Notizen vom Ende der unipolaren Welt -15

“Zur Vorbereitung auf ihre Mission, Mr. Bond, hat eine unsere geheimen Drohnen diesen kleinen Film des nächsten Einsatzorts gesendet. Es ist – oder war mal – das größte Stahlwerk Europas, direkt am Hafen von Mariupol am Asovschen Meer. Ein riesiges Industrieviertel, in dem nicht nur zwei gigantische Stahlöfen betrieben werden, sondern auch 8 Stockwerke tiefe unterirdische Einrichtungen, die durch kilometerlange Gänge verbunden sind. “Azovstal” ist nicht nur ein Stahlwerk, sondern auch eine Festung, ein Bunker…”
“Nicht mehr lange, wenn man den Bildern trauen kann…”
“Korrekt. Und das ist das Problem. Denn einige unserer wichtigen Mitarbeiter, zusammen mit einem Dutzend weiteren Kollegen unserer NATO-Verbündeten, mussten sich dahin zurückziehen, nachdem die russische Armee das Werk umstellt hat und bombardiert…”
“Ich verstehe. Aber warum kommen sie nicht einfach mit erhobenen Händen raus und ergeben sich? Soweit ich weiß sind die Russen nicht im Krieg mit der NATO und haben uns das Betreten der Ukraine nicht verboten…”
“Korrekt. Und das ist das nächste Problem. Offiziell sind die Kollegen gar nicht nicht da, ihre Aufgaben sind geheim. Sie trainieren und kommandieren unter anderem die Spezialtruppen der Asov-Brigaden. Außerdem sind dort unten einige militärische Labors höchster Sicherheitsstufe, in denen streng geheim an  Biowaffen-Verteidigung geforscht wird.”
“Was kaum geheim bleiben wird, wenn das ganze Werk schon umstellt ist. Deshalb könnten sie doch aus diesen Höhlen einfach herauskommen, mit einer weißen Fahne… und wenn sie wirklich wichtig sind tauschen wir sie aus gegen ein paar russische Agenten, die wir geschnappt haben. So machen wir es doch dauernd…”
“Korrekt. Und das ist das eigentliche Problem. Die Asov-Brigaden halten sie als Geiseln fest. Und deshalb brauchen wir Sie, 007.”

Ich weiß nicht, inwieweit in Hollywood die Skriptrwriter schon an den Schlachtgemälden für Netflixserien und Kinos sitzen, doch der aktuelle “Situation Report” aus Mariupol taugt ohne Frage für das Einstiegsszenario eines neuen Bond-Films. Offiziell wurde von Seiten des russischen Verteidigungsministeriums bisher nur bestätigt, dass man aus der Asovstal-Festung Handyanrufe in einigen europäischen Sprachen aufgezeichnet hat und  fünf Hubschrauber, die offenbar für nächtliche Rettungsmissionen zu dem Gelände unterwegs waren, abgeschossen wurden. Auch ein Landungversuch mit einem Zivilschiff wurde gestoppt. In verschiedenen Blogs und Foren ist von  200 NATO-Angehörigen in den unterirdischen Anlagen die Rede, die von  3000 Asov-Brigadisten bewacht werden. Viele Einwohner von Mariupol sollen in den Bio-Laboren als Versuchskannichen gedient haben, die von der Metabiota-Stiftung finanziert wurde, welche bekanntnlich unter der Leitung von Hunter Biden steht…

Aber das wird schon zuviel für einen Bond-Film, da brauchts  ne Serie, in der “horizontal”  die Verflechtung des “kleinen” Kriegs in der Ukraine mit dem “großen”  von USA & NATOstan gegen Russland & China erzählt wird, wie sie ja hier mit dem mißratenen Präsidentensohn im tiefen Sumpf des “regionalen” Kriegs und seinem semi-debilen Vater als obersten Kriegsherrn des globalen “Great Game” sehr persönlich zu Tage tritt. Auch der hektisch mit Russland telefonierende französische Präsident sollte vorkommen, der seine Leute aus dem Azovstal-Bunker herausholen will und schon seinen Geheimdienstchef wegen dieser Mega-Panne – mitten im Wahlkampf! –  entlassen musste; im harten Schnitt zu Pontius Pilatus Putin, der seine Hände in Unschuld waschen kann:
“Pardon, Emanuel, ich kann leider nichts für dich tun. Es sind eure eigenen Züchtungen, die Asov-Nazis, die deine Leute als Geiseln genommen haben. Mit denen musst du reden. Meine Generäle wollen diese Höhlen von Mordor und alle ihre Insassen mit Väterchen FOAB ( Father of all Bombs) ein für alle Mal vernichten, ich kann  sie nicht mehr lange zurückhalten. Deshalb: beeil dich. Und sei vorsichtig. Der deutsche BND hat schon letzte Woche Vermittler geschickt, die sofort auch als Geiseln genommen wurden.”
Letzteres ist noch nicht bestätigt, aber als unterbelichtete CIA-Cousins dürfen die Flachpfeifen des Bundesnachrichtendiensts –  schon aus dem  Irak-Krieg (Curveball!!!) in tragischer Trottel-Rolle bekannt  – eigentlich nicht fehlen.

Von einem Cineasten, dem ich gestern von diesem Plot erzählte, kam der Hinweis, dass im Zuge der allgemeinen Gender-Verordnungen als Nachfolger von 007 sicher eine “Jane Bond” zum Einsatz kommt, was aber an der verdammt schwierigen Mission nichts ändert: “Wir können Sie reinbringen in diese Hölle, 007 – aber wie Sie rauskommen und unsere Leute retten ist allein Ihre Sache.” Vielleicht muss Jane, die als Ärztin reingeschmuggelt wird, in Umkehrung des Bond-Klischees einen der Asov-Nazis verführen und aus seinen Tätowierungen einen Code ablesen, mit dem sie dann das Lager der Brigade verschliessen und fluten kann.
Wie auch immer, auch wenn derzeit noch nicht zu erkennen ist, wieviel an den Indizien über das Treiben in der unterirdischen “Azovstal”-Festung wirklich dran ist, dass sie uns nach einer gewissen Schamfrist als Doku-Fiktion auf dem Bildschirm erzählt wird, ist schon absehbar. Nicht nur weil die zerschossene Location schon jetzt nach “Mad Max 5” aussieht. Falls aber irgendein Dr.No im Dienst von NATOstan dort in den Tiefen tatsächlich Bio-Waffen und Frankenstein-Viren züchtet, würde Hollywood als Finanzier wohl definitiv ausfallen. Denn der wäre dann ja der Endgegner von Jane, die noch die Dokumente und Beweise über seine teuflische Tätigkeit sicherstellt, bevor der FOAB für das Bond-typische Schlußfeuerwerk sorgt. Vielleicht müsste Jane dann doch eher Russin oder Chinesin sein… aber genug jetzt mit unserem Ausflug ins Doku-Fiktionale….
Seit gestern haben russische Truppen den gesamten Hafen von Mariupol unter Kontrolle, ein komplette Brigade der ukrainischen Armee, über 1000 Mann, hat sich ergeben. Man kann nur beten, dass ihre Kollegen an der Donbass-Front es ihnen nachtun, denn sonst werden sie dort zu Zehntausenden ihr Leben lassen. Russland kann und wird diese Schlacht nicht verlieren und weitere Waffenlieferungen werden daran nichts ändern: sie kommen dort kaum noch an und  können gegen die Übermacht schwerer Waffen der russischen Seite ohnehin nichts ausrichten. Die Ukrainer als Kanonenfutter bis zur letzten Patrone in diese Schlacht zu treiben ist mörderischer Wahnsinn.
(wird fortgesetzt)

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Return of the Kremlmonster: Kuba-Krise reloaded (18.01.22)

Mathias Bröckers/Paul Schreyer: Wir sind IMMER die Guten – Ansichten eines Putinverstehers oder wie der kalte Krieg neu entfacht wird, Westend Verlag (2019)

 

 

Notizen vom Ende der unipolaren Welt -14

Es war das Zündnadelgewehr, das den “Deutschen Krieg” zwischen Preußen und Östereich entschied. Kurz zuvor hatten die beiden  Mächte noch gemeinsam Dänemark besiegt, doch sich beim Streit um Schleswig und Holstein dann derart überworfen, dass es 1866 zur Schlacht in Königgrätz in Böhmen kam. Dass bei den etwa gleichstarken Truppen (jeweils etwa 200.000 Mann) die Östereicher  schnell unterlagen und ein Vielfaches an Verlusten und Verletzten erleiden mussten, verdankten die Preußen der technischen Innovation dieses Gewehrs, mit dessen Entwicklung  für die preußische Armee der Büchsenmacher Nikolaus von Dreyse 1840 begonnen hatte. Nachdem er sich  bei der Arbeit an einem Vorderlader mit seinen neuartigen Patronen die Hand verletzt hatte,  hatte er einen Hinterlader entwickelt. Er ermöglichte nicht nur eine 3-mal schnellere Schussfolge als traditionelle Vorderlader, sondern konnte vor allem auch im Liegen nachgeladen werden, sodass die Schützen länger in Deckung bleiben konnten.  Nachdem Preußen dank dieser militär-technischen Innovation seine Macht in Deutschland zementiert hatte, setzte vor allem in Frankreich ein Rennen um die Herstellung solcher “Schnellfeuerwaffen” ein, die dann auch bald, mit dem  “Chassepotgewehr” im folgenden deutsch-französischen Krieg, zum Einsatz kamen.


