Hybris kommt vor dem Fall

Ob mit den nunmehr 27,2 Millionen Steuern, die Uli Hoeneß unterschlagen haben soll, das Ende der Fahnenstange erreicht ist, scheint nach den dramatischen Zuwächsen in den ersten  Prozesstagen keineswegs klar. Noch unklarer ist aber vorallem, welche Verteidigungsstrategie der Bayern-Boss und seine Anwälte eigentlich verfolgen. Dass die Selbstanzeige über 3,5 Millionen, die Hoeneß  in Eile anfertigen lies, nachdem ein Journalist Anfang 2013 seinem Schwarzkonto auf die Spur kam, zwar nicht lückenlos war, aber dennoch möglicherweise strafbefreiend wirken könnte – und eben darum in der Verhandlung gestritten würde –  war vor Beginn des Verfahrens allgemeiner Konsens. Wenn nun am zweiten Prozesstag auf dem Tisch kommt, dass es sich bei dem zugegebenen Betrag um nicht einmal 15% der gesamten Beute handelt – und auch Staatsanwaltschaft und Finanzamt erst wenige Tage vor Prozessbeginn von der Gesamtsumme erfahren, ist die ursprüngliche Selbstanzeige nicht nur einfach unvollständig und fehlerhaft, sondern stellt eine grobes und vorsätzliches Täuschungsmanöver dar. Dass sie damit das Gegenteil einer möglichen Strafbefreiung bewirkt müsste jedem halbwegs erfahrenen Strafverteidiger klar sein – und umso unverständlicher ist deshalb, warum diese 27 Mio. mehr als ein Jahr lang weiter vertuscht wurden. Welche Strategie steckt hinter dieser Salamitaktik, bei einem Verfahren in dem es den Verteidigern des geständigen Angeklagten doch nur darum gehen kann, mildernde Umstände und eine Bewährungsstrafe herauszuholen ?  Vermutlich gar keine, sondern die „Mia-San-Mia-Und-Mir-Kann-Koana“-Hybris des Uli Hoeneß, der noch vor seinen eigenen Anwälten die wahre Menge seiner hinterzogenen Millionen bis zum Schluß verheimlichte. Der Wurst-Uli glaubte halt, dass einer wir er nur den Zipfel hergeben müsste und die ganze Wurst einfach durchschmuggeln kann. Anders kann man den für den Angeklagten desaströsen Prozessverlauf eigentlich  erklären. Selbst das Herausstreichen seiner  positiven Seiten – als erfolgreicher Wurst-Unternehmer, FCB-Manager, Spender usw. – kann Hoeneß jetzt nicht mehr vor einer längeren Gefängnisstrafe retten.

Vladimir Putin ist kein Anti-Imperialist!

Für “Command & Conquer” oder “Starcraft”- Spieler, die den Konflikt in der Ukraine als Echtzeit-Strategiespiel betrachten, kann die Meldung nicht überraschend kommen, dass es auch dort um Rohstoffe geht – denn wer nicht rechtzeitig die vorhanden Öl,-und Gasfelder kontrolliert, hat auch im Great Game um die Weltherrschaft keine Chance. Die Bekundung von  Victoria “Fuck EU” Nuland, dass die USA bereits 5 Milliarden in einen Regimewechsel in der Ukraine investiert haben, deutete ja bereits an, dass es bei der Geschichte nicht um “Freiheit und Demokratie”-Pillepalle, sondern um beinhartes Business geht.  Der britische Politiologe Nafeez Ahmed – einer der wenigen, die auch schon zu 9/11 und zu 7/7 unabhängige Recherchen vorgelegt haben – hat in einem Artikel des Guardian die Lage in diesem neuen Pipeline-Krieg ausführlich erklärt. Fefe hat es in seinem Blog   kurz  zusammengefasst:

