Warum Cannabis legalisiert werden muß

WEST_Broeckers_Hanf_lay_3_1Ab heute ist “Kein Angst vor Hanf! – Warum Cannabis legalisiert werden muß” im Buchhandel. Hier vorab ein Auszug aus dem Kapitel “Prohibitions-Schwerter zu Hanf-Flugscharen”:

Die Alkoholprohibition in Amerika wurde 1933 nach 14 Jahren aufgeben, weil ihre Nebenwirkungen weitaus schädlicher waren als der Alkohol selbst – aus kleinen Gangsterbanden mit italienischem, irischem und jüdischem Migrationshintergrund waren milliardenschwere Konzernsyndikate geworden, die mit Korruption und Gewalt schon ganze Städte und Landkreise unterwandert hatten. Mittlerweile ist es wieder so weit: In Mexiko, dem Transitland für den Drogenschmuggel in die USA, sind durch Bandenkriege in den letzten Jahren über 40 000 Menschen ums Leben gekommen.

Auch dies einer der Gründe, warum zwar noch nicht die Regierung, aber die Bürger der USA in Volksabstimmungen für die Cannabislegalisierung gesorgt haben – und damit für den Anfang vom Ende jenes Prohibitionsapparats, der sich nach dem Scheitern der Alkoholverfolgung den Hanf als Ersatzfeind vorgenommen hatte. Dass er im Mutterland der Hanfdämonisierung jetzt als Papiertiger entlarvt wird, dass die Bürgerinnen und Bürger parteiübergreifend nicht mehr auf die Horrorpropaganda der Prohibitionisten hereinfallen, dass das Wissen über die segensreiche Wirkung des Heilmittels und die vergleichsweise ungefährlichen Nebenwirkungen des Genussmittels Hanf sich durchgesetzt haben, dass nüchterne Kosten-Nutzen-Rechner an die Stelle eifernder Glaubenskrieger treten und realpolitischer Verstand die brachiale Durchsetzung fundamentalistischer Dogmen ablöst – diese Erkenntnisse und Fakten werden auch Deutschland und Europa nicht ignorieren können.

Selbst wenn die Priesterschaft der Prohibition versuchen wird, ihre Ineffizienz und Inkompetenz mit neuen Horrorstorys zu kompensieren, und sich der wohlbestallte und beamtete Repressionsapparat nur unwillig Reformen und Transformationen unterzieht: Die Katze ist aus dem Sack, Aufklärung und allgemeines Wissen über Cannabis haben die Höllenmärchen der Inquisition erledigt, und dieses Rad lässt sich nicht mehr zurückdrehen. Und selbst diejenigen, die immer noch glauben, dass Cannabis zum Wahnsinn führt oder zu Gehirnschäden oder zu härteren Drogen und zu Sucht und Ruin, müssen einsehen, dass die Prohibition der falsche Weg ist, diesen Gefahren zu begegnen.

Als ich vor 40 Jahren zum Studium nach Westberlin gekommen war und Pink Floyd zum Konzert in der Deutschlandhalle angekündigt wurde, fragte ich meine Kommilitonen, wo man denn in der Stadt etwas Haschisch kaufen könnte. “Wish You Were Here” bei einem Joint live zu erleben, stellte ich mir großartig vor. Was es dann auch war, doch zuvor wurde ich zum Denkmal des Turnvaters Jahn in die Kreuzberger Hasenheide geschickt, wo ich für 20 Mark etwa 2 Gramm afghanisches Haschisch kaufte.

Obwohl die Polizei mittlerweile abertausende Razzien veranstaltet hat und im Park permanent auf Streife ist, können Sie noch heute dort unter den Augen des Vorturners der Nation für 20 Euro etwa 2 Gramm Cannabis kaufen. Seit die Bundeswehr in Afghanistan die größte Opium- und Heroinproduktion aller Zeiten bewacht (weil unsere alliierten Warlords damit finanziert werden, mehr dazu in meinem Buch “Die Drogenlüge”, 2010), soll sogar “schwarzer Afghane”, der fast völlig vom Markt verschwunden war, gelegentlich wieder erhältlich sein.

