ISIS come ISIS go

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Die Einführung der Ausweispflicht für Terroristen hat die “Aufklärungs”-Geschwindigkeit von Terroranschlägen wesentlich beschleunigt – so auch jetzt wieder in Paris, wo der bei einem der Selbstmordbomber gefundene “syrische Ausweis” in kaum einen Nachrichtenreport der letzten 36 Stunden fehlte. Die Nachricht, dass es sich dabei um einen Fake  handelt wird dann aber wohl kaum in die Wiederholungsschleifen der News aufgenommen werden, weshalb wir zumindest hier darauf hinweisen wollen. Einmal mehr erleben wir gerade, wie ein Narrativ innerhalb kürzester Zeit festgeklopft wird – die Frage, was ein Bekennerschreiben von ISIS wert ist, wenn es keine Insider-Informationen enthält, wird schon gar nicht mehr gestellt. Wenn aber das Kalifat sich mit diesem Anschlag nicht nur brüstet, sondern ihn tatsächlich organisiert hat, dann verfügen die ISIS-Dschihadisten mittlerweile über eine erschreckend effektive Logistik, ihre Feinde zu treffen: ein gesprengter Passagierjet aus Russland auf dem Sinai, ein verheerender Anschlag in Beirut, mitten in einem Kiez der Hizbollah und jetzt ein Angriff auf die NATO mitten in Paris. Nicht schlecht für einen zusammengewürfelten Haufen von Kopf-ab-Söldnern aus aller Herren Länder. Wie schaffen die das ? Nun haben wir diese Truppe hier seit Jahr und Tag als Rocky Horror Kalifat Show   porträtiert, die als CIA-Outfit – manchmal mit falschen Fahnen, aber ansonsten nicht nur mit chicen Toyota-Pickups, sondern auch mit Kriegsgerät betstens ausgestattet – an der Leine von “Exon-John” McCain ihr Unwesen treiben. IS/ISIS/Daesh ist also nicht vom Himmel gefallen und agiert auch nicht dank himmlischer  “Allah Hu Snackbar”- Kräfte wie ein globaler Konzern. Vielmehr lassen sich multiple internationale Attacken wie die oben genannten nur mit Hilfe sehr irdischer Geister erfolgreich ausführen.  In welche Richtung diese lief könnte deutlich werden, wenn sich bestätigt was Paul Craig Roberts von gewöhnlich gut informierten Greisen berichtet wurde: eine massive Hackerattacke, die 48 Stunden vor und während der Anschläge Mobilnetze und polizeiliche Überwachungssysteme betraf. Dies könnte immerhin einige der Merkwürdigkeiten in der Zeitleiste der Polizeireaktion erklären.Weil ich auf anderen Baustellen zu tun haben, werde ich dem auch in den nächsten Tagen nicht nachgehen, Kommentare mit interessanten Neuigkeiten oder Links aber freischalten.

Eben wird gemeldet, das Obama und Putin am Rande des G-20 Treffens miteinander gesprochen haben. Vielleicht ein hoffnungsvolles Zeichen ? Anders als die Neocons in USA soll Obama ja nicht abgeneigt sein, was bis dato allein Russland in Angriff genommen hat: dem ISIS-Spuk militärisch ein Ende zu bereiten. Doch dazu müssen die wichtigsten Unterstützer – die Saudis und Sultan Erdogan – auf Linie gebracht werden, und Obama sich zu Hause gegen die Neocon-Kriegstreiber, die ISIS erfunden haben, durchsetzen….