Wieso sind die Amerikaner eigentlich so unter Druck bezüglich der Ukraine? Ob man jetzt Putin jetzt ärgert oder in sechs Monaten, wieso ist das so wichtig für die Amis? Und selbst wenn die Ukraine unter russischer Kontrolle geblieben wäre, na und, die Amis haben doch schon alle anderen Länder in der Gegend an die Nato angeschlossen. Wieso drängelt das jetzt so, dass sie der Ukraine dieses bekloppte Ultimatum reindrücken mussten? Hier ist ein Erklärungsversuch: Ende letzten Jahres hat Chevron einen 10-Milliarden-Deal mit der Ukraine gemacht. Dabei geht es um die Förderung von Schiefergas. Einen ähnlichen Deal hat Royal Dutch Shell unterschrieben. Das könnte erklären, wieso die EU mitgedrängelt hat.Schiefergas wird mit Fracking gewonnen. Wenn man auf den Umweltschutz scheißt, ist Fracking auf dem Papier auch echt super — Europa zahlt an die Russen mehr als das Doppelte dessen für Erdgas was die Amis für ihr per Fracking gefördertes blechen. Die Ukraine kriegt zwar von den Russen 33% Rabatt, aber liegt damit immer noch über 50% über dem, was die Amis für ihr Fracking-Gas zahlen.Die Russen haben schon die zweitgrößte Ölraffinerie der Ukraine gekauft, und arbeiten gerade an der Übernahme der größten.Das Erdgas, das Europa bei den Russen kauft, geht übrigens zu einem signifikanten Teil durch die Ukraine, die sich da historisch gesehen immer gerne mal ein bisschen auf dem Weg abgezwackt hat. Ein Spielchen, das auch die anderen Länder auf dem Weg spielen, insbesondere Weißrussland und Polen. Daher hat Russland ja die Pipeline durch die Ostsee gebaut und zur Chefsache von Ex-Kanzler Schröder gemacht.So und jetzt gucken wir uns mal die Karte mit den Erdgasvorkommen in der Ukraine an. Wie ihr sehen könnt, gibt es zwei große Vorkommen, und das größere ist am östlichen Rand. Das ist zufällig (nach der Krim) auch der Teil der Ukraine mit dem größten Anteil an russischsprachigen Einwohnern. An der Karte fallen auch noch die fetten Vorkommen unter dem Baltikum auf, und die unter Polen. Das waren auch mit die ersten Länder, die sich die Nato gekrallt hat. Freiheit! Demokratie! Menschenrechte !!!

Jawoll –  wobei es natürlich auch in der Ukraine um mehr geht als nur um Öl & Gas. Die USA brauchen das eigentlich nicht mehr, weil sie dank heimischem Fracking und traditioneller Ignoranz gegenüber der Umwelt  für die nächsten 100 Jahre mit fossiler Energie versorgt sein werden. Für ihre Vasallenstaaten und Statthalter freilich  ist das Öl,-und Pipelinegeschäft höchst relevant und in der Regel das einzige nennenswerte Industrie,-und Exportprodukt – so auch für die Ukraine, die außer ihrer traditionellen Rolle als “Kornkammer”, in der  China mittlerweile riesige Regionen für den  Lebensmittelnanbau nutzt, wirtschaftlich kaum etwas zu bieten hat. Das Bruttosozialprodukt pro Kopf liegt noch einmal um etwa  die Hälfte niedriger als das von Rumänien und Bulgarien, den Armenhäusern der EU – was das  Wedeln der EU mit einer Mitgliedschaft der Ukraine einigermaßen absurd und als Propaganda durchschaubar macht, von der veramten Bevölkerung dort aber durchaus als ernst und real aufgenommen wird. Insofern ist Altkanzer Schröder rechtzugeben, der die aktuelle EU-Politik scharf kritisiert – und in Sachen Völkerrecht nicht den Zeigefinger erheben will, wg. Kosovo: “Da haben wir unsere Flugzeuge (…) nach Serbien geschickt, und die haben zusammen mit der Nato einen souveränen Staat gebombt.”

In der Tat – und das war nur ein weiterer Schritt in der aggressiven Osterweiterung der NATO, die gegen alle im Zuge der deutschen Wiedervereinigung getroffenen Vereinbarungen mit Russland ungeniert voranschreitet und mit dem in der Ukraine gewaltsam herbeigeführten Putsch ihre Raketen direkt vor der russischen Haustür platzieren will. Und wie in allen neo-imperialistischen Kriegen wird dabei ebenso ungeniert mit Kriminellen, Terroristen und Warlords zusammengearbeitet. Dass lupenreine Faschisten und gewalttäige Antisemiten in der neuen  Marionettenregierung sitzen ist deshalb ebenso schnuppe wie die Tatsache, dass die als Gouverneure eingesetzen korrupten Oligarchen nach wie vor das Heft in der Hand haben – Hauptsache: “pro-westlich” bzw. “anti-russisch”. Egal ob Putin nun Autokrat,  Demokrat oder, wie Hitlary Clinton meint , der neue “Hitler” ist – kein russischer Präsident und kein Echtzeit-Strategiespieler kann der Umzingelung seines “Hauptlagers” einfach tatenlos zusehen. Dass er dazu auf die Idee gekommen sein soll, vermummte Scharfschützen in die Menge auf den Maidan feuern zu lassen – wie es das amtierende Regime jetzt insinuiert, die das Massaker angeblich untersucht – macht keinen Sinn, die Eskalation nutzte nur seinen Gegnern, die Janukovich stürzen und einen Fuß in die Tür bekommen konnten. Wie sie dort jetzt mit dem ultra-rechten Pack, das sie für den Putsch angeheuert klarkommen, bleibt abzuwarten. Auch wenn Putin kein Anti-Imperialist ist, sein aktuelles Vorgehen ist durchaus besonnenen und moderat;  die einseitige Dämonisierung der westlichen Medien dagegen ist nichts anderes als kriegstreiberisches Brainwashing.

