Als nach dem Mord an John F. Kennedy im November 1963 umgehend eine Untersuchungskommission eingerichtet wurde, die den verrückten kommunistischen Einzeltäter Lee Harvey Oswald der Tat beschuldigte, dauerte es 15 Jahre, bis eine vom Kongress eingesetzte weitere Kommission, das House of Representatives Select Committee on Assassinations (HSCA), der Wahrheit zumindest ein Stück näher kam und bekundete, dass JFK “wahrscheinlich” zum Opfer einer Verschwörung geworden war. Zu ermitteln, welche Verschwörer am Werk waren, war dem HSCA nicht möglich: ” Ich glaube nicht mehr, dass wir in der Lage waren eine angemessene Untersuchung der CIA und ihrer Beziehung zu Oswald durchführen konnten”, sagte der Staff Director des HSCA, Robert Blakey, zum 40. Jahrestag der Ermordung 2003.
Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 dauerte es 15 Monate, bis die US-Regierung den Fall überhaupt untersuchen ließ, mit dem Ergebnis dass wiederum verrückte Einzeltäter verantwortlich gemacht wurden: 19 islamistische Studenten mit Teppichmessern und ihr Anführer Osama Bin Laden, der das Ganze aus einer afghanischen Höhle steuerte. Doch zu ermitteln, wer hinter diesen Tätern steckte, war der Untersuchungskommission auch dieses Mal nicht möglich. “We were set up to fail” bekundeten die Leiter der Kommission Thomas Kean und Lee Hamilton nach Abschluss ihres Reports – und der Grund, warum die Untersuchung zu Scheitern verurteilt war, war einmal mehr, dass es nicht möglich war, eine ordentliche Untersuchung der CIA und ihrer Beziehungen zu den angeblichen Tätern durchzuführen.
Dass es in beiden Fällen gelang, diese Pseudo-Ermittlungen als historische Wahrheit zu etablieren, hatte mit der gespenstischen Weigerung der Massenmedien zu tun, den gut belegten Zweifeln an diesen Einzeltäter-Theorien nachzugehen. Eine Woche nach den Anschlägen schrieb ich auf Telepolis:
“Es gibt viele, viele offene Fragen – angefangen von der offenbaren “Operation Schlafmohn” der Geheimdienste und der Flugsicherung, die erst, als es knallte, aus ihrem Koma erwachten – und es ist viel zu früh, auf alle sofort eine Antwort zu verlangen. Aber gestellt müssen diese Fragen werden, und zwar jetzt. Nicht, um die unübersichtliche Komplexität der Lage auf eine simplifizierende Verschwörungstheorie zu reduzieren – eben darin übt sich ja gerade der Mainstream der Medien -, sondern im Gegenteil: um im Dienst der Wahrheitsfindung dumm machende Simplifizierungen und ihre gefährlichen Konsequenzen zu verhindern.”
Dieser Vorwurf an die Medien, nicht im Dienste der Wahrheitsfindung zu arbeiten, sondern eine dumpfe Verschwörungstheorie zu verbreiten, blieb nicht unbeantwortet – fortan wurde jeder, der Zweifel äußerte und Fragen stellte vom Medienmainstream als idiotischer “Verschwörungstheoretiker” diffamiert. Dass es sich dabei um einen billigen Abwehrzauber handelt änderte nichts an der Tatsache, dass er bis heute angewandt wird. Mainstream-Journalisten für eine Aufklärung der Verbrechen zu interessieren ist nach wie vor kaum möglich.
Aber – und wegen der Wichtigkeit füge ich ein zweites “aber” hinzu: Aber aber:
“Sich abzufinden mit einem Höhlenmärchen als historischer Wahrheit und 9/11 ad acta zu legen, kann nur, wer sich auch mit dem fatalistischen Ausblick abfinden will, dass wir schon in einem postdemokratischen, neofeudalen System leben, dessen rechtsstaatliche Fassade nur noch Kosmetik ist, hinter dessen Kulissen private Armeen und Geheimdienste die Exekutive übernommen haben und ausführen, was Finanz- und Industrie-Oligarchen in diskreten Hinterzimmern beschließen und von ihren Stenografen und Megafonen – den Medien – durch die Wiederholungsschleifen orgeln lassen. Nur wer in einer solchen Welt leben mag, kann die Verbrechen auf sich beruhen lassen. Allen anderen bleibt zum Jahrestag nur die Forderung: Re-investigate 9/11!”