Am Nasenring von Brainwashington

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Es ist schon toll: da richten die Bundeskanzlerin und EU an den neuen Superschurken aus dem Reich des Bösen – Osama Bin Putin – die “dringende Forderung”, die “Destabilisierung” der Lage in der Ukraine zu unterlassen, während gleichzeitig  gemeldet wird, dass 400 Söldner der privaten US-Firma Academi (ehem. Blackwater) in der Ostukraine im Einsatz sind, um Seit an Seit mit dem “Rechten Sektor” für Ordnung zu sorgen. Dies hatte “Bild am Sonntag” unter Berufung auf den Bundesnachrichtendienst (BND) berichtet, es wurde von einer Sprecherin des akademisch getauften paramilitärischen Unternehmens zwar umgehend dementiert, doch da die Putschriegreung in Kiew sich schon länger von “Experten” der CIA und des FBI beraten lässt,und die Heckenschützen des “Rechten Sektors” unter US-Anleitung in Polen trainiert wurden, paßt die Nachricht, dass auch private US-Spezialkommandos aktiv sind durchaus ins Bild. Schon im März hatten russische Agenturen gemeldet, dass zwei von der Putschregierung als Gouverneure eingesetzte Oligarchen Söldner des Blackwater-Ablegers Greystone engagiert hätten. Schmutzige Operationen von privaten Killerkommandos erledigen zu lassen, die an keinerlei (Kriegs)-Recht gebunden sind und juristisch nicht belangt werden können, gehört seit langem zu den Standards der amerikanischen Kriegsführung – und der Verdacht, dass die Scharfschützen auf dem Maidan ebenfalls zu einem solchen Kommando gehörten, wiegt mit jedem Tag, an dem dieser Massenmord nicht aufgklärt wird, schwerer.

Könnte es sein, dass man auch beim BND einen solchen Verdacht hegt – und deshalb nicht länger den Pudel von NSA und CIA spielt und der “Bild”-Zeitung eine solche Meldung steckt, die ja die bisherige Propgandawelle über die Alleinschuld des Superagressors Putin unterminiert ? Will sich etwa die Bundesreigerung nicht länger am Nasenring von Washington in einen Krieg treiben lassen ? Wäre man Optimist, könnte man dieses Leck beim BND als erstes Anzeichen dafür werten. Andererseits besteht die Politik der Bundeskanzlerin ja bekanntlich darin, keine Politik zu machen, weshalb man es statt mit derlei Hoffnungern doch lieber mit dem Realisten Willy Wimmer (CDU), der einen mittlerweile Krieg für unvermeidlich hält:

Genf, das waren die ehrbaren Bemühungen der Mittelmächte wie Frankreich und Deutschland – und vielleicht auch Großbritannien –, um es in Europa nicht zum Schlimmsten kommen zu lassen. Doch der umgehende Besuch des CIA-Direktors in Kiew – und leider auch des amerikanischen Außenministers John Kerry unmittelbar nach Beendigung des Genfer Treffens dort selbst – haben jedenfalls einen deutlichen Zusammenhang zwischen deren Besuchen und dem militärischen Losschlagen der Kiewer Machthaber gegen die Protestbewegung in der Ostukraine hergestellt.

Genf und die dortigen Überlegungen haben in Kiew niemanden interessiert, und es ist in Europa ein einmaliger Vorgang, mit Panzern, Artillerie und Kampfflugzeugen gegen Demonstranten und Hausbesetzer vorzugehen. Die lendenlahmen Erklärungen der deutschen Bundeskanzlerin, Frau Dr. Angela Merkel, und ihres Gastes auf Rügen, des französischen Staatspräsidenten Francois Hollande, in Richtung Kiew zwecks dortiger Mäßigung zeigen doch in aller Deutlichkeit, dass sich die Junta in Kiew taub stellt, wenn Paris und Berlin anmahnen, die Vereinbarung von Genf einzuhalten.

„Its masters voice“ sitzt eben in Washington und notfalls kommt der berüchtigte Senator John McCain eben höchstpersönlich. Würde EU-Europa seine Werte ernst nehmen, stünde dieser Herr schon längst auf der Liste derjenigen, die mit Einreiseverboten belegt werden müssen. Das Vorgehen der Junta-Kräfte gegen die Ostukraine – und das kann man nach der Art und Weise des Vorgehens deutlich sehen – dient nur einem Zweck: es soll in der Ostukraine eine Bürgerkriegslage geschaffen werden, die örtliche russische Potentaten zu jener Form von Abwehr veranlassen, an die in diesen Tagen aus Gründen, die 69 Jahre zurückliegen, besonders gedacht wird.

