ACTA ? – Nein danke!

Soeben wird gemeldet, dass Deutschland – zumindest vorläufig – das internationale Urheberabkommen ACTA nicht unterzeichnet. Dennoch sollte niemand versäumen, zu den Demonstrationen zu gehen, die  morgen weltweit  und in über 50 deutschen Städten stattfinden – weitere Infos und Links hier.

Wer noch nichts von ACTA gehört hat : hier sind einige FAQs dazu  und hier eine Erklärung (pdf ), warum dieses von  USA und Japan hinter verschlossenen Türen ausgekungelte Gesetz

  • Demokratisch nicht legitimiert ist
  • eine Gefahr für die Meinungsfreiheit und den Zugang zu Kultur bedeutet
  • eine Gefahr für Datenschutz und Privatssphäre darstellt
  • Innovationen behindert
  • und Rechtsunsicherheit fördert

Stellen Sie sich vor, ihre Telefongesellschaft wird wegen Beihilfe verklagt, weil Kriminelle über ihre Leitungen einen  Bankraub verabredet haben.  Ja aber was kann die Telefongesellschaft dafür, wenn  das über ihre Leitungen läuft ? Eben.  Aber genau das verlangt ACTA von den Internetprovidern, wenn über ihre Leitungen gegen das Urheberrecht verstossen wird. Deshalb: ACTA? – Nein danke!

Gegenseitige Hilfe: Pjtor Kropotkin

Für das Buch “Gewinn für alle – Genossenschaften als Wirtschaftsmodell der Zukunft”, das zur Leipziger Buchmesse im kommenden Monat erscheint, habe ich einige kurze Porträts wichtiger Vordenker des Genossenschaftsgedankens geschrieben. Nachdem Genossenschaften lange  nur noch  als frühsozialistische Utopie bzw.  aktuelles Beispiel für zwangskollektivierte kommunistische Mißwirtschaft galten, sind sie jetzt wieder  ein Zukuftsmodell – in den letzten drei  Jahren wurden in Deutschland mehr als 700 neue Genossenschaften gegründet. Die egalitäre Grundregel “one (wo)man one vote”, nach der jedes Mitglied unabhängig von seiner Kapitaleinlage eine Stimme hat, schützt diese Unternehmensform nicht nur vor Heuschrecken, sondern hat zum Beispiel auch dafür gesorgt, dass Genossenschaftsbanken und Credit Unions (wie sie in den USA heißen) von der Bankenkrise kaum betroffen wurden. Weil das Interesse ihrer Mitglieder nicht auf maximale Profitsteigerung durch Casinowetten gerichtet ist, sondern auf  günstige Kredit,-und Bankdienstleistungen, mußten sich die Genossenschaftsbanken beim Zocken zwangsläufig zurückhalten.  Die vor mehr als 150 Jahren entwickelten Grundsätze des Genossenschaftswesens scheinen insofern  heute wieder zeitgemäß und marktkonform. Deshalb lohnt es auch, den Pionieren wieder Aufmerksamkeit zu schenken: dem kirchenfrommen Beamten Friedrich Wilhelm Raiffeisen, dem Liberalen Hermann Schulze-Delitzsch,  dem Sozialdemokraten Ferdinand Lasalle oder dem “Utopisten” Charles Fourier. Den Anfang machen wir jedoch mit einem meiner persönlichen Hausheiligen, dem Anarchisten Fürst Pjotr Kropotkin.Continue reading →

I can hear music

Ich war 11  oder 12  als ich das erste Mal “Barbara Ann” hörte und sofort “Beach Boys” Fan wurde. Zum Geburtstag schenkte man sich unter Freunden damals gern eine Single und ich hatte bald neben den Odeon-grünen (Beatles) und den Decca-roten (Stones) auch einige der Capitol-violetten: “I can hear music”, “I Get Around”  und natürlich den Jahrhundert-Song “Good Vibrations”  Jetzt feiern die Beach Boys feiern ihr 50-jähriges Band- Jubiläum – und die alten Männer singen immer noch wunderschön. Der “Rolling Stone” hat eine (wg. der hiesigen  GEMA-Schutzgeld-Eintreibung nur teilweise anzuschauende) Videosammlung aus 50 Jahren zusammengestellt.Continue reading →