 

False Flag auf dem Maidan? (2)

Ich war ein paar Tage offline und bei der Nachrichtenversorgung auf Radio,  TV und eine Provinzzeitung mit dpa-Berichten beschränkt. Es ist schon sagenhaft,  wie in Sachen Ukraine die große Medienmaschine ihr Geschäft der Manipulation, Propaganda, und Gehirnwäsche betreibt. Da wird zum Beispiel behauptet, Russland habe die Krim besetzt, Begriffe wie  “Besetzung” , “Invasion” ,”Annektion”, “Einmarsch” usw. fallen zwar ununterbrochen, aber in irgendeiner Weise konkretisiert wird diese “Invasion” nicht. Dass Russland laut Staatsvertrag mit der Ukraine 25.000 Soldaten auf der Krim stationiert hat bleibt durchweg ohne Erwähnung und da offenbar keine westliche Drohne in den letzten Tagen größere Truppenbewegungen der Russen beobachtet hat, ist dieses Kontingent vermutlich bisher nicht überschritten. Wenn das der Fall wäre, könnte von einem “Bruch des Völkerrechts” gesprochen werden, der freilich in den Medien schon als völlig selbstverständlich gilt und von Kreti und Pleti so behauptet wird.

Aber mal gesetzt den Fall, Russland hätte dieses Kontingent überschritten und damit völkerrechtliche Verträge schon gebrochen. Was unbedingt zu verurteilen wäre – es sei denn es liegt ein rechtfertigender Notstand vor. Hier wissen wir aus vergangenen Konflikten, wie derlei Notstände (Massenvernichtungswaffen Irak, Hufeisenplan Serbien usw.) gefaked wurden und verglichen damit scheint Russlands Bergründung, warum die in der Ukraine stationierten Soldaten aus ihren Kasernen beordert wurden, zumindest halbwegs nachvollziehbar. Ein von einem Bankster-Scientologen als Präsidenten und einem Neonazi als Sicherheitsminister geführtes Regime, das als erste Amtshandlung Russisch als zweite Amtssprache abschafft könnte jedenfalls auf eine nicht frei erfundene “Schutzbedürftigkeit” der russischstämmigen Bevölkerung schliessen lassen. Dass das Parlament der Krim das ähnlich sieht und jetzt eine Volksabstimmung zum Anschluß an Russland durchführen läßt deutet ebenfalls darauf hin, dass die Angst vor dem neuen Regime bei vielen Ukrainern durchaus real und kein Fake von Putins Propgandapparat ist.

Was die Scharfschützen auf dem Maidan betrifft, sind der estnische Außenminister Paet und die von ihm befragte prominente Ärztin Olga Bogomolets mittlerweile beide zurückgerudert – die Wunden von erschoßenen Polizisten habe sie nicht untersucht, sagt sie, nur die von Demonstranten, weshalb sie nichts darüber sagen könne, ob auf beide Gruppen mit denselben Waffen gefeuert wurde. Sie fordert, wie viele, eine internationale Untersuchung des Maidan-Massakers, um die Identität und die Auftraggeber der Scharfschützen zu ermitteln. Die Klärung dieser Frage  scheint in der Tat essentiell für die Einschätzung der Legitimität der neuen Regierung und des gesamgen Putschs in der Ukraine – wobei Agenturen wie “AP” mittlerweile eher weitere Nebelkerzen werfen und außer dem zuvor bezichtigten Janukovitsch und der von Paet wiedergegebenen Äußerung, dass die Opposition dahinter steckt, nun russische Provokateure beschuldigen, die mit den Massenmorden einen Einmarsch Russlands legitimieren wollten. Dieser hat, siehe oben, bis dato nicht stattgefunden, weshalb diese Hypothese  auch am wenigstens Sinn macht.  Und wenn man sich das untenstehende Video anschaut, dass die tagelange Duldsamkeit der unkrainischen Sicherheitskräfte und die Aggression der “friedlichen” Demonstranten zeigt, scheint auch die Janukovitsch-Theorie wenig haltbar. Die Demonstration zuerst tagelang hinnehmen und dann den Platz nicht mit Tränengas und Wasserwerfern zu räumen, wie es bei der “Aufstandsbekämpfung” weltweit üblich ist, sondern vermummte Sniper wahllos in die Menge feuern zu lassen, macht keinen Sinn – schon gar nicht wenn man zuvor mit den EU-Ministern und Oppositionellen wie dem “Bild”-Kolumnisten Klitschko einen Vertrag über Neuwahlen gemacht hat.

