Warum Querdenken richtig war und bleibt

“Michael Ballweg, IT-Unternehmer und Gründer der Querdenken-Bewegung, wurde im Juni 2022 verhaftet und in Untersuchungshaft genommen. Vorgeworfen wurde ihm Betrug und Geldwäsche: er hätte Spenden, die ihm für Querdenken zugeflossen waren, privat vereinnahmt. Der Nachweis, dass er für die Organisation der Querdenken-Demonstrationen mehr ausgegeben als über Spenden eingenommen hat, half ihm genauso wenig wie die Tatsache, dass keiner der über 9000 Spender sich geschädigt gefühlt und ihn angezeigt hat. Wegen „untauglichem versuchten Betrug“ war er neun Monate in der JVA Stuttgart-Stammheim in Untersuchungshaft und wurde Anfang April 2023 entlassen. Kurz zuvor hatte die Staatsanwaltschaft beim Landgericht Stuttgart Klage eingereicht, die aber am 6.Oktober 2023 abgewiesen wurde.   Die 10. Große Wirtschaftskammer des LG Stuttgart konnte in diesem Fall weder Betrogene noch einen Betrüger erkennen und will kein Strafverfahren eröffnen. Die Staatsanwaltschaft hat gegen die Nichteröffnung beim Oberlandesgericht Beschwerde eingelegt.

Da hat einer die größten Demonstrationen einer außerparlamentarischen Opposition seit Bestehen der Bundesrepublik auf die Beine gebracht, die nicht mehr forderten als ihre von fragwürdigen Corona-Verordnungen außer Kraft gesetzten Grundrechte der Versammlungs- und Meinungsfreiheit  – und wandert dafür ins Gefängnis? Dass kann eigentlich nicht sein, weshalb offensichtlich mit anderen Mitteln versucht wurde, ihn aus dem Verkehr zu ziehen: mit einer Anklage wegen Betrugs, die auf „versuchten Betrug“ und dann auf „untauglichen versuchten Betrug“ umgetextet wurde, weil es weder Betrogene noch einen Betrüger gibt. Absurd, aber als staatsanwaltliche Anklage weiterhin valide: Ballweg hat zwar niemanden betrogen, aber – so der Vorwurf – er wollte es eigentlich und war nur nicht fähig (zu blöd?) dazu, weshalb es sich um einen „untauglichen“ Betrugsversuch handelt. Also ein Gedankenverbrechen. Aber ausreichend für 9 Monate U-Haft und die Beschlagnahmung seines gesamten privaten Vermögens, das er in mehr als 20 Jahren als selbstständiger Software-Entwickler geschaffen hat.

Anfang September 2023 war ich mit Michael Ballweg und seinen Rechtsanwalt Ralf Ludwig eine Woche in Klausur und habe mir diese unglaubliche Geschichte angehört. Es ist die Geschichte eines »Unpolitischen«, der nie auf einer Demonstration war, bis er die erste seines Lebens selbst anmeldete; der von großen Konzernen als »Querdenker« engagiert und sehr gut bezahlt wurde, weil er über den Tellerrand ihrer Organisation und Systeme hinausschauen konnte; der sein eigenes Geld in die Hand nahm und die »Querdenken«-Bewegung initiierte, die Millionen inspiriert hat, ihre demokratischen Grundrechte einzufordern, die willkürlichen Notstandsmaßnahmen – Rodelverbot für Kinder! – zum Opfer gefallen waren; der die von Zensur und »Cancel-Kultur« verrammelten Debattenräume wieder öffnen und gewaltfreien Widerstand gegen eine zunehmend totalitäre Desinfektion des Meinungskorridors leisten wollte.”

Soweit ein Auszug  aus dem Vorwort zu unserem Gespräch, das in der kommenden Woche in den Buchhandel kommt. Ich kann nicht nur ein unverzichtbares Dokument für die Aufarbeitung der staatlichen Übergriffe in Sachen Corona versprechen, sondern auch  ein authentisches Porträt des “gefährlichsten Anführers” (Die Zeit, August 2023) der Querdenker. Mit jedem Tag, an dem das offizielle Narrativ der Phantom-Pandemie weiter zerbröckelt, zeigt sich, wie richtig “Querdenken” war und wie wichtig Michael Ballweg. In diesem Buch erzählt er seine Geschichte.

Wer schon jetzt ( vor dem offiziellen Erscheinen am 4.12.) bei den Buchkomplizen vorbestellt, bekommt das Buch für 20 (statt später 24 ) Euro.

 

 

„Es geht bei dieser Blockade um einen Staatsstreich“

„Nur der deep state, wie er heute genannt wird, ein Netzwerk von Leuten aus Geheimdiensten, Militärs, staatlichen Behörden und Medien konnten eine solche Inszenierung durchführen“ – das sagt Bestseller-Autor Mathias Bröckers im Interview mit den NachDenkSeiten zur Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy. In seinem Buch „JFK – Staatsstreich in Amerika“ hat der Journalist den Fall genau unter die Lupe genommen. Warum Akten im Fall Kennedy noch immer nicht einfach der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, aber auch über die Hintergründe des Falls, spricht Bröckers im Interview mit Marcus Klöckner.

Herr Bröckers, in Deutschland heißt es immer mal wieder, wenn Akten unter Verschluss kommen, dass das „Wohl des Bundes oder eines deutschen Landes“ bei Veröffentlichung gefährdet sein könnte. In den USA ist im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von brisanten Akten von einer „Gefahr für die nationale Sicherheit“ die Rede. Sie haben gerade Ihr Buch „JFK – Staatsstreich in Amerika“ mit einem aktualisierten Vorwort veröffentlicht. Was Kennedy angeht, sind noch immer Akten unter Verschluss. Immerhin sind 60 Jahre vergangen. Was steckt hinter der Blockadehaltung?