Eine neue Geldordnung

Ende der 80er Jahre schrieb ich als “Mc CashFlow” eine Börsenkolumne für die taz und besuchte häufiger Pressekonferenzen zu  Finanz,- und Wirtschaftsthemen. Einmal referierten dabei zwei der sogenannten “Wirtschaftsweisen” – die Namen haben ich, wohl zu Recht, lange vergessen – über Inflation, Konjunktur und Staatsverschuldung. Als die Fragerunde eröffnet war und die Kollegen nur ein, zwei langweilige Nachfragen hatten, stellte ich die “Systemfrage”: ob denn nicht die Wurzel der erörterten Problem in dem Systemfehler der Geldschöpfung und des Zinseszins liege. Der Professor warf mir einen mißmutigen Blick vor und sagte dann nur, mit einer abwertenden Handbewegung: “Ach, Sie haben wohl Silvio Gesell gelesen, das ist doch alles längst überholt und widerlegt.” Mit meinem “Ja, aber..” kam ich dann nicht mehr zum Zuge, weil der “Weise”  sofort  zu einem ganz anderen Punkt sprang. Am Ende der Konferenz kam dann ein sehr alter Herr auf mich zu: “Sie haben da eine wirklich interessante Frage gestellt, aber damit kommen Sie hier nicht durch. Ich hab das schon 1946 versucht.” Er lächelte, und gab mir auf meinen erstaunten Blick seine Karte. Seine Name war Hans R. L. Cohrssen. Wir tranken einen Kaffee zusammen und er erzählte, dass er in den 20ern in die USA ausgewandert sei, in den 30ern bei Irving Fisher Volkswirtschaft   (pdf) studierte und mit ihm 1933 das Buch Stamp Scrip herausgab, über ein an Gesell orientiertes kommunales Geld, dessen Konzept sich im Zuge der Finanzkrise von 1929 schon in vielen Kommunen durchgesetzt hatte – bis Finanzministerium und Federal Reserve ihm einen Riegel vorschoben. 1945 kam er als Offizier der US-Armee nach Deutschland und versuchte die verschiedenen Finanzauschüsse der Besatzungsmächte von diesem stabilen Geldsystem zu überzeugen – und blieb damit ebenso erfolglos wie später als Aufsichtsrat einer Großbank und als Professor. Wir korrespondierten nach diesem Treffen noch und er sandte mir einige seiner neueren Artikel zu, doch das Buch, das ich über das Geldsystem schreiben wollte, kam nie zustande. Umso größer die Freude jetzt zu sehen, dass die alten und top-aktuellen Ideen von Gesell und Fisher wieder aufgegriffen werden, wie jetzt von Joseph Huber in seinem Buch “Monetäre Modernisierung”, das eine “Vollgeldreform” vorschlägt.

Wie die domestizierten Primaten an ihrem entscheidenden Evolutionsvorteil scheitern

“Cogito Ergo Bum” hieß mein 2007 erschienenes Buch, welches neben dem Befund, dass es meistens knallt wenn “homo sapiens” das Gehirn anwirft, 49 weitere Beweise über die Unausweichlichkeit des Scheiterns enthält. Einen davon – über das Scheitern der domestizierten Primaten an ihrem entscheidenden Evolutionsvorteil, dem Feuermachen (Foto aus dem sehenswerten Film “Am Anfang war das Feuer” (1981)  von J.J.Annaud)- wollen wir den prima Klimaexperten dieses Blogs nicht vorenthalten:

Als vor 65 Millionen Jahren ein riesiger Asteroid auf der Erde einschlug und sie in einen riesigen CO2-stickigen Bakofen verwandelte, wurden durch diese globale Klimakatastrophe mit den Sauriern in der Folgezeit auch zwei Drittel aller Lebewesen vernichtet. Heute, so haben Naturforscher ausgerechnet, hat die Massenausrottung von Arten wieder dasselbe Tempo erreicht wie nach diesem kosmischen Unfall. Doch dieses Mal heißt die Katastrophe »Mensch«. Deshalb sind wir um unserer selbst und unserer Nachkommen willen zum schnellen Lernen gezwungen. Nach dem lange Jahrhunderte vorherrschenden Irrglauben, dass sich die Menschheit als naturbeherrschende Krone der Schöpfung selbstverständlich auf dem aufsteigenden Ast befindet, setzt sich zunehmend das Wissen durch, dass die Gattung dabei ist, den Ast, auf dem sie sitzt, abzusägen – sowie die Ahnung, dass diese Selbstzerstörung mit einem weitgehenden Missverständnis der Erde, des Lebens, des Selbst zu tun hat.Continue reading →

