3 JT #79: Hunger Games

Diese Russen schon wieder: Zuerst besetzen sie die Ukraine, jetzt bedrohen sie die ganze Welt mit einer Hungersnot. Was steckt da schon wieder dahinter? Außerdem: Wie soll es eigentlich nach dem Krieg weitergehen – in der Ukraine und in ganz Europa? Und was gibt’s Neues von Julian Assange? Über all das und mehr berichten Robert Fleischer, Dirk Pohlmann und Mathias Bröckers in Ausgabe #79 des 3. Jahrtausends!

Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 30

“Die Dämonisierung Putins ist keine Politik, sondern ein Alibi für ihre Abwesenheit” – was Henry Kissinger schon 2014 monierte, wurde im Februar 2022 mit dem russischen Einmarsch in der Ukraine beantwortet. Wo keine Politik mehr gemacht wird, droht – wie wir seit Clausewitz wissen – die “Fortsetzung mit anderen Mitteln”: Krieg. Und ist der erstmal im Gange, schaltet die Dämonisierung bekanntlich in den Overdrive, wie seit einigen Monaten die Putinologen in der hiesigen Kampfpresse, wo kein Hitler-Vergleich zu peinlich, keine Pathologisierung zu plump und kein Schwerverbrechen blutig genug ist, um sie nicht dem russischen Präsidenten anzuhängen. Um im selben Atemzug seine Niederlage ankündigen, wegen fehlender Raketen, Streitkräfte, Panzer etc.pp., weshalb man die Ukraine jetzt nur noch mit ein paar reichweitenstärkeren Raketenwerfer:innen bestücken muss, um den “Sieg” sicherzustellen. Was dann von der deutschen Kampfpresse als “Selbstbefreiung” gepriesen wird.

Mit der Wirklichkeit hat das alles nichts zu tun, denn weder ist Putin=Hitler, noch spricht die Realität an der Front für irgendeinen Sieg der Ukraine. Dass das Gegenteil der Fall ist, dass die größte von NATOstan je aufgestellte Stellvertreterarmee langsam aber sicher vernichtet wird, weil sie  gegen die Übermacht Russlands schlicht keine Chance hat, wie hier seit Februar immer wieder dargelegt – diese Fakten haben einen tiefen Graben der kognitiven Dissonanz aufgerissen, der offenbar nur noch Projektionen zuläßt, mit denen die eigenen Schwächen und Schatten dem “Feind” zugeschoben werden. Wenn Frankreichs Macron fordert, dass man Putin nicht länger “demütigen” soll, weil man am Ende mit Russland an den Verhandlungstisch muss, ist diese Forderung  nach Rückkehr der Diplomatie zwar richtig, deutet aber auch an, wer hier gerade wirklich “gedemütigt” wird – Putin mit grosteken, infantilen, hysterischen Diffamierungen oder der Westen, mit einer krachenden Niederlage in der Ukraine und dem ruinösen Scheitern des Sanktionsirrsinns ? Glaubt Herr Habeck noch,  dass er mit einem Öl-Embargo Russlands Wirtschaft ruinieren und Putin stürzen kann, oder projiziert er mit diesem Phantasma schon den Ruin der deutschen Wirtschaft und seinen eigenen Absturz ?  Ich denke, in beiden Fällen ist eher Letzteres ist der Fall.

Und ehe wir  auch noch die Frage beantworten How Many Frequent-Flyer Miles Would it Cost to Send Ursula von der Leyen Non-Stop to Hell? lassen wir einen uns die Zusammenhänge der aktuellen Energie,-und Lebensmittelkrise von einem Fachmann erklären, der ihre Ursachen bündig zusammengefasst  hat: “Eine einfach dumme Politik”. Auch mit allem anderen was er in diesem TV-Interview sagt, ist Putin ziemlich genau auf dem Punkt und nach der ersten goldenen Kriegsregel – “Kenne deinen Gegner” – müssten diese Aussagen kaum dass sie auf  “Rossja1” gefallen sind,  dem Publikum auf CNN, BBC, ARD zur Kenntnis gebracht werden. Was sie aber nicht tun, weil kein Journalismus, sondern nur noch Propaganda gemacht wird – und da ist es ein Tabu, dass der Ultraböse irgendetwas Richtiges oder Vernünftiges sagt. Und glücklich ist, wer wie Ulrike Guerot angesichts der Aussichtslosigekeit des Kriegs für Friedensverhandlungen plädiert und keinem kriegsgeilen “Mobberator” wie Markus Lanz in die Hände fällt. 

Weil seit dem russischen Einmarsch die Maschinerie der Gehirnwäsche, die Karl Kraus schon vor dem ersten Weltkrieg am Laufen sah – “Diplomaten belügen Journalisten und glauben es wenn sie es lesen” – multimedial im Turbo-Modus rotiert , sind beide Seiten abgehoben von der Realität in einem illusionären Wunderland unterwegs. Sie glauben, einen Krieg gegen die größte Nuklearmacht der Welt gewinnen zu können – und weil es nicht wirklich können, schicken sie eine Stellvertreterarmee um wenigstens Schaden anzurichten – und sie glauben, ausgerechnet das rohstoffreichste Land der Erde wirtschaftlich zerstören zu können – und ruinieren sich dabei selbst.  Über die Hybris, Ignoranz und Arroganz, die diesen Glaubenssätzen zugrunde liegt, müsste dringend geredet werden,  denn die fatalen Folgen dieser Selbstüberschätzung  des Westens kosten täglich weitere Menschenleben.  Angesichts der mentalen Verwüstungen, die der anti-russische Propaganda-Tsunami angerichtet hat, scheint eine solche Debatte aber zur Zeit schwierig bis unmöglich.

Dmitry Orlov, dessen “Lehre vom Kollaps” ich vor zwei Jahren übersetzt hatte, hat gerade wunderbar beschrieben, wie auch die “Putin ist schuld” – Suada des Westens dabei ist, nach hinten los zu geht: How blaming Putin is helping Putin.  Ich empfehle,  das ganze Stück zu lesen, hier ein Auszug:

 

Die Systemkrise, die wir derzeit im Westen (und in anderen Teilen der Welt, die zu eng mit dem Westen verflochten sind, um sich ihr zu entziehen) erleben, wird objektiv vom Westen selbst verursacht. Aber da der Westen es nicht gewohnt ist, seine Fehler einzugestehen (da er sich in seiner eigenen verblendeten Denkweise für überlegen, unentbehrlich und unfehlbar hält), ist er gezwungen, sein episches Versagen in praktisch allen Bereichen damit zu erklären, dass er alles auf Putin schiebt. Das heißt, sie geben nicht einmal Russland im Allgemeinen die Schuld, sondern Putin persönlich; schließlich kann Russland zuweilen gut und angenehm sein (wie unter Gorbatschow und Jelzin), aber Putin sorgt dafür, dass es sich daneben benimmt. Deshalb muss alles Putins Schuld sein.

So weit ist es gekommen: Selbst der  Präsident der Vereinigten Staaten (oder wer auch immer seinen Teleprompter bedient), der im Laufe seiner Wahlkampagne geschworen hat, dass er die Verantwortung für alles, was unter seinem Kommando geschieht, übernehmen wird, gibt nun so regelmäßig und monoton “Putins Preiserhöhung” die Schuld, dass der Ausdruck zu einem Mem geworden ist. Inzwischen hat sich das Narrativ “Putin ist an allem schuld” auf alle heikleren Probleme ausgeweitet: Inflation, Kraftstoffpreise, Preissteigerungen bei Lebensmitteln und sogar… Mangel an Babynahrung! (…)

Diese wunderbare Strategie funktioniert kurzfristig sehr gut, hat aber längerfristig aufgrund eines bestimmten Mechanismus der Massenpsychologie eine große Schwachstelle. Oberflächlich betrachtet, ist sie einfach und scheinbar kugelsicher: Putin ist irrational; er hat imperiale Ambitionen, leidet unter Paranoia und Größenwahn, ist besessen von der Wiederherstellung der UdSSR… Da seine Motive irrational sind, kann man ihnen nicht mit rationalen Mitteln wie Verhandlungen, Diplomatie, Kompromissen usw. beikommen. Putin ist ein verrückter Diktator mit vielen Atomraketen, und so können wir nur noch leiden. Dieses Konstrukt scheint für die meisten Zwecke gut genug zu sein, etwa um soziale Probleme, wirtschaftliche Fragen und Führungsversagen weg zu erklären. Aber nur auf kurze Sicht.

Hätte die beispiellose Flutwelle von Sanktionen, die der Westen gegen Russland verhängt hatte, in den ersten zwei oder drei Monaten der russischen “Spezialoperation” in der Ukraine irgendeine Art von greifbarer Wirkung gezeigt, dann hätte diese Strategie ausgereicht, um den Schock der sich entfaltenden Krise für die leidgeprüften Massen im Westen zu mildern (obwohl sich die Krise auch dann weiter entfalten würde, wenn die russische Wirtschaft zusammengebrochen wäre). Auf längere Sicht funktioniert diese Strategie jedoch nicht mehr. Erstens ist das Narrativ “Putin  ist schuld”  ziemlich eintönig und wird schnell alt. Zweitens, und das ist weitaus wichtiger, wird auf der Ebene des Unterbewusstseins der Massen der Eindruck erweckt, Putin sei ein Gott: supermächtig, supereinflussreich und in der Lage, mit subtilen und unsichtbaren Mitteln sowohl globale als auch lokale Prozesse zu beeinflussen. Darüber hinaus ist der Gott Putin zeusähnlich und verfügt über mächtige atomare Blitze, die seinem ohnehin schon furchterregenden Image noch mehr Schrecken einflößen.

Früher oder später wird das westliche Massenunterbewusstsein einen einfachen und vollkommen logischen Gedanken entwickeln: Wenn Putin allmächtig und supereinflussreich ist und wir mit unseren schwachen “Sanktionen aus der Hölle” nichts tun können, um ihn in drei, dann fünf, dann sieben Monaten zu schwächen oder zu vertreiben, dann müssen wir uns natürlich mit ihm arrangieren und seinen Forderungen nachgeben, bevor es für uns noch schlimmer wird! Und während es für das westliche Massenunterbewusstsein erniedrigend wäre, mit einem kleinen Tyrannen oder einem verrückten Despoten zu verhandeln, ist es keineswegs beschämend, mit einem allmächtigen Halbgott zu verhandeln, der das Schicksal der Menschheit in seinen Händen hält, sondern eine notwendige, unumgängliche und äußerst vernünftige Maßnahme. Darüber hinaus sollte es möglich sein, einen solchen Kompromiss in schmeichelhaften Worten darzustellen: als ein großmütiges Geschenk der Gemeinschaft der zivilisierten Nationen, das in gutem Glauben angeboten wird, um die Welt vor einem nuklearen Armageddon zu bewahren, das von einem wütenden, allmächtigen Halbgott entfesselt werden soll.

Wenn westliche Politiker, wie zu erwarten, nicht bereit sind, mit Putin zu verhandeln und Kompromisse einzugehen, werden die leidenden westlichen Massen ihnen die Schuld für jede Verzögerung geben. Wenn Putin allmächtig und supereinflussreich ist, warum verhandeln sie dann nicht und suchen keinen Kompromiss? Worauf warten sie? Was ist mit ihnen los? Die besser Informierten unter den westlichen Massen können vielleicht sogar eine selten diskutierte, aber ziemlich offensichtliche Tatsache erahnen: Was Putin will, ist gar nicht so unvernünftig. Er will nur einen Teil der Ukraine (nicht notwendigerweise die ganze Ukraine, sondern nur die enthusiastischen, patriotischen russischen Teile ) und er will auch, dass die NATO verdammt noch mal von Russlands Grenzen weg ist. “Wozu brauchen wir diese Ukraine überhaupt?”, könnte sich diese aufgeklärten Elemente fragen. Schließlich haben die meisten Menschen im Westen viele glückliche Jahre damit verbracht, nicht zu wissen, dass die Ukraine überhaupt existiert. Mehr noch: Als sie vor kurzem von ihrer Existenz erfuhren, brach gerade eine sehr unangenehme Krise aus – und sie können den verdammten Ort immer noch nicht auf einer Karte finden! Und jetzt müssen sie unter himmelhohen Benzinpreisen, unerschwinglichen Lebensmitteln, galoppierender Inflation und einem Mangel an Babynahrung leiden – und das alles nur, weil ein paar idiotische Politiker sich weigern, Putin diese verdammte Ukraine zu überlassen, die sowieso niemand haben will? (Nun, Polen schon, aber wer zum Teufel ist Polen?) Kommt schon! Seid vernünftig! Schafft diesen dummen Hunter-Biden-Spielplatz ab und lasst uns weitermachen!