Gute Frage, denn Personenschutz kann es nicht mehr sein. Beamte, Militärs, Agenten, Staatsbedienstete, die im Vorfeld, im Umfeld und der Nachbereitung des Mords irgendwie aktiv waren und deren Identität es möglicherweise zu „schützen“ gilt, leben nicht mehr. Es geht bei dieser Blockade um Höheres als um das Vertuschen persönlicher Fehltritte oder Gesetzeswidrigkeiten, es geht um einen Staatsstreich, um einen „regime change“ , die gewaltsame Beseitigung eines demokratisch gewählten Präsidenten – nicht irgendwo in Amerika, sondern im eigenen Land, den Vereinigten Staaten. Die Tatsache, dass Präsident Kennedy nicht von einem wirren, „kommunistischen“ Einzeltäter ermordet wurde, sondern in einer konzertierten Aktion von CIA, Militärs und angeheuerten Scharfschützen, ist unzumutbar für den Mythos USA als „exzeptionalistisches“ Vorbild von Demokratie und Freiheit. Deshalb haben sowohl Barack Obama, als auch Donald Trump und jetzt Joe Biden den 1992 erlassenen „JFK Records Act“ ignoriert, nach dem bis zum Oktober 2017 sämtliche Behördendokumente im Zusammenhang mit dem Kennedy-Mord veröffentlicht werden müssen. Trotz anderslautender Ankündigungen aller drei Präsidenten gibt es offensichtlich höhere Mächte, die eine Offenlegung nach wie vor verhindern. Mit einem Erlass hat Biden jetzt weitere Veröffentlichungen der über 4.600 geheimgehaltenen Dokumente unter einen „Transparenzplan“ gestellt, der unter Aufsicht der … Trommelwirbel … CIA steht. Mit dieser eleganten Promotion des Bocks zum Gärtner ist das Gesetz außer Kraft gesetzt und die Blockade für die nächsten Jahrzehnte gesichert.

Was erhofft sich die Kennedy-Forschung denn noch von den geheimgehaltenen Dokumenten?

Sicher nicht die Smoking gun. Ein Telegramm „Morgen Kennedy ermorden!, gez.: XYZ“ wird sich nicht darunter finden, aber weitere Puzzlesteine, die ein schon zu weiten Teilen sehr deutliches Bild komplettieren. Wie zum Beispiel die Steuerunterlagen von Lee Harvey Oswald, auf denen man sehen könnte, von wo er Gehalt bezogen hat. Wären es nur die Fabriken und Firmen, wo er gearbeitet hat, würden wir seine Einkommensquellen schon längst kennen, wenn er aber ein inoffizieller Mitarbeiter des FBI war, müssen seine Verdienste aus den Jahren 60/61 top secret bleiben. Auch die Reiseunterlagen und Abrechnungen der Agenten William Harvey, der für Special Operations zuständig war und Kontakte zu Killerkommandos unterhielt, bleiben Staatsgeheimnis, ebenso wie die Akten des CIA-Mannes Joannides, der für die verdeckten Propagandaoperationen aus dem CIA-Büro Miami zuständig war und die Studentenzeitung finanzierte, die als erste das Narrativ von Oswald als pro-kubanischem Kommunisten lancierte, das einen Tag später von der New York Times und allen anderen Medien aufgegriffen wurde. Das sind nur einige Beispiele von vielen weiteren, für die es keinen nachvollziehbaren Grund zur Geheimhaltung gibt, außer dem einen, dass sie nämlich die tiefe Verstrickung staatlicher Stellen in diesen Mord belegen. Bei der Planung, der Ausführung und der Nachbereitung.

Haben Sie eine Vermutung, wie das genau abgelaufen ist? Wer hat JFK ermordet?

Auf die Frage, wer die Schützen konkret waren, habe ich mich im Buch weniger konzentriert als darauf, dass es Lee Harvey Oswald nicht gewesen sein kann, von hinten aus dem 5. Stock des Schulbuchlagers mit einem Versandhaus-Schießprügel für 19 Dollar. Der berühmte Film des Textilunternehmers Abraham Zapruder, der die Vorbeifahrt des Präsidenten gefilmt hatte, zeigt deutlich, dass Kennedys Kopf von vorne rechts getroffen wird und Blut und Gehirnmasse nach hinten herausspritzen. Deshalb wurde der Warren-Kommission, die den Fall untersuchen sollte, statt des Originals des Films nur eine geschnittene Schwarz-Weiß-Kopie gezeigt. Dafür hatte Allen Dulles gesorgt, der die Kommission leitete und sicherstellte, dass bei dieser „Untersuchung“ das gewünschte Ergebnis – der verwirrte Einzeltäter Oswald – herauskam. Auch Dulles war ein zum Gärtner promovierter Bock, denn Kennedy hatte ihn ein Jahr zuvor als Chef der CIA gefeuert, wegen der von ihm eingefädelten und gescheiterten Schweinebucht-Invasion auf Kuba. Weil er Angriffe der US-Luftwaffe für diesen „regime change“ abgelehnt hatte, war der frisch ins Amt gekommene Kennedy von Anfang an ein rotes Tuch für CIA und Militärs.

Was den Ablauf der Ermordung betrifft: In Chicago, Tampa und Dallas, den Stationen der Wahlkampftour Kennedys im November 1963, wurden Attentate geplant, mit Hilfe von „privaten“ Mafia-Schützen, mit von der CIA vorbereiteten Sündenböcken und mit falschen Spuren, die eine „glaubhafte Abstreitbarkeit“ sicherstellen. Die ersten beiden Anschlagsversuche scheitern, der in Dallas ist am 22. November dann erfolgreich. Und wird, angefangen mit manipulierten Obduktionsfotos und -berichten, über das sofort lancierte Narrativ vom verwirrten Einzeltäter, der passenderweise nach zwei Tagen von einem anderen verwirrten Einzeltäter, dem Clubbesitzer Jack Ruby, erschossen wird, ins Geschichtslexikon transportiert.

Was sind für Sie die stärksten Hinweise darauf, die Ihre These untermauern?

Keine fremde Macht, weder die Sowjetunion, noch Kuba, noch Israel, noch das organisierte Verbrechen, die in diversen Publikationen als Hintermänner verdächtigt werden, hätte das Attentat so durchführen und nachbereiten können – einen Einzeltäter als Sündenbock sofort verhaften, ihm mit einer sofortigen (Nicht-)Ermittlung alle Schuld in die Schuhe schieben und diese Legende über Jahrzehnte aufrecht und vor Forschern und Historikern Dokumente bis heute geheim halten…. Nur der deep state, wie er heute genannt wird, ein Netzwerk von Leuten aus Geheimdiensten, Militärs, staatlichen Behörden und Medien konnte eine solche Inszenierung durchführen.

Was würde passieren, wenn anhand von Dokumenten bekannt würde, dass der eigene Staat hinter der Ermordung des Präsidenten steckt? Was würde das bedeuten?