Das Muster ist aus dem Jugoslawien-Krieg bekannt, an dem Deutschland  nicht nur wegen seiner Blitzanerkennung der kroatischen Separatisten entscheidend beteiligt war, – am Nasenring der USA, denen nicht an einem einigen, starken Jugoslawien, sondern an einem halben Dutzend schwacher, schutzbedürftiger Kleinstaaten gelegen war. So wie es jetzt darum geht, nicht mit friedlichen Mitteln eine vereinte, blockfreie, als Brückenkopf mit Russland UND der EU kooperierende Ukraine zu schaffen, sondern mit Krieg eine Reihe von Kleinstaaten, die sich entweder unter den Rettungsschirm (die “Knute”)  von Mütterchen Russland oder unter die Knute (den “Rettungsschirm”) des IWF und der NATO flüchten müssen. Dass dabei eine kaum mehr als 20 Jahre existierende Nation zerrissen wird, geht dem weit entfernten Uncle Sam naturgemäß am Arsch vorbei – er rückt mit der “Eroberung” der Westukraine dem neuen “Reich des Bösen”  wieder ein Stück weiter auf die Pelle. Uns aber als direkten Nachbarn in Deutschland und Europa kann und darf das nicht egal sein. Selbst wenn es “unter Freunden” mittlerweile OK sein soll, massenhaft die Verfassung zu brechen und Bundesbürger bis in die Unterhose auszuschnüffeln: wenn Krieg vor der Haustür angezettelt wird, ist die rote Linie defintiv überschritten!

Too Zbig to jail

20.03.14 09:19-BildschirmkopieZbigniew Brzezinski – nationaler Sicherheitschef unter Jimmy Carter, außenpolitischer Berater von  vier weiteren Präsidenten inkl. Barack Obama –  ist neben “Bloody Henry” Kissinger  der große alte Mann der amerikanischen Geopolitik. 1979 bewaffnete und motivierte er die “Freiheitskämpfer” der Mujaheddin gegen die Russen in Afghanistan (“Gott ist an eurer Seite!”)   und kann somit als Erfinder des terroristischen Islamismus und “Al CIAda” gelten. In seinem Buch “Die einzige Weltmacht – Amerikas Strategie der Vorherrschaft” (1997) – bei Amazon wird das Fischer-Taschenbuch gebraucht für 200,00 EURO angeboten, hier gibts ein PDF – beschreibt er sehr weitsichtig die geopolitische Strategie, der die US-Politik bis heute folgt, auch aktuell in der Ukraine:

“Die Ukraine, ein neuer und wichtiger Raum auf dem eurasischen Schachbrett, ist ein geopolitischer Dreh- und Angelpunkt, weil ihre bloße Existenz als unabhängiger Staat zur Umwandlung Russlands beiträgt. Ohne die Ukraine ist Russland kein eurasisches Reich mehr. Wenn Moskau allerdings die Herrschaft über die Ukraine mit ihren 52 Millionen Menschen, bedeutenden Bodenschätzen und dem Zugang zum Schwarzen Meer wiedergewinnen sollte, erlangte Russland automatisch die Mittel, ein mächtiges Europa und Asien umspannendes Reich zu werden.Verlöre die Ukraine ihre Unabhängigkeit, so hätte das unmittelbare Folgen für Mitteleuropa und würde Polen zu einem geopolitischen Angelpunkt an der Ostgrenze eines vereinten Europas werden lassen. Eine langfristige amerikanische Geostrategie für Europa wird die Fragen der europäischen Einheit und echter Partnerschaft mit Europa mit aller Bestimmtheit angehen müssen. Eine Politik für ein geeintes Europa wird sich außerdem – wenn auch gemeinsam mit den Europäern – der hochsensiblen Frage nach Europas geographischer Ausdehnung stellen müssen. Wie weit soll ich die Europäische Union nach Osten erstrecken?”

Diese Frage ist mittlerweile beantwortet, denn mit ihrem Entweder/Oder-Angebot an die Ukraine haben EU und NATO klar gemacht, dass sie bis an die russischen Grenzen vorrücken und sich im Schwarzen Meer festsetzen wollen. Dazu wurde eine Putsch-Regierung in Kiew installiert und eine faschistische Sturmabteilung aufgehetzt, für die dieselbe Parole gilt, mit der Brezinski seinerzeit seine Gotteskämpfer in Afghanistan in den Krieg schickte: “Soviel russisches Blut wie möglich vergiessen!” Dass der rechte Sektor sie beherzigt, wurde gerade im Gewerkschaftshaus in Odessa grausam unter Beweis gestellt. Doch Tragödien wie diese sind genau das Richtige, um den Konflikt und die Spaltung des Landes weiter anzuheizen – und die feuchten Träume amerikanischer Hegemonie auf dem eurasischen Schachbrett wahr werden zu lassen. Dazu wurde schon 2008 in Georgien gezündelt, um die russische Kontrolle über die Baku/Ceyhan-Pipeline zu unterniminieren, denn die Kontrolle der Öl,-und Gasreserven des kaspischen Beckens sind für die “einzige Weltmacht” von zentraler Bedeutung :

“Amerikas primäres Interesse muß folglich sein…dass keine einzelne Macht die Kontrolle über dieses Gebiet erlangt und dass die Weltgemeinschaft ungehinderten finanziellen und wirtschaftlichen Zugang zu ihr hat…Somit kann das Bemühen Russlands, allein über den Zugang zu bestimmen, nicht hingenommen werden, da es der regionalen Stabilität abträglich ist.”