Vier Jahrzehnte Prohibition, Millionen von Strafverfahren und tausende Jahre Haftstrafen haben an der Situation nichts geändert – bis auf die Tatsache, dass wegen der steigenden Nachfrage noch eine zweite “Filiale” im nahegelegenen Görlitzer Park entstanden ist. Ich wohne nur ein paar Schritte vom “Görli” entfernt. Der türkische Club, der dort seinen Platz hat, war der erste Fußballverein meines Sohns, und jetzt gehe ich mit meinen Enkeln dort über den Kinderbauernhof spazieren. Seit etwa zehn Jahren wird im Görli Cannabis verkauft, meist von jungen afrikanischen Männern, die in Gruppen an den Parkeingängen stehen. Etwa jeden zweiten Tag macht die Polizei hier eine Razzia, beschlagnahmt ein paar Tütchen Gras und nimmt einige der Dealer mit. Doch kaum ist die Luft rein, stehen sie schon wieder da.

Weil das seit zehn Jahren so geht und offensichtlich nicht abzustellen ist – wie auch, wo der Prohibitionsapparat nicht einmal in der Lage ist, seine eigenen Gefängnisse drogenfrei zu halten -, will die grüne Bezirksregierung vom Bundesamt für Arzneimittel jetzt eine Sondergenehmigung zur Eröffnung einer regulären Verkaufsstelle erhalten. Der SPD/CDU-geführte Senat Berlins lehnt derlei Lösungsvorschläge ebenso brüsk ab wie die Bundesregierung. Und ich als Anwohner habe ebenfalls Bedenken, wenn auch nicht drogenpolitischer, sondern ganz eigennütziger Art: Auf die Massen, die eine solche Attraktion in den bei schönem Wetter ohnehin schon vollen Park zieht, möchte ich gern verzichten. Dennoch wäre ein Coffeeshop oder Cannabisclub in Kreuzberg absolut sinnvoll. Und wenn in Mitte, Tiergarten, Prenzlauer Berg und den anderen Bezirken und deutschen Städten ebenfalls ein Coffeeshop oder Cannabisclub eröffnen kann, wäre ich mit einer Premiere im “Görli” sogar einverstanden. Um ihn auch meinen Enkeln zu zeigen und zu erklären, was Cannabis ist, so wie ich es mit den Kindern als Teenies getan habe, als wir in Amsterdam einen Coffeeshop besuchten, einen Kakao tranken und ich für 10 Gulden Marihuana kaufte. Ohne Prohibition die normalste Sache der Welt wie eine Bierkneipe, Weinstube oder eine Cocktailbar – in die ja auch niemand muss. Aber es steht jedem frei. Die meisten, die dort hingehen, können mit Bier, Wein und Schnaps umgehen, wenige können es nicht, denen muss man helfen, doch den allermeisten gelingt es, ihr Maß und ihr Limit zu finden – und ihr Vergnügen damit zu haben, sich “zu betäuben, ohne zu schlafen”.

“Es ist eine Forderung der Natur, dass der Mensch mitunter betäubt werde, ohne zu schlafen”, schrieb der Dichter und Naturforscher Johann Wolfgang von Goethe, und dieser natürlichen Forderung kommen die Genuss- und Rauschmittel nach: der Kaffee, der uns die Müdigkeit aus den Gliedern treibt, das Bier, das den Durst löscht, anregt und entspannt, der Wein, der uns “selig” macht, und der Hanf, der körperliche und geistige Verkrampfungen löst und uns “high” werden lässt. Auf natürliche Weise, mit den Molekülen und Wirkstoffen, die die Pflanze uns bereitstellt und die auch unser Körper selbst produziert. Dies mit Strafgesetzen zu verbieten und Krieg gegen eine Pflanze und ihre Benutzer zu führen ist insofern nichts anderes als ein Krieg gegen etwas zutiefst Menschliches, gegen unsere eigenen Säfte und Kräfte, ein Krieg wider die Natur.

Und dies ist auch der eigentliche Grund, warum die Prohibition, wie wir gesehen haben, nicht funktioniert und nie funktionieren wird, selbst wenn wir das Doppelte und Dreifache in ihren Apparat investieren: Sie läuft dem natürlichen Bedürfnis des Menschen, sich gelegentlich “zu betäuben, ohne zu schlafen” zuwider. Und sie gründet auf einer utopischen Wahnidee: mit Gewalt eine Welt ohne Betäubungsmittel schaffen zu können.