Man muß kein Fan von Janukovitsch oder Putin sein, um dem Verdacht, dass die Scharfschützen aus Kreisen der Opposition angeheuert wurden, die größte Wahrscheinlichkeit zuzusprechen. Die Antwort auf die Frage “Cui bono” scheint jedenfalls recht eindeutig, denn mit dieser Eskalation ist genau das eingetreten, was sich die “Fuck EU”-Diplomatin Nuland am 6.2. gewünscht hat: “Ich denke, Jats (der nunmehr amtierende Präsident Jatsenuk) ist der Mann, der die wirtschaftliche Erfahrung hat, die Regierungserfahrung. Er ist der Mann. Was er braucht, sind Klitsch und Tjagnibok draußen.” Also den Boxer und den Faschisten für die “hearts & minds” auf der Straße, und eine US-Marionette auf dem Präsidentenstuhl.

False Flag auf dem Maidan?

Wenn es stimmt, was “Russia Today” soeben meldet – das Leak eines Telefonats zwischen der EU-“Außenministerin” Catherine Ashton und Estlands Außenminister Urmas Paet, der am 24. 2. in Kiew war – dann müssen die Vorgänge in der Ukraine anders bewertet werden, als es bisher: die Scharfschützen auf dem Maidan feuerten nicht im Auftrag vom Präsidenten Janukovich, sondern wurden von der “neuen Koalition” angeheuert. Es wurden sowohl auf Demonstranten wie auf Polizisten geschossen und nach Auskunft einer Ärztin, mit der Urmas Paet sprach, waren es dieselben Geschütze: ““There is now stronger and stronger understanding that behind the snipers, it was not Yanukovich, but it was somebody from the new coalition,” – sagt Paet – und Ashton antwortet: “I think we do want to investigate. I mean, I didn’t pick that up, that’s interesting. Gosh.” – Dass diese Untersuchung dann bis heute nicht stattfand scheint für die Wahrheit dieser Geschichte zu sprechen. Ebenso wie die schon während der Auseinandersetzung auf dem Maidan zu beobachtende Merkwürdigkeit, dass zur Räumung des Platzes nicht wie überall polizeiüblich Tränengas eingesetzt wurde, sondern gleich scharf geschossen wurde.
Auch wenn der durch und durch korrupte Janukovich damit nicht zum braven Waisenknaben wird – das Bild des “brutalen Diktators”, der auf friedliche Protestierende schiessen läßt, das in den Westmedien kolportiert wurde, muß möglicherweise revidiert werden. Nicht die Bürger haben ihn vertrieben – auch wenn die veramte Bevölkerung natürlich gegen ihn protestierte – sondern bezahlte und bewaffnete Putschisten, die das Maidan-Massaker inszeniert haben. Just nachdem Steinmeier und die EU-Minster einen friedlichen Übergang inkl. Neuwahlen vereinbart hatten. Die Vermutung, dass dahinter das State Department und die CIA stecken, ist nicht allzuweit hergeholt: Wer “Fuck EU” sagt, dem ist auch zuzutrauen, dass er zu rabiateren Mitteln greift, wenn diese EU verhandelnd und diplomatisch Lösungen präsentiert. Wie ?  So etwas machen unsere amerikanischen Freunde doch nicht, die hören doch nur unsere Telefone und die unserer Regierenden ab, um uns vor böööhsen Terroristen zu schützen ? Ach so, na klar – der finstere  Zar Putin muß  das geleakte Telefonat gefälscht haben!