Wobei Brzezinski unter “Weltgemeinschaft” natürlich eine von den USA und Big Oil dominierte Truppe versteht, die aus seiner Sicht aber unabdingbar ist, um “regionale Stabilität” bei Russlands direkten Nachbarn zu garantieren. Bei soviel imperialem Klartetxt stellt sich die Frage, ob Brzezinskis 10-EuroTaschenbuch vielleicht deshalb nicht mehr nachgedruckt wird, weil hier einfach zu klar und prägnant dargelegt wird, um was es jenseits des Blablas um Demokratie und Menschrechte eigentlich geht. Oder anders gesagt: wer “Putinversteher” nicht verstehen kann – oder einer putinistischen Weltverschwörungstheorie anhängt – sollte Brzezinski lesen. Dass der große Schachspieler und Ziehvater Osama Bin Ladens auch nichts dagegen hat, jetzt in der Ukraine faschistische Strumtruppen zu bewaffnen, ist eigentlich selbstverständlich. In einem aktuellen Artikel fordert er die Obama-Regierung auf, die US-Bevölkerung endlich zum Krieg zu mobilisieren und die “Freiheitskämpfer” in Kiew mit Waffen für den Bürgerkrieg auszurüsten:

The Ukrainians will fight only if they think they will eventually get some help from the West, particularly in supplies of the kind of weaponry that will be necessary to wage a successful urban defense. They’re not going to beat the Russians out in the open field, where thousands of tanks move in. They can only beat them through prolonged urban resistance. Then the war’s economic costs would escalate dramatically for the Russians, and it would become futile politically. But to be able to defend a city, you have to have handheld anti-tank weaponry, handheld rockets and some organization.

Zbig ist immer noch stolz darauf, dass er den Russen einst in Afghanistan “ihr Vietnam” bereitete und bereut die Aufrüstung des Islamismus keine Minute – (wie auch, wo jetzt Al CIAda in Syrien hilft, die Interessen von Big Oil durchzusetzen. Wundere sich also niemand, wenn zur Unterstützung der Nazi-Milizien in der Ukraine demnächst auch noch ein paar radikale Wickelmützen aufkreuzen, wie sie in anderen ehemaligen Sowjetpubliken von den USA auch schon erfolgreich in Stellung gebracht wurden.) Dass derlei rücksichtslose Durchsetzung größenwahnsinniger Weltmachtphantasien eigentlich ein Fall für’s Gefängnis oder den Psychiater wäre spielt im “Great Game” leider keine Rolle – Ideen und Typen wie Brzezinski sind “too zbig to jail.” Und damit solche Forderungen erst gar nicht aufkommen, haben sie ihre Zöglinge, die ihre schnöden Interessen ins (menschen-)rechte Licht rücken, wie etwa Jockel Fischer, der einst mit der Auschwitz-Tränendrüse zum Balkankrieg blies und jetzt (als Angestellter der Brzezinski-Schülerin Madeleine Albright und Handelsvertreter in Pipelineistan) kräftig ins Kriegshorn trompetet: “Putin will die Weltmacht!” Is klar: der Iwan will uns alle holen – er hat sein Land schon direkt an unsere Militärbasen gerückt.

Kein Angst vor Hanf!

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So, das Cover ist schon da, das Manuskript ist auch fertig und wenn jetzt noch ein wenig lektoriert, korrigiert und gesäzzt wird steht einem Erscheinen dieser kleinen Streitschrift (ca. 96 Seiten) nichts mehr im Wege. Warum mehr als 20 Jahre nach der “Hanfbibel”, wie “Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf” von vielen genannt wird und in der nach vor alles steht, was man über diese Pflanze und ihr Verbot wissen sollte,  noch einmal ein Plädoyer für die Legalisierung von Hanf ? Weil die letzten beiden Jahrzehnte nicht nur die herausragenden medizinischen und ökologischen Eigenschaften von Cannabis weiter bestätigt haben, sondern vor allem die absolute Untauglichkeit und Schädlichkeit der Cannabis-Prohibition. Obwohl sich die Zahl der Strafermittlungen wg. Hanf seit Anfang der 80er Jahre mehr als vervierfacht hat (auf über 130.000 Verfahren im letzten Jahr), hat sich die Zahl der Konsumenten mehr als verdoppelt. Der “Krieg gegen Drogen” wird nach wie vor primär gegen Hanf geführt und nährt seinen milliardenschweren Apparat nach wie vor mit Angstpropaganda. Nur als “Kirche der Angst” kann der Prohibitions-Apparat sein ineffizientes  und irrationales Milliardengeschäft noch aufrecht erhalten: durch ständige Dämonisierung des “Feindes” und der Beschwörung, dass sich bei einer Legalisierung die Tore der Hölle öffnen. “Keine Angst vor Hanf!” kontert diese Horrorgeschichten mit nüchternen Zahlen, Daten und Fakten – und zeigt, warum es höchste Zeit ist, sich von der Irrlehre der Prohibition zu verabschieden und der Friedenschluß im “Krieg gegen Drogen” mit Cannabis beginnen muß.

Fuck EU ? Fuck USA!

