Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 28

Wegen der intellektuellen “No-Fly-Zone” der Mainstreammedien, die nicht mehr über einen Krieg berichten, sondern als Cheerleader einer Kriegspartei fungieren, sind um objektive Betrachtung und kritische Beurteilung bemühte Beiträge kaum noch zu finden. Die schon während Corona exerzierte Desinfektion des Meinungskorridors, die Exkommunikation von Kritik und Dissens, die Diffamierung von Opposition…. diese jedem demokratischen System Hohn sprechenden Untugenden haben sich nicht nur etabliert, sie scheinen vom “Killervirus” nahtlos auf einen noch gefährlicheren Feind übergesprungen zu sein: den “Killerrussen”. So unheimlich tödlich, dass jeder Vergleich, jeder Kontext, jede Relativierung noch  unzulässiger wurde als der Vergleich von Covid 19 mit einer Grippewelle. Der Hinweis, dass drei Tage US-Bombardement im Irak mehr Ziviltote und Zerstörung produzierten als drei Monate russische “Militäroperation”,  entspricht zwar zwar den Tatsachen und ist als ein Kriterium für eine Beurteilung und Einordnung des Geschehens (“Vernichtungskrieg” vs. “Special Military Operation”) fraglos hilfreich, kann aber in den Großmedien nicht einmal beiläufig geäußert werden, ohne umgehend der Inquisition zum Opfer zu fallen. Auch die  Zahlen, die von der OSCE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) in der Donbass-Region ermittelt wurden, müssen im Giftschrank bleiben: dass es Anfang Februar nur etwa ein Dutzend tägliche Verstösse gegen den Waffenstillstand gab, die sich dann auf über 1400 Attacken (am 21.2.) steigerten – dass Russland also nicht ganz “unprovoziert” intervenierte – darf in der “Tagessschau” nicht vorkommen. Es würde die “Wehrkraft” gegen die Killerrussen zersetzen und  die von unserer Völkerballexpertin und Ministerin des Äußersten beklagte “Kriegsmüdigkeit” weiter steigern, und das geht natürlich gar nicht.  Um derlei bellizistischer Fatigue vorzubeugen kam ja beim letzten Russlandfeldzug massenhaft “Pervitin” zum Einsatz und die Jagdflieger sollen vor ihren weißen Linien am Himmel auch gern mal eine Linie Koks gezogen haben, aber derlei Doping hat Frau Baerbock sicher nicht insinuiert – es geht ja um die kriegsmüden Deutschen an der Heimatfront, die es langsam leid sind, für das Chaos in einer korrupten Oligarchenrepublik penetrant und immer heftiger zur Kasse gebeten zu werden. Und denen es dämmert, dass nicht nur der reihenweise russische Kampfjets abschießende “Ghost of Kiew” ein Propaganda-Fake war, sondern auch den anderen Siegesmeldungen aus Kiew nicht zu trauen ist, die von den Cheerleader-Medien 1:1 als “Nachrichten” durchgewedelt werden. Deren Evolution wie in den Headlines des britischen  “Telegraph” (siehe Abbildung oben) auch in deutschen Meiden ähnlich verlaufen ist.

Für Leserinnen und Leser dieses Blogs ist Putins “schockierender Triumph”  kein Schock, weil die militärische Aussichtslosigkeit und absehbare Niederlage der Ukraine hier seit Monaten dargelegt worden ist; das der “Qualitätspresse”in NATOstan ausgelieferte zahlende Publikum freilich, das monatelang mit triumphalen Berichten über heldenhafte Ukrainer  und untermenschliche Russen auf Waffenlieferungen und Sieg im Krieg heiß gemacht wurde, dürfte ein wenig zu schlucken haben, und zu fragen. Wenn die Russen doch die Orks sind – dumm, brutal und unterlegen – warum können sie dann gewinnen ? Wenn wir “The World’s Finest Army” (Barack Obomba) haben, warum  müssen wir uns das gefallen lassen? Man kann sich doch nicht  mit “Putler”, dem blutrünstigen Ork-Diktator von gestern heute friedlich an einen Tisch setzen und verhandeln…, oder doch ? So oder so ähnlich werden sich viele fragen, wenn sie im Aufwachraum die Propaganda-Anästhesie hinter sich gelassen haben – das betäubende, aus allen Kanälen schallende Dröhnen und Röhren der infantilen, cartoonartigen, personalisierten, emotionalisierenden, putinisierten, analyse, -und kontextfreien Schwarz-Weiß-Berichterstattung der vergangenen 90 Tage.

Unterdessen hat Russland die letzten Tests der Zircon 3M22 abgeschlossen, die im Sommer an die Truppe ausgelierfert wird. Gegen die hypersonische anti-nautische Rakete (8000 km/h) ist jedes Abwehrsystem machtlos, mit einer Reichweite von 1000 km versenkt sie bei Bedarf alles, was entfernt in die Nähe kommt. Boris Johnson, der mit Polen, den baltischen Staaten und ukrainischen Nationalisten an einer Anti-EU-Achse bastelt, sollte also nicht weiter an der  Idee festhalten, mit den Schiffen einer “Koalititon der Wiligen” die Getreide-Transporte im Schwarzen Meer zu  “schützen”, die angeblich von russischen Blockaden, tatsächlich aber durch von Kiew selbst gelegte Minen behindert werden. So wie die aktuell drohende Lebensmittel, – und Düngemittelknappheit auch nicht “Putin”, sondern eher den Sanktionen gegen  Russland geschuldet ist – und sich schon  2020 mit der weltweiten Verteuerung abzeichnete, die sich wegen Covid und Transportproblemen noch verschärfte.  Dies jetzt in das Propaganda-Narrativ vom bösen Russen zu pressen, der auch noch arme Kinder in Afrika verhungern läßt und deshalb bekämpft werden muss, mag für PR-Agenten und Nachrichten-Manufakturen naheliegend sein, hat mit der Realität aber wenig zu tun. Tatsächlich geht es darum, dass Joe Biden am 10. Mai ein “Lend-Lease Law” für Waffenlieferungen an die Ukraine unterzeichnet hat,  die sie aber nicht geschenkt bekommt, sondern bezahlen soll.  Mit 20 Millionen Tonnen Weizen, die in ukrainischen Silos lagern und in den nächsten Wochen  gen Westen transportiert werden müssen – wo sie dann nicht in Lagerhäusern landen, sondern selbstverständlich sogleich gegen den “Welthunger” eingesetzt werden (Zwinkersmiley). Willkommen im Wertewesten, der aus der Portokasse seiner  Rüstungsmilliarden jedes Hungerproblem der Welt längst hätte lösen können, aber lieber Waffen liefert – und sich dafür vom ärmsten Land Europas mit Lebensmitteln bezahlen läßt.