Es würde einen großen Prozess historischer Aufarbeitung und demokratischer Selbstläuterung bedeuten, bei dem die „Leuchtende Stadt auf dem Hügel“ sich den dunklen Seiten ihrer mörderischen Politik seit Kennedy stellen müsste. Das wird natürlich nicht geschehen. JFK wollte die US-Truppen aus Vietnam abziehen, er wollte das atomare Wettrüsten beenden, einen Friedensvertrag mit der Sowjetunion schließen und er wollte die CIA „in tausend Stücke schlagen“ und ein Ende ihrer verdeckten para-militärischen Operationen überall auf der Welt. Als klassischer Kalter Krieger ins Amt gekommen, hatte er sich zu einem „Peacenik“ gewandelt, der mit einer zweiten Amtszeit, die er mit einem Erdrutschsieg gewonnen hätte, zu einer echten Gefahr für den „militärisch-industriellen Komplex“ geworden wäre. Vor dessen zunehmender Einflussnahme auf die Politik hatte Kennedys Vorgänger Eisenhower in seiner Abschiedsrede ausdrücklich gewarnt. Und würde der Kennedy-Mord öffentlich aufgearbeitet, könnte man die Entwicklung vom MIK zum MICIMAT („Military-Industrial-Congressional-Intelligence-Media-Academia-Think-Tank“)-Komplex, wie ihn der CIA-Veteran Ray McGovern nennt, sehr gut aufzeichnen – und auf die Idee kommen, seinen Einfluss einzudämmen. Deshalb wird eine solche Aufarbeitung nicht stattfinden.

Vor kurzem erschien ein Artikel im Spiegel mit der Überschrift: Ex-Leibwächter zweifelt an der »magischen Kugel«. Was sind Ihre Gedanken dazu?

Jeder Mensch mit einem IQ über Zimmertemperatur musste die Behauptung einer einzigen Gewehrkugel, die zuerst Kennedy tötet und dann dem vor ihm sitzenden Gouverneur Conally fünf weitere Verletzungen beibringt, als Märchen abtun. Dass noch heute Geschichten darüber in einem ehemaligen Nachrichtenmagazin erscheinen, zeigt, welche Macht Fake News wie die magische Kugel haben. Wenn sie nur penetrant und dauerhaft aus allen MICIMAT-Kanonen gefeuert werden, landen sie im Geschichtsbuch. Willkommen in Brainwashington DC. Nachdem das bei Kennedy so gut funktionierte, konnte man nach der magischen Kugel bei 9/11 dann auch problemlos die Legende von Osama und den 19 Teppichmessern auftischen, die mit zwei Flugzeugen drei Wolkenkratzer pulverisiert haben sollen.

Die Annahme, dass Kennedy Opfer einer Staatsverschwörung wurde, haben große Medien in schöner Regelmäßigkeit als unsinnige Verschwörungstheorie abgetan. Dreht sich der Wind?

Das glaube ich nicht. Der neutrale Begriff „Verschwörungstheorie“ – A und B verabreden sich hinter dem Rücken von C, um sich einen Vorteil zu verschaffen – wird mit dem Kennedymord zu einem Kampfbegriff im Informationskrieg. Die Ungereimtheiten der Einzeltäter-Hypothese und Fragwürdigkeiten der Warren-Ermittlung waren einigen Journalisten und Autoren aufgefallen, die Artikel und Bücher dazu publizierten. Dazu erging im April 1964 dann ein Memo der CIA an alle ihre Stationen, dass es sich bei dieser Kritik um „Verschwörungstheorien“ handelt, die allein aus kommerziellen Gründen oder vom kommunistischen Ausland gesteuert veröffentlicht würden. Den CIA-Büros wurden Anleitungen gegeben, wie diese „Verschwörungstheoretiker“ diskreditiert werden und welche Argumente sie den lokalen Kontakten und „Eliten“ dazu liefern sollten. Mit dieser PR-Aktion wird der neutrale Begriff zur Diffamierungsvokabel, zu einer Diskurskeule, mit der jede Kritik an offiziellen Narrativen abgewürgt werden kann.

Mit dem Kennedy-Mord und seiner medialen Nachbereitung wird das erstmals erfolgreich durchexerziert und ist seitdem eine bewährte Strategie des Wahrnehmungsmanagements, was man in voller Blüte dann auch nach 9/11 und in der Covid-„Pandemie“ erleben konnte. Und das so inflationär, dass „Verschwörungs-Theorie“ allein schon nicht mehr ausreicht und um -Legenden, -Mythen, -Ideologien erweitert werden musste. Deshalb glaube ich auch nicht, dass sich in Sachen JFK der Wind dreht. Es sei denn, sein Neffe RFK jr., der als unabhängiger Kandidat bei der nächsten US-Wahl antritt, würde ins Weiße Haus einziehen. Aber das ist äußerst unwahrscheinlich – im US-amerikanischen „Einparteiensystem mit zwei rechten Flügeln“ (Gore Vidal) ist kein Platz für unabhängige Kandidaten. Die imperiale Kriegsmaschine muss sich weiterdrehen, wer sich dagegenstellt, kann vor aller Augen öffentlich hingerichtet werden und die mächtige Medienmaschine sorgt dann dafür, dass niemand etwas gesehen hat. Für jeden von Kennedys Nachfolgern hat der 22. November 1963 ein unübersehbares Fanal gesetzt.

 

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Zuletzt erschienen:

Mathias Bröckers: JFK -Staatsstreich in Amerika (Oktober 2023), 304 Seiten, 14 Euro

 

 

 

 

 

 

Zum Abschuss freigegeben

Heute vor genau 60 Jahren – um 12:30 Uhr Ortszeit Dallas/Texas – wurde auf den 35. Präsidenten der USA geschossen. Gegen 13 Uhr wurde John Fitzgerald Kennedy für tot erklärt. Warum musste er sterben? – auf Overton ist dazu heute ein Auszug aus meinem Buch erschienen

Folgend ein Auszug aus  »JFK – Staatsstreich in Amerika«. Passend hierzu verweisen wir nochmals auf das Interview mit Mathias Bröckers.

Im Frühjahr 1963 hatte John F. Kennedy in den Augen seiner zunehmend erbitterten Gegner in der CIA, im Pentagon und in der exilkubanischen Gemeinde ein beeindruckendes Sündenregister angesammelt. Er hatte zugelassen, dass die Schweinebucht-Invasion im Debakel endete. Er hatte die Kubakrise hinter dem Rücken seiner Militärs und Nachrichtendienste durch einen geheimen Notenwechsel mit Chruschtschow gelöst. Er hatte ähnlich diskret begonnen, mit Fidel Castro, dem revolutionären Feind vor der eigenen Küste, zu einer Verständigung zu kommen, und so die Rückeroberungspläne der militanten Kommunistenjäger und der rechtsgerichteten Exilkubaner in seinem Land endgültig sabotiert.