(Das Gespräch zwischen Ashton und Paet beginnt ab 1: 50, vorher wird durchgestellt und verbunden)

 

Update: Nur noch einmal zur Klarstellung: Wenn es erwiesen wäre, etwa durch ballistische Untersuchungen, was Minister Paet unter Berufung auf eine Ärztin hier sicher nicht leichtfertig der EU-Kommisarin erzählt – dass die Schüsse nicht von Janukovich angeordnet wurden –  müßte die Maidan-Geschichte in der Tat umgeschrieben werden. Und dann liegt der Verdacht, dass die CIA dahinter stecken könnte jedenfalls sehr  nahe: anders als die EU hat USA keine direkten ökonomischen Verbindungen mit Russland und Ukraine, sondern nur ein geopolitisches Interesse an Destabilisierung von Putins Machtbereich.
Wenn also eine von Steinmeier und der EU ausgehandelte friedliche Übergangslösung umgehend gewaltsam sabotiert wird – und die Schüsse tasächlich nicht von Janukovich kamen – wer hat sie dann angeordnet ?  Intereassant ist in diesem Zusammenhang ein weiteres Gerücht: dass der von George Soros gesponsorte neue Präsident Scientologe sein soll.

Kein Krieg auf der Krim!

Vom letzten großen Krieg um die  Krim existiert in unserer Familie eine Postkarte, die mein Vater 1944 aus dem Lazarett in Odessa an seine Eltern schrieb. Das Minensuchboot, mit dem er als Oberfgefreiter der Marine auf dem Schwarzen Meer unterwegs war, war von einem britischen Bomber getroffen worden und gesunken. Elf Mitglieder der Besatzung konnten sich auf irgendwelche Schiffsteile retten und trieben einige Kilometer vor der Küste im Wasser. Als nach mehr als einem Tag noch immer kein Rettungsboot gekommen war,  entschlossen sich mein Vater und ein Kamerad um ihr Leben zu schwimmen und schafften es an Land. Doch erreichten sie nicht, dass die deutsche Marine ein Rettungsboot losschickte – wegen der Lufthoheit der Allierten liessen die Befehlshaber keine Schiffe mehr auslaufen. Dass mein Vater ein Anti-Militarist wurde, der nie ein positives Wort über die “Wehrmacht” verlor, hat mit dieser Geschichte zu tun, dem Trauma eines Überlebenden, der sich als Davongekommener schuldig fühlt am Tod seiner Kameraden.

An diese Geschichte mußte ich in den letzten Tagen denken, seit in den Nachrichten von einem möglichen Krieg in der Ukraine immer wieder die Rede ist – und die hiesigen Laptopbomber und Bellizisten ihn aus der sicheren Deckung ihres Schreibtischs herbeischreien. Weil die Lage aber komplexer ist, als diesen Hau-Drauf-Idioten in ihrem dumpfen Schwarz-Weiß-Raster dämmert, halten die amtierenden Politiker sich derzeit mit martialischem Kriegsgetrommel noch halbwegs zurück – zum Glück. Wobei es freilich einer zynischen Komik nicht entbehrt, wenn allenthalben  die  “territoriale Integrität” der Ukraine ausgrechnet von denen betont wird, die sich in Jugoslawien, Afghanistan, Pakistan, Irak, Libyen usw.  einen Dreck um derlei Völkerrecht scheren – und dann, wie der Skull&Bones-Außenminister John Kerry, auch noch verkünden:  “YOU JUST DON’T INVADE A COUNTRY ON PHONY PRETEXT IN ORDER TO ASSERT YOUR INTEREST!”

Wobei Putin aber nicht blöde ist und die verstärkte militärische Präsenz Russlands in der Ukraine natürlich mit den “Menschrechten” der russischen Bevölkerung auf der Krim begründet. Und natürlich nicht einfach zuschauen kann, wenn in seinem Hinterhof die Regierung weggeputscht wird  – nachdem EU und NATO mit “unverantwortlichen Gesprächen” (so der einstige britische Botschafter in Moskau) über die Mitgliedschaft und USA/CIA nach Aussagen der “Fuck-EU”-Diplomatin Nuland mit 5 Milliarden Dollar den regime change vorangetrieben haben –  wenn das neue Regime dann auch noch einen lupenreinen Faschisten als Armee,-und Sicherheitschef einsetzt, und Henry Kissinger auf CNN äußert, wie Putin das auffassen muß:  “als Generalprobe für das, was wir in Moskau vorhaben.”  