“Krieg gegen Terror” produziert Terror

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Der “Krieg gegen Terror” verhindert Terrorismus nicht, sondern produziert ihn. Die 1,5 Millionen Menschen, die diesem Krieg bisher zum Opfer gefallen sind – in Afghanistan, Pakistan, Irak, Libyen, Syrien… – sind nicht für eine friedlichere Welt gestorben, denn ihre Ermordung hat in diesen Ländern Chaos und Rechtslosigkeit geschaffen und den Boden nicht für weniger, sondern für mehr Terrorismus bereitet. Jedes zivile Opfer unter diesen 1,5 Millionen Toten hat bei seinen überlebenden Anghörigen einen Samen der Wut und des Hasses hinterlassen, auf die unsichtbaren Herren der Drohnen und Raketen, die ihre Ländern angreifen. Bei weitem nicht alle aber einige dieser Samen sind aufgegangen und haben Kämpfer wachsen lassen, die bereit sind, für ihren Hass und ihre Rache ihr Leben geben.  Die Autobombe  ist “die Air Force des kleinen Mannes” (Mike Davis) und  der  Selbstmordattentäter mit Kalaschnikow und Sprengstoffgürtel eine Waffeneinheit: “Terrorismus ist der Krieg der Armen gegen die Reichen… und Krieg ein Terrorismus der Reichen gegen die Armen.” (Peter Ustinov) Diese Unterscheidung gilt es festzuhalten, wenn jetzt über Konsequenzen aus der schrecklichen Anschlagserie in Paris nachgedacht wird – und die Frage, ob und wie und wie verschärft  man weiterhin nur die Symptome des Terrorismus bekämpfen oder die Ursachen der Krankheit angehen will. Oder anders ausgedrückt: wer die täglichen Drohnenmorde in aller Welt für notwendig und moralisch vertretbar hält und an der Zerstörung des Irak, Libyens und Syriens nichts auszusetzen hat, weil die Invasoren “Menschenrechte” auf ihre Fahnen geschrieben haben, der sollte sich über Mordanschläge  in Pariser Cafés, Stadien und Konzertsälen nicht wundern.  Diesen Zusammenhang gilt es ebenfalls festzuhalten, wenn nach der Schockstarre über 120 unschuldige Opfer Konsequenzen gefordert werden. Dass Eliten und Funktionsträger sich wie nach der Charlie Hebdo-Attacke zu einer gefakten Foto-Op versammeln um “gegen Terrorismus” Flagge zu zeigen macht nur dann Sinn, wenn sie nicht nur mit dem Finger auf den Wahnsinn dieser Anschläge zeigen, sondern sich endlich des Wahnsinns ihrer eigenen Politik und des “war on terror” bewußt werden. Wer diesen Krieg weiter führt – jetzt mit noch größerer Anstrengung/Härte/Entschlossenheit blablabla – tut nichts anderes,  als neue Terroristen zu schaffen, für die nächsten Anschläge, in Berlin, Rom Brüssel..

14.11.15 11:15-Bildschirmkopie

Rinks & Lechts & Quer & Queer

weapons-of-mass-destruction-700x4374Über das Phantom einer “Querfront”, in der sich Rechtspopulisten und Pegida-Fans mit Linksradikalen und “Verschwörungstheoretikern” vereinen, wird derzeit wieder viel fabuliert und im Zusammenhang mit einer mißratenen (und zurückgezogenen) Studie zum Thema hatte ich meine 2 Cent zu diesem halluzinierten “Netzwerk” eigentlich schon abgeliefert. In einem Artikel, der in der “Berliner Zeitung” und der “Frankfurter Rundschau” erschien, ist dieser Unsinn jetzt aus Anlass des Rücktritts von Wolfgang Lieb aus der Redaktion der Nachdenkseiten wieder aufgewärmt worden. Wie üblich wird auch hier wieder zusammengerührt, was nicht zusammengehört, um Leute wie etwa  den Nachdenkseiten-Chef Albrecht Müller, den Journalisten Ken Jebsen oder yours truly mit völkisch-brauner Soße zu kontaminieren. Weil Argumente dafür in den Arbeiten der Genannten nicht zu finden sind, müssen sie in freier Assoziation konstruiert werden – was in meinem Fall zu unfreiwilliger Komik führte:

“Der einstige taz-Journalist Mathias Bröckers (61) verkauft heute seine Bestseller über den 11. September 2001 als Terrorwerk der US-Regierung und seine „Ansichten eines Putinverstehers“ an Linken- wie AfD-Anhänger.”

Außer der Altersangabe stimmt an diesem Satz nichts: ich bin nach wie vor Journalist und arbeite (seit 2007) als Berater wieder für den taz-Verlag; Bestseller über den 11. September 2001 “als Terrorwerk der US-Regierung” habe ich nie geschrieben, sondern drei Bücher, die die offizielle Legende des 11.September in Frage stellen, und diese wurden wie auch die „Ansichten eines Putinverstehers“ keineswegs  nur von “Linken- und AfD-Anhängern” gelesen, sondern definitiv auch von Mitgliedern  von CDU/SPD/FDP/Grünen. Sogar dass der eine oder andere Nazi sie in die Hände bekam (und mit Gewinn gelesen hat) kann ich nicht auschliessen. Und somit von Glück sagen, dass der Autor des FR-Artikels den nicht ausfindig gemacht hat, weil sonst…uuuaaah. Nazis lesen Bröckers und verstehen Putin… da ham wir’s mal wieder.