Schnee von gestern

Dass es immer noch Leute gibt, die den menschengemachten Klimawandel  für ein Hirngepinst halten, das der Bevölkerung  von einer großen Verschwörung aus Umweltschützern und Medien eingepflanzt wird, hat damit zu tun, dass diese Verschwörungstheorie nicht nur von ein paar Bloggern sondern auch von einigen “seriösen” Medien und Wissenschaftlern verbreitet wird. Besonders hervorgetan hat sich hier das “Wall Street Journal”, das ja seit  die Interessen von Big Oil und des militärischen-industriellen Komplexes vertritt. Selten freilich tritt der hemmungslose Lobbyismus des Blatts so krass zu Tage wie jetzt, wo es in Washington gerade ein bißchen geschneit hat, was man für einen guten Zeitpunkt hielt, Zweifel an der anthropogenen Erderwärmung zu säen und einen entsprechenden Artikel zu veröffentlichen, den  16 meist pensionierte Metereologen, Ingenieure und Wissenschaftler anderer Felder unterschrieben hatten, aber keine aktuellen Klimaforscher.  Letztere verfaßten eine Erwiderung der unhaltbaren Thesen, doch den Abdruck lehnte das WSJ ab, obwohl sie von 255 Mitgliedern der National American Academy of Sciences unterzeichnet war. Sie wurde jetzt im Magazin “Science” abgedruckt:

(i) The planet is warming due to increased concentrations of heat-trapping gases in our atmosphere. A snowy winter in Washington does not alter this fact.

(ii) Most of the increase in the concentration of these gases over the last century is due to human activities, especially the burning of fossil fuels and deforestation.

(iii) Natural causes always play a role in changing Earth’s climate, but are now being overwhelmed by human-induced changes.

(iv) Warming the planet will cause many other climatic patterns to change at speeds unprecedented in modern times, including increasing rates of sea-level rise and alterations in the hydrologic cycle. Rising concentrations of carbon dioxide are making the oceans more acidic.

(v) The combination of these complex climate changes threatens coastal communities and cities, our food and water supplies, marine and freshwater ecosystems, forests, high mountain environments, and far more.

Nun müssen die 255 Experten nicht recht haben, nur weil sie mehr sind als die 16, die das Gegenteil meinen. Deren Behauptungen sind allerdings derart schräg, dass sie als “Wissenschaft” nicht bezeichnet werden können. So reden sie davon, dass es seit zehn Jahren keine Erderwärmung gäbe, obwohl 2011 das 35. Jahr in Folge war, in der die Erwärmung über dem langjährigen Durchschnitt lag. Dass über derart simple Tatsachen wie die Temperatur immer noch gestritten und die an jedem Alpengletscher  zu besichtigende rapide Schmelze einfach abgestritten wird, hat nichts mit diesen glasklaren Fakten zu tun, – hier ein NASA-Video, das im Zeitraffer die Temperatur-Daten von 1880-2011 visualisiert – sondern mit dem Lobbyismus gekaufter Experten und ihrer Organe wie dem War Street Journal…
Über die Wege, wie man auf die dramatischen Änderungen des Klimas und der Ökosysteme am besten reagiert – und ob  eine CO-2-Reduktion ausreicht – kann und muß es weiterhin Streit geben, denn anders als die Temperaturdaten sind diese Fragen komplex. Grundsätzlich aber ist klar, dass die Parole nur “Downsizing” heißen kann. Also so das Gegenteil von dem, was das WSJ und seine falschen Propheten propgagieren, nämlich “ewiges Wachstum”.

Verfassungsschutz ? Abschaffen!!!

