frau ziemlich genau, wie die Machtelite tickt – und kannte viele ihrer Vertreter persönlich. Zugleich hatte sie einen freigeistigen Lebensstil entwickelt, inklusive Malereistudium, Selbsterfahrungstherapie und Experimenten mit LSD – das damals noch legal war und weltweit von Ärzten in der Psychotherapie eingesetzt wurde. Eine ganze Reihe von Indizien, die Bröckers präsentiert, legen nahe, daß Mary Pinchot Meyer als Präsident Kennedys politische Vertraute und Geliebte auch diesem das LSD nahebrachte, quasi als friedensstiftende Bewußtseinserweiterung. Ganz im Sinne von Hollywoodstar Cary Grant, der seinerzeit bekannte: »Ich mag eigentlich keine Drogen, aber LSD hat mir sehr gut getan. Ich finde, alle Politiker sollten LSD nehmen.«

Doch unabhängig davon, ob diese konkrete – und zumindest originelle – Vermutung zutrifft: Fest steht, daß Kennedy in Folge des Schweinebucht-Desasters von 1961 und der Raketenkrise von 1962 seinen politischen Kurs änderte. Tatsächlich, und entgegen der gegenteilig kolportierten Behauptung, hatte er vor, die sogenannten Militärberater aus Vietnam abzuziehen. Er wollte einen internationalen Teststop für Atombomben erreichen – und er skizzierte in einer Schlüsselrede vom Juni 1963, fünf Monate vor seinem gewaltsamen Tod, eine globale Friedensvision, die in ihrer Radikalität und Konkretheit weit von jeder Sonntagsrede entfernt war. Kennedy hatte sich nach drei Jahren im Amt ohne Frage zu einer Bedrohung für das herrschende System entwickelt.”

Tough gegen TAFTA

gib-tafta-keine-chanceDass eine Transatlantische Freihandelszone (Transatlantic Free Trade Area, Tafta) nichts anderes ist als ein trojanisches Pferd, das den Zugriff globaler Großkonzerne auf kommunale, regionale und nationale Märkte ausweiten soll,  wird schon daran deutlich, dass die Verhandlungen und Spezifikationen dieses Abkommens ähnlich wie bei den unlängst gescheiterten ACTA-Vereinbarungen weitgehend im Geheimen stattfinden. Wer den ausführlichen und gut recherchierten Bericht in der aktuellen Ausgabe der “Le Monde Diplomatique” – TAFTA – Die große Unterwerfung – gelesen hat, wird zustimmen, dass die Parole künftig nur “tough gegen TAFTA” heißen kann – solange bis dieses Unterwerfungsgesetz vom Tisch ist.

JFK: CIA und New York Times lügen weiter

Broeckers_JFK_web-1“We will never know, we will never know…” das ist das Mantra, wenn es um die Wahrheit des Kennedy-Mordes geht und das die Mainstream-Medien in den nächsten Wochen gebetsmühlenartig orgeln werden – um gleichzeitig mit pseudo-journalistischen Ergüssen, wie dem hier am 4. November zitierten oder dem gequirlten Schwachsinn mit dem die “Welt” gestern aufwartete, dafür zu sorgen, dass dieses Mantra zur selbsterfüllenden Prophezeiung gerät. Mit haltlosen Behauptungen wie:  “Alle Beweise deuten auf den Ex-Marine Lee Harvey Oswald. ” –  selbst einstige Hardcore-Apologeten der “Lone Gunman”-Theorie wie Gerald Posner (“Case Closed”) sagen mittlerweile, dass Oswald, wäre es zu einem Prozess gekommen, mangels Beweisen hätte freigesprochen werden müssen – oder mit der Aufzählung möglichst vieler und möglichst iditotischer “Verschwörungstheorien”, mit denen jede Kritik an den haltlosen Behauptungen kontaminiert wird, um dem unvoreingenommenen Leser angesichts der selbst gestifteten Verwirrung dann mit dem seufzenden Mantra zu kommen, dass wir “es wohl nie erfahren werden.”

