Dass Fifa-Funktionäre korrupt sind, ist nichts Neues. Dass das System der Fifa, bei deren Abstimmungen die Stimme der Salomon-Inseln soviel zählt wie die des DFB mit 6,5 Millionen Mitgliedern, zum Stimmenkauf prädestiniert ist, dass der Fifa-Boss Blatter diese diskrete Kunst aus dem EffEff beherrscht und dass diverse Staatsanwaltschaften in verschiedenen Ländern den Machenschaften des milliardenschweren Weltfußballverbands seit Jahren auf der Spur sind – auch das ist nicht erst seit gestern wohl bekannt. Ohne dass sich dadurch an der Herrschaft Blatters und seinem System irgendetwas geändert hätte. Auch jetzt, nachdem sieben Funktionäre durch die Schweizer Polizei, die einem Haftbefehl aus den USA folgte, festgenommen wurden, steht Sepp Blatter wieder zur Wahl. Und tut, als ob außer der Entdeckung einiger schwarzer Schafen gar nichts passiert sei. Auf sein System und seine Wiederwahl kann sich Blatter offenbar verlassen. Auch wenn es in den nächsten Wochen noch weitere “bad news” in Sachen Fifa gibt, wie er in seiner Eröffnungsrede ankündigte. Nur wer als CEO die Umsätze und Gewinne seines Konzerns vervielfacht hat, kann sich seines Amts derart sicher sein. Das können seine festgenommenen Kollegen nicht, die gegen das Auslieferungsbegehren der USA Rekurs eingelegt haben. Nun müssen Schweizer Gerichte überprüfen, ob die 167-seitige Anklageschrift des US-Justizministeriums eine Auslieferung rechtfertigt.
Während Russland gegen die aufsehenerregende Festnahmeaktion als weitere Einmischung der USA in internationale Angelegenheiten protestierte – Putin fürchtet angeblich, dass Unsauberkeiten der WM-Vergabe nach Russland 2018 ans Licht kommen – sieht auch der Berner Staastsrechtler Jörg Paul Müller einen “sehr dürftigen Bezug” der Affäre zu den USA: «Die Beschuldigten haben amerikanische Konferenzräume und technologische Einrichtungen benützt. Dies stellt nach unserem Rechtsempfinden einen sehr dürftigen Bezug zwischen den Straftaten und den USA dar». Handelt es sich also nur um einen anti-russischen PR-Coup bei dem die Schweizer Behörden zwecks Klimaverbesserung mitspielten – und die Schweiz, wie es im “Tagesanzeiger” heißt, “nach dem jahrelangen Ringen um Kooperation in Steuerfällen nun einen besonders guten Willen zur Kooperation in anderen Deliktskategorien zeigen will. Womöglich zu gut ?”
Die Frage läßt sich erst beantworten, wenn die Belastbarkeit der Beweise für Korruption, Geldwäsche etc. überprüft ist, die das FBI schon seit drei Jahren gesammelt hat, und geklärt ist ob die Gerichtsbarkeit der USA überhaupt greift. Anschuldigungen gegen die Fifa gibt es seit Jahrzehnten, zu einer rechtsstaatlichen Verurteilung hat noch keine geführt. Das weiß auch Blatter, der seit 37 Jahren die Strippen zieht und seit 14 Jahren als Präsident von den 209 Mitgliedsnationen mindestens so hofiert wird wie Obama oder der Papst. (Im Bild erhält er von Angela Merkel das Bundesverdienstkreuz.) Seine Fifa-Kirche ist eine supra-nationale Insititution, deren gigantischer Unterhaltungsmaschine die Staaten bereitwilligst Tribut, Steuergelder und Gemeinnützigkeit zollen und dieses System samt seiner korrupten Struktur seit Jahrzehnten akzeptieren. Einfach nur “Blatter muß weg” zu fordern wird an diesem System nichts ändern, genausowenig wie das Einsperren von ein paar Funktionären. Solange kein Konzept zur Reform der Fifa vorliegt und durchgesetzt wird, solange bleibt der Ball rund und sein Weltverband korrupt.