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Ein wesentlicher  Unterschied zwischen Russland und Ukraine ist: in Moskau bestimmt die Politik, welche Oligarchen Geschäfte machen dürfen, in der Ukraine bestimmten die Oligarchen, wer in Kiew Politik machen darf. Solange Gorbi und der ewig besoffene Jeltzin die Amerikaner Geschäfte machen liessen, war alles OK, erst als Putin den Ausverkauf stoppte und Handlanger wie Chodorowski ins Gefängnis steckte, wurde die Politik des Kremls zum Problem. In Kiew ging auch alles lange einigermaßen gut, bis sich die USA mit CIA und deren NGOs einmischten, um eine “orangene” Revolution vom Zaum zu brechen. Seitdem sprechen sich die Oligarchen nicht mehr alle miteinander ab, sondern sind gespalten – in ein eher dem Westen und ein dem Osten zugeneigetes Lager. Zu letzterem zählte die Regierung Janukowitsch, die deshalb mit Unterstützung des Westens weggeputscht  und durch ein westlich orientiertes Marionettenregime ersetzt wurde. Dass auch unzufriedene weil verarmte und perspektivlose Bürger auf dem Maidan protestierten ist völlig unbestritten, ebenso klar sollte aber auch sein, dass diesen bei dem regime change nur eine Statistenrolle zukam – erzwungen und durchgeführt wurde er von den faschistischen Sturmtruppen des “rechten Sektors” und dann, – zwei Tage nach der Vertragsunterzeichnung  für einen friedlichen Übergang mit Neuwahlen zwischen Janukowitsch und Steinmeier und seinen EU-Kollegen – von den Scharfschützen, die auf dem Maidan wahllos in die Menge feuerten. Dass es sich bei diesen Killern um  Söldner handelte, die weder von der amtierenden ukrainischen Regierung, noch seitens der EU oder Russlands, sondern von den USA angeheuert waren – dieser Verdacht erhärtet sich mit jedem Tag, den das neue Regime in Kiew diesen Massenmord nicht untersucht und aufklärt. Gäb es nur den Anschein eines handfesten Beweises, dass die Russen oder der ihnen freundlichen gesonnene Janukowitsch an dieser Eskalation des Konflikts beteiligt waren – wir können sicher sein, dass er uns im Breitbandformat präsentiert worden wäre. Nein: dass Steinmeier und seine EU-Kollegen vorgeführt und ihr Vertrag nach kaum 48 Stunden Makulatur wurde, konnte weder im Interesse Putins noch Janukowitschs liegen. Letzterer wurde dann mit Gewalt abgesetzt und verjagt, und Putin sah sich gezwungen, seinen Stützpunkt in Sewastopol zu sichern – was mit einer halbwegs verläßlichen Regierung in Kiew völlig unnötig gewesen wäre, nicht aber bei einem von den USA installierten Putschregime.

Das Schwarze Meer ist für Russlands Gas,- und Ölverkäufe in den Süden essentiell – und eben darum geht es “Big Oil”, den Oligarchen der USA, die den frisch eroberten Rohstoff aus Irak und Libyen über eine Pipeline gern an Jordanien, Israel, Libanon und Syrien verkaufen wollen. Weil der Syrer Assad dann aber lieber einen Deal mit Putin abschloss, um die schon bis in die Türkei führende russische Blue Stream Pipeline ans Mittelmeer zu verlängern, wurde der “regime change” in Syrien angezettelt und mit Hilfe alliierter Al CIAda-Kämpfer zum Bürgerkrieg eskaliert. Auch in Syrien geht es natürlich nicht um “Demokratie”, “Menschenrechte” oder Beseitigung eines Diktators, sondern um das Geschäft, das man sich von Russland nicht verderben lassen will. Weshalb der Hegemon aus Amerika auch schon lange Russlands eurasische Zoll,-und Handelsunion auf dem Kieker hat – dass China, Indien und andere mit den Russen Milliardendeals abschliessen und neuerdings ihre Energie nicht mehr in $ sondern in Landeswährung bezahlen können, kann nicht dulden, wer “einzige Weltmacht” sein will. Wie grotesk es aber ist, Russland als “Regionalmacht” und Pariah zu ignorieren, weil man glaubt mit dem Fall der Sowjetunion schon den Endsieg der neoliberalen Globalisierung erreicht zu haben, hat Pepe Escobar in einer schönen Analyse auf Asian Times gerade beschrieben. Und auch sein Verwundern darüber ausgedrückt, dass Deutschland in seiner Schlüsselposition nicht eine völlig andere Politik macht:

“German interest in this key strategic relationship has been reciprocal. Amplified to other nations, that implies in the long run a full European Union-Russia economic/trade integration, and, in the bigger picture, a step closer to Europe-Asia integration. Which translates as absolute anathema for the embattled, Monopoly-addicted hyperpower/hegemon.”

Was hindert Deutschland und die EU eigentlich  daran, an einer Achse Paris-Berlin-Moskau-Peking zu arbeiten ?  Warum fährt Frau Merkel, die doch mal Russisch gelernt hat, nicht nach Moskau um eine solche Integration anzubahnen, statt sich bei Obama für den NSA-Skandal zu entschuldigen ? Wäre eine gute Zusammenarbeit mit unseren östlichen Nachbarn nicht viel eher  in unserem ureigenen und langfristigen Interesse, als die permanenten Kriege einer monopol-süchtigen Imperialmacht und ihrer Oligarchen zu unterstützen ? Ist es die Bevölkerung, oder nur eine Bande von gekauften Schurnalisten und Medienmanipulateuren, die eine solche friedensstiftende Politik verhindern ? Bestimmen  auch in Deutschland – wie in der Ukraine, oder in den USA –  ein paar Oligarchen, welche Politik gemacht wird ? Wenn nein, wie kommt es dann, dass eine große Koalition des Parlaments eine Politik betreibt, die nicht dem Land, und auch nicht Europa, sondern primär und hauptsächlich den USA dient ? Eine Politik, die Deutschland und die EU schwächt, die sich mit der Ukraine ein weiteres Armenhaus an Land ziehen soll, die dafür selbst einen Bürgerkrieg anzetteln hilft und einen schweren Konflikt mit dem wichtigsten kontinentalen Nachbarn und Handelspartner. Wem nützt das alles bitteschön ?