Das ist das neue Narrativ, das sich unweigerlich im Massenunterbewusstsein des Westens herausbildet, und während die Zeit vergeht, die Energiepreise weiter steigen, Engpässe bei allen möglichen Dingen alltäglich werden … und in der Zwischenzeit der Rubel stärker und Russland trotz der “Sanktionen aus der Hölle” immer reicher wird und seine sagenumwobene Mauer aus Artilleriefeuer gemächlich nach Westen über die ukrainische Landschaft zieht, wird dieses Narrativ immer stärker werden und schließlich die Oberhand gewinnen. An diesem Punkt wird jeder Versuch, “Putin die Schuld zu geben”, mit Buhrufen, Zischlauten und einer Salve von verfaultem Gemüse beantwortet werden. Was sollten wir von westlichen Politikern unter diesen Umständen erwarten? Wir sollten keine Überraschungen erwarten; sie werden tun, was sie immer getan haben: Sie werden versuchen, die neue, konkurrierende Darstellung zu unterdrücken. Sie werden jeden “ausschalten”, der versucht, es in den Medien zu artikulieren. (Tucker Carlson aufgepasst!)

Auf diese Weise wird der Westen genau das wiederholen, was in der Ukraine selbst passiert ist – ein Symptom für die schleichende Ukrainisierung des Westens. In der Ukraine hat das Kiewer Regime für jedes einzelne katastrophale Versagen in den Jahren 2014 und 2015 Putin persönlich verantwortlich gemacht. Im Laufe der Zeit ist es ihm gelungen, eine Art Quasi-Kult um Putin als allmächtige böse Gottheit zu bilden, die die arme, von Schmerzen geplagte, kleine, kuschelige Ukraine vernichten will. Infolgedessen hat sich im Jahr 2018 – mehr oder weniger – im Unterbewusstsein der ukrainischen Massen ein neues Narrativ herausgebildet: “Wozu brauchen wir diese von Russland verseuchte Krim oder diesen widerspenstigen Donbass? Warum können wir sie nicht einfach Putin überlassen, damit er uns in Ruhe lässt und wir uns als europäisch orientiertes Land entwickeln können?”

Wie reagierte das Kiewer Regime auf dieses neue Narrativ? Es tat, was es konnte, um es zu unterdrücken. Das war eine unabhängige Initiative, sondern eine koloniale Verwaltungsmaßnahme, die von Washington aus gesteuert wird. Und da Washington damit beschäftigt war, einen ukrainischen Krieg gegen Russland anzuzetteln, war jedes Narrativ, das einen Friedensschluss mit Russland beinhaltete, einfach nicht erlaubt. Deshalb wurden alle politischen Parteien der ukrainischen Opposition verboten, alle nicht von der Regierung kontrollierten Fernsehsender wurden abgeschaltet, und jeder, der es wagte, die Vermutung aufzustellen, dass es eine gute Idee sein könnte, de facto unabhängigen Gebieten die Chance zu geben, ihr Schicksal selbst zu bestimmen, wurde des Separatismus angeklagt und inhaftiert oder getötet. Das Ergebnis war, dass der Westen bekam, was er wollte: einen ukrainischen Krieg mit Russland.

Doch dann ging etwas furchtbar schief. Putin kam dem ukrainischen Angriff zuvor und zündete ein Gegenfeuer, indem er Panzerkolonnen in das zuvor vom Kiewer Regime kontrollierte Gebiet schickte und dessen Logistik durcheinanderbrachte, was seine Schlachtpläne in ein furchtbares Durcheinander stürzte. Dann machte er sich daran, die ukrainische Kriegskapazität mit Hilfe von Raketen methodisch in die Luft zu jagen. Nach dem Zeitplan wird Ende dieses Monats alles verschwunden sein, ungeachtet der westlichen Militärhilfe. Und dann stellte sich heraus, dass Russland auf die “Sanktionen aus der Hölle” vorbereitet war, da es sich acht Jahre lang darauf vorbereitet hatte, und in der Lage war, den Schlag zu ertragen, der dann auf den Westen zurückprallte und ihn in Stücke zu schlagen begann. Der Westen fuhr reflexartig fort, dem ukrainischen Muster zu folgen und alles auf Putin zu schieben. Inzwischen hat sich aber das alternative Narrativ eines allmächtigen Herrn Putin herausgebildet, und wir sollten erwarten, dass immer mehr Stimmen laut werden, die nach Verhandlungen und Kompromissen mit ihm rufen. (…)

(wird fortgesetzt)

Alle bisher erschienen “Notizen” hier
Das Buch über die Geschichte und Hintergründe des Ukraine-Kriegs:

Mathias Bröckers/Paul Schreyer: Wir sind IMMER die Guten – Ansichten eines Putinverstehers oder wie der kalte Krieg neu entfacht wird, Westend Verlag (2019)

 

 

 

 

 

Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 29

Der neue Eiserne Vorhang zieht sich zu, Europa schneidet sich vom “Herzland” ab, vom Handel und Wandel mit dem Osten, mit Russland und Asien, mit dem Rest der Welt – und niemand in Brüssel, Berlin, Paris oder Rom scheint zu ahnen, welche dystopischen Zustände damit auf das “alte Europa” zukommen. Wer nicht mit preisgünstiger Energie und Rohstoffen versorgt wird, kann nicht wettbewerbsfähig produzieren, wer  nicht wettbewerbsfähig ist, kann nichts verkaufen, und wer nichts verkauft, geht als Industriestaat unter. Manchmal kommt es mir in den letzten Wochen so vor, als ob mit knapp 80  Jahren Verspätung und hintenrum der Morgenthau-Plan doch noch umgesetzt würde, nach dem aus dem besiegten Deutschland ein Agrarstaat werden sollte. Doch bekanntlich setzte sich  seinerzeit der US-Außenminister Marshall gegen Finanzminister Morgenthau durch und mit dem nach ihm benannten Marshall-Plan wurde die Bundesrepublik zum Frontstaat im Kalten Krieg aufgerüstet. Joseph Stalins 1952 erfolgten Vertragsvorschlag einer  Wiedervereinigung Deutschlands  und eines Rückzugs der  sowjetischen Bestazung – unter der Bedingung einer künftigen militärischen Neutralität –  musste die Adenauer-Regierung auf Druck Washingtons und Londons ablehnen. Ganz so wie jetzt die Vasallen in Kiew eine militärische Neutralität ablehnen und auf transatlantische Weisung Krieg führen müssen.
 
Für eine Zwischenprüpfung am OSI, dem politikwissenschaftlichen “Otto Suhr Insitut” der Freien Univerität Berlin, beschäftigte ich mich Mitte der 1970er Jahre mit dieser “Stalin Note”   und verdanke diesem Studium meine ersten vertieften Einblicke in das “geopolitische Schach”, die Züge und Methoden globaler Machtpolitik. Und auch davon, dass es den Vereinigten Staaten nicht um regionalen Frieden und  Demokratie geht, sondern um globale, unipolare Macht. Für einen Autor des “Was wäre..”-Genres könnte das ein schöner Romanstoff sein – ein schweizerisiertes Deutschland 1952 ff.,  ich jedenfalls, 1954 pünktlich zum Halbfinale der Weltmeisterschaft hineingeboren,  stelle mir  das ziemlich interessant vor, besser als BRD/DDR und Berlin mit Mauer.

Wie auch immer…fast forward in die 2000er Jahre, in denen  es fast jedes Jahr eine “Putin Note” gab, mit der der russische Staatschef Verhandlungen und Verträge mit dem Westen anbot, bis hin zu einer Assoziation mit der NATO, die von den deutschen und europäischen Regierungen auf Druck der USA allesamt abgelehnt wurden. Stattdessen rückte die NATO immer näher an die russischen Grenzen heran und begann nach dem gewaltsamen Machtwechsel in Kiew 2014, die Ukraine als Frontstaat aufzurüsten. Dass der “Maidan” nicht wirklich erfolgreich war, weil die Industrieregionen im Osten und die Halbinsel Krim die Putsch-Regierung nicht akzeptierten und ihre Autonomie erklärten, führte dann zu dem blutigen Bürgerkrieg, der seitdem in der Donbass-Region mehr als 13.000 Zivilisten das Leben kostete.
Nachdem im Dezember 2021 die ultimative Forderung Russlands an die USA, die militärische Neutralität der Ukraine vertraglich zu vereinbaren, ignoriert wurde und stattdessen ukrainische Truppen im Osten mit massivem Beschuss begannen,  startete Russland seine “Spezielle Militäroperation” – zwei Tage nachdem es die beiden Donbass-Republiken anerkannt hatte und um deren “Schutzersuchen” nachzukommen. Eine Formalität, die aber völkerrechtlich nicht unwichtig ist, weil Russland sich damit auf den Präzedenzfall Kosovo und das von NATOstan  (im Rahmen der US-“regel-basierten-internationalen-Ordnung”) als “legal” akzeptierte “Right To Protect” berufen kann – was mir als scharfem Kritiker des damaligen NATO-Angriffs auf Jugoslawien am 24.2.22 eine gewisse “klammheimliche Freude” bereitet hatte. Nicht wegen der Verschärfung des Kriegs, der im Donbass schon seit 8 Jahren lief, sondern weil der Tabubruch NATOstans bestraft wurde.

Dass ein Großangriff auf die Separatistengebiete schon im Gange war, ging dann aus erbeuteten Einsatzplänen hervor, die Russland nach der Eroberung eines ukrainischen Stützpunkts Anfang März dokumentiert hat. Diesem Rückeroberungsplan ist die “Operation Z” somit zuvorgekommen – nicht mit einer “Invasion”, “Eroberung”  oder einem “Vernichtungskrieg”, von dem gerade in Deutschland viele völlig ungeniert reden, sondern mit einer “kombinierten militärisch-polizeilichen Operation”, wie Andrei Martyanov es genannt hat. Das Ziel der Intervention, so von Putin am 24. 2. angekündigt, ist die  Sicherheit des Donbass und “De-Militarisierung” der Ukraine, die seitdem voranschreitet, langsam und sicher, was westliche Beobachter und Analysten bis Mitte Mai als Schwäche auslegten. Dass die Russen tun was sie sagen und es auf größtmöglichen Schutz der Zivilbevölkerung und der eigenen Truppe anlegen, wollte man im Westen zuerst nicht verstehen. Die geduldige Belagerung der Asovstal-Festung mit der Gefangennahme von tausenden Kämpfern, die man auch mit schweren Bomben  hätte vernichten können, hat diese “schonende” Methode dann demonstriert.  Und auf diese Art, langsam aber mit unnachgiebigen Druck, wie eine Dampfwalze, gehen die russischen Streitkräfte vor. Wo sie auf starke Befestigungen stossen – und weil der Einsatz schwerer Bomber auf Städte ausgeschlossen ist  – bleibt die Walze dann stehen und rollt manchmal sogar wieder ein Stück zurück. Doch von Norden und von Süden zieht sich der Kessel im Donbass Kilometer um Kilometer  zu, jeden Tag verliert die Ukraine 300- 500 Mann und die aus den dezimierten Batallionen und neuen Rekruten zusammengewürfelten “Kampfgruppen” haben unter dem russischen Dauerfeuer nur eine Chance wenn sie nicht aufgeben: Kanonenfutter.