Olaf Scholz soll zwar wegen der Getreidetransporte mit Wladimir Putin telefoniert haben, braucht aber vor allem wegen seines Affronts zu den 13.000 im Donbass Ermordeten (“lächerlich”) derzeit nicht mehr mit einem offenen Ohr zu rechen, ebenso wie Frankreichs Macron. Noch Anfang Februar, als sie beide in Moskau waren, hätten sie als souveräne Staatsmänner (ver-)handeln und den Militäreinsatz verhindern können – mit einer simplen schriftlichen Garantie, dass die Ukraine kein NATO-Mitglied wird – doch sie haben nur als Lakaien des US-Imperiums agiert. Und auch jetzt fällt ihnen nicht mehr ein als mehr Waffen zu liefern, um das Schlachten zu verlängern. Und sie wollen es gnadenlos “bis zum letzten Ukrainer” durchziehen, dem jetzt nur noch ein paar bessere Panzer und weitreichendere Raketen fehlen, um… Ja was eigentlich ? Damit der gedopte Clown Zelenski damit auf russische Städte  feuern kann?  Doch besser nicht, dachte man sich im Pentagon weshalb man die angekündigten HIMAR-Raketenwerfer jetzt  lieber nicht liefert –  die zu erwartenden Gegenbesuche von Zircon, Kinzhal & Co will man nicht riskieren. Zudem wären die HIMAR-Geschosse ein gefundenes Fressen für die russische S-400 Luftabwehr und ihr Einsatz dann kein “Game Changer” (und Verkaufsargument), sondern eher der Beleg für die Zweitklassigkeit amerikanischer High-End-Waffen. Diese muß der ausgemusterte “Gepard” ja nicht mehr unter Beweis stellen, für dessen verzögerte Lieferung sich hiesige Laptopbomber schämen und mehr “schwere Waffen” für die Front fordern. Eine Front, an der im Donbass täglich 3-500 Männer ums Leben kommen, weil sie in ihren Bunkern und Festungen gegen das Dauerfeuer russischer Artillerie keine Chance haben.

In den ukrainischen Medien kann das natürlich nicht berichtet werden, aber in NATOstan sickert langsam durch, dass man den eigenen Fake News – den Russen gehen die Raketen aus, die Panzer, das Personal! – nicht länger Glauben schenken kann und der achtjährige Krieg um das Donbass verloren ist. Das Eingeständnis einer Niederlage fällt immer schwer, zumal wenn es sich um die größte Stellvertreter-Armee handelt, die von NATOstan je aufgestellt und ausgerüstet wurde. Doch um viele tausend Leben in der Ostukraine zu retten, müssten die Verantwortlichen JETZT über diesen Schatten springen. Jeder Tag in diesem Krieg ist einer zuviel…

Letzte Meldung: Das Imperium hat das Naziproblem gelöst! Damit es nicht mehr von “russischen Propagandisten” ausgenutzt wird, wechseln Asov-Milizen ihr SS-Logo.  Also Achtung: Raider heißt jetzt Twix, Al Qaida heißt jetzt Al Nushra, die Wolfsangel-Nazis sind keine mehr und wer ihren Helden Stepan Bandera als Nazi bezeichnet, macht sich nach dem von Mini-Diktator Zelenski erlassenen Gesetz vom 22. Mai strafbar. Noch hat er zwar nicht gefordert, dieses Gesetz auch in das deutsche Strafgesetzbuch zu übernehmen, aber wie wir seinen Gaga-Botschafter Melnyk kennen, kann das nicht mehr lange dauern…

(wird fortgesetzt)

Notizen vom Ende der unipolaren Welt -27(28.5.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt -26 (25.5.22)
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Das Kriegsmotiv (08.03.22)
Was spricht eigentlich gegen eine militärisch neutrale Ukraine? (6.3.22)
Warum ich noch immer Putinversteher bin (25.02.22)
Das Jugoslawien Russlands in der Ukraine – und NATOstan muss wütend zuschauen (24.02.22)
Die Geduld des Bären ist zu Ende(23.02.22)
Wir sind schon wieder die Guten (17.02.22)
Drei Riesen und die “neue Ära der Multipolarität” (12.02.22)
Frisch aus dem Archiv: Ansichten eines Putinverstehers (18.02.22)
Return of the Kremlmonster: Kuba-Krise reloaded (18.01.22)

Mathias Bröckers/Paul Schreyer: Wir sind IMMER die Guten – Ansichten eines Putinverstehers oder wie der kalte Krieg neu entfacht wird, Westend Verlag (2019)

 

 

29 Comments

  1. Russland vollzieht den Wechsel:
    Weg vom Taum einer westlich “regelbasierten” Welt-Ordnung.
    Hin zu einer auf REALITÄT gründenden . . . . .
    (Realitätsbasiert)
    So einfach.

  2. Ich sags mal so: natürlich war der Angriff Russlands auf die Ukraine völkerrechtswidrig, keine Frage. Aber was wir hier sehen ist das Leid der russischsprachigen Ukrainer, das – strikt formal – vom Völkerrecht nicht berührt wird.

    (Nicht dass das Völkerrecht das etwa billigt! Nur, es regelt halt auch nicht staatsinterne Massaker, die die Schwelle des Völkermords noch nicht ganz erreichen.)

    1. @Wolf-Dieter Busch
      Ich sags mal so: natürlich war der Angriff Russlands auf die Ukraine völkerrechtswidrig, keine Frage
      Was reden Sie dann da so leichtfertig – offenbar ohne über irgendwelche Kenntnisse vom Völkerrecht zu verfügen!

      Bitte lesen Sie dazu die folgenden Kommentare von vor 6 Wochen:
      https://www.broeckers.com/2022/04/11/notizen-vom-ende-der-unipolaren-welt-14/#comment-94984
      https://www.broeckers.com/2022/04/11/notizen-vom-ende-der-unipolaren-welt-14/#comment-95010

      1. Besten Dank Jörg, ich hatte das nicht mehr auf dem Schirm, daß das hier im Blog schon komentiert wurde.

        Daher versuchte ich auch vorhin aus dem Gedächtnis zu rekonstruieren, wie die Argumentation von Scott Ritter war und mir fiel Artikel 51 der UN-Charta ein als das, an was ich mich noch erinnern konnte.