Dieser gefährliche Wahnsinn muss beendet werden, denn mit Krieg ist die Weltmacht Droge nicht zu beseitigen, die Gesellschaft muss ihre Existenz auf diesem Planeten akzeptieren und Frieden damit schließen. So wie sie Frieden mit der Sexualität geschlossen hat, über die zu reden ein Tabu war und über die heute selbstverständlich an Schulen aufgeklärt wird; so wie sie als “Kuppelei” strafbare Wohnungsvermietung an unverheiratete Paare legalisiert hat oder die erotischen Gefühle gleichgeschlechtlicher Partner, die lange kriminalisiert waren, so wie sie die Rechte von Kindern stärkte, die nicht mehr legal verprügelt werden dürfen, oder die Rechte der Frauen, die von ihrem Ehemann nicht mehr straflos vergewaltigt werden dürfen. Heute alles Selbstverständlichkeiten zivilisierter, liberaler Gesellschaften, die aber vor gar nicht langer Zeit als Tabus galten, deren Verletzung strafrechtlich verfolgt beziehungsweise (was die Erniedrigung von Kindern und Frauen betrifft) ignoriert wurde.

Möglich wurden diese Entwicklungen dadurch, dass Aufklärung und Wissensvermittlung die traditionellen, rechtlich verankerten Glaubensartikel – von der Zweitrangigkeit der Frau, der Minderwertigkeit von Kindern, der Krankhaftigkeit Homosexueller oder der Unsittlichkeit unverheirateter Sexualpartner – ersetzten und der Staat sich deshalb versagen musste, in das Privatleben seiner Bürger mit dem Strafrecht einzugreifen.

Die Ablösung einer solchen rechtlich verankerten Tradition steht jetzt auch für das Betäubungsmittelgesetz an: Das Dogma, durch Kriminalisierung des Drogenkonsums eine drogenfreie Welt schaffen zu können, ist empirisch widerlegt, und damit muss auch das Tabu weichen, das die Existenz von Drogen und Drogenkonsumenten nicht als Normalität akzeptieren will. Die knapp 40 Prozent aller Deutschen, die mindestens einmal Cannabis konsumierten, und die 7 Prozent, die es gelegentlich oder regelmäßig tun, sind keine Kriminellen, genauso wenig wie die Millionen, die Alkohol konsumieren oder täglich legale oder illegale Pharmazeutika verwenden. Solange sie niemand anderem damit schaden, hat der Staat kein Recht, sie mit Strafgesetzen zu verfolgen. Und die Legalisierung von Cannabis, der nützlichsten Pflanze dieser Erde, kann hier tatsächlich einmal als “Einstiegsdroge” fungieren: für den Einstieg in eine Wende der Drogenpolitik und das Ende der ebenso unmenschlichen wie ineffizienten und destruktiven Ära der Prohibition.

Aus:  Mathias Bröckers:  Keine Angst vor Hanf!Warum Cannabis legalisiert werden muß, Westend Verlag, 96 Seiten, 9,99 EURO

Finale mit falscher Fünf

10440860_491254794354141_2242530488175885293_n“Es ist Aufgabe des Fussballs, den Nationalismus in Folklore zu verwandeln” – dieses Diktum des Fussballexperten  und Großmeisters Wolfgang Neuss fällt mir immer ein, wenn in den Nachrichten oder vor den Übertragungen an die “Fanmeilen” geschaltet wird, wo sich die Massen in Schwarz-Rot-Gold zum gemeinsamen Johlen und Gröhlen versammeln. Man könnte diese Live-Bilder aus der Konserve nehmen, weil sie das immer Gleiche zeigen – sie sind überflüssig und nerven, aber sie zeigen, dass es einen kleinen Fortschritt gibt. Denn wenn sich früher Massen von gröhlenden Deutschen mit Fahnen in der Hauptstadt versammelten, gab es immer Krieg – jetzt gibt es Party und es droht allenfalls ein Kater.

Dass es die deutsche Mannschaft ins Finale geschafft hat, ist einerseits kein Wunder, weil sie schon seit Jahrzehnten unter die letzten vier kommt, doch wie sie das schaffte, 7:1 gegen Brasilien, das war eines. Ein Geschehen, das sich so plötzlich und unerwartet entfaltete, dass gleichsam die Zeit stehen blieb und die Zuschauer das Gefühl hatten, aus der Realität gefallen zu sein. Hinter einen Ereignishorizont, der in „Belo Horizonte“ eine irreale Welt eröffnet hatte, die es eigentlich gar nicht geben konnte. Eine Supermacht des Fussballs wird mit fünf Toren in  20 Minuten einfach an die Wand gespielt ? ??   Der TV-Sender BBC blendete am Ende hinter die Zahl 7  „seven“ ein um sein Publikum zu vergewissern, dass sie ihren Augen und dem kaum glaublichen Ergebnis wirklich trauen können. Ein episches Spiel, ohne Frage, und ein kleines Wunder – doch eines, das keineswegs aus heiterem Himmel geschah, wie der rasende Reporter der “Asian Times”  Pepe Escobar  in “The Fall of a Superpower”  aufzeigt.