Dass mittlerweile sogar das CIA-Hausorgan “Washington Post” von der aussichtslosen Lage und dem Leid der im Stich gelassenen Soldaten ausführlich berichtet, mag zwar dem PR-Zweck dienen, die 40 Milliarden zu legitimieren, die Joe Biden “für die Ukraine” gerade den US-Rüstungskonzernen in den Rachen geworfen hat – es zeigt aber auch, dass man dem Publikum vor der Realität am Boden nicht länger die Augen verschließen kann. Zumal auch der oberste Militär – Joint Chief of Staff General Milley – über FoxNews schon mal vorsichtig darauf einstimmt, dass “Russland gewinnen könnte” und über das Kriegsende verhandelt werden muss. Wenn ein Top-General derlei Konjunktive verwendet, spricht das nicht für die Siegesgewissheit, wie sie von  Olaf Scholz (“Putin darf nicht gewinnen gewinnen!”) und seiner vom Völkerball kommenden Chefdiplomatin (“Die Ukraine muss gewinnen!”) im Bundestag noch vollmundig verbreitet wird. Auf was diese Siegesgewissheit gründet ist völlig unklar und weil es die Lageberichte von der Front es nicht sein können spricht alles für heiße Luft.
Die wird auch vom Wirtschaftsminister ventiliert wenn er verkündet, dass die Sanktionen “wirksam” wären und die russische Wirtschaft demnächst “zusammenbricht”, weil Putin “das nicht mehr lange durchhalten kann”. Mit der Realität der russischen Wirtschaft hat das nichts zu tun wie die aktuellen Ölexporte zeigen, denn Russland bleibt auf seinen Rohstoffen nicht sitzen. An “freundliche” Nationen wird Öl derzeit sogar zum Discountpreis von 72 Dollar (statt 116 auf dem Weltmarkt) verkauft und selbst wenn die EU ihr Programm eines Totalembargos zum Jahresende durchzieht, rechnet man in Russland mit Nettoverlusten von etwa 10%.  “Zusammenbruch” sieht anders aus, Deutschland und die EU aber schießen sich mit dem Sanktionsirrsinn nicht nur in beide Knie, sondern auch noch etwas höher.
Nicht nur die aktuellen Zahlen sprechen gegen die Sanktionen, schon der Grundgedanke, die Ökonomie eines rohstoffreichen und technologisch fortgeschrittenen Land wie Russland  damit in die Knie zwingen zu können, ist falsch. Es hat seit 20 Jahren nicht einmal gegen den Iran funktioniert und Russland ist ein weitaus schwereres Kaliber – wenn man nicht nach dem BIP (Brutto-Inlands-Produkt) rechnet, in das auch wertlose Spekulationsgewinne und andere immateriellen “Werte” einfliessen, sondern nach der realwirtschaftlich relevanteren Kaufkraftparität PPP (Purchasing Power Parity) ist es die sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt. Derzeit knapp unter dem Level von Deutschland, doch wenn Habeck in “dienender Führungsrolle” des Imperiums so weitermacht,  sehr bald schon größer. Die Einnahmen aus dem Ölgeschäft sind 2022 um 50% höher als im Vorjahr, laut Bloomberg aktuell täglich 800 Millionen Dollar, in Deutschland hingegen sind an der Tankstelle schon jetzt die sozialen Verwerfungen abzusehen, die der Embargo-Irrsinn noch nach sich ziehen wird.

Ich hatte es hier schon öfter betont: Russland braucht Europa nicht, aber Europa braucht Russland. Deshalb kann es diesen wirtschaftlichen Krieg nur verlieren, so wie die Ukraine den militärischen Krieg verliert. Ein paar weitere Haubitzen und Material in die Schlacht zu werfen, kann sie verlängern, aber nicht wenden – und falls neue Mittelstreckenraketen dabei sind, die ein bekokster Komiker aus Versehen nach Russland feuern kann… dann ist Schluß mit lustig und regional begrenzter “Special Military Operation”, weil die Russen tun werden was sie für diesen Fall gesagt haben: die “Zentren der Entscheidung” für diese Attacken angreifen. Und die liegen bekanntlich nicht in Kiew….

Zum Abschluss hier noch die Zusammenfassung der geopolitischen  Kurznachrichten des geschätzten Korrespondenten Pepe Escobar auf Telegram:

ROCK’N ROLL DIALEKTIK – in einer Minute:

Der Kriegsverbrecher Henry Kissinger hat mit seinem Davoser Gemurmel über die Ukraine einen Sturm ausgelöst – mit Absicht. Das gesamte westliche Kommentariat fiel darauf herein.
Das war Kissinger – immer ein verlässlicher Aktivposten der Rothschilds – der wieder einmal sein einziges Spiel spielte: Teile und herrsche.
Was für diejenigen, die das Spiel kontrollieren, wirklich zählt, ist die Agenda 2030.
Hardcore-Austerität gemischt mit Hardcore-Sozialkontrolle der verarmten Massen. Digitale Zentralbankwährung. Sozialer Kredit auf Steroiden. Das Panoptikum 2.0.

Der nahtlose Übergang von Covid-19 zum Krieg in der Ukraine – komplett mit Zusammenbruch des Welthandels, Zusammenbruch der Versorgungslinien, Lebensmittel-/Energieknappheit – es ist alles geplant. Ein Mittel zum Zweck – Great Reset – (in Davos jetzt als “The Great Narrative” bezeichnet).
Kissinger befürchtet, dass der Krieg unkontrollierbar wird (das ist er bereits: und die Russen werden dafür sorgen, dass es für den kollektiven Westen so bleibt). So wie es aussieht, ist der Krieg die einzige “Strategie” der “Narrativ”-Bullies.
In der Zwischenzeit zeichnet sich ein Schreckgespenst ab: der Multi-Billionen-Tsunami der Derivate, der völlig außer Kontrolle geraten wird.

(wird fortgesetzt)
Alle bisher erschienen “Notizen” hier

Das Buch über die Geschichte und Hintergründe des Ukraine-Kriegs:

Mathias Bröckers/Paul Schreyer: Wir sind IMMER die Guten – Ansichten eines Putinverstehers oder wie der kalte Krieg neu entfacht wird, Westend Verlag (2019)

 

 

Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 28

Wegen der intellektuellen “No-Fly-Zone” der Mainstreammedien, die nicht mehr über einen Krieg berichten, sondern als Cheerleader einer Kriegspartei fungieren, sind um objektive Betrachtung und kritische Beurteilung bemühte Beiträge kaum noch zu finden. Die schon während Corona exerzierte Desinfektion des Meinungskorridors, die Exkommunikation von Kritik und Dissens, die Diffamierung von Opposition…. diese jedem demokratischen System Hohn sprechenden Untugenden haben sich nicht nur etabliert, sie scheinen vom “Killervirus” nahtlos auf einen noch gefährlicheren Feind übergesprungen zu sein: den “Killerrussen”. So unheimlich tödlich, dass jeder Vergleich, jeder Kontext, jede Relativierung noch  unzulässiger wurde als der Vergleich von Covid 19 mit einer Grippewelle. Der Hinweis, dass drei Tage US-Bombardement im Irak mehr Ziviltote und Zerstörung produzierten als drei Monate russische “Militäroperation”,  entspricht zwar zwar den Tatsachen und ist als ein Kriterium für eine Beurteilung und Einordnung des Geschehens (“Vernichtungskrieg” vs. “Special Military Operation”) fraglos hilfreich, kann aber in den Großmedien nicht einmal beiläufig geäußert werden, ohne umgehend der Inquisition zum Opfer zu fallen. Auch die  Zahlen, die von der OSCE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) in der Donbass-Region ermittelt wurden, müssen im Giftschrank bleiben: dass es Anfang Februar nur etwa ein Dutzend tägliche Verstösse gegen den Waffenstillstand gab, die sich dann auf über 1400 Attacken (am 21.2.) steigerten – dass Russland also nicht ganz “unprovoziert” intervenierte – darf in der “Tagessschau” nicht vorkommen. Es würde die “Wehrkraft” gegen die Killerrussen zersetzen und  die von unserer Völkerballexpertin und Ministerin des Äußersten beklagte “Kriegsmüdigkeit” weiter steigern, und das geht natürlich gar nicht.  Um derlei bellizistischer Fatigue vorzubeugen kam ja beim letzten Russlandfeldzug massenhaft “Pervitin” zum Einsatz und die Jagdflieger sollen vor ihren weißen Linien am Himmel auch gern mal eine Linie Koks gezogen haben, aber derlei Doping hat Frau Baerbock sicher nicht insinuiert – es geht ja um die kriegsmüden Deutschen an der Heimatfront, die es langsam leid sind, für das Chaos in einer korrupten Oligarchenrepublik penetrant und immer heftiger zur Kasse gebeten zu werden. Und denen es dämmert, dass nicht nur der reihenweise russische Kampfjets abschießende “Ghost of Kiew” ein Propaganda-Fake war, sondern auch den anderen Siegesmeldungen aus Kiew nicht zu trauen ist, die von den Cheerleader-Medien 1:1 als “Nachrichten” durchgewedelt werden. Deren Evolution wie in den Headlines des britischen  “Telegraph” (siehe Abbildung oben) auch in deutschen Meiden ähnlich verlaufen ist.

Für Leserinnen und Leser dieses Blogs ist Putins “schockierender Triumph”  kein Schock, weil die militärische Aussichtslosigkeit und absehbare Niederlage der Ukraine hier seit Monaten dargelegt worden ist; das der “Qualitätspresse”in NATOstan ausgelieferte zahlende Publikum freilich, das monatelang mit triumphalen Berichten über heldenhafte Ukrainer  und untermenschliche Russen auf Waffenlieferungen und Sieg im Krieg heiß gemacht wurde, dürfte ein wenig zu schlucken haben, und zu fragen. Wenn die Russen doch die Orks sind – dumm, brutal und unterlegen – warum können sie dann gewinnen ? Wenn wir “The World’s Finest Army” (Barack Obomba) haben, warum  müssen wir uns das gefallen lassen? Man kann sich doch nicht  mit “Putler”, dem blutrünstigen Ork-Diktator von gestern heute friedlich an einen Tisch setzen und verhandeln…, oder doch ? So oder so ähnlich werden sich viele fragen, wenn sie im Aufwachraum die Propaganda-Anästhesie hinter sich gelassen haben – das betäubende, aus allen Kanälen schallende Dröhnen und Röhren der infantilen, cartoonartigen, personalisierten, emotionalisierenden, putinisierten, analyse, -und kontextfreien Schwarz-Weiß-Berichterstattung der vergangenen 90 Tage.