Und das ist wohl wahr – solange solcher Un-Journalismus die historische Wahrheitsfindung behindern und die Deutungshoheit über das Ereignis massenmedial durchsetzen kann. Selbst wenn schon ein einziges Foto – und die Aussagen des links hinter der Präsidentenliomusine auf Motorräder fahrenden Polizisten  Bobby Hargis vor der Warren-Kommission –  “…when President Kennedy straightened back up in the car the bullet him in the head, the one that killed him and it seemed like his head exploded, and I was splattered with blood and brain, and kind of bloody water, It wasn’t really blood.”  – völlig ausreichen würde, um  defintiv einen Schuß von vorne zu beweisen und Oswald als Todesschützen von hinten zu entlasten. Dass dies die Nicht-Ermittler der Warren Kommission damals nicht interessierte, entsprach ihrem Auftrag – und dass Journalisten, Historiker und Wissenschaftler diese skandlöse Nicht-Ermittlung bis heute verteidigen, zeigt, dass dieser Auftrag, im Namen der Staatsräson zu lügen, ganz offensichtlich bis heute gilt. Denn, wie David Talbot in einem sehr lesenwerten Essay deutlich macht: CIA and New York Times still lying to us.

JFK und die Glaubensgemeinschaft der “magischen Kugel”.

Broeckers_JFK_web-1Gestern hat die “Washington Post” nochmals ein langes AP-Feature veröffentlicht, das schon im Mai 2013 publiziert wurde und das ich in meinem JFK-Buch als phänotypisches Beispiel für die “faktenfreien Verlautbarungen der Glaubensgemeinschaft der magischen Kugel” kommentiert habe. Dass eines der  angeblich seriösen”Leitmedien” des Landes diesem pseudo-journalistischen Junk ein weiteres Mal seine Seiten öffnet zeugt einmal mehr vom Niedergang der Medien und der zu reinen Propagandamaschinen verkommenen Pre$$titutes. Hier dazu ein  Auszug aus “JFK – Staatsstreich in Amerika”, S. 248 ff.:

Ein Beispiel, was da auf allen Kanälen auf uns zukommen wird, lieferte Anfang Mai 2013 ein langes Feature der Nachrichtenagentur Associated Press (AP), das in der New York Times, der Washington Post und zahlreichen weiteren Zeitungen gedruckt wurde. Dessen These:
Es sei allein die »Verschwörungstheorie-Industrie«, die die Zweifel am Einzeltäter Oswald hochhalte und damit seit 50 Jahren »Kasse macht«. Ganz im Sinne der CIA-Anweisung von 1967 wird hier schon in der Überschrift (»Five decades after JFK’s assassination, the lucrative conspiracy theory industry hums along«) die Pejorativvokabel »Verschwörungstheorie« mit dem niederem Motiv der Geldmacherei zusammengebracht – um dann aber mit ganzen zwei Beispielen für die angeblich brummende Industrie aufzuwarten: Mark Lanes Bestseller Rush to Judgment von 1965 und Oliver Stones Film JFK von 1992. Diese Jahrzehnte alten Werke sind zwar durchaus nach wie vor empfehlenswert, aber man tut ihnen zu viel Ehre an, wenn man den Unglauben der Bevölkerung an den Einzeltäter Oswald auf sie zurückführt. Andere Beispiele lukrativer Verschwörungsbestseller hat der AP-Autor Allen Breed offenbar nicht auftun können, und eine kurze Recherche über die Entwicklung des Glaubens bzw. Unglaubens an die offizielle Legende hätte die Behauptung seiner Überschrift denn auch sofort ad absurdum geführt.
Nach einer Umfrage, die Ende November 1963 wenige Tage nach dem Mord von Demographen der Uni Chicago durchgeführt wurde – als noch keines dieser Produkte der »Verschwörungstheorie-Industrie« auf dem Markt war, die geniale Polizei in Dallas und das FBI den Fall aber schon »aufgeklärt« hatten –, glaubten 62 Prozent der über 1000 befragten US-Bürger, dass mehr als ein Täter für den Mord verantwortlich ist, nur 24 Prozent hielten Oswald für den Alleinschuldigen.Es waren (und sind) also nicht perfide Einflüsterer einer lukrativen Industrie, die Zweifel an der Einzeltätertheorie säen, es waren (und sind) die Umstände dieses Mords und seiner Nicht-Aufklärung selber, die den gesunden Menschenverstand an Oswald und seiner magischen Kugel zweifeln lassen. Die Zahlen haben sich denn auch, wie eine aktuelle AP-Umfrage im April 2013 zeigt, nicht groß verändert: Nach wie vor glauben über 60 Prozent der Amerikaner an eine Verschwörung, und nur ein Viertel hält Oswald für den Einzeltäter. Und dies, obwohl der Warren-Report seit fünf Jahrzehnten von allen Kanzeln und Kanälen als heilige Schrift und historische Wahrheit gepredigt wird – und trotz der vom Mainstream hochgejubelten und tatsächlich lukrativen Megaseller wie Killing Kennedy, dase Buch des ultrarechten Moderators Bill O’Reilly, von dem in den ersten fünf Monaten des Jahres 2013 in den USA ein Million Exemplare verkauft worden sind.
An dieser Diskrepanz zwischen dem mit massenmedialer Autorität verbreiteten Dogma und einer nach wie vor ungläubigen, skeptischen Bevölkerung hätte echter Journalismus anzusetzen – informierend, analysierend, erklärend. Dieses AP-Stück aber, das die sogenannte Qualitätspresse des Landes ungeniert verbreitet, tut das Gegenteil: Es erfindet Fakten wie eine »brummende Verschwörungstheorie-Industrie«, es verdreht die Realität, in der sich Antiverschwörungsbücher wie O’Reillys Machwerk millionenfach verkaufen, und es ignoriert die Tatsache, dass Regierung, CIA und FBI seit 50 Jahren keine überzeugende Erklärung für den Mord an JFK liefern können. Es deklariert damit die rational und skeptisch denkende Mehrheit der Bevölkerung zu Idioten und erklärt den irrationalen Glauben an verrückte Einzeltäter und magische Kugeln zur allein seligmachenden Wahrheit.
Da zu befürchten steht, dass wir zum Jahrestag des Kennedy-Mords mit derlei pseudojournalistischen Ergüssen regelrecht bombardiert werden, gilt es, sich gegen diesen Propagandafeldzug zu immunisieren. Ein erster Schritt kann darin bestehen, dass man der Inflation des diffamierenden Dummworts »Verschwörungstheorie« Rechnung trägt, es als Währung in der Debatte schlicht nicht mehr akzeptiert und überall dort, wo es im Zusammenhang mit den Morden an JFK, MLK und RFK auftaucht, »Staatsverbrechen gegen die Demokratie« einsetzt. Was nicht nur den Vorteil hat, dass aller spekulativer Hokuspokus von Elvis bis zu den Marsmännchen außen vor bleibt, sondern dass die Erörterung dieser ungeklärten Verbrechen auch in dem notwendigen politischen Kontext stattfindet und sich nicht in verwirrenden Mikroanalysen verliert. Denn entscheidend sind ja nicht einzelne Details – etwa die Frage, ob JFKs maßgeschneidertes Jackett beim Winken während des Autokorsos um acht Zentimeter hochgerutscht ist oder ob die Eintrittswunde im Obduktionsbericht nach oben manipuliert wurde, um auch die fünf Verletzungen Conallys mit dieser Kugel zu erklären. Entscheidend ist die schiere Masse dieser Ungereimtheiten, die als Zufall nicht mehr erklärbar sind, sowie der Kontext, in dem sie stehen.
Es gibt keinen Zweifel, dass die Vereinigten Staaten und die Welt heute anders – gerechter, demokratischer, friedlicher – aus- sähen, wären die drei Reformer nicht gewaltsam daran gehindert worden, ihre Ziele umzusetzen. So aber wurde mit diesen drei Morden innerhalb von fünf Jahren ein neues, ganz anderes Paradigma für die amerikanische Politik gesetzt: Wer der Agenda des militärisch-industriellen Big Business in die Quere kommt, wird gnadenlos eliminiert.