Er hatte einige der säbelrasselnden Vertreter im Generalstab durch moderatere Generäle ersetzt, die Hauptverantwortlichen für das Schweinebucht-Abenteuer – Allen Dulles und Richard Bisell – entlassen, die Durchführung verdeckter Operationen unter stärkere Kontrollen gestellt, eine Kürzung des CIA-Budgets verfügt und den Top-Agenten William Harvey abberufen, der auch nach dem Stopp der Operation Mongoose unbeirrt weiter militante Aktionen gegen Kuba durchführen ließ. Er hatte zudem die rassistischen Weißen in den Südstaaten gegen sich aufgebracht, als er mit Hilfe der Nationalgarde die Einschreibung von James Meredith, des ersten schwarzen Studenten, an der Universität Mississippi durchsetzte und den rechtsradikalen General Edwin Walker, der die Proteste dagegen anführte, in Haft nehmen ließ.

Abzug aus Vietnam

Das Buch zum Attentat auf JFK. Hier erhältlich!Und auch in einer ganz anderen Weltgegend, in Südostasien, hatte sich Kennedy für seine Gegner als Schwächling und Kommunistenfreund erwiesen. Er hatte mit Chruschtschow eine Vereinbarung über die Neutralität von Laos getroffen sowie den ständigen Forderungen der CIA und der Militärs widerstanden, Kampftruppen nach Vietnam zu schicken. Stattdessen hatte er die dortigen amerikanischen Aktivitäten auf die Anwesenheit von Militärberatern beschränkt und seinen Generälen – zu deren Entsetzen – aufgetragen, einen langfristigen Plan für den kompletten Rückzug aus Vietnam vorzulegen. Als Verteidigungsminister McNamara dies Paul Harkins, dem kommandierenden General des Militärberatungskommandos, bei einem Treffen in Saigon im Mai 1962 mitteilte, fiel dem – so beschreibt McNamaras Berater George Allen die Szene – »das Kinn fast auf die Tischplatte«.

Kennedys Entscheidung zum Abzug aus Vietnam ist später von zahlreichen Historikern ignoriert oder sogar in Frage gestellt worden, die die Eskalation des Kriegs durch seinen Nachfolger Lyndon B. Johnson als konsequente Fortsetzung der von JFK begonnen Politik beschrieben haben. Erst seit Mitte der 90er Jahre, durch die vom ARRB publizierten Dokumente und die Veröffentlichung der Kennedy-Tapes, wurde Klarheit darüber geschaffen, dass Kennedys Abzugspläne eindeutig und definitiv waren.

Das in etwa war die Situation, in der sich John F. Kennedy befand, als er am 10. Juni 1963 vor der American University in Washington seine aufsehenerregendste und neben der zwei Wochen später gehaltenen »Ich bin ein Berliner«-Ansprache vor dem Schöneberger Rathaus bekannteste Rede hielt. Wir wollen daraus im Folgenden ausführlich zitieren, weil hier der Wandel des Präsidenten vom realpolitischen Rhetoriker der Konfrontationslogik zum Visionär der Menschlichkeit und des globalen Friedens überaus deutlich wird. Was Kennedy unter dem strahlend blauen Himmel dieses Tags verkündete und forderte, war nichts anderes als eine völlige Transformation zur Zivilisierung, ein Ende des Kalten Krieges:

»Ich habe diesen Zeitpunkt und diesen Ort gewählt, um ein Thema zu erörtern, über das zu oft Unwissenheit herrscht und bei dem die Wahrheit zu selten gesehen wird – und doch ist es eines der wichtigsten Themen auf Erden: der Weltfrieden.

Welche Art von Frieden meine ich? Nach welcher Art von Frieden streben wir? Nicht nach einer Pax Americana, die der Welt durch amerikanische Kriegswaffen aufgezwungen wird. Nicht nach dem Frieden des Grabes oder der Sicherheit des Sklaven. Ich spreche hier von dem echten Frieden – jenem Frieden, der das Leben auf Erden lebenswert macht, jenem Frieden, der Menschen und Nationen befähigt, zu wachsen und zu hoffen und ein besseres Leben für ihre Kinder aufzubauen, nicht nur ein Friede für Amerikaner, sondern ein Friede für alle Menschen. Nicht nur Frieden in unserer Generation, sondern Frieden für alle Zeiten.«

Er sprach vom Frieden

Schon in seinen einleitenden Worten machte Kennedy klar, dass es ihm hier um etwas anderes ging als um die üblichen Friedensbekundungen, die Politiker permanent von sich geben, um nicht als Unmenschen dazustehen. Es ging ihm um etwas Großes, Globales, Ganzes – um einen Frieden nicht nur vor der eigenen Haustür, sondern für die gesamte Welt.

»Ich spreche vom Frieden, weil der Krieg ein neues Gesicht bekommen hat. Ein totaler Krieg ist sinnlos in einem Zeitalter, in dem Großmächte umfassende und verhältnismäßig unverwundbare Atomstreitkräfte unterhalten können und sich weigern zu kapitulieren, ohne vorher auf diese Streitkräfte zurückgegriffen zu haben. Er ist sinnlos in einem Zeitalter, in dem eine einzige Atomwaffe fast das Zehnfache an Sprengkraft aller Bomben aufweist, die von den gesamten alliierten Luftstreitkräften während des Zweiten Weltkrieges abgeworfen wurden. Und er ist sinnlos in einem Zeitalter, in dem die bei einem Atomkrieg freigesetzten tödlichen Giftstoffe von Wind und Wasser, Boden und Saaten bis in die entferntesten Winkel des Erdballs getragen und sich selbst auf die noch ungeborenen Generationen auswirken würden.«

Damit brachte er auf den Punkt, was sich nach der Atomeuphorie der 50er Jahre, als für den Notfall eines Nuklearangriffs die Aktentasche über dem Kopf und das Ducken unter den Schreibtisch empfohlen wurde (»duck and cover«), so langsam herumsprach: die nicht nur kurzfristige, sondern langfristige und großflächige Zerstörung organischen Lebens, die Atomwaffen mit sich bringen, und die Notwendigkeit, eine solche lebensfeindliche Katastrophe zu verhindern.