Heute abend nun großes Finale, wo MaFIFA-Boss Blatter neben Putin und anderer Prominenz auf der VIP-Tribüne auch Angela Merkel und unseren Super-GAUck begrüßen wird. Dass die anwesenden Honorationen dem Paten des korrupten FIFA-Ladens die Pistole auf die Brust setzen und Transparenz fordern – ansonsten müsse man die Ausrichtung solcher Turniere künftig der UNESCO übertragen – ist leider nicht zu erwarten.  Dafür aber ein spannendes Spiel, in dem Deutschland nicht nur auf den hiesigen Fanmeilen, sondern auch bei den internationalen Buchmachern Favorit ist. Auch ich tippe darauf, dass Jogis Buben gewinnen, denn sie haben die Neuer-ung eingeführt, mit zwölf Mann anzutreten: der Torwart spielt gleichzeitig Libero – die falsche Fünf. Da sollte eigentlich nichts schiefgehn – aber man weiß ja nie, was der Fussballgott sich wieder so ausdenkt….

Transatlantik über alles

nato_logo_nord_atlantische_terror_organisation_qpressWegen des ertappten US-Spions beim BND plante die Bundesregierung ursprünglich, die übliche 3-tägige Empörung auf 5 Tage auszuweiten, nachdem jetzt aber noch ein weiterer Doppelagent  beim Militärischen Abschirmdienst aufflog,  hat sie nun den “station chief” der CIA aufgefordert, das Land zu verlassen. Das ist auf dem diplomatischen Parkett schon ein etwas schwerers Kaliber als Merkels Stirnrunzeln gegenüber  Obama in Sachen NSA-Überwachung. Nützen wird es allerdings wenig, denn Deutschland ist zu zentral und zu wichtig, als dass die nach  “Full Spectrum Dominance” strebende Supermacht hier auf Spionage und verdeckte Operationen  verzichten könnte. Die USA betrachten die Bundesrepublik als ihr Territorium, auf dem sie nach Belieben schalten und walten und walten können.  Die Empörung über die Tatsache, dass flächendeckendes Abhören gegen die deutsche Verfassung verstößt,  erntet in Washington deshalb auch nur ein Achselzucken – „Wir stellen fest, dass bei unseren Gesprächspartnern sehr wenig Problembewusstsein vorhanden ist“,  hieß es verstimmt nach einem Besuch des Auswärtigen Aussschusses in den USA.

Fakt ist: wo es um  militärische und geschäftliche “Kerninteressen” des Imperiums geht, muss das  Völkerrecht ebenso zurückgestehen wie die Gesetze in den betroffenen Kolonien. Daran wird auch der Rausschmiß eines CIA-Chefs nichts ändern – außer vielleicht, dass der nicht-autonome, nicht-souveräne Status Deutschlands im Rahmen der transatlantischen “Verbundenheit” zu einem Thema werden könnte. Und  die deutsche Politik beginnt, gegenüber der Bevölkerung Klartext zu reden und die  “Freundschaft” und “Schicksalsgemeinschaft” mit Amerika als das bezeichnet, was sie in Wahrheit ist: nicht die Beziehung selbstständiger  Partner, sondern ein Untergebenheitsverhältnis. “Amerika hat keine Freunde, Amerika hat Interessen,” –  was der  Groß-Stratege Henry Kissinger einst sagte  gilt noch immer, ebenso wie die grundlegende Strategie der anglo-amerikanischen Geopolitik, ein Zusammenwachsen von Europa und Asien – Deutschland und Russland – zu verhindern. Schon aus diesem Grund ist es eminent wichtig, Informationen über das Wissen der deutschen Geheimdienste, das Handy der Kanzlerin und ihre politischen Aktivitäten zu bekommen. Vor allem jetzt, wo die amerikanische Supermacht in der Ukraine einen Putschregierung an die Macht gebracht hat und einen Bürgerkrieg führen läßt, um Demokratie und Menschenrechte durchzusetzen  endlich ihre Atom-Raketen vor der russischen Haustür aufstellen zu können.