Mir fiel diese historische Etappe der Rüstungsspirale jetzt im Zusammenhang mit den hypersonischen Raketen wieder ein, die einen ähnlichen Vorsprung durch Technik markieren wie einst das erste “Schnellfeuergewehr” – und das US-Imperium samt NATOStan so verwundbar machen, dass das kleine Russland , eine “Regionalmacht  mit Tankstelle”(Barack Obama),  es wagen kann, ihnen die Stirn zu bieten. Gegen einen Einschlag von Kinzhal, Zircon & Co. kann sich derzeit niemand verteidigen und es wird Jahre oder Jahrzehnte dauern, bis Abwehrmöglichkeiten gegen die wortwörtlichen Blitzeinschläge dieser Präzisionsraketen entwickelt worden sind. Russland hatte die “unbesiegbare” Waffe in den vergangenen Wochen zwei Mal eingesetzt, um große Munitionsdepots der Ukraine zu zerstören, und diese Demonstration führte dann zu einer gewissen Hektik in Washington. Wo sogleich  die “bisher geheimgehaltene” Arbeit an einer hypersonic missile gelüftet und von einem ersten Test berichtet wurde, der allerdings so ausfiel, dass die USA – so Bloomberg News – “weiter hinter Russland und China zurückfallen”. Es wird also noch etwas dauern, das “Gleichgewicht des Schreckens” wieder herzustellen, weshalb ich schon 2018, als der militärtechnische game changer erstmals vorgestellt wurde, die außen,-und verteidigungspolitische Parole  “Don’t mess around with Ivan!” ausgegeben und 2019 ein Bekenntnis abgelegt hatte, wie ich lernte, die Bombe zu lieben:

Was wir hier haben – schon einsatzbereit im Arsenal der russischen Armee oder getestet und aktuell in Produktion – ist für das amerikanische Imperium mehr als nur eine Ansage, es ist seine Niederlage. Mit der 2002 von George W.Bush vollzogenen einseitigen Kündigung des ABM-Vertrags, der den Bau von anti-ballistischen Raketen verhinderte – in dem Glauben, dass das von Yelzin herunter gewirtschaftete Russland ohnehin nichts auf die Beine stellen kann – haben sich die USA fatal ins Knie geschossen. Ganz nach der geopolitischen Regel “Amerika spielt Monopoly, Russland spielt Schach” haben die schlauen Russen mit weniger als einem Zehntel des US-Rüstungsetats Verteidigungssysteme entwickelt, die unbesiegbar sind. Natürlich können USA und Nato mit ihrem Vielfachen an Material in Russland immensen Schaden anrichten – aber nur um den Preis, umgehend komplett in Schutt und nukleare Asche zu versinken, oder in per “Poseidon” nuklear ausgelösten gigantischen Tsunamis.

Immensen Schaden konnte vor 200 Jahren auch schon Napoleon anrichten und sogar Moskau in Brand stecken, was seine finale Niederlage aber nicht verhinderte.  Wenn das transatlantische Imperium in vergleichbarer Hybris heute zum gewaltsamen  “regime change” in Moskau wirklich antreten würde, müsste es ein ähnliches Schicksal befürchten – und das ist der Grund, warum es nur Ukrainer (und Europäer) in einen aussichtslosen Kampf treibt, selbst aber “keinen Krieg mit Russland” (Außenminister Blinken) will. Ich hatte hier schon vor dem Einmarsch geschrieben, dass die Russen mit ihrem Arsenal in der Lage wären, die Ukraine in drei Tagen in Schutt und Asche zu bombardieren und “Mission accomplished!” das Land zu besetzen, aber seit dem 24. Februar scheint klar, dass die “Operation Z” nicht als Bombenkrieg im US-Stil geführt wird, sondern systematisch ihrem angegebenen Ziel “De-Militarisierung” folgt und Miliätreinrichtungen zerstört. Es geht Russland nicht um Besatzung, sondern um eine Sicherheitszone vor seiner Haustür, die es bedroht sieht, wenn dort faschistoide anti-russische Neo-Nazis über NATO-Raketen verfügen. Dieses Sicherheitsinteresse haben die Russen acht Jahre lang artikuliert und vergeblich eine Einigung in Minsk gefordert, jetzt versuchen sie, es mit Gewalt durchzusetzen, wobei die neuen Superwaffen nur als Abschreckung im Hintergrund eine Rolle spielen. Aber ohne diesen hypersonischen Vorsprung, denke ich, hätte Putin diesen Angriff nicht gewagt, und wenn er 2014 zur Verfügung gestanden hätte, wohl schon beim Maidan-Putsch eingegriffen.
On the ground läuft unterdessen die Operation nach der stoischen Auskunft des russischen Verteidigungsministeriums “wie geplant” weiter – langsam aber sicher, wenn man dem täglichen Briefing  und der Liste des Gesamtschadens bis zum 11.4. glauben darf:

“In total, 129 aircfaft and 99 helicopters, 243 anti-aircraft missile systems S-300, Buk-M1, Osa AKM, 441 unmanned aerial vehicles, 2,079 tanks and other armored combat vehicles, 239 multiple launch rocket systems, 909 field artillery and mortars, as well as 2,003 units of special military vehicles of the Armed Forces of Ukraine were destroyed during the operation.”

Dass Kriegskanzler Scholz mit der Ausfuhrgenehmigung für 56 gute alte DDR-Panzer dieses Schützenfest noch bereichert, wird am Ausgang des Kriegs nichts ändern, gilt aber als Goodwill für seine Verlängerung. Und anti-russischer Goodwill ist auch für das EU-Parlament das Gebot der Stunde, selbst um den Preis des ökonomischen Suizids:  Eine Mehrheit der Abgeordneten im EU-Parlament hat einen sofortigen Lieferstopp von Öl, Kohle und Gas aus Russland gefordert und verlangt außerdem, dass NordStream 1 und NordStream 2 vollständig aufgegeben werden. Auch wenn das EU-Parlament zum größten Teil aus Parteisoldaten besteht, die sich zu Hause als untauglich erwiesen haben, muss man diese inkompetenten Gestalten doch fragen, oder besser:  anbrüllen, ob sie völlig wahnsinnig geworden sind und  Europa, seine Bürger und Industrie sehenden Auges vor die Wand fahren wollen ? Michael Hudson empfiehlt halb im Scherz, doch auch gleich noch den Euro aufzugeben und wie “eine etwas größere Version von Puerto Rico” weiterzumachen:  “Wo man so ziemlich aufgehört hat, als politisch unabhängiger Staat zu agieren sieht  es eher schon wie Panama oder Liberia aus – ‘Billigflaggen’-Offshore-Bankenzentren, die keine wirklichen ‘Staaten’ sind, weil sie keine eigene Währung ausgeben, sondern den US-Dollar verwenden.”
Willkommen in den verarmten Kolonien des  US-Imperiums, die vom Zufluß günstiger Energie und vom Handel und Wandel mit Eurasien abgeschnitten werden konnten, weil sie sich in einen Stellvertreterkrieg für eine korrupte Oligarchenrepublik locken liesen. Begrüssen wir die neuen Patienten am Tropf von US-Flüssiggas, das knapp und teuer ist, aber gerade genug, um sie soweit am Leben zu halten, dass sie Waffen und Weizen bei uns kaufen können.

Aber pssssttt….Wirtschaftsminister Habeck, mal kurz herhören. Bevor das Licht ausgeht, der Sprit versiegt und die Hälfte aller Betriebe dicht machen muß obwohl alle Deutschen stramm gegen Putin nur noch sonntags warm duschen ….wir hätten da was anzubieten. Ganz legal, ohne gegen Russen-Inquisition und Sanktions-Gebote zu verstossen. Nennt sich “Lettisch Blend”, läuft auch in den USA schon super und fällt nicht unter die Prohibition. Weil es nur zu 49,99 % aus russischem Öl besteht!  Der Rest kommt garantiert aus anderen Quellen. Ist ne sichere Sache, lief auch schon mit dem Stoff aus dem Iran prima. Wird bißchen teurer, aber hey, die Freiheit der Ukraine ist es wert… und voll legal. Alles klar? Call your local dealer….

(wird fortgesetzt)

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Das Jugoslawien Russlands in der Ukraine – und NATOstan muss wütend zuschauen (24.02.22)
Die Geduld des Bären ist zu Ende(23.02.22)
Wir sind schon wieder die Guten (17.02.22)
Drei Riesen und die “neue Ära der Multipolarität” (12.02.22)
Frisch aus dem Archiv: Ansichten eines Putinverstehers (18.02.22)
Return of the Kremlmonster: Kuba-Krise reloaded (18.01.22)

Mathias Bröckers/Paul Schreyer: Wir sind IMMER die Guten – Ansichten eines Putinverstehers oder wie der kalte Krieg neu entfacht wird, Westend Verlag (2019)

Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 13

Zwar verlautet aus den ukrainisch-russischen Verhandlungen, dass es Moskau nicht um einen Regierungswechsel in Kiew und einen Austausch des Präsidentendarstellers geht, doch was  Herr “X”elenski  gerade der israelischen Zeitung “Haaretz” über seine Pläne für die Nachkriegs-Ukraine erzählt hat, die er zu einem hochgerüsteten “Groß-Israel” machen will, scheint den Chancen auf die Fortsetzung seiner Amtszeit eher nicht förderlich:

“Die Ukraine wird definitiv nicht so sein, wie wir sie uns von Anfang an vorgestellt haben. Das ist unmöglich. Absolut liberal, europäisch – so wird sie nicht sein. Sie [die Ukraine] wird definitiv aus der Kraft eines jeden Hauses, eines jeden Gebäudes, einer jeden Person entstehen”, sagte Zelensky. “Wir werden ein ‘Groß-Israel’ mit eigenem Gesicht werden.” Der ukrainische Führer sagte, er erwarte eine starke Militarisierung der Gesellschaft. “Wir werden nicht überrascht sein, wenn wir Vertreter der Streitkräfte oder der Nationalgarde in Kinos, Supermärkten und Menschen mit Waffen sehen. Ich bin zuversichtlich, dass die Frage der Sicherheit in den nächsten 10 Jahren das Thema Nummer eins sein wird.”