»Es ist heute, wenn der Friede gewahrt werden soll, unerlässlich, jedes Jahr Milliarden von Dollar für Waffen auszuwerfen, die lediglich zu dem Zweck geschaffen werden, sicherzustellen, dass wir sie niemals einzusetzen brauchen. Aber zweifellos ist die Anlage solcher unnützer Arsenale, die nur der Vernichtung und niemals dem Aufbau dienen können, nicht der einzige, geschweige denn der wirksamste Weg zur Gewährleistung des Friedens.«

Absage an das Wettrüsten

Eine deutliche Absage an die Haltung, dass das Wettrüsten alternativlos ist und ein Gleichgewicht des Schreckens und der Aggression der einzig mögliche Weg, den Frieden zu bewahren. Der einstige kalte Krieger John F. Kennedy, der in seiner politischen Karriere durchaus und nicht selten für eine Aufrüstung des Waffenarsenals plädiert hat, machte klar, dass er sich von dieser Haltung verabschiedet hatte.

»Ich spreche daher vom Frieden als dem zwangsläufig vernünftigen Ziel vernünftiger Menschen. Ich bin mir bewusst, dass das Streben nach Frieden nicht so dramatisch ist wie das Streben nach Krieg – und oft treffen die Worte desjenigen, der nach Frieden strebt, auf taube Ohren. Und doch gibt es keine dringlichere Aufgabe für uns. Manche sagen, es sei zwecklos, von Weltfrieden, internationalem Recht oder internationaler Abrüstung zu sprechen – und alles sei nutzlos, solange die Führer der Sowjetunion keine aufgeschlossenere Haltung einnehmen. Ich hoffe, sie werden dies tun. Ich glaube, wir können ihnen dabei helfen. Aber ich glaube auch, dass wir unsere eigene Haltung überprüfen müssen – als Einzelperson und als Nation –, denn unsere Einstellung ist genauso wichtig wie die ihre.«

Der Historiker Arthur Schlesinger beschrieb diese letzte Bemerkung später als einen »geeigneten Satz, die gesamte amerikanischen Sicht des Kalten Kriegs zu revolutionieren«. In der Tat wurde hier kein dumpfes Feindbild mehr propagiert, sondern der Projektionscharakter solchen Schwarz-Weiß-Denkens deutlich gemacht, das nur überwunden werden kann durch den Blick auf die eigene Haltung, durch kollektive und individuelle Selbsterkenntnis.

[…]

Es ist dies, da sind sich nahezu alle Historiker einig, eine der radikalsten Reden, die ein amerikanischer Präsident jemals gehalten hat. In fast schon poetischem Ton markiert sie Kennedys radikale Abkehr von der bestehenden Politik der Konfrontation und des Krieges und die Hinwendung zu einem neuen Zeitalter der Kooperation und des Friedens. Sie lässt die Stigmatisierung und Dämonisierung des »Bösen« und damit die typische Rhetorik des Kalten Kriegs weit hinter sich und schwingt sich zu einer empathischen Humanisierung des vermeintlichen Feindes, des russischen Volkes auf. Sie beschwört das Gemeinsame und Versöhnende, statt mit der Betonung von Angst und Schrecken die Spaltung voranzutreiben, und sie appelliert in psychologischer Tiefe an beide Seiten, ihre innere Haltung und Eigenwahrnehmung einem Prozess der Selbsterforschung zu unterziehen.

Ihm war es ernst

Animiert zu dieser radikalen und bahnbrechenden Rede wurde Kennedy von dem bekannten amerikanischen Journalisten und Friedensaktivisten Norman Cousins, der zwei Monate zuvor von einer Reise aus Rom und Moskau zurückgekehrt war, wo er mit Papst Johannes XXIII. und mit Chruschtschow Gespräche geführt hatte. Von Kennedy überbrachte er dem Sowjetführer dabei die Botschaft, »dass kein Mann in der amerikanischen Politik dringender an einer Beseitigung der Feindschaften des Kalten Kriegs interessiert sei als er« – und vom Papst eine Vorabkopie seiner Enzyklika Pacem in terris, in der das Oberhaupt der Katholiken für einen globalen Frieden warb, der »nicht auf einem Gleichgewicht der Waffen, sondern auf gegenseitigem Vertrauen beruht«. Von beiden durch den inoffiziellen Botschafter Cousins überbrachten Botschaften zeigte sich Chruschtschow sehr beeindruckt. Schon im Jahr zuvor, als der Papst während der Raketenkrise auf Kuba an beide Seiten appelliert hatte, zu einem friedlichen Kompromiss zu kommen, hatte er dafür gesorgt, dass dieser päpstliche Kommentar in der Prawda abgedruckt worden war.

Und dasselbe geschah nun mit der Rede Kennedys: Sie wurde in voller Länge in der sowjetischen Parteizeitung abgedruckt. Chruschtschow bezeichnete die Rede »als die großartigste eines amerikanischen Präsidenten seit Roosevelt«, und die Regierung ermöglichte dem ansonsten durch Störsender unterdrückten Radiosender Voice of America, sie in russischer Sprache ungekürzt in der gesamten Sowjetunion auszustrahlen. In einem Glückwunschtelegramm an Kennedy zum Unabhängigkeitstag am 4. Juli betonten Chruschtschow und sein Stellvertreter Leonid Breschnew ihre Überzeugung, dass die Regierungen der beiden Länder ihre Spannungen beseitigen und im gegenseitigen Austausch »zu einem allgemeinen Frieden« kommen könnten.

[…]

Sehr ernst genommen wurde Kennedys Rede freilich da, wo man sich von dem Vorhaben einer »allgemeinen vollständigen Abrüstung« seiner Geschäftsgrundlage beraubt sah und von der Forderung einer Aussöhnung und friedlichen Koexistenz mit der Sowjetunion ins Mark getroffen fühlte: im militärisch-industriellen Komplex, bei der CIA und ihren exilkubanischen Para­militärs. Wenn den Generälen und CIA-Oberen schon bei der Ankündigung des Verteidigungsministers McNamara, statt Kampftruppen nach Vietnam zu entsenden dort sogar die »Militärberater« abzuziehen, »die Kinnlade bis auf den Tisch gefallen war«, dann muss sie ihnen während Kennedys visionärem Ausblick auf eine entmilitarisierte Welt noch viel tiefer gefallen sein. Denn ihnen war klar, dass es sich hier nicht um die beliebige Schönwetterrede eines hergelaufenen Politikers handelte.

Dem Mann war es ernst. Der wollte die Welt verändern. Das war zu viel. Das konnten sie nicht zulassen. Und so war der 35. Präsident der USA zum Abschuss freigegeben.