Wir schlittern in einen Krieg – wie der Russland-Experte Stephen Cohen in diesem lesenswerten Interview deutlich macht – den niemand wollen kann, der aber definitiv nicht von Russland angezettelt wurde, sondern von den USA, der EU und ihrer NATO, die den Russen seit 1991 systematisch auf die Pelle rückt. Eigentlich hätte man dieses nord-atlantische Verteidigungsbündnis damals auflösen oder in ein atlantisch-eurasisches Bündnis transformieren müssen. Wäre die Bundeskanzlerin nicht nur Stiefelleckerin, sondern Weltpolitikerin, sie müßte nach dem Besuch in Washington sofort nach Moskau, um ein solches auf den Weg zu bringen –  die “peinliche Politik”, die ihr die US-Neocons schon jetzt vorwerfen, muß unbedingt richtig in Gang gebracht werden. Wenn Obamas Chefdiplomatin (ehemals Assistentin von  Dick “Darth Vader” Cheney) “Fuck EU” spricht, kann gelegentlich ein beherztes “Fuck USA”  nur angebracht sein, – und dem Frieden dienlich…

Hat Panzer-Ursel die “Beobachter” geschickt ?

zensursulaIch war mal ein paar Tage weitgehend offline und nur mit Radionachrichten  versorgt – und ging bis vor ein paar Stunden davon aus, dass Kontrolleure der OSZE in der Ostukraine als Geiseln genommen wurden. Doch offensichtlich hatten diese “Beobachter” keinerlei OSZE-Status, sondern sind unter dieser Flagge getarnte Angehörige der Bundeswehr, die die Lage in der Stadt Slawjansk sondierten, in der pro-russische Oppositinonelle das Rathaus übernommen haben und die vom ukrainischen Militär eingeschlossen ist. Der selbsternannte “Volksbürgermeister” scheint also nicht falsch zu liegen, wenn er diesen Aufklärungstrupp als “Spione” bezeichnet. Dass die Aufklärer – wie es heißt – im Rahmen von OSZE-Vereinbarungen durch die Regierung in Kiew angefordert worden waren, ermöglichte zwar, in den Nachrichten über “OSZE-Beobachter” zu berichten. Aber nur so lange, wie die Frage nicht gestellt wird, was denn bitteschön solche Beobachter in einer vom Militär eingekesselten Stadt aufklären sollen, ohne sofort aufzufallen ? Um Informationsbeschaffung ging es dabei offensichtlich nicht, denn dazu gibt es in der hintersten Ostukraine sicher geeignetere Spione als ein Bundeswehr-Trupp in Zivil. Bleibt eigentlich nur, dass es um Informationsproduktion ging: der Trupp war zum Auffliegen und zur Gefangennahme durch einen militanten Bürgermeister vorgesehen, um die Lage weiter zu eskalieren.  Und wer startet – während Mutti Merkel noch im Osterurlaub  und Reichsfeldmarschall Steinmeier auf Auslandsreisen weilt-  solche Bundeswehr-Operationen in der Ost-Ukraine ? Die Vermutung, dass Panzer-Ursel von der Leyen hier federführend ist, liegt durchaus nahe. Denn was wäre für die ehrgeizige Hyper-Mutti der Nation gewinnbringender als ein kleiner Ostlandritt an der Seite der Cowboys aus Washington. Die wissen weltweit medienwirksame Zündeleien wie in Slawjansk sehr zu schätzen, es stärkt die Koalition der Willigen. Und am “Wehrwillen” und dem Hurra für Auslandseinsätze lässt es die deutsche Bevölkerung bekanntlich noch fehlen – da kommen so ein paar Geiseln, die von wüsten “Aufständischen” gefangen gehalten werden, schon ganz gut. Solange niemand fragt, was sie da eigentlich zu suchen hatten…

The CIA and the Media

24.04.14 17:19-BildschirmkopieUnd sie lügen natürlich auch in Sachen Ukraine was das Zeug hält. Doch offenbar gibt es mittlerweile immer weniger Menschen, die USA und NATO für eine große Friedensbewegung halten und deren jeweils aktuelles Ziel für das Reich des Bösen schlechthin. Außer 95 % aller Journalisten und Politiker, die als Stenographen und Sprachrohre dieses Lügengeschäfts fungieren – und sich gerade wundern, warum es immer noch soviele “Putinversteher” in der deutschen Bevölkerung gibt, obwohl sie uns Wladimir den Schrecklichen doch seit Monaten als aggressiven russischen Untermenschen porträtieren, dem dringend mit Gewalt Einhalt geboten werden muß. Und nicht nur die notorischen Kriegstrommler der Springer(stiefel)-Presse haben den Turbo in Sachen Mobilmachung und Wehrertüchtigung angeworfen, auch die einst anti-militaristische taz beklagt, dass der “Antiterrorkampf” in der Ost-Ukraine “stecken geblieben” sei und fordert von der Putschregierung robusteres Eingreifen: “Kiew hat keine Eier in der Hose”, und auch die öffentlich rechtlichen Anstalten – qua Zwangsgebühr gesetzlich eigentlich zu objektiver Berichterstattung verpflichtet – tröten derart ungeniert ins Propagandahorn, dass es nicht nur gestandenen Russland-Experten wie der ehemaligen ARD-Korrespondentin Gabriele Krone-Schmalz den Magen umdreht.