Unterdessen hat Russland die letzten Tests der Zircon 3M22 abgeschlossen, die im Sommer an die Truppe ausgelierfert wird. Gegen die hypersonische anti-nautische Rakete (8000 km/h) ist jedes Abwehrsystem machtlos, mit einer Reichweite von 1000 km versenkt sie bei Bedarf alles, was entfernt in die Nähe kommt. Boris Johnson, der mit Polen, den baltischen Staaten und ukrainischen Nationalisten an einer Anti-EU-Achse bastelt, sollte also nicht weiter an der  Idee festhalten, mit den Schiffen einer “Koalititon der Wiligen” die Getreide-Transporte im Schwarzen Meer zu  “schützen”, die angeblich von russischen Blockaden, tatsächlich aber durch von Kiew selbst gelegte Minen behindert werden. So wie die aktuell drohende Lebensmittel, – und Düngemittelknappheit auch nicht “Putin”, sondern eher den Sanktionen gegen  Russland geschuldet ist – und sich schon  2020 mit der weltweiten Verteuerung abzeichnete, die sich wegen Covid und Transportproblemen noch verschärfte.  Dies jetzt in das Propaganda-Narrativ vom bösen Russen zu pressen, der auch noch arme Kinder in Afrika verhungern läßt und deshalb bekämpft werden muss, mag für PR-Agenten und Nachrichten-Manufakturen naheliegend sein, hat mit der Realität aber wenig zu tun. Tatsächlich geht es darum, dass Joe Biden am 10. Mai ein “Lend-Lease Law” für Waffenlieferungen an die Ukraine unterzeichnet hat,  die sie aber nicht geschenkt bekommt, sondern bezahlen soll.  Mit 20 Millionen Tonnen Weizen, die in ukrainischen Silos lagern und in den nächsten Wochen  gen Westen transportiert werden müssen – wo sie dann nicht in Lagerhäusern landen, sondern selbstverständlich sogleich gegen den “Welthunger” eingesetzt werden (Zwinkersmiley). Willkommen im Wertewesten, der aus der Portokasse seiner  Rüstungsmilliarden jedes Hungerproblem der Welt längst hätte lösen können, aber lieber Waffen liefert – und sich dafür vom ärmsten Land Europas mit Lebensmitteln bezahlen läßt.

Olaf Scholz soll zwar wegen der Getreidetransporte mit Wladimir Putin telefoniert haben, braucht aber vor allem wegen seines Affronts zu den 13.000 im Donbass Ermordeten (“lächerlich”) derzeit nicht mehr mit einem offenen Ohr zu rechen, ebenso wie Frankreichs Macron. Noch Anfang Februar, als sie beide in Moskau waren, hätten sie als souveräne Staatsmänner (ver-)handeln und den Militäreinsatz verhindern können – mit einer simplen schriftlichen Garantie, dass die Ukraine kein NATO-Mitglied wird – doch sie haben nur als Lakaien des US-Imperiums agiert. Und auch jetzt fällt ihnen nicht mehr ein als mehr Waffen zu liefern, um das Schlachten zu verlängern. Und sie wollen es gnadenlos “bis zum letzten Ukrainer” durchziehen, dem jetzt nur noch ein paar bessere Panzer und weitreichendere Raketen fehlen, um… Ja was eigentlich ? Damit der gedopte Clown Zelenski damit auf russische Städte  feuern kann?  Doch besser nicht, dachte man sich im Pentagon weshalb man die angekündigten HIMAR-Raketenwerfer jetzt  lieber nicht liefert –  die zu erwartenden Gegenbesuche von Zircon, Kinzhal & Co will man nicht riskieren. Zudem wären die HIMAR-Geschosse ein gefundenes Fressen für die russische S-400 Luftabwehr und ihr Einsatz dann kein “Game Changer” (und Verkaufsargument), sondern eher der Beleg für die Zweitklassigkeit amerikanischer High-End-Waffen. Diese muß der ausgemusterte “Gepard” ja nicht mehr unter Beweis stellen, für dessen verzögerte Lieferung sich hiesige Laptopbomber schämen und mehr “schwere Waffen” für die Front fordern. Eine Front, an der im Donbass täglich 3-500 Männer ums Leben kommen, weil sie in ihren Bunkern und Festungen gegen das Dauerfeuer russischer Artillerie keine Chance haben.

In den ukrainischen Medien kann das natürlich nicht berichtet werden, aber in NATOstan sickert langsam durch, dass man den eigenen Fake News – den Russen gehen die Raketen aus, die Panzer, das Personal! – nicht länger Glauben schenken kann und der achtjährige Krieg um das Donbass verloren ist. Das Eingeständnis einer Niederlage fällt immer schwer, zumal wenn es sich um die größte Stellvertreter-Armee handelt, die von NATOstan je aufgestellt und ausgerüstet wurde. Doch um viele tausend Leben in der Ostukraine zu retten, müssten die Verantwortlichen JETZT über diesen Schatten springen. Jeder Tag in diesem Krieg ist einer zuviel…

Letzte Meldung: Das Imperium hat das Naziproblem gelöst! Damit es nicht mehr von “russischen Propagandisten” ausgenutzt wird, wechseln Asov-Milizen ihr SS-Logo.  Also Achtung: Raider heißt jetzt Twix, Al Qaida heißt jetzt Al Nushra, die Wolfsangel-Nazis sind keine mehr und wer ihren Helden Stepan Bandera als Nazi bezeichnet, macht sich nach dem von Mini-Diktator Zelenski erlassenen Gesetz vom 22. Mai strafbar. Noch hat er zwar nicht gefordert, dieses Gesetz auch in das deutsche Strafgesetzbuch zu übernehmen, aber wie wir seinen Gaga-Botschafter Melnyk kennen, kann das nicht mehr lange dauern…

(wird fortgesetzt)

Notizen vom Ende der unipolaren Welt -27(28.5.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt -26 (25.5.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 25 (21.5.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 24 (18.5.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 23 (6.5.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 22 (04.5.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt -21(1.5.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 20 (27.4.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt -19 (25.4.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt -18 (23.4.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 17 (20.4.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 16 (17.4.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt -15 (14.4.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt -14 (11.4.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 13 (8.4.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt -12 (6.4.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt -11(4.4.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt -10 (31.3.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 9  (28.3.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 8 (26.03.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 7 (24.03.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 6 (22.03.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt –  5 (19.3.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 4 (18.03,22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 3 (16.03.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt –  2 (14.03.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 1 (13.03.22) 
Das Kriegsmotiv (08.03.22)
Was spricht eigentlich gegen eine militärisch neutrale Ukraine? (6.3.22)
Warum ich noch immer Putinversteher bin (25.02.22)
Das Jugoslawien Russlands in der Ukraine – und NATOstan muss wütend zuschauen (24.02.22)
Die Geduld des Bären ist zu Ende(23.02.22)
Wir sind schon wieder die Guten (17.02.22)
Drei Riesen und die “neue Ära der Multipolarität” (12.02.22)
Frisch aus dem Archiv: Ansichten eines Putinverstehers (18.02.22)
Return of the Kremlmonster: Kuba-Krise reloaded (18.01.22)

Mathias Bröckers/Paul Schreyer: Wir sind IMMER die Guten – Ansichten eines Putinverstehers oder wie der kalte Krieg neu entfacht wird, Westend Verlag (2019)

 

 

Notizen vom Ende der unipolaren Welt -27

NATOstans Ultra-“Philantrop”, der Oligarch George Soros (91), hat beim “World Economic Forum” (WEF)  in Davos die Parole ausgegeben, dass Putin so schnell wie möglich besiegt werden muss, um die  “Zivilisation zu bewahren” :


“Während der Krieg tobt, muss der Kampf gegen den Klimawandel an zweiter Stelle stehen. Doch die Experten sagen uns, dass wir bereits weit zurückgefallen sind und der Klimawandel kurz davor steht, unumkehrbar zu werden. Das könnte das Ende unserer Zivilisation bedeuten, und deshalb müssen wir alle unsere Ressourcen mobilisieren, um den Krieg frühzeitig zu beenden. Der beste und vielleicht einzige Weg, unsere Zivilisation zu bewahren, besteht darin, Putin so schnell wie möglich zu besiegen. Das ist die Quintessenz.”

Also nicht wundern, wenn  die Kids demnächst ihre Demos  um ein Feature erweitern und nunmehr “Fridays gegen Putin for Future” ausrufen, weil die Flyer der Soros-NGOs und der olivgrünen Heinrich-Böll-Stiftung das wunderbar zusammenrühren. Und solidarisches Doppelfrieren – für die Freiheit und für das Klima – empfehlen: Klimarettung und”Russland ruinieren”(A.Baerbock) auf einen Streich.
Dass das mit dem “ruinieren” nicht funktioniert , weil Europa sich vorher selbst stranguliert,  ist mittlerweile auch zur EU-Inkompetenz-Kommisarin von der Leyen durchgedrungen, die einmal mehr eine ihrer Stupiditäten zurückziehen musste. Nachdem ihr Superplan, dass man Öl und Gas keinesfalls in Rubel bezahlen würde, von den europäischen Versorgern ohnehin hintergangen wurde, die alle ein Konto in Moskau eröffnet haben, mußte Uschi nunmehr auch bei ihrem vor drei Wochen groß angekündigte Öl-Embargo  zurückrudern und ankündigen, dass es einen EU-Beschluß dazu so bald nicht geben wird. Die bizarre Mentalgymnastik, mit der sie das alles begründet, ist derart gaga, dass sich die russischen Medien diese intelektuelle Tiefflugshow des EU-Spitzenpersonals natürlich nicht entgehen lassen. O-Ton von der Leyen:

“Wir müssen weiterhin russisches Öl kaufen, um Europa vor Putin zu retten. Denn wenn wir es nicht tun, wird Putin es woanders verkaufen und mehr von den hohen Preisen profitieren, also kaufen wir besser russisches Öl und lassen ihn nicht profitieren.”

Wir hatten ja schon angemerkt, dass sich die Ukraine-Berichterstattung im Westen derzeit auf dem Niveau von Marvel-Comics bewegt, mit einem Ultrabösen, gegen den sich die anderen Superhelden zusammentun, um die “Zivilisation zu bewahren”. Und sich bei ihrem Treffen hinter den sieben Bergen in Davos von der zum “Topstar des WEF” (Tagesanzeiger)  aufgestiegenen ehemaligen “Panzer-Uschi”  den raffinierten Plan erklären lassen: “Wir kaufen weiter sein Öl, damit er es nicht woanders verkauft und davon profitiert!” Um diese ausgefuchste Strategie den anwesenden “Global Leaders” noch näher zu bringen, hatte die EU-Kommisarin ihren Aufenthalt in Davos sogar spontan verlängert – und konnte dann erleben, wie nach dem Orakelspruch des Yedi-Meisters Soros, den Ultrabösen “so schnell wie möglich zu besiegen” ein weiterer steinalter Großmeister in den Ring stieg, der in seinem langen Leben in Diensten des Ultra-Oligarchen Rockefeller zahlreiche Schüler in der Anwendung der Macht ausgebildet hatte: “Bloody Henry” Kissinger (99). Als ausgewiesener Kriegsverbrecher und Friedensnobelpreisträger, dem zwar kein Massenmord zu blutig ist, der aber auch checkt, wenn ein solcher nicht weiterhilft, hat Kissinger die Lage im Ukrainekrieg geprüft und festgestellt, dass militärisch hier nichts zu gewinnen ist. Und dem Regime in Kiew deshalb empfohlen, Gebiete abzutreten und sofort Friedensverhandlungen zu beginnen. 
Natürlich nicht weil er Russlandfreund oder Putinversteher wäre, sondern Realist und Realpolitiker – anders als sein Geronto-Kollege Soros, der als Ideologe einer grenzenlosen “Offenen Gesellschaft” bis zum letzten Ukrainer um die Grenzen des Donbass kämpfen lassen will. Kissinger hingegen hat die Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens verstanden und schlägt statt weiterer, unnötiger Gemetzel eine Teilung des Landes vor, bevor die ukrainische Armee völlig zerschlagen wird und außer dem Osten und Süden noch weitere Gebiete  unter russische Kontrolle fallen. Also: zu retten was zu retten ist, von dem Fiasko der Maidan-Putschs,  acht Jahren Krieg gegen die “Volksrepubliken” im Donbass und einer US-kontrollierten Ukraine.
Tatsächlich könnte so die Vernichtung der 15-20.000 Mann starken  ukrainischen Truppe vermieden  werden, die an der Donbass-Front mittlerweile täglich Hunderte Kämpfer verliert, weil sie getötet und  verwundet werden, oder in  großer Zahl aufgeben und sich ergeben. Indes dürfte es nicht so ganz leicht werden, das seit Monaten mit FakeNews und Propaganda auf  “Sieg durch Waffenlieferungen” heiß gemachte und eingeschworene Publikum auf ein neues, realistischeres Narrativ umzustellen, weshalb das schreckliche Schlachten in der Ostukraine wohl noch einige Zeit weiter gehen wird. Aus dem “Führerbunker” in Kiew schallte den Vorschlägen, Friedensverhandlungen zu führen, nur ein unflätiges “Go F**k Yourself” entgegen. Dass Kissinger kein Verräter ist, sondern ihnen den Arsch retten will, haben Zelenski und seine Berater  offenbar noch nicht kapiert, genausowenig wie die Tatsache, dass ihre Zukunft an einem seidenden Faden  hängt (oder gar sie selbst an einem Strick), wenn ihre Armee im Donbass zermahlen wird. Was sich nur mit einer Weißen Fahne noch verhindern läßt.