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Mathias Bröckers: JFK -Staatsstreich in Amerika (Oktober 2023), 304 Seiten, 14 Euro

 

 

 

 

 

 

JFK: Inside Job, Königsmord

The day that they blew out the brains of the king
Thousands were watching, no one saw a thing
It happened so quickly – so quick by surprise
Right there in front of everyone’s eyes

Greatest magic trick ever under the sun
Perfectly executed, skillfully done
Wolfman, oh wolfman, oh wolfman, howl
Rub a dub dub – it’s murder most foul

Bob Dylan, »Murder Most Foul« (2020)

“Als 20-jähriger hatte Bob Dylan in den 1960ern mit seinen Liedern die »Masters of War« angeklagt, die Kriegstreiber und Waffenschieber, als 78-jähriger dann – noch immer mit Band auf »Never Ending Tour« – schließt er 2020 den Kreis. In einem brandneuen Song, veröffentlicht im tiefsten globalen Lockdown, mit der Anklage des »übelsten Mords«, der sein Land je heimgesucht hat: der Mord an John F. Kennedy.

Würde man den 2016 für seine Texte mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichneten Songwriter über seine lange, mit subtilen Anspielungen gespickte Ballade »Murder Most Foul« befragen, die ihn als Kenner der Materie ausweist, käme als Antwort vermutlich nur sein kryptisches Grinsen. Ob etwa mit »Wolfman, oh Wolfman« der tief in die Verschwörung verstrickte George H. W. Bush (CIA-Codename »Timberwolf«) gemeint ist – der berühmte DJ des »American Forces Network« (AFN) »Wolfman Jack« ist es wohl nicht – bleibt dem Rezipienten überlassen. So ist das nun mal mit Kunst. Mit Fußnoten und Quellenangaben wäre Dylans lyrische Ballade ein dickes Buch über den Königsmord, der das demokratische Amerika 1963 zu Fall brachte und dessen Aufklärung auch 60 Jahre nach der Tat noch vertuscht und verhindert wird.

Und so kommt es, dass auch die letzten Präsidenten der Vereinigten Staaten der gesetzlichen Verpflichtung nicht nachgekommen sind, nach dem »JFK Records Act« bis zum 26. Oktober 2017 sämtliche Behördendokumente zum Kennedy-Mord freizugeben. Auch im Jahr 2023 bleiben noch immer 4684 Akten geheim. Weil auch Joe Biden, wie seine Vorgänger Donald Trump und Barack Obama, aus Gründen der »nationalen Sicherheit« ihre Veröffentlichung blockiert und darüber hinaus in einem »Memorandum über Zertifizierungen bezüglich der Offenlegung von Informationen in bestimmten Aufzeichnungen im Zusammenhang mit der Ermordung von Präsident John F. Kennedy« angeordnet hat, dass die Exekutivagenturen von nun an den »Transparenzplan« der CIA für die Freigabe von Akten übernehmen würden.Mit diesem Erlass vom 30. Juni 2023 machte Biden sein Memo zur »endgültigen Bescheinigung«, was nichts anderes bedeutet, als dass die 1992 vom Kongress einstimmig (auch mit der Stimme von Joe Biden) verabschiedete Fristsetzung zur Freigabe sämtlicher Akten nunmehr nichtig ist.”

(…)

 

Soweit ein kurzer Auszug aus dem Vorwort zur Neuausgabe von “JFK – Staatsstreich in Amerika”.  Ich würde mich freuen, wenn vor allem jüngere Menschen dieses Buch lesen, denn es ist ein historischer Lehrstück, das hilft, die Gegenwart besser zu verstehen. Der Mord an John F. Kennedy wie auch der folgende an seinem Bruder und an Martin Luther King waren ein gewaltsamer regime change, wie er bis heute durchexerziert wird. Nicht in Amerika – wo “Dallas” nur als dunkle Drohung über jedem schwebt, der ins Weisse Haus einzieht (zuletzt  brachte Donald Trump seine eigene Security mit, weil er dem für die Präsidentensicherheit zuständigen Secret Service nicht traute) – aber überall sonst auf der Welt, wo unbotmäßige Präsidenten oder Regierungen dem US-Imperium im Weg sind. Globale “Full Spectrum Dominance” und “Pax Americana” durch permanenten Krieg stehen nach wie vor auf der außenpolitischen Agenda, die JFK beenden wollte und deshalb beseitigt wurde. Nicht von einer ausländischen Macht, nicht von “der Mafia”, sondern aus dem “tiefen Staat”, inszeniert in einer konzertierten Aktion aus Kreisen des Militärs, der Geheimdienste und der Polizei. Um diese Wahrheit der Öffentlichkeit vorzuenthalten, bleiben nicht nur Dokumente weiter “top secret”, es wird auch in schöner Regelmäßigkeit irgendein Häppchen publiziert, mit denen die Medien das Narrativ vom Einzeltäter Oswald und der “magischen Kugel” weiter erzählen können. Wie jetzt zum Jahrestag die “Enthüllungen” eines Secret Service Mannes, der sich nach 60 Jahren erinnert, dass er eine Gewehrkugel auf dem Rücksitz der Limousine fand und auf die Bahre legte – und vergessen hatte, es vor der ermittelnden Warner Kommission auszusagen.  Ja sowas aber auch….

Außer solchen Bullshit-Storys zwecks “mudding the waters”, also zur Verhinderung einer klaren Sicht auf die Dinge, gibt es aber auch einige solide Veröffentlichungen zum Thema. Zwei Filmtipps zum Jahrestag:

 “JFK-revisted” von Oliver Stone, dessen JFK-Film aus dem Jahr 1992 den “JFK-Records-Act” ins Rollen brachte, läuft am 22.November (20:15) auf 3. Sat.

Das hervorragend recherchierte und dokumentierte Buch “JFK and The Unspeakable” (2010) von James W. Douglas wurde von “The Infographic Show” in einem Trickfilm wunderbar zusammengefasst:

What is the truth and where did it go
Ask Oswald and Ruby – they oughta know
Shut your mouth, says the wise old owl
Business is business and it’s murder most Foul
(…)

Video mit Lyrics: Bob Dylan, »Murder most foul« (2020)”

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Zuletzt erschienen:

Mathias Bröckers: JFK -Staatsstreich in Amerika (Oktober 2023), 304 Seiten, 14 Euro

 

 

 

 

 

