Die deutsche Fregatte “Hessen” soll die US-Operation “Wohlstandssicherung” unterstützen, um die Durchfahrt israelischer Frachter im Roten Meer und Suez-Kanal sicher zu stellen, die von den Huthi-Kämpfern des Jemen seit Wochen blockiert wird. Wie aus der jemenitischen Wüste gemeldet wird, ist angesichts dieser Nachricht unter den Huthi-Milizen das großes Zittern ausgebrochen: dass es kein Erbarmen gibt, wenn “die Hesse komme” ist selbst den Äppelwoi-Verächtern in Sanaa wohl bekannt.
Wenn also die gefürchtete deutsche Kriegsmarine demnächst vorfährt – bestückt mit Kampfhubschraubern, Luftabwehrraketen und 240 Mann Besetzung – wird der Huthi hurtig die Sandalen ausziehen, die Waffen niederlegen und die Blockade aufgeben. Was sonst? Unter Leitung der kompetenten NATOstan-Strategen haben Briten und Amerikaner schon mit Bombardements begonnen, da kann also nichts mehr schiefgehen. Laut einem Sprecher der jemenitischen Widerstandsbewegung wurden bei den 73 Bombeneinschlägen bereits fünf Huthi- Kämpfer getötet und sechs verletzt. Es geht also voran bei der “Befreiung” des Roten Meers: schließlich feuern wir mit 2-Millionen-Dollar Raketen auf 2000-Dollar-Drohnen, da ist es keine Frage, wer am Ende den militärischen Sieg feiern wird. Oder doch? Haben diese verschlagenen Huthi-Wickelmützen den Westen etwa in eine Falle gelockt ? Bekanntlich haben die ebenso brutalen wie nutzlosen Bombardements, mit denen die Saudis mit US-Unterstützung das Land acht Jahre lang überzogen haben, nicht geholfen, ihren Widerstand zu brechen. Stattdessen haben sie die größten Raffinerien in Saudi-Arabien mit ihren Drohnen in Brand gesetzt, was die Saudis a) dazu brachte, mit den Huthis einen Waffenstillstand zu arrangieren und b) die Erkenntnis, dass die teuren Wunderwaffen und Flugabwehr ihrer “Schutzmacht” USA wenig taugen. Mehr davon nun mit einer Flottille zur “Wohlstandssicherung” heran zu schippern wird nicht helfen, auch wenn die erbarmungslosen Hessen dabei sind: so wie Israel die “Hamas” nur mit Massenmord der Zivilbevölkerung vernichten kann, können auch die Huthis im Jemen nur per Genozid beseitigt werden. Das ist also keine Option, auch wenn mit der Invasion in Gaza der “regelbasierte Völkermord” jetzt offenbar in die westliche internationale “Ordnung” aufgenommen werden soll. Willkommen in der neuen Asymmetrie der multipolaren Welt, wo eine winzige Huthi-Streitmacht mit einer kleinen See-Blockade den palästinensischen Widerstand unterstützen und einen Waffenstillstand in Gaza erreichen will – und den gesamten globalen Schiffsverkehr durcheinander bringt. Und dabei wie Pepe Escobar schreibt, “die koloniale und neokoloniale Kontrolle über Afro-Eurasien in Stücke schlägt”:
“Der westliche Imperialismus und später der Turbokapitalismus waren schon immer davon besessen, sich den Jemen einzuverleiben, ein Prozess, den Isa Blumi in seinem großartigen Buch “Destroying Yemen” so beschreibt, dass “die Jemeniten zwangsläufig ihrer historischen Rolle als wirtschaftlicher, kultureller, geistiger und politischer Motor für einen Großteil der Welt des Indischen Ozeans beraubt werden”.
Der Jemen ist jedoch unbesiegbar und, getreu einem lokalen Sprichwort, “tödlich” (Jemen Fataakah). Als Teil der Achse des Widerstands ist die jemenitische Ansarallah nun ein Hauptakteur in einem komplexen eurasischen Drama, das die Konnektivität im Kernland neu definiert und neben Chinas Belt- and Road Initiative (BRI), dem von Indien, Iran und Russland geführten Internationalen Nord-Süd-Verkehrskorridor (INSTC) und Russlands neuer Nördlicher Seeroute auch die Kontrolle über strategische Engpässe im Mittelmeer und auf der arabischen Halbinsel umfasst.
Dies ist ein völlig anderes Paradigma der Handelskonnektivität, das die westliche koloniale und neokoloniale Kontrolle über Afro-Eurasien in Stücke schlägt. Ja, BRICS+ unterstützt den Jemen, der mit einem einzigen Schachzug die Pax Americana mit der Mutter aller geopolitischen Probleme konfrontiert hat.”
Alastair Crooke schreibt über die “bemerkenswerte Ruhe” die Russland, Iran und China angesichts der Konfrontationen in Gaza, Israel und im Roten Meer walten lassen: sie schauen zu, wie sich der Hegemon in eine Reihe strategischer Fehler hineinziehen lässt, die die globale Ordnung zweifellos zu ihrem Vorteil umgestalten werden. Die “Hessen”, deren Einsatz im Bundestag noch beschlossen werden muss, wird daran nichts ändern.