Auch wenn es bisweilen schwer sein mag, Rinks & Lechts & Quer & Queer zu unterscheiden und es sich angesichts von Überschneidungen einen Reim auf die verschiedenen Bewegungen und Gruppen zu machen, mit nur ein wenig Recherche etwa auf den Nachdenkseiten, bei Ken FM oder in diesem Blog könnte man ermitteln, wes Geistes Kind die Macher sind, und Belege, Zitate, Beispiele für ihre Haltung beibringen. Weil sich da aber auf weiter Flur nicht “Völkisches”, “Rechtspopulistisches” oder sonstwie Reaktionäres finden läßt müssen, muss der Rufmord via Kontaktschuld konstruiert werden.  Oder mit schlichten Falschbehauptungen (“11. September 2001 als Terrorwerk der US-Regierung”) ein Extremismus insinuiert werden, der allein den linken wie den rechten Rand begeistert.

Da wundert es nicht, dass nach einer neuen repräsentativen Umfrage 44 % der Deutschen dem Vorwurf “Lügenpresse” zustimmen (aber nur 10 % den anderen Pegida-Parolen) – die meisten Journalisten aber nach wie vor überzeugt sind, dass sie an diesem gravierenden Vertrauensverlust vollkommen unschuldig sind und nur ein paar üble Demagogen der Bevölkerung diesen Unglauben eingeimpft haben. Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen in den “Leitmedien”: dem ist nicht so! Die Leute sind nicht so blöd wie ihr glaubt oder sie gerne hättet. Und ihr werdet sie nicht zurückgewinnen,  wenn ihr euren Medienzirkus weiter “as usual” betreibt und jede Kritik daran als rechtspopulistische Verschwörungstheorie abwatscht. Nicht nur die Massenvernichtungswaffen des Irak waren eine große Lüge, auch Osama Bin Laden und seine 19 Teppichmesser als 9/11-Alleintäter sind eine solche, ebenso wie die Alleinschuld des “Aggressors” Putin am Ukraine-Konflikt. Wer Glaubwürdigkeit zurückgewinnen will, muss da ran…

Update: Authentischer Linkspoulismus – Ken Jebsens Rede in Plauen ( ungeschnitten auf Youtube )

Hetze ok, Holocaust geht zu weit

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Stefan Niggemeier hat die Berichterstattung über die “KZ-Rede”  des Katzenbuch-Autors Akif Pirinçci analysiert, der einst von Henryk Broders Blog “Achse des Guten” als politischer Haßprediger rekrutiert wurde und sich nun mit einer hetzerischen Pegida-Rede definitiv ins Abseits katapultiert hat. Nicht weil er sich wie sein Mentor Broder gern  mal fäkaler Gossensprache befleißigt, und auch nicht, weil er dumpfe, niederträchtige Klischees bedient, sondern weil er deutschen Politikern unterstellte, sie würden Kritiker der aktuellen Asylpolitik am liebsten in Konzentrationslager stecken. Eben das hat er gesagt, doch quer durch alle Qualitätsmedien wurde behauptet, er hätte KZs für Flüchtlinge gefordert. Da seine Rede umgehend im Netz anzusehen und nachzulesen war, kann es sich bei der flächendeckenden sinnentstellenden Wiedergabe eigentlich nicht um ein Versehen handeln und nur wenige Medien haben ihre vorherigen Falschdarstellungen später noch korrigiert. Was zu der leicht surrealen Frage führt, ob  unsere  sog. Qualitätsmedien ein solches Armutszeugnis abliefern, weil sie für die Pegida-Pauschaldiffamierung “Lügenpresse” eigentlich dankbar sind und Belege dafür liefern wollen ? Oder wird die rote Linie in diesem Fall so rabiat gezogen, weil man in der Rede Pirinçcis plötzlich die Spitze eines islamophoben, menschenverachtenden Eisbergs erkannt hat, den es jetzt auf jeden Fall  – und notfalls auch mit einer Notlüge –  zu stoppen gilt ?