Im Interesse von “Old Europe” und Deutschlands kann eine solche Konfrontation mit dem russischen Nachbarn nicht sein, weshalb das Imperium mit den Argusaugen sämtlicher und selbst drittklassiger Spione darüber wachen muß, dass die Vasallen nicht aus der Reihe tanzen – schließlich dient die EU als ziviler Arm der NATO und sorgt dafür, dass sich der “Nord Atlantik” auf der geopolitischen Landkarte bis zum Kaspischen Meer nach Georgien erstreckt. Transatlantik über alles also – bei diesem großen Spiel haben alle Filialen des Imperiums mitzuspielen und den Mund zu halten. Bzw. zu akzeptieren, dass alles was sie sagen, ausgehorcht wird. Wenn der Minister unseres Äußersten Steinmeier am Wochenende mit US-Außenminister Kerry spricht, erwartet er eine “respektvolle” Entschuldigung für die Schnüffelei – und damit er nicht weiter beleidigt ist wird er sie auch huldvoll bekommen. Eigentlich könnte Kerry aber auch einfach nur sagen: “It’s the empire, stupid”  – was natürlich auch Steinmeier weiss und schon im Vorfeld zurückgerudert ist: “Unsere Partnerschaft mit den USA ist ohne Alternative.”

Bestechungsversuch in Karlsruhe

Nächste Woche kommt mein neues Machwerk “Keine Angst vor Hanf!” in den Buchhandel  (hier oder beim Buchhändler Ihres Vertrauens) und ich hoffe, es stößt auf ein paar wache Augen und offene Ohren. Als im Juni 1993 die erste, auf Hanfpapier gedruckte Auflage von  “Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf”  erschien, ließ ich sieben Exemplare gleich nach Karlsruhe schicken, wo die Bundesverfassungsrichter über dem “Haschisch-Urteil” brüteten. Als Antwort erhielt ich damals ein freundliches Schreiben vom Sekretariat des BVG, dass Geschenke an die Richter nicht erlaubt seien, das Buch aber in die Bibliothek aufgenommen worden wäre. Als das Urteil 1994 dann veröffentlicht wurde – und den Gesetzgeber verdonnerte, den gelegentlichen Konsum und den Besitz einer geringen Menge nicht mehr strafrechtlich zu  verfolgen – rechnete ich diesen kleinen Fortschritt natürlich meinem Versuch an, die Richter mit guten Argumenten zu “bestechen”. Diese Argumente habe ich in dem neuen Buch noch einmal zusammengefasst – und die wichtigsten Leser sitzen immer noch in Karlsruhe. Anders als mit einem Richterspruch, dass eine Hanf-Prohibition mit der Menschenwürde defintiv nicht vereinbar ist, läßt sich der absurde und destruktive “war on drugs” wohl nicht beenden. Hier zur Einstimmung auf das neue Buch das Interview, das Thilo Jung für “Jung & Naiv – gerade mit dem Grimmepreis ausgezeichnet – im letzten Sommer zum Thema Prohibition mit mir geführt hat:

Divide Et Impera

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Hier sehen wir die neuesten Aktivkräfte des Imperiums,  Department “Divide Et Impera” (Teile und Hersche), ausgestattet mit “Zara”-Outdooor-Outfit, “Nike”-Sneakers,  1a “Toyota”-Pickups und neuen Sturmgewehren – unterwegs die Region zu balkanisieren, auf dass in Zukunft kein autonomer, starker Irak entstehe, sondern eine Reihe von Zwergstaaten sunnitischer, shiitischer und kurdischer Prägung, die in gegenseitigem Clinch liegen und auch Syrien weiter zu destabilisieren. Was natürlich auch dafür sorgt, dass weitere “sichere Häfen” für  “Terroristen” entstehen und der globale “War On Terror” weiter geführt werden kann.

Dass die martialischen Krieger auf dem professionellen Werbefoto uns von den Medien derzeit als die gefährlichsten Djihadisten aller Zeiten präsentiert werden, die quasi aus dem Nichts aufgetaucht seien und jetzt mal mir nichts dir nichts den halben Irak erobern ist natürlich – wie meistens wenn es um Terror geht – gequirlter Bullshit. Denn wie meistens wenn es um Terror geht sind auch diese “heiligen Krieger” Geschöpfe der CIA. Sie waren eigentlich nur dazu gedacht, die Regierung Assad in Syrien zu stürzen, der sich dem Pipeline-Projekt von BP, Katar und Saudi-Arabien verweigerte, die das enregiehungrige Europa gerne über das Mittelmeer versorgen würden. Stattdessen  zog Assad den Bezug von russischem Erdgas vor und die  Verlängerung der schon in die Türkei führende “Blue Stream” -Pipeline ans Mittelmeer – und als das feststand, traten MI-6 und CIA den Bürgerkrieg los, mit ihren bewährten Hilfskräften aus der Abteilung “Heiliger Krieg”. Finanziert werden die Terrorgruppen seit Jahren von den Feudalherren in Riad und Katar – sind also keineswegs aus dem Nichts aufgetaucht, wie uns die Medien suggerieren. Allenfalls haben sie sich jetzt ein wenig selbstständig gemacht – operieren aber durchaus weiterhin im Sinne des Pentagon. Pepe Escobar weiß  – mal wieder – mehr dazu.

Wer sind die Guten ?

Putin-Cover2Noch in Arbeit, but coming soon: “Wir sind die Guten – Ansichten eines Putinverstehers oder wie die Medien und manipulieren” Hier schon mal das Cover und der Ankündigungstext:

“Was geht Deutschland die Ukraine an? Und wie kommt es, dass ein gescheitertes Abkommen mit der EU zu einer der gefährlichsten Krisen geführt hat, die Europa in den vergangenen Jahrzehnten erlebte? Alles Putins Schuld? Oder ist die Wahrheit hinter diesem Konflikt, der nun den Frieden eines ganzen Kontinents bedroht, doch komplexer? Und welche Rolle spielen eigentlich die Medien? Sind sie noch unabhängige Berichterstatter oder längst selbst zur Partei geworden? Mathias Bröckers und Paul Schreyer schauen hinter die Kulissen eines politischen Spiels, das tödlicher Ernst zu werden droht.”  Erscheint am 1. September im Westend-Verlag.

Frank Schirrmacher R.I.P

“De mortuis nihil nisi bonum” ist mir als ehemaliger “Lateiner” noch ein Begriff – und Nachtreten am Grab gehört sich schon gar nicht. Als ehemaliger Meßdiener bin ich aber auch gegen zuviel Weihrauch allergisch – und der wehte mir aus den Morgenzeitungen in den Nachrufen auf den plötzlich verstorbenen FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher doch äußerst penetrant entgegen. Dass die FAZ – wenn ich eine deutsche Zeitung auf einer einsamen Off-Line-Insel abonnieren dürfte – das Blatt meiner Wahl wäre, verdankt sich zwar Frank Schirrmacher und dem Feuilleton deutlich mehr als den anderen Herausgebern, dem wohlfeilen Lob und Hudel  heute aber würde ich dann doch ein bescheidenes “Nun macht mal halblang” hinzufügen. Für mich gehörte Schirrmacher eher in die Abteilung: “Riecht jeden Trend sobald er vorbei ist.” Dass er dankenswerter Weise vor ein paar Jahren dem “Chaos Computer Club” und seinen Anliegen die Spalten der Zeitung öffnete war insofern auch keine visionäre Meisterleistung – mehr als 30 Jahre, nachdem der CCC zufällig am Plenumstisch der taz gegründet worden war. Dass Wissenschaft für den Kulturteil einer Zeitung spannender sein kann als das immer gleiche Kunst-Geschwalle und Opern-Geschwurbel, ist richtig, doch war der Hype, den Schirrmacher um Künstliche Intelligenz, Genomforschung, Virtuelle Realität etc. veranstaltete, eher einem verspäteten Import statt vorauschauender Originalität geschuldet. Wie auch  seine Bücher über Egoisten, die Methusalem-Gesellschaft  und  die Datenkraken – letzlich sehr konventionelle und häufig fehlerhafte Werke, die nur Beachtung fanden, weil sie ex cathedra von einem FAZ-Herausgeber stammten. Aber anders als mit Konventionalität wird man so etwas ja auch nicht – da war mir Frank Schirrmacher zum ersten Mal 1988 aufgefallen. Als Jungeredakteur und bevor er den Literaturchef Reich-Ranicki beerbte mokierte er sich mit dicker Hose über das Nobelpreiskomittee, das einen Schriftsteller ehrte, den er nicht kannte – und schrieb da schon “großväterlicher als Tolstois Bart je rauschte.”

Und doch: ein Verlust. Denn verglichen mit den Blindfüchsen, die ansonsten im deutschen Feuilleton,- und Leitartikelwesen ihr Unwesen treiben, war ein Einäugiger wie Frank Schirrmacher schon ein kleiner König. Und einer, dem auf seinem Weg vom großväterlichen Milchbubi zum mitdenkenden Intellektuellen noch Einiges zuzutrauen gewesen wäre, denn die Richtung stimmte. Möge er in Frieden ruhen….