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Unterdessen wird Südafrika für seine Anklage wegen Völkermord vor dem Internationalen Gerichtshof von Israel als “legaler Arm der Hamas” bezeichnet – hier der Gerichtsreport von Craig Murray über Tag 1 und Tag 2 in Den Haag. Und die deutsche Bundesregierung kennt in ihrem rasenden Philozionimus auch angesichts von 8000 ermordeten Kinder, 20.000 Toten und 60.000 Verletzten kein Erbarmen : “Den nun vor dem Internationalen Gerichtshof gegen Israel erhobenen Vorwurf des Völkermords weist die Bundesregierung entschieden und ausdrücklich zurück. Dieser Vorwurf entbehrt jeder Grundlage.”
Ob irgend jemand im Kanzleramt die 84-seitige Anklageschrift, die Südafrikas Regierung eingereicht hat, gelesen hat, bevor diese Erklärung rausgehauen wurde ? Da keinerlei Begründung geliefert wird, warum der dezidiert dargelegte und mit Quellen belegte Genozidvorwurf “jeder Grundlage entbehrt”, ist nicht davon ausgehen. Wer zum Beispiel auf den Seiten 59 ff. der Anklage die Aussagen führender Köpfe der Netanjahu-Regierung gelesen hat, muss an den hehren Absichten der israelischen “Selbstverteidigung” große Zweifel anmelden, denn die Motive einer ethnischen, rassistischen Säuberung sind hier ziemlich klar zu erkennen. Wer nur das zur Kenntnis nimmt, kann die Anklage schon nicht mehr als haltlos bezeichnen, wie es die Bundesregierung tut – und nun auch noch in Form einer “Nebenintervention” als Drittpartei an der Seite Israels in das Verfahren eintreten will. Und das just zum 120. Jubiläum des ersten Genozids im 20.Jahrhundert, bei dem die deutschen Invasoren zehntausende Hereros in der namibischen Wüste sterben ließen, was seitens des Präsidenten von Namibias, Hage Geingob, zu einem scharfen Protest führte:
“Deutschland kann sich nicht moralisch zur Konvention der Vereinten Nationen gegen Völkermord bekennen, einschließlich der Sühne für den Völkermord in Namibia, und gleichzeitig das Äquivalent eines Holocausts und Völkermords in Gaza unterstützen…”
Doch da täuscht sich Präsident Geingob wohl, zu welchen grotesken Spagathaltungen Deutschland in der Lage ist, dank “wertebasierter feministischer Außenpolitik” (Baerbock) und “dienender Führungsrolle” (Habeck) gegenüber den USA kriegt Berlin es ja sogar hin, sich die eigene Energieversorgung wegsprengen zu lassen und gute Miene dazu zu machen. Und hat nicht nur kein Problem damit, wenn die Enkel der Holocaustopfer sich in Gaza aufführen wie die übelsten Nazis, sondern unterstützt sie “ausdrücklich und entschieden” dabei, dies straffrei tun zu können.
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Der kleine Koks-König aus Kiew ist gestern in Davos eingetroffen, um beim World Economic Zombie Meeting noch ein paar Milliarden locker zu machen, denn: “Putin ist ein Raubtier, das sich nie zufrieden gibt” Dafür gab es standing ovations; substantiell ist für den Ex-Komiker aber nicht mehr viel zu holen. Was Waffen betrifft, sind in den letzten beiden Jahren sämtliche “game changer” des Westens neutralisiert worden und von möglichem Nachschub ist nichts anderes zu erwarten. Die Materialschlacht ist lange verloren, die Armee auf kleine Reste geschrumpft und weil mit Geld und PR am Boden nichts zu gewinnen ist, wäre die weiße Fahne für Zelensky eigentlich das Gebot der Stunde, wollte er seiner Verantwortung als Präsident noch irgendwie nachkommen. Noch einen Volkssturm aus Frauen und Rentnern aufzustellen, wie Zelensky plant, um den Zombies des WEF und des MICIMAT zu gefallen und einen definitiv verlorenen Krieg fortzusetzen, ist mörderischer Wahnsinn. Und es ist verlogener Schwachsinn, beim WEF “Friedensgespräche” zu führen, an denen Russland nicht beteiligt ist.
EU-Kommisarin von der Leyen ist indes weiter vom Endsieg überzeugt: “Die Ukraine kann in diesem Krieg siegen!” und trommelt für die Fortsetzung, und Kollege Merz (CDU) will eine Abstimmung im Bundestag über die Lieferung von Taurus-Raketen, mit denen die Ukraine Ziele in Russland beschießen kann. Unterdessen enthüllt die BILD-Zeitung, wie die Bundeswehr sich auf einen bevorstehenden Angrif Putins vorbereitet. Als ob es die Russen nötig hätten, auch nur einen Fuß in den Westen zu setzen. Das Führungspersonal mit seiner transatlantischen Agenda fährt die Ukraine, Europa und Deutschland ganz allein an die Wand…
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