Wer sich vorstellt, wie die USA reagieren würden, wenn die Russen in Mexiko einen solchen Putsch vorangetrieben hätten, kann die bisherige Reaktion Putins eigentlich nur als moderat bezeichnen. Und so wird das hoffentlich auch bleiben, denn die eigentlichen Machthaber in der Ukraine sind nach wie vor die Oligarchen – und die haben kein Interesse an einem Bürgerkrieg oder an stockenden Geschäften sowohl mit Russland wie mit der EU. Eine Zerschlagung der Ukraine in Zwergstaaten, wie sie USA/NATO auf dem Balkan betrieben haben, werden sie genausowenig zulassen wie Putin. Die Halbinsel Krim, die Chrustschow der Ukraine 1954 schenkte, wird russisch dominiert bleiben, schon weil die Schwarzmeerflotte seit dem 18. Jahrhundert dort stationiert ist – und der Rest des riesigen, heruntergewirtschafteten Landes wird sich hoffentlich bald besinnen, dass es ohne ein gutes Verhältnis mit dem starken Nachbarn Russland  UND mit der EU und dem Westen niemals auf die Beine kommen kann.

Hanfdampf und seine Kriegsgewinnler

28.02.14 18:05-Bildschirmkopie-2

Die Zeitschrift “Transatlantik” (1980-1991) , mit der Hans Magnus Enzensberger versucht hatte, ein Essay,- und Reportage-Magazin im Stile des “New Yorker” in Deutschland zu etablieren, gehörte nicht nur als Leser zu meinen Favoriten. Als gelegentlicher Autor schätzte ich es noch viel mehr, denn außer guten Honoraren gab es dort ein in der alten Gutenbergwelt  äußert rares Gut: Platz. War ein Text gut, gab es keine Zeilen, – oder Seitenbeschränkung – man konnte so viel schreiben wie man wollte. Und so sagte ich natürlich freudig zu, als Reinhard Hesse im Sommer 1988 einen Transatlantik-Beitrag über Hanf bei mir bestellte – denn hier bot sich die Möglichkeit außer einem Report über die Szene, die Kiffer, Dealer und Drogenarbeiter auch die Informationen zu recherchieren, die mir kurz zuvor in Form eines kopierten  Buchs auf den Tisch gekommen waren – die Urfassung von Jack Herers “The Emperor wears no clothes – Hemp and the Marijuana Conspiracy”, deren umfangreich erweiterte deutsche Ausgabe ich dann 1993 herausbrachte. Sie liegt aktuell in der 42. Auflage vor.

Die Keimzelle für dieses Buch und der Anfang meiner Recherchen zum Thema war die 10-seitige Reportage für “Transatlantik” (3/1988) , in der die Geschichte der ordnungs-und industriepolitischen Hintergründe der Hanf-Prohibition erstmals erzählt wird. Als sie neulich  in einem Stapel wieder auftauchte, in dem ich etwas ganz anderes gesucht hatte,  fand ich sie beim Wiederlesen nach über einem  Vierteljahrhundert  immer noch spannend und durchaus aktuell. Deshalb hier aus der Reihe “Olide But Goldie” : Hanfdampf & seine Kriegsgewinnler (PDF, 3,8, MB) (Achtung: Seiten 5 und 6 sind vertauscht)

Der Gender,- und Homo- und PC-Hype nervt!