        Dann fand ich bei der Recherche diese Einschätzung vom Spiegel (ehemaliges Nachrichtenmagazin) hier: https://www.spiegel.de/politik/ausland/recht-auf-selbstverteidigung-was-sagt-artikel-51-der-uno-charta-a-1198879.html
        Ist anscheinend alles etwas unscharf. Daß seit 9/11 nun auch nichtstaatliche Angreifer einbezogen werden halte ich für problematisch – Terrorismusbekämpfung ist
        eigentlich Aufgabe von polizeilichen Institutionen. Das wurde damals auch noch in den MSM diskutiert. Heutzutage wird also einfach übernommen, was die USA damals aufgetischt haben – bei Erdogan soll es dann aber auf einmal nicht mehr gelten.

        Bei Wikipedia findet man zu dem Artikel 51 etwas bzgl. einer zeitlichen Verzögerung und der Notwendigkeit den UN-Sicherheitsrat – vorher – anzurufen:
        https://de.wikipedia.org/wiki/Recht_zur_Selbstverteidigung

        Russland hat aber wohl meines Wissens nach erst einen Tag nach dem Angriff mit einer Rede Lawrows Stellung nehmen wollen. Insofern also “knapp verpasst”?
        Da müssten sich wohl die Juristen dran austoben.

        Im Gesamtbild NATO vs. Russland bleibt jedenfalls für NATOstan keinesfalls die moralische Überlegenheit, die uns aufgetischt wird.
        Wieso wird das vom Westen ansonsten mit Füßen getretene Völkerrecht jetzt auf einmal hervor geholt? (Doppelmoral – inoffizielles Synonym for “der Westen”)
        Und wo bleibt die moralische Rechtfertigung, die Attacken der Ukraine auf ihre Ostgebiete – mit ca. 13.000 Toten – auszuschweigen, aber sich bei Russland damals in Tschetchenien (Kampf gegen Terror – es gab sogar Anschläge in Moskau) immer nur Russland bzw. Putin zu bashen (und heute für die “SMO”)?

        Und daß die Politfratzen uns das so auftischen wollen ist schon schlimm genug.
        Das Totalversagen der Medien – auch derer die mit GEZ-finanziertem Auftrag zu sachlicher Information / Bildung daher kommen – ist allerdings das Hauptproblem, denn nur so können die Politfratzen mit Ihrer Kriegsgeilheit auch noch für Unterstützung werben. Ich kann mir Tagesschau usw. jedenfalls nicht mehr regelmässig oder vollständig anschauen.

      2. Dass ich von Völkerrecht wenig verstehe steht außer Frage – außer darin, dass Völkerrecht in die Kategorie „privatrechtlicher Vertrag“ fällt. Also nicht Hoheitliches Recht, denn kein Staat ordnet sich einer übergeordneten Hoheit unter. Falls Sie das anders sehen, sind wir in der Tat uneins. Glaub ich aber nicht so richtig.

        Moralisch sind wir, schätze ich, völlig einig.

      3. Ich fass mal mein Verständnis zusammen. Putin hat die Republiken in Donbass diplomatisch anerkannt. Verstößt zwar gegen Verfassung der Ukraine (schätzungsweise), berührt aber nicht das Völkerrecht, das – in meinem Verständnis – Separation nicht sanktioniert.

        Das sind die zwei gegensätzlichen Standpunkte: Verfassung der Ukraine und Völkerrecht. Was bei deren Zwist dominiert ist der Stärkere. (Meine Sympathie steht fest, aber ich behalte sie für mich.)

        1. @Wolf-Dieter Busch
          Zum Sezessionsrecht heißt es hier – https://qpress.de/2022/03/12/das-voelkerrecht-ist-nur-noch-sonderbares-klopapier/ :

          Völkerrechtlich umstritten ist es, ob es ein “Sezessionsrecht” der Völker (hier: Donezk und Lugansk) gibt. Aber gerade die Nato-Staaten, insb. die BRD, haben – Stichwort: „Kosovo“ – ein solches Sezessionsrecht ja explizit(!) anerkannt!

          Hinzu kommt dies: Gerade die Nato-Staaten, die Jugoslawien sogar noch vor(!) der Anerkennung der Unabhängigkeit des „Staates“ Kosovo überfielen – und auch alle anderen Staaten auf der Welt (diese dürfte die Ukraine – zumindest ab 2014 – einschließen), die diese Völkerrechtswidrigkeit des „Kosovo-Krieges“ nie gerügt hatten – können nun gerade nicht den russischen Einmarsch als „völkerrechtswidrig“ rügen. Denn hier gilt der juristische Grundsatz des widerspruchsfreien Verhaltens bzw., des jur. Grundsatzes „volenti non fit iniuria“.

      4. “(…) bei der Frage, ob bzw. wann Sezessionen legitim sind, betreibt das Völkerrecht eine Art Versteckspiel mit Verfassungsrecht und Politik. Weder statuiert es ein ausdrückliches Recht auf Sezession noch verbietet es dieselbe, sondern überlässt es grundsätzlich dem jeweiligen nationalen Verfassungsrecht, ihre Rechtmäßigkeit zu beurteilen. Lässt uns also das Völkerrecht mit dem Sezessionismus völlig alleine?”
        https://verfassungsblog.de/voelkerrecht-und-sezessionen-legitimitaet-nur-fuer-einigungswillige/

        Selbst der wertereiche Werte-Westen hat keine eindeutige Meinung:
        Katalonien, Schottland und Québec gehören zu NATO-Staaten, wo man Sezessionen eher nicht dulden will. Die Krim gehörte bei ihrer Loslösung 2014 zum gerade durch den Maidan-Putsch an die NATO angebundenen Staat Ukraine, da sieht man es noch viel weniger gern – zumal das Reich des Bösen hinter der Sezession steht. Das ist bei den anderen genannten Beispielen nicht der Fall, weswegen sie eher vornehm beschwiegen werden (man weiß ja nie, ob die Separatisten sich durchsetzen und man sich dann mit ihnen arrangieren muss).