Was das “eigene Gesicht” betrifft, meint er hoffentlich nicht die Nazihorden, die er seit Jahren auf die Bürger des Donbass feuern läßt und die vor dem Februar 2022 auch noch für westliche Medien ein Thema waren. Mit dem Geld des Oligarchen Ihor Kolomoisky, der auch Zelenskis Wahl finanzierte, und mit US-Unterstützung wurden diese Milizen seit 2013 aufgebaut und  dann in die offizielle Nationalgarde integriert. Ihre Ideologie läßt sich mit mit einem einzigen Wort beschreiben: “anti-russsich”.
In “Wir sind die Guten” (2015/19) hatte ich das Dilemma des Nationalgefühls der Ukraine kurz umrissen, die abgesehen von einigen Monaten nach dem Ersten Weltkrieg als unabhängiger Staat erst seit der Auflösung der Sowjetunion 1991 existiert. Als Helmut Schmidt im Zusammenhang mit dem Maidan-Putsch 2014 sagte, die Ukraine sei “kein Nationalstaat” und es ein Irrtum sei anzunehmen, “dass es ein Volk der Ukrainer gäbe, eine nationale Identiät”, prasselten auf den Altbundeskanzler zwar reichlich Beschimpfungen (“russische Propaganda”, “Putinversteher”) nieder, historisch war das provokante Resümee Schmidts aber durchaus korrekt. Auch wenn ukrainische Schulbüchern seit 20 Jahren eine legendäre, bis auf das Königreich der Skythen im 1. Jahrtausend v.Chr. zurückgehende Nationalgeschichte konstruieren, driften ernsthafte Historiker bei der Suche nach origniär russischen beziehungsweise ukrainischen Wurzeln weit auseinander.

“…..und dies nicht erst, seit der Zar 1876 die ukrainische Sprache in der Öffentlichkeit verbot und statt der ethnischen Bezeichnung »Ukrainer« den Begriff »Kleinrusse« dekretierte. Auch in der Nationalgeschichte des Königreichs Polen, das lange über große Teile der heutigen Ukraine herrschte, waren die dortigen Einwohner »Kleinpolen«, und für Kaiser Franz-Joseph in Wien, dessen k. u. k. Monarchie sich bis nach Galizien erstreckte, die »Tiroler des Ostens«. Nicht mehr als kaisertreue brave Bauern, aber auch nicht weniger – weshalb die vergleichsweise liberale Vielvölkermonarchie Österreich-Ungarn im Gegensatz zur Herrschaft der russischen Zaren und des polnischen Adels als Imperialmacht noch am ehesten gelitten war. In Lemberg (Lviv) gab es um die vorletzte Jahrhundertwende jedenfalls mehr Franz-Joseph-Denkmäler als in Wien.(…)
Dass sich ukrainische Patrioten, die gegen die Herrschaft der Polen in der Westukraine kämpften, der Hitler-Armee anschlossen und sich auch an deren Massakern zur Ausrottung der Juden beteiligten, ist für die ukrainischen Patrioten, die mit der Roten Armee die Ostukraine gegen den Ansturm der Deutschen verteidigte, ebenso untragbar wie umgekehrt die Tatsache, dass im Osten der Sieg über den Faschismus im »Großen Vaterländischen Krieg« – und damit auch Stalin – historisch identitätsstiftend sind.”  (…)
Eine nationale Identität, unter der sich ein Teil der Bevölkerung als Opfer (des sowjetischen Kommunismus) fühlt und ein anderer als Sieger (über den Faschismus), ist schlechterdings nicht vorstellbar. Und so konnte es auch seit der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 nicht gelingen, eine solche Quadratur des Kreises herzustellen – auch nicht im Rückgriff auf die kurze Existenz einer Ukrainischen Volksrepublik am Ende des Ersten Weltkriegs. (“Wir sind die Guten”, S. 32 ff.)

Ein solcher Rückgriff wurde seitens des Westens allerdings schon im Vorfeld des Maidan  mit der ideologischen und militärischen Aufrüstung des “Rechten Sektors” unternommen, was die kaum mehr als zwei Jahrzehnte existierende und um ein nationales Narrativ ringende Ukraine noch weiter auseinanderriß. Und prompt erließ das mit dem Putsch installierte Regime als erstes Verdikt ein Verbot der russischen Sprache – die über ein Drittel der Bevölkerung zu Hause spricht –  und praktizierte damit ein Rollback in das Jahr 1918, in dem Kiew von drei verschiedenen Mächten beherrscht wurde.

Der in Kiew aufgewachsene Arzt und Schriftsteller Michail Bulgakow beschrieb diese schreckensreichen Jahre in seinem autobiografisch geprägten Roman “Die weiße Garde”, in dem er aus seiner tiefen Abneigung gegen die roten Revolutionäre keinen Hehl macht, den entstehenden ukrainischen Nationalismus aber noch viel furchtbarer findet, vor allem weil er »die russische Bevölkerung terrorisiert mit einer scheußlichen Sprache, die es gar nicht gibt«. In dieser Neuerfindung liegt für Bulgakow die Wurzel des Nationalismus, und schon in seinem ersten Roman erweist sich der spätere Autor von “Der Meister und Margerita” als der satirische Großmeister der Weltliteratur, wenn er die neue Sprachverwirrung mit beißendem Spott beschreibt:

»Vorgestern fragte ich diese Kanaille Doktor Kurizki, der kann seit November vorigen Jahrs plötzlich kein Russisch mehr. Früher Kurizki, jetzt ukrainisch Kuryzky. Ich frage ihn also, wie Kater (russisch Kot) auf Ukrainisch heißt, das wußte er noch (Kit), aber als ich ihn fragte, wie der Wal (russisch Kit) heißt, glotzt er mich an und schweigt.«

Die Etablierung des Ukrainischen, das nichts anderes als Russisch mit ein paar abgeleiteten Vokalen ist und als Bauernsprache keine Worte für die Tiere hat, die nicht auf Feld und Flur leben, die Einführung dieses Dialekts als Nationalsprache war für den Wortkünstler Bulgakow nicht ein neuer, patriotischer Anfang, sondern ein Rückschritt in einen beschränkten, bornierten Nationalismus.” (“Wir sind die Guten”, S. 36 f.)

Die Erwähnung dieses Sprachenstreits  brachte mir 2015 in der FAZ  mit dem Vorwurf “rassistische Esoterik” und  “Volksverhetzung”  zwar eine Top-Platzierung auf der nach oben offenen Diffamierungs-Skala ein. Doch die war unverdient, denn die ehemalige “Qualitätszeitung” unterschlug einfach,  dass ich mir den Hinweis auf den bornierten ukrainischen Nationalismus und  “die scheußlichen Sprache, die es gar nicht gibt” nicht selbst ausgedacht, sondern  Michail Bulgakow zitiert hatte, einen der größten Schriftsteller des Landes. Ich selbst verstehe zu wenig Russisch oder Ukrainisch um zu beurteilen, ob Bulgakows Einschätzung tatsächlich richtig ist, aber genug von Linguistik und Dialektverschiebungen um ihr zustimmen zu können. In Zürich, wo ich in letzter Zeit meist bin, wird zum Beispiel mein Berliner “Hochdeutsch” mit hessischem Einschlag überall einwandfrei verstanden, umgekehrt verstehe ich aber nur etwa 80% wenn die Zürcher reden und kaum noch die Hälfte, wenn Bündner oder Appenzeller unter sich sind – dass aber alle Schwiizerdütsch sprechen, welches sich aus dem Deutschen ableitet, würde kein vernünftiger Mensch bestreiten. Gerade die Eidgenossenschaft, wo auch noch Französisch, Italienisch und Räto-Romanisch gesprochen wird, ist ja das beste Beispiel dafür, wie wenig eine “Nationalsprache” mit einer stabilen staatlichen Gemeinschaft und einem nationalen Narrativ zu tun haben muss. Die Ukraine aber hat außer ihrem Dialekt keinen wirklich identitätsstiftenden “Unique Selling Point”, kein nationales Narrativ, das sich groß von der russsischen Nationalgeschichte unterscheidet. Weshalb die anti-russische Sprachpolitik der Nationalisten dort an der übergroßen Glocke hängt –  neben den übergroßen Denkmälern ihres Nationalhelden und SS-Kollaborateurs Stepan Bandera, der mit Hitlers Armee russische (und jüdische) “Untermenschen” liquidierte.
Dieser Mangel an brauchbaren historischen und kulturellen Identifikationsmöglichkeiten scheint mir der Grund zu sein für die irrsinnige Überhöhung sowohl der ukrainischen Russophobie als auch  der Originalität ihres Russischdialekts . Denn darüber hinaus hätten  die wehrhaften “Tiroler des Ostens” (Kaiser Franz Joseph) im ent-militarisierten Neu-“Groß-Israel” eines Präsidenten Zelinski (??) tatsächlich nicht allzuviel zu bieten. Und könnten eigentlich nur froh sein,  wenn ihnen ihre rassistischen Hakenkreuzler und Ekel-Nazis von der “Operation Z” vom Hals geschafft worden sind – und sie ihren rassistischen Nationalismus in patriotische Folklore verwandeln können. Im Idealfall in eine militärisch neutrale Eidgenossenschaft mit mehreren Amtssprachen, großer Autonomie der Kantone und – notfalls –  einem Reservat für Unverbesserliche in dem gilt:  folkloristische Fackelmärsche zum Führergeburtstag nur noch unbewaffnet, ohne Hassreden und unter Polizeiaufsicht!


In einem Forum las ich gestern einen schönen Witz: Treffen sich zwei Sowjet-Soldaten im Mai 1945 vor dem Berliner Reichstag. “Was schaust du so geknickt, Genosse?” – “Na ja, wir haben den Informationskrieg gegen Goebbels verloren.”  Das droht den Russen auch jetzt wieder, wobei man mittlerweile allerdings auf NBC schon dazu sagt, dass es im “Informationskrieg” nicht mehr darauf ankommt, ob eine Geschichte wahr ist, sondern nur darauf dass sie “rüberkommt”. Da Filmteams des ukrainischen Geheimdiensts an verschiedenen Orten bei ihren Drehs beobachtet wurden, hat das russische Verteidigungsministerium unterdessen schon die Locations gemeldet, von denen die nächsten Massaker-Videos zu erwarten sind. Nach den Giftgas-Inszenierungen der “White Helmets” in Syrien scheint hier einmal mehr ein starkes Odeur des britischen MI-6 in der Luft zu liegen. Wenn “on the ground”  militärisch nichts mehr zu richten und keine “Erfolge” von der Front zu melden sind,  sind Horrorvideos über die barbarische Bestialität des Feinds die letzte Waffe der Mobilmachung. Willkommen im Propaganda-Imperium der Lügen.