Die Nachricht, dass 27 Abgeordnete der Linkspartei vom Verfassungsschutz beobachtet werden hat insofern etwas Beruhigendes, weil so ja Kräfte und Kapazitäten gebunden werden, die ansonsten in Agenten für den Nazi-Untergrund gesteckt würden. Dass diese großartige Behörde jetzt PDS-Bespitzelung statt NSU-Förderung betreibt – wobei man ja nicht weiß ob sie ihre Aktivisten aus dem rechten Sumpf wirklich zurückgezogen hat –  ist ja immerhin schon mal was, und ein weiterer Schritt,  mit der der Verfassungsschutz an seiner längst überfälligen Abschaffung arbeitet. Denn wozu braucht es eine Behörde, die entweder gefährlich ist,  weil  sie auf rechte Gewalt mit Ignoranz oder gar mit Sponsoring reagiert  – oder völlig unterbeschäftigt, weil sie öffentliche Figuren wie Gregor Gysi oder Petra Pau bespitzeln muß ? Richtig, die braucht es gar nicht. Ebensowenig wie eine Behörde, die jahrelang behauptet, dass die in Berlin abgefackelten Limousinen  dem “gewalttätigen links-autonomen Spektrum” zuzuordnen seien, bis die Polizei dann einen psychotischen Pyromanen fasst, der für 90% dieser Brände verantwortlich war.

Und wenn sich jetzt nach 45 Jahren herausstellt, dass die Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg 1967 kein Zufall war, sondern eine gezielte Exekution – dann hat sich diesen Mord zur Radikalisierung der friedlichen Studentenproteste nicht der Schütze (und Stasi-Spitzel) Karl-Heinz Kurras ausgedacht, und auch nicht seine Chefs,  der Polizeipräsident oder der damalige Bürgermeister Albertz – die beide zurücktraten – sondern natürlich der Verfassungschutz. Der schreckte zur Tarnung und Täuschung selbst vor einer Leichenschädnung des Opfers nicht zurück – und ließ im nächsten Schritt an die wütenden und empörten Studenten Sprengstoff und Waffen verteilen. Peter Urbach, der die RAF mit den ersten Waffen versorgte, war ein Agent des Verfassungsschutzes, der mit dieser Aufrüstung eine perfekte Budgetbeschaffungsmaßnahme initiiert hatte, denn fortan gab es “echte” bewaffnete Verfassungsfeinde und Terroristen, die man natürlich jagen mußte. So wie noch unlängst die VS-gepamperten Bubis, denen man noch den Friseurbedarf für ihre Wasserstoffbomben verschaffte um sie dann als  islamistische “Sauerlandbomber” vorzuführen. Brauchen wir einen solchen Verein ? Nein!!!

Disclaimer: Ich bin Verfassungspatriot und halte das Grundgesetz für einen absolut schutzwürdigen Wert. Etwas Besseres als diese Verfassung hat das Land in seiner Geschichte niemals gehabt und die sich daraus ableitenden Grundrechte gilt es zu verteidigen. Ebenso wie eine  öffentliche Behörde, die für diesen Schutz und die Unantastbarkeit des Grundgesetzes zuständig ist und Gefahren, die diesem drohen im Auge behält. Ein auf dem rechten Auge blinder Geheimdienst aber, der die Verfassung mißbraucht wo es gerade politisch paßt, der in der Abwehr tatsächlicher  Staatsfeinde und Terroristen völlig versagt und sich in der Bespitzelung demokratisch gewählter Abgeordneter ergeht – ein solcher Dienst ist eine Gefahr. Wer die Verfassung schützen will, muß ihn abschaffen.

UPDATE: Die “Zeit” kommt in ihrer Chronique scandaleuse am 28.01.2012 zum selben Schluß

 

Alles – außer 9/11!