Dass die Russen weiter langsam und gleichsam im “Schongang” operieren, ohne ihre strategischen Bomber und wirklich schweres Gerät einzusetzen, unterscheidet diese “Special Military Operation” vom American Style der Kriegsführung. Dass sie weniger zivile Opfer und Kollateralsschäden verursacht und Putin nicht nach zwei Wochen Bombardement und hundertausenden Toten “Mission Accomplished” verkündet hat, wurde im Westen als Zeichen militärischer Schwäche dargestellt und als Grundlage der Erzählung genommen, dass mit mehr Sanktionen und mehr Waffen ein “Sieg in der Ukraine”  zu erringen sei. Nach drei Monaten dämmert es den “Leitmedien” in den USA aber langsam, dass es keinen Sinn mehr macht, der eigenen Propaganda auf den Leim zu gehen. Nach den vom Editorial Board der New York Times geforderten Verhandlungen  (siehe #26) ruft nun auch die “Washington Post”, zu einer echten Debatte über den Ukrainekrieg auf – und veröffentlicht herzzerreissende Artikel über die elende Lage ukrainischer Truppen., die man bis vor kurzem noch auf der Siegerstraße bejubelte und mit weiteren Haubitzen zum Endsieg über die Russkies pushen wollte. Doch kaum waren die ersten Exemplare der von den USA gelieferten M777 an der Front aufgetaucht, waren sie auch schon wieder weg: das russische EW- (Electronic Warfare) System hatte die Satelliten-Steuerung der Raketen nach dem ersten Schuss geortet und blockiert –  und die Stellung dann innerhalb  von wenigen Minuten durch eine Rakete vernichtet. Wie vermutlich auch die  in Deutschland im Kurztraining an der US-Haubitze ausgebildeten ukrainischen Artillerie-Schützen.
Anders als die Kapitulation der ukrainischen Eliteeinheiten und Nazi-Kämpfer in Asovstal, die von den pravdaesken Westmedien noch als erfolgreiche “Evakuierung” verkauft werden konnte, läßt sich die Niederlage an der Donbass-Front nicht mehr lange schönreden. Nach den Angaben in verschiedenen Blogs und Social Media Kanälen verliert die Ukraine jeden Tag 3 – 500 Mann, über 8.000 sind bereits in Gefangenschaft.  Da kein bei Verstand gebliebener Armeechef eine derart tragische Eliminierung seiner Truppen lange hinnehmen kann,  im Führerbunker in Kiew aber jeder Hinweis auf Rückzug und Verhandlungen als “Verrat” mit dem Mittelfinger quittiert wird, könnte es bald – so vermutet der in Charkow stationiert Videoblogger Gonzalo Lira – zu einem Putsch der militärischen Führung gegen den zunehmend größenwahnsinnigen Führer Zelenski geben. Valeriy Zaluzhnyi, der Generalstabschef, soll kein großer Freund der Asow-Bataillone und Rechts-Radikalen sein und auf jeden Fall geeigneter, Verhandlungen über ein Kriegsende und die neue Landkarte der Ukraine zu führen:
Die gelbe Linie zeigt den derzeitigen Frontverlauf, die violette Linie markiert ziemlich genau die Grenze, hinter der bei den ukrainischen Wahlen seit 2004 mehrheitlich die pro-russischen Kandidaten gewählt wurden (auf den kleinen Karten links) – und ich denke, dass diese Regionen das Minimum sind was  Russsland mit dieser Operation unter Kontrolle bringen wird. Weil weitere Waffen aus dem Westen das nur verzögern aber nicht mehr verhindern können, kostet jeder Kriegstag mehr nur unnötige Opfer
Wo sich der als Freiheitsheld der westlichen Welt gehypte Mini-Diktator Zelenski  damit nicht anfreunden und lieber noch Zigtausende Leben opfern will, bevor er sich dem Unausweichlichen fügt,  und wo auch die von einem hysterisierenden und emotionalisierenden Propaganda-Tsunami heimgesuchten Medienkosumenten es nicht fassen können,  dass der Ultraböse einfach  gewinnt – da tut sich ein tiefer Graben kognitiver Dissonanz auf. Wie die moderaten Vorschläge Henry Kissingers dieseits und jenseits des Atlantiks erregt weggebellt wurden, zeigt mehr als nur Betroffenheit an,  für die vom Ukraine-Kult Geblendeten stürzen Weltbilder ein. Zelenski hat Kissinger denn auch sofort auf die Liste der “Feinde der Ukraine” gesetzt. Was ihm aber auch nicht mehr helfen wird, wenn er sich schon bald an  Bloody Henrys berühmtes Diktum erinnern muss:  “Ein Feind der Vereinigten Staaten zu sein ist gefährlich, aber ihr Freund zu sein ist fatal.”

(wird fortgesetzt)

Notizen vom Ende der unipolaren Welt -26 (25.5.22)
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Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 9  (28.3.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 8 (26.03.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 7 (24.03.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 6 (22.03.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt –  5 (19.3.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 4 (18.03,22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 3 (16.03.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt –  2 (14.03.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 1 (13.03.22) 
Das Kriegsmotiv (08.03.22)
Was spricht eigentlich gegen eine militärisch neutrale Ukraine? (6.3.22)
Warum ich noch immer Putinversteher bin (25.02.22)
Das Jugoslawien Russlands in der Ukraine – und NATOstan muss wütend zuschauen (24.02.22)
Die Geduld des Bären ist zu Ende(23.02.22)
Wir sind schon wieder die Guten (17.02.22)
Drei Riesen und die “neue Ära der Multipolarität” (12.02.22)
Frisch aus dem Archiv: Ansichten eines Putinverstehers (18.02.22)
Return of the Kremlmonster: Kuba-Krise reloaded (18.01.22)

Mathias Bröckers/Paul Schreyer: Wir sind IMMER die Guten – Ansichten eines Putinverstehers oder wie der kalte Krieg neu entfacht wird, Westend Verlag (2019)

 

 

3. JT #78: Planet der Affenpocken

Die nächste Sau, die durchs Dorf getrieben wird, ist ein Affe. Wieso brechen die Affenpocken eigentlich gerade jetzt aus? Und was ist mit den Biolaboren in der Ukraine? Wir haben neue Hintergründe. Außerdem: Der politische Krieg wird auf allen Kanälen und Ebenen geführt. Und für das Öl-Embargo bezahlen wir, aber nicht die Russen. Wo soll das alles enden? Über all das und mehr berichten Robert Fleischer, Dirk Pohlmann und Mathias Bröckers in der 78. Ausgabe des 3. Jahrtausends!

Notizen vom Ende der unipolaren Welt -26

Ich bin ja hier schon seit Monaten “on the record”, dass nicht die Russen, sondern die EU-Länder den Preis für den Sanktionsirrsinn bezahlen, den ihre Regierungen veranstalten. Mit verdoppelten Kosten für Heizung und Benzin innerhalb eines halben Jahres sind die Verbraucher jetzt schon die Dummen  – nicht wegen des Kriegs, oder wegen “Putin”, sondern wegen der Sanktionen. Wenn aber Olaf “Russland darf nicht gewinnen” Scholz und Robert “In dienender Führungsrolle” Habeck an ihrem aberwitzigen Embargo-Plan festhalten, in sechs Monaten komplett auf russisches Öl zu verzichten, kommt es richtig dicke. Willkommen in der Raffinerie Schwedt nahe der polnischen Grenze, die Berlin samt Flughafen und das Bundesland Brandenburg mit Kraftstoff versorgt – und seit den 1950er Jahren über die Pipeline “Druschba”(Freundschaft) mit “Ural Blend” beliefert wird. Dieser Zufluss, der seit Jahrzehnten täglich 24 Stunden läuft, soll über eine stillgelegte und renovierungsbedürftige DDR-Pipeline aus Rostock ersetzt werden, wo die Entladungs, -und Lagermöglichkeiten für Tanker aber noch ausgebaut werden müssen. Weil auch dann die Kapazität nicht ausreicht, soll der Rest über die Häfen von Wilhelmshaven und Danzig nach Schwedt gekarrt werden. So weit haben unsere Embargoisten offenbar gedacht und stolz ihren Sanktionsplan verkündeten, nur scheinen sie völlig vergessen zu haben, dass Öl nicht gleich Öl ist und eine Raffinerie kein Bollerofen, in den man einfach irgendwas reinwerfen kann. Vielmehr muss die Anlage a) exakt auf die Zusammensetzung und den Gehalt des angelieferten Rohstoffs eingestellt sein, der b) dauerhaft und in homogener Qualität  fliessen muss. In Schwedt sind das 250.000 Barrel (á 159 Liter) – pro Tag – die auf Umwegen dann teuer herangeschafft werden müssten und von denen zudem noch völlig unklar ist, wo sie in diesen Mengen und gleichbleibender Qualität  genau herkommen sollen. Zwar ist “Ural Blend” nicht einzigartig und kann theoretisch ersetzt werden,  aber fast alle europäischen Raffinerien laufen damit und können nur mit großem technischen Aufwand auf andere oder gar ständig wechselnde Ölsorten umgestellt werden – was jedenVerzicht auf russisches Öl kurzfristig  praktisch unmöglich macht. Und mittelfristig nichts anders bedeutet als ökonomischen Selbstmord.  Und was geschieht, wenn Russland auf ein Öl-Embargo im Gegenzug die Gaslieferungen stoppt ? Dann kommt die Perle der deutschen Industrie, die Autoproduktion, abrupt zum  zum Stillstand ,  gut  20 % des BIP gehen den Bach runter. OK, wer braucht schon noch Autos wenn der Liter Sprit 5 Euro kostet. Aber gibts schon einen Morgenthau-Plan 2.0, wie man Deutschland in einen Agrarstaat umwandelt ? Wenn nicht, sollte die Regierung ihn bei ihren Overlords in Washington dringend anfordern, denn mit Auto, -Maschinen, – Chemie-Industrie etc. geht dann bald nichts mehr.

Weil Russland ukrainische Häfen blockiert steuert die Welt auf eine Hungerkrise zu, da Mais und Weizen – die wichtigsten Exportgüter der Ukraine – nicht verschifft werden können, tönt es in den letzten Tagen aus den Medien. Tatsächlich hat die Ukraine 75 ausländische Frachtschiffe in Odessa und anderen Städten  seit Wochen festgesetzt und die Häfen  mit 400 Minen blockiert, die sich bei einem Sturm vor zwei Wochen zum Teil losgerissen haben und nun frei herum schwimmen. Es sind also nicht, wie der Guardian meldet, “russische Kriegsschiffe” die Frachttranssporte behindern und das  Schwarze Meer verunsichern, sondern die Marinexperten und ihre NATO-Berater in Kiew. Nachdem die im Hafen von Mariupol festgehaltenen Schiffe befreit wurden, hat Russland nach Angaben der Internationalen Meeresorganisation (IMO) im Asowschen Meer mittlerweile einen drei Seemeilen breiten minenfreien Korridor geschaffen, der wieder sichere Passagen ermöglicht.  Und während eine drohende globale Lebensmittelknappheit von den Medien in das Narrativ vom ultrabösen Russen gepresst wird, meldet Reuters, dass die ukrainischen Weizenexporte im Mai zwar etwas gesunken sind, aber 2022 bisher höher waren als im Vergleichszeitraum ein Jahr zuvor. Ja wie denn das, wenn die herzlosen Russkies die Welt verhungern lassen weil sie Häfen blockieren ? Es ist nur ein  Beispiel mehr, wie FakeNews mit  einem kleinen Spin in die passende Propagandaerzählung verwurstet und massenhaft verfüttert werden.