Wer sich fragt, warum die Medien tun was sie tun, kann in einer berühmten Recherche “The CIA and The Media” fündig werden, die der mit den “Watergate”-Enthüllungen bekannt gewordene Carl Bernstein 1977 durchführte. Er kam damals auf 400 Journalisten, die im Auftrag und mit Unterstützung des US- Geheimdiensts tätig waren. Dass es in den letzten 37 Jahren weniger geworden sind – und dass der wichtigste Satellitenstaat der USA in Europa, Deutschland – von dieser Infiltrierung ausgenommen ist, ist nicht anzunehmen, zumal mittlerweile ja sogar sämtliche Kommunikation von der Kanzlerin abwärts durch die US-Dienste abgesaugt wird. Vor einem Jahr noch, vor Edward Snowden, wäre  Letzteres von der Camarilla der “seriösen” Medien noch  haarsträubend als “krude Verschwörungstheorie” und “Anti-Amerikanismus” abgetan worden – und den Vorwurf, dass sie CIA-Propaganda betreiben weisen die Kollegen natürlich mit Inbrunst zurück, als “krude Verschwörungstheorie”.  De facto ist das aber keine Theorie, sondern eine real exisitierende Verschwörung, die Bernstein schon 1977 nachgewiesen hat und die nach wie vor blüht und gedeiht. Wer das für ein “anti-amerikanisches” Gerücht hält, macht sich etwas vor.

“Ja aber Mathias, so darf man nicht denken, das machen nur die Rechten, die von “Monopolmedien” oder “Systempresse” reden, wie es schon Hitler und Goebbels getan haben”, meinte unlängst ein guter Journalisten-Freund. Wozu mir nur  einfiel, was Nietzsche mal so (oder so ähnlich) geschrieben hat: “Um der Wahrheit willen muß man auch in die Jauchegrube hinabsteigen.”  Also: wenn es stimmt und wahr ist, was Bernstein aufgedeckt hat, wird es nicht falsch, weil irgendwelche Holocaust-Leugner sich auch darauf berufen. Nur weil Adolf Vegetarier war,  muß man ja um politisch korrekt zu bleiben auch nicht dauernd Fleisch essen.

Und dass Bernsteins Investigation tatsächlich aktueller denn je ist und das “paper of the record”, die vermeintlich seriöseste aller seriös genannten Zeitungen, die New York Times, mal wieder an vorderster Propagandafront mit dabei ist, ist leider Fakt. Um zum Irakkrieg zu hetzen, hatte sie auf ihrer Titelseite Aluminiumröhren als Massenvernichtungswaffen verkauft, und jetzt einen bärtigen Guerillero, der angeblich in Putins Auftrag in der Ostukraine Unruhe stiftet und zuvor schon in Georgien gekämpft haben soll – was keine 24 Stunden später als schlechter Photoshop-Job aufflog. Wobei Spül-Online diese aufgeflogenen Propagandalüge nun natürlich nicht zum Anlass tiefergehender Recherchen nimmt, sondern in bester Dünnsäureverklappungsmanier sofort zurückschlägt: Der Kreml lügt besser!