Nachdem Anfang November das Radio Berlin Brandenburg” (RBB)  seinem langjährigen “Ken FM”-Moderator Ken Jebsen mitten in der Sendung das Mikrophon abgestellt hatte, weil ein paar islamophobe Blogger und ihr Lautsprecher Broder haltlose Antisemitismusvorwürfe geäußert hatten, konnte er zwar kurz darauf wieder auf Sendung gehen – wenige Wochen später jedoch kündigte der RBB das Arbeitsverhältnis,  mit der Begründung, er “hätte sich nicht an Absprache gehalten” und gegen “journalistische Standards verstoßen”.  Das ist Ken Jebsen nach über 10 Jahren und 545 Sendungen ein bißchen zu dürftig, weshalb er jetzt Klage  gegen die Kündigung eingreicht hat.  Er will genaueres wissen. Gegen die Antisemtisimus-Vorwürfe hat ihn der RBB selbst in Schutz genommen, die sind also nicht der Grund für den Rausschmiß, doch welche Standards er ansonsten verletzt haben soll wurde nie konkretisiert.  Was sind die “Standards” einer Rock’n Roll Sendung, die  wie “Ken FM” mit ihrem Mix aus Musik, Glosse, Essay und Satire zum Kult auf “Fritz”-Radio werden konnte ? “Würde man Monthy Python vorwerfen, dass sie historisch nicht korrekt sind ?” fragt  der Moderator, weist aber darauf hin, dass nicht alles in seiner Sendung nur Satire war.

Das trifft auch auf die KenFM-Sendung vom 11.9.2011 zu, für die er mich eine Stunde lang über das neu erschienene Buch zu Thema interviewte – und die er mit einem faktengesättigten Teaser unter dem satirischen Titel “Happy Birthday Terrorlüge” einleitete. Als ich mittags um 14 Uhr das Radio einschaltete und diesen grandiosen Parforce-Ritt des Schnellsprechers Jebsen zum ersten Mal hörte, fiel ich fast vom Stuhl, vor Begeisterung und Ziehen meines nicht vorhandene Huts: besser als in diesen zehn Minuten konnte man den Shitstorm, der uns seit 9/11 als Märchen von Osama und den 19 Teppichmessern aus allen Medienkanälen ins Hirn geblasen wird, einfach nicht auf den Punkt bringen. Als wir uns zwei Wochen zuvor für das Interview getroffen hatten, waren meine Erwartungen eher gering. Zwar hatte Ken Jebsen vor dem Gespräch das Buch tatsächlich gelesen – was in der Branche keineswegs üblich ist – und sehr präzise Fragen, auf die er mich ausführlich antworten liess, aber aus den vielen Interviews zum Thema 9/11 weiß ich, was hinterher meistens gesendet wird: im besten Fall ein längerer Auschnitt, im schlechten ein paar Fetzen mit abwertender An-und Abmoderation.  Nicht so bei KenFM – hier lief das Interview nahezu  ungeschnitten und nur unterbrochen von Musik. Damit hatte ich nicht gerechnet.

Zumal nach den Erfahrungen, die ich mit der ARD gemacht hatte, für die ich auf verschiedenen Radiokanälen und Sendern in den 80er und 90er Jahren häufig als Autor tätig war.  In der Wahl meiner Themen für Kommentare, Rezensionen oder Features war ich immer frei, bis es im Spätherbst 2001 hieß: “Du kannst alles machen- außer 9/11!” Ohne dass es ein Direktive der Intendanz gegeben hätte wußten die Redakteure, dass sie Ärger bekommen, wenn sie anderslautende  Meinungen zulassen. Auch wenn  es an dem Dogma der offiziellen Version fundierte Zweifel gab, gerüttelt werden durfte daran nicht.

Dass das nun 10 Jahre danach anders zu sein schien, dass nicht nur meine Recherchen bei KenFM gebührlich zu Wort kamen, sondern auch noch andere kritische Stimmen – und dass der Moderator dies alles in einem zündenden “Happy Birthday”-Kracher zusammengefaßt hatte, gab durchaus Anlaß zur Freude. Die Inquisition, das öffentlich-rechtliche Medien-Mittelalter schien zu Ende, das Tabu, 9/11 anders zu beurteilen als das Weisse Haus, schien gebrochen. Bis der Radiomann, der sich diese Freiheit genommen hatte, gefeuert wurde.  Weil er “journalistische Standards” verletzt hat. Insofern könnte das Verfahren vor dem Arbeitsgericht interessant werden, in dem man hoffentlich mehr über diese Standards erfährt –  und vielleicht auch über die Tatsache, dass die gebührenfinanzierte Meinungsfreiheit nach wie vor und selbstverständlich alles umfaßt – außer 9/11.