Dass die Siegesmeldungen des ukrainischen Komikers Zelenski mittlerweile  den phantastischen Ansagen des irakischen Informationsministers “Comical Ali” entsprechen, hatten wir in der letzten Folge bereits angemerkt.  Auch seine jüngste Verkündigung, dass die ukrainische Armee auf 700.000 Mann gewachsen sei, scheint aus dieser realitätsfernen Richtung zu kommen, die mit einer Zelenski nachgesagten Leidenschaft zu tun haben könnte: seinem Hang zu kolumbianischem Marschierpulver. Einem Stoff, der nicht nur die physische Ausdauer steigern, sondern auch zu mentalem Größenwahn führen kann und bekanntlich auch in den “Vitaminspritzen” enthalten war, mit denen einst Dr. Morell den Führer zum “Endsieg” pushte. Aber gesetzt den Fall, es gelingt ihm wirklich, auch 12-13-jährige und Frührentner zu rekrutieren – sein Minister spricht sogar von einer Million Soldaten  –  ist solch ein untrainierter “Volkssturm”  nicht viel mehr als Kanonefutter für die professionelle russische Armee. Und auch die 30 Milliarden Dollar, die Joe Biden jetzt den Rüstungsfirmen in den Rachen schmeißen und “moderne” Waffen an die Ukraine (bzw. bis nach Polen) liefern will, können daran nichts ändern. “Money may make the world go around”, schreibt der Ex-Anti-Terrorism-Deputy des US-Statedepartement Larry Johnson, “aber es bringt nicht auf magische Weise ausgebildete, begeisterte Truppen hervor, die bereit und fähig sind, solche Waffen einzusetzen.” Wenn sie denn überhaupt jemals an die Front gelangen und nicht schon in Depots und Lagern von russischen Präzisionsraketen massenhaft in die Luft gejagt werden.

Unterdessen dürfte Präsident Zelenski ziemlich ins Schwitzen gekommen sein, als er am 19. Mai His Masters Voice, den Leitartikel der “New York Times” zur Kenntnis nahm, in dem das Editorial Board die Absetzung seiner Propagandashow androhte und “harte Entdscheidungen” forderte:

“Im März argumentierte dieses Board, dass die Botschaft der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten an die Ukrainer und Russen gleichermaßen lauten muss: Egal, wie lange es dauert, die Ukraine wird frei sein. … (…) Dieses Ziel kann sich nicht verschieben, aber letztendlich ist es immer noch nicht in Amerikas bestem Interesse, sich in einen totalen Krieg mit Russland zu stürzen, auch wenn ein Verhandlungsfrieden der Ukraine einige harte Entscheidungen abverlangen könnte .”

“Ein entscheidender militärischer Sieg der Ukraine über Russland, bei dem die Ukraine das gesamte Territorium, das Russland seit 2014 erobert hat, zurückerhält, ist kein realistisches Ziel. … Russland bleibt zu stark…”

“… Herr Biden sollte Präsident Wolodymyr Zelenskij und seinen Leuten auch klar machen, dass es eine Grenze dafür gibt, wie weit die Vereinigten Staaten und die NATO gehen werden, um Russland zu konfrontieren, und Grenzen für die Waffen, das Geld und die politische Unterstützung, die sie aufbringen können. Die Entscheidungen der ukrainischen Regierung müssen unbedingt auf einer realistischen Einschätzung ihrer Mittel und der Frage beruhen, wie viel Zerstörung die Ukraine noch verkraften kann.”

So ähnlich wie mit dem alten sowjetischen Witz – “Hätte Napoleon nur die Pravda gelesen, hätte er nie von Waterloo erfahren” – erging es ja dem westlichen Medienpublikum mit der pravadesken Mainstream-Berichterstattung, dem zuletzt die Gefangennahme der 2000-köpfigen  ukrainischen Asow-Eliteeinheit als erfolgreiche “Evakuierung” und Nazis als Randerscheinung verkauft wurden. Die Herausgebergeschaft des US-Leitmeidums hat aber nach zwei Monaten offenbar verstanden, dass der Krieg nicht zu gewinnen sein wird, weil “Russland zu stark” ist – und fordert die Politik zurück an den Verhandlungstisch:

“Die Vereinigten Staaten und die NATO sind bereits militärisch und wirtschaftlich stark involviert. Unrealistische Erwartungen könnten sie immer tiefer in einen kostspieligen, langwierigen Krieg hineinziehen…Die jüngsten kriegerischen Äußerungen aus Washington – Präsident Bidens Behauptung, dass Putin “nicht an der Macht bleiben kann”, die Bemerkung von Verteidigungsminister Lloyd Austin, dass Russland “geschwächt” werden müsse, und die Zusage der Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, dass die Vereinigten Staaten die Ukraine unterstützen würden, “bis der Sieg errungen ist” – mögen mitreißende Unterstützungsbekundungen sein, aber sie bringen die Verhandlungen nicht weiter.”

Ganz ähnlich klingt jetzt US-Verteidigungsminister Austin, der gemerkt hat, dass das “Russland schwächen” an allen Fronten nach hinten los geht, und antwortet auf die Frage, ob er das von der britischen Aussenministerin genannte Ziel verfolge, Russland aus dem Donbass und der Krim zu vertreiben, dass es allein in der Hand der ukrainischen Regierung liege,  die Grenzen zu definieren und den Krieg zu beenden.  Und auch “Bloody Henry” Kissinger sieht keinen anderen Ausweg für die Ukraine,  als Gebiete abzutreten und den Krieg zu beenden. Olaf “Russland darf nicht gewinnen” Scholz hatte zwar unlängst einen “Diktatfrieden” noch kategorisch ausgeschlossen, kann sich unter Berufung auf die NYT derlei bellizistische Textbausteine jetzt aber wieder sparen – aus Washington wird aktuell Zurückrudern angesagt…

(wird fortgesetzt)

Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 25 (21.5.22)
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Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 4 (18.03,22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 3 (16.03.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt –  2 (14.03.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 1 (13.03.22) 
Das Kriegsmotiv (08.03.22)
Was spricht eigentlich gegen eine militärisch neutrale Ukraine? (6.3.22)
Warum ich noch immer Putinversteher bin (25.02.22)
Das Jugoslawien Russlands in der Ukraine – und NATOstan muss wütend zuschauen (24.02.22)
Die Geduld des Bären ist zu Ende(23.02.22)
Wir sind schon wieder die Guten (17.02.22)
Drei Riesen und die “neue Ära der Multipolarität” (12.02.22)
Frisch aus dem Archiv: Ansichten eines Putinverstehers (18.02.22)
Return of the Kremlmonster: Kuba-Krise reloaded (18.01.22)

Mathias Bröckers/Paul Schreyer: Wir sind IMMER die Guten – Ansichten eines Putinverstehers oder wie der kalte Krieg neu entfacht wird, Westend Verlag (2019)

 

 

 

 

 

 

Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 25


Dass es bei dem Konflikt in der Ukraine im Kern um einen globalen Wirtschaftskrieg geht, den mehr als 100-jährigen Kampf der anglo-amerikanischen Mächte, Handel und Wandel zwischen  Europa und Asien im Allgemeinen und Deutschland und Russland im Besonderen zu verhindern, hatten wir hier schon mehrfach herausgestellt.  Über diese US-Strategie, Europa zu schwächen, schrieb Michael Hudson, Professor der Ökonomie an der Universität Kansas,  Anfang April:

“Es ist nun klar, dass der Neue Kalte Krieg vor über einem Jahr geplant wurde, mit einer ernsthaften Strategie, die mit der von den USA angestrebten Blockade von Nord Stream 2 verbunden ist, um Westeuropa (“NATO”) daran zu hindern, durch gemeinsamen Handel und Investitionen mit China und Russland Wohlstand zu erlangen. (…)Vor dem Krieg zur Schaffung von Sanktionen versprachen europäischer Handel und Investitionen einen steigenden gegenseitigen Wohlstand zwischen Deutschland, Frankreich und anderen NATO-Ländern gegenüber Russland und China. Russland lieferte reichlich Energie zu einem wettbewerbsfähigen Preis, und diese Energieversorgung sollte mit Nord Stream 2 einen Quantensprung machen. Europa sollte die Devisen für diesen steigenden Importhandel durch eine Kombination aus Exporten von Industrieerzeugnissen nach Russland und Kapitalinvestitionen in den Wiederaufbau der russischen Wirtschaft erwirtschaften, z. B. durch deutsche Automobilunternehmen, Flugzeuge und Finanzinvestitionen. Dieser bilaterale Handel und diese Investitionen sind nun gestoppt – für viele, viele Jahre, da die NATO die in Euro und britischem Pfund gehaltenen russischen Währungsreserven beschlagnahmt hat…”

Dass sich dieser Diebstahl wie auch die gesamten Sanktionen für Europa nicht als Schuss in den Ofen und auch nicht ins Knie, sondern als ein suizidaler in die Schläfe erweisen könnte, wurde jetzt auf einem Treffen zur Entwicklung der Ölindustrie festeghalten:


“Man hat den Eindruck, dass westliche Politiker und Ökonomen grundlegende ökonomische Gesetze einfach vergessen oder einfach ignorieren wollen. (…)
Ein Nein zu russischer Energie bedeutet, dass Europa systematisch und langfristig die teuerste Region der Welt für Energieressourcen wird. Ja, die Preise werden steigen, und es werden Mittel eingesetzt, um diesen Preissteigerungen entgegenzuwirken, aber das wird die Situation nicht wesentlich ändern. Einige Analysten sind der Meinung, dass dies die Wettbewerbsfähigkeit eines erheblichen Teils der europäischen Industrie, die bereits gegenüber Unternehmen aus anderen Teilen der Welt an Boden verliert, ernsthaft oder sogar unwiderruflich untergraben wird. Nun, diese Prozesse werden sich sicherlich beschleunigen. Es liegt auf der Hand, dass die Möglichkeiten für wirtschaftliche Aktivitäten Europa in Richtung anderer Regionen verlassen werden, zusammen mit den Energieressourcen Russlands. Dieser wirtschaftliche Selbstmord ist natürlich die innere Angelegenheit der europäischen Länder.
Nun haben die unberechenbaren Handlungen unserer Partner – und das sind sie – dazu geführt, dass die Einnahmen im russischen Öl- und Gassektor de facto gestiegen sind, zusätzlich zum Schaden für die europäische Wirtschaft.”