Endzeit-Fanatiker und Endsieg-Illusionisten

Ob man nach vier Wochen und über 10.000 getöteten Kindern und Müttern schon von “industriellem Massenmord” sprechen kann, weiß ich nicht. Klar ist nur, dass es kein “Kollateralschaden” ist  und nichts mit Selbstverteidigung oder Kampf gegen Terrorismus zu tun hat, was Netanjahu und seine Armee in Gaza veranstalten; und dass die Weltgemeinschaft kein Mittel findet, das monströse Massaker zu stoppen. Das Imperium in Washington gibt den  Endzeit-Fanatikern in Israel außer zynischen Ermahnungen, beim bombardieren von Wohngebieten bitte auf Zivilisten zu achten, freie Hand bei dieser neuen Perversion des “War on Terror”: wir beseitigen 25.000 Militante unter 2,5 Millionen indem wir einfach alles in Schutt und Asche legen. Willkommen in der “regelbasierten internationalen Ordnung”, zu deren Regeln jetzt offenbar auch Vertreibung und Völkermord gehören und die Eingeborenen in den Kolonien wieder als Untermenschen gelten. Und wie in der guten alten Kolonialzeit der gesamte “zivilisierte” Westen gute Miene zum grausamen Spiel macht und außer “stinknormalem…moralverbrämten Rassismus”  -so Thomas Fischer über das Anti-Antisemitismus-Geschwalle von Robert Habeck –  nichts zu bieten hat. Zur Analyse der kognitiven Dissonanz in Deutschland empfehle ich als  Long Read den Blog von Per Leo im “Merkur”.

Der Strafrechtler Fischer macht darauf aufmerksam, dass es wo Religions- und Meinungsfreiheit herrschen keine Bekenntnispflicht, keinen Distanzierungszwang geben kann – auch moralisch Fragwürdiges darf geglaubt, gemeint, gedacht werden, alles Weitere regelt das Strafgesetzbuch. So wie ein alter Münchner “60er” die “Bayern” hassen darf, dürfen Ukraine-Fans alle Russen verachten, Vegetarier dürfen Fleischfresser zum Teufel wünschen und Autofahrer die Klima-Kleber; Katholiken ist es erlaubt Protestanten unerträglich zu finden, Impfgegner dürfen Pharmakonzerne hassen, Friedensfreunde die Rüstungsindustrie, Weiß dürfen Schwarze verachten, so wie Muslime Juden und vice versa – erst wer Gewalt anwendet oder zu ihr aufruft macht sich strafbar, Gedankenverbrechen sind in Rechtsstaaten nicht verboten. Niemand darf im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu einem Bekenntnis gezwungen werden, niemand zu irgendeiner Distanzierung von etwas. Dass den arabischen Kids an den Berliner Schulen der traditionelle Palästinenser-Schal verboten wurde zeigt indes, wie marode das Fundament der o.g. Grundordnung mittlerweile geworden ist und  vom Vizekanzler abwärts moralverbrämter Rassismus und zynischer Doppelstandard obwaltet , mit Opfern Erster Klasse (Israelis) und Zweiter Klasse (Palästinenser).

Dass sich religiöse Fanatiker im Nahen Osten die Köpfe einschlagen ist das eine, etwas anderes aber ist es, wenn sich im ehemals “aufgeklärten” Westen archaische, theokratische Zustände durchsetzen, in denen es nur EINE Wahrheit geben darf und allen ex cathedra verkündeten “Irrlehren” öffentlich abgeschworen werden muss. Die Inquisition heißt  jetzt “Cancel Kultur”, die Inquisitoren nennen sich “Faktenchecker” aber wie im 13. Jahrhundert ff. geht es darum,  den einzigen “wahren Glauben” durchzusetzen. Keine Zweifel aufkommen zu lassen an den teuflischen, barbarischen Absichten des Bösen (vorgestern “Taliban”, gestern “Putin”, heute “Hamas”, morgen “Hizbollah”/Iran/XYZ ) und den stets gerechten und lauteren Absichten der Guten (USA/UK/EU). Vernunft und Verstand werden durch Gesinnungsterror ausgeschaltet. Darf noch gefragt werden, ob man Geiseln eines Banküberfalls befreien kann indem man das Bankgebäude zerstört – oder steht das schon auf dem Antisemitismus-Index ?

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Auch wenn das psychokinetische Ereignisfeld “9. November”scheinbar ohne Zwischenfälle verlaufen ist, bebt es auf dem geopolitischen Schachbrett derzeit gewaltig. Warum ein Proxy-Krieg in der Ukraine für das Imperium nicht zu gewinnen ist, wurde hier auf dem Blog  in 99 Folgen von Notizen in den letzten zwei Jahren dargelegt, jetzt scheint auch in NATOstan der Groschen fallen, beziehungsweise ist nicht mehr mehr da, nachdem hunderte Milliarden auf Nimmerwiedersehen im Schwarzen Loch Kiew verschwunden sind. Dass der dort amtierende T-Shirt-Clown es noch über den Winter schafft, ist kaum zu erwarten, seine Halluzinationen vom Endsieg gegen Russland teilen selbst enge Berater nicht mehr. Die Verhandlungen mit Russland wie eine NATO-freie Rest-Ukraine genau  aussehen wird, wird jemand anderes führen müssen. Da Joe Biden selbst bis über beide Ohren im ukrainischen Korruptionssumpf steckt, scheint er als Friedensschlichter ebenfalls ungeeignet und Sultan Erdogan, der die Verhandlungsgespräche zwischen Kiew und Moskau im Frühjahr 2022 moderiert hatte,  ist wegen Gaza derzeit auf einem anderen Kriegskurs und scheidet als Vermittler ebenfalls aus. Ebenso wie Deutschland und Frankreich, die schon bei Minsk I und II absichtlich versagt haben. Bleiben nur China, das bei der Vermittlung zischen Iran und Saudi-Arabien  scheinbar unmögliches geleistet hat, oder ein neuer US-Präsident (Trump ?!) . Andererseits kann das Blutbad nicht mehr ein Jahr andauern, weil Kiew schon vorher die Soldaten ausgegangen sind – und von einer Pattsituation (“stalemate”) wie sie der ukrainische Armeechef Zaluzny im britischen “Ecomonist” darlegt, nicht die Rede sein kann, wenn das Kräfteverhältnis an der Front bei 10:1 liegt. Was den im Time-Magazin als Egomanen poträtieren Zelenski, der von  von Pattsituation und Verhandlungen nichts hören will.  weiter von erfolgreichen “Gegenoffensiven” fabulieren lässt für die er auch weiter lebendes Kanonenfutter liefern will. Ob es an seinem Hang zum kolumbianischem Marschierpulver liegt, dass der Ex-Komiker der letzte Mann in Kiew ist, der noch im Siegesrausch schwillt, können wir nicht beurteilen. Sicher ist nur, das jeder Tag den er im Amt bleibt, hunderte seiner Landesleute das Leben kostet – und dass die Verantwortlichen wie auch für die Massaker in Gaza in Washington sitzen. Solange sie ihre Marionetten Zelenski und Netanjahu tanzen lassen kann es keinen Frieden geben…