        Separation mit ausländischer Einmischung gab es im “Nachkriegs”-Europa aber nicht erst 2014 mit der Krim (böse, böse), sondern bereits 1999 mit dem Kosovo (gut, da der Wertewesten himself die Rolle des ausländischen Einmischers übernahm).
        Außer der eigenen exzeptionellen Integrität warf der Westen eine Art unumgängliche Nothilfe in die Waagschale: Es gelte, einen unmittelbar bevorstehenden Genozid der Serben an den Kosovo-Albanern zu verhindern.
        Die böse Absicht hatten die selbstlos helfenden NATO-Staaten dem frisch entlarvten “Hufeisenplan” entnommen, was in ihren Augen rund 70 Tage Bombardierung von Belgrad legitimierte, bis Serbiens Widerstand gegen die Sezession ausreichend nachließ.
        Dass der “Hufeisenplan” sich später als eine Erfindung des Westens und damit als eine Zwecklüge zur Bemäntelung der eigenen Übergriffigkeit entpuppte, hat der Werte-Westen längst großzügig vergessen bzw. sich verziehen.

        1. @bekir
          Hier ein Artikel zum Kosovo aus 2014, der auf einen Artikel aus dem Jahr 2000 zurückgeht, http://www.ag-friedensforschung.de/aktuell/ethn-kosovo.html

          Dort heißt es: “Nach Informationen des UNO-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) sind seit Juni 250 000 Menschen aus dem Kosovo vertrieben worden. Nach Schätzungen des jugoslawischen Außenministeriums liegt die Zahl bei 350 000. Die Mehrzahl besteht aus Serben, aber Roma, Juden, Türken und anderen Volksgruppen, die ebenfalls das Ziel massiver ethnischen Säuberungen sind. “

          1. Jugoslawien ist seit 1990 sowieso das Parade-Beispiel westlicher Doppel-Standards:
            Solange Separation gegen das russland-freundliche Serbien gerichtet ist, wird sie unterstützt, serbien-freundliche Separations-Bestrebungen werden dagegen verteufelt und aktiv vereitelt. Der Gesamtstaat Jugoslawien war anfangs de facto stark serbisch gesteuert – also durften Slowenien und Kroation sich loslösen und eigene unabhänige Staaten gründen.

            Innerhalb Kroatiens – ungefähr ein Drittel des Landes – lebten aber Serben, die die neue Freiheit zur Separation erfreut auch für sich in Anspruch nehmen wollten und die “Republik Serbische Krajina” gründeten, die in Wikipedia aber abfällig als “ein international nicht anerkanntes De-facto-Regime” bezeichnet wird.
            Klar doch, diese Dunkelmänner beabsichtigten etwas, was die Nato überhaupt nicht ausstehen konnte: den langfristigen Zusammenschluss mit der benachbarten “Republika Srpska” (=serbisches Teilgebiet von Bosnien-Herzegowina) und dem heute noch bestehenden Kernstaat Serbien (=dem dann die Nato 1999 allerdings das Kosovo weg-amputierte).

            Es gab Krieg, von 1991 – 1995, und seither gehört man wieder zu Kroatien.
            Die Details dazu verrät uns Wikipedia etwas versteckt:
            Den “Z4-Plan” von 1995 (erstellt von Vertretern der USA, Russlands, Frankreichs und Deutschlands) zur friedlichen Wieder-Eingliederung, lehnten die Serben leider ab, weil sie weiterhin lieber mit Serben-Gebieten fusionieren wollten.
            Pech für sie, denn so etwas konnte der Werte-Westen absolut nicht akzeptieren; Wikipedia:
            “Die serbische Ablehnung des Plans war ein wesentlicher Grund für die westlichen Staaten und insbesondere die USA, Kroatien offen militärische Unterstützung zur Rückeroberung des Krajina-Territoriums zu geben.”

            Wikipedia berichtet von Massakern, ethnischen Säuberungen und anderen Gräueln – nicht aber, warum seit 1995 so schön Frieden im Lande Krajina herrscht: Von den ethnisch weg-gesäuberten Kroaten und Serben durften nämlich nur die Kroaten zurückkehren, die künftig die für Zagreb pflegeleichten Untertanen stellten – aus einer usprünglich serbischen Mehrheitsbevölkerung in dieser Provinz war jetzt eine kroatische geworden.
            2002 gab ein kroatisches Gesetz den Krajina-Serben ein Rückkehrrecht, dessen Umsetzung zweifelnde Medien allerdings gleich als “humanitären Kraftakt mit ungewissem Ausgang” bezeichneten,
            https://www.nd-aktuell.de/artikel/21647.krajina-serben-erhalten-rueckkehrrecht.html

            Nach den 1995 unterbundenen “bösartigen” Separations-Gelüsten der Krajina-Serben entdeckten die USA 1999 die “gutartigen” und daher förderungswürdigen Gelüste, das überwiegend albanich besiedelte Kosovo von Serbien abzuspalten.

            2022 – jetzt will die serbische Teil-Republik sich ganz oder sehr stark aus Bosnien-Herzegowina herauslösen, hat der Werte-Westen wieder extrem starke Bedenken gegen Separation. Eine sehr seltsame und doch vorhersehbare Flexibilität!

            Kriegsverbrechen gab es 1991 – 1995 bei der Rückerorberung der serbisch besiedelten separatistischen Krajina durch Kroatien natürlich auf beiden Seiten – und eine höchst interessante Aufarbeitung derselben; Wikipedia:
            “Vom Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien wurden Führer der serbischen und der kroatischen Seite wegen Kriegsverbrechen verurteilt; die Verurteilungen der kroatischen Generäle wurden 2012 vom Berufungsgericht aufgehoben.”
            Klaro, das bedarf keiner näheren Begründung: Die wackeren Kroaten haben doch nur ihre heilige Heimaterde gegen böse Separatisten verteidigt …

            Wer jetzt an die Ukraine denkt, hat etwas Wesentliches begriffen …

  3. Das Völkerrecht ist definitiv Makulatur geworden, denn sobald es den größenwahnsinnigen Amis nicht gefällt, hat es keine Bedeutung mehr. Die machen was sie wollen und der Rest der Welt, der sich glaubt an diese Regeln halten zu müssen, wird vera…. u. hinkt hinterher.