Dabei hätten all die Medien und Buchhändler und Verleger, die sich jetzt so lautstark von diesem Haßprediger distanzieren eigentlich nur mal lesen müssen, was dieser in seinen Blogbeiträgen oder zuletzt in seinem Machwerk “Deutschland von Sinnen” auftischte. Es braucht wahrlich keine aus dem  Zusammenhang gerissene KZ-Metapher um sich von diesen hetzerischen, spaltenden, brandstiftenden Tiraden gegen Minderheiten  zu distanzieren – zumal deren Kammerton, die Warnung vor dem angeblich unzivilisierten, aggressiven und barbarischen Islam, seit Jahren flächendeckend vorgebetet worden ist. Von einer Mainstream-Querfront, die von den sog. Qualitätsmedien über die Organe der Springer-Verlags, Autoren wie Sarrazin bis zu Blogs wie “PI” oder der “Achse” von Broder reicht, dessen Panikmache vor den islamischen Horden ja auch schon den norwegischen Nazi und Massenmörder Breivik inspirierte. So wie jetzt Pirinçci die johlenden Pegidioten… (Update: Ich hatte bei “Pegidioten”  erstmal gezögert, es dann aber stehen lassen. Wer einen Typen wie Pirrinci als Festredner einlädt und seiner dumpfen Hetze zujubelt ist definitiv ein Idiot.)

Hinterher freilich geben die Brandstifter sogleich wieder den Biedermann: Pirinçci will Schmerzensgeld wegen Rufschädigung einklagen – was wegen der offensichtlichen Falschmeldungen sein gutes Recht ist –  und Broder jammert beim Chefredakteur des “Tagesspiegel” darüber, dass sein Blog dort  “in der Grauzone zwischen rechts und rechtsradikal” eingestuft worden sei.  Was ziemlich zutreffend ist, auch wenn Pirinçci dort seit 2013 nicht mehr schreibt. 2009 hatte ich dazu notiert: “Wenn heute in Deutschland die Gefahr einer “Islamisierung” wieder so propagandistisch an die Wand gemalt werden kann wie einst die “Verjudung”, verdankt sich das nicht zuletzt publizierenden Paranoikern wie Broder, die sich von eingebildeten Massenvernichtungswaffen im Irak ebenso bedroht fühlen wie von fiktiven Atombomben im Iran und dem Dämon Al-Qaida in jeder Mülltonne.”

Dass wir heute nicht nur “Pegida” haben, sondern auch einen fanatisierten Mob, der muslimische Flüchtlinge angreift sollte also niemanden wundern. Das Feindbild, der neue Untermensch “Moslem”, wurde jahrelang und systematisch aufgebaut, durch eben jene,  von Bertelsmann und Springer abwärts, die sich jetzt eilfertig von einem Pirinçci distanzieren, weil der das KZ-Wort in den Mund nahm. Merke: Hetze gegen neuen Untermenschen ok, Holocaust geht zu weit.

Interview mit Yanis Varoufakis

Gerade einmal sieben Monate als Finanzminister der Syriza-Regierung haben Prof. Yanis Varoufakis in Deutschland zum gefühlt bekanntesten Griechen seit Sokrates gemacht. Der Volkswirtschaftler mit Ausbildung an den Universitäten von Essex und East Anglia, der später an der britischen Elite-Uni Cambridge, sowie an den Universitäten von Sydney, Glasgow, Louvain und Athen als Professor lehrte, wird in den deutschen „Qualitätsmedien“ gerne als „Popstar“ lächerlich gemacht – obwohl er die meisten Berufspolitiker in der EU in Sachen Fachwissen klar deklassiert. Dirk Pohlmann hat für Ken FM mit ihm gesprochen:

Staatlich kontrollierte Hanfmedizin

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Die Bundesregierung will endlich eine Cannabisagentur einrichten, die den staatlichen Anbau von Hanf zu medizinischen Zwecken organisiert und Cannabis auf Kassenrezept ermöglicht. In einer Meldung der “Welt” heißt es heute dazu:

“Die Cannabisagentur schreibt den voraussichtlichen Bedarf an Medizinalhanf nach den Vorgaben des Vergaberechts aus, vergibt in wettbewerblichen Verfahren Aufträge über die Belieferung mit Medizinalhanf an Anbauer und schließt mit diesen zivilrechtliche Liefer- beziehungsweise Dienstleistungsverträge”, steht in der Begründung des Gesetzestextes. Als Anbauer kommen landwirtschaftliche Betriebe und andere Unternehmen in Frage, die die gesetzlichen Vorgaben erfüllen. “Die Cannabisagentur verkauft den Medizinalhanf anschließend insbesondere an Hersteller von Cannabisarzneimitteln, Großhändler und Apotheken.” Dabei legt die staatliche Stelle dann auch den Preis fest, den die Krankenkassen für das an die Patienten abgegebene Präparat zu zahlen haben – ausgeglichen werden damit auch die Kosten für die Arbeit der Cannabisagentur.”