Lechts und Rinks

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Im politischen Koordinatensystem geht es derzeit irgendwie durcheinander, das Spektrum das von (Alt-)Linken bis (Neo-)Nazis reicht, mit grünen, sozialen, christlichen “Demokraten” in der Mitte, scheint als Gradmesser für Sympathien und Koalitionen nicht mehr hinreichend. In der Ukraine sind mit einem Putsch (Neo-)Nazis an die Macht gekommen und besetzten wichtige Posten einer “Übergangsregierung”, was den Westen, die “Demokraten” der Mitte, aber nicht abhält,  diese Regierung anzuerkennen und zu unterstützen. Obwohl niemand bezeifelt, dass es sich bei der “Swoboda” und dem “Rechten Sektor” um klassische nationalistische, antisemitische Faschisten handelt, werden die Hinweise darauf von der Mitte als “Russenpropaganda” von “Putin-Verstehern” abgetan. Dass man als “Demokrat” mit solchen Nazis definitiv nicht paktiert, auch nicht aus taktischen Gründen, diese Grundregel scheint in dem neuen Koordinatensystem irgendwie außer Kraft gesetzt. Selbst dass der einzige mörderische Terrorismus der letzten Jahrzehnte in Deutschland von eben solchen Nazis (und nicht von irgendwelchen Turbanträgern) kam, spielt  bei den Sympathien für die Putschisten in Kiew keine Rolle. “Der Feind unseres Feindes ist unser Freund”   – mit dieser Parole werden alle Koordinaten der Politik und des politischen Anstands hinfällig. Und so kommt es dann, dass Leute, die für den Frieden und gegen die Eskalation des Konflikts mit Russland demonstrieren, nun hierzulande in eine “neu-rechte” Ecke gestellt werden, was in gewisser Weise logisch erscheint, weil die “Demokraten” der Mitte ja ihrerseits mit den Nazis in der Ukraine paktieren, die den Konflikt mit Russland anheizen. Wobei “neu-rechts” – wie die Montagsdemonstrationen von taz bis FAZ genannt werden – auch eine neue Markierung auf dem Koordinatenspektrum darstellt, wobei ziemlich vage bleibt, was das sein soll. Populisten wie die AfD-Partei sind es nicht, denn die verkaufen den üblichen  Neoliberalismus ja nur im euroskeptischen, nationalen Gewand, typische Nazis, wie die NPD und ihre Kameradschaften sind es auch nicht, auch klassische (auf-)rechte Konservative sind es nicht, denn die demonstrieren in der Regel nicht für den Frieden. Wer ist es also dann, der diese “neu-rechte” Ecke ausfüllt ? Erstaunlicherweise hat sich ein Ur-Gestein der deutschen Linken, die einstige Grünen-Mitgründerin Jutta Ditfurth, jüngst an eine Defintion gewagt, doch die ist so haarsträubend , dass sie auch nicht weiter hilft: Lars Mährholz, der die Montagsdemos initiiert hat, sei ein verkappter Nazi, weil er die Federal Reserve Bank für eine Wurzel des Übels hält, was laut Ditfuhrt gleichzusetzen ist mit der Behauptung einer “jüdischen Weltverschwörung”, ebenfalls ein getarnter Neu-Rechter soll der ehemalige rbb-Moderator Ken Jebsen sein, der auf den Montagsdemos gesprochen hat, sowie der einstige “konkret”,- und “Junge Welt”-Redakteur Jürgen Elsässer, laut Ditfuhrt ein “glühender Antisemit und Schwulenhasser”. Außerdem würden sich auf diesen Demos “Anhänger von Silvio Gesell” und die verschiedensten “Verschwörungstheoretiker” tummeln, die aber alle geeint seien durch einen “antisemitischen Konsens”.

Nun gehören Begriffe wie “Antisemit” oder “Verschwörungstheoretiker” mittlerweile zu den üblichen Diffamierungsstandards für unerwünschte Nachrichten, denen man durch Denunziation ihres Überbringers ihre Relevanz nehmen will. Auch mir wurden nach meinen Büchern über 9/11 diese Etiketten angeklebt, auch wenn ich dort nie eine Verschwörungstheorie aufgestellt, sondern nur die offizielle Legende als eben solche  dokumentiert habe – und auf  drei von mehr als 1000 Seiten auch die Rolle der israelischen Mossad-Agenten erwähne, die von FBI-Protokollen belegt ist. Doch das reicht für die Schublade “Antisemit”, so wie eben die Erwähnung der FED und ihrer in der Tat fatalen Geldschaffung aus Nichts reicht um  in eine Schublade mit Holocaust-Leugnern gesteckt zu werden. Das ist vollkommener Irrsinn, aber so läuft das Spiel – Meinungen, die nicht systemkonform  sind, sind quasi automatisch “antisemitisch” und damit ex communicado. Was im Falle der Kriegstreiberei durch USA/NATO/EU, die sich für die Einverleibung (“Demokratisierung”) der Ukraine expliziter Antisemiten und Neonazis bedient, jetzt zu der absurden Koordinatenverschiebung führt, dass die Kritiker dieser Politik, die Montags für den Frieden auf die Straße gehen,  als “Rechte” und “Antisemiten” denunziert werden. Während die Putschisten in Kiew, wo explizite Nazis das Sicherheits,- und Militärministerium und die Polizei befehligen, als unterstützenswerte Alliierte gelten.

Also: hier stimmt was nicht mit lechts und rinks – im Kopf von Jutta Dittfurth und in den Medien, die diesen Mumpitz kolportieren. Und auch nicht bei all denen, die sich als “Demokraten” der Mitte verstehen, die die NSA-Bespitzelung, den Drohnenkrieg und die Folter-KZs der USA klaglos akzeptieren und sich von diesen großartigen “Freunden” für deren Geschäftsinteressen eher zu einem Krieg in Europa treiben lassen, als “Nein” zu sagen und für den Frieden auf die Straße zu gehen. Nicht weil sie “anti-amerikanisch” sind, sondern weil sie die permanenten Rechtsbrüche unserer “Freunde” nicht länger hinnehmen wollen, und auch nicht, weil sie “pro-russisch” sind, sondern weil sie die Aktionen Putins als verständliche Reaktion auf den vom Westen initiierten Putsch in Kiew sehen.  Wie es im Übrigen nach wie vor die Mehrheit der deutschen Bevölkerung tut, obwohl ihnen 95 % der meinungsbildenden Medien etwas anderes erzählt. In China und Indien, also quasi dem Rest der Welt jenseits der NATO , sieht man das genauso – und freut sich, denn als Reaktion auf die idiotischen Boykottmaßnahmen des Westens können sie ab sofort  Öl und Gas bei den Russen in Landeswährung und nicht mehr in Dollar zahlen. Dass hatte schon Saddam Hussein getan, worauf ihn die USA schnell beseitigten, was bei Putin wg. Atomwaffen aber so nicht geht – womit wir wieder bei der FED und ihrem Dollarzauber wären, der ja nur funktioniert, solange Öllieferungen weltweit dem Zwangsumtausch in US-Dollar unterworfen sind. Denn das ist das einzige, was dieses Luftgeld als globale Leitwährung noch oben hält – doch ehe wir uns jetzt wieder alt-rinkem oder  neu-lechtem Gedankengut hingeben, überlassen wir Ken Jebsen das Wort, der nicht nur auf auf die Denunzianten-Tante Jutta antwortet, sondern darüber hinaus auch über die “Lügenmechanik” der Medien spricht. Ken Jebsen hat vor drei Jahren einmal ein Interview über 9/11 mit mir gemacht, ansonsten kennen wir uns nicht näher – seine Sendung damals war sehr gut und journalistische Glanzstücke wie Happy Birthday Terrorlüge  führten dann dazu, dass er kurz darauf  von den Broder-Brigaden beim RBB rausgemobbt wurde. Seitdem sendet er auf Ken FM im Internet, spricht immer noch ein bißchen zu viel und zu schnell, aber meistens auf dem Punkt: nicht rinks und nichts lechts, sondern gegen die da oben und für die da unten.