  4. “…Letzte Meldung: Das Imperium hat das Naziproblem gelöst! Damit es nicht mehr von “russischen Propagandisten” ausgenutzt wird, wechseln Asov-Milizen ihr SS-Logo. Also Achtung: Raider heißt jetzt Twix, Al Qaida heißt jetzt Al Nushra, die Wolfsangel-Nazis sind keine mehr und wer ihren Helden Stepan Bandera als Nazi bezeichnet, macht sich nach dem von Mini-Diktator Zelenski erlassenen Gesetz vom 22. Mai strafbar. Noch hat er zwar nicht gefordert, dieses Gesetz auch in das deutsche Strafgesetzbuch zu übernehmen, aber wie wir seinen Gaga-Botschafter Melnyk kennen, kann das nicht mehr lange dauern…”

    Wieder mal ganz typisch für die US-Amerikanische Infantile Teenagerseele. Mach ein neues Label drauf und der Kunde frißt jeden Dreck!

    So ist das, wenn man der eigenen Werbe-Industrie geistig zum Opfer fällt, am Ende glaubt man seine eigenen Lügen (bzw hat vergessen, das es überhaupt mal Lügen waren!). Das Endstadium jeder Propaganda.

  5. Der US-Ökonom Michael Hudson skizziert im Interview mit Peter Scott
    “die künftige Weltordnung und macht deutlich, dass dabei vor allem Europa unter die Räder kommt”,
    https://www.rubikon.news/artikel/der-suizidale-kontinent

    Das kümmert die oliv-grüne Partei nicht; sie hat andere Schwerpunkte:
    “Mit bellizistischen Forderungen wie derjenigen nach einem Ende der ,Kriegsmüdigkeit’ kann Außenministerin Annalena Baerbock bei der Wählerschaft der Grünen auf überdurchschnittliche Zustimmung hoffen. Dies geht aus aktuellen Umfragen über die Haltung im Milieu der Partei zu Aufrüstung und Waffenlieferungen an die Ukraine hervor. Demnach wird die Ansicht, man müsse ,bereit sein …, sein Land und die Freiheit mit allen Mitteln zu verteidigen’, von Anhängern der Grünen entschiedener vertreten als von Anhängern aller anderen Parteien”,
    https://www.nachdenkseiten.de/?p=84358#h06

    Die haarige Jesus-Parodie Toni Hofreiter meint zu Waffenlieferungen:
    “Lasst uns das einfach tun.”
    … woraus Jens Berger von den NDS folgert:
    “Wer jetzt noch die Grünen wählt, ist kein Mitläufer, sondern ein Mittäter”,
    https://www.nachdenkseiten.de/?p=84345

    1. Gestern berichtete das ZDF über Menschen, die aus Mariupol flüchten bzw. (die Kampfhandlungen sind ja beendet) einfach von dort wegziehen wollen.
      Die Russen hätten ihnen keine Möglichkeit gegeben, nach Westen zu fliehen (da werde man beschossen), sondern nur nach Osten, nach Russland.

      Die besorgten Reporter fragten sich die ganze Reportage über immer wieder, ob hier vielleicht eine rechtswidrige Verschleppung oder Deportation von Zivilisten vorliege.
      Dass in Richtung Westen nun mal die Front ist (sowie aktuelle und demnächst akute Schlachtfelder) und die zu befürchtende Beschießung daher eben nicht durch russisches, sondern durch ukrainisches Miltiär erfolgt – diese Frage wurde nicht erörtert.

      Den Abwanderungs-Willigen waren von den Russen mehrere Vorschläge gemacht worden, wo sie hin können. Sie konnten russische Papiere bekommen und ein Startgeld am neuen Wohnort. Die Reporter konnten sie in Mariupol befragen und am neuen Wohnort besuchen und erneut befragen – wieso daher der Transport dorthin eine “Deportation” sein soll bleibt das Geheimnis des ZDF. Die “Neusiedler” trauerten zwar der alten Heimat und dem alten Wohlstand in Friedenszeiten nach (welcher Kriegs-Flüchtling tut das nicht?), aber als “deportiert” bezeichnete sich niemand, auch nicht versteckt oder andeutungsweise. (Ein Teil von ihnen waren Männer im wehrpflichtigen Alter und machten ganz und schon mal gar nicht den Eindruck, als hätten sie sie lieber in Richtung Westen fliehen wollen, um von Selenskis Armee zum Militärdienst eingezogen zu werden.)

      Unsere “unabhängigen Qualitäts-Journalisten” sehen sich wohl in der Pflicht, ein neues russophobes Narrativ zu kreieren, das so substanzlos-absurd ist, dass sie es gleich selber (mit den eigenen Worten im eigenen Beitrag) widerlegen.

      So z.B. auch die ZEIT Anfang Mai; auf die großmäulige Artikel-Überschrift
      “Zur Ausreise nach Russland gezwungen” …

      … folgte eine auffällig kleinlaute
      “(Teil-Überschrift: ) Geschieht die Ausreise freiwillig oder wird sie erzwungen?
      (Text:) Die Frage ist entscheidend für rechtliche Folgen, lässt sich derzeit aber nicht grundsätzlich beantworten.”
      https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-05/russland-ukraine-krieg-entfuehrung-zivilisten

      Den behutsamen, menschen-schonenden Vorrücken der Russen hat man ja schon früh (mit Entrüstung) in einen “Genozid / Vernichtungskrieg” umgelogen, den man dann (mit Häme) als “ins Stocken geraten” vorsätzlich missdeutete. Und dem redefreudigen Clown Selenski gelingt es fast in ein und demselben Satz eine “Katastrophe im Donbass” zu beklagen und den kurz bevorstehenden “Sieg im Donbass” zu feiern.

      Letzterer bleibt vorläufig in Wartestellung, da Kanzler Scholz einfach nicht der Vorladung zum Rapport nach Kiew folgt (wie das Trio infernale – Strack-Zimmermann, Hofreiter, Roth) und wir Deutschen nicht schnell und umfangreich genug die bestellten Gratis-Waffen geliefert haben.
      An dieser Stelle dürfen / sollen wir uns alle jetzt kollektiv schuldig fühlen.

  6. Und wieder bekommt die Ukraine ihr Getreide geklaut. Diesmal nicht von Sowjetkommissaren sondern vom Wertewesten. Holdomor 2.0?

    1. Die Propaganda hier im Westen hat sogar extrem viel gebracht. Die meisten glauben den Bullshit, der im Fernsehen gesendet wird 1:1.

      Die könnten berichten, das Putin in Wirklichkeit ein ganz superböser Reptiloid ist, die Hypnotisierten Deutschen nehmen alles gierig auf, wie ein trockener Schwamm (dem ist es auch egal, welcher Art die Flüssigkeit ist, die er aufsaugt).