Wann die neue Verordnung umgesetzt wird und Patienten ihre Hanfmedizin aus staatlich kontrolliertem Anbau ist noch unklar. Dass sich zwei in Sachen Drogenpolitik bis dato nicht durch Reformeifer aufgefallene Politiker – die Drogenbeauftragte Mortler (CSU) und Gesundheistminister Grohe (CDU) – zu diesem Schritt durchringen,  zeigt einerseits den wachsenden Eindruck, den die erfolgreichen Cannabisreformen in einigen europäischen Ländern und den USA jetzt offenbar langsam auch auf konservative Politiker macht; andererseits soll mit dem Staatsmonopol für den Anbau aber wohl auch verhindert werden, dass  sich immer mehr Patienten den Eigenanbau von Gerichten genehmigen lassen – weil sie sich die bisher nicht auf Kassenrezept erhältliche Cannabismedizin einfach nicht leisten können.

Es bleibt abzuwarten, ob sich die aktuellen “Apothekenpreise” für Cannabisblüten und THC-Extrakt (Dronabinol) unter dem Monopol des Staats und der pharmazeutischen Industrie zugunsten der Patienten ändern. Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist dieser Gesetzesentwurf auf jeden Fall, wenn auch nur ein kleiner. Was noch zu tun wäre,  hatte ich in  “Keine Angst vor Hanf”   2014 wie folgt notiert :

 

 

Über die Legalisierung für alle Erwachsenen mag noch einen Moment diskutiert werden, was jedoch Patienten betrifft, sind der Gesetzgeber und die zuständigen Behörden umgehend gefordert:

– das Betäubungsmittelgesetz für medizinischen Hanf zu ändern

– ein medizinisches Cannabisbüro zur bundesweiten Koordination einzurichten (ähnlich wie in den Niederlanden und Kanada)

– ein hausärztliches Attest für die Cannabisindikation einzuführen, das den Betroffenen den unbürokratischen Bezug beziehungsweise den Eigenanbau erlaubt (so wie in den USA)

– die Lizenzierung von Anbau,- und Abgabestellen für medizinischen Hanf

– die Erstattung der Cannabistherapie bei denKrankenkassen durchzusetzen

Diese Maßnahmen müssen nicht irgendwann, sondern sofort auf den Weg gebracht werden. Es geht hier nicht um eine Liberalisierung der Drogenpolitik, nicht um eine Debatte zum »Recht auf Rausch«, es geht um das Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit. Es geht um leidende, teilweise schwerwiegend erkrankte Menschen, denen eine Pflanze, die ihre Leiden lindern kann, nicht länger vorenthalten werden darf. Auch nicht mit dem Hinweis, dass noch Forschungsbedarf bestehe, denn es gibt kaum eine Arzneipflanze, die länger und besser erforscht ist als Cannabis.

Selbst denken nicht erwünscht

Zu der im Update zum letzten Posting bereits erwähnten Hexenjagd auf den “Verschwörungstheoretiker” Daniele Ganser hat Marcus Klöckner ein Interview mit dem Kultur,- und Wahrnehmungswissenschaftler David Hornemann von Laer geführt, der Ganser zu seinem Vortrag  “Fakten, Meinungen, Propaganda – Wie mache ich mir selbst ein Bild?”an die Uni Witten eingeladen hat.  Dass die lokale SPD, Grüne und Piraten in einem offenen Brief dagegen protestierten und die Ausladung des Wissenschaftlers forderten markiert einen neuen Tiefpunkt in der Anwendung der einst nach dem Mord an JFK von der CIA empfohlenen Methode,   “Verschwörungstheorie”  als psychologischen Kampfbegriff im Rahmen des öffentlichen Warhnehmungsmanagments einzusetzen. Seitdem reicht der Einsatz dieser Waffe um jeden Diskurs zu beenden und jeden vermeintlichen Vebreiter von Verschwörungstheorien als unseriös und gefährlich erscheinen zu lassen.