Zwei Lichtblicke der Wahrheit will ich aber nicht vorenthalten: zum einen das kurze Porträt eines korrupten, zum Präsidenten aufgestiegenen Komikers, der zur Zeit weltweit auf Video-Tour in den Parlamenten Waffen für den 3.Weltkrieg einfordert -… was der gute alte Fritz natürlich nicht in der ARD, aber (noch) im Küppersbusch TV auf Youtube zeigen kann. Sowie einige kurze Videoausschnitte aus der  Tucker Carlson Show (ab Min 3:00), die einen alten Herrn zeigen, der auf einer Party in seinem eigenen Haus konfus herumläuft und mit dem niemand reden will.  Was komisch sein könnte, wenn es sich dabei nicht um den Commander In Chief des Weltkriegs handeln würde, für den der korrupte Komiker gerade Reklame macht. Sich solchem Führungspersonal im Frieden anzuvertrauen, scheint eine abenteuerliche Idee, unter ihnen und für sie in den Krieg zu ziehen, ist selbstmörderischer Wahnsinn. In den sich Politik und Medien derzeit aber regelrecht hineinsteigern. , in Deutschland und der ganzen EU: “Sit back and watch Europe commit suicide”, empfiehlt Pepe Escobar und fragt: “Wenn es das Ziel der USA ist, Russlands Wirtschaft durch Sanktionen und Isolation zu zerstören, warum befindet sich dann Europa im freien Fall?”

(wird fortgesetzt)

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Warum ich noch immer Putinversteher bin (25.02.22)
Das Jugoslawien Russlands in der Ukraine – und NATOstan muss wütend zuschauen (24.02.22)
Die Geduld des Bären ist zu Ende(23.02.22)
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Drei Riesen und die “neue Ära der Multipolarität” (12.02.22)
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Return of the Kremlmonster: Kuba-Krise reloaded (18.01.22)

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Notizen vom Ende der unipolaren Welt -12

Während mit fragwürdigen Bildern aus Buschta einmal mehr Schuldzusweisungen vor jeder Sachaufklärung stehen, deutet auch bei diesem Schaustück von  Gräueltaten einiges darauf hin, dass sie alsbald – wie schon die aus Mariupol kolportierten “Massaker” (“Kinderkrankenhaus” /”Theater”) – der Abteilung FN (FakeNews) und FF (FalseFlag) zugeschlagen werden müssen.
“Liefert die Bilder, ich sorge für den Krieg” hatte Medienzar Hearst einst seine Leute in Kuba angewiesen, als der amerikanisch-spanische Krieg um die Insel angezettelt werden sollte und nicht anders halten es die Medienkonzerne bis heute. Gräuelpropaganda über die Bestialität des Feinds gehört seit je zum Standard-Repertoire der Kriegsführung, in neuerer Zeit waren es die falschen Brutkastenbabys im Irak oder das falsche Giftgas in Syrien, mit denen die Feinde des Westens als brutale Tyrannen in die Schublade “Untermenschen” verfrachtet werden sollten. Bringt Auflage, macht Klickzahlen, heizt die Stimmung an und macht klar, dass der Feind schlicht barabarisch ist. Und “wir” somit auf jeden Fall die Guten. Jedenfalls solange der UN-Sicherheitsrat unter Vorsitz Großbritanniens  die Prüfung einer Gegendarstellung Russlands ablehnt   und die Präsidenten ungeprüft reihum das ukrainische Narrativ übernehmen, von dem man  selbst im Pentagon nichts weiß. Willkommen im Nebel des Propagandakriegs und seinen Psychologischen Operationen.

Ich habe in den letzten Tagen von Freunden und Feinden einige Beschwerden erhalten, dass meine Notizen es an Empörung über Russlands Einmarsch und Empathie gegenüber den Opfern fehlen lassen. Das mag so scheinen. Aber ich habe mein Rolle als Journalist und Autor schon immer eher darin gesehen, nicht zu wiederholen, was sowieso schon in jeder Zeitung steht, sondern stattdessen zu schauen, was dort nicht steht und warum. Insofern fehlen in diesen Notizen die regelmäßigen Hinweise auf brutale Russen, sympathische Ukrainer oder die friedliebende NATO. Und da ich kein Opersänger, Sportler oder Bühnenstar bin und keine russischen Eltern habe, laufe ich auch nicht Gefahr “gecancelt” zu werden, weil meine “Distanzierung von Putin” nicht weit genug geht… oder weil ich mir im Kaufland noch kein blau-gelbes Fähnchen mit “solidarischen” SS-Symbolen besorgt habe. (UPDATE: Kein Fake aber mittlerweile aus dem Sortiment entfernt)


Meine persönliche “Politisierung” begann im Alter von 14 oder 15 mit den Bildern des Vietnam-Kriegs und der Verständnisschwierigkeit, dass man Reisbauern in Asien bombardieren muss um die “Freiheit im Westen” zu verteidigen. Das wollte mir irgendwie nicht in den Kopf, obwohl es überall in den Nachrichten verkündet wurde. Genausowenig wie einige Jahre später der erste Putsch, den ich bewusst wahrnahm, als in Chile ein sozialdemokratischer Präsident von faschistischen Militärs ermordet wurde und die Zeitungen von einem begrüßenswerten “Regierungswechsel” schrieben. Dieses frühe Misstrauen in die Berichterstattung über Kriege und Militäroperationen hat sich in den Jahrzehnten danach immer wieder bestätigt und meinen Blick auf die dahinter stehenden geo,- und machtpolitischen Interessen gelenkt. Auf das historische “Great Game”, das die großen imperialen Mächte seit Jahrhunderten spielen, auf dem geopolitischen Schachbrett. Distanziert auf ein “Spiel” zu schauen, das blutiger Ernst ist, kann kalt und emotionslos wirken, ist aber zum Erkennen der Lage notwendig. Wer keinen Schritt zurücktritt um Kontexte und Zusammenhänge zu erfassen, kann aktuelle Vorgänge nicht richtig begreifen, wer sich von Emotionen leiten läßt keine realistischen Einschätzungen treffen, wer nur auf den Schrecken und Auswirkung des Kriegs starrt, seine Ursachen und Logik nicht verstehen. Wer aber Kriege beenden will – und als “Stammhalter” meines vorgestern 100-jährigen Vaters will ich das unbedingt – muss ihre Ursachen verstehen und beseitigen. “Aufhören!” zu schreien hilft nicht. Zumal in einem historischen Moment, der mir als Anfang vom Ende der unipolaren Welt vorkommt, ein Umbruch und Paradigmenwechsel von epochaler Bedeutung und weit mehr als ein blutiger “Nachbarschaftsstreit” ukrainischer und russischer Nationalisten. Alystair Crooke, Ex-Diplomat und Konfliktforscher, hat die aktuelle geopolitische Lage “in der Europa und die USA vereint wie selten sind und paradoxerweise der “Westen” allein wie nie” mit einer Schach-Anekdote beschrieben:


Es kommt sehr oft vor, dass eine einzige Anekdote einen historischen Moment fast vollständig zusammenfasst. Und das ist hier der Fall: Im Jahr 2005 setzte sich Zbig Brzezinski, der Architekt Afghanistans als Sumpf für die Sowjetunion und Autor des Buches The Grand Chessboard (das das Mackinder-Diktum “Wer das asiatische Kernland kontrolliert, kontrolliert die Welt” in die US-Außenpolitik einbettete), in Washington mit Alexander Dugin, dem russischen politischen Philosophen und Verfechter einer kulturellen und geopolitischen Renaissance des “Kernlandes”, zusammen.
Brzezinski hatte bereits in seinem Buch geschrieben, dass Russland ohne die Ukraine nie zur Kernlandmacht werden würde, aber mit ihr kann und würde es das. Das Treffen wurde mit einer Fotoreportage eines Schachbretts zwischen Brzezinski und Dugin inszeniert (um für Brzezinskis Buch zu werben). Dieses Arrangement mit einem Schachbrett veranlasste Dugin zu der Frage, ob Brzezinski Schach als ein Spiel für zwei Personen betrachte: “Nein, Zbig schoss zurück: Es ist ein Spiel für einen. Sobald eine Schachfigur bewegt wird, dreht man das Brett um und bewegt die Schachfiguren der anderen Seite. In diesem Spiel gibt es ‘keinen anderen'”, beharrte Brzezinski.
Natürlich war das einhändige Schachspiel in Mackinders Doktrin implizit enthalten: Das Diktum “Wer das Kernland kontrolliert” war eine Botschaft an die englischen Mächte, niemals ein geeintes Kernland zuzulassen.

20.03.14 09:19-BildschirmkopieProfessor Dugin, hierzulande gern als rasputin-artiger Einflüsterer Putins porträtiert, kommt in seinem aktuellen Vortrag zum Ukraine-Konflikt auf dieses Erlebnis zu sprechen und sagt, dass mit dem russischen Einmarsch jetzt jemand aufgestanden sei und mitspielen würde. Und noch ein Dritter – China – bereitstehe, der es leid ist, immer nur das Brett vorgesetzt zu bekommen auf dem nur einer ziehen darf. Willkommen beim multipolaren 3-D-Schach der künftigen Geopolitik, in der NATOStan mit seinem Monopoly-Spiel nicht weiterkommt. Weil Russland sich weigert, direkt vor seiner Haustür atomare “Hotels” aufstellen zu lassen. Könnte man, mit Blick auf den Spielplan zwar verstehen, tun die Monopolysten aber nicht.
Deshalb jetzt dieser Krieg, bei dem die Historiker dereinst noch streiten werden, wer für den ersten Schuß eigentlich verantwortlich ist: Kiew, das seit 2014 auf seine Bürger im Donbass feuert (und am 14. Februar 2022 eine große Offensive startete, siehe OSCE-Grafik oben),  oder Moskau, das seit dem 24.2. 22 “zurückschießt”….weil Wladimir der Schreckliche sich die alte Sowjetunion wieder einverleiben will…oder weil das Imperium mit seinem greisen Kaiser “Sleepy Joe” zum regime change auf Moskau vorrückt, um China matt zu setzen.