      Durch die allgegenwärtige Werbeindustrie. Jeder Film wird alle 10 Minuten unterbrochen und auf (fast) jeder Webseite wird sie einem formatfüllend um die Ohren gehauen. Viele machen sich viel zu wenig klar, wie extrem übergriffig und gleichzeitig raffiniert Werbung gestaltet ist. Auch nicht, das sie dazu da ist uns etwas konsumieren zu lassen , was wir eigentlich weder brauchen noch wollen. Das sind recht tiefgreifende unbewusste Beeinflussungen hinter denen viel Wissen steckt.

      Deshalb funktioniert die Propaganda im Westen so gut. Nicht weil irgendwas davon stimmt, sondern weil sie psychologisch sehr ausgefeilt ist. Ich kann dazu nur das Buch von Albrecht Müller (Nachdenkseiten) empfehlen: “glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst”.

      Deshalb ist Russland da im Westen auch etwas Propagandamäßig ins Hintertreffen geraten: Im Westen weiss man einfach viel besser, wie man glaubwürdig lügt, dank Werbeindustrie z.B.!

  7. Die schon immer kräftig in Regime Changes investierenden Amis wollen jetzt anscheinend ganz tief in die Schatulle greifen um der Ukraine zu helfen – ein Game Changer? Scott Ritter meint (mit Blick auf vergangene Aktionen in Vietnam, Irak Afghanistan und anderswo): Nein!

    “Mit einem 40-Milliarden-Dollar-Plan steuern die USA auf ein Scheitern in der Ukraine zu”,
    https://rtde.website/meinung/139758-mit-40-milliarden-dollar-plan/

    “Während es undenkbar erscheint, dass die Mitglieder des Kongresses die Lehren aus Afghanistan so schnell vergessen haben, wenn es darum geht, einem zutiefst korrupten politischen Regime in der Ukraine Milliarden von Dollar an schlecht verwaltetem Geld zur Verfügung zu stellen, ist die Realität, dass die USA eine Geschichte der Bereitstellung von Militärunterstützung für korrupte Elemente haben, die die gewünschten Ziele niemals erreichten.”

    “Oberflächlich scheint es hier nur um Waffen zu gehen” – Selenski hat aber bereits angemeldet, dass bis zu sieben Milliarden Dollar pro Monat benötigt werden, um den ukrainischen Staatsapparat insgesamt am Laufen zu halten.
    Scott zufolge sind sich die US-Parlamentarier nicht bewusst, dass ein Großteil dieses Geldes verwendet wird, um die Gehälter und Renten ultrarechter ukrainischer Politiker und Soldaten zu bezahlen, die eine neonazistische Ideologie vertreten.
    Wären sie sich dessen bewusst, könnte es wie 2015 einen Shitstorm geben und einschränkende Gesetze (2015 folgt der öffentlichen Empörung ein Gesetz, das die Ausbildung der Mitglieder von Asow durch das US-Militär sowie jegliche Weitergabe von US-Waffen an Asow verbot.)

    Nachdem sich der frühere US-Staatssekretär Henry Kissinger für eine friedliche Lösung der Ukraine-Krise und einen neutralen Status des Landes ausgesprochen hat, erscheint dieser auf der ukrainischen Denunziations-Website “Mirotworez”. Damit gilt Kissinger nun als “Feind der Ukraine”,
    https://rtde.website/international/139610-feind-ukraine-henry-kissinger-in/

    Kissinger ist ein alter Fuchs, der in seiner aktiven Zeit wenig Skrupel hatte, US-Interessen auch “unsanft” durchzuboxen. Aber er ist ein Realist: 2014 warnte er davor, Putin zu dämonisieren und riet dazu, die Ukraine als eine Brücke zwischen Ost und West zu sehen, die nicht in die NATO gehöre. Mag sein, dass er heimlich hoffte, zum Nutzen der USA die Ukraine langfristig und friedlich Moskaus Einfluss entziehen zu können, da der russische Bär gutmütig und schwerfällig ist. Er weiß jedenfalls, dass dieser Bär beim Überschreiten gewisser roter Linien von Gemütlichkeit in den Kampfmodus umschaltet und dass es äußerst unklug und kostspielig ist, dies zu riskieren.

    Da man nicht auf ihn hörte, sah er neulich in Davos für die Ukraine nur die Möglichkeit, durch Gebietsabtretungen den (nicht gewinnbaren) Krieg wenigstens abzukürzen.

    Auch der inzwischen verstorbene Hardliner Zbigniew Brzezinski hatte in jüngeren Jahren seine diabolische Freude daran, die Sowjets 1979 in ihr afghanisches Debakel zu locken, um ihnen ihr eigenes “Vietnam” zu bereiten (die US-Schmach im Original-Vietnam lag erst kurz zurück: 1975). Der US-Präsidenten-Berater, der als ethnischer Pole im Gebiet der heutigen Ukraine geboren wurde, galt als Russland-Hasser.
    Ab 1990 hoffte er offen, Russland endgültig als Weltmacht ausmustern zu können, wenn es gelinge, die Ukraine dem russichen Zugriff zu entziehen.

    2015 forderte er Waffenlieferungen an die Ukraine und drohte im SPIEGEL-Interview Putin mit Krieg, falls Russland im Baltikum einmarschiert. Er hatte den alten Biss also bestimmt nicht verloren – und dennoch machte er (ganz Realist wie Kissinger) am Ende des Interviews erstaunlicherweise einen Lösungs-Vorschlag, für den man heutzutage von den regierenden deutschen Sofa-Bellizisten aus der Partei ausgeschlossen wird (zumindest aus SPD und Nato-Grüne):

    “Es braucht ein ähnliches Arrangement wie jenes zwischen Russland und Finnland, das seit Jahrzehnten für Stabilität und Frieden sorgt. Die Ukraine sollte das Recht haben, ihre politische Identität frei zu wählen und sich enger an Europa zu binden. Gleichzeitig muss Russland versichert werden, dass die Ukraine nicht in die Nato aufgenommen wird. Das ist die Lösungsformel.”
    https://www.spiegel.de/politik/ausland/interview-mit-brzezinski-usa-russland-im-kalten-krieg-a-1040744.html

    Vermutlich würde auch Brzezinski (wie Kissinger) nüchtern feststellen, dass Westen und Ukraine die Sache verbockt haben und der Preis gestiegen ist – wohlgemerkt, der Preis, den man selber zahlen muss. Nicht der Preis, den westliche Politiker vor laufenden Kameras ständig vollmundig ihre Feinde zahlen lassen wollen, ohne dass sie wirklich die Macht- und Zwangsmittel dazu haben.