R.I.P. Michael C. Ruppert

MCRMichael C.Ruppert hat sich in der Nacht zum Montag das Leben genommen – er war einer der wichtigsten Whistleblower und investigativen Autoren unserer Tage. Seine Website From The Wilderness war nach 9/11 eine der wenigen Informationsquellen, die Hintergrundinformationen lieferte und das tat, was eigentlich jeder Journalist hätte tun müssen: die Regierungsverlautbarungen zu diesem Verbrechen nicht einfach zu übernehmen, sondern sie zu hinterfragen und nach zu recherchieren. Sein Buch “Crossing The Rubicon- The Decline of the American Empire at the End of the Age of Oil” gehört zu den besten, die über 9/11 geschrieben wurden. Mike kam aus einer konservativen Familie, viele seiner Verwandten waren beim Militär oder beim Geheimdienst. Er studierte Politik und machte Karriere bei der Polizei in Los Angeles. Als er in seiner Funktion als Drogenfahnder angehalten wurde, von der CIA orchestrierte Schmuggeloperationen zu ignorieren und mit in  diese Geschäfte im Namen des Staats einzusteigen, wurde er zum Whistleblower und aus dem  Polizeidienst gefeuert. In einer öffentlichen Anhörung konfrontierte der 1996 den damaligen CIA-Chef John Deutch mit den Fakten, die er über die tiefe Verstrickung des Geheimdiensts in den Drogenhandel recherchiert hatte – einen Monat später wurde Deutch auf seinem Posten von George Tenet abgelöst. Und Mike Ruppert startete “aus der Wildnis” seine Webseite und einen Newsletter, die vor allem nach dem 11. Spetmeber 2001 von Millionen gelesen wurden. Ich lernte ihn 2003 kennen, als wir ihn zu einer Konferenz nach Deutschland eingeladen hatten, 2004 trafen wir uns auf der großen 9/11 Konferenz in Toronto wieder, danach kam er noch einmal nach Deutschland und besuchte u.a. Andreas von Bülow.  2006 wurden bei einem Einbruch in das  “From The Wilderness” – Büro sämtliche Computer und Festplatten zerstört. 2008 fühlte er sich persönlich bedroht und wanderte zeitweilig in die wirkliche Wildniss nach Kanada aus. 2009,  als ein Filmmacher über den CIA-Drogenschmuggel recherchierte und Mike Ruppert interviewen wollte, erzählte dieser viel mehr als nur diese Geschichte – so entstand die Dokumentation “Collapse”, die 2010 auf der Berlinale gezeigt wurde. Und in der Mike Ruppert den Fake des “war on drugs” und des “war on terror” in den größeren Zusammenhang von der  Finanzkrise, Peak Oil und der ökologischen Katatstrophe stellt. Eine ebenso finstere wie wohl begründete Untergangsprophezeiung – die er in einer Sendung im Internet-Radio ” The Lifeboat Hour” bis zum vergangenen Sonntag fortsetzte. Nunmehr wieder aus der Wildnis, einem Tal hoch in den Rocky Mountains, wohin er sich 2012 zurückgezogen hatte. Noch ist über die genaueren Umstände seines Todes nichts bekannt, sein Freund und Anwalt Wesley T. Miller wird der Autopsie beiwohnen und berichten – und bittet bis dahin von Spekulationen abzusehen. Falls sich die Nachricht seines Freitods bestätigt, könnte man dies zynisch als typisches Ende für einen “Schwarzseher” bezeichnen, tatsächlich aber scheint mir, das Mike Ruppert nicht an den furchtbaren Fakten über die Welt zerbrochen ist, sondern eher an der Ignoranz und Diskriminierung, die ihn als durchgeknallten “9/11 Truther” und “Verschwörungstheoretiker” abstempelte. Obwohl er doch als Publizist genauso akribisch, ehrenwert und unbestechlich arbeitete,  wie er zuvor als Polizist gearbeitet hatte. Dass ihm die Institutionen diese Arbeit nicht gedankt haben sollte uns umso mehr Verpflichtung sein, nicht nur sein Andenken hoch zu halten, sondern auch, die Pfade, die er  in der Wildnis geschlagen hat, weiter zu verfolgen.