Tourette

Als Old Urban Professional (Oppie) geht mir der aktuelle Gender,- und Homo-Hype langsam  auf den Zeiger: die Mädels sollen ihre Quote kriegen, und zeigen dass sie als CEOs/Aufsichtsrätinnen etc. weniger korrupt sind als die Kerle, die Schwulen sollen heiraten und zeigen, dass sie als alte Ehepaare genauso boring und spießig sind wie Heteros – und gut ist, Ende der Debatte, denn: es gibt Wichtigeres. Ob z.B. Putin “gut” oder “böse” ist hat mit der Frage nach dem Umgang Russlands mit Homosexualität nur äußerst wenig zu tun – auch die BRD war  bis Anfang der 60er Jahre kein “Unrechtsstaat”, weil  Schwule nach § 175 StGB noch in den Knast gesteckt wurden, die Schweiz keine komplett patriarchale Autokratie weil sie erst 1971 das Frauenwahlrecht einführte – und die Auslandseinsätze der Bundeswehr verstossen noch immer gegen den Wortlaut der Verfassung auch wenn die Truppe  jetzt von einer Angela und ihrer Panzer-Ursel geführt wird.
Unlängst sprengten durchgeknallte Genderisten und politisch Hyper-Korrekte eine Vorlesung an der Humboldt-Universität, weil dort “Rassisten” wie Kant, Hegel und Rousseau besprochen werden sollten. Wenn das so weiter geht werden irgendwelche rasenden Philosemiten demnächst noch Marx und Luther wg. “Antisemitismus” als diskriminierend auf den Index setzen, von Platon werden künftige Generationen nichts mehr erfahren, denn auch wenn er nichts gegen Schwule hatte war er doch ein elitärer Herrenmensch. Wenn dann auch noch Operhäuser und Philharomien durchgequotet sind und Bach, Mozart, Beethoven et. al. nur noch zu 50 % auf den Spielplänen stehen weil der Rest von Frauen komponiert sein muß, wäre die Kakophonie der Anti-Diskriminierung perfekt. Muß die Berliner “Mohrenstraße”, die so heißt, weil Friedrich Wilhelm I. im 17. Jahrhundert dort afrikanische Armeemusiker untergebracht hatte, umbenannt werden, weil sie die Würde schwarzer Menschen verletzt ? Darf deshalb auch im “Struwwelpeter”  kein “Mohr” mehr vorkommen und in Pippi Urin Langstrumpf kein “Negerkönig” ?
Tatsächlich könnte ich beleidigt sein und mich als  Mensch zweiter Klasse fühlen, wenn ein Chinese mich  als “Langnase” bezeichnet – bin ich aber nicht und wenn es irgendwo im Reich der Mitte eine “Langnasenstraße” gibt, würde das mich in meiner Würde auch nicht verletzen, wenn ich dort wohnte. Dass Witze über Ostfriesen südlich von Leer und Emden  wg. Diskriminierung verboten werden müssen, dass über sexistische Witze (Politesse zum auf dem Behindertenplatz parkenden Autofahrer: “Was haben Sie denn für eine Behinderung?” – “Tourette, du Fotze!” ) nicht mehr gelacht und über schrille Schwuletten nicht mehr gespottet werden darf… Also meine Damen und Herren, liebe “Neger” (jederlei sexueller Orientierung und Abstammung) : das geht doch an der Alltagswirklichkeit im globalen Dorf wirklich meilenweit vorbei.  Dass der Moslem gleich die Kalaschnikow entsichert, wenn jemand Scherze über Herrn Mohamed macht, der Jude gleich “Holocaust” schreit, wenn jemand Israel kritisiert, der Christ zum Kadi rennt, wenn jemand Fanta-Flecken auf der Papstkutte veröffentlicht – diese Unkultur des permanenten Beleidigtseins, weil man sich in seinem Bekenntnis, seiner Weltanschauung, seinem Lebenstil, Geschlecht oder Herkunft herabgewürdigt fühlt,  führt zu einer Mimosengesellschaft, in der der Humanismus derart auf die Spitze getrieben ist, dass er inhuman wird.
Woher dieser Hype um Gender, Homos und Political Correctness kommt ? Ich habe den Verdacht, dass das etwas mit dem  Trend zur “humanitären Intervention”, den man auch  Menschenrechts-Bellizismus nennen kann, zu tun haben könnte – also mit der Tarnung unter der die alten imperialen, kolonialen Kriege heutzutage fortgesetzt werden. Wir sind dann als NATO und Bundeswehr nicht wegen einer Öl-Pipeline in Afghanistan, sondern weil dort endlich  auch “Mädchenschulen” eingerichtet werden müssen, wir beseitigen unpassende “Diktatoren”, weil sie die “Menschenrechte” mißachten (und liefern passenden, wie zB den Saudis, fröhlich Waffen, damit sie das weiter tun können), wir bashen Putin als unmenschlichen Autokraten, weil er ein paar Pussi-Tussis einsperrt und Schwulsein nicht legalisiert, finden aber die 1a Faschisten auf dem Maidan in Kiew als “Oppositionelle” durchaus unterstützenswert. Also immer da, wo’s paßt, wird die Gender,- und PC-Kiste hochgekocht und damit ein “Nebenwiderspruch”  – und angesichts von Kriegen, Welthunger, Fukushima etc.pp.  sind Gender,- Homo- und PC-Fragen in der Tat nichts anderes – zu einer  medialen Hauptsache gemacht.

Comeback der Gasprinzessin

25.02.14 23:36-Bildschirmkopie-3Während die Gewalttäter des “rechten Blocks” in vielen Großmedien eher als antikommunistische “Patrioten” rüberkommen und nicht als das was sie sind: Faschisten –  wird mit Julia Timoschenko eine der erfolgreichsten Ganovinnen der Gegenwart gerade als Comeback einer “Demokratin” gefeiert. Dabei scheint die Tatsache, dass die korrupte Oligarchin im Knast saß, so ziemlich das einzige zu sein, was in der Ukraine noch stimmte. Hier zur Erinnerungserfrischung noch einmal der Blogeintrag aus dem April 2012 über “Die Gasprinzessin”:

Weil angeblich ein Bandscheibenvorfall von Julia Timoschenko im Gefängnis nicht korrekt behandelt wurde, veranstalten ihre Anhänger derzeit großen Menschenrechtsalarm. Die pünktlich zur kommenden Europameisterschaft einsetzende PR-Kampagne ist insofern bererechtigt, als natürlich auch Mafiabräute im Knast ein Recht auf menschenwürdige Behandlung haben. Ob die rechtmäßig verurteilte Dame deshalb nun wirklich in die Berliner Charité ausgeflogen werden muss, weil es in der Ukraine keine Orthopäden gibt, darf indessen bezweifelt werden. Zumal wenn man den Hintergrund von Julia Timoschenko kennt. Zur Erinnerung hier noch mal unser Blogeintrag vom 2.Dezember 2004 über die “Gasprinzessin”:

“Ikone des Widerstands“, „Heldin der Opposition“, „Prinzessin der Revolution“ – die Medien überschlagen sich gerade mal wieder im Hochjubeln einer politischen Figur, die als Heilsbringerin und Passinonara der Ukraine aufgeblasen wird. Die Töne erinnern fatal an den Sound, mit dem unlängst in den USA mit Achmed Chalabi ein verurteilter Finanzbetrüger zum Retter des Irak stilisiert werden sollte. Mit Julia Timoschenko wird nun erneut eine „demokratische“ Oppositions-Kandidatin auf den Schild gehoben, gegen deren kriminelle Aktivitäten sich Chalabis Bankschwindel vergleichsweise bescheiden ausnimmt. Ihr Patron, der einstige ukrainische Premier Pavlo Lazarenko, wurde in den USA verurteilt, 613 Millionen $ des Weltwährungsfonds (IMF) außer Landes geschafft und gewaschen zu haben; außerdem, so schrieb die „Financial Times“ erhielt Lazarenko „mindestens 72 Millionen an Bestechungsgeldern vom Gasimporteur UESU. Im Gegenzug half Lazarenko der UESU eines der führenden Unternehmen der Ukraine mit einem Jahresumsatz von 10 Milliarden $ zu werden.“ Geleitet wurde die UESU von niemand anderem als Julia Timoschenko, als Chef der ukrainischen Zentralbank firmierte zu dieser Zeit Viktor Juschtschenko, dem der IMF später in einem Gutachten bescheinigte, den Währungsfonds systematisch getäuscht zu haben. Einer Verurteilung entging er ebenso wie Julia Timoschenko, die nur kurz verhaftet wurde, sich aber – mittlerweile die reichste Frau der Ukraine – erfolgreich als „politische Gefangene“ positionieren konnte und straflos davon kam. Jetzt steht die kurzfristig erblondete Oligarchin – „Ihren geflochtenen Haarzopf hat sie wie einen Heiligenschein um das Haupt gewunden“ (Tagesspiegel) – gleichsam vor der Heiligsprechung. In seinem Buch „Casino Moscow“ (2001) schreibt der Autor Matthew Brzezinski über seinen Besuch bei der „11 Milliarden Dollar Frau“
“…she was guarded by an entire platoon of ex-Soviet special forces bodyguards. She once sent a plane to collect Brzezinski from Moscow, fly him to Dnipropetrovsk to meet her for lunch, and drop him off back at Moscow in the evening. When Brzezinski said he didn’t want to tie up the company plane, Tymoshenko said: “Don’t worry. I have four of them.” According to Brzezinski, as a result of Lazarenko’s patronage, “Tymoshenko gained control over nearly 20% of Ukraine’s gross national product, an enviable position that probably no other private company in the world could boast.”
Keine Frage, Prinzessin Julia ist eine der coolsten Ganovinnen der Gegenwart – und keine Frage auch, dass sie mit einem Milliardenkapital im Rücken Eindruck auf die „Kollegen“ im Westen macht, denen sie das Spielfeld in der Ukraine öffnen will. Und kein Wunder, dass die Konkurrenz im heimischen Groß-Gangstertum ihre Argus-Augen auf die coole Prinzessin wirft, die Revolutionärin spielt. Blonde Heldin, finstre Russen-Patriarchen, smarte Ami-Oligarchen… fehlt nur noch Schwarzenegger mittenmang und Hollywood könnte die Schmonzette übernehmen!

Statt Arnold ist jetzt Boxer Klitschko in Kiew am Start, der aber “Hollywood” – der “Fuck EU”-Produzentin Nuland – nicht so recht behagt und weil die Amis da jetzt “Cold War 2.0” durchspielen und sich nach in den letzten Jahren in den Regimechange investierten 5 Milliarden $ das Heft nicht mehr aus der Hand nehmen lassen wollen, hat Klitschko wohl schlechte Karten….