  8. “Ukraine, Deutschland und die EU: Der Sachstand”
    Gert Ewen Ungar auf RT Deutsch:
    “Kiew droht den militärischen, die EU den wirtschaftlichen Teil des Krieges zu verlieren.”
    https://test.rtde.tech/meinung/139865-ukraine-deutschland-und-die-eu-der-sachstand/

    “Während westliche Medien die russische Operation in der Ukraine schon mehrfach für gescheitert erklärt haben, wird nun auf der faktischen Ebene mit den zunehmenden Erfolgen der russischen Armee das Ziel immer klarer: Die Ukraine wird ein Binnenstaat ohne Zugang zum Meer. Der Süden und der Osten der Ukraine werden aller Voraussicht Teil der Russischen Föderation. Man wird da im Westen jammern und mit den Zähnen knirschen, aber das ist die Antwort Russlands auf die Weigerung der Ukraine und der westlichen Garantiemächte Deutschland und Frankreich, Minsk 2 umzusetzen.”

    “Angesichts der Bilder schlecht ausgerüsteter ukrainischer Soldaten stellt sich zudem die Frage, was mit all den Waffen passiert ist, welche der Westen geliefert hat. Wurden die auf dem Hinweg vom russischen Militär zerstört? Wurden die auf die Schwarzmärkte umgeleitet und zu Geld gemacht, das in die Kassen ukrainischer Politiker und Oligarchen floss? Die zweite Erklärung wäre keine gute Nachricht für die Sicherheit in Europa.”

    Nach Ewens Meinung “ist sich Russland darüber im Klaren, dass die Sanktionen auch nach Ende der Kriegshandlungen in der Ukraine nicht gelockert werden. Die EU hat kein Ausstiegsszenario. Sie hat auch keine Idee für eine Zeit nach dem Krieg. Die EU will nur eines: Russland muss verlieren. Russland muss vernichtet werden. Ein Plan B existiert nicht.”

    Somit stürzen sich die fanatisierten und realitätsfernen EU-Lemminge absehbar selbst über die Klippen:
    “Sollten sich die russophoben Hardliner durchsetzen und tatsächlich ein Gas-Embargo gegen Russland verhängt werden, wie das beispielsweise der wirtschaftspolitisch naive Spiegel-Journalist Christian Neef immer wieder anmahnt, dann setzte Deutschland in Eigenregie schließlich doch noch den Morgenthau-Plan um.”

    Warnende Stimmen wie Ex-Außenminister Henry Kissinger finden kein Gehör mehr, obwohl Kissinger bestimmt kein Pazifist geworden ist, sondern einfach realistisch erkennt: Ein völliges Ausgrenzen Russlands schadet den West-Interessen, denn es wird Russen und Chinesen noch enger aneinander binden und in eine schier unüberwindliche Abwehr-Stellung gegen den Westen bringen.

    Dem ganzen wahnwitzigen Augen-zu-und-durch-Gehabe zum Trotz: Nach Ende des quasi-heiligen Krieges werden die Deutschen sich um unangenehme Fragen nicht herum kommen nach dem Verhalten des Wertewestens und seiner Freunde:
    – dem offenen Rassismus in der Ukraine,
    – den Forschungen an Biowaffen, an denen wohl Deutschland beteiligt war
    – die militärisch sinnlose Bombardierung von Donbass-Zivilisten durch Kiew

  9. Von Russland lernen, heißt siegen lernen. Jedweder Angiff in den letzten hunderten von Jahren war ein Fehlschlag der angreifenden West-Truppen.

    Und auch angesichts des aktuellen Statements von Fr. Baerbock in der ARD-Sendung Brennpunkt: “WIR brauchen einen langen Atem” (bitte hier mal um die Definition von WIR), was eigentlich passieren wird, wenn die Russen gewinnen?

    Und nicht nur militärisch in der Ukraine, sondern in Zusammenarbeit mit den Chinesen auch den Wirtschaftskrieg.

    Hat unsere um einen möglichen deutschen Kriegseintritt bemühte Regierung auch ein diesbezügliches Ausstiegsszenario oder setzt sie mal wieder zu 100% auf den Endsieg?

    Irgendwann fängt man ja an, seine eigene Propaganda zu glauben. Wider besseren Wissens.

  10. Die stets mit großem Halstuch getarnte FDP-Vampirette Strack-Zimmermann, eine der Ikonen des neuen deutschen Militarismus, sitzt seit Monaten mit finster-grauer Miene in den TV-Talks auf allen Kanälen und treibt ihren Kanzler vor sich her, er solle gefälligst schnell, viel und hochwertiges Waffenmaterial in die Ukraine senden, damit das mit dem alternativlosen Siegfrieden was wird.
    Jetzt verlangt sie den systematischen Aufbau von Feindbildern für die Bundeswehr und benennt als erstes: Russland,
    https://www.jungewelt.de/artikel/427698.sieg-%C3%BCber-russland.html

    Kriegsfieber statt journalistischer Talk: Markus Lanz und zwei seiner Gäste (Strack-Zimmermann und der CNN-Journalist Frederick Pleitgen) eröffneten während der Diskussion gemeinsam eine eigene Front – gegen die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot, deren friedenspolitische Position den drei Bellizisten wohl zu viel des Guten war.
    Laut Markus Klöckner setzten die drei “anstelle von Argumenten auf Empörung, Moralisierung, Emotionalisierung und eine verzerrte Realität”.
    Der verdutzte Lanz musste sich von Guérot erklären lassen, dass er erst mal wissen muss, von welchem Krieg er eigentlich redet: Es gibt einen „ukrainischen Bürgerkrieg“, einen „russischen Angriffskrieg“, einen „Stellvertreterkrieg der NATO“ und einen „Informationskrieg“. Und dann sagt Guérot auch noch: „Der Schlüssel zu diesem Konflikt liegt bei Amerika.“
    Letzteres sagte zwar bei anderer Gelegenheit auch ein Elder Statesman wie Klaus von Dohnanyi, dem kaum ein Talk-Partner das Wasser reichen kann. Aber all das und noch viel mehr war Lanz und den beiden anderen Waffen-in-die-Ukraine-Schiebern zu viel. Durch ihre Angriffslust entlarvten sie sich aber letztlich selbst.
    Klöckner: “Lanz, Pleitgen und Strack-Zimmermann standen am Ende nackt da”,
    https://www.nachdenkseiten.de/?p=84493