Im letzten Satz haben Sie vielleicht erkannt, wer hier spricht, denn niemand nennt seine ärgsten Feinde notorisch und permanent “Partner”, außer Wladimir Putin. Dem es angesichts des trottelhaften Verhaltens vor allem der Partner aus Dummdeutschland aber immer schwerer fallen dürfte, ein mitleidiges Grinsen zu verbergen. Nicht nur über eine Außenpolitik unter Leitung von Annalena “Russland ruinieren” Baerbock, sondern auch über einen Wirtschaftsminister Habeck, der sein  Land in “dienender Führungsrolle” (gegenüber den USA) ökonomisch an die Wand fährt – zur Freude seiner Oberherren in Washington, die sich so jeder europäischen Konkurrenz auf viele, viele Jahre elegant entledigen. Willkommen in der de-industrialisierten Bundesrepublik, deren Autos, Maschinen und Chemieprodukte seit 2022 nicht mehr zu konkurrenzfähigen Preisen hergestellt werden konnten;  beim einstigen Export-Weltmeister, der sich selbst strangulierte und mangels preisgünstiger Ressourcen wettbewerbsunfähig wurde. Wenn Sie das nicht glauben, rücken sie vor bis zur nächsten Tankstelle oder studieren Sie ihre Heizkostenabrechnung und bedenken:  wir sind hier nicht am Ende der Preisspirale, sondern erst  am Anfang. Der “Bär” seine mächtigste Pranke, die Energiewaffe, noch nicht einmal eingesetzt, und dennoch hat Russland, dank der trottelhaften Politik der “Partner” mit ihrem Raub der Währungsreserven und  über 6000 Sanktionen, mehr Geld an Erdgas und Öl verdient als zuvor. Der Rubel, den man ruinieren wollte, steigt weiter, und  ein Ende des Euro,-und Dollar-Verfalls ist nicht in Sicht, zumal der deutsche Energieriese RWE und auch die Versorger aller anderer EU-Länder haben ihr Konto in Moskau eröffnet, um in Rubel zu zahlen. Von der inkarnierten EU-Inkompetenz von der Leyen vor ein paar Wochen noch streng verboten, aber absehbar unausweichlich und jetzt mit nachträglichem OK versehen.

Dass unterdessen die russischen und amerikanischen Top-Generäle wieder miteinander  telefoniert haben, ist ein gutes Zeichen und dass das Gespräch auf Anfrage der USA stattfand deutet an, dass die “Blechköpfe” (JFK) im Pentagon anders als Politiker und Medien die Problematik der militärischen Lage realistisch einschätzen, nachdem sich im Asovstal-Werk mit  2000 Asov-Brigadisten die Elitetruppe der ukrainschen Streitkräfte ergeben hat.  Bzw. “evakuiert” wurden, wie Kiew und Brainwashington im neo-orwellianischem Neusprech diese bedingungslose Kapitulation meldeten. Worum es bei dem Gespräch von Valery Gerasimov, dem russischen Generalstabschef, und dem US Joint Chief of Staff Mark Milley ging, ist nicht bekannt, dass der Amerikaner dem russischen Kollegen zu seiner erfolgreichen “Denazifizierungs”-Operation gratulierte eher unwahrscheinlich. Doch nichts anderes haben die Einsatzgruppen der russischen Armee und der Volksrepubliken demonstriert. Anders als wir mit dem “Father Of All Bombs” in Folge #15 noch befürchtet hatten und gleichsam im “Schongang” was die Menschenopfer der eigenen wie auch der gegnerischen Seite betrifft. Als Lehrstück für alle anderen ukrainischen Truppen, die den Anweisungen ihrer NATO-Berater folgen und sich hinter zivilen Geiseln einbunkern: ihr werdet nicht entkommen, außer mit erhobenen Händen.
Da sich in den Katakomben von Azovstal noch weitere Kämpfer befinden sollen, konnten die Gerüchte über hohes NATO-Personal und diskrete Bio-Labore in dieser Festung noch nicht überprüft werden. Um wen es sich aber bei den von Präsident Zelenski als “Helden der Ukraine” gepriesenen Kämpfern handelt, die von NATOstan mit Waffen und Munition ausgestattet werden, zeigt ein Rundgang durch ihr Hauptquartier in Mariupol. Neonazi-“Hurensöhne” vom Übelsten, aber, mit den Worten von George Bush dem Älteren zu sprechen, “unsere Hurensöhne” – und sie werden von den geschichts-und verantwortungslosen Enkeln der  deutschen Nazi-Armee unterstützt und gefördert. Willkommen in der Generation “Happy Hitler”, woke, vegan  und 150% gender-neutral, aber stramm für Waffenlieferungen an rassistische Faschisten.
Ja aber das ist doch nur eine kleine Minderheit der ukrainischen Armee, die vom Kreml propagandistisch ausgeschlachtet wird! Das zum Stichwort Asow immer wieder bemühte Argument ist in etwa so stichhaltig wie die Aussage, dass die SS – in der West-Ukraine wird deren 1. Galizische Division bis heute gefeiert  – ja auch nur eine unbedeutende Minderheit in Hitlers Armee gewesen wäre und nicht die trainierten, ideologischen Kommisare, Antreiber und Schlächter schlechthin.
Wie viele westliche Beobachter hatte ich  Ende Februar wegen der großen Überlegenheit der russischen Armee mit einer Art Blitzkrieg gerechnet und der Plan A Russlands sah vielleicht auch so aus, dass Kiew nach dem ersten Vorstoss auf breiter Front die Angriffe auf die Donbass-Republiken einstellen und verhandlungsbereit würde. Was unter einer “Special Military Operation” (SMO) zur De-Militarisierung und De-Nazifzierung, wie sie Putin angkündigt hatte, zu verstehen ist, konnte ich mir nicht so recht vorstellen. Als dann nach wenigen Tagen nahezu die gesamten Luft,-und Seestreitkräfte sowie die Luftabwehr der Ukraine außer Gefecht gesetzt waren, wurde klar, dass die “De-Militarisierung” weitgehend mit Raketen durchgeführt werden soll und bis heute Tag und Nacht so fortgesetzt wird. Wie weit der erste Gepard-Panzer kommt, dessen Lieferung das ehemalige Nachrichtenmagazin per Eilmeldung für Juli ankündigt, erwarten wir gespannt.
Was die “De-Nazifizierung” betrifft hat die geduldige Belagerung der Asovstal-Festung jetzt ein Beispiel geliefert, wie man solche im Geiste Hitlers und Banderas fanatisierten  und von NATOstan ausgerüsteten “Elite”-Truppen besiegt, wenn sie sich hinter dem Schutzschild ziviler Geiseln verbergen: sie werden zermürbt und ausgehungert. Bis sie sich ergeben und in den bereitsstehenden Bus steigen, der sie in ein nahegelegnes Kriegsgefangenlager bringt, oder – sofern bereits an ihren Tatoos als Nazis zu erkennen – in ein Gefängnis und vor das Kriegsgericht.  Da in den Volksrepubliken, anders als in Russland, die Todesstrafe möglich ist können sie nur hoffen, nicht vor Ort für das Verbrechen verantwortlich gemacht zu werden, acht Jahre lang auf ihrer russischsprachigen Landsleute geschossen und über 13.000 ermordet zu haben. Dass Nullitäten wie der deutsche Bundeskanzler diese Morde als “lächerlich” bezeichnet haben, wird ihnen vor Gericht wenig helfen.
Genausowenig wie NATOstan die Ausreden, wenn Russland die am 13.Mai vor der UN angekündigten Dokumente über die illegalen Biowaffen-Experimente in der Ukraine vorlegt.
“Eine vollständige vollständige Aufdeckung der Biowaffenaffenkriminalität des Pentagons ist zu  erwarten”, meint Pepe Escobar,  “und zwar auf Hochtouren. (…) Moskau ist sich voll und ganz bewusst, dass das Bekanntwerden der illegalen Arbeit an verbotenen biologischen Waffen eine existenzielle Bedrohung für den tiefen Staat der USA darstellt. Vor allem, wenn die von den Russen beschlagnahmten Dokumente zeigen, dass Big Pharma – über Pfizer, Moderna, Merck und Gilead – an mehreren “Experimenten” beteiligt war.” Erleben wir gerade nicht nur ein  Re-Enactment von Nazis gegen Russen in der Ost-Ukraine, sondern auch Experimente mit Frankenstein-Viren auf den Spuren von Dr.Mengele? Sie werden es erfahren, wenn nicht in der “Tagesschau”, dann hier.
Dort war man sich selbstverständlich auch nicht zu blöd, die massenhafte Kapitulation als erfolgreiche “Evakuierung” unter der Leitung Kiews zu verkaufen – wie ja die Großmedien insgesamt nicht ablassen können, das faktenfreie Narrativ der militärischen  Schwäche Russlands und seiner bevorstehenden Niederlage weiter auszumalen. Nach der verlorenen Schlacht in Mariupol klingt die  Rhetorik aus Kiew langsam stark wie seinerzeit Baghdad Bob im Irak – mit dem Unterschied, dass die Ansagen von “Comical Ali”, wie der Informationsminister Saddam Husseins genannt wurde, von niemandem ernst genommen wurde, während die  phantastische Propaganda des Komikers Zelenski  1:1 auf allen westlichen Kanälen kolportiert wird.
Realitätsnäher als derlei illusionäres Siegesgeheul scheint da ein Blick auf die ethno-linguistische Landkarte der Ukraine, anhand der sich der bis dato unbekannte Plan des russischen Generalstabs und das finale Ziel der Operation  möglicherweise deuten läßt. Dass das Verteidigungsministerium in dieser Woche eine große Multimedia-Dokumentation zur historischen  “Schlacht um den Dnjepr” online gestellt hat,  könnte Zufall sein, aber auch die nächsten Schritte der “Operation Z” anzeigen – und das Ziel, die merhheitlich russischsprachigen Regionen der Ukraine zu einer Föderation von Volksrepubliken zu vereinen. Dass die Falle, die das US-Imperium Russland mit  dem Ukraine-Konflikt stellen will – die Verwicklung in einen endlosen, zähen Guerillakrieg a la Afghanistan – in diesen russland-freundlichen Gebieten nicht wirklich funktionieren wird, ist anzunehmen. Dass es zuvor aber um die wunderbare Stadt Odessa zu einem langen, zerstörerischen Kampf wie in Mariupol kommen wird, das kann und will ich mir nicht vorstellen und nur hoffen, dass es schon vorher zu Friedensverhandlungen kommt. Vielleicht, fiel mir heute Nacht ein, wäre es eine Lösung, dass diese Perle am Schwarzen Meer zu einer (zoll-)freien Enklave und Hafenstadt wird, zu der auch die künftige Rumpf-Ukraine Zugang erhält. Ich weiß nicht, ob solch ein Status, etwa wie früher Hongkong, verhandelbar ist, doch um Odessa vor der Belagerung und Raketen zu retten, sollte für Ukrainer und Russen kein Kompromiss zu schlecht sein….
(wird fortgesetzt)

Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 24 (18.5.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 23 (6.5.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 22 (04.5.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt -21(1.5.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 20 (27.4.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt -19 (25.4.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt -18 (23.4.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 17 (20.4.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 16 (17.4.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt -15 (14.4.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt -14 (11.4.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 13 (8.4.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt -12 (6.4.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt -11(4.4.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt -10 (31.3.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 9  (28.3.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 8 (26.03.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 7 (24.03.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 6 (22.03.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt –  5 (19.3.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 4 (18.03,22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 3 (16.03.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt –  2 (14.03.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 1 (13.03.22) 
Das Kriegsmotiv (08.03.22)
Was spricht eigentlich gegen eine militärisch neutrale Ukraine? (6.3.22)
Warum ich noch immer Putinversteher bin (25.02.22)
Das Jugoslawien Russlands in der Ukraine – und NATOstan muss wütend zuschauen (24.02.22)
Die Geduld des Bären ist zu Ende(23.02.22)
Wir sind schon wieder die Guten (17.02.22)
Drei Riesen und die “neue Ära der Multipolarität” (12.02.22)
Frisch aus dem Archiv: Ansichten eines Putinverstehers (18.02.22)
Return of the Kremlmonster: Kuba-Krise reloaded (18.01.22)

Mathias Bröckers/Paul Schreyer: Wir sind IMMER die Guten – Ansichten eines Putinverstehers oder wie der kalte Krieg neu entfacht wird, Westend Verlag (2019)

 

 

 