Nach 9/11 kam es zu einem Großeinsatz der Diffamierungsvokabel, als GW Bush vor der UNO verkündete:  »Wir müssen die Wahrheit über den Terror aussprechen. Lasst uns niemals frevelhafte Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit den Anschlägen des 11. September tolerieren, boshafte Lügen, die bezwecken, die Schuld von den Terroristen selbst abzulenken, weg von den Schuldigen.« Seitdem gilt jeder Zweifel an der innerhalb von 45 Minuten festgestellten Haupttäterschaft Osama Bin Ladens als boshafte Lüge, und wer solche Zweifel öffentlich äußert wird als frevelhafter “Verschwörungstheoretiker” diskreditiert und aus dem Verkehr gezogen. Wie einst die “Ketzer”, die an den Dogmen der heiligen Kirche zweifelten, oder wie der langjährige Radiomoderator Ken Jebsen, der zum 10. Jahrestag der 9/11-Anschläge einen solchen Zweifler – yours truly – nicht nur ausführlich im öffentlich-rechtlichen Radio zu Wort kommen lies, sondern dem Gespräch auch noch eine knackige Einleitung  (Happy Birthday Terrorlüge) vorausschickte.

Anders als im Mittelalter aber läßt sich Kritik an hochheiligen Dogmen heutzutage nicht mehr so einfach aus,- oder abschalten, selbst wenn sie aus dem Mainstream verbannt wird. Jebsen erzielt mit  “Ken FM” mittlerweile höhere Quoten als seinerzeit im RBB (hier ein ausführliches Interview mit ihm dazu), und ich kann – seit ich als angeblicher “Verschwörungstheoretiker” für die Großmedien tabu bin –  keinesweges über mangelndes Publikumsinteresse oder niedrige Buchauflagen klagen.  Ähnliches gilt auch für Daniele Ganser, den man zwar aus den heiligen Hallen der Wissenschaft verbannen konnte, nicht aber aus den Vortragsälen und Bestsellerlisten.

Eben diese Erfolge und die Tatsache, dass die Deutungshoheit der Mainstreammedien passé ist, führen nun offenbar dazu, dass auch ehemalige Sozis und Linksalternative völlig hemmungslos dem CIA-Sprech “Verschwörungstheorie” frönen. Und wenn – wie etwa in Gansers Publikationen  – keine solche Theorie zu entdecken ist, dann wird der Vorwurf über Kontaktschuld hergestellt: hat Ken Jebsen Interviews gegeben, der wiederum ja auch schon mal bei den Montagsmahnwachen aufgetreten ist, wo wiederum auch schon mal dubiose ChemTrail-Gläubige auftraten und Pegida-Fans gesichtet worden sein sollen… also alles klar, alles Nazis, alles neurechte “Querfront”, alles pfui…

Derlei dumpfe Einfalt ist nicht allein auf die NRW- Provinz beschränkt, sondern zieht sich quer durch die Republik und den Blätterwald von FAZ bis taz, die offenbar allesamt den Schuss noch nicht gehört haben. Auch dass nach einer neuen repräsentativen Umfrage 44 % der Deutschen dem Vorwurf “Lügenpresse” zustimmen (aber nur 10 % den anderen Pegida-Parolen) wird wohl nichts daran ändern, dass die bornierten Köpfe in den Redaktionsstuben weiterhin fest daran glauben, dass sie doch alles richtig machen und die Leute, die ihnen nicht mehr glauben, einfach nur bescheuert sind. Weil aber nun einmal jeder, der bereit ist, sich nur für 1- 2 Stunden mit 9/11 zu befassen und selbst zu denken, nicht anderes kann, als in der Story von Osama und  den 19 Teppichmessern eine unermittelte, unbewiesene “Verschwörungstheorie” zu erkennen, muß jeder kritische Blick auf das Verbrechen des Jahrhunderts und das Versagen der Medien tabuisiert werden. Selbst denken ist und bleibt nicht erwünscht…