    Der Nahost- und Geopolitik-Experte Michael Lüders merkt an, dass man in Washington viel weiter denkt als bei den Vassallen in Berlin und Brüssel, wo man brandgefährlich stur nur in eine Richtung denkt und von immer schwereren Waffen und immer zahlreicheren Sanktionen faselt. In den USA gibt es in dieser Frage längst zwei konkurrierende Lager,
    https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/ukraine-krieg-in-washington-denken-sie-viel-weiter-als-in-berlin-und-bruessel

    Auch beim britischen Guardian sieht man nüchtern: Russland ist dabei, den wirtschaftlichen Krieg zu gewinnen – und Putin nähert sich keineswegs einem Truppenrückzug.
    Zu Sanktionen gegen ihn habe man nicht gegriffen, weil das die beste Option war,
    sondern lediglich, weil es halt besser war als die zwei gegensätzlichen (und beide problematischen) Hauptoptionen: einerseits gar nichts zu tun oder andererseits sich selber voll ins Kriegsgeschehen zu stürzen,
    https://www.theguardian.com/commentisfree/2022/jun/02/russia-economic-war-ukraine-food-fuel-price-vladimir-putin
    (Das klingt zwar gut, verschleiert aber, dass die Selbst-Schädigung der Europäer nicht so völlig unbeabsichtigt war – man möge bei US-Strategen mal nachlesen, was sie für ihre Vassallen und angeblich besten Freunde an Zumutungen bewusst einplanen.)

    Eine ausführliche und informative Geschichte der US-amerikanischen Geopolitik gegenüber Sowjetunion / Russland seit Präsident Carter liefert Alfred Weber,
    https://www.nachdenkseiten.de/?p=84394

    Der weitgehend deindustrialisierten Militärmacht USA stehlen seit 20 Jahren die aufstrebenden Mächte China und Russland die Show: Wozu sollen Europäer noch an NATO, Rüstungsausgaben und hegemonialer Bevormundung durch die USA festhalten, wenn auf dem eurasischen Kontinent friedlich und angstfrei eine Handels- und Wohlstandszone zum allseitigen Wohlgefallen der Beteiligten (also nicht der USA) entsteht? Der Hegemon möchte in den Augen seiner Vassallen einer bleiben, der noch unbedingt gebraucht wird und dem man sich daher gerne unterwirft.

    Laut der unvermeidlichen Victoria Nuland komme es darauf an, “einen passend offensiven Zwischenfall zu schaffen und dann Russland als Aggressor darzustellen”.
    Was inzwischen ja zweifellos so gut gelungen ist, dass die europäischen Lemminge sich lieber von den Klippen stürzen, anstatt ihr Gehirn einzuschalten.

    Der gute Aufsatz zeigt allerdings am Schluss Schwächen, weil der Autor “angesichts der drohenden Klimakatastrophe” nicht verstehen kann, “weshalb Putin sein durchaus berechtigtes Sicherheitsinteresse mit einem Angriffskrieg wahren wollte”.
    Es wäre “doch viel schlauer gewesen, diesen Angriff zuzulassen und dann der Welt als Beweis für die aggressiven Absichten der Ukraine (und der USA und Nato) vorzulegen.”

    Die russische Leidensfähigkeit war schon im 2. Weltkrieg groß und auch Putin hatte eine übergroße Geduld, aber beim Überschreiten roter Linien geht es nicht bloß um Imponier-Gehabe, Gesichtswahrung oder gute Außenwerbung, sondern ums Eingemachte.
    Zudem gelingt es der US-Propaganda mühelos, jegliche verdienstvolle Vorgeschichte vergessen zu machen und ihn und sein Volk als tumbe Barbaren hinzustellen – und dagegen z.B. die US-gezüchteten Asow-Nazis als Unschuldslämmer, Opfer und heldenhafte Märtyrer.

    Solange Russland der teuflisch guten und haushoch überlegenen US-Propaganda nichts Gleichwertiges entgegensetzen kann, muss dringend vom ganz und gar nicht schlauen Spielen mit der Opferrolle abgeraten werden. Schon gar nicht dem Klima-Gott zuliebe, den die angeblich klima-besorgten Amis auf dem Altar ihrer Profitgier ganz schnell opfern, wenn ihr besonders dreckiges Fracking-Gas das deutlich umweltfreundlichere Erdgas der Russen verdrängen kann.

    Übrigens: Nach acht Jahren Beschuss der Donbass-Russen durch Bandera-Nazis ist das Thema “Opfer spielen” mehr als ausgelutscht. Akzeptierte der Wertewesten dies als “Beweis für die aggressiven Absichten der Ukraine (und der USA und Nato)”?
    Nein, keineswegs: Hofreiters zotteliger Toni und die FDP-Vampirette ignorierten die ab 2014 angefallenen ca. 14.000 Toten anfangs in ihren Ergüssen (ab 24. Feb. 2022) völlig – inzwischen vereinnahmen sie sie lautstark und tun so, als gingen sie auf Putins Konto!

    Werner Rügemer fordert das “notwendige Ende der Amerikanisierung Europas” – aber seine Zustandsbeschreibung liefert eine deprimierendes Panoptikum, wie der große Hegemon mit seinen Konzernen etc. Europa “militärisch, investiv, außenpolitisch, finanziell, kulturell, geheimdienstlich” an der kurzen Leine hält, schon seit dem 1. Weltkrieg (sozusagen auch eine Art “full spectrum dominance”).

    “Die deutsche Bundeskanzlerin ließ sich und ihre Regierungsmitglieder von US-Geheimdiensten ausspionieren. Aber selbst als dieses Mal zufällig und kurzzeitig bekannt wurde – Frau Merkel unternahm nichts dagegen. Das gehört seit Bundeskanzler Adenauer zum Standard dieser besonders tiefen transatlantischen »Freundschaft«. Ergebnis: Die Macht Deutschlands und der EU erodiert, auf allen technologischen und geostrategischen Gebieten.”

    Es bleibt zu befürchten, dass das “notwendige” Ende der Amerikanisierung am Ende nur ein wünschenswertes ist, kein geschichtlich zwangsläufig sich einstellendes.
    Jedenfalls eines, das die Europäer nicht aus eigener Kraft hinbekommen, sondern nur erleben werden, wenn der Hegemon sich selber (z.B. anhand seiner zahlreichen inneren Widersprüche) zerlegt,
    https://www.nachdenkseiten.de/?p=84498

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