 

Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 24

Am 9.Mai bin ich mit dem “Unsterblichen Regiment” durch Moskau gelaufen – zusammen mit 800.000 Menschen, von denen jede/r das Bild eines Familienmitglieds oder einer Person trug, die im Kampf gegen den Faschismus ums Leben gekommenist. Ich habe ein Porträt meines alten Lieblings Erich Mühsam getragen, auf das ich öfter angesprochen wurde und erklären mußte, dass es sich nicht um einen Verwandten, sondern um einen  revolutionären Publizisten und Anarchisten handelt, der 1934 von den Nazis im KZ ermordet wurde. Dieser Marsch am “Tag des Sieges” war nicht nur die größte Demonstration an der ich je teilgenommen habe, sondern auch die beeindruckendste, denn alles, aus dem ganzen russischen Riesenreich, lief da mit:  vom uralten Mütterchen im Kopftuch bis zu Teenies und Kids mit bunten Haaren, sämtliche Ethnien Russlands und der ehemaligen Sowjetrepubliken samt ihren Fahnen waren vertreten, Ex-Offiziere in Pracht-Uniformen, Familien mit Kind & Kegel. Keine Banner, keine Parolen, keine politischen Forderungen oder Kundegebungen, nur die Portäts der “Unsterblichen”, die ihr Leben gelassen haben – und ab und zu der Ruf aus hundertausenden Kehlen: “Russ-i-a, Russ-i-a – Urra” (wie im  Französischen fällt im Russischen das H weg) Am Roten Platz, wo Präsident Putin am Morgen gesprochen und die übliche Militärparade abgenommen hatte, endete der Marsch. Wie auch einige andere ausländische Teilnehmer – aus Deutschland waren die Kollegen Tom Wellbrock (Neulandrebellen) und Thomas Stimmel (Frische Sicht) dabei –  wurden wir  von einem TV-Team über den Grund unseres Kommens befragt, worauf ich meinen Respekt vor den Opfern der Roten Armee bei der Befreiung von Auschwitz und Deutschlands von den Nazis bekundete und auch noch kurz die Geschichte meines Vaters ansprach. Und dass ich mich freue, mit den Russen ihren Sieg vor 77 Jahren hier und heute feiern zu können.
Welche unermeßlichen Opfer das Land dafür gebracht hat, hatten wir im Museum des 2. Weltkriegs gesehen, und auch, welches Selbstbewußtsein und welche Kraft Russland aus dieser Geschichte zieht – was verstehen läßt, dass es sich von den seit Jahren näher rückenden NATO-Truppen und ihrer mit Wolfsangeln und Schwarzer Sonne ausgestattten Speerspitze der Asow-Brigaden zurückversetzt fühlt in den großen vaterländischen Krieg vor 80 Jahren.
Den haben auch die erst vor 25 Jahren geborenen Studierenden im Gedächtnis, mit denen wir in den folgenden Tagen 600 Kilometer südlich von Moskau an der Uni von  Woronesch sprachen, der Landeshauptstadt, die von der deutschen Wehrmacht bei ihrem Rückzug dem Erdboden gleich gemacht worden war. Dass McDonalds und Starbucks, mit denen sie groß geworden sind, jetzt wegen der Sanktionen geschlossen haben, bedauern zwar einige, aber Burger King, KFC und andere FastFood-Ketten haben weiterhin geöffnet (wie übrigens auch die allermeisten Shops westlicher Labels im Moskauer Edel-Kaufhaus “Gum”). Die jungen Leute sind klug, belesen und offen für alles Westliche, doch von den USA regiert werden wollen sie nicht, einige mit Verwandeten oder Beziehungen in der Ukraine sind sehr unglücklich über den Krieg, verstehen aber die Gründe dafür und dass die Aufrüstung dort gegen Russland gerichtet ist. “Wir haben nichts gegen das Land und die Menschen, aber die rechtsradikale, anti-russische Regierung muß verschwinden”, meinte einer – und diese Haltung scheint mit der des “offiziellen” Moskau zu korrespondieren, wo das berühmte “Hotel Ukraine” in der Nacht noch immer gelb und hellblau schimmert.
Dass die Regierung den “Tag des Sieges”  und auch den aus einer  Bürgerinitiative hervorgegangen Marsch des “Unsterblichen Regiments”, der in zahlreichen Städten stattfindet,  für die Militäroperation in Ukraine “instrumentalisiert”, wie es die westlichen Medien behaupten, ist zwar nicht falsch. Aber die Ukraine und das “Z” – ein Fan-T-Shirt mit dem illegalen Buchstaben habe ich erfolgreich am deutschen Zoll vorbeigeschmuggelt (-;  – blieben auf diesem Marsch durch Moskau dezent im Hintergrund. Die Bevölkerung muss nicht mehr agitiert werden, sondern hat verstanden, dass Russland das eigentliche Ziel des NATO-Aufmarschs in der Ukraine ist. In einem Hotel in Woronesch sprachen sprachen wir mit Flüchtlingen, die aus umkämpften Städten im Donbass evakuiert und dort untergebracht wurden. Ein Geschäftsfrau aus Mariupol erzählte, wie sich die Lage dort entwickelte, nachdem in einem Kindergarten neben ihrem Mode-Atelier ein Stützpunkt der Asow-Brigade eingerichtet wurde, wie ihre Freundin, eine Tierärztin, die sich für die Separation der Volksrepublik eingesetzt hatte, bedroht wurde und dann einfach verschwunden ist. Ein Mann aus der Gegend von Kharkow berichtete, wie er beim Hundespaziergang nicht von den Russen, sondern von der ukrainischen Armee beschossen wurde. Er verneinte, wie auch einige andere, die Frage, ob es einen Unterschied zwischen der regulären Armee und den Nazi-Bataillonen gäbe. Alle können sich auch vorstellen, bald wieder in die Ukraine zurückzukehren: “Wir können alle zusammenleben, auch mit der West-Ukraine, nicht wir, die Politik verhindert das.”

Das ist seit 2014 unbestreitbar, doch mittlerweile ist auch klar, dass es einen Staat Ukraine in der seit 1991 existierenden Form nicht mehr geben wird. Dass die verrückten NATOstan-Akteure und ihre Medien behaupten und fordern, diesen Krieg militärisch “zu gewinnen” – also die Ost-Ukraine und die Krim wieder erobern wollen – zeigt nur, dass sie ihre Rechnung völlig ohne die Russen machen und ihr Russlandbild aus den alten James-Bond-Filmen für die Realtiät halten. Weshalb man im Westen auch der völligen Fehleinschätzung aufgesessen ist, dieses Land mit Sanktionen und einer rassistischen Inquisition alles Russischen in die Knie zwingen zu können. Letzeres – die barbarische “Cancel-Kultur” russischer Künstler, Literatur, Musik usw. – ruft bei den Deutsch und Englisch Studierenden in Woronesch verständnisloses Kopfschütteln hervor. Dieses Gebaren des aufgeklärten, “freien” Westens, dessen Sprachen und Kultur sie studieren, trifft sie viel härter als die Wirtschaftssanktionen, die sie kaum spüren – anders als wir.

Am 8.Mai hatten wir an der Wechselstube noch 77 Rubel für einen Euro bekommen – eine Woche später waren es nur noch 65, was unseren Begleiterinnen (auf dem Foto von Thomas Stimmel oben von links: Natscha, Tonja, Natascha, Irina, Jana) ein Grinsen entlockt. Welches mir verging, als am selben Tag meine Berliner Gasrechnung mitteilt, dass statt 4,36 für die Kilowattstunde Heizung künftig 7,67 fällig werden. Willkommen in der abgehängten US-Kolonie Europa und dem Ex-Industriestaat Deutschland. Bei einem kleinen Vortrag an der Uni hatte ich als Strategie empfohlen, “Nordstream 1” für einige Wochen abzustellen  und auch kein Öl mehr nach Westen zu liefern, um die anti-russische Hysterie ein wenig abzukühlen.  Ehe  “Frieren für die Freiheit” auf der Schleimspur von Pastor Gauck zum Volkssport geworden ist, bricht dann im Westen eine Revolution aus. Anders als mit solchen Daumenschrauben läßt sich NATOstan nur noch mit Raketen zu Räson bringen.

Dass im Rahmen der “Special Military Operation” in der Ukraine nur ein kleiner Teil der russischen Streitkräfte eingesetzt wird, ist im Land nicht unumstritten, doch ebenso wird akzeptiert, dass  man gegen die ukrainischen Nachbarn und “Brüder” nicht im US-Stil mit massiven Bombardments und Zerstörungen Krieg führt. Über Propagandaschwachsinn, wie ihn Spiegel und BILD (“Putin gehen die Truppen aus”) hierzulande produzieren, können die Russen nur lachen. Dass aber ausgerechnet Deutschland eine Eskalation nach der anderen iniitiert, für diese Schande fallen mir angesichts der 27 Millionen russischer Opfer im 2. Weltkrieg keine Entschuldigungen ein – außer dem Hinweis, dass die Bundesrepublik als Vasall der USA eben nicht anders darf, als mit NATOstan den Krieg voranzutreiben. Und ihre Regierung nicht zum Wohl des Landes und seiner Bevölkerung agiert, sondern sich der geopolitischen  Agenda des US-Imperiums  unterordnet – selbst um den Preis des ökonomischen Selbstmords.

Ich bin für die Einladungen der Initiative “Unsterbliches Regiment” und der Universität Woronesch sehr dankbar, denn gerade in derart angespannten Zeiten sind direkte Gespräche, Begegnungen und Eindrücke wichtiger denn je. Wie auch die Erfahrung, dass es nicht die Menschen sind, die die Welt manichäisch in Gut und Böse aufteilen, sondern die Politik, und dass Russland und Deutschland wunderbar miteinander könnten, wenn diese nicht wäre. Als auf dem monumentalen Roten Platz der monumentale, nicht enden wollende Marsch der “Unsterblichen” an uns vorbeizog meinte Tom Wellbrock: “Das hier ist die wahre Antifa.” Die Sonne hatte den Wind und Nieselregen des Tages gerade ein wenig vertrieben, was die positive emphatische Stimmung, den unglaublichen Teamspirit dieses Marschs noch spürbarer machte. Und mir schoß der Gedanke durch den Kopf, wieviel Irrsinn, Unkenntnis und Größenwahn es geschuldet sein muss, gegen dieses starke Team und sein riesiges Lande Krieg zu führen und gewinnen zu wollen. Wer glaubt,  dass NATOstan nach den großen Erfolgen in Irak, Syrien und Afghanistan jetzt gelingt, was Napoleon und Hitler versagt blieb, ist nicht mehr zu retten. Allen anderen, die dem schrecklichen Krieg ein Ende setzen wollen, kann ich nur zur weißen Fahne raten….

UPDATE: Hier der Reisebericht von Thomas Stimmel mit vielen Fotos
From Russia With Laugh – Videopodcast über  die Reise
(wird fortgesetzt)

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Notizen vom Ende der unipolaren Welt –  2 (14.03.22)
Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 1 (13.03.22) 
Das Kriegsmotiv (08.03.22)
Was spricht eigentlich gegen eine militärisch neutrale Ukraine? (6.3.22)
Warum ich noch immer Putinversteher bin (25.02.22)
Das Jugoslawien Russlands in der Ukraine – und NATOstan muss wütend zuschauen (24.02.22)
Die Geduld des Bären ist zu Ende(23.02.22)
Wir sind schon wieder die Guten (17.02.22)
Drei Riesen und die “neue Ära der Multipolarität” (12.02.22)
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Return of the Kremlmonster: Kuba-Krise reloaded (18.01.22)

Mathias Bröckers/Paul Schreyer: Wir sind IMMER die Guten – Ansichten eines Putinverstehers oder wie der kalte Krieg neu entfacht wird, Westend Verlag (2019)