Die dunkle Seite von Wikipedia

(mit Update) Als Online-Nachschlagewerk ist Wikipedia mittlerweile eine Insitituion, die für Online-Recherchen unverzichtbar und wenn es um (natur-)wissenschaftliche Fakten geht in der Qualität gedruckten Enzyklopädien durchaus ebenbürtig ist . Anders sieht es bei politischen und historischen Ereignissen wie etwa 9/11 aus, bei denen die Qualität ebenso wie die Neutralität der Wikipedia-Artikel oft zu wünschen übrig lassen. Warum das so ist, wie der Spin solcher Artikel geschaffen und welche Hierarchien innerhalb der Wikipedia diesen Spin beeinflussen, zeigen Markus Fiedler und Frank-Michael Speer in ihrer Dokumentation “Die dunkle Seite von Wikipedia” – an einem exemplarischen Beispiel, dem Eintrag über den Schweizer Historiker Daniele Ganser. Dieser ist mit Untersuchungen über die Geheimarmeen der NATO hervorgetreten und hat auch die Unstimmigkeiten der offiziellen 9/11-Geschichte und die darauf basierenden Verschwörungstheorien wissenschaftlich erforscht. Dass ihm diese Forschungen in der Wikipedia das Etikett “Verschwörungstheoretiker” eingebracht haben, obwohl er selbst keine solche Theorien verbreitet, sondern dem Wahrheitsgehalt der ihnen zugrunde liegenden Behauptungen nachgeht, kann ich sehr gut nachvollziehen, weil es mir mit meinen Arbeiten zu 9/11 nicht anders erging. Gegen den negativen Spin als “Vertreter von Verschöwungstheorien” in dem  deutschen Wikipedia-Eintrag über mich habe ich nie etwas unternommen (und die Diskussion über meine Aufnahme in die US-Version 2006 eher amüsiert zur Kenntnis genommen), Daniele Ganser aber wollte seine wissenschaftliche Reputation nicht durch diese Diffamierungsvokabel verunstaltet sehen – und versuchte, sie zu korrigieren. Aber er hatte die Rechnung ohne die dunkle Seite dieser vermeintlich freien und offenen Enzyklopädie gemacht…

Update: Gegen einen Vortrag Gansers an der Uni Witten-Herdecke protestiert ein “Bündnis gegen Verschwörungswahn”, getragen von Wittener SPD und Jusos, Wittener Bündnis90/Die Grünen und sogar der ehemals zensurkritischen Piratenpartei NRW. Als Grund für diese Hexenjagd  führen die durchgeknallten Sozis, Grünen und Piraten keine inhaltliche Argumente an, sondern Auftritte und Interviews Ganser in der “Verschwörungstheoretiker-Szene”. Die Uni-Leitung hat sich ebenso wie die Wittener Junge Union und die FDP von diesen Zensurforderungen klar distanziert. Welcher Wahn die linksalternativen Zensoren reitet bleibt mir vollstädnig unergründlich….

Patridiotismus

24.10.15 16:40-BildschirmkopieUnter Führung des ehemaligen Nachrichtenmagazins schwingt sich der investigative Journalismus unserer Qualitätsmedien derzeit zu neuen Höchstleistungen auf – mit akribischen Recherchen für den Nachweis, dass die FIFA korrupt ist und der DFB, als weltgrößter FIFA-Verband, ebenso. Wow – wer hätte das jemals geahnt ? Und welche Abgründe tun sich durch diese Enthüllungen auf, welche unfassbaren Konsequenzen drohen quasi keinen Stein mehr auf dem anderen zu lassen, wie wird unser aller Leben nach diesen abgrundtiefen Erschütterungen weiter gehen ? Die große Schland-Party 2006 war gekauft – das mus man erst mal verkraften. Mit fehlen die Worte. Ein Glück dass es noch investigativen Journalismus gibt, der solche Schandtaten  schlußendlich dann doch aufdeckt. Demnächst in diesem Enthüllungstheater: der Papst ist katholisch!

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Noch ist diesem Blog ja kein Propheten-Preis oder Forecast-Award verliehen worden, aber das kann nicht mehr lange dauern wie wir am Beispiel “Dieselgate” jetzt wieder sehen. Am 28. 9. hieß es an dieser Stelle: “Für die von diversen Konspirationisten vorgebrachte Mutmassung, dass die fiesen Amis Deutschland abstrafen wollen und deshalb VW an den Pranger stellen, gibt es keinerlei Indizien – sehr viel wahrscheinlicher ist, dass es sich um branchenüblichen, markenübergreifenden Betrug, also um organisierte Kriminalität,  handelt, und der VW-Konzern als zweitgrößter Hersteller der Welt eben nun als erster erwischt worden ist.   Auch wenn der sog. “Motor-Journalismus” notorisch korrupt ist,  sollte man schon sehr bald damit rechnen, dass auch die Abgasreinigung anderer Hersteller genauer unter die Lupe genommen wird und ähnliche Hintertüren offenbart.” Jetzt hat die “Deutsche Umwelt Hilfe” einen Opel  (eine Marke des US-Konzerns General Motors) auf den Prüfstand gestellt und – siehe da –  “Messresultate zeigen, dass das Fahrzeug sich anders verhält, wenn der Rollenprüfstand im 4- oder 2-Rad Modus betrieben wird.”  Was – höchstwahrscheinlich – für denselben Fake wie bei den VW-Dieseln spricht. Dass nach der DUH jetzt auch der lupenrein objektive Motorjournalismus unserer Qualitätsmedien diesem millionenfachen Betrug demnächst dann – langsam – auch nachgehen wird, sagen wir hier schon mal voraus….