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Aus Anlass der Neuerscheinung meines Buchs “JFK-Staastsstreich in Amerika” habe ich in den letzten Wochen einige Gespräche darüber geführt , warum dieses historische Ereignis, dass sich kommende Woche zum 60. Mal jährt, noch heute von Relevanz ist. Das sieht auch Oliver Stone so und hat 30 Jahre nach seinem bahnbrechenden Film “JFK” eninmal nachgelegt – und sagt: 
“Es war eine sauber ausgeführte verdeckte Exekution, inklusive Vertuschung – alles direkt aus dem CIA-Handbuch für Geheimoperationen. Amerika war danach nicht mehr dasselbe Land, denn hinter den Kulissen übernahmen die Geheimdienste und das Militär die Kontrolle über die Ausrichtung der US-Regierung in den Bereichen, in denen das große Geld involviert ist, wie nationale Sicherheit und Strategie.”
Oliver Stones Film “JFK-revisted” läuft am 22.November (20:15) auf 3. Sat

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Zuletzt erschienen:

Mathias Bröckers: JFK -Staatsstreich in Amerika (Oktober 2023), 304 Seiten, 14 Euro

 

 

 

 

 


Mathias Bröckers : Vom Ende der unipolaren Welt, ‎ Fifty-Fifty (Oktober 2022),  288 Seiten, 20 Euro

 

 

Armageddon now ?

Der UN-Generalsekretär António Guterres  liest sicher nicht diesen Blog, auf dem am 20.Oktober darauf aufmerksam gemacht wurde, dass Krokodile im Kaspertheater der Angst nur ohne Kontext funktionieren, aber er sagte genau dasselbe, als er darauf hinwies, dass der Terroranschlag der Hamas nicht “im luftleeren Raum” stattgefunden hätte. Und erntete wie Slavoj Zizek auf der Buchmesse wütende Proteste. Auch nur im Hinterkopf zu haben, dass die Attacken aus dem Ghetto Gaza etwas mit dem jahrzehntelangen Besatzungsregime zu tun haben könnte, gilt mittlerweile als Gedankenverbrechen. Selbst mit Fragen, wie weit Israels unabdingbares Recht auf Selbstverteidigung eigentlich geht und ob 3195 getötete Kinder in drei Wochen Gaza-Bombardement auch nach alttestamentarischen Maßstäben (“Auge um Auge”…) nicht wirklich genug sind, ist man schon auf gefährlicher gedankenverbrecherischer Spur.

Wer das neue Weltböse, die “Terrororganisation Hamas”, nicht explizit  beim Namen nennt, wie Guterres, und schlicht zum Waffenstillstand aufruft, wie es die UN-Resolution tut, kann nicht auf Zustimmung aus Berlin  zählen: 120 Länder stimmten der dafür, nur 14 von 193 Ländern stimmten unter Führung von USA und Israel dagegen und 44 enthielten sich, neben Deutschland auch Großbritannien und einige EU-Länder, Frankreich und Spanien jedoch stimmten der Resolution zu. Willkommen zum  Ende der unipolaren Welt, die auch in den US-dominierten Vereinten Nationen von ihrem Schicksal ereilt wird. Der “Westen” verliert den “globalen Süden” und macht sich nach Russland und China nun auch die gesamte islamische Welt zum Feind, die eine ethnische Säuberung des Gaza-Streifens nicht tatenlos hinnehmen wird. Dass Präsident Netanjahu jetzt mussolini-artig im Schwarzhemd auftritt und den Kampf des “Volk des Lichts” gegen das “Volk der Finsternis” mit biblischen Prophezeiungen und dem Erzfeind “Amalek” beschwört, ist kein gutes Zeichen… die Welt steuert auf einen eschatologischen Endzeit-Wahnsinn zu. Mit mörderischen Fanatikern auf beiden Seiten.

Mittlerweile spricht einiges dafür, dass Israel die Attacke der Hamas, deren Vorbereitungen nicht unbemerkt geblieben sind, geschehen lies, so wie Roosevelt einst den Angriff auf Pearl Harbour oder George W.Bush 2001 die Attacke auf das World Trade Center. Es geht um den Eintritt in einen großen Krieg. Im Mittelmeer waren seit 1970 noch nie so viele  US-und NATO-Kriegsschiffe versammelt wie aktuell, einschließlich zwei milliardenteuren Flugzeugträgern. Weil es für das Freiluftgefängnis Gaza keine solchen Waffen braucht, sieht  Pepe Escobar den Iran als  Ziel der Eskalation

Die für die US-Außenpolitik verantwortlichen Kriegstreiber, die nicht gerade Bismarcksche Vertreter sind, glauben, dass, wenn das Projekt Ukraine unerreichbar ist, das Projekt Endlösung in Palästina stattdessen ein”ethnischer Säuberung”-Spaziergang sein könnte.
Ein plausibleres Szenario ist jedoch, dass Iran-Russland – und die neue “Achse des Bösen” Russland-China-Iran – alles haben, um den Hegemon in einen zweiten Sumpf zu ziehen. Es geht nur darum, das eigene, verwirrte Hin und Her des Feindes zu nutzen, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen und ihn in die Irre zu führen.

Die Wunschvorstellung des Weißen Hauses, dass die “Forever Wars” in der Ukraine und in Israel demselben erhabenen “Demokratie”-Anspruch unterliegen und für die nationalen Interessen der USA unerlässlich sind, ist bereits nach hinten losgegangen – sogar in der amerikanischen Öffentlichkeit.

Das hindert die Israel-verbündeten US-Neocons jedoch nicht daran, das Tempo zu erhöhen, um den Iran zu provozieren – durch eine sprichwörtliche falsche Flagge, die zu einem amerikanischen Angriff führen würde. Dieses Armageddon-Szenario passt genau zur biblischen Psychopathie des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu. (übersetzt mit deepl.com)

Wenn solche Endzeit-Fanatiker über einen roten Knopf und  Nuklearwaffen verfügen wäre es allerhöchste Zeit, zwei Männer im weißen Kittel und mit einem Sedativum zu schicken, um den Patienten in eine erholsame Heilanstalt zu verfrachten. Was aber leider nicht absehbar ist. Stattdessen wurde der wahnsinnige Plan geleakt, die über 2 Millionen Gaza-Bewohner in Zeltstädte nach Sinai zu deportieren.

Über all das und mehr habe ich mit Robert Fleischer und Dirk Pohlmann in der neuen Ausgabe des “3. .Jahrtausend” geredet.