“Auf dem großen Schachbrett des Imperiums ist Russland die Dame, aber China ist der König. So wie es beim Schach hilft, die stärkste Figur des Gegners auszuschalten, um leichter Schachmatt zu setzen, wäre das US-Imperium gut beraten, zu versuchen, Chinas nuklearen Supermacht-Freund zu stürzen….” schreibt Caitlin Johnstone, und zitiert zu den gescheiterten Sanktionsforderungen an China den Tweet:  “Can you help me fight your friend so that I can concentrate on fighting you later?” Dass Russland nicht allein steht sondern  mit China einen mächtigen Partner zur Seite hat – dass Dame und König sich gegenseitig schützen und enger zusammenstehen als je zuvor – war die erste Lektion im multipolaren Schach, die die Monopoly-Strategen lernen mussten. Die zweite war, dass der Angriff auf den Rubel nicht zu seinem Ruin, sondern zum Bumerang des Gasrubels geführt hat, der nach Ansicht von Goldman Sachs jetzt die globale Dominanz des Dollars bedroht. Und die dritte wird sein, dass auch weitere Sanktionen Russland ökonomisch zwar schmerzen, politisch aber nicht davon abbringen werden, das existenziell empfundene Ziel einer militärisch neutralen Ukraine durchzusetzen. Auch die Welle an rassistischem Hass und Diskriminierung, die russischstämmigen Menschen derzeit entgegenschlägt,  wird nicht dazu führen, dass sie sich gegen ihre Regierung wenden (die Zustimmung für Putin liegt derzeit bei 81% !), sondern gegen den Westen, der “woke” und “divers” zu sein behauptet  und sich hemmungslos als Imperium des Hasses geriert. 

Auch wenn mit PsyOps ein Krieg am Boden nicht zu gewinnen ist, ist demnächst noch einiges aus dieser Richtung zu erwarten, da die ukrainische Armee  zu keinen strategischen Manövern mehr fähig ist und nur noch versuchen kann, mit Gräuelpropaganda den Rest der Welt aktiv in diesen Krieg hineinzuziehen. Weil Russland gedroht hat, auf ein Eingreifen der NATO mit seinen hypersonischen Raketen zu reagieren und anders als in der Politik im Pentagon niemand mehr davon ausgeht, dass Putin blufft, wird es dazu wohl aber nicht kommen. Es ist also damit zu rechnen, dass im Westen Emotionen und Hysterie weiter hochgekocht werden, während die “De-Militarisierung” am Boden  systematisch weitergeht. Russland hat die “Operation Z” bisher mit einer kleinen Streitkraft von etwa 150.000 Soldaten durchgeführt, die gegen die etwa dreimal so starken ukrainischen Truppen schon über 40% des Landes  und nahezu sämtlich Luft-und Seestreitkräfte unter ihre Kontrolle gebracht haben. Und sie werden die methodische Zerstörung von Militäreinrichtungen Tag für Tag fortsetzen, bis in Kiew die Weisse Fahne geschwungen wird. Wie schon gesagt, ist dies für die Russen ein existenzieller Krieg, den sie nicht verlieren können ohne unterzugehen. Mit dem Einmarsch in die Ukraine ist Mütterchen Russland “All in” gegangen und wird notfalls sein gesamtes Arsenal an Waffen und Truppen (800.000 Mann) einsetzen, um eine neue jelzin-artige US-Marionette im Kreml und Exxon/BP/Shell-Fähnchen über seinen Öl,-und Gasfeldern zu verhindern. Es wird sich seinen angestammten Platz im “Kernland” von den anglo-amerikanischen Mackinder-Jüngern nicht nehmen lassen.

Ich hatte hier unlängst schon auf das äußerst lesenswerte  Hintergrundgespräch mit Jacques Baud verwiesen, der als Oberst des Schweizer Militärgeheimdiensts als Waffeninspektuer für die UN und die NATO  in der Ukraine und Russland gearbeitet hat. Hier ein weiterer aktueller Text dieses Experten, der im Unterschied zu den ahnungslosen Sessel-Strategen, Laptop-Bombern und unverantwortlichen Kriegshetzern in den Medien weiß, wovon er redet und wie die militärische Situation in der Ukraine realistisch einzuschätzen ist. (UPDATE: Free21 hat den  Text von Jacques Baud übersetzt)

(wird fortgesetzt)

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Notizen vom Ende der unipolaren Welt -11

“Der Westen hat die Welt nicht durch die Überlegenheit seiner Ideen oder religiösen Werte erobert (zu denen nur wenige Angehörige anderer Zivilisationen bekehrt wurden), sondern durch seine Überlegenheit bei der Anwendung organisierter Gewalt. Westler vergessen diese Tatsache oft, Nichtwestler nie”, schrieb Samuel Huntington in seinem Klassiker “The Clash of Civilizations”. 
Da die hypersonischen Kollegen Kinzhal und Zirkon dieser militärischen Überlegenheit nun auf absehbare Zeit beendet haben  – und mit  Überlegenheit im “totalen” Informations,-und Propagandafeuer kein Krieg zu gewinnen ist –  wird NATOstan, der hochgerüstete aber tödlich verwundbare Goliath, in der Ukraine nicht eingreifen.
Und im Rest der Welt stößt das Propagandageorgel  von “Angriffskrieg” und “Kriegsverbrechen” auf weitgehend taube Ohren weil jeder Nichtwestler weiß, dass bei uns Kriegsverbrecher frei und hochgeehrt herumlaufen, selbst wenn sie Millionen Menschenleben auf dem Gewissen haben. Säßen Gewalttäter wie Bush, Blair, Clinton, Schröder, Fischer & Konsorten hierzulande im Knast, würde die internationale Gemeinschaft von 85  Prozent der Weltbevölkerung (oben grau markiert) diesen Krieg und Putin sicher anders beurteilen, so aber sieht sie in der Verdammung und dem Boykott Russlands nur einmal mehr die übliche transatlantische Doppelmoral am Werk. Wie übrigens auch bei der jetzigen blau-gelben Solidaritätswelle mit den Ukrainer:innen, für deren Leid sich acht Jahre lang niemand interessierte, als sie im Donbass unter Beschuß standen und 14.000  Menschen das Leben liesen, was Kriegskanzler Scholz bekanntlich “lächerlich” findet und den Tätern weiter Waffen liefern will. Jetzt auch 56 alte DDR-Panzer, mit denen für die “Freiheit” bis zum letzten Ukrainer gekämpft werden soll, denen  zusätzlich für 300 Mio. Kleinwaffen zur Verfügung gestellt werden. Ganz im  Sinne der US-Strategie, mit einem möglichst  langen Guerillakrieg den regime change in Moskau vorzubereiten.

Weil dieser  militärisch jetzt nicht zu machen ist, kamen die  “Sanktionen aus der Hölle”  zum Zuge – und schon nach vier Wochen als Bumerang zurück. Sowie als rollender Rubel. Schon muss Joe Biden die unantastbare “Strategic Petroleum Reserve”  anzapfen (und heimlich weiter russische Crude Oil importieren), weil seine Sanktionen sich als Turbo für  Energiekosten und Inflation erweisen, Energieminister Habeck ruft die erste Gas-Notfallstufe aus und in manchen Leipziger Wohnungen  sind die Heiz,- und Nebenkosten schon jetzt höher als die Miete. Auch wenns gerade schneit draußen können wir uns bei den Russen eigentlich für die Konzilianz bedanken, die “Rubelisierung” ihrer Öl,-und Gaslieferungen  im Frühjahr vorgenommen zu haben – sodass unvermeidliche Holprigkeiten bei so einer Umstellung nicht gleich echte Notsituationen schaffen. Europäische Hardcore-Sanktionisten, die kein einziges Hydrocarbon russischer Abstammung mehr ins Land lassen wollen haben so zumindest den Sommer über Zeit, sich auf den Abstieg ins prä-industrielle Zetialter ein wenig vorzubereiten. Die Amish sollen ja sehr glückliche Menschen sein, sagt man….

Unterdessen heißt Pepe Escobar für die Welt jenseits von NATOstan und seiner Vasallen (oben rot markiert) schon eine neue rohstoff-basierte gloable Reservewährung willkommen:

“Während die transatlantische herrschende Klasse völlig durchgedreht ist, aber immer noch bis zum letzten Europäer um den verbleibenden, greifbaren Reichtum der EU kämpft, gibt sich Russland gelassen. Moskau war sogar recht nachsichtig und drohte damit, im Frühjahr kein Gas mehr zu liefern  statt im Winter. Die russische Zentralbank hat die Deviseneinnahmen aller großen Exporteure verstaatlicht. Es gab keinen Zahlungsausfall. Der Rubel steigt weiter – und ist jetzt wieder ungefähr auf dem gleichen Stand wie vor der Operation Z. Russland ist nach wie vor Selbstversorger was Lebensmittel angeht. Die amerikanische Hysterie über das “isolierte” Russland ist lächerlich. Alle wichtigen Akteure in Eurasien – ganz zu schweigen von den anderen vier BRICS-Staaten und praktisch dem gesamten globalen Süden – haben Russland nicht verteufelt und/oder mit Sanktionen belegt. Als zusätzlicher Bonus ist der wohl letzte einflussreiche Oligarch in Moskau, Anatoli Tschubais, verschwunden. Nennen wir es eine weiteren historischen Trick : Die westliche Sanktionshysterie hat die russische Oligarchie – Putins Lieblingsprojekt seit 2000 – de facto zerlegt. Das bedeutet die Stärkung des russischen Staates und die Konsolidierung der russischen Gesellschaft.

Noch liegen nicht alle Fakten vor, aber man kann davon ausgehen, dass sich Putin nach jahrelanger sorgfältiger Abwägung dazu entschlossen hat, wirklich aufs Ganze zu gehen und dem Westen das Genick zu brechen – wobei er diese Dreierkonstellation (bevorstehender Blitzkrieg im Donbass, US-Biowaffenlabors, ukrainische Arbeiten an Atomwaffen) als casus belli nutzte. Das Einfrieren der Devisenreserven musste vorhergesehen werden, insbesondere weil die russische Zentralbank seit November letzten Jahres ihre Reserven an US-Staatsanleihen aufgestockt hatte. Außerdem besteht die ernsthafte Möglichkeit, dass Moskau auf “geheime” Offshore-Devisenreserven zugreifen kann – eine komplexe Matrix, die mit Hilfe chinesischer Insider aufgebaut wurde.