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Dass die russische Armee im Syrienkrieg ein hoch wirksames Störungssystem einsetzt, scheint die atlantischen Truppen etwas nervös zu machen. Um die offenbar wirkungsvollen Bombardements der Russen einzuschränken erwägt man im US-Senat mittlerweile, Flüchtlinge als “menschlische Schutzschilde” einzusetzen. Während aus solchen Planspielen eher die nackte Verzweiflung spricht, mit der sich im Pentagon nach vier Jahren Bürgerkrieg die Planlosigkeit fortsetzt, mit der man z.B.  letzte Woche  Munition und Waffen für 50 Mio. Dollar über Syrien abwarf ohne zu wissen bei wem diese überhaupt landeten,  spucken die  großartigen Verbündeten Saudi-Arabien und die Emirate jetzt  große Töne und Katar – bisher nur der  Großsponsor durchgeknallter “heiliger Krieger” – droht den Russen nun mit einer eigenen Militäraktion. Womit ein weiterer Player im Krieg in Pipelinistan direkt ins Spiel käme, denn das kleine Emirat Katar ist mit Russland der Erdgas-Riese der Welt – und will (mit den Saudis und den USA) eine Pipeline ans Mittelmeer bauen. Wohingegen Assad dem Iran und den Russen, deren Blue-Stream-Pipeline schon in die Türkei führt, den Mittelmeer-Zugang zu den energiehungrigen EU-Anrainern öffnen möchte. Wegen diesen Markt,- und Machtspielen (und nicht wegen “Menschenrechten”) soll der syrische Machthaber weichen – worüber in unseren investigativen FIFA-Medien freilich wenig zu erfahren ist. Auch darüber, dass Obama höchstselbst den Irakkrieg mittlerweile als  gescheitert ansieht und weitere militärische Abenteuer in Syrien ausschließt, waren noch keine großen Schlagzeilen zu lesen.  Dass unterdessen die Zustimmungsraten für Putin auf sagenhafte  89,9 %  gestiegen sind, wird von den hiesigen Bratwurst-Journalisten vermutlich nur als weiterer Beleg für  dessen abgrundtiefe Boshaftigkeit ausgelegt.  Nichts auszudenken, wenn die russische Intervention gegen die Islamisten Erfolg hätte und eine politische Lösung in Syrien (Abgang von Assad und Neuwahlen) ermöglicht…

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“Jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein” notierte Arthur Schopenhauer  schon vor 200 Jahren, und Heinrich Heine  hielt im “Wintermärchen” fest:
“Fatal ist mir das Lumpenpack/ das, um die Herzen zu rühren/ den Patriotismus trägt zur Schau/ mit allen seinen Geschwüren.”
Diese Geschwüre bestehen nicht in der Liebe zum Eigenen – als welche gegen Patriotismus ja gar nicht einzuwenden wäre –  sondern im  Hass auf Andere, der Heimatliebe und Nationalstolz als Deckmantel für Ressentiments und Herabwürdigung dieses Anderen benutzt. Dass Deutschlands bekanntester Rechtspopulist gebürtiger Türke ist und die Hochburg des Fremdenhasses jene Region des Landes, in der am wenigsten Migranten leben, diese verkehrte Welt macht deutlich um was es bei Pegida & Co. geht: nicht um Liebe zu Deutschland und Angst vor Islamisierung, sondern um “erbärmliche Tröpfe” –  Arme, Abgehängte, Perspektivlose – die mit dem “Ausländer”, dem  “Flüchtling”, dem “Moslem” einen willkommenen Sündenbock finden.