Die plötzliche Umstellung von Dollar/Euro auf Rubel war knallhartes geoökonomisches Judo auf olympischem Niveau. Putin verleitete den kollektiven Westen dazu, seine wahnwitzige Hysterie als Sanktionsangriff zu entfesseln – und wendete sie mit einem einzigen, raschen Schachzug gegen den Gegner. Und nun versuchen wir alle, die vielen synchronen, spielverändernden Entwicklungen zu verarbeiten, die auf den als Waffe benutzten Dollar folgen: der Rupien-Rubel mit Indien, der saudische Petroyuan, die von russischen Banken ausgegebenen Mir-Union Pay-Karten, die russisch-iranische SWIFT-Alternative, das EAEU-China-Projekt eines unabhängigen Währungs-/Finanzsystems. Ganz zu schweigen von dem großen Coup der russischen Zentralbank, 1 Gramm Gold an 5.000 Rubel zu koppeln, die bereits bei 60 Dollar liegen, Tendenz steigend. In Verbindung mit No Rubles No Gas haben wir es hier mit einer de facto an Gold gekoppelten Energie zu tun. Die Chihuahuas in der EU und die japanische Kolonie müssen eine Menge Rubel in Gold kaufen oder eine Menge Gold kaufen, um ihr Gas zu bekommen.”

Aus dem Westen, wo man den Game Changer im  Weltfinanzsystem noch nicht richtig verstanden hat, wird vom Rest der Welt  weiterhin und erfolglos gefordert, sich an der Wirtschaftsblockade Russlands zu beteiligen. China Daily hatte dazu einen netten Cartoon. Etwas Vergleichbares gab es zuletzt vor  200 Jahren, als Napoleon mit einer “Kontinentalsperre” das britische Empire vom Handel abschneiden wollte – vor allem von dem für Flotte der Seemacht England unverzichtbaren Hanf, dem wichtigsten Exportgut Russlands. Obwohl Zar Alexander sich nach dem Vertrag von Tilsit verpflichtet sah, an den Sanktionen teilzunehmen, konnte er sich den Verzicht auf den Rohstoffhandel mit England nicht leisten und versuchte mit “neutralen” Handelschiffen weiter zu exportieren, was französische Spione  aber schnell herausfanden.
Nachdem Russland auf die Abmahnungen Frankreichs nicht reagierte, marschierte die “unbesiegbare” Grande Armeé 1812 ein  und Napoleon erlitt eine vernichtende Niederlage, die dann zu seinem Sturz führte.
Auch wenn die meisten Think-Tanker NATOstans noch immer ein Russlandbild aus den James Bond Filmen der 1980er hegen, kennen sie doch ein wenig Geschichte und wissen, dass man sich mit dem nuklearen Bären besser nicht direkt anlegt. Doch Proxy-Kriege, bei denen man andere kämpfen und bezahlen läßt, sind nach wie vor das Mittel der Wahl – sie rechnen sich für das Imperium, auch wenn  sie verloren gehen. Was – mal abgesehen von Grenada und Panama – in den letzten Jahrzehnten ja auch stets  der Fall war und in der Ukraine nicht anders sein wird. Auch wenn die Propagandamaschinen ihre Konsumenten nach wie vor für dumm verkaufen und Durchhalteparolen verbreiten, obwohl die Lage aussichtslos ist. 
Der Kern der ukrainischen Armee – etwa 50.000 der besten und gut ausgestatten Truppen – ist im Osten nahezu eingeschlossen und von der Versorgung abgeschnitten. Die russischen Streitkräfte setzen die Umkesselung dieser Region fort und dann wird es wohl oder übel – falls nicht Kiew doch noch die Weiße Fahne schwenkt – dazu kommen, dass Russland die größte Schlacht seit dem 2. Weltkrieg kämpfen wird. Nicht weit von der Stelle,  wo 450 Kilometer östlich  in Stalingrad vor 79 Jahren die Rote Armee der deutschen Wehrmacht die entscheidende Niederlage beibrachte. Dass  die anschließende  “De-Nazifizierung” bis in den Führerbunker nach Berlin durchgeführt wird, ist aber nicht zu erwarten. Genauso klar ist aber auch, dass Russland diese Schlacht in der Ostukraine auf gar keinen Fall verlieren wird. Für das US-Imperium ist dies nur einer von den Dutzenden Kriegen, für die Russen ist er existenziell. Nur eine Kapitulation der Ukraine kann ein schreckliches Blutbad an der Donbass-Front noch verhindern.

(wird fortgesetzt)

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Return of the Kremlmonster: Kuba-Krise reloaded (18.01.22)

 

 

“Nur am Rande” – Zum 100. Geburtstag von Walter Bröckers

Morgen, am 4. April 2022 hätte mein Vater Walter Bröckers seinen 100. Geburtstag gefeiert. Doch aus heiterem Himmel – einen Tag nachdem er von einem Freund und Chefarzt einer Klinik untersucht und „o.k.“ befunden worden war – starb er im Sommer 1993 an einem Herzinfarkt. Direkt neben einer Intensivstation, auf der er trotz sofortiger Bemühungen nicht ins Leben zurückgeholt werden konnte. Für meine Mutter, meine vier Geschwister und mich war dieser plötzliche Tod ein schwerer Schock, doch für mich war er auch mit einer bedeutenden Erfahrung verbunden.
Zwei Stunden nachdem ich mich von seiner noch warmen Hülle verabschiedet hatte, saß ich weinend in meinem Zimmer und hatte gerade ein Stoßgebet an alle Götter und Geister gesendet, seiner Seele auf dieser Reise beizustehen, weil er ein Guter war und dass ich das als ältester Sohn ja wohl am besten beurteilen könnte, was einen weiteren Schwall von Tränen hervorrief… und plötzlich war er da. Nicht als Person, Erscheinung oder geisterhaftes Wesen, sondern in eindeutiger, unzweifelhafter Präsenz in meinem Bewusstsein – mit seiner Stimme und mit einer klaren Botschaft: „Du musst nicht weinen, Mathias, mir geht es gut. Geh zur Mutti, geh zu den anderen und sag ihnen, dass sie nicht traurig sein müssen um mich, mir geht es gut.“  Auf mein „Ja, aber…“ kam dieselbe Botschaft mit anderen Worten und als der Dialog beendet war, waren meine Tränen verschwunden.
Ich hatte mich schon mit der Nahtodforschung beschäftigt und auch selbst mit außergewöhnlichen Bewusstseinszuständen experimentiert, sodass ich von dieser Erfahrung nicht verwirrt war und keinen Zweifel daran hatte, dass es sich um eine tatsächliche Begegnung und Kommunikation mit meinem Vater – seinem Bewusstsein, seinem Geist, seiner Seele –  gehandelt hat.
Auch Walter hatte eine außergewöhnliche Erfahrung an der Grenze zum Tod gemacht, über die er später nur ungern erzählte. Als ich ihn mit jugendlich erwachtem kritischem Geist fragte, wie viele von den 20 Millionen ermordeten Russen er eigentlich auf dem Gewissen hätte, meinte er: „Ach, ich hab den ganze Krieg eigentlich nur Kartoffeln geschält.“ Als Gefreiter der Marineartillerie war er von 1942-1944 auf der Krim, in der Hafenkommandatur 17 in Sewastopol, stationiert und auf einem Minensuchboot (er nannte es „Himmelfahrtskommando“) im Schwarzen Meer unterwegs. Ihm war die Kombüse zugeteilt worden, wo er für die 11-köpfige Besatzung kochte – bis im Frühjahr 1944 ihr Schiff von einem britischen Bomber getroffen wurde und sank. Die Besatzung, die noch einen SOS-Funkspruch und ihren Standort nicht weit von der Küste durchgeben hatte, wartete auf Wrackteilen ihres  Boots schwimmend auf Rettung – die aber nicht kam. Nach vielen Stunden sagte Walter zu einem Kameraden: „Die lassen uns hier verrecken, wir müssen zur Küste schwimmen.“

Nur weil sie das tatsächlich schafften, konnte ich zehn Jahre später auf die Welt kommen und mir als kleiner Junge den wandernden Bombensplitter in seinem Oberschenkel angucken. Dass der Kommandierende des Hafens, zu dem sie sich geschleppt hatten, dann (wegen der britischen Lufthoheit) verweigerte, ein Rettungsboot zu den havarierten Kameraden zu entsenden, machte aus dem damals 22-jährigen Walter Bröckers einen Anti-Militaristen. Und bescherte ihm, was man das „Trauma des Überlebenden“ nennt, der sich unterbewusst schuldig fühlt, weil er seine Kameraden nicht retten konnte.
Wenn später bei Familienfesten oder Geburtstagstafeln die Onkels oder andere Freunde nach ein paar Gläsern Wein begannen, ihre Kriegserlebnisse zu erzählen, fiel ihnen mein Vater freundlich, aber bestimmt ins Wort: “Ihr Lieben, bitte ein anderes Thema.”  Einmal, erinnere ich mich, fügte er in einer solchen Situation hinzu: “Lasst uns was singen.”  Gesungen wurde bei solchen Familienfesten oft – meine Eltern hatten sich im Chor kennengelernt, wo auch viele ihrer Freunde und Verwandten sangen, mein Großvater leitete neben seiner Hauptverpflichtung an der großen Orgel des Limburger Doms mehrere Chöre und gab Klavierunterricht, und Walter – wenn er es sich hätte aussuchen können – wäre wohl am liebsten Dirigent geworden. Seit Weihnachten 1958, als eine Grundig-Musiktruhe ins Haus gekommen war, sehe ich ihn mit geschlossenen Augen vor dem Apparat sein imaginäres Orchester dirigieren – und lernte so schon früh die Musik von Beethoven, Mozart, Bach oder Bruckner  unterscheiden.  Und ich lernte Kochen, denn sonntags kochte Walter und während aus dem Wohnzimmer “Zauberflöte” oder “Pastorale” klangen, zeigte er mir, wie man Kotelett paniert oder Frikadellen macht. Dass er Kochen gelernt hatte, war für ihn das einzig Positive, das er aus dem Krieg mitgebracht hatte.

Als ich mich später entschloss, den Kriegsdienst zu verweigern, unterstützte er dieses Vorhaben und war damit in einer Minderheit. Die meisten Väter meiner Freunde fanden ein Vierteljahrhundert nach Kriegsende immer noch (oder schon wieder?), dass militärische Zucht und Ordnung für langhaarige Studenten und “Gammler” genau das Richtige sei und sie gefälligst Soldat werden müssten.  Auch Walter gefielen meine langen Haare und die bunten Batik-T-Shirts, die ich am liebsten trug, überhaupt nicht – genauso wenig wie viele meiner Ansichten und Meinungen über die Welt; aber dass man Krieg nur verhindern kann, wenn man ihn nicht vorbereitet und dafür rüstet, darin waren wir uns einig. Als ich ihn im Deutschen Herbst 1977 mit sehr radikalen Pamphleten traktierte, schenkte er mir ein Abo der „Frankfurter Rundschau“ zum Geburtstag. Als Chef einer katholischen Wochenzeitung hatte er gute Beziehungen in Presse und Rundfunk und hätte es gern gesehen, wenn ich mich nach dem Studium auf diesem Ticket als Volontär verdingt hätte. Dass ich mich lieber den Leuten anschloss, die in Berlin gerade eine neue Tageszeitung gründen wollten, stieß bei ihm auf Kopfschütteln und Kritik, aber später auch auf Respekt, als wir daraus die berühmt-berüchtigte „taz“ gemacht hatten.

Zu seinem 100. Geburtstag wäre ich gerne auf die Krim gereist, wo er um sein (und mein) Leben geschwommen ist, was durch einen schrecklichen Krieg aber verhindert wird. Meine Schwester schrieb vor einigen Tagen: „Gut, dass Papa das nicht mehr erlebt.“ Ja, er hat Krieg gehasst und er wollte nicht, dass irgendjemand ihn irgendwo erleben muss. Und wenn es geschah, gründete und förderte er gleich Hilfskomitees um Betroffene zu unterstützten, was er wahrscheinlich auch jetzt wieder getan hätte – doch gleichzeitig hätte er auch meine Argumente respektiert, dass dieser Krieg provoziert war und man Russland nicht die Alleinschuld zuschieben darf… und wir hätten gestritten und diskutiert.

Als ihm ein Freund aus dem Haus der Landesregierung telefonisch mitteilte, dass er das „Bundesverdienstkreuz am Bande“  für seine Verdienste als Journalist bekommen sollte, hatte er geantwortet, dass ihn das „nur am Rande“ interessiert und man sich Orden doch „an den Hut stecken könnte”. Was am anderen Ende der Leitung als Unzufriedenheit mit dem Grad der Auszeichnung interpretiert wurde. Einige Tage später ein weiterer Anruf: „Du, Walter, wir haben das klargemacht, du kriegst das `Bundesverdienstkreuz Erster Klasse`!“ Welch selbiges ich geerbt habe und hüte. Er hat sich nichts daraus gemacht. Ehrgeiz war nie sein Ding und stolz war er allenfalls darauf, es in fünf Jahren Krieg mit Kartoffelschälen nur zum Obergefreiten der Marine gebracht zu haben. Oder, um es mit einem seiner Lieblingsphilosophen Blaise Pascal zu sagen, dessen „Gedanken“ er 1947 gelesen hat und deren zerfledderte Ausgabe ich ebenfalls hüte: „Alles Unheil dieser Welt kommt aus der Ursache, dass die Menschen nicht still in ihrer Kammer sitzen können.“

3. JT #76: Der Rubel rollt

Von jetzt an wird russisches Gas in russischer Währung abgerechnet. Was bedeutet das für unsere Wirtschaft und das Weltfinanzsystem?

_weitens: _ur _erstörung un_ulässiger Propaganda _ieht Deutschland alle Register und verbannt den let_ten Buchstaben aus dem Alphabet. Was wohl Präsident _elensky da_u sagt? Außerdem: Der Sohn des US-Präsidenten Hunter Biden soll die US-Biolabore in der Ukraine finanziert haben. Und es gibt endlich mal schöne Neuigkeiten von Julian Assange. Über all das und mehr berichten Robert Fleischer, Dirk Pohlmann und Mathias Bröckers in Ausgabe #76 des 3. Jahrtausends!
UPDATE: Ganz aktuell zum Rollenden Rubel und der neuen Welt-Reserve-Währung hier auch Pepe Escobar:
Meet the New, Resource-Based Global Reserve Currency

Zu den vom russischen Verteidigungsminsterium veröffentlichen Dokumenten der US-Biowaffenforschung in der der Ukraine und ihrem Investor Hunter Biden – die wir im Gespräch erwähnen –  hat Thomas Röper eine Übersetzung gemacht

 

 

Notizen vom Ende der unipolaren Welt -10

“Amerika spielt Monopoly, Russland spielt Schach”…. diese alte Wahrheit bestätigt sich jetzt einmal mehr: die “Sanktionen aus der Hölle”, mit denen NATOstan die russische Ökonomie und – mit dem “Einfrieren” genannten Diebstahl der Dollarreserven – den Rubel in die Knie zwingen wollte, sind schon nach einem Monat gescheitert – der Rubel ist gegenüber Dollar und Euro nach starkem Absturz mittlerweile  mehr wert als vor vier Wochen.   Dumm  gelaufen, kann man da nur sagen, was sich der selbsternannte Wirtschaftsexperte Olaf Scholz mit seinen “lange vorbereiteten” Sanktionsmaßnahmen da ausgedacht hat, die  laut seiner Außenministerin “Russland ruinieren”  werden. Mit einem einzigen Schachzug – Rohstoffe an feindliche Länder nur noch gegen Rubel – hat Russland die transatlantischen Monopolisten ausgebremst. Ab morgen heißt es: entweder Rubel oder kein Gas mehr. Da es keine großen Reserven mehr gibt und 40% des Energiebedarfs fehlen, könnte die Ruinierung bald einsetzen: nicht in Russland, sondern in Deutschland und Europa. 

Soeben wird  aus Moskau gemeldet, dass Deutschland weiter in Euro zahlen kann, aber auf ein Konto der Gazprom-Bank in Moskau, die es dann in Rubel konvertiert. “Energieminister” Habeck muss also bei der Russischen Zentralbank keinen Bückling mehr machen, damit sie ihm die Rubel fürs Gas verkaufen. Das Gefasel vom “Vertragsbruch” der Russen – mit denen man sämtliche Verträge einseitig gebrochen hat –  wird dann sicher  auch bald aufhören.  Wir sind gespannt. Denn wenn kein Gas mehr  kommt sind die Tage der rot-grünen Regierung genauso gezählt wie die ihrer Kollegen in den anderen europäischen Ländern. Ein bißchen Kaltduschen und “Frieren gegen Putin”, wie es einige Schwachköpfe empfehlen, kann den Niedergang ihrer Industrien und der gesamten Ökonomie nicht aufhalten. Wie wir hier schon gesagt hatten: “The Return Of The Yellow Vests” wird für die europäischen Regierenden ein Horrorfilm. Die Lieferungen via Yamal-Europe-Pipeline gingen am  Dienstag schon auf Null , wenn Nordstream 1 und die Ukraine-Pipeline auch leer laufen wirds  Zappenduster. Schon hat die BASF in Ludwigshafen – der größte Chemiestandort der Welt – einen Produktionsstopp angekündigt:  Falls  kein Gas mehr komme, drohe „ein katastrophaler Zusammenbruch unserer Produktionsnetzwerke“ . Willkommen beim Ex-Exportweltmeister, der de-industrialisierten US-Kolonie Deutschland, deren Gouverneure nicht einsehen wollten, dass 2022 die unipolare, von Washington und London kontrollierte Finanzwelt an ihr Ende gekommen ist.

Noch vor ein paar Tagen in Warschau hatte Joe Biden geprahlt, dass ein US-Dollar jetzt 200 Rubel wert sei (es waren tatsächlich 177), heute sind es nur noch 83… und die Talfahrt des Dollars ist sicher noch nicht zuende: “Der Rubel ist die stärkste Währung der Welt – zumindest gerechnet vom 7. März 2022 an,” schreibt die “Wirtschaftswoche”. Willkommen in der neuen Welt des Gas-Rubels, der zudem noch goldgedeckt sein wird. Die russische Zentralbank hat gestern begonnen, Gold zum Festpreis von 5000 Rubel/Gramm anzukaufen – wer Rohstoffe nicht bar in Rubel kaufen will, kann zu diesem Tarif dann auch in Gold zahlen. Wie hier am 16.3. schon angekündigt: Bretton Woods III – die Rückkehr zu einer rohstoff-und gold-gedeckten Währung als Alternative zum Petro-Dollar und dem FIAT-money des Westens ist auf dem Weg. In den nächsten Tagen  werden China, Russland und die Mitgliedsstaaten der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAEU) den Entwurf ihres neuen internationalen Währungs- und Finanzsystems vorstellen, das wahrscheinlich auf einer Verrechnungseinheit basieren wird, die ähnlich wie der ECU als Vorläufer des Euro aus einem paritätischen Topf der beteiligten Währungen gebildet wird. Und sie wird für die ca. 7 Milliarden Erdbewohner, die sich nicht an den NATOstan-Sanktionen beteiligen,  höchst attraktiv.  Denn welche Nation wird ihre Reserven künftig noch in Dollar halten, wenn sie vom US-Imperium nach gusto beschlagnahmt werden können – wie zuletzt Venezuelas Gold, Afghanistans Reserven und zuletzt die 300 Milliarden Russlands ?

Ich hatte es hier schon öfter geschrieben: nicht nur militärisch ist dieser Krieg für NATOstan verloren, auch der Wirtschaftskrieg kann nicht gewonnen werden, weil die Gegner – der globale Rohstoffriese Russland und der Produktionsriese China – am längeren Hebel sitzen. Der feuchte Traum des US-Imperiums – zuerst regime change in Moskau via Ukraine-Guerillakrieg und danach in Peking – wird nicht aufgehen, denn die Monopoly-Spieler haben es mit Schach- (und Go-)Großmeistern zu tun, die ihnen im komplexen Denken überlegen sind.
Über all das und mehr habe ich mit den Kollegen Robert Fleischer und Dirk Pohlmann heute in der 76. Ausgabe des 3. Jahrtausends gesprochen (live ab 20:00)

(wird fortgesetzt)

Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 9  (28.3.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 8 (26.03.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 7 (24.03.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 6 (22.03.22)28.03.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt –  5 (19.3.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 4 (18.03,22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 3 (16.03.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt –  2 (14.03.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 1 (13.03.22) 
Das Kriegsmotiv (08.03.22)
Was spricht eigentlich gegen eine militärisch neutrale Ukraine? (6.3.22)
Warum ich noch immer Putinversteher bin (25.02.22)
Das Jugoslawien Russlands in der Ukraine – und NATOstan muss wütend zuschauen (24.02.22)
Die Geduld des Bären ist zu Ende(23.02.22)
Wir sind schon wieder die Guten (17.02.22)
Drei Riesen und die “neue Ära der Multipolarität” (12.02.22)
Frisch aus dem Archiv: Ansichten eines Putinverstehers (18.02.22)
Return of the Kremlmonster: Kuba-Krise reloaded (18.01.22)

Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 9

Wird es nicht langsam Zeit, den faschistischen Botschafter der Ukraine Andrij Melnyk des Landes zu verweisen, der ein vom Bundespräsidenten veranstaltetes Soldiaritätskonzert einen “Affront” nennt, weil dort auch russische Musiker mitspielten ? Wieviel offen rassistische Hetze darf dieser Rechtsradikale, der aus seiner Verehrung des SS-Schergen Stefan Bandera keinerlei Hehl macht, hierzulande noch betreiben, bis ihm Politik und/oder Justiz den Stecker ziehen ? Muss er sich erst von jüdischen Pianisten oder Geigerinnen distanzieren, um definitiv rauszufliegen – und wenn er das noch nicht tut, ist es dann  in Ordnung,  wenn er “nur” gegen russische Musiker hetzt ? Also gegen die “slawischen Untermenschen”, deren Vernichtung  durch seinen Held Bandera nunmehr die Asow-Brigaden übernommen haben. Hier einer ihrer Kommandeure, Artem Bonow, der Polizist in Kiew gewesen und sich mittlerweile nach Polen abgesetzt haben soll, weil ihm die “Operation Z” auf den Fersen ist. 
Deren Symbol wird allerdings in Deutschland jetzt verboten, denn: “Der Buchstabe ist eine Kampfansage an die freiheitliche Demokratie” , die von “Helden” wie Herrn Bonow in der Ukraine geschaffen werden soll. Schließlich ist jetzt Putin = Hitler und Deutschland mit den Asow-Brigaden führend in der Anti-Hilter-Koalititon. Mein Kollege Dirk Pohlmann hat auf Facebook darauf hingeweisen, dass das Verbot von “Z”  im Rahmen der NATO-Kooperation mit Faschisten keine Neuigkeit ist:

Übrigens war der Buchstabe “Z” schon einmal verboten. In der Obristen-Militärdiktatur der 70er Jahre in Griechenland. Z bedeutet “Er lebt” und war der Titel eines Films von Costa Gavras (Ich verneige mich), ein Meisterwerk des politischen Films und tatsächlich für mich unauslöschlich, der Film, mit dem mein Erwachsenenalter begann.
Im Abspann des Films, dessen Ende bereits Grund genug ist (!), ihn anzugucken, einfach genial, erfahren wir, was die faschistische griechische Militärdiktatur nach ihrem Putsch, der -natürlich, wie immer- mit freundlicher Unterstützung der NATO stattfand, alles verbot:Lange Haare bei Männern, Miniröcke, Sophokles, Tolstoi, Euripides, das Gläserwerfen nach Trinksprüchen, Streiks, Aristophanes, Ionesco, Sartre, Albee, Pinter, Pressefreiheit, Soziologie, Beckett, Dostojewski, Popmusik, Volksmusik, moderne Mathematik und den Buchstaben „Z“.
Denn im Griechischen bedeutet Ζεί, gesprochen Zi, „er lebt“. Der Buchstabe Z wurde von den Anhängern des dissidenten linken Politikers Lambrakis nach dessen Ermordung durch Faschisten als Parole benutzt.
Ich rufe also dazu auf, erneut den Buchstaben Z als Symbol gegen Faschisten und Neonazis zu verwenden.
Egal ob sie sich in deutschen Parlamenten herumtreiben, in den mit ihnen befreundeten und von ihnen unterstützten Asow-Nazi-Bataillonen oder in der NATO selbst, die eigentlich immer auf der Seite von Faschisten tätig war, wenn die irgendwo regieren wollten.

Diesem Aufruf kann ich mich von A bis Z  nur anschließen. Und wer noch bezweifelt, dass das russische Vorgehen gegen die Ukro-Nazis berechtigt  ist, schaue sich (mit sehr starken Nerven) die Videos des britischen Reporters Patrick Lancaster an, der seit einer Woche live aus Mariupol, einer Hochburg der Asow-Brigaden, berichtet. Diese animalischen Killer, die ermordeten Frauen ein Hakekreuz auf den Bauch brennen, werden von  Deutschland und seinem transatlantischen Scholzomat weiter mit Waffen beliefert und wer sich  mit dem Symbol ihrer Jäger solidarisiert, begeht eine Straftat. Willkommen im Vierten Reich, in dem Nazis und ihre rassistischen Botschafter wieder salonfähig sind….und die politischen Führer alles dafür tun, ihre Wähler:innen und ihr Land zu ruinieren.
Dass jetzt “Energieminster” Habeck in Übereinstimmung mit seinen G-7 Kollegen verkündet, dass eine Zahlung russischer Öl,-und Gaslieferungen in Rubel “nicht hinnehmbar” ist, weil es ein Bruch bestehender Verträge sei, macht klar, wie vollkommen hirnlos die politische Führung NATOstans agiert: einerseits in einer Sanktions-Orgie  – laut Scholz lange vor Kriegsbeginn “haarscharf geplant” – sämtliche Verträge mit Russland brechen und seine Dollarreserven stehlen “einzufrieren”, und dann darauf zu bestehen, dass Russland alle Verträge einhält. Wo leben diese Leute, die offenbar so  tief im Auspuff des Imperiums versackt sind,  dass ihnen jedes Denkvermögen abhanden gekommen ist. Denn es ist vollkommen klar, dass weder die arabischen Feudalherrscher, bei denen Habeck jetzt den Bückling macht, noch die Schiffchen mit überteuertem US-Flüssiggas die europäischen Industriestaaten über die nächsten Winter bringen können.Von ihrem Realitätsverlust können diese Politiker  wohl erst kuriert werden, wenn aus Russland wirklich kein Öl und Gas mehr kommt und die ökonomische Katastrophe dafür sorgt, dass sie mit Schimpf und Schande aus ihren Ämtern gejagt werden.

Unterdessen hat  der semi-debile Joe Biden seinen Kollegen Putin als “Schlächter” bezeichnet und seine Rede in Warschau mit der Forderung beschlossen, dass er “um Gottes Willen nicht an der Macht bleiben darf” – worauf seine Betreuer sich umgehend zu der Präzisierung genötigt sahen, dass er damit Putins “Macht über Nachbarstaaten” gemeint hätte, und nicht den regime change in Moskau. “Never underestimate Joe’s ability to fuck things up”, hatte Friedhofsnobelpreisträger Barack Obama über seinen ehemaligen Vize gesagt. Diese Fähigkeit hat Biden erneut bewiesen und das eigentliche Kriegsziel ausgeplaudert statt einfach vom Teleprompter abzulesen. De-Eskalation sieht jedenfalls anders aus. Und die Aussichten unter einem solchen geriatrisch eingeschränkten “Commander in Chief” eine Krieg gegen Russland und China zu gewinnen sind gleich Null. Deshalb und weil es gegen Kinzahl und seine Freunde  keinen Verteidigung gibt, wird das Imperium  die Freiheit in der Ukraine auch nur bis zum letzten Ukro-Nazi verteidigen und nicht selbst eingreifen.
Obwohl “Sleepy Joe” sehr persönliche Gründe hätte, dies zu tun, denn sein Sohn Hunter steckt noch tiefer im ukrainischen Sumpf als bisher bekannt war. Aus Dokumenten, die von russischen Streitkräften in den geheimen Bio-Labors in der Ukraine aufgefunden wurden, geht nach Angaben des Verteidigungsninisteriums hervor, dass Hunter Bidens Investmentfirma “Rosemont Seneca Technology Partners” ein führender Finanzier dieser Einrichtungen war, die an tödlichen Pathogenen forschten – in Zusammenarbeit mit dem Pentagon und der Eco Health Foundation, die in den Wuhan Labors in China Coronaviren  “Gain of Funtion”-mäßig  “scharf machen” lies. Nachdem Staatssekretärin Victoria “F*ck EU” Nuland die Existenz dieser Labore  am 8.März unter Eid bestätigen musste, hat sich das Standard-Argument “russische Desinformation” erledigt. Mit diesem Argument hatten 50 ehemalige Geheimdienst-Mitarbeiter schon 2020 versucht, die emails von Hunter Bidens Laptop herunterzuspielen, die jetzt auch für die New York Times als “authentisch” gelten. Womit  klar ist,  was noch im Wahlkampf von den Medien massiv unterdrückt wurde – die “New York Post”, die berichtet hatte, wurde auf Twitter und Facebook gesperrt, Glen Greenwalds Artikel dazu wurden auf der von ihm gegründeten Plattform “The Intercept” zensiert und er gefeuert:, weil sie Fakten mitteilten: Bidens Junior hat große Korruptionsummen aus der Ukraine und  auch aus China bezogen – mit “10% for the big guy”, Papa Joe. Wäre von solchen Beweisen statt Joe Biden Donald Trump betroffen gewesen, hätte man ihn “in Handschellen” aus dem Weissen Haus entfernt, wie es im Zuge von “Russiagate” oft gefordert wurde, so aber wurden sie als “russische Desinformation” deklariert und  konnte als solche in das seit fünf Jahren konstruierte und propagierte Fake-News-Narrativ übernommen werden.

(wird fortgesetzt)
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Mathias Bröckers/Paul Schreyer: Wir sind IMMER die Guten – Ansichten eines Putinverstehers oder wie der kalte Krieg neu entfacht wird